Cover

Table of Contents

Title Page

Kurzbeschreibung

1

2

3

4

5

6

Andere Bücher von Tina

Über die Autorin

Copyright

Ein einfallsreicher Bräutigam

 

Eine Western-Kurzgeschichte

 

 

Tina Folsom

Kurzbeschreibung

 

Als Rancher Irving versucht, einen geeigneten Ehemann für seine widerwillige Tochter Ellen zu finden, indem er eine Menge Geld bietet, nimmt sie die Sache selbst in die Hand und plant zu fliehen. Doch ein vermeintlicher Cowboy vereitelt ihren Plan und entführt sie stattdessen.

James ist jedoch kein Cowboy, sondern ein Rancher auf der Suche nach einer Frau. Und als er Ellen erwischt, nimmt er sie mit auf eine leidenschaftliche und erotische Reise, während der er versucht, ihr beizubringen, dass ein Ehemann doch einen Zweck erfüllen kann.

 

* * * * *

Copyright © 2017 Tina Folsom

* * * * *

1

 

Texas, 1883

 

Ellen Irving ließ ihren Blick nochmals über die wilde Schönheit des Cowboys schweifen. Er sah aus, als fühlte er sich in ihrer eleganten Wohnstube ein wenig unwohl, doch sie hatte nicht vor, es ihm leichter zu machen. Sein Antrag war der dritte in ebenso vielen Tagen. Dennoch unterschied sich dieser völlig von den anderen. Der Cowboy vor ihr, der unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat, war nicht derjenige, der ihr den Heiratsantrag machte. Er war nur der Bote, der einen Antrag seines Arbeitgebers überbracht hatte.

Vielleicht hätte sie diesen sogar angenommen, wäre er von dem Cowboy ausgegangen und nicht von dem Mann, für den er arbeitete. Er war groß und extrem gut gebaut, nicht wie die Dandys, an die sie von ihrer Zeit im Osten gewöhnt war, wo ihr Vater sie zur Schule geschickt hatte.

Dieses starke männliche Exemplar war, wovon Frauen träumten: ein Mann, der sie mit einer schnellen Bewegung in seine Arme fegen könnte und dabei nicht in Schweiß ausbrach. Einer, dessen Gang jede Frau dazu brächte, sich umzudrehen, um seinen festen Hintern zu bewundern. Würde er sein Hemd ausziehen, käme zweifellos eine durchtrainierte Brust zum Vorschein. Muskeln – bereit, von ihren Händen erforscht zu werden.

Für einen Augenblick ließ sich Ellen von der Fantasie davontreiben, die sie um diesen Fremden gesponnen hatte. Nur einen kurzen Augenblick. Doch die Wirklichkeit war grausam – dieser Hengst war nicht hier, um um sie zu werben.

Warum plötzlich alle Junggesellen innerhalb eines Radius von hundert Meilen an ihrer Tür Schlange standen, wusste sie nicht. Doch sie war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, so oder so.

Aber eins nach dem anderen. Der Cowboy musste abgewiesen werden, egal wie sehr sie ihre Augen an ihm laben wollte. Vielleicht könnte sie heute Nacht in der Privatsphäre ihres Schlafzimmers an ihn denken.

„Richten Sie Mr. Riley aus, dass ich nicht an seinem Angebot interessiert bin. Wenn er nicht einmal den Mumm hat, sich persönlich an mich zu wenden, dann ist er offensichtlich nicht der richtige Mann. Guten Tag, Sir!“

Ellen warf ihren Kopf zurück und wandte sich um. Ihre Röcke raschelten, als sie aus dem Raum stapfte und den Cowboy sich selbst überließ.

 

~ ~ ~

 

James lauschte, während Ellen die Treppe hinauflief und ein paar Sekunden später eine Tür absichtlich lautstark zuknallte. Unwillkürlich musste er lächeln. Er hatte Ellen Irving nur einmal vorher auf einem Tanz gesehen, doch was er dort gesehen hatte, hatte ein Feuer in ihm entfacht, eins, das nur sie löschen könnte. Ein Mann, mit dem sie getanzt hatte, hatte seine Hand zu tief ihren Rücken hinabgleiten lassen, und sie hatte ihn prompt niedergemacht. Eine Frau wie sie konnte er nur bewundern.

