Die feine
englische Art
von A–Z

Aus dem Englischen von Dieter Fuchs und Anja Herre

Klett-Cotta

Impressum

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Debrett’s A–Z of Modern Manners«

© 2018 by Debrett’s Limited, London

Original 2008 von Elizabeth Wyse, Jo Bryant,

Sarah Corney und Ruth Massey, mit einzelnen Texten von Susannah Jowitt

Überarbeitungen und Ergänzungen: Lucy Hume

Beratung: Renée Kuo

Für die deutsche Ausgabe

© 2019 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg

unter Verwendung von Abbildungen von © Shutterstock

Datenkonvertierung: C.H.Beck.Media.Solutions, Nördlingen

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98194-0

E-Book: ISBN 978-3-608-11575-8

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar

»Was halten Sie von moderner Zivilisation?«
»Ich denke, das wäre eine gute Idee.«

MAHATMA GANDHI

Ab 18

»Anything goes« ist für manche Leute die Wurzel allen Übels: Hier kippt die Toleranz in die Nachlässigkeit, und »Ab 18« ist kein Verbot mehr, sondern nichts als Empfehlung. Für andere sind die Regeln und Beschränkungen, die damit verknüpft sind, ein weiteres Beispiel für den unheilvollen Einfluss, den der Vormund-Staat auf unsere Freiheit nimmt. Regeln wie diese hemmen unsere natürlichen Impulse: Sex, Gewalt und ordinäre Sprache, die dem Etikett »Ab 18« zugeschrieben werden, sind, so argumentieren sie, einfach Teil unseres Lebens – mit welchem Recht kann also irgendeine anonyme Instanz darüber bestimmen, was wir sehen, hören oder sagen dürfen und was nicht?

Etwas Nachdenken hilft hier weiter. Nicht einmal die überzeugtesten Konformitätsverweigerer erziehen ihre Kinder bewusst zu tabulosem Sex, Gewalt und ordinärer Sprache, sondern versäumen es vielleicht nur, ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn also ein nicht jugendfreies Verhalten im täglichen Leben verdammt wird – warum sollte man das dann nicht auch auf die Medien ausweiten? Man muss hier nur Eins und Eins zusammenzählen – und sich klarmachen, dass Kindersicherungen am Computer oder Altersbeschränkungen bei Filmen nur die mediale Variante dessen sind, was es auch im Privatleben in Form verschlossener Türen gibt. Beim Letzteren entscheiden wir, beim Ersteren hingegen jemand anderer – und zwar auf der Grundlage, dass es auf der Welt nicht nur einvernehmlich handelnde, volljährige Menschen gibt, sondern eben auch unschuldige Kinder, Glaubensgemeinschaften, die sich beleidigt fühlen könnten, und Menschen mit unterschiedlichen Moralvorstellungen.

Natürlich gibt es beim erwachsenen Menschen eine Veranlagung, die Gefallen an zügellosem Sex, Gewalt und sogar ordinärer Sprache findet – nur sollte man deshalb nicht umso mehr danach trachten, diese Anreize zu limitieren und nicht als etwas Alltägliches zu betrachten?

Abendgarderobe

So erforderlich, wird Abendgarderobe auf der Einladung angegeben (manchmal auch als »Dinnerjacket«, in Amerika als »Tuxedo«). Die traditionelle Abendgarderobe sieht vor: schwarzes Dinnerjacket aus Wolle, einreihig und ungeschlitzt, mit Seidenrevers (oder Schalkragen) und bedeckten Knöpfen, schwarze Hose – nach unten leicht verjüngt – mit einem schmalen Aufsatz über die äußere Beinlänge, weißes Marcella-Hemd mit weichem Kragen, inklusive Manschetten und Manschettenknöpfen, schwarze, handgebundene Fliege (vermeiden Sie auffällig designte oder bunte Fliegen!), schwarze Lackschuhe oder auf Hochglanz polierte Schnürschuhe sowie schwarze Seidenstrümpfe. Ein weißer Seidenschal kann wahlweise dazu getragen werden. Kummerbund oder elegante Weste sind weniger üblich. Siehe auch Fliege; Kleidung, Abendliche; Frackzwang

