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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Fußnoten

1.

Der Morgen graute, und ein fahler Silberstreif hob sich am Horizont ab. Die „Isabella“ wiegte sich auf der langen Dünung, langsam hob und senkte sich der Rumpf des Dreimasters.

Der Seewolf knirschte vor Zorn und vor ohnmächtiger Wut mit den Zähnen, als er einen Blick auf seine beiden Söhne Hasard und Philip warf. Angekettet wie er, waren sie am Besanmast in sich zusammengesunken und saßen zusammengekauert an Deck. Die Eisenfesseln ließen ihnen zwar diese Bewegungsfreiheit, aber genau wie beim Seewolf, den Don Bosco am Ruder der „Isabella“ angekettet hatte, machten sie jeden Fluchtversuch von vornherein unmöglich.

Die beiden Söhne des Seewolfs waren nach einer langen Nacht, in denen ihr Vater immer wieder versucht hatte, ihnen Mut zu machen, vor Erschöpfung in ihren Eisen eingeschlafen. Aber jetzt, das wußte der Seewolf, nahte die Stunde der Entscheidung. Irgendwann nach Sonnenaufgang würde der Mahlstrom einsetzen, und dann, das hatte dieser verfluchte Tortuga-Pirat ihm gesagt, würden seine Söhne auf dem Vorkastell der „Isabella“ angeschlossen werden. Und er, der Seewolf, würde die „Isabella“ durch den Felsendom steuern müssen. Ihm blieb gar keine andere Wahl, denn anderenfalls starben nicht nur seine Söhne mit ihm, sondern auch alle seine Männer, die sich auf der Galeere „Conchita“ befanden. Angekettet wie er, fristeten sie ihr Dasein als Rudersklaven Don Boscos. Und Hasard wagte gar nicht darüber nachzudenken, was dieser Nuno, dieser brutale und hirnlose Glatzkopf, inzwischen alles mit ihnen angestellt hatte, um sie zu quälen, zu demütigen, zu zerbrechen.

Der Seewolf warf einen Blick über die „Isabella“. Am Großmast stand Jan Ranse, der Steuermann Jean Ribaults, angekettet wie er. Und am Fockmast auf dem Vorderkastell erblickte er den Franzosen, ebenfalls angekettet. Die beiden waren Don Bosco in die Falle gegangen, sie hatten keine Chance gehabt, ihm zu entkommen. Und was schlimmer war, er, der Seewolf, hatte sich ebenfalls von diesem Unmenschen hereinlegen lassen, indem er den Franzosen dazu verleitete, ihm einige Dinge zu verraten, die Don Bosco brennend interessierten. Weder Jean Ribault noch er hatten geahnt, daß Don Bosco das alles eingefädelt hatte, daß er sie belauschte, sie aber in dem Glauben ließ, für einige Minuten allein zu sein. Und nur so war es auch für Don Bosco möglich gewesen, das mit den Bewohnern der Schlangeninsel verabredete Signal zu geben, daß an Bord der „Isabella“ alles in Ordnung sei und sie am nächsten Morgen mit Einsetzen des Mahlstroms in die Bucht der Schlangeninsel einlaufen würden. Damit hatte der Tortuga-Pirat erreicht, daß niemand an der Schlangeninsel auf einen Überfall gefaßt sein, daß niemand daran denken würde, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um einen solchen Überfall abzuwehren.

Wieder knirschte der Seewolf mit den Zähnen. Er sah, wie Jean Ribault ihm zuwinkte, und er erwiderte den Gruß. Dem Seewolf war klar, daß sowohl der Franzose als auch sein Steuermann längst erkannt hatten, in welcher Lage der Seewolf und in welcher Gefahr die Schlangeninsel sich befand. Daß sie aber ebenfalls wußten, daß es aus dieser Situation – jedenfalls im Moment nicht – keinen Ausweg gab.

