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Demetri Betts - Damaris Kofmehl - Wilder Himmelskrieger - Geheimnisse meines Lebens - SCM Hänssler

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ISBN 978-3-7751-7219-6 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© der deutschen Ausgabe 2014
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Umschlaggestaltung: gestalterstube, Arne Claußen
Titelbild: Tomas Gabriel Werner
Satz: Breklumer Print-Service, Breklum

Ich widme dieses Buch
Thomas Long, Jonas Hinz und Phil

INHALT

Vorwort von Demetri Betts

Vorwort von Damaris Kofmehl

Tod im Himmel

Diva Coco Brown

Neuanfang

Ein ungewöhnlicher Auftrag

Gegenwind

Der betrunkene Nikolaus

Eine unerwartete Wendung

»Gott ist kein Mensch«

Ein Selbstmord und viele Fragen

10 Gib mir dein Schwert!

11 Dem Tod geweiht

12 Von frommen und weniger frommen Schäfchen

13 Rush

14 Der Drogendealer, der DJ und der Zahnarzt

15 Straßenkinder

16 Sing meinen Namen

17 Madame Satan

18 Die Kinder unter der Brücke

19 Open Arms

20 Ein bunter Haufen von Leuten im Wald

21 Entgegen jeder Logik

22 Ethan, die Schlange und das Feuer

23 Tamari Komel

24 Ein Eissturm und zwei Hochzeiten

25 Auf dem Schlachtfeld

26 Freude im Auge des Sturms

27 Wunder und Chaos

28 Thomas

29 Trauer und Schmerz

30 Die Büchse der Pandora

31 Zerreißprobe

32 Ein Mysterium

Zusätzliche Informationen

Bildteil

VORWORT VON DEMETRI BETTS

Dieses Buch beginnt genau dort, wo die anderen zwei Bücher über mein Leben enden: Es beschreibt den Weg einer Dragqueen zum Pastor. Bei vielen Geschichten in diesem Buch fällt es mir schwer, sie zu erzählen. Es sind ein paar versteckte Geheimnisse dabei, von denen ich dachte, ich würde sie nie preisgeben. Ich erzähle auch von Wundern, die schwer zu glauben sind. Hätte ich sie nicht selbst erlebt, würde ich sie wahrscheinlich auch nicht glauben. Es ist schon bemerkenswert, wie problemlos wir die biblischen Geschichten glauben, die davon erzählen, dass Jesus auf dem Wasser ging, dass er Tote zum Leben erweckte, dass er Krankheiten heilte. Gleichzeitig weigern wir uns zu glauben, dass Jesus dieselben und ähnliche Wunder auch heute noch tut. Dabei ist Gott derselbe – gestern, heute und in Ewigkeit –, und für diejenigen unter uns, die an ihn glauben, ist nichts unmöglich. Wenn wir radikale Dinge für Gott tun, tut Gott auch radikale Dinge für uns. Fast von jeder Geschichte in diesem Buch gibt es Fotos und Personen, die bezeugen können, dass dies alles tatsächlich so geschehen ist. Und dabei gibt es noch viel mehr Wunder, die wir gar nicht erwähnt haben.

Wir haben das Buch an meinem Geburtstag, am 26. April 2014, fertig geschrieben. Ich bin jetzt einundvierzig Jahre alt und habe das seltsame Gefühl, dass dies erst der Anfang ist …

VORWORT VON DAMARIS KOFMEHL

Über Demetris tragische Kindheit und Jugendjahre, über seine erstaunliche Bekehrung und über seinen Rückfall ins alte Leben habe ich bereits zwei Bücher geschrieben. Doch über eines hatte ich dabei nicht berichtet, und es kribbelte mir schon lange in den Fingern, dies endlich zu tun: die Zeit seines radikalen Dienstes für Gott und die unglaublichen Dinge, die er dabei erlebt hat.

»Warte damit, bis ich gestorben bin«, war jeweils Demetris Kommentar, wenn ich ihn darauf ansprach. Doch dann, Ende 2013, hätte Demetri um ein Haar sein Leben verloren, und als ich ihn im Krankenhaus besuchte, meinte er plötzlich: »Ich glaube, es ist Zeit. Wir sollten das Buch schreiben.«

Wir trugen alles zusammen, was noch nie veröffentlicht worden war, angefangen von Demetris krasser Umkehr zu Gott bis zum heutigen Tag. Wir fanden alte Briefe und E-Mails mit unglaublichen Informationen, die wir längst vergessen hatten. Und so nehmen wir Sie mit auf eine wilde Reise. Wir erzählen Ihnen Geschichten, von denen bisher teils nur unsere engsten Freunde wussten. Ihnen werden die Haare zu Berge stehen, Sie werden lachen und weinen. Und Sie werden nicht mehr aus dem Staunen herauskommen, wenn Sie sehen, wie Gott handelt und wie er gerade inmitten des Chaos Wunder wirkt.

Dieses Buch ist ein ungeschminkter, manchmal schockierender, aber auch Mut machender Blick hinter die Kulissen von Demetri Betts, eines Pastors, Musikers, Projektgründers, Entertainers und Weltveränderers, den ich jederzeit wieder heiraten würde. Sie denken, Sie wüssten bereits alles über Demetri Betts? Dann lassen Sie sich mal überraschen.

TOD IM HIMMEL

11. Oktober 2013,
in der Nähe von Karlsruhe

Mein Leben verließ mich. Es war nicht nur ein Gefühl, es war beängstigende Gewissheit: Ich war dabei zu sterben, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte, außer innerlich zu schreien.

Bitte nicht hier auf dem Tanzboden! Bitte nicht jetzt, Herr! Ich flehe dich an! Schick jemanden vorbei, der mir hilft! Bitte!

Ich spürte meine rechte Seite nicht mehr, konnte mein rechtes Bein nicht mehr bewegen. Mein rechter Arm und die Hälfte meines Gesichtes waren vollkommen taub. Tausend Lichter flackerten durch den verdunkelten Klub, der den Namen Himmel trug. Die Menschen tanzten ausgelassen zum Rhythmus der Musik. Es wurde getrunken, geflirtet und gefeiert. Das Volk war in Partylaune. Nur ich saß etwas abseits im Schatten und rang mit dem Tode. Und keiner bemerkte es.

»Hey, Süßer, möchtest du nicht mit mir tanzen?«, fragte mich jemand aus einer Gruppe junger Leute und blinzelte mir zweideutig zu. Es passierte mir andauernd, dass ich in Diskotheken umworben wurde, weil ich viel jünger aussah, als ich eigentlich war. Wenn ich mir ein Bier kaufen wollte, musste ich regelmäßig meinen Ausweis zeigen, um meine Volljährigkeit zu beweisen. Dabei war ich vierzig! Früher hatte ich immer gedacht, ich würde meinen dreißigsten Geburtstag nicht mehr erleben. Bei all den Drogen, die ich konsumiert hatte, und all den Selbstmordversuchen war es ein Wunder, dass ich überhaupt noch atmete. Aber jetzt war meine Zeit wohl endgültig gekommen.