Absagen / ​Ablehnen

»Nur der Mensch ist wahrhaft frei, der eine Einladung zum Abendessen ohne jede Angabe von Gründen ablehnen kann.«

JULES RENARD

Liebenswürdig abzulehnen, ohne zu verärgern, ist eine wesentliche soziale Fähigkeit. Was auch immer der Anlass sein mag – ein Rendezvous, ein Tanz, eine Einladung –, Sie haben das Recht, das Angebot abzulehnen, und häufig werden Sie aufgrund früher getroffener Verabredungen nicht in der Lage sein anzunehmen. Ob Sie tatsächlich bereits verplant sind oder Ihnen die Einladung schlicht nicht wichtig ist: Gute Manieren erfordern es, dass Sie irgendeine Form der Entschuldigung anbieten. Ein einfaches »Nein, danke« wirkt schon sehr dürftig; wenn Sie jedoch andeuten, dass Sie bereits eine zuvor vereinbarte (oder unmittelbare) Verpflichtung haben, mildern Sie damit den Schock ein wenig ab. Machen Sie aber nicht den Fehler, Ihre Ablehnung mit wortreichen Entschuldigungen zu untermauern. Weniger ist mehr, und übermäßiges Ausschmücken löst sofort Skepsis aus.

Wenn Sie wirklich nicht nachgeben möchten (zum Beispiel einem aufdringlichen Verehrer), vermittelt eine unverblümte Absage klipp und klar die Botschaft: Es wird Momente geben, da Sie mit erbarmungsloser Unfähigkeit, (körper)sprachliche Zeichen zu deuten, konfrontiert werden – und dann müssen Sie Ihre guten Manieren möglicherweise kompromittieren.

Abschiede / ​Weggehen

Wenn Sie gehen, dann gehen Sie: kein Herumlungern in Jacke oder Mantel, ohne große Umschweife. Sobald Sie wissen, dass Sie weg wollen, verabschieden Sie sich von den anderen Gästen, bedanken sich bei den Gastgebern und steuern dann schnurstracks auf die Tür zu. Nehmen Sie, so gut es geht, Rücksicht auf die Unterhaltung und Geselligkeit der anderen Gäste. Wenn Sie eine Veranstaltung frühzeitig verlassen, tun Sie das diskret und schnell, damit Ihr Aufbruch nicht das Ende der Party einläutet. Sind Sie hingegen der letzte Gast – und Ihre Gastgeber sichtlich nervös –, haben Sie die »Besuchszeit« vermutlich überschritten. Spätestens jetzt ist es angebracht, sich zu verabschieden. Siehe auch Auftritte Ankommen

Aftershave

Aftershave sollte in Maßen benutzt werden und niemals penetrant sein. Die Leute wollen Sie ja nicht riechen, bevor sie Sie sehen.

Alkoholfrei, Alkoholverzicht

»Während der Prohibition musste ich einmal zwei Tage lang von nichts als Essen und Wasser leben.«

W. C. FIELDS

Die meisten Menschen verzichten irgendwann in ihrem Leben auf Alkohol. Gelegentlich hat das medizinische Gründe (Alkohol verträgt sich nicht mit den Tabletten, oder eine Operation steht an, oder jemand ist schwanger). Aber es gibt auch tatsächlich Fälle einer selbstgewählten Abstinenz: Das kann von einer mehrwöchigen »trockenen« Phase bis zur endgültigen Aufgabe der Trinkgewohnheit reichen.

Was auch immer hier der Grund sein mag, er muss bedingungslos respektiert werden. Als Gastgeber sieht man sich vielleicht damit konfrontiert, dass ein Gast ein alkoholhaltiges Getränk ablehnt. Fragen Sie nicht, warum das so ist, und verzichten Sie auch darauf, den Gast überreden zu wollen, zu betteln oder ihn deswegen zu hänseln. So enttäuscht Sie auch sein mögen, dass hier jemand nicht am Partyspaß teilnehmen will, dürfen Sie das niemals zeigen – nehmen Sie das Nein würdevoll entgegen und bieten Sie im Gegenzug eine verlockende Bandbreite an alkoholfreien Getränken an.