Noch nie war der Seewolf einem so gerissenen Gegner wie diesem Don Bosco begegnet. Und noch nie hatte jemand mit vergiftetem Wasser und einem teuflisch geschickt eingeschleusten Mann die ganze „Isabella“-Crew, ausgenommen den alten O’Flynn und seinen Sohn Dan, total ausgeschaltet. Zwar hatten der Alte und sein Sohn dem heransegelnden und seines leichten Sieges gewissen Piraten noch ein erbittertes Gefecht geliefert und sogar seine Karacke versenkt, aber dann waren auch sie der Übermacht erlegen.

Der Silberstreif am Horizont war etwas heller geworden. Die Sonne schickte ihre ersten Vorboten über die Kimm, die ihren baldigen Aufgang anzeigten. Den Beginn eines Tages, wie der Seewolf ihn höllischer nie erlebt hatte.

Hasard dachte an Carberry, dem die Flucht von der „Isabella“ gelungen war. Wo mochte sein Profos zu dieser Stunde stecken? War es ihm gelungen, Hilfe für die „Isabella“ und die Schlangeninsel zu mobilisieren? Der Seewolf wußte es nicht, aber er kannte Carberry. Der würde das Unmögliche möglich machen, um sie alle wieder herauszuhauen. Anschließend aber war dieser Don Bosco ein toter Mann, das stand fest.

Einer der Zwillinge rührte sich am Fuß des Besanmastes. Dadurch weckte er auch den anderen, der mit ihm zusammengeschlossen war. Die beiden streckten sich, dann spürten sie wieder ihre Eisenfesseln und waren im Nu hellwach.

Hasard sah sie an, dann blickte er sich um, aber es war weit und breit kein Pirat zu sehen. Der Seewolf nutzte den Augenblick.

„Hört zu, ihr beiden“, sagte er, und die Zwillinge sahen sofort zu ihm herüber, „dieser Don Bosco wird euch gleich auf dem Vorderkastell anketten lassen. Seid ganz ruhig, es passiert euch nichts. Man wird die heransegelnde „Isabella“ durch die Spektive von der Schlangeninsel beobachten, und man wird schon bald herausfinden, daß da etwas nicht in Ordnung ist. Stellt euch vor allen Dingen so, daß man eure Ketten gut sehen kann, sagt das auch Jean Ribault, aber nur, wenn niemand in der Nähe ist. Man wird sehen, daß ihr Fesseln tragt, man wird keinesfalls auf die „Isabella“ feuern. Das will dieser Don Bosco ja auch damit erreichen, daß er euch als Galionsfiguren benützt. Auf der Schlangeninsel werden wir weitersehen. Etwas ganz Wichtiges weiß dieser Dreckskerl nämlich nicht …“

„Du meinst …“

Aber der Seewolf bedeutete seinem Ältesten sofort zu schweigen und nickte lediglich.

„Er wird sich noch wundern“, fügte er hinzu und sah zu seiner Erleichterung, wie die beiden Zwillinge zu grinsen begannen. Die Kerlchen waren schon in Ordnung. Sie hatten sich weiß der Himmel hervorragend gehalten. Wie echte Seewölfe, obwohl sie erst ganze zehn Jahre alt waren.

Der Seewolf grinste zurück, dann schwiegen sie, denn jeden Moment konnte dieser Don Bosco auf dem Achterdeck erscheinen.

Der Seewolf behielt recht. Don Bosco kreuzte auf, aber ganz anders, als Hasard gedacht hatte.

Der Tortuga-Pirat hatte das Achterkastell verlassen und trat an Deck. Ein höhnisches Grinsen spielte um seine Lippen, als er zum Steuerbordniedergang, der aufs Achterkastell führte, hinüberging. Aber dann blieb er plötzlich stehen, seine Augen verengten sich. Er starrte den Mann an, der am Steuerbordniedergang lag und schlief. Neben sich einen Krug Wein, der zudem noch umgefallen war und den eine Weinlache umgab.

Schon wollte Don Bosco sich auf den Schlafenden stürzen, als er mitten in der Bewegung innehielt. Nein, das hatte Zeit. Erst mußte er feststellen, ob der Seewolf und seine beiden Söhne bereits wach waren oder ob die beiden Jungens noch in ihren Ketten schliefen.