»Mir geht es nicht so gut«, sagte ich zu den jungen Partygästen. »Ich kann mein Bein nicht mehr bewegen.«

»Oh, das ist ja blöd«, antwortete einer der Jungs. »Na dann, gute Besserung.«

Und bevor ich auch nur die Gelegenheit hatte, ihnen den Ernst der Lage zu erklären, waren sie zurück auf der Tanzfläche. Ich war verzweifelt. Wenn sich nicht bald jemand um mich kümmerte, würde ich tot zusammenbrechen! Ich konnte die Gerüchte bereits hören, die man sich erzählen würde, wenn ein Pastor wie ich im Himmel den Löffel abgäbe. War er rückfällig geworden? Hatte er Drogen genommen? Was hatte er überhaupt in diesem Sündenpfuhl verloren? Hatte der Typ nicht schon immer eine Macke? Nein, ich durfte, ich konnte jetzt nicht sterben. Nicht hier! Doch meine Kräfte schwanden von Minute zu Minute. Mir lief die Zeit davon. Ich bettelte um mein Leben.

Herr, gib mir mehr Zeit! Bitte! Lass mich jetzt nicht sterben! Bitte, Herr, verschone mein Leben!

Ich hielt Ausschau nach Leonardo, einem Freund, der mit mir zusammen zu dem Klub gekommen war, aber ich konnte ihn nirgends sehen.

Ich muss aus dieser dunklen Ecke raus und irgendjemanden auf mich aufmerksam machen!, überlegte ich. Ich muss an einen Ort, wo man mich besser sieht. Nur mit größtem Kraftaufwand gelang es mir aufzustehen. Ich schleppte mich zu einem Tisch, der etwas zentraler stand, und flehte Gott an, jemanden vorbeizuschicken, bevor es zu spät war.

»Hallöchen, Demetri!« Eine Dragqueen1 in schrillem Outfit mit Zackenmuster und hochhackigen Schuhen kam angetrunken auf mich zugetanzt. Ihr glitzernder Hosenanzug erinnerte an den eines Zirkusdirektors. An ihrem Hals prangte schwerer Goldschmuck. Ihr violett gefärbtes Haar trug sie im Irokesenschnitt mit einem silbernen Lorbeerkranz am Ansatz. Sie hatte lange, falsche Wimpern und trug weiß-violetten Lidschatten. Ihr Dragname war »La Rouge«. Sie war die Königin des Himmels, die Diva, der alle zu Füßen lagen.

Nur wegen ihr war ich überhaupt hier. Und das nicht zum ersten Mal. Sie lag mir am Herzen, weil sie mich sehr stark an mich selbst erinnerte. Ich sah in ihr keine Dragqueen, sondern einen Menschen, der Gott brauchte. Es war nur schwer an sie ranzukommen, weil sie sich gut hinter ihrer Maske zu verstecken wusste. Außerdem gab sie sich nicht mit jedem ab. Sie hatte ihren Stolz und war zu ihrem Schutz in ständiger Begleitung. Aber einmal war es mir gelungen, alleine mit ihr zu sprechen und hinter ihre glitzernde Fassade vorzudringen. Sie hatte mir anvertraut, dass sie Krebs hatte und jede Woche zur Chemo ging. Seither betete ich um eine Gelegenheit, mit ihr über Gott reden zu können. Es war also mit Sicherheit kein Zufall, dass ausgerechnet sie es war, die jetzt zu meinem Tisch kam – auch wenn sie betrunken war und ich im Sterben lag. Aber vielleicht würde das meine letzte Chance sein, ihr von Gott zu erzählen.

»Schön, dich zu sehen«, sagte La Rouge mit schwerer Zunge. »Wie geht’s denn so?«

»Um ehrlich zu sein, sehr schlecht«, antwortete ich. »Ich kann mich kaum noch bewegen.«

»Schätzchen, das kenn ich«, sagte sie und wedelte mit ihrer Hand herum. »Ich bin ja häufig im Krankenhaus.«

Ich redete nicht lange um den heißen Brei herum und sah sie direkt an. Allerdings hatte ich Mühe zu sprechen. »La Rouge, ich möchte, dass du weißt, wie wertvoll du für Gott bist. Dein Leben ist wichtig, hörst du? Er hat einen Plan mit dir.«

La Rouge lächelte kokett. »Danke, das ist echt süß von dir.« Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn. »Okay, man sieht sich. Tschüsschen!« Und weg war sie.

Nein!, dachte ich. Bleib hier! Nein!

Ich konnte mich nur noch sehr schwerfällig und langsam bewegen. Es war, als würde mein Gehirn meinem Körper den Befehl geben herunterzufahren. Ich merkte, wie meine Lebensbatterie sich der Null-Prozent-Marke näherte.

O Herr, betete ich. Wenn du mich heute Nacht zu dir nehmen willst, dann lass es wenigstens ein Austausch für La Rouges Leben sein. Wenn ich sterbe, dann rette sie, dann lass sie ein Licht in der Klubszene werden, sodass Menschen um sie herum gerettet werden.

Meine Augen wurden schwer. Meine Gedanken verschleierten sich.

Mein Leben gehört dir, Herr. Tu mit mir, was du willst …

Ich schloss die Augen und atmete tief aus.

Es war vorbei.

DIVA COCO BROWN

20. November 1999,
Winston-Salem, North Carolina, USA

Meine Verwandlung vom Mann zur Frau war vollzogen. Ich betrachtete das Resultat zufrieden im Spiegel. Jegliche männlichen Züge waren aus meinem Gesicht verschwunden. Stattdessen sah ich mich einer jungen schwarzen Lady mit scheuem Blick gegenüber. Zu meinem bauchfreien Oberteil trug ich einen glitzernden Minirock und weiße Stöckelschuhe mit Bleistiftabsatz. Meine schokoladenbraune Haut hatte ich fein gepudert, die Lidschatten und die Lippen weiß geschminkt, ein schwarzer Strich brachte meine blauen Augen mehr zur Geltung. Weißblondes glattes Haar fiel mir samtig um die Schultern. Diva Coco Brown war wieder einmal zum Leben erwacht.

»Coco, beeil dich! Dein Auftritt ist in zwei Minuten!«

Meine Dragmother2 Diana Boss stand in ihrem schillernden Abendkleid, mit hochhackigen roten Lederstiefeln und übertrieben aufgetragener Schminke hinter mir. Sie schien beinahe aufgeregter zu sein als ich. Dabei war es mein großer Auftritt, mein großer Tag nach der Ermordung meines größten Konkurrenten Ed LeBrun. Der Rave-Promotor war im August ermordet in seiner Wohnung aufgefunden worden. Sein Tod hatte die Szene ziemlich verunsichert und wie eine Schafherde ohne Hirten auseinandergetrieben. Doch ich, Diva Coco Brown, hatte sie alle wieder vereint. Es war das Ereignis, auf das die gesamte Rave-Szene North Carolinas – eine Bewegung, die sich durch Tanzpartys mit DJs, Technomusik und hohen Drogenkonsum auszeichnet – seit Monaten hinfieberte.

»Sind meine Backgroundtänzer bereit?«, fragte ich, während ich noch etwas mehr Rouge auftrug.