Leben Sie selbst vollkommen enthaltsam, sollten Sie allerdings auf Ihre eigenen Umgangsformen achten. Lehnen Sie einen Drink mit der gebotenen Höflichkeit ab, und nennen Sie, wenn nötig, auch den Grund dafür. Markieren Sie nie den Märtyrer, der traurig am Mineralwasser nippt, während der Rest der Party sich köstlich amüsiert. Halten Sie den anderen Gästen keine Vorträge über die Vorteile einer alkoholfreien Existenz. Wenn man nüchtern ist, kann ein betrunkenes Umfeld ganz schön irritierend sein: Die Gespräche sind unlogisch und wirr, aus einem noch so harmlosen Grund bricht Streit aus, Pseudo-Witze ohne jede Pointe sorgen für allergrößte Heiterkeit. Wenn Sie mit dieser alkoholbedingten Anarchie Probleme haben, sollten Sie besser nicht zu der Party gehen. So Sie aber mit ihr klarkommen, ohne zu meckern oder zu tadeln, sind Sie einfach Gold wert – der einzige Gast, der am Schluss noch nüchtern genug ist, um die immer haltloseren Partygäste zur Ordnung zu rufen und womöglich auch noch nach Hause fahren zu können. Siehe auch Trunkenheit

Allergien

In diesen Zeiten verstärkter Beschäftigung mit dem Thema Essen können Allergien bei Gastgebern und Gastgeberinnen heftige Kopfschmerzen auslösen. Das Spektrum bei Allergien reicht von leichtem Unwohlsein bis lebensbedrohlich. Aversionen gegen Essen hingegen sind psychisch bedingt; Menschen können sich selbst einreden, dass von ihnen verhasste Lebensmittel eine allergische Reaktion hervorrufen, ohne jegliche Grundlage für diese Überzeugung. Natürlich sollte jeder, der eine schwere Allergie hat, seine Gastgeber über die Besonderheiten des Problems in Kenntnis setzen. Diese müssen die Information ernst nehmen und dafür Sorge tragen, dass ein Desaster unter allen Umständen vermieden wird. In bestimmten Fällen (zum Beispiel ein großer Hochzeitsbrunch vom Caterer) können Sie anbieten, ein eigenes Lunchpaket mitzubringen.

Umsichtigere Maßnahmen sollten für all diejenigen mit weniger schweren Allergien getroffen werden. Potenzielle Größenordnung des Problems und mögliche Unannehmlichkeiten für den Gastgeber sollte man gegeneinander abwägen. Jemandem eine lange und vielseitige Liste mit Lebensmitteln vorzulegen, gegen die man eine leichte Abneigung hegt, ist unangebracht; wird andererseits nur ein Essen serviert, das bei Ihnen schon Unwohlsein hervorruft, sollte der Gastgeber das erfahren. Ungeachtet dessen, wie schwerwiegend das Problem ist: Wenn er es erst einmal weiß, dann sollte er auch dafür sorgen, dass dieses Essen nicht auf den Tisch kommt. Jemanden wegen einer »vermeintlichen« Lebensmittelintoleranz zu hänseln, zu beschwatzen oder zu schikanieren, gehört sich schlichtweg nicht.

Alte Menschen, Rücksicht auf

»Letzten Endes zählen nicht die Jahre im Leben, sondern das Leben in den Jahren.«

ABRAHAM LINCOLN

Unsere Wahrnehmung der »Alten« verändert sich. Ältere Menschen sind länger gesund und rühmen sich ihrer gut erhaltenen Jugend; es kann also knifflig sein, Rücksicht auf ältere Menschen zu nehmen. Früher hatten Alte eine gehobene Position in der Gesellschaft inne und wurden hochachtungsvoll behandelt, doch dies kann heutzutage unverhältnismäßig oder gar bevormundend wirken. Allerdings erwarten es manche Menschen von Ihnen, und Sie sollten auf Ihr Urteilsvermögen vertrauen.