Er schlich sich zum anderen Niedergang an Backbord. Dann enterte er auf, aber so leise, daß nicht einmal der Seewolf es hörte. Vorsichtig schob er sich soweit empor, daß er gerade aufs Achterdeck blicken konnte. Und so kriegte er gerade noch mit, wie der Seewolf und seine beiden Söhne sich angrinsten.

Don Bosco schaltete sofort. Sie hatten sich also unterhalten. Vielleicht hatte der Seewolf den beiden sogar etwas verraten, was er, Don Bosco, unbedingt hätte wissen müssen! Und ausgerechnet der Mann, den er am Niedergang postiert hatte, damit er ihm jedes Wort berichten konnte, was auf dem Achterdeck gesprochen wurde, dieser Kerl lag dort und schlief seinen Rausch aus.

Don Bosco lief rot an. Wie eine Woge überschwemmte ihn die Wut, denn er fühlte die Gefahr, die ihm drohte, fast körperlich.

Aber noch schwankte er, was er tun sollte. Aus dem Seewolf kriegte er die Wahrheit sowieso nicht heraus. An den beiden Jungen konnte er sich nicht vergreifen, ohne seine beiden besten Geiseln zu gefährden und damit ein Druckmittel aus der Hand zu geben, das ihm auch auf der Schlangeninsel noch hervorragende, geradezu unschätzbare Dienste leisten konnte. Denn das wußte Don Bosco genau: Trieb er sein Spiel zu weit, dann brachte dieser schwarzhaarige Teufel es glatt fertig und riß sie alle mit sich ins Verderben.

An diesem Punkt seiner Überlegungen richtete sich der ganze Zorn Don Boscos gegen den Mann, der am Steuerbordniedergang lag. Mit ein paar Schritten war der Pirat bei ihm. Ein derber Tritt weckte den Schläfer unsanft auf, und der Mann fuhr hoch. Aus verquollenen Augen blickte er Don Bosco an und begriff im ersten Moment gar nichts.

„Hoch mit dir!“ schrie Don Bosco ihn an. „Dir werde ich zeigen, was es heißt, zu saufen und zu schlafen, wenn Don Bosco Wache befohlen hat!“

Dem Mann dämmerte jetzt, auf was er sich eingelassen hatte. Er kannte Don Bosco, und er wußte, daß ein Menschenleben für ihn nicht zählte.

Das Gebrüll des Tortuga-Piraten hatte auch die anderen Piraten auf die Beine gebracht. Ebenfalls die beiden Wachen vom Hauptdeck eilten herbei. Auch sie musterten Don Bosco mit einem wilden Blick.

„Ihr da“, herrschte er sie an, „habt ihr nicht gesehen, daß dieser Hundesohn sich betrunken hat und dann, statt meinem Befehl zu gehorchen, auf Wache eingeschlafen ist? Wo habt ihr eure Augen gehabt? Für jeden von euch zwölf Hiebe mit der Neunschwänzigen!“

Die beiden Wachen prallten zurück. Aber das half ihnen nichts, denn Don Bosco hatte schon zwei riesigen Kerlen gewinkt, und die packten sie.

„Bindet sie an die Wanten. Vorwärts!“ kommandierte er.

Sein Befehl wurde sofort erledigt. Doch als die beiden ihre Neunschwänzigen aus den Gürteln reißen wollten, stoppte Don Bosco sie.

„Halt! Erst zu diesem Dreckskerl hier. Bindet ihn!“

Erst in diesem Augenblick begriff der Mann, was ihm drohte. Er fuhr lange genug unter Don Boscos Befehl, er wußte, wie Don Bosco derartige Vergehen ahndete. Er war verloren, so oder so. Aber wenn es den beiden erst gelang, ihn zu binden, dann hatte er nicht mehr die geringste Chance. Er warf einen gehetzten Blick zur Schlangeninsel hinüber. Ein guter Schwimmer konnte sie durchaus erreichen. Dabei dachte er allerdings weder an die Haie noch an den Mahlstrom, der bald einsetzen mußte.

Er entschloß sich schnell. Mit einer blitzartigen Bewegung fuhr er herum, packte Don Bosco und schleuderte ihn den beiden Riesen entgegen, die sich eben auf ihn stürzen wollten.