»Aber ja doch. Die warten nur noch auf dich, Kindchen!« Diana lächelte zuckersüß und tätschelte entzückt meine Schultern. »Du siehst großartig aus, Coco! Hab Spaß da draußen!«

»Den werde ich haben!«

Diana begleitete mich hinter den dicken Bühnenvorhang. Meine sechs Tänzer machten noch ein paar Dehnübungen. Ich nahm mein Mikrofon entgegen und blies die Luft aus den Wangen. Hundertmal war ich bereits als Diva Coco Brown aufgetreten, aber noch nie mit sechs professionellen Backgroundtänzern. Wir hatten eine rasante Choreografie einstudiert. Nichts war mir zu wenig für dieses Rave, das ich zusammen mit meinem besten Freund Adrial organisiert hatte. Sogar ein Feuerschlucker war dabei und unzählige bekannte DJ-Größen, Hip-Hop-Bands und Dragqueens wie Diana Boss. Letztere waren zwar üblicherweise nur in der Schwulenszene zu finden, doch ich brachte sie einfach mit in die Rave-Szene, und sie kamen sehr gut an. Die Zeitung hatte groß über diesen Event berichtet. »Veranstalter plant Rave wie kein anderes« lautete die Schlagzeile. »›Dieses Rave wird die Szene rocken‹, verspricht Diva Coco Brown.« Sämtliche Tickets waren ausverkauft. Die gemietete Lagerhalle platzte aus allen Nähten. Die Raver waren gierig, mich endlich zu sehen.

»Und hier kommt sie!«, wurde ich über Lautsprecher angekündigt. »Die unvergleichliche, die verführerische, die unbestrittene Königin der Nacht: Diva Coco Brown!«

Tosender Applaus ergoss sich über den Klub. »Coco! Coco! Coco!«

Die Musik erklang, der Bass dröhnte, der Boden vibrierte. Scheinwerfer tanzten über die Bühne. Ich hörte das Publikum zum Rhythmus der Musik klatschen. Meine Tänzer wirbelten wie Feuerzungen hinter dem Vorhang hervor und peitschten die Stimmung weiter an. Dann erstarrten sie mitten in ihrer Bewegung, die Arme in meine Richtung ausgestreckt, und ich schritt majestätisch als Diva Coco Brown, einer Göttin gleich, ins Rampenlicht. Für einen Moment schien es, als stünde die Welt still. Alle verstummten, geblendet von meiner Schönheit und Anmut. Doch als ich das Mikrofon an die Lippen hob, war die Menge nicht mehr zu halten. Die Leute kreischten und hüpften. Sie drängten sich zu mir vor, streckten die Hände nach mir aus und versuchten mich zu berühren. Sie beteten mich an. Ich war nicht irgendeine Dragqueen, ich war die schwarze Königin der Rave-Szene und ihr Idol. Diana hatte mich vor ein paar Jahren entdeckt und mich in die Welt der Dragqueens eingeführt. Und ich – oder besser gesagt Diva Coco Brown – hatte eingeschlagen wie ein Blitz. Praktisch über Nacht war Coco zu einer Berühmtheit geworden. Rave-Veranstalter aus ganz North Carolina engagierten mich als Gastgeber für ihre Partys. Sie bezahlten mir Hunderte von Dollars, nur damit ich durch ihren Klub tänzelte. Mein Name auf einem Poster ließ die Fans in Scharen herbeiströmen. Genau wie heute Abend.

»Coco! Coco! Coco!«, schrien die Menschen in der Halle und schwangen ihre fluoreszierenden Leuchtstäbe in der Dunkelheit. Es sah aus, als wäre der ganze Raum voller Glühwürmchen. Wie immer waren die meisten Zuschauer high von Ecstasy, einer Droge, die ein Gefühl von Harmonie und Entspannung auslöst und jegliche Hemmschwellen fallen lässt. Alle schwebten auf Glückswolke Nummer sieben. Peace – love – unity – respect (Friede – Liebe – Einheit – Respekt) oder kurz PLUR war das Credo der Rave-Szene, und Ecstasy war die perfekte Droge dazu. Beflügelt von meinem Auftritt tanzten sich die jungen Menschen in Ekstase. Einige wurden ohnmächtig dabei, weil sie nicht genug Flüssigkeit zu sich genommen hatten. Wer bei dem nächtelangen Tanzen und Schwitzen nicht genug Wasser trank, trocknete förmlich aus. Es war sogar schon vorgekommen, dass Raver auf der Tanzfläche tot zusammengebrochen waren. Mit dem Verkauf von Wasser – meist zu überhöhten Preisen – verdienten sich die Rave-Veranstalter eine goldene Nase.

»Coco! Coco! Coco!« Die Euphorie des jungen Publikums war berauschend wie immer.

Doch dann geschah es. Wie aus heiterem Himmel hörte ich sie wieder – die Stimme.

Demetri, was tust du hier?

Es war nicht meine Stimme. Sie gehörte keinem Menschen und keinem irdischen Wesen. Ich hatte sie zum ersten Mal vor ein paar Jahren mitten auf der Straße gehört, als ich mir das Leben nehmen wollte. Seither war die Stimme mein ständiger Begleiter. Sie war unverkennbar, leise, sanft und gleichzeitig unglaublich stark. In letzter Zeit hatte ich sie nicht mehr gehört, aber vielleicht hatte ich sie auch einfach nur ignoriert. Doch jetzt schien sie wieder da zu sein. Mitten in meinem glamourösen Auftritt vernahm ich sie, und sie brachte mich total aus dem Konzept.

Demetri, was tust du hier?

Ich schwang meine Hüften, rauschte auf meinen Stöckelschuhen über die Bühne, doch die Stimme in meinem Inneren blieb.

Was tust du hier?

Mir wurde heiß. Mein enges Kostüm klebte an meinem Körper.

Demetri, was tust du hier?

Die Stimme pochte gegen meine Schläfen. Sie war so rein, dass ich mich auf einmal fürchterlich schmutzig fühlte. Sie war so voller Innigkeit und Sehnsucht, dass mir alles um mich herum völlig oberflächlich und hohl vorkam. Meine Karriere, mein Ruhm, all meine Fans, meine Freunde, die Drogen, das Geld, mein goldfarbener BMW – alles zerfiel beim Klang dieser Stimme zu Staub. Und aus dem Staub schälte sich ein nackter, verstoßener Waisenjunge heraus, dessen Leben ein einziges Chaos war.

Ich brachte meine Show zu Ende und mischte mich für ein paar Stunden unters Volk. Alle reckten die Hände nach mir, beglückwünschten mich, überschütteten mich mit Komplimenten. Sie redeten vom besten Rave des Jahres.

»Es lebe Diva Coco Brown!«, riefen sie und prosteten mir zu.

Ich hob mein Glas und lächelte, aber mein Lächeln war nicht echt. Wenn ich es mir recht überlegte, war eigentlich nichts an mir echt. Diva Coco Brown war bloß eine von mir erschaffene weibliche Kreation aus Glanz und Make-up. Sie war eine Illusion. Nicht ich war berühmt, sondern sie. Nicht ich war begehrenswert, sondern sie. Ich hatte mich als Mann nie gemocht, mich hässlich und seltsam gefunden. Doch als Frau war ich hübsch und attraktiv. Deswegen schminkte ich mich auch nicht so überspitzt, wie es Dragqueens normalerweise tun, sondern so, dass ich tatsächlich eine Frau hätte sein können. Diva Coco Brown war weit mehr als nur eine Bühnenrolle, sie war zu meiner Identität geworden, so sehr, dass mich die Leute sogar Coco Brown nannten, wenn ich als Mann unterwegs war. Doch jetzt auf einmal fühlte sich das alles falsch an. Was tu ich hier eigentlich?, dachte ich.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte mich Adrial, einen Drink in der Hand.