Konkret heißt das zunächst: Seien Sie geduldig. Wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, ist es vollkommen korrekt, Ihren Sitz einer Person anzubieten, die ihn anscheinend mehr benötigt als Sie. Ärgern Sie sich jedoch nicht, falls sie ihn ablehnt, und lassen Sie sich künftig nicht davon abhalten, dies weiterhin zu tun. Im Gespräch mit einem schwerhörigen Menschen vermeiden Sie es, zu schreien oder langsamer als sonst zu sprechen. Sprechen Sie hörbar und deutlich, und orientieren Sie sich an Ihrem Gegenüber. Ältere Menschen essen und laufen auch häufig langsamer als ihre jüngeren Begleiter.

Als älterer Mensch zeigen Sie sich im Gegenzug geduldig und respektvoll gegenüber jüngeren. Eine freundliche Antwort ist schon mal ein guter Anfang. Reagieren Sie pampig auf etwas, das Sie für im Übermaß bekundeten Respekt halten, beschämen Sie den jungen Menschen eventuell und bringen ihn davon ab, sich künftig freundlich zu verhalten.

Alter

Kinder sind stolz darauf, älter zu werden. Der Rest von uns – insbesondere diejenigen, die das Gefühl haben, sich ihrer zweiten Kindheit zügig zu nähern – hat eher ein Problem damit, das eigene Alter zu offenbaren. Könnte es daran liegen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die vom Erscheinungsbild des Alterns besessen ist, die alte Menschen eher schmäht denn ihren Erfahrungsschatz würdigt, die alten Dingen keinen Wert mehr beimisst, sondern diese als obsolet ausmustert, ganz gleich, ob es sich um Mikrowellen oder Prominente handelt? Wir können uns an die Maximen klammern, Alter sei nur eine »Frage der Einstellung« und man sei nur so alt, »wie man sich fühlt«. Doch nur die wahrhaft Selbstbewussten können wirklich mit der unvermeidlichen Wertung umgehen, die mit jeglicher Diskrepanz zwischen ihrem Aussehen und ihrem tatsächlichen Alter einhergeht. Es tröstet wenig, sich zu sagen, jeder, der Sie nach Ihrem Alter fragt, sei einfach bloß unverschämt. Bittet man wiederum Sie zu raten, dann streben Sie lieber nach dem Land des Schmeichelns, als sich auf riskantes unbekanntes Terrain zu begeben, und addieren oder subtrahieren Sie großzügig, je nachdem, nach welchem Alter Ihr Gegenüber lechzt. Flegelhafte beharrliche Fragen nach Ihrem Alter tun Sie mit einem offenkundig übertriebenen Lachen ab.

Die Schwierigkeit in unserer Überwachungsgesellschaft besteht im unablässigen Eifer der Obrigkeit, Sie in irgendeine Altersspanne einzugruppieren – und mit Niedlichkeit lässt man sich da kaum abspeisen. Wenn Sie aber das nächste Mal Ihr Alter preisgeben sollen, bitten Sie den Arzt, den Bürokraten oder das Lästermaul, die folgende Antwort zu erwägen: Ihr Lebensalter sei eine Frage von Jahren der Existenz, Ihr physisches Alter ginge über das schlichte Zählen von Falten hinaus, Ihr psychologisches Alter entwickele sich kontinuierlich fort, und Ihr emotionales Alter gewinne an Reife. Vor allem vergessen Sie die unkontrolliert um sich greifenden Anzeichen des Älterwerdens – plastische Chirurgie dämmt die Flut nur vorübergehend ein – und konzentrieren Sie sich mit jeder Faser Ihres Wesens darauf, im Geiste nicht alt zu sein.

Angeberei und Eigenlob

Das Anpreisen eigener Fähigkeiten, Eigenschaften oder Vorzüge ist nicht nur kindisch, sondern darüber hinaus auch der Gipfel des schlechten Benehmens. So unangenehm falsche Bescheidenheit auch sein kann – der geduldige Zuhörer wird zu Komplimenten fast schon genötigt –, Angeberei stellt dennoch keine akzeptable Alternative dar. Wenn Sie Lob verdienen, werden Sie es auch erhalten; niemand bekommt so viele Komplimente, wie er oder sie sich wünscht. Wer diesen Mangel dadurch ausgleicht, dass er oder sie sich selbst lobt, macht sich nur unbeliebt.