Dann rannte er die wenigen Stufen zum Achterdeck hinauf, und im nächsten Moment, noch während Don Bosco von seinen beiden Henkersknechten aufgefangen wurde, sprang er über Bord.

Der Seewolf sah das, er hörte das wüste Gebrüll, mit dem diese Flucht begleitet wurde, und dann erschien Don Bosco auch schon auf dem Achterdeck. Er stürzte zum Steuerbordschanzkleid, riß seine Pistole hervor, zielte auf den Mann, der eben wieder auftauchte und schoß.

Er traf jedoch nicht, und der Mann tauchte sofort wieder.

Don Bosco stieß einen Fluch aus, und schon wollte er den Befehl geben, ein Boot abzufieren, um den Fliehenden wieder einzufangen, als ihm das Wort plötzlich in der Kehle steckenblieb.

Dort, wo der Flüchtling eben wieder getaucht war, erschien unter der Wasseroberfläche ein großer, grauer Schatten, dem sogleich ein zweiter folgte.

Über Don Boscos Züge ging ein teuflisches Grinsen. Er deutete auf die See, die von einer langen Dünung durchzogen wurde.

„Dieser Hund kriegt genau das, was ich ihm zugedacht habe!“ sagte er, und die beiden Hünen traten neben ihn. Auch sie grinsten und bleckten bereits die Zähne in der Vorfreude auf das Schauspiel, das sich ihren Augen in den nächsten Sekunden unweigerlich bieten würde. Aber sie warteten vergebens, nichts geschah. Weder tauchte der Verurteilte wieder auf, noch sahen sie von den Haien auch nur die Rückenflosse.

Don Boscos Gesicht überlief es wie Ärger.

„Die Haie haben ihn unter Wasser geschnappt und sind mit ihrer Beute sofort abgetaucht!“ sagte er. „Los, verschwenden wir keine Zeit mehr auf diesen Dreckskerl, verpaßt diesen beiden anderen Hundesöhnen jetzt ihre Hiebe!“

Enttäuscht, daß ihnen das makabre Schauspiel, wie ein Mann von Haien angefallen und zerrissen wurde, entgangen war, enterten sie zum Hauptdeck ab. Sie ließen ihre Wut an den beiden Unglücklichen aus, die bereits an den Backbordwanten hingen.

Don Bosco trat auf den Seewolf zu. Dicht vor ihm blieb er stehen und starrte ihn an.

„Du planst irgendeine Teufelei, Seewolf!“ sagte er. „Ich sehe dir das an, und ich habe auch gesehen, wie du deine Söhne angegrinst hast. Ihr habt etwas vor, und vielleicht könnte ich es aus den beiden da herausholen. Aber ich werde mich damit jetzt nicht mehr aufhalten, denn viel Zeit haben wir nicht mehr. Aber ich warne dich. Hüte dich, oder du und deine Söhne werdet es bereuen. Jener Mann, den ich dort unten am Niedergang postiert hatte, damit er mir melden konnte, was zwischen euch gesprochen wurde, hat auf Wache geschlafen. Dafür haben ihn die Haie zerrissen, zwei prächtige, große Burschen sage ich dir. Bringe mich nur nicht erst auf die Idee, daß deine beiden Söhne oder auch nur einer von ihnen vielleicht ebenfalls eine prächtige Beute für die Haie abgeben könnten!“

Don Bosco stieß ein teuflisches Lachen aus, dann wandte er sich ab und winkte die beiden Hünen heran, die eben mit dem Auspeitschen der beiden Piraten fertiggeworden waren und die Delinquenten wieder von den Wanten losgebunden hatten.

„Holt die beiden Söhne des Seewolfs. Schließt sie auf dem Vorderkastell, nein, auf dem Galionsdeck an. Sie sollen die ersten sein, die sterben, falls der Seewolf die ‚Isabella‘ auf ein Riff steuern sollte, um uns zu verderben!“

Die beiden nickten, dann stiegen sie zum Achterdeck empor, schlossen die Zwillinge los und trieben sie zum Vorschiff hinüber. Zähneknirschend mußte der Seewolf das mit ansehen, aber was in diesem Moment hinter seiner Stirn vorging, das bedeutete für Don Bosco nichts Gutes.