Die zierliche Frau mit den begehrenswerten Kurven war so hitzig und so wild wie ein Mustang, und ihr Haar genauso schwarz. Und James wusste genau, wie mit wilden Pferden umzugehen war: Sie mussten gezähmt werden.

Wenige Augenblicke, nachdem Ellen verschwunden war, betrat ihr Vater, Frank Irving, die Wohnstube. Sein Gesicht und sein Hals waren schweißbedeckt und er tupfte sich mit einem Taschentuch ab.

„Ich nehme an, dass meine Tochter das Angebot Ihres Arbeitgebers nicht mit … wie soll ich sagen … Wohlwollen betrachtet hat?“ Er verzog das Gesicht.

„Mr. Irving, darf ich ein paar Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?“ James zeigte auf das Sofa und nahm Irvings Kopfnicken als Zeichen, sich zu setzen.

Irving ließ sich in dem Sessel gegenüber nieder. „Zeit habe ich viel. Nerven? Nicht so viel.“

James beugte sich vor. „Darf ich aufrichtig mit Ihnen sein?“

„Ich bestehe darauf. Bitte erzählen Sie mir mehr über Ihren Mr. Riley“, verlangte Irving.

„Sir, ich bin James Riley“, gestand James und machte eine Pause, um diese Nachricht einsinken zu lassen.

„Aber, sagten Sie nicht vorher, Sie hätten ein Angebot von Mr. Riley, Ihrem Arbeitgeber, zu überbringen? Ihr Bruder vielleicht oder Ihr Vater?“

James schüttelte den Kopf. „Nein. Der Heiratsantrag ist von mir. Darf ich die Sache näher erklären?“

Ellens Vater nickte zustimmend, während sich Neugier auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Ihre Tochter hat einen gewissen Ruf –“

„Das können Sie zweimal sagen“, unterbrach Irving trocken.

„Dieser Ruf ist mir egal. Doch Ihre Tochter ist bekannt dafür, jeglichen Heiratsantrag kategorisch abzulehnen. Dachten Sie, sie würde anders reagieren, wenn Sie ihr einfach mehr Bewerber an den Hals werfen?“

„Mr. Riley, das geht Sie wohl kaum etwas an.“

„Das tut es aber. Haben Sie bedacht, welche Art von Männern Sie mit Ihrem Angebot anziehen? Glauben Sie nicht, dass dadurch, dass Sie einem Mann tausend Dollar bieten, damit er Ihre Tochter heiratet, die falsche Art von Bewerbern angezogen wird? Ich bin neugierig: Ist sich Ihre Tochter dieses monetären Lockmittels bewusst?“

Irving warf einen verschreckten Blick zur Tür. „Ich bitte Sie um Diskretion. Meine Tochter hat davon keine Ahnung und ich habe vor, dies so zu belassen. Ich habe sowieso kaum eine Hoffnung, dass sie einen Antrag annimmt, und noch weniger, wenn sie wüsste, dass ich mich einmische.“

James zog eine Augenbraue hoch. „Warum mischen Sie sich dann ein, wie Sie so schön sagen?“

Sein Gastgeber beugte sie vor und senkte seine Stimme. „Ich habe vor, mich zu vermählen, und die Dame, die ich zu meiner Frau nehmen will … nun ja, sie und meine Tochter verstehen sich nicht.“

James schmunzelte. „Versteht sich denn irgendjemand mit Ihrer Tochter?“ Er war froh über die Richtung, in die sich das Gespräch entwickelte. Er gewann Irvings Vertrauen. Es würde ihm helfen, seinen Plan durchzuführen.

