Paula Stokes

Mein perfekter
Liebes-Notfallplan

Aus dem amerikanischen Englisch von Antje Kuhlmeier

Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

bloomoon, München 2015

Text copyright © Paula Stokes 2014

Titel der Originalausgabe: The Art of Lainey

Die Originalausgabe ist 2014 bei Harper Teen (HarperCollins Publishers), NY, erschienen.

© 2015 bloomoon, arsEdition GmbH, Friedrichstr. 9, D-80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Paula Stokes

Übersetzung: Antje Kuhlmeier

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von

Bildmaterial von Thinkstock

Umsetzung eBook: Zeilenwert GmbH

ISBN eBook 978 - 3-8458 - 1094-2

ISBN Printausgabe 978 - 3-8458 - 0759-1

www.bloomoon-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für die Stadt, die mich großgezogen hat,

die Musik, die mich gerettet hat,

und diejenigen, die davongekommen sind

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

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Danksagung

1

»Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt.«

Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

Wenn ich meiner Mutter und ihren Teeblättern etwas mehr Glauben geschenkt hätte, hätte ich die ganze Geschichte vielleicht kommen sehen.

Doch so sehe ich nur Jason kommen, meinen Freund, mit dem ich seit zweieinhalb Jahren zusammen bin. Das dunkle Uniform-T-Shirt spannt über seinem muskulösen Rücken und den breiten Schultern, als er die Tür des Rettungswagens zuschlägt. Er fährt in diesem Sommer mit Notärzten auf Tour, weil er nach dem Schulabschluss vielleicht Rettungssanitäter werden will.

Ich vergesse die Bestellung, die ich gerade aufnehme, und beobachte, wie er über die Straße schlendert. Schnell ziehe ich mir eine rotblonde Haarsträhne in die Stirn, um den Sommersprossenfleck zu verbergen, der wie New Jersey geformt ist und von meinem unvorsichtigen Besuch im Solarium stammt. Beim nächsten Mal werde ich stark bleiben, wenn eine meiner Freundinnen behauptet, meine blasse, sommersprossige Haut würde bald bronzefarben schimmern, wenn ich es nur »langsam angehe«. Lügen, alles Lügen. Bei manchen Leuten funktioniert eben schlicht und einfach nur Bräunungsspray.

Die Tür zum Coffeeshop meiner Eltern gibt ein eigenartiges hölzernes Klimpern von sich, als Jason sie öffnet. Der Klang kommt von den Kokosnuss-Windspielen meiner Mutter, die sie von einem ihrer letzten Hippie-Urlaube mitgebracht hat. Tahiti? Tuvalu? Wer kann sich das schon merken.

»Ich hab gesagt, ich hätte gerne einen fettarmen Chai-Eistee und einen Schoko-Brownie. Hast du das mitgekriegt?« Das Mädchen auf der anderen Seite der Theke wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Sie ist eine unserer Stammgäste, aber ich kann mir ihren Namen einfach nicht merken. Sie hat Kunst oder so was als Hauptfach und zieht sich gerne einfarbig an. Heute trägt sie einen langen himmelblauen Rock, eine marineblaue Tunika und hat sich einen blauen Schal um den Kopf gewickelt.

»Hab ich«, sage ich, lege den Brownie auf einen bunten Keramikteller und knalle ihn vor ihr auf die Theke. Ich fülle einen Becher halb mit Eis, kippe etwas Chai-Konzentrat und Milch darüber und rühre zum Abschluss einmal halbherzig um. »Bitte schön.« Schnell ziehe ich ihre Kreditkarte durch den Kartenleser und schlängele mich hinter der Theke hervor.

»Hey, ist das auch wirklich fettarme Milch?«, will sie wissen.

»Ja«, behaupte ich und füge leise hinzu: »Schätze ich mal.« Dann gehe ich quer durch den Raum zu Jason. Er hat sich mit dem Rücken zu mir an die lange hölzerne Bar gesetzt und wippt mit seinem schwarzen Lederschuh im Takt zur Musik, die über unseren Köpfen aus dem Lautsprecher dröhnt. Komisch – er sitzt sonst nie an der Bar.

»Was kann ich dir bringen, Schatz?« Ich beuge mich vor und spiele mit seinen blonden Locken, die unter der Mütze hervorschauen.

Er sieht mich an und schenkt mir sein typisches Grübchen-Lächeln. Allerdings sieht man heute keine Grübchen. Eine innere Stimme warnt mich leise. Irgendwas stimmt nicht.

Ich sage der Stimme, sie soll die Klappe halten. Alles ist mehr als in Ordnung. Ich habe mein vorletztes Jahr an der Highschool mit ordentlichen Noten abgeschlossen und muss nur ein paar Tage pro Woche im Denali, dem Coffeeshop meiner Eltern, arbeiten. Außerdem ist mein großer Bruder Steve mit einem Studien-Austauschprogramm den Sommer über in Irland und hat mir den Schlüssel zu seinem kleinen, aber zuverlässigen Honda Civic dagelassen. Und mein Freund – der wahnsinnig gut aussehende, rattenscharfe Typ, der mir gegenübersitzt – hat seit Kurzem eine eigene Wohnung. Na ja, eigentlich gehört sie seinem Vater, aber der ist ständig auf Dienstreise, also hat Jason sie meistens für sich.

»Ich nehme ein Wasser«, sagt Jason.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Sicher? Gestern haben wir diesen unglaublichen Madagaskar-Gewürztee …«

»Einfach nur Wasser, Lainey«, unterbricht er mich. »Alex wartet im Wagen auf mich.«

Ich spähe durch das große Fenster, doch der Krankenwagen parkt auf der gegenüberliegenden Seite und ich kann diesen Alex nicht sehen. »Du musst ihn doch nicht draußen lassen wie einen Hund. Hast du wenigstens das Fenster ein Stück aufgemacht?« Ich lächle über meinen eigenen Witz.

Aber Jason lächelt nicht. Mist. Irgendwas ist da faul. Oder bin ich einfach nur paranoid? Ich hole ein Glas Wasser für ihn und eine Tasse Madagaskar-Tee für mich und stütze mich mit den Ellbogen neben ihm auf der Bar auf.

Hinter mir übernimmt meine beste Freundin Bianca die verlassene Theke. Eigentlich sollte ich sie nicht allein lassen. Aber ich brauche ein paar Minuten, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist – nur ein paar Minuten mit Jason, um die leise Stimme in meinem Kopf verstummen zu lassen. Es ist ja nicht so, dass jemand sterben würde, wenn er ein paar Minuten auf seinen Mocca-Frappuccino mit extra Sahne warten müsste.

»Was ist los, Jay? Alles okay bei dir?« Ich streichle seine Schulter, wobei ich aufpassen muss, dass ich mit meinen frisch manikürten Fingernägeln nicht an seinem rauen Poloshirt hängen bleibe. Jason hat sich eingebildet, die Fahrten mit dem Krankenwagen wären total spannend und aufregend. Vielleicht hat er inzwischen gemerkt, dass die Notärzte sehr viel Zeit damit verbringen, auf Arbeit zu warten. Andererseits glaube ich nicht, dass Jason wirklich Probleme mit einem Job hätte, bei dem man nichts tun muss.