Nur eines ahnten beide Männer in diesem Augenblick noch nicht: Die Flucht des von Don Bosco zum Tode Verurteilten sollte für sie alle noch ungeahnte Folgen haben.

Genau zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang setzte der Mahlstrom ein. Erst war es nur, als ob etwas an der „Isabella“ zu zerren begann. Der Dreimaster schwoite um die Ankertrosse, bis sein Heck zur Schlangeninsel zeigte. Dabei straffte sich die Ankertrosse.

Der Seewolf spürte die Bewegung seines Schiffes, und wenig später tauchte Don Bosco bei ihm auf.

„Der Mahlstrom hat eingesetzt, Seewolf! Du übernimmst jetzt das Kommando, aber ich werde neben dir stehen, vergiß das nicht. In meinem Gürtel steckt eine, geladene Pistole, ich werde immer noch Zeit finden, dir den Garaus zu machen, wenn du uns auflaufen läßt. Merk dir das gut. Und neben deinen Söhnen steht ebenfalls ein zuverlässiger Mann, auch er wird dafür sorgen, daß deine Brut nicht überlebt, wenn etwas geschieht. Pablo auf der „Conchita“ hat von mir strikte Order, alle deine Männer zu töten, wenn du uns in eine Falle lockst, Seewolf.“

Don Bosco sah ihn aus schmalen Augen an, und deutlich erkannte der Seewolf die Furcht und das Mißtrauen, die ihn erfüllten, in seinen Zügen.

„Ich sehe Angst in deinen Augen!“ höhnte er. „Und du hast recht, Don Bosco. Es ist nicht leicht für einen Mann, den man ans Ruder kettet, ein Schiff wie dieses im Mahlstrom durch den Felsendom zu steuern. Vielleicht schaffe ich das, aber ich rate dir, stelle deine Leute am Ankerspill bereit, denn sie müssen Anker werfen, sobald ich es ihnen befehle, oder wir sind verloren!“

Don Bosco schloß seine Augen zu schmalen Schlitzen.

„Du glaubst, daß ich so dumm sein werde, dich loszuketten!“ sagte er. „Aber du täuschst dich, Seewolf. Ich denke nicht daran, du bist auch angekettet noch gefährlich genug. Entweder du schaffst es, die ‚Isabella‘ heil in die Bucht zu steuern, oder wir sterben alle. Alle, Seewolf, daran solltest du denken …“

„Ich habe das schon oft genug gehört, Don Bosco. Dir rieselt ja förmlich die Angst aus den Hosen. Ich habe es satt. Laß den Anker hieven, dann setzt die Segel, aber beeilt euch!“

Der Seewolf lauschte dem Ton, der jetzt eben über die See zu ihnen drang. Es war wie ein hohles Brausen, das von der Insel auszugehen schien, und es verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde.

„Hörst du es, Don Bosco?“ fragte der Seewolf, und seine Augen begannen zu glitzern. „Ich sage dir, gib deine Befehle, oder wir kriegen den Anker nicht mehr aus dem Grund!“

Der Seewolf hatte recht, die Strömung, die nun plötzlich einsetzte und immer stärker wurde, zerrte an dem Schiff.

Don Bosco hetzte seine Männer ans Ankerspill, dann begannen sie unter seinem wüsten Gebrüll, den Anker zu hieven. Aber schon mußten sie die Spillspaken doppelt besetzen, so viel Kraft kostete es bereits, das Schiff gegen die Strömung über den Anker zu ziehen.

Dann kam er frei, und es war, als ob ein Ruck durch die „Isabella“ ging.

„Setzt die Segel!“ brüllte nun auch der Seewolf den Piraten an. „Setzt jeden Fetzen, den die Masten tragen! Wenn wir nicht schneller sind als die Strömung, dann haben wir kein Ruder im Schiff und fahren zur Hölle!“

Das wirkte, die Piraten enterten auf, und sie arbeiteten wie die Besessenen. Daß sie ihr Handwerk verstanden, das sah der Seewolf auf den ersten Blick, und er quittierte es mit Erleichterung, denn die Situation wurde jetzt wirklich kritisch.