»Ja, alles bestens«, murmelte ich. Ich wollte nur noch weg. Ich musste nachdenken. Und dazu musste ich mich irgendwie von meiner Gefolgschaft lösen, von all den Freunden und Anhängern, die mich ständig umschwärmten wie die Motten das Licht. Bloß wie?

Gegen fünf Uhr morgens fuhr ich mit Adrial und einer Traube eingeladener Freunde zu mir nach Hause zur exklusiven After-Show-Party. Der Alkohol floss in Strömen, Ecstasy-Pillen und »Gras« (Marihuana) gab es umsonst, ebenso Kokain in Hülle und Fülle. Es lag in Linien auf einem großen Glastisch, und jeder konnte sich eine Linie in die Nase ziehen.

Wenn es etwas gab, was bei uns nie fehlte, so waren es Drogen. Ein Drogendealer aus Washington hatte mich gefragt, ob er in unserer Wohnung »Special K« kochen könne, eine Partydroge, die auch als Ketamin bekannt ist. Er würde uns als Gegenleistung mit so vielen Drogen versorgen, wie wir wollten. Natürlich hatte ich eingewilligt. Dabei war es nicht mal meine eigene Wohnung. Sie gehörte Zoe, einer bildhübschen Studentin, die ich auf einer Party kennengelernt und die einen Zimmergenossen gesucht hatte. Ich war eingezogen, und innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Studentenbude in ein Party- und Drogenhaus verwandelt. Wir feierten bis zu fünf Tage hintereinander durch. Wir aßen nichts und dröhnten uns nur mit Drogen zu. Die Rollläden ließen wir die ganze Zeit unten, damit es schön dunkel war. Denn Tageslicht bedeutete, dass die Party zu Ende war, und das wollten wir nicht. Überall in der Wohnung lagen Matratzen, auch in der Küche. Da Ecstasy ein extremes Bedürfnis danach weckt, den Mund in Bewegung zu halten, verstreuten wir Süßigkeiten auf dem Fußboden, damit sich jeder, der high war, hinlegen und Bonbons lutschen konnte.

Es dauerte nicht lange, und Zoe und ich hatten noch drei weitere Mitbewohner. Der erste war ein schräger Typ namens Dillan. Wir wussten nicht, wie alt er war, noch woher er kam. Er war ein Künstler, saß tagein, tagaus auf dem Boden, malte Bilder und rauchte Gras. Wenn er müde war, legte er sich einfach neben seine Pinsel und schlief. Der zweite Dauergast war einer, der zu einer unserer Partys gekommen war, die Couch beschlagnahmt hatte und sie seither nicht mehr verlassen hatte. Er aß auf der Couch, schlief auf der Couch, konsumierte Drogen auf der Couch. Wir wussten nicht mal seinen richtigen Namen und nannten ihn einfach nur »den Typen auf der Couch«. Zuletzt kam »Eichhörnchen«, ein drahtiger schwarzer DJ mit einer piepsigen Stimme. Seine Eltern hatten ihn rausgeschmissen und er suchte dringend eine Bleibe. Ich sagte ihm, wir hätten leider keinen Platz mehr, worauf er mich bat, in meinem eingebauten Wandschrank hausen zu dürfen. Er würde mir hundert Dollar dafür zahlen. Ich erlaubte es ihm. Das obere Regal wurde zu seinem Bett und der Raum darunter zum Wohnbereich. Eichhörnchen war schrecklich stolz auf seine Zwei-Zimmer-Miniwohnung. Bei jeder Party bestand er darauf, dass wir in seine »Wohnung« kämen. Dann quetschten wir uns alle in den Einbauwandschrank, er drehte die Musik auf, zündete die Schwarzlichtbeleuchtung an und die Graspfeife machte die Runde.

Auch an diesem Abend pferchten wir uns mit Eichhörnchen in den Wandschrank und rauchten Gras. Doch die innere Unruhe in mir war kaum noch auszuhalten. Das Bedürfnis, mit der Stimme zu reden, die schon die ganze Nacht mein Gewissen anstupste, war stärker als alles andere. Ich musste mich ausklinken. Und zwar hier und jetzt! Ich konnte nicht länger warten, sondern ich musste endlich mit ihm reden, oder es würde mich in der Luft zerreißen. Also bat ich Eichhörnchen und alle anderen, mein Zimmer zu verlassen. Als Erklärung sagte ich ihnen nur, dass ich ein paar Momente für mich allein bräuchte. Sie nickten und watschelten benebelt aus dem Zimmer. Erleichtert schloss ich die Tür hinter ihnen zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Ich spürte, wie der Kloß in meinem Hals wuchs. Tränen stiegen mir in die Augen.

»Es tut mir so leid«, flüsterte ich, während auf einmal ein Wasserfall von Gefühlen auf mich herabstürzte. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Tiefe Reue und Scham stiegen in mir auf, ich kam mir so schmutzig und so erbärmlich vor. Schließlich sackte ich in mich zusammen und verbarg den Kopf in den Händen. Jetzt brach es ungehindert aus mir heraus.

»Gott!«, schrie ich. »Was habe ich getan? Was habe ich nur getan?! Es tut mir leid! Es tut mir so leid!« Tränen kullerten mir über die geschminkten Wangen und verschmierten meine aufgepinselte Maske. »Ich kann so nicht länger leben! Ich hab alles falsch gemacht, einfach alles! Es tut mir so leid! Du hast mich gerettet, und ich hab’s vermasselt!«

Eigentlich hätte ich gar nicht hier sein dürfen. Vor etwas über zwei Jahren hatte ich ein sehr intensives Erlebnis mit Gott gehabt, das mich für immer veränderte. Mein Leben war bis dahin einfach nur miserabel gewesen. Ich war ein Waisenkind und lebte auf der Straße, verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der mich liebte. Anstatt wahrer Liebe fand ich Sex. Egal, ob Frauen oder Männer, Hauptsache, sie schenkten mir für einen flüchtigen Moment ihre warmen Körper. Das kam der Liebe, die ich suchte, am nächsten. Doch diese Leere in mir, dieses tiefe Bedürfnis nach Geborgenheit und bedingungsloser Annahme fand ich nirgends. Bis zu dem Tag, der alles veränderte. Gott begegnete mir mitten auf der Straße, als ich unterwegs war, um mir das Leben zu nehmen. Er überschüttete mich mit so viel Liebe, dass es für tausend Leben gereicht hätte. Ein Pastor half mir bei meinem Neuanfang und mietete ein Zimmer für mich. Ich arbeitete in einem Alten- und Pflegeheim und es ging bergauf mit mir. Aber leider nicht für lange. Der Pastor und seine Gemeinde waren hoffnungslos überfordert mit mir. Sie hatten keine Erfahrung mit Leuten, die von der Straße kamen. Und ich hatte keine Erfahrung mit Kirchengängern. Es war einfach nicht meine Welt gewesen. Ich hatte meine alten Freunde, die Drogen, die Partys vermisst. Als Diana Boss mich in einer Bar angesprochen hatte, ob ich nicht Lust hätte, eine Dragqueen zu werden, hatte ich zugesagt.