Er dreht sich vom Fenster weg und sieht mich an. Keine Grübchen. Kein Lächeln. »Ich brauche eine Pause«, sagt er.

»Ist die Arbeit zu anstrengend?« Vielleicht hatte ich doch unrecht, was die Notärzte angeht.

»Nein.« Er verschränkt langsam seine Finger vor dem Bauch. »Es ist bloß – ich glaube, wir sollten uns nicht mehr sehen.«

Der Tee schwappt aus meiner Tasse, als ich anfange zu zittern. »Wie bitte … was?« Ich registriere vage Biancas Stimme, die die Kunden bittet, kurz zu warten. Sie kommt mit einem Lappen angelaufen und wischt den Boden, während ich immer noch Jason anstarre. »Machst du mit mir Schluss?«

Ich bin nicht schwer von Begriff. Ich bin einfach bloß fassungslos. Jason und ich sind seit der neunten Klasse zusammen. Vor weniger als einer Woche haben wir sämtliche Zimmer in der neuen Wohnung seines Vaters »eingeweiht« ‒ ihr wisst schon, was ich meine. Er hat mir erzählt, was wir in diesem Sommer so treiben würden. Pool-Partys. Hauspartys. Wir wollten sogar in einem gemischten Fußballteam mit ein paar Freunden aus der Schulmannschaft spielen. Jason hat nie den Eindruck gemacht, als wäre er unglücklich mit mir.

»Tut mir leid, Kumpel.« Jason steht auf. Sein unberührtes Glas Wasser lässt er auf dem Tresen stehen.

Kumpel? Nach all den Jahren, in denen wir praktisch unzertrennlich waren, bin ich jetzt nur noch ein »Kumpel«? Als wären wir nie etwas anderes gewesen als Saufkumpane! So ein Schwachsinn. Ich lege ihm die Hand auf den Arm, um ihn aufzuhalten. »Du kannst doch nicht einfach bei meiner Arbeit auftauchen und mit mir Schluss machen. Das geht nicht.«

Eigentlich meine ich damit: So was darf einfach nicht passieren, wenn alles andere perfekt ist. Im April wurde ich aus über hundert Mädchen ausgewählt, um in einem Werbefilm für die Hazelton Forest Universität mitzumachen. Im Mai habe ich das entscheidende Tor bei der Fußball-Bundesmeisterschaft geschossen. Und alles sah so aus, als würde es ein legendärer Sommer werden.

Also was zur Hölle ist schiefgelaufen?

Jason blickt in alle Richtungen, nur mich sieht er nicht an. »Bitte mach es mir nicht noch schwerer.«

Ich habs dir doch gesagt, flüstert die Stimme in meinem Kopf. Ich will sie zum Schweigen bringen. Das hier passiert nicht wirklich. Der Coffeeshop verschwimmt vor meinen Augen und ich schwanke in meinen Plateauschuhen. Ich packe Jasons Arm fester, um nicht hinzufallen, aber er macht sich los, sodass wir uns nicht mehr berühren. Plötzlich fällt mir das Gesicht meiner Mutter ein, wie sie gestern auf den Grund ihrer Teetasse gestarrt hat. »Trennung«, warnte sie mich. »Trauer

Scheiße. Das hier ist die Wirklichkeit. Ich klammere mich an den nächsten Barhocker und starre das Metallschild über Jasons Kopf an: Parken nur für Hundeschlitten. Widerrechtlich parkende Fahrzeuge werden angepinkelt. »Ich – ich versteh das einfach nicht«, stammle ich.

Er sieht mich mitleidig an. »Ich muss einfach mal eine Weile alleine sein. Tut mir leid, Lainey.« Er geht auf die Tür zu.

Im Denali ist es totenstill, auch die Musik ist nur noch als leises Summen zu hören. Es ist so still, dass ich meinen Atem hören könnte, wenn ich nicht die Luft anhalten würde. Ich kann nur noch Jasons muskulösen Rücken anstarren, als er nach draußen in die Hitze verschwindet.

Die Windspiele klackern so laut, dass es wie Donner klingt, und die Tür schließt sich. Langsam drehe ich mich um und bete, dass niemand im Laden unser Gespräch mit angehört hat. Bianca hält einen Lappen in der Hand, aus dem Madagaskar-Gewürztee tropft. Ihre Augen sind dunkel und ihr Gesicht ist ernst. Sie sieht aus, als wäre sie diejenige, die verlassen wurde. Hinter ihr starren mich zwei Tische voller College-Studenten und der Hilfskoch Micah an.

»Hat euch die Show gefallen?«, frage ich mit einem aufgesetzten Lächeln. »Er ist mir sowieso auf die Nerven gegangen.« Einige der Studenten klatschen. Das einfarbig blaue Mädchen sieht mich genauso traurig an wie Bianca. Micah fummelt am Saum seines schwarzen T-Shirts herum und gießt sich eine Tasse kolumbianischen Kaffee ein.

»Ich mache kurz Pause, Ebony.« Ich gehe nach hinten, ohne die Antwort meiner Chefin abzuwarten.

Ebony sitzt in einer Nische und schreibt den Dienstplan für den nächsten Monat. Sie sieht gelangweilt auf. »Hast du heute überhaupt schon etwas getan?«

Bianca mischt sich ein. »Ich kann die Theke übernehmen.«

»Danke, Bee«, sage ich. Meine Stimme fängt an zu zittern.

Das aufgesetzte Lächeln ist auf meinem Gesicht eingefroren, während ich hinter die Theke gehe, aber sobald ich die Küchentür erreiche, beginnt es zu bröckeln. Ich muss mich irgendwo verstecken, und zwar schnell. Leider sind die einzigen Toiletten vorne, und mir fällt kein Ort ein, an dem ich wirklich allein sein kann.

Höchstens …

Ich drehe mich um und sehe, dass die Tür des Chefbüros einen Spalt breit offen steht. Ebony mag es nicht, wenn wir uns dort herumtreiben, aber sie wird es schon nicht merken. Außerdem gehört der Laden meinen Eltern, also was soll sie schon machen? Mich feuern? Träum weiter.

Ich schaffe es gerade so durch die Tür, bevor die Tränen kommen – viele heiße Tränen. Von Schluchzern geschüttelt, kollabiere ich auf dem Schreibtischstuhl vor Dads Dinosaurier von einem Computer. Ich fühle mich, als wäre ich in einem dieser Katastrophenfilme gefangen, wo alles in Dunkelheit und Asche versinkt. Sonnenblumen werden aus der Erde gerissen. Hundewelpen werden platt getrampelt. Ganze Städte stürzen in sich zusammen.