„Tja, nicht unbedingt, aber man kann es eben nicht zwei Frauen gleichzeitig recht machen, wenn Sie mich verstehen.“

„Ich hoffe, Sie verstehen, dass Ihr Angebot einige der weniger achtbaren Männer in dieser Gegend angezogen hat. Was werden Sie machen, wenn einer davon das Vertrauen Ihrer Tochter gewinnt?“

Irving warf ihm einen überraschten Blick zu, als hätte er diese Möglichkeit bisher noch nicht bedacht. „Welche Art von weniger achtbaren Männern meinen Sie?“

„Glücksspieler, Revolverhelden, Kopfgeldjäger, Banditen. Kurz gesagt jeder, der gerne die tausend Dollar nimmt und sich bei der erstbesten Gelegenheit Ihrer Tochter entledigt.“

Leider war dies eine reale Möglichkeit, eine, die ihr Vater offenbar nicht in Betracht gezogen hatte. Hatte sich Irvings zukünftige Frau diese Sache einfallen lassen?

„Daran habe ich selbstverständlich gedacht“, rügte Irving ihn. „Deshalb wird, bevor er das Geld erhält, eine Hochzeit stattfinden. Glauben Sie mir, ich bin nicht so naiv, wie Sie mich hinstellen.“

James hatte nicht die Absicht, Ellens Vater zu verärgern, doch der Mann verstand es immer noch nicht.

„Und was hält einen weniger ehrenwerten Mann davon ab, sie nach der Hochzeit einfach zu verlassen?“

James‘ Frage hing im Raum. Beunruhigend und unbeantwortet. James stand auf. Er hatte das getan, wozu er gekommen war.

„Ich bleibe noch zwei Nächte in der Stadt. Ich habe mir ein Zimmer im Painted Veil Saloon genommen, falls Sie unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen möchten. Guten Tag, Sir.“

James ging hinaus und ließ seinen Gastgeber über das nachgrübeln, was er gesagt hatte. Er hatte alles in die Wege geleitet. Jetzt musste er nur geduldig sein.

 

~ ~ ~

 

Ellen marschierte in die Küche, wo Maggie, die Haushälterin, dabei war, das Abendessen vorzubereiten. Sie schnappte sich ein warmes Stück Brot vom Backblech und biss hinein, womit sie sich einen missbilligenden Blick von Maggie einhandelte.

„Sie verderben sich Ihren Appetit auf das Abendessen.“

„Was ist das noch von Bedeutung? Mein Leben ist sowieso vorbei“, seufzte sie. „Ich kann nicht glauben, dass mein Vater all diese Halbtrottel in unser Haus kommen lässt, damit sie mich mit Heiratsanträgen beleidigen können.“

„Ein Heiratsantrag ist wohl kaum eine Beleidigung, meine Liebe.“

„In meinen Augen schon! Keiner dieser Männer kennt mich. Sie haben keine Ahnung, was ich möchte, was mir gefällt, was mich zum Lachen oder zum Weinen bringt. Rohlinge, alle mitsamt! Wollen Sie wissen, was mich wirklich ärgert?“ Sie warf Maggie einen provozierenden Blick zu.

Maggie schluckte den Köder. „Sagen Sie’s schon.“

„Einer dieser ungebildeten Hinterwäldler hat einen seiner Cowboys geschickt, um den Antrag in seinem Namen zu machen. Einen seiner Angestellten! Wie wagt er es nur! Er konnte sich nicht mal dazu aufraffen, selbst zu kommen! So viel bedeute ich diesen Männern!“

„Miss Ellen, ich bin mir sicher, dass nicht alle so ungebildet sind. Ich weiß, dass Ihr Leben an der Ostküste Sie mit deren hochtrabender Art beeinflusst hat, aber das bedeutet nicht, dass darum jeder hier ein Halbidiot ist. Die Männer hier sind einfach anders. Das Leben ist hart.“

Ellen machte eine abweisende Handbewegung. „Ich weiß, dass das Leben hier anders ist, aber das bedeutet nicht, dass ein Mann keinerlei Feingefühl zeigen kann. Ich würde eher als alte Jungfer enden, als einen einfachen Mann zu heiraten, der denkt, dass er mich an sein Bett und seinen Ofen ketten kann, und der mich jedes Jahr mit einem Kind schwängert.“