Und hier war ich nun, sechsundzwanzig Jahre alt, kometenhaft aufgestiegen und auf dem Höhepunkt meiner Karriere als Dragqueen angelangt – und alles, was ich erreicht hatte, schmeckte plötzlich wie Galle. Mir ekelte vor dem, was aus mir geworden war. Und ich flehte Gott um Vergebung an, auch wenn ich nicht dachte, dass er mir je vergeben könnte. Dieses Recht hatte ich verspielt, da war ich mir sicher. Ich war seiner nicht mehr würdig und hatte mich in etwas Schreckliches verwandelt, in etwas, was man einfach hassen musste. Nein, für mich gab es keine Hoffnung mehr. Und dennoch sehnte ich mich nach einer zweiten Chance, so sehr, dass es in meiner Brust schmerzte. Ich riss mir die weißblonde Perücke vom Kopf und fischte die beiden Wasserballone – meine Brüste – aus dem engen Oberteil.

»Jesus! Ich weiß, du hast kein Interesse mehr an mir«, betete ich mit tränenverquollenen Augen. »Ich weiß, ich hab es nicht verdient, dass du dich je wieder mit mir abgibst. Aber wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, dass du mir vergeben kannst, dann bitte tu es! Bitte nimm mich zurück! Bitte zeig mir deine Liebe wie vor zwei Jahren! Bitte gib mir noch eine Chance. Ich verspreche dir: Alles, was ich singen werde, werde ich für dich singen. Alles, was ich tun werde, werde ich für dich tun! Wenn du mich nur zurücknimmst, Jesus. Bitte! Es tut mir so leid!«

Ich weinte und weinte. Mit jeder Träne verblasste die künstliche Schönheit von Diva Coco Brown mehr, und unter all der Schminke kam wieder ich selbst zum Vorschein. Und da geschah es, genau wie damals auf der Straße: Gottes Liebe durchströmte mich plötzlich wie ein Strom glühender Lava. Sie rann durch meine Adern und steckte meinen ganzen Körper in Brand. Ich glaubte, vergehen zu müssen, so unfassbar gewaltig war Gottes Gegenwart.

Ich vergebe dir, hörte ich eine akustisch vernehmbare Stimme, so klar, als säße Gott direkt neben mir. Geh von hier fort. Aber such dir keine neue Bleibe. Ich habe bereits einen Ort für dich vorbereitet.

Die Tränen liefen mir in Sturzbächen übers Gesicht. »Danke, Jesus! Danke, Jesus! Danke, Jesus!«, rief ich, während sich mein Weinen in Lachen verwandelte. Ich fühlte mich mit einem Mal so leicht wie eine Feder. Endlich konnte ich wieder durchatmen. Gott hatte mir vergeben. Auch wenn ich es nicht verstand, so hatte er es doch getan. Er hatte mich wieder angenommen. Es fühlte sich großartig an, so als hätte ich mich wie ein Phönix aus der Asche erhoben. Und im Grunde hatte ich das ja auch. Diva Coco Brown war gestorben. Und ich, Demetri Betts, war zu neuem Leben erwacht.

NEUANFANG

»Kann ich bei dir übernachten, Adrial?«

»Gab es Zoff mit Zoe?«

»Nein. Ich bin ausgezogen.«

»Wieso?«

»Weil Gott es mir gesagt hat.«

Adrial stand in der Haustür und musterte mich argwöhnisch. Wir hatten mal eine gemeinsame Wohnung gehabt, doch seitdem er in Chapel Hill Journalismus studierte, wohnte er wieder bei seinen Eltern.

»Bist du high?«, fragte er mich mit zusammengekniffenen Augen.

»Nein. Ich weiß, es klingt verrückt, aber Gott hat mit mir geredet.«

»Ach …«

»Er sagte, ich solle weggehen. Aber ich könne mir keine Unterkunft suchen. Er würde das für mich tun.«

»Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich dir das abkaufe, Demetri? Was ist wirklich los? Versteckst du dich vor unserem Dealer? Hast du wieder mal Ecstasy-Pillen verschenkt, anstatt sie zu verkaufen, und schuldest ihm Geld dafür?«

»Ich sag dir die Wahrheit, Adrial. Ich muss fort von hier. Und mit fort meine ich fort von allem.«

»Also bist du doch auf der Flucht.«

»Nein! Das heißt, in gewisser Weise schon.« Ich seufzte. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Etwas ist mit mir passiert gestern Nacht. Es ist mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Diva Coco Brown, die Drogen, das Dealen, das alles will ich nicht mehr.«

»Wieso nicht?«

»Es widert mich an.«

»Es widert dich an?!«

»Vor ungefähr zwei Jahren hatte ich ein krasses Erlebnis mit Gott. Ich hab dir mal davon erzählt, erinnerst du dich?«

Adrial grinste abschätzig. »Das war doch nur ein Trip.«

»War es nicht. Gott ist mir begegnet. Und dasselbe ist gestern beim Rave erneut passiert. Ich hab seine Stimme gehört, so deutlich wie ich jetzt deine Stimme höre. Und Gott hat mir gesagt, ich müsse gehen. Er hat ein anderes Leben für mich vorgesehen, ein besseres, ein aufrichtiges. Als er mir damals half, habe ich mich entschieden, dass er nun bestimmen darf, wo es in meinem Leben langgehen soll. Und es wird Zeit, dass ich beginne, für ihn zu leben, verstehst du?«

Adrial schüttelte den Kopf. »Heißt das, du willst alles aufgeben? Einfach so?«

»Ich muss.«

»Das kannst du nicht! Du bist Diva Coco Brown! Du bist ein Star, Demetri! Du hast erreicht, wovon andere nur träumen können! Und das willst du alles wegwerfen? Für … Gott?!«

»Ja.«

»Du hast sie doch nicht mehr alle.«

»Vielleicht. Aber ich kann nicht anders.«

Adrial fuhr sich durch sein Haar und grinste verständnislos. »Du steigst also aus. Lässt einfach alles sausen. Na schön, wenn es dich glücklich macht. Und was hast du jetzt vor?«

Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, ich könnte für ein paar Nächte hier bei dir bleiben, bis Gott mir zeigt, wo ich wohnen soll.«

»Du hast Geld. Warum mietest du dir keine eigene Wohnung?«

»Weil Gott mir klar sagte, er würde eine Bleibe für mich finden. Und ich vertraue ihm.«

»Das ist doch Irrsinn!«, rief Adrial. »Wie kannst du jemandem vertrauen, den du nicht mal sehen kannst?«

»Also, was ist nun: Kann ich bei dir übernachten oder nicht?«

»Nein!« Adrial verschränkte die Arme. »Wenn du bei Zoe ausgezogen bist, ist das dein Problem, nicht meins. Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben.«

»Nicht mal für eine Nacht?«

»Tut mir leid, aber es geht nicht. Meine Eltern würden total ausrasten.« Er zog langsam die Tür zu. »Ruf mich an, wenn du wieder vernünftig geworden bist.«

Die Tür fiel ins Schloss, und ich blieb einen Moment auf der Veranda des hübschen Einfamilienhauses stehen.