Ich schiebe die Tastatur zur Seite und lege den Kopf auf den Schreibtisch. Am liebsten würde ich alle Lichter und alle Geräusche ausschalten – und die Luft gleich dazu. Ich sehe immer noch die Gesichter der Studenten vor mir, die hinter ihren umweltfreundlichen Kaffeetassen kichern. Und das einfarbige Mädchen mit den traurigen Augen.

So mies habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich in der Mittelstufe aus dem Fußballteam geflogen bin. In der siebten Klasse saß ich als Ersatzspielerin auf der Bank, immer in der Hoffnung, in der Achten richtig zum Team zu gehören. Stattdessen habe ich das Probespiel komplett vermasselt und wurde als einzige Spielerin nicht aufgenommen. Als ich von den anderen wegging, die es geschafft hatten, fühlte ich mich wie eine totale Versagerin. Meine früheren Teamkollegen klopften mir entweder ungeschickt auf den Rücken oder taten so, als wäre ich nicht da. In diesem Moment schwor ich mir, alles zu tun, um nie wieder solche Gefühle zu erleben.

Irgendjemand klopft leise an die Tür.

»Geh weg«, sage ich und hoffe, dass derjenige den Hinweis versteht und später wiederkommt.

Pech gehabt. Die Tür öffnet sich langsam und ich sehe auf. Micah späht durch den schmalen Spalt. Er macht den Eindruck, als wäre er lieber im Wartezimmer eines Zahnarztes mit Aussicht auf mehrere Wurzelbehandlungen anstatt in meiner Nähe.

»Was willst du?«, murmele ich schniefend.

Er kommt in das kleine Zimmer und schließt die Tür. »Tut mir leid, ich muss nur schnell das Rezept für die Karibu-Cookies holen.« Er langt hinter meinem Rücken nach dem Ordner, in dem Dad die Gebäckrezepte aufbewahrt. Seine Kleider riechen nach Rauch – vielleicht kommt er gerade aus der Zigarettenpause. Langsam blättert er den Ordner durch und zieht eine laminierte Seite heraus.

Aber er geht nicht weg.

»Was ist los? Macht es dich an, wenn Mädchen weinen?« Ich wische mir mit dem Rand meines T-Shirts die Augen. Der blaugrüne Stoff ist nun mit dunkler Wimperntusche verschmiert.

Micah lacht leise vor sich hin und stellt den Ordner zurück ins Regal. »Ich hoffe, das denkst du nicht wirklich von mir.«

Irgendwas an der Art, wie er das sagt, brennt wie Zitronensaft direkt auf meiner frischen Wunde. Mitleid. Ich hasse Mitleid.

»Ich denke gar nichts von dir«, antworte ich.

Micah nickt. »Das passt.«

Ich weiß, dass ich schrecklich zickig bin, aber ich kann nichts dagegen machen. Jay ist einfach nicht lange genug geblieben, als dass ich ihm hätte sagen können, wie ich sein Verhalten finde. Nun steigt die Wut in mir hoch und trifft jeden, der das Pech hat, in meiner Nähe zu sein. Besser es ist Micah als Bianca. Er kann es vertragen. Ich meine, er hat Tattoos und einen Irokesenschnitt. Ihm ist es ganz offensichtlich egal, was die Leute von ihm denken.

»Hey«, versuche ich eine Art Entschuldigung. »Es wäre cool, wenn du meinem Dad nichts davon erzählst.«

Micah fährt sich mit der Hand durch die stacheligen Haare. Sie sind schwarz gefärbt, nur an den Wurzeln wachsen sie dunkelbraun nach. »Dein Dad redet nicht mit dem Küchenpersonal«, antwortet er. Dann senkt er die Stimme und flüstert: »Ich glaube, er hat Angst vor uns.«

Ich presse die Lippen zusammen. Fast hätte ich gelacht, denn das stimmt ganz genau. Dad denkt, die Köche würden im Kühlraum koksen und auf dem Parkplatz Satansmessen feiern. Manchmal erfinde ich irgendwelche Geschichten, um ihm Angst zu machen. Das hat er davon, wenn er eine kahl geschorene Frau, die in einer Band spielt, das ganze Personal einstellen lässt. Fair ist was anderes. Ich musste bitten und betteln, bis Bianca einen Sommerjob an der Theke bekommen hat, aber Ebony kann die ganze Küche mit Typen füllen, die sie vor dem Devil’s Doorstep aus der Gosse fischt. Das Devil’s Doorstep ist Hazeltons bester (und einziger) Club, in dem Lifemusik gespielt wird.

»Ich kann ihn umbringen lassen, wenn du willst«, sagt Micah übertrieben ernst. »Jason, nicht deinen Dad. Ich wette, C-4 kennt Leute, die es wie einen Unfall aussehen lassen würden.«

C-4 heißt eigentlich Cal und ist ein weiteres Mitglied der Drogenbande in der Küche vom Denali. Er faselt ständig von seiner Sammlung selbst gebastelter Waffen und erzählt allen, dass er eine Sprengfalle in seinem Schließfach hat. Neben dem Typen wirkt Micah fast normal.

»Danke, nicht nötig«, antworte ich. Warum ist er so nett zu mir? Um das Thema zu wechseln, zeige ich auf seine Hand, mit der er gerade Mehl von seinem T-Shirt wischt. »Warum trägst du keine Schürze?«

»Schürzen sind für Loser.« Micah wischt weiter an seinem Shirt herum. Am linken Handgelenk trägt er ein Armband, das aussieht wie aus Stacheldraht. Es ist ebenfalls voller Mehl.

»Handschuhe anscheinend auch«, sage ich.

»Niemand trägt Handschuhe, wenn ihn die Kunden nicht sehen«, entgegnet er und geht zur Tür. Dort hält er kurz inne und sieht mich an. »Meine Freundin und ich haben uns vor ein paar Wochen getrennt. Ich weiß, wie beschissen sich das anfühlt.«

Ich werde wieder sauer. Noch mehr Mitleid! »Warum versuchst du eigentlich, mich aufzumuntern? Seit der Grundschule hast du nicht mehr als fünf Worte mit mir gesprochen.«

Er zuckt die Achseln. »Bee hat gesagt, ich soll mal nach dir schauen. Außerdem hat mir Ebony angedroht, ich müsste hinter die Theke, wenn du nicht zurückkommst. Und du weißt doch, wir vom Küchenpersonal verschrecken die Kunden.«

Inzwischen kann ich wieder normal atmen. Ich trockne mir die Augen und versuche, so zu tun, als wäre nichts passiert. Als hätte Jason nicht mit mir Schluss gemacht wie mit einer kompletten Versagerin. Es passt mir nicht, dass ein Kollege gesehen hat, wie ich zusammengeklappt bin, aber es hätte schlimmer kommen können. Micah und ich kennen uns, seit wir klein sind, doch wir haben uns immer in unterschiedlichen Kreisen bewegt. Er hängt meistens mit den Kollegen herum, während es mir ziemlich egal ist, was die schrägen Typen aus der Küche vom Denali über mich denken. »Und warum kann unsere kahle Schönheit sich nicht hinter die Theke stellen?«, motze ich. »Der Dienstplan läuft schon nicht weg.«

»Warum bist du so eklig zu ihr?«, will Micah wissen.