Anmachsprüche

»Wenn ich sagen würde, dass Sie einen schönen Körper haben: Würden Sie mir das übelnehmen?« Ob man jetzt männlich oder weiblich, jung oder nicht mehr so jung ist – auf Anmachsprüche sollte besser verzichtet werden. Wollen Sie wirklich, dass man sich an Sie wegen Ihrer Sätze aus zweiter Hand erinnert? Denken Sie immer an die Grundausrüstung: Blickkontakt, Selbstvertrauen und eine gute Portion Humor, zeitlich und inhaltlich angemessen. Halten Sie das Interesse der Person so lange aufrecht, bis Sie eine Telefonnummer haben (oder sogar mehr …). Bitten Sie die Person, von sich zu erzählen. Merken Sie sich das, was erzählt wurde. Bringen Sie sie zum Lachen. Seien Sie so interessiert wie interessant. Übereilen Sie nichts, und fallen Sie schon gar nicht mit der Tür ins Haus: »Ist es heiß hier drin, oder sind Sie das?«

Annäherungsversuche

Hierbei handelt es sich um eine höchst riskante Aktivität, bei der oft, aber nicht immer, auf ein ahnungsloses Opfer gezielt wird. Dazu sollten Sie in jedem Fall Ihre fünf Sinne beisammen haben; unternehmen Sie nie einen Versuch, wenn ins Glas geschaut wurde, speziell dann, wenn das Objekt Ihrer Begierde von nichts weiß – sie oder er wird Ihr Handeln für ungepflogen, wenn nicht sogar für respektlos halten. Achten Sie auf die Signale: Wenn Sie romantisches Potenzial erkennen, dann zeigen Sie Ihre Absichten durch entspanntes, aber unmissverständliches Flirten. Das gibt Ihrer/Ihrem potenziellen Geliebten Gelegenheit, die Sache zu prüfen und sich über die eigenen Gefühle klarzuwerden. Bei Ablehnung sorgen ein bedauerndes Lächeln und ein gnädiger Rückzug dafür, dass die Person, die hier nochmal davongekommen ist, sich geschmeichelt fühlt, und Sie selbst Ihre Würde behalten haben. Siehe auch Verführung, Kunst der

Anrufbeantworter

Sprechen Sie eine persönliche Ansage auf Ihr Gerät bzw. Ihren Voicemail-Account, damit Ihre Anrufer wissen, dass sie bei der richtigen Adresse gelandet sind. Beantworten Sie eingegangene Botschaften, anstatt mit der Voicemail-Funktion unauffällig Anrufe abzuwimmeln. Wenn Sie selbst irgendwo eine Nachricht hinterlassen, fassen Sie sich kurz. Sagen Sie, worum es geht, und geben Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer an. Siehe auch Mobiltelefone

Aperitif

Ein Aperitif ist ein Getränk, das vor einem Mittag- oder Abendessen genommen wird, um den Appetit anzuregen und den Gaumen auf die Nahrungsaufnahme vorzubereiten. Üblich sind dabei trockener Sherry (gekühlt und im kleinen Stielglas), Vermouth (Likörwein auf Eis, im hohen Glas) und Campari (auf Eis oder mit Orangensaft). Auch Höherprozentiges ist möglich, etwa ein Cocktail, ein Gin Tonic oder etwas mit Wodka. Eine einfachere, durchaus populäre Variante ist ein Glas kalter Weißwein oder Sekt. Wenn Sie als Gast einen Aperitif angeboten bekommen, orientieren Sie sich an dem, was die anderen trinken, und fragen Sie, was es sonst so gibt, bevor Sie etwas bestellen, das Ihr Gastgeber vielleicht gar nicht vorrätig hat. Siehe auch Digestif

Äpfel

Am Esstisch sollten Äpfel geviertelt und das Kerngehäuse aus jedem Stück herausgeschnitten werden. Die Schnitze können dann mit den Fingern gegessen werden. Anderswo halten Sie den Apfel einfach in der Hand und beißen nach Belieben ab.