So viel zum Thema Freundschaft, dachte ich und schlurfte zu meinem BMW zurück, den ich in der Einfahrt geparkt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass Adrial mir einfach so die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Andererseits war es irgendwie verständlich, dass er meinen plötzlichen Sinneswandel nicht nachvollziehen konnte. Kein Mensch bricht einfach so seine Zelte ab und lässt sein ganzes Leben hinter sich, um einem Gott zu folgen, den er nicht mal richtig kennt, und um an einen Ort zu gehen, den dieser Gott ihm erst noch zeigen muss. Doch Gottes Anweisung war sehr klar gewesen, und es war keine Option für mich, sie nicht zu befolgen, selbst wenn das, was ich hier tat, menschlich gesehen keinen Sinn ergab.

In dieser Nacht schlief ich fröstelnd in meinem Auto. Die Tasche mit den wenigen Habseligkeiten, die ich aus meinem Zimmer mitgenommen hatte, benutzte ich als Kopfkissen.

Am nächsten Morgen frühstückte ich in einem Restaurant. Eine Zeitung lag auf meinem Tisch, und ich war versucht, sie durchzublättern und zu sehen, ob nicht irgendwo eine Wohnung ausgeschrieben war. Sofort hörte ich Gottes akustische Stimme neben mir: Ich hab dir gesagt, nicht zu suchen.

»Ist ja gut, ich schau ja gar nicht«, murmelte ich kleinlaut und schob die Zeitung wieder weg. Während ich meine Pfannkuchen verdrückte, überlegte ich, wie es jetzt weitergehen sollte. Ich hatte fünfhundert Dollar in der Tasche. Damit könnte ich mir für ein paar Tage ein billiges Hotelzimmer nehmen. Und danach? Mein Geld hatte ich mir bisher mit meinen Auftritten als Diva Coco Brown und Drogendealer verdient. Allerdings war ich ein miserabler Drogendealer gewesen, wie meine Freunde immer sagten, denn ich war viel zu gutmütig und hatte andauernd Drogen verschenkt, anstatt sie zu verkaufen. Mit all dem war jetzt Schluss. Nur wovon sollte ich sonst leben?

Such dir einen anständigen Job, damit du ehrliches Geld verdienen kannst. Wieder klinkte sich Gott in meine Gedanken ein, und als ich aufschaute, fiel mein Blick auf ein Schild an der Tür, auf dem stand: »Bedienung gesucht«. Ich trank meinen Kaffee aus und ging zur Theke. Vielleicht hatte ich ja Glück. Ich bat darum, den Manager zu sprechen, und als er aus der Küche kam, fragte ich ihn nach der ausgeschriebenen Stelle. Tatsächlich war der Job noch zu haben, und fünf Minuten später war ich eingestellt!

»Sie können gleich morgen früh anfangen«, sagte der Manager und schüttelte mir die Hand. »Seien Sie pünktlich.«

Wenn das kein guter Start in mein neues Leben war! Ich fühlte mich großartig, als ich das Restaurant wieder verließ. In derselben Straße, in der sich das Lokal befand, nahm ich mir ein preisgünstiges Hotel, und am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr stand ich auf der Matte und begann meine erste Schicht als Bedienung. Die Arbeit machte mir großen Spaß. Ich bediente die Gäste wie Könige und las ihnen jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie sollten sich so fühlen, als würden sie in einem Fünfsternerestaurant speisen.

Am Nachmittag betrat ein junger Bursche von vielleicht zwanzig Jahren das Lokal. Er war klein, hatte lange blonde Filzlocken und trug ein ausgebleichtes Batik-T-Shirt unter seiner Jeansjacke. Nachdem er sich einen Platz gesucht hatte, bestellte er Hühnchen mit Käse überbacken. Ich brachte es ihm und fragte ihn höflich, ob er sonst noch einen Wunsch habe.

Er musterte mich eingehend. »Wie ist Ihr Name?«

»Demetri«, antwortete ich. »Demetri Betts.«

»Kann es sein, dass wir uns schon mal begegnet sind?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Hmm.« Er steckte sich eine Pommes in den Mund. »Ich bin mir sicher, ich kenne Sie von irgendwoher.«

»Na ja, viele kennen mich unter meinem Künstlernamen Diva Coco Brown.«

Der junge Mann hörte auf zu kauen. »Diva Coco Brown?! Sie sind Diva Coco Brown?«

»Ja.«

»O Mann!«, rief der Bursche und strahlte mich an, als hätte er im Lotto gewonnen. »Das gibt’s nicht!«

»Was denn?«

»Okay, ich weiß, das mag sich seltsam anhören und Sie werden es vermutlich nicht verstehen«, sagte er und sein Gesicht leuchtete dabei wie das eines Kindes beim Geschenkeauspacken. »Letzten Monat war ich in einem Café. Da hing Ihr Poster von einer Rave-Party an der Wand. Und es war, also wollte Gott mir sagen, dass ich für Sie beten soll. Seither hab ich immer für Sie gebetet, wenn ich irgendwo ein Poster von Ihnen sah. Und nun treff ich Sie hier! Ist das nicht unglaublich?!«

Jetzt war ich es, dem die Kinnlade herunterfiel. »Sie haben ja keine Ahnung, wie unglaublich das ist«, sagte ich. »Vorgestern Nacht bei eben diesem Rave hat Gott auch zu mir geredet, und ich hab ihm mein Leben neu anvertraut.«

»Was?!« Dem Kerl purzelten beinahe die Augen aus dem Kopf. »Ist das wahr?«

»Ja, ist es. Ich habe beschlossen, mich radikal zu ändern. Und dies ist mein erster Arbeitstag in meinem neuen Leben.«

»Was sagt man dazu! Unglaublich, wie Gott Gebete erhört. Das ist einfach nur der Hammer!« Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich bin übrigens Drew. Wir können uns gerne duzen, wenn das okay ist.«

»Hi, Drew.«

»Das muss ich Rocky erzählen«, fuhr er eifrig fort und wollte meine Hand gar nicht mehr loslassen vor lauter Aufregung. »Rocky ist unser Jugendpastor, weißt du. Er war früher mal professioneller Rugbyspieler. Ein cooler Typ. Jetzt leitet er die Jugendgruppe in der Calvary-Chapel-Gemeinde in Hillsborough, einen ziemlich bunten Haufen – schau mich an!« Er grinste breit. »Ich hab allen von dir erzählt und gesagt, sie sollen für dich beten! O Mann, das ist so abgefahren! Du solltest am Sonntag unbedingt vorbeikommen. Die Leute würden ausflippen! Oder hast du schon was vor?«

»Nicht wirklich.«

»Wunderbar!«, plapperte Drew weiter, bevor ich die Chance hatte, es mir anders zu überlegen. »Der Gottesdienst beginnt um zehn. Soll ich dich irgendwo abholen?«

»Äh … ja, okay. Ich wohne im Bay Inn Hotel, zwei Blocks von hier.«

»Alles klar. Ich bin um halb zehn da!«

Wie vereinbart kam Drew am Sonntag zum Hotel, immer noch total glücklich, dass er meine Bekanntschaft gemacht hatte. Er stellte mir tausend Fragen und wollte alles über mich wissen. Ich fragte mich ernsthaft, ob sein Interesse wirklich mir galt. So viel Freundlichkeit konnte unmöglich echt sein. Aber es war tatsächlich so. Drew redete nur von Gott und davon, wie großartig es sei, dass ich meinem alten Leben den Rücken gekehrt und dass Gott bestimmt etwas Großes mit mir im Sinn hätte.