»Weil sie faul ist? Und kahl.«

Außerdem war sie vom ersten Tag an eklig zu mir. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Angst hat, ich könnte ihr den Job wegnehmen. Als ob ich meinen Highschool-Abschluss machen und dann direkt meine Familienverbindungen nutzen würde, um ihr die Position im Denali streitig zu machen.

Micah verdreht die Augen. »Das ist einfach ihr Stil, Lainey.«

»Das ist kein Stil, das ist stillos.« Ich fahre mir mit dem kleinen Finger unter den Augen entlang, um etwas von der verschmierten Wimperntusche wegzuwischen. »Wieso kann sie nicht mal für fünf Minuten aushelfen? Schließlich bricht meine Welt nicht jeden Tag zusammen.«

Micah sieht sich beim Hinausgehen noch einmal um. Sein Gesicht zeigt eine Mischung aus Mitleid und Abscheu. »Dieser Vollidiot war deine ganze Welt? Das tut mir wirklich leid für dich.«

»Ich brauche dein Mitleid nicht«, fahre ich ihn an. Etwas zu grob, aber ich meine es genau so. Ich bin Lainey Mitchell, Fußballstar im Schulteam. Ich habe in einem Werbefilm mitgespielt. Ich bin keine Versagerin. Ich bin cool – das weiß ich. Und was auch immer Jason für ein Problem hat, ich bin mir sicher, dass er es auch weiß. Ich muss ihn nur irgendwie dazu bringen, sich daran zu erinnern.

2

»Überlege dir jede Bewegung ganz genau.«

Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

Nach der Arbeit gehen Bianca und ich direkt zu mir nach Hause. Wir lassen uns auf meine Bettdecke mit Zebramuster fallen und ich lehne den Kopf an ihre Schulter.

»Mom hat geahnt, dass das passiert«, jammere ich. »Sie hat gesagt, die Teeblätter zeigen große Veränderungen und eine Trennung. Ich dachte, sie meint Kendall!« Jasons Zwillingsschwester, meine andere beste Freundin, hat gerade für den Sommer die Stadt verlassen.

Bianca legt mir den Arm um die Schulter und drückt mich.

»Du hast doch noch nie an die Teeblätter deiner Mutter geglaubt. Warum fängst du jetzt damit an?«

Tatsächlich habe ich immer gedacht, dass an den Prophezeiungen meiner Mutter etwas Wahres dran ist. Ich behaupte nur immer, ich würde nicht daran glauben, denn – gelinde gesagt – Teeblätter sind alles andere als cool. Aber Mom erzählt gerne, dass der Arzt ihr in der Schwangerschaft gesagt hat, sie würde einen Jungen bekommen, doch sie glaubte ihm nicht, denn sie hatte von einem Mädchen geträumt. Als dann auch noch ihre beste Freundin – eine superalternative Hippie-Frau – etwas Weibliches in Moms Teeblättern entdeckte, war die Sache entschieden. Sie wünschte sich von allen Leuten rosa Babysachen. Natürlich dachten Dad und ihre Freundinnen, sie wäre verrückt geworden, und kauften zur Sicherheit alles in Grün und Gelb. Dann kam ich als süßes kleines Mädchen heraus, und Mom rannte herum und grinste: »Hab ich’s doch gewusst!« Na ja, vielleicht war es ein bisschen anders, aber seitdem liest Mom jedenfalls in Teeblättern. Und manchmal höre ich auch zu.

Allerdings ist das nicht gerade eine exakte Wissenschaft. Sie kann in eine Tasse voller Pampe starren und mehr oder weniger sehen, was sie sehen will. Und da sie wie jeder andere weiß, dass Kendall gerade nach New York geflogen ist, nachdem sie für eine Teenager-Modelshow ausgewählt wurde, war ich wegen der Trennung, die Mom prophezeit hat, nicht allzu besorgt.

»Ich weiß nicht. Diesmal hat Mom den Nagel auf den Kopf getroffen. Was machen wir denn jetzt?«

Okay, eigentlich ist das mein Problem und nicht Biancas, aber meine Krise ist ihre Krise und umgekehrt. So funktioniert das eben bei uns.

Bianca zieht ein Paar Essstäbchen aus ihrem Haarknoten und schüttelt die dicken dunklen Latino-Haare. »Vielleicht solltest du Kendall anrufen und sehen, ob sie etwas Genaues weiß.«

»Oh ja, gute Idee.« Kendall steht Jay nicht nur näher als jeder andere, sie weiß auch, wie man sich in schwierigen Situationen verhält, wie sie selber gerne sagt.

Ich schicke ihr eine schnelle Notfall-SMS, aber anders als sonst antwortet sie nicht sofort. Kein Problem, sage ich mir, sie wird bestimmt gerade fotografiert, ist über und über mit Körperbemalung bedeckt oder bekommt einen superschicken Kurzhaarschnitt. Trotzdem, eine unbeantwortete SMS tut weh.

Ich warte ganze fünf Minuten und sehe dann noch einmal auf mein Handy. »Ich glaube, sie hat mich vergessen«, sage ich halb im Spaß, halb im Ernst.

»Wahrscheinlich darf sie nicht telefonieren«, entgegnet Bianca. »Hast du nicht erzählt, dass sie während der Filmaufnahmen keine Nachrichten verschicken darf?«

»Ja, stimmt.« Ich finde es nett von Bee, dass sie Kendall in Schutz nimmt, denn eigentlich mögen sich die beiden nicht besonders. Was echt bescheuert ist, denn wir spielen alle Fußball in der Schulmannschaft, und es wäre schön, wenn wir mehr zu dritt unternehmen könnten. Bianca war schon immer meine beste Freundin, aber wenn man mit Kendall zusammen ist, fühlt sich das an, als würde man von einem Tornado weggefegt – auf eine gute Art. Sie und Jason haben bis zur achten Klasse in Los Angeles gelebt, bis ihre Mutter hierher versetzt wurde, und irgendwie hat sie etwas Glamouröses und Unvorhersehbares. Wenn wir zusammen weggehen, weiß ich nie, wo wir landen.

Kendall hat außerdem einen guten Einfluss auf mich. Wenn sie mir nicht geholfen hätte, hätte ich nie das entscheidende Tor bei der Fußballmeisterschaft geschossen. Und wahrscheinlich wäre ich auch nicht mit Jason zusammengekommen. Sie bringt mich dazu, Dinge zu tun, die ich mich allein nicht trauen würde. Bianca findet sie »ein bisschen überheblich«.