Applaus

In die Hände zu klatschen ist gemeinhin eine Möglichkeit, um Zustimmung oder Anerkennung zu bekunden. Jubel oder Anfeuern sollten auf ein Minimum beschränkt und Pfeifen gänzlich unterlassen werden.

Langsames Klatschen signalisiert den Unmut eines Publikums, das man warten lässt. Buhrufe sind niemals angebracht.

Applaudieren Sie in der Oper nach der Ouvertüre (bevor der Vorhang hochgeht), nach einer beeindruckenden Arie (jedoch niemals, während noch gesungen wird), am Ende einer Szene oder eines Aktes und natürlich zum Schluss. Ebenfalls ist es üblich, dem Dirigenten zu applaudieren, wenn er zu Beginn der Vorstellung das Podium betritt, nach der Pause und am Ende (wenn das Orchester sich ebenfalls verneigt). Im Rahmen von Musikkonzerten, bei denen man sitzt, applaudieren Sie zwischen den Stücken, nicht jedoch zwischen den einzelnen Sätzen innerhalb einer Komposition. Im Theater wird Applaus am Ende eines jeden Aktes erwartet, nach einer bemerkenswerten Szene oder einem besonderen Moment sowie am Ende der Aufführung.

Bei einem formellen Diner oder einem Hochzeitsempfang applaudiert man den Rednern vor und nach ihrer Ansprache. Bei Preisverleihungen oder ähnlichen Anlässen wird kurz applaudiert, nachdem der oder die Gewinner verkündet wurden. Auch auf die Dankesrede folgt Applaus.

Arroganz

Arrogante Menschen sind im Grunde gesegnet. Sie haben das Glück, dickfellig und von sich selbst überzeugt zu sein, und sie gehen ohne jeden Selbstzweifel oder auch nur den Anflug von Mitgefühl über die Problemchen hinweg, die andere, geringere Sterbliche plagen. Ihre Fähigkeit, sich nicht beeindrucken zu lassen und durchs Leben zu stolzieren, ohne sich um die Wirkung ihrer Handlungen auf andere zu scheren, ist zwar beneidenswert, aber dennoch sind die Auswirkungen der Arroganz entschieden abzulehnen. Arrogante Menschen sind einfach nur ungesittet. Wer keine Selbstzweifel besitzt und voranschreitet, ohne nach links oder rechts zu blicken und auf die Gefühle anderer zu achten, ist definitiv niemand, um dessen Freundschaft man sich reißt. Leider wird Arroganz – dieser übermäßige Stolz und die Überlegenheit, mit denen anscheinend niedriger Stehenden begegnet wird – heute nur allzu gern mit Ehrgeiz verwechselt, dem Drang, erfolgreich zu sein, vorwärts zu kommen und sich durch andere nicht aufhalten zu lassen.

Lassen Sie sich von diesem hohlen Credo nicht beeindrucken: Unseren Kindern bringen wir bei, dass man auf andere Rücksicht nimmt – warum sollte also mit Aussicht auf ein möglicherweise gutes Geschäft diese grundlegende Fähigkeit außer Kraft gesetzt werden? Denken Sie immer an das amerikanische Sprichwort: »Arroganz ist ein Königreich ohne Krone.«

Artischocken

Die Blätter der Artischocke sollten nacheinander abgeschält werden, wobei sinnvollerweise außen begonnen wird. Halten Sie jedes Blatt an der Spitze fest, und dippen Sie den unteren Teil in die Butter oder auch Soße. Essen Sie nur den weichen, abgerundeten unteren Teil jedes Blattes und legen den Rest auf den Tellerrand. Wenn Sie den inneren Teil der Artischocke erreichen, können die kleineren Blätter und der haarige Strunk abgeschnitten werden, um das Herz freizulegen. Dieses wird in Stücke zerteilt und mit Messer und Gabel verzehrt. Fingerschälchen und Servietten sind dabei gern gesehene Begleiter.