Ich fühlte mich auf Anhieb wohl in Drews Gemeinde. Er stellte mich allen möglichen Leuten vor und erzählte voller Stolz, wie er mich kennengelernt hätte, dass ich bis vor wenigen Tagen eine berühmte Dragqueen gewesen sei und Knall auf Fall alles hingeschmissen hätte, um Gott zu folgen. Alle waren sehr angetan von meiner Geschichte, auch Pastor Rocky, ein kleiner, muskulöser Mann mit warmherzigen Augen.

»Wie wär’s, wenn du beim nächsten Jugendgottesdienst ein bisschen aus deinem Leben erzählst?«, schlug er vor.

»Ich soll meine Geschichte erzählen?«

Der Pastor lächelte. »Na klar. Erzähl einfach, was Gott in deinem Leben getan hat.«

»Das interessiert doch keinen.«

»Ich denke schon. Wärst du dazu bereit?«

»Na gut. Wenn Sie meinen.«

Dass ich so schnell Anschluss an eine christliche Gemeinde gefunden hatte, war schon erstaunlich. Aber trotzdem machte ich mir Sorgen. Immer noch wohnte ich im Hotel, und langsam ging mir das Geld aus. Entweder organisierte Gott bald eine Wohnmöglichkeit für mich, oder ich müsste bis zur Auszahlung meines ersten Lohnes wieder im Auto übernachten, worauf ich keine Lust hatte. Es war November, und die Temperaturen fielen nachts locker auf fünf Grad.

Als ich am Montag von meiner Schicht kam und auf mein Hotelzimmer ging, lehnte ein weißer Briefumschlag an der Tür. »Für Demetri Betts« stand darauf. Die Handschrift kam mir nicht bekannt vor.

Komisch, dachte ich und bückte mich, um den Umschlag aufzuheben. Ich riss ihn auf – und traute meinen Augen nicht. In dem Kuvert lagen zweihundert Dollar! Ich verstand die Welt nicht mehr. Wer um alles in der Welt schenkte mir zweihundert Dollar?

»Das gibt’s doch nicht«, flüsterte ich, fischte die Banknoten aus dem Umschlag und starrte sie mit offenem Mund an. So etwas war mir in meinem Leben noch nicht passiert. Nichts war umsonst. Geld musste man sich verdienen. Ohne Leistung keine Gegenleistung. Kein vernünftiger Mensch würde einfach so zweihundert Dollar verschenken, und dann noch anonym! Und ausgerechnet mir! Ich wusste zwar nicht, wer der großzügige Spender war, aber mir war klar, dass ihn Gott beauftragt haben musste. Gott versorgte mich. Er wusste, was ich brauchte.

»Danke, Jesus«, sagte ich und steckte das Geld ein.

Zwei Tage später fand ich schon wieder etwas vor meiner Hotelzimmertür. Diesmal war es kein Umschlag, sondern ein kleiner Zettel, der in der Tür eingeklemmt war mit folgender Nachricht: »Ich hörte, du suchst ein Zimmer. Ruf diese Nummer an und rede mit Justin. Vielleicht kann er dir helfen.«

Ich rief vom Hotelzimmer aus die Nummer auf dem Zettel an, und tatsächlich meldete sich ein Justin am anderen Ende der Leitung.

»Justin?«, sagte ich. »Mein Name ist Demetri Betts. Wir kennen uns nicht, aber jemand hat mir deine Nummer gegeben und meinte, du könntest mir helfen, ein Zimmer zu finden.«

»Das ist richtig, wow!«, antwortete Justin. »Ich suche dringend einen Nachmieter! Wann kannst du vorbeikommen und dir das Zimmer ansehen?«

»Vielleicht … jetzt gleich?«

»Prima! Ich geb dir die Adresse.«

Die Wohnung befand sich in Mebane, keine dreißig Minuten von Chapel Hill entfernt. Ich fuhr hin, und Justin, ein sympathischer junger Mann, empfing mich herzlich und zeigte mir die Wohnung, die sich in einer riesigen Wohnanlage mit mehreren Gebäuden befand. Sie war absolut perfekt. Justin teilte sie sich mit seinem Bruder Steve, wollte aber zurück zu seinen Eltern ziehen und suchte deswegen jemanden, der sein Zimmer übernahm. Wie sich herausstellte, waren die beiden Brüder Christen und gingen in dieselbe Gemeinde wie Drew. Ich war absolut begeistert. Und es kam noch besser.

»Eigentlich wollte ich schon letzten Monat ausziehen«, erklärte mir Justin. »Ich hätte auch problemlos einen Nachmieter gefunden, aber Gott schien das nicht zu wollen. Während ich betete, hatte ich den Eindruck, er würde sich um einen Nachmieter kümmern. Tja, und dann hast du angerufen!«

Mir blieb die Spucke weg. Ich erzählte Justin, dass Gott mir gesagt hatte, ich solle nichts unternehmen, weil er eine Bleibe für mich finden würde. »Und dann fand ich diesen Zettel in der Hotelzimmertür eingeklemmt, und deine Nummer stand drauf. Ist das zu fassen?«

»Demetri, klarer hätte Gott nicht reden können. Das Zimmer gehört dir!«, sagte Justin und streckte mir fröhlich die Hand entgegen.

Ich kam mir vor wie ein Schlafwandler. Keine zwei Wochen waren vergangen, seitdem ich auf Gottes Geheiß alles hatte stehen und liegen lassen, und in diesen zwei Wochen hatte ich einen Job bekommen, neue Freunde, eine Gemeinde, zweihundert Dollar und eine Wohnung, die ich mit einem Christen teilte. Was würde Gott wohl als Nächstes arrangieren?

EIN UNGEWÖHNLICHER AUFTRAG

Ich war furchtbar nervös. Als Diva Coco Brown vor Hunderten von Leuten eine Show abzuziehen, wäre mir leichter gefallen. Aber wildfremden Menschen ungeschminkt einen Einblick in mein persönliches Leben zu gewähren, kostete mich schon einiges an Überwindung. Außerdem: Was war schon so Besonderes an meiner Geschichte? Mein Leben war durchzogen von Katastrophen. Da gab es nichts Großartiges zu berichten. Würden mir die Leute überhaupt zuhören?

Etwa fünfzig Teenager und junge Erwachsene hatten sich zu dem Jugendgottesdienst eingefunden. Eine Band sorgte für Stimmung. Die Leute tanzten und klatschten und hielten ihre Hände nach oben. Drew, Justin und sein Bruder Steve waren auch da und sangen aus voller Kehle die Lieder mit, die an die Wand projiziert wurden.