»Wahrscheinlich hast du recht«, stimme ich Bee zu. »Vielleicht macht sie sich gerade für ein Fotoshooting fertig. Bestimmt hat sie irgendein irres Kleid an und ist von Designern umgeben, die den Mund voller Nadeln haben und angestrengt die Stirn runzeln.« Kendalls Mom ist Bezirksleiterin einer Kette von Modeläden, und sie lässt ihre Tochter alle Kleider anprobieren, bevor die Kunden sie bestellen können. Kendall zickt zwar immer rum, dass sie sich wie eine menschliche Barbiepuppe fühlt, aber sie darf die ganzen Probeklamotten behalten. Ratet mal, wer die beste Garderobe der ganzen Schule besitzt.

Was mich angeht: Meine Mutter ist Professorin für Anthropologie, also habe ich höchstens die beste Sammlung unheimlicher Stammesmasken. Früher hingen sie in meinem Zimmer an der Wand, aber letztes Jahr hatte ich die Nase voll von ihnen und habe sie in den Coffeeshop ausquartiert. Ihr ahnt nicht, wie es sich anfühlt, wenn man mit seinem Freund herummacht und dabei von einer Horde angemalter afrikanischer Krieger beobachtet wird. Ein echter Stimmungskiller!

Inzwischen habe ich Bilder und Poster an den Wänden hängen. Meine Unterlippe fängt an zu zittern, als mein Blick auf ein gerahmtes Foto von mir und Jason fällt. Es ist vom Schulball im letzten Jahr. Jason trägt einen Smoking und ich ein langes blassblaues Kleid. Wir sind beide groß, gebräunt und lächeln strahlend in die Kamera. Wir sehen aus wie die kleinen Figuren auf einer Hochzeitstorte.

»Ich kann mir einfach nicht erklären, was passiert ist.« Meine Stimme schwankt. »Letzte Woche war noch alles in Ordnung.«

»Gab es denn gar keine Warnung?«, will Bianca wissen.

Ich schüttle heftig den Kopf. Von allen Seiten werde ich mit Erinnerungen an Jason bombardiert. Bilder von ihm hängen an den Wänden; die DVDs, die er mir ausgeliehen hat, liegen auf meinem Schreibtisch verstreut, und die drei Flaschen Parfüm – eine für jeden Valentinstag – stehen aufgereiht auf dem Nachttisch. Eins seiner alten Fußballtrikots, in dem ich manchmal schlafe, liegt zusammengeknüllt auf dem Boden. Als ich es aufhebe und in Richtung Wäschekorb schmeiße, fällt mein Blick auf mein Schmuckkästchen, das auf dem obersten Regalbrett liegt. Ein paar Halsketten liegen darin – eine davon ist der goldene Fußball-Anhänger, den Jason mir zu meinem sechzehnten Geburtstag geschenkt hat.

Er und Kendall organisierten an diesem Tag eine Pool-Party für mich. Die Party war legendär – es waren bestimmt hundert Leute da. Als alle gegangen waren, lenkte Kendall ihre Mutter ab und Jason schmuggelte mich in sein Zimmer. In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal mit ihm geschlafen, und obwohl es genauso war, wie alle sagten – furchterregend und ungeschickt und etwas schmerzhaft –, war Jason so unglaublich süß, dass ich keine Angst hatte. Ich … vertraute ihm einfach. Ich wusste, er würde mir nicht wehtun. Ich habe nie geglaubt, dass er mir wehtun würde.

Bis jetzt.

Ich versuche, die Tränen zurückzuhalten. In dieser Nacht hat er mir auch zum ersten Mal gesagt, dass er mich liebt. Er hat fast ein Jahr dafür gebraucht, aber das machte mir nichts aus. Denn das zeigt doch, dass er es wirklich so meinte, oder?

Ich schniefe und sehe Bianca an. »Was hab ich bloß falsch gemacht?«

Bianca gibt mir ein Taschentuch. »Das hat nichts mit dir zu tun.«

Ich möchte ihr ja glauben, aber das ist schwierig. Ich weiß, es klingt bescheuert, aber ein kleiner Teil von mir dachte, Jason könnte der »Richtige« sein. Meine Eltern lernten sich kennen, als Mom 20 und Dad 22 war, und das ist ja kein großer Unterschied dazu, sich an der Highschool zu begegnen. Und obwohl ich die Hoffnung habe, mit einem Fußballstipendium aufs College zu gehen, wollte ich nie so weit weggehen, dass meine Beziehung mit Jay gefährdet wäre.

»Er ist bloß verwirrt«, fährt Bee fort, während ich mir die Augen wische. »Vielleicht hat es damit zu tun, dass er zum ersten Mal seinen Vater getroffen hat.«

»Kann schon sein.« Allerdings machte er nicht gerade einen traumatisierten Eindruck, als sein Dad letzten Monat in der Stadt auftauchte. Besonders weil es dessen erste Tat war, Jay den Schlüssel für seine schicke Wohnung zu geben. Jasons Eltern hatten sich schon entfremdet, bevor er und Kendall geboren wurden, und Kendall weigert sich immer noch, mit ihrem Dad zu sprechen. Wenn du nichts über deinen Vater weißt, außer dass er als Fotograf arbeitet und immer aus dem Koffer lebt, ist es wahrscheinlich schon eine große Sache, wenn er plötzlich auftaucht und sich eine Wohnung in der Stadt kauft. Keine Ahnung, vielleicht hat es Jason doch mehr mitgenommen, als er gezeigt hat.

»Weißt du was? Ich schreib ihm mal schnell.« Bevor Bianca mich aufhalten kann, habe ich mir mein Handy geschnappt und schreibe: »Ist es wegen deinem Dad?«

Bianca kaut auf ihrer vollen Unterlippe. »Ich weiß nicht, ob ‒«

Ich bringe sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Dreißig Sekunden. Fünfundvierzig Sekunden. Eine Minute. Es kann einfach nicht sein, dass er mir nicht antwortet. Er antwortet mir immer.

Eine weitere Minute verstreicht. Bianca merkt, dass ich kurz vor dem Durchdrehen bin, und versucht, mich abzulenken. »Wir brauchen einen Plan«, verkündet sie und holt sich meinen Laptop vom Schreibtisch. Ungefähr acht Fenster sind geöffnet – die meisten sind Fußball- oder Klatschseiten. Und natürlich Caleb Waters.com. Bianca ist sofort abgelenkt. »Oooooh, Caleb«, haucht sie. Sie vergrößert ein Foto, das ihn auf dem roten Teppich bei einer Premiere zeigt, und dreht den Laptop zu mir. »Schau mal, das wird dich aufmuntern.«

Ich lächle halbherzig. Caleb Waters ist ein ehemaliger Fußballspieler und der Star in den Filmen Siegestanz und Nur ein Schuss. Im Moment dreht er den Film Helden der Lüfte in mehreren Städten im Mittleren Westen. Ich sehe dauernd auf seiner Webseite nach, falls einige Szenen in der Nähe von St. Louis gedreht werden sollten. Caleb Waters zu treffen, ist eines meiner großen Ziele im Leben.