Aufstehen, Für eine Dame

Ein Mann sollte sich erheben, um eine Frau zu begrüßen, die zum ersten Mal den Raum betritt. Er muss aber nicht ständig aufspringen und wieder niedersinken, wenn sie zur Toilette geht, ein Getränk holt usw. Siehe auch Kavaliersverhalten

Auftritte / ​Ankommen

Auch wenn Sie beim Eintreffen bei einem gesellschaftlichen Anlass wahrgenommen werden möchten, sollten Sie sich nicht wie eine Drama-Queen verhalten. Ein interessantes Gespräch zu unterbrechen, den Ehrengast in Beschlag zu nehmen oder den kürzesten Weg zu Speisen und Getränken zu suchen – all das wird für hochgezogene Augenbrauen sorgen. Genauso unangenehm kann es sein, wenn Sie mauerblümchenartig herumstehen und darauf warten, wahrgenommen zu werden. Treten Sie selbstbewusst ein, und stellen Sie sich umgehend den Gastgebern vor. Lassen Sie sich erst ein bisschen auf Form und Stimmung des Anlasses ein, bevor Sie sich in den sozialen Mahlstrom stürzen. Siehe auch Abschiede Weggehen

Aufzüge / ​Fahrstühle

Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es in Aufzügen (und in sämtlichen anderen geschlossenen öffentlichen Räumen) eine unsichtbare Grenze um die Menschen herum gibt. Im Allgemeinen gebieten Aufzüge Schweigen oder gedämpfte Geräusche; schreien oder stören Sie Ihre Mitreisenden nicht. Lassen Sie Leute aussteigen, bevor Sie den Fahrstuhl betreten, und quetschen Sie sich nicht in überfüllte Kabinen.

Wenn Sie am nächsten an der Schalttafel stehen, sollten Sie die Verantwortung für deren Bedienung übernehmen – drücken Sie das korrekte Stockwerk für die anderen, halten Sie, wenn nötig, den »Tür auf«-Knopf gedrückt, oder drücken Sie »Tür zu«, wenn alle an Ort und Stelle und abfahrbereit sind. Siehe auch Privatsphäre

Augenbrauen

Augenbrauen sollten gestutzt und gepflegt sein. Behaarte Schmetterlingslarven oder zusammengewachsene Brauen sehen bei niemandem gut aus. Auf zu engagiertes Trimmen und Zupfen sollte allerdings verzichtet werden.

Auslandsreisen

Beim Reisen die lokalen Sitten und Bräuche zu befolgen, ist das Mindeste und zugleich das Schwierigste. Fußsohlen zeigen in Thailand, an einen Maori-Tisch in Neuseeland lehnen, in Indien mit der linken Hand essen – es sind derer zu viele Fallstricke und -gruben, als dass man sie alle benennen könnte. Die Grundregeln sind einfach: Lesen Sie den langweiligen Teil am Anfang des Reiseführers über Brauchtum und richtiges Benehmen am Zielort Ihrer Wahl; gehen Sie auf Nummer sicher, wenn es um freizügige Kleidung geht, und beobachten Sie aufmerksam, wie die Menschen um sie herum die Dinge handhaben. Schweigen die Mönche in dem buddhistischen Tempel, den Sie besuchen, dann tun Sie es ihnen gleich; oder, am anderen Ende des Höflichkeitsspektrums, wenn Sie an der Bushaltestelle eine Fahrkarte kaufen wollen, vergeuden Sie keine Zeit damit, sich ordentlich in einer Schlange anzustellen, wenn die Einheimischen das per Handgemenge regeln. Behandeln Sie andere frei nach der Goldenen Regel so, wie um Sie herum andere von anderen behandelt werden.

Widerstehen Sie der engstirnigen Haltung, Ihr Weg sei der richtige, und vor allem vermeiden Sie die arrogante Annahme, dass jeder, dem Sie begegnen, Englisch spricht – oder sprechen sollte. Ein guter Ausgangspunkt ist etwas Demut angesichts Ihrer Unfähigkeit, abgesehen von »Wie viel kostet das?«, irgendetwas in der lokalen Sprache zu sagen.