Mir wurde immer mulmiger zumute. Vielleicht sollte ich Pastor Rocky sagen, ich hätte es mir anders überlegt? Er würde es bestimmt verstehen. Aber während ich noch mit mir kämpfte und daran dachte, mich einfach heimlich aus dem Saal zu stehlen, winkte mich der Pastor bereits nach vorne. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Mit butterweichen Knien ergriff ich das Mikrofon. Ich kam mir nackt und verletzlich vor ohne mein Diva-Coco-Brown-Kostüm. Was tu ich hier eigentlich?

»Hi«, sagte ich. »Mein Name ist Demetri Betts. Pastor Rocky bat mich, euch etwas aus meinem Leben zu erzählen und wie ich zu Gott gefunden habe.« Ich stockte und schaute ins Publikum. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich hätte mich am liebsten in irgendeinem Loch verkrochen. Doch ich fasste mir ein Herz und begann zu erzählen.

»Ehrlich gesagt hab ich Gott mein Leben lang gehasst. Ich kam im Gefängnis zur Welt. Meinen Vater kenne ich nicht, und meine Mutter lernte ich erst mit siebzehn kennen, doch sie starb zwei Wochen später. Die Familie Betts, die mich und meinen vier Jahre älteren Bruder Donovan adoptiert hatte, misshandelte uns schwer. Sie schickten Donovan weg, und weil ich offenbar zu viel Geld kostete, kam ich ins Waisenheim. Mit achtzehn entschied ich mich für ein Leben auf der Straße, nahm und verkaufte Drogen und versuchte, irgendwie mit meinem Leben klarzukommen. Immer wieder fragte ich mich, warum ausgerechnet mir das alles passierte. Warum hatten alle anderen eine Familie, die sie liebte, und ich hatte keine? Ich war ein Nichts. Ein Stück Dreck. Niemand wollte mich, nicht mal meine Adoptiveltern. Was hatte ich getan, um das zu verdienen? Warum hatte Gott – wenn es ihn denn gab – mich überhaupt in diese Welt gesetzt? Ich beschloss, falls es ihn geben würde, ihn zu hassen. Und ich beschloss, mir das Leben zu nehmen. Es war besser für alle, wenn ich tot wäre.

Ich versuchte mich auf alle möglichen Arten umzubringen – mit Pillen und mit einem Strick um den Hals. Aber nichts funktionierte, was mich noch wütender machte auf Gott, der mir ein so erbärmliches Leben zugeteilt hatte und mir nicht einmal erlaubte zu sterben. Ich fasste einen letzten Plan. Weil ich nicht schwimmen konnte, wollte ich mich in einem See ertränken. Diesmal musste es einfach klappen. Ich nahm eine Flasche Whisky, damit ich genug betrunken wäre für mein Vorhaben, und machte mich auf den Weg.«

Ich ließ meinen Blick über die Zuschauer gleiten und sah, dass sie an meinen Lippen hingen. Es war so still, dass ich fürchtete, man würde meinen Herzschlag bis in die hinterste Reihe hören.

»Und dann geschah es«, fuhr ich fort. »Mitten auf der Straße in Chapel Hill: Der Himmel öffnete sich und Gott erschien mir. Ich spürte seine Gegenwart, sodass ich mich auf den Boden niederkniete. Menschen haben nicht für alles Worte erfunden, und es gibt keine Worte, die Gottes Herrlichkeit beschreiben könnten. Es war nicht nur, was ich erlebte. Es war auch, was ich spürte: Freude, Friede, Ehrfurcht, Erkenntnis meiner Schuld, Vergebung, Hoffnung und vor allem – Liebe. Sie tränkte jeden Winkel meines Seins, die reinste, die stärkste Liebe, die man sich überhaupt vorstellen kam. Eine Liebe, die alles, was wir Menschen als Liebe bezeichnen, weit in den Schatten stellt. Sie umarmte mich, sie hüllte mich ein, sie durchdrang mich, und alles, was ich tun konnte, war zu weinen und zu sagen: ›Danke, Jesus, danke, Jesus, danke, Jesus!‹ Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Jesus war. Doch ich wusste, dass er mich liebte. Ich war kein Müll. Und er hatte einen Plan für mein Leben.

Während ich noch auf der Straße kniete und weinte, tippte mir jemand auf die Schulter. Es war eine Frau, die ebenfalls wie ich auf der Straße lebte. Sie sagte mir, es gebe eine Kirche, deren Türen Tag und Nacht offen seien. Vielleicht käme ich dort unter. Daraufhin ging ich zu dieser Kirche und versteckte mich erst mal über einen Monat dort. Nachts schlief ich zwischen Chorkleidern in einem Schrank. Und den ganzen Tag verbrachte ich damit, mit Jesus zu reden. Es war die intimste Zeit, die ich je erlebt habe. Ich redete mit Jesus wie mit einem Freund, und er zeigte mir, wie er mein ganzes Leben lang über mir gewacht hatte und dass alles, was ich durchlitten hatte, nicht umsonst gewesen ist.

In der Kirche stand auch ein Klavier. Und eines Tages sagte mir Gott, ich solle darauf spielen. Ich kann eigentlich nicht Klavier spielen. Aber als ich mich an das Klavier setzte, konnte ich es. Gott schenkte mir ein Lied und machte mir deutlich: Wann immer ich dieses Lied spielen würde, würden Menschen dadurch gesegnet. Ich habe das Lied noch nie öffentlich gesungen, aber wenn es okay ist, will ich es heute gerne versuchen. Ich hoffe, es gefällt euch.«

Ich ging hinüber zum Keyboard, das auf der Bühne stand, setzte mich hin, spielte die Melodie und sang die Worte, die Gott mir damals in der Kirche gegeben hatte.

Ich möchte dir erzählen, mein Freund,
von jemandem, der dich liebt bis zum Ende.

Wenn du alleine bist, so steht er an deiner Seite.

Sag ihm dein Problem, er kümmert sich um dich.

Ich weiß, manchmal ist es hart zu glauben.

Es ist so viel einfacher, sich gehen zu lassen.

Schwierigkeiten und Verletzungen kommen daher,
warum sollte ich beten?

Das ist es, was du dich fragst.

Doch da ist ein Mann, der dich liebt,
öffne dein Herz,
da ist ein Mann, der dich liebt

und dich immer geliebt hat, von Anfang an.

Er ist auf Golgatha gestorben.

Für dich und für mich.

Da ist ein Mann,
ein mächtiger Mann, ein starker Mann,
ein liebender Mann, der es gut mit dir meint.

Und er ist hier in diesem Raum.

Er wird da sein für dich,
so wie er da gewesen ist für mich.

Er gab mir eine Vision und eine Bestimmung.

Mein Leben hat einen Wert, einen Sinn.

Ich danke dir, Jesus, du bist ein genialer Gott.

Ich brauche dich in meinem Leben,
ich kann ohne dich nicht mehr sein.

Du kannst mich verrückt nennen,
doch ich bin einfach nicht mehr derselbe.

Ich habe ein neues Leben.

Und ich weiß, er wird für mich sorgen.

Seine Arme kamen vom Himmel zu mir herunter.

Und sie haben mich gehalten.

Und sein Name ist Jesus.

Er wird für dich da sein.

Er wird für dich sorgen.

Er wird dich halten.

Er wird dich verändern.

Er wird da sein.