»Glaubst du, Helden der Lüfte wird genauso gut wie die anderen Filme?«, fragt Bianca. »Diesmal spielt er ja nicht Fußball.«

»Bestimmt wird es toll.« Ich wische mir die Augen mit einem Taschentuch. »Vielleicht wird er jetzt ein ernsthafter Schauspieler.« »Hoffentlich nicht.« Sie schielt auf den Bildschirm. »Wie soll ein Film mit Caleb Waters gut sein, wenn er sich nicht total verschwitzt sein T-Shirt auszieht?«

Obwohl ich vollkommen fertig bin, muss ich ein bisschen kichern. Bianca tut immer so vernünftig und anständig, aber wenn es um Caleb Waters geht, ist sie genauso besessen wie ich. Ich zwinge mich, wieder ernst zu werden. »Schluss mit dem Fan-Getue. Wir müssen uns um einen anderen Fußballstar kümmern, hast du das vergessen? Ich dachte, du hast einen Plan, um mein Leben wieder in Ordnung zu bringen.«

»Stimmt. Tut mir leid. Ein Lebensrettungs-Plan.« Bianca öffnet in einem neuen Fenster eine Suchmaschine. »Ich glaube, das haben wir nicht mehr gebraucht, seit du dir in der siebten Klasse Strähnchen färben wolltest und danach aussahst wie ein räudiges Stinktier.«

Ich schüttle mich bei der Erinnerung. »Zum Glück hat dieser Haarentfärber funktioniert.« Dann lehne ich mich über Biancas Schulter, während sie verschiedene Stichworte für »Wie man seinen Freund zurückgewinnt« eintippt. Ungefähr hunderttausend Treffer erscheinen.

»Wow. Sieht so aus, als würden jede Menge Leute verlassen werden.« Ich fühle mich ein winziges bisschen besser. Irgendwie tröstet es mich, dass ich nicht die Einzige bin.

»Ja. Aber ich weiß nicht, ob wir hier was Nützliches finden.« Bee klickt sich durch jede Menge Webseiten, die für 30 Dollar E-Books mit »geheimen Psycho-Tricks« verkaufen wollen. Manche wurden offensichtlich von Leuten geschrieben, über deren Beherrschung der englischen Sprache sich streiten lässt.

Unerschrocken klickt Bee weiter. Eine rosa-graue Seite erscheint. »Diese hier sieht gut aus.« Sie knabbert am Nagel ihres kleinen Fingers. »Tipps vom Flirt-Experten Maverick, Diplom in Liebeswissenschaft«.

»Nicht schlecht. Wahrscheinlich ist er ein dreißig Jahre alter Junggeselle, der noch nie eine Freundin hatte und bei seiner Mama im Keller wohnt – aber was habe ich zu verlieren?« Maverick listet mehrere DOs und DON’Ts auf.

- Lebe weiter. Auch wenn du traurig bist, musst du zur Schule oder zur Arbeit gehen.

- Schwelge nicht in Selbstmitleid. Das ist peinlich, und schließlich möchtest du ja nicht, dass er merkt, wie schlimm die Trennung für dich ist.

»Das kann ich schaffen«, verkünde ich. »Meine Eltern würden sowieso nicht zulassen, dass ich meine Arbeit im Denali vernachlässige. Und peinlich will ich auch nicht sein.«

Der nächste Tipp lautet: Versuche nicht, ihn zu erreichen. Keine Mails, keine SMS, Anrufe oder Briefe, kein Vorbeifahren an seinem Haus – für mindestens drei Wochen. Männer begehren von Natur aus das, was sie nicht haben können. Wenn du dich von ihm fernhältst, wird er sich wundern. Und schon bald vorbeikommen, um herauszufinden, was los ist.

Ein erstickter Laut kommt aus meiner Kehle. »Drei Wochen keinen Kontakt zu Jason? Das ist für mich wie ein ganzes Leben. Vergiss es«, sage ich zu Bianca. »Such eine andere Seite.«

Vom Boden kommt ein Rattern und ich zucke zusammen. Bees Rucksack vibriert. Während sie nach ihrem Handy wühlt, klicke ich mich mit wachsender Verzweiflung durch die Seiten der sogenannten Beziehungsexperten, aber alle sagen dasselbe: Wenn man einen Mann zurückerobern will, muss man ihm aus dem Weg gehen – wochenlang!

»Das muss auch anders gehen«, sage ich.

Bianca überfliegt ihre SMS und legt das Handy weg, ohne zu antworten. Sie hält ein zerlesenes schwarz-rotes Taschenbuch hoch. »Vielleicht gibt es wirklich eine andere Möglichkeit.«

3

»Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung.«

Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

»Die Kunst des Krieges?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, als hätte ich es schon einmal in einem Film gehört. Außerdem klingt es steinalt. »Was willst du mit dem Buch?«

»Ist das dein Ernst? Es steht auf unserer Literaturliste für die Ferien. Machst du denn nie Hausaufgaben?« Bee schlägt mich mit dem Buch aufs Bein. »Es ist von einem chinesischen General, Sun Tzu. Eigentlich handelt es vom Krieg, aber man kann es auch für andere Sachen anwenden – im Beruf, in der Rechtsprechung, an der Uni, im Sport und in Beziehungen.«

Ich schiele auf das Cover. Typisch, dass die schlaue Bianca sich ausgerechnet ein staubiges Schulbuch als Ratgeber aussucht. »Und du glaubst, ein toter Chinese kann mir helfen, Jason wiederzukriegen?«

»Ein toter chinesischer Kriegsherr«, berichtigt sie.

Ich ziehe die Augenbrauen noch weiter hoch. »Meine Welt bricht in sich zusammen und du rufst deinen inneren Krieger zur Hilfe?«

Bianca lächelt. »Lass mich ausreden.« Sie dreht das Buch um und liest vor, was auf der Rückseite steht. »General Sun Tzus militärische Abhandlung ist Pflichtlektüre auf dem Schlachtfeld und im Sitzungssaal. Unzählige Menschen auf der ganzen Welt haben von seiner Weisheit profitiert.« Sie wirft mir das Buch zu.

Ich fange es auf. »Das wird niemals etwas bringen.« Auf dem Cover sieht man Symbole, die wie Käsekästchen-Spielfelder auf Droge aussehen. Ich überspringe die Einleitung und fange auf der ersten Seite an zu lesen.

»Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen.« Ich verdrehe die Augen. »Was auch immer das bedeuten soll.«

»Lies sie«, sagt Bianca. »Die fünf Faktoren.«

»Das Gesetz der Moral, Himmel, Erde, der Befehlshaber, Methode und Disziplin.« Ich räuspere mich. »Das sind sechs Dinge, nicht fünf. Ich soll einen Rat annehmen von einem toten Typen, der nicht mal zählen kann?«

Bianca geht nicht darauf ein. »Das bedeutet Loyalität, der richtige Zeitpunkt, Hilfsmittel, Führung und Organisation. Das alles brauchst du, wenn du Erfolg haben willst.«

»Super. Wenn ich Jason zurückgewinnen will, muss ich wie meine Mutter werden.«

»Also echt, Lainey. Gib dem Buch eine Chance. Millionen Leser können sich nicht irren.«

»Und Millionen Fans von Boygroups können sich auch nicht irren«, murmele ich, aber ich überfliege noch ein paar Seiten. Sie sind voller Wörter, die ich noch nie gehört habe – Bollwerk zum Beispiel und Verschanzung. Doch auch die Wörter, die ich kenne, ergeben nicht viel Sinn. Meine Augen werden glasig. »Gibt es denn keine Übersetzung?«

»Das ist eine Übersetzung.«

»Dann eben eine Übersetzung der Übersetzung? Die Kunst des Krieges für Dummies?«

»Du schaffst das schon.« Bee beugt sich über meine Schulter und liest. »Jede Kriegsführung gründet auf Täuschung.« Sie zeigt auf die nächste Seite. »Lege Köder aus, um den Feind zu verführen … Greife ihn an, wo er unvorbereitet ist, tauche auf, wo du nicht erwartet wirst

Ich starre auf den Text. »Und wie soll ich das bei Jason anwenden? Mich anschleichen, wenn er in der Sporthalle ist, und ihm ein Protein-Smoothie mitbringen?«

»Zuerst musst du das Buch lesen«, sagt Bianca. »Dann machen wir einen Plan.«

»Gibst du mir im Ernst Hausaufgaben auf?«, frage ich. »Ehrlich gesagt habe ich gerade keine Lust, ein Buch zu lesen. Ich will Jason suchen und ihn zwingen, mir zu sagen, was ich falsch gemacht habe.« Ich seufze dramatisch. »Nämlich nichts. Wenn ich ihn davon überzeugen kann, dass alles in Ordnung ist und er sich alles nur einbildet, muss er mich zurücknehmen, oder?«

»Ja«, antwortet Bee. »Ja, ich gebe dir Hausaufgaben auf. Die Antwort auf die anderen Fragen lautet Nein, tut mir leid. Du musst wenigstens ein paar Tage Abstand halten. Gib ihm Zeit und versuche, nicht zu klammern.«

»Ich klammere nicht!«, sage ich empört. Oder tue ich das doch? Mist, inzwischen weiß ich gar nichts mehr. »Na schön. Du hast recht. Ich halte Abstand.« Ich überlege. »Aber vielleicht sollte ich noch schnell anrufen und ihn fragen, ob wir trotzdem zusammen in dem gemischten Fußballteam spielen. Darüber haben wir beim letzten Treffen geredet und man muss sich bald anmelden.«

Bianca schüttelt den Kopf. »Was soll das denn für ein Gespräch werden? ›Ja, ich weiß, du hast öffentlich mit mir Schluss gemacht, aber ich wollte nur wissen, ob wir noch zusammen Fußball spielen.‹ Das würde Sun Tzu nicht gutheißen.«

»Okay. Blöde Idee«, gebe ich zu. »Aber ich habe noch seine Collegejacke und sein Sportshirt und mehrere DVDs. Das Zeug kann ich ja nicht einfach behalten …« Ich verstumme hoffnungsvoll.

Bianca ist zu nett, um mich auszulachen, aber ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, was sie denkt. »Behalte die Sachen noch für eine Weile. Wie Sun Tzu sagt: Greif an, wenn der Feind es am wenigsten erwartet. Im Moment erwartet Jason wahrscheinlich, dass du ihm hinterherläufst.«

»In Ordnung.« Ich schneide dem Buch eine Grimasse. »Und ich werde das Buch lesen, wenn du glaubst, dass es was hilft.« Normalerweise lese ich nur Fußball- und Klatschzeitschriften, deshalb wird es bestimmt ziemlich hart, mich durch Die Kunst des Krieges zu quälen. Wie ein freiwilliger Sommerkurs. Aber hey, wenigstens ist es kurz. Und wenn es für Armeen und Sportler funktioniert, kann es vielleicht auch mir helfen. Ich glaube nämlich daran, dass man für das kämpfen sollte, was man will.

Am nächsten Tag ruft Kendall an. »Laineykins!«, schreit sie ins Telefon, als ich drangehe. »Ich vermisse dich so!«

»Ich dich auch.« Im Hintergrund höre ich Stimmengewirr. »Wie läuft es bei dir?«

»Tja, was soll ich sagen …«, schnieft sie. »Ich muss mit drei anderen Mädchen in einem Zimmer schlafen, und alle behandeln mich wie einen Bauern, bloß weil ich aus dem Mittleren Westen komme.«

»Oje, wie ätzend.« Kendall hat immer schreckliche Angst, wie eine Hinterwäldlerin behandelt zu werden, denn sie und Jason sind immerhin in Los Angeles aufgewachsen.

»Du kannst es dir gar nicht vorstellen«, fährt sie fort. »Hier gibt es so schrecklich viele Regeln. Ab elf Uhr abends muss man auf dem Zimmer bleiben. Um sieben gibt es Frühstück für alle. Wie beim Militär!«

»Auch ätzend«, antworte ich. »Kannst du nicht einfach nach Hause kommen?«

»Das würde ja bedeuten, dass ich verliere, und Verlieren ist was für Loser«, entgegnet sie. »Wenn ich diese Sache gewinne, bekomme ich hundert Dollar. Wenn ich jetzt gehe, wird meine Mom echt angepisst sein. Und ich muss mich mit dem nutzlosen Typen rumschlagen, der behauptet, mein Vater zu sein.«

Ich hatte immer schon den Verdacht, dass Kendall sich bei der Modelshow angemeldet hat, um für eine Weile von ihren Eltern wegzukommen, doch nun gibt sie es zum ersten Mal selber zu. Natürlich findet sie es toll, im Fernsehen zu sein, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich in der Modebranche arbeiten will. Ihre Mom hat in der Haute Couture gemodelt, bevor sie mit Kendall schwanger wurde, und anscheinend soll Kendall unbedingt da weitermachen, wo sie aufgehört hat. Kendall musste für verschiedene Kataloge für die Boutique ihrer Mutter posieren und angeblich fand sie es schrecklich. Anscheinend zerren und zupfen die Designer und Fotografen immer an ihr herum, als wäre sie eine Außerirdische. Und sie tun so, als wäre es ihre Schuld, wenn sie mal eine Sommersprosse oder – Gott bewahre! ‒ einen Pickel bekommt.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nur in die Show geschafft hat, weil ihre Mutter die Leute angerufen hat, die sie von früher kennt. Andererseits ist Kendall wirklich wahnsinnig hübsch und hat genau die richtige angriffslustige Art für solche Reality-TV-Serien.