Denken Sie stets an die Feststellung Mark Twains: »Es gibt keinen besseren Weg herauszufinden, ob man einen Menschen mag oder nicht, als mit ihm zu reisen.« Selbst wenn Sie mit Ihrem besten Freund oder Ihrer Liebsten reisen, kann das Ihre Beziehung ungeahnten Belastungen aussetzen, die größtenteils vermeidbar sind, wenn Sie sich noch penibler an die Regeln des Zusammenlebens halten als sonst. Kleinigkeiten wie Körperhygiene, Einhalten von Vereinbarungen und Budget, größtmögliche Pünktlichkeit – mit diesen simplen Bräuchen steht und fällt Ihr Reiseerlebnis.

Ausschnitt

Von »natürlich« zu »unziemlich« ist es nur ein winziger Schritt. Wer bei der Arbeit zu viel Ausschnitt zeigt, handelt sich anstelle einer Beförderung eher einen gewissen Ruf ein. Es gibt die gemäßigte Andeutung beim Tagesgewand und die gewagte Offenbarung bei der Abendgarderobe. Ein kleines Dekolleté kann eine Kombination bereichern, aber manchmal ist weniger trotzdem mehr.

Aussprache

Wenn jemand ein Wort falsch ausspricht, ist es sehr unhöflich, die Aussprache zu korrigieren – die Person wird sich blöd vorkommen. Taktvoller ist es, das falsch ausgesprochene Wort im Gespräch wieder aufzugreifen: Indem Sie es richtig aussprechen, machen Sie auf den Fehler aufmerksam; die Person kann sich entscheiden, ihn künftig zu beheben oder auf ihrer eigenen Variante zu beharren.

Obwohl sprachliches Talent gemeinhin bewundert wird, sollten Sie nicht der Versuchung erliegen, mit Ihren Fähigkeiten anzugeben, indem Sie Fremdwörter betont deutlich aussprechen. Im Allgemeinen gilt: Wörter aus einer anderen Sprache werden behutsam der eigenen Sprache angepasst; kehlige oder langatmige Konsonanten, gerolltes »R« und übertriebene Knacklaute sind unnötig und penetrant.

Austern

Austern werden in der Schale serviert. Sie sollten eigentlich schon ausgelöst sein (also von der Schale getrennt), aber wenn noch etwas haftet, lösen Sie das Muschelfleisch mit der Gabel von der Schale. Geben Sie etwas Zitronensaft drüber, dann nehmen Sie die Schale in die Hand, führen sie zum Mund und kippen sie so, dass die Auster in den Mund gleitet. Wenn Ihnen das lieber ist, können Sie auch mit der Gabel hineinstechen. Kauen Sie nicht, sondern schlucken Sie sie am Stück hinunter. Siehe auch Fisch, Essen von

Auto, Ein- und Aussteigen

Als Mann sollte man so höflich sein, einer Frau die Autotür aufzuhalten und sie als Erste einsteigen zu lassen, bevor man um den Wagen herumgeht und selbst einsteigt. Beim Aussteigen sollten Frauen darauf achten, dass sie sich mit geschlossenen Beinen zur Tür drehen, und dies insbesondere dann, wenn sie einen Rock tragen.

Autofahren

Ein Auto ist eine potenziell tödliche Waffe, und ein guter Autofahrer wird sich dies stets vor Augen führen, bevor er es dazu benutzt, um Gereiztheit, Frust oder blinde Wut auszudrücken. Das versteht sich von selbst, und daher sollte eine aggressive Fahrweise unter allen Umständen vermieden werden: Zu dichtes Auffahren, mit oder ohne Aufblenden, und sinnloses Hupen signalisieren nicht Überlegenheit, sondern bloß Unfähigkeit, die eigenen Emotionen zu kontrollieren, während man eine kraftvolle und gefährliche Maschine bedient.

Siehe auch Fahren, Aggressives; Zebrastreifen