»Ähm, Lainey? Bist du noch da?«

»Ja, ich hab bloß über-«

»Na toll. Eine meiner Mitbewohnerinnen redet gerade über mich«, flucht Kendall leise. »Sie lästert irgendwas mit einem Produktions-Assistenten.«

»Also …«, fange ich an. »Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast …«

»Warte mal.« Ich höre eine streng klingende Männerstimme im Hintergrund, und dann fährt Kendall supergenervt fort: »Ich muss in zwei Minuten aufhören. Was soll ich gehört haben?«

Mein Blick streift wieder das Foto von Jay und mir auf dem Schulball. »Ist nicht so wichtig. Wir telefonieren bald wieder, okay?«

»Na klar. Drück meinen Bruder von mir.«

Ich höre ein leises Klicken im Telefon, als sie auflegt. Warum habe ich ihr nichts gesagt? Man braucht nicht mehr als zwei Minuten, um »Jason hat mit mir Schluss gemacht« zu sagen. Vielleicht habe ich es für mich behalten, weil sie keine Zeit mehr gehabt hätte, mir einen Rat zu geben. Oder ich wollte sie nicht mit meinen Problemen belasten, wo sie sowieso schon so genervt war.

Oder vielleicht wollte ich auch einfach nicht schon wieder anfangen zu heulen.

4

»Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht.«

Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

Ein paar Tage später träume ich, dass Jason in einem Graben liegt und um Hilfe ruft. Es ist vier Uhr morgens. Ich setze mich im Bett auf und bin plötzlich sicher, dass er in Schwierigkeiten steckt. Ich muss ihn anrufen. Was ist, wenn er wirklich verletzt irgendwo liegt?

Ich überlege fünf Minuten hin und her und beschließe dann, stattdessen Bianca anzurufen. In der fünften Klasse hatte sie mal eine Phase mit nächtlichen Albträumen. Sie rief mich zu den unmöglichsten Zeiten an, weil sie aufgewacht war und nicht mehr einschlafen konnte. Wir redeten über Filme und die süßesten Jungs in unserer Klasse, bis sie sich besser fühlte, und am nächsten Tag nickten wir beide ständig in der Schule ein. Sie hat schon jahrelang nicht mehr nachts angerufen, aber es macht ihr bestimmt nichts aus, wenn ich sie dieses eine Mal aufwecke.

Sie hebt beim dritten Klingeln ab. »Alles in Ordnung bei dir?«

»Geht so.« Ich erkläre ihr das Problem.

»Mach das nicht, Lainey.« Bee gähnt. »Nichts macht so einen verzweifelten Eindruck wie eine SMS mitten in der Nacht.«

»Aber wenn er nun einen schrecklichen Unfall hatte«, widerspreche ich. »Wenn er jetzt wirklich in einem Graben liegt – und nur ich kann das spüren, weil ich eine innere Verbindung zu ihm habe?«

Bianca murmelt etwas auf Spanisch, aber sie bleibt am Telefon, während ich im Internet nachsehe, ob es in der letzten Zeit Unfälle oder Verbrechen gegeben hat. Das Polizeirevier von Hazelton hat in den vergangenen zwölf Stunden genau zwei Vorfälle aufgezeichnet: ein geknacktes Auto und eine demolierte Hundehütte.

»Wer zerstört denn eine Hundehütte?«, seufze ich.

»Katzen?«, schlägt Bee vor und gähnt wieder. Ich muss lachen. Ich liebe sie einfach. Sie bleibt noch eine halbe Stunde am Telefon und wir reden über Fußball-Strategien und über unsere Lieblingsserie Undead Academy. Wir überlegen, welche Zombies die beste Frisur haben und welche Mädchen aus dem Mittelstufenteam es in das Fußballteam der Oberstufe schaffen. Es fühlt sich fast so an wie in der fünften Klasse. Kurz wünsche ich mir, die Dinge könnten wieder so einfach sein wie damals.

Schließlich sagt Bianca: »Du solltest ein bisschen Schlaf kriegen, Lainey.«

Ich seufze. »Ich weiß genau, dass ich nicht mehr einschlafen kann. Aber ich sollte dich nicht wach halten, bloß weil ich durchdrehe.«

»Es gibt keinen Grund zum Durchdrehen«, sagte Bee. »Hast du Die Kunst des Krieges gelesen?«

»Ich hab es überflogen«, antworte ich. »Ein bisschen reingelesen.« Dazwischen habe ich wieder und wieder jede einzelne Mail gelesen, die Jason mir jemals geschickt hat ‒ und Trübsal geblasen.

»Dann lies es jetzt richtig«, schlägt Bianca vor. »Stell dir vor, dass wir beide eine Armee sind, Jason ist die gegnerische Armee, und eure Beziehung ist das Land, um das ihr kämpft. Ich komme so gegen acht vorbei, dann können wir laufen gehen und Pläne schmieden.«

»Na gut. Danke, Bee.«

»Bis bald«, sagt sie.

Ich lege auf und ziehe Die Kunst des Krieges unter einem Stapel Zeitschriften hervor. Dann öffne ich das Buch und fange beim Licht meines Handys an zu lesen.

Der erste Teil klingt noch ganz sinnvoll – die fünf Faktoren, Planung und dass alle Kriegsführung auf Täuschung beruht. Aber im zweiten Teil geht es um Kriegswagen und darum, wie viel es kostet, eine Armee aufzustellen. Was zur Hölle hat das mit mir zu tun? Ich blättere weiter, bis ich etwas finde, was mich interessiert: Dein großes Ziel im Krieg sollte der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug.

Ich lese weiter. Im dritten Teil geht es darum, wann man angreifen und wann sich zurückziehen sollte. Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Das klingt vielversprechend. Mich selbst kenne ich, und nach fast drei Jahren kann ich auch Jason ziemlich gut einschätzen. Langsam glaube ich, dass Bees Idee doch nicht so verrückt ist. Ich blättere noch ein paar Seiten weiter. In Teil fünf schreibt Sun Tzu über direkte und indirekte Manöver. Die richtige Entscheidung gleicht dem wohlberechneten Herabstoßen eines Falken. Ich strecke die Hand aus und stelle mir meine sorgfältig manikürten Fingernägel als Klauen vor. Ich sehe schon vor mir, wie ich herabstoße und mir Jasons Liebe schnappe. Deshalb ist ein guter Kämpfer schrecklich im Sturm und rasch in seiner Entscheidung. Ich blättere zum nächsten Teil. Marschiere rasch zu Orten, an denen du nicht erwartet wirst. Das klingt so, als sollte ich schnell angreifen – was mir sehr viel besser gefällt, als herumzusitzen und nichts zu tun.

Jetzt habe ich das Buch erst zur Hälfte durchgelesen und fühle mich schon viel besser. Heute werde ich alles mit Bee besprechen und dann werde ich in die Schlacht ziehen.

Bianca kommt pünktlich um acht, während ich mir gerade einen Pferdeschwanz mache. Sie folgt mir von der Haustür in mein Zimmer.

»Bist du stark geblieben und hast ihm keine SMS geschickt?«, will sie wissen.

»Ja, bin ich. Und ich habe sogar einen Teil von Die Kunst des Krieges gelesen.«

Sie lässt sich auf mein Bett fallen. »Da wird dein Englischlehrer aber positiv überrascht sein!«