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    WILLIE & KORIE ROBERTSON mit Mark Schlabach– Die DUCK COMMANDER Familie | Glaube, Sippe, Entenjagd– Die Stars der DUCK DYNASTY– Aus dem amerikanischen Englisch von Doris C. Leisering und Sandra Binder– SCM

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Nicht alle Jagd- und Fischfangmethoden, die im Buch beschrieben werden, sind in der Form in Deutschland zulässig. Das gilt auch für die Auswahl der Tiere, die gejagt werden. Der Verlag weist an dieser Stelle darauf hin und stellt klar, dass es sich nicht um Anleitungen zum Jagen bzw. Fischen handelt, sondern lediglich die Erfahrungen des Autors wiedergegeben werden.
Um den lockeren, direkten Ton der Robertsons zu übertragen, haben wir uns dafür entschieden, das englische »you« im Deutschen mit »du« zu übersetzen.

ISBN 978-3-7751-7257-8 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5589-2 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI books GmbH, Leck

© der deutschen Ausgabe 2015
SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scmedien.de · E-Mail: info@scm-verlag.de

Originally published in English under the title:
The Duck Commander Family. How Faith, Family, and Ducks Built a Dynasty
German Translation copyright © 2015 by SCM Verlag
Original English language edition © Copyright 2012
by Willie Robertson and Korie Robertson
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.
This edition published by arrangement with the original publisher, Howard Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York.
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Weiter wurde verwendet:
Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB)
Übersetzung: Doris C. Leisering; Sandra Binder (Rezepte)

Umschlaganpassung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Titelbild: © A&E Networks, LLC/Brian Bowen Smith
Autorenfoto: privat
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

INHALT

INHALT

VORWORT – LEKTIONEN AM ESSTISCH

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

1REIS MIT BOHNEN

Willie’s Beans and Rice – Willies Reis mit Bohnen

2GEBRATENE LYONER FLEISCHWURST

Sandwiches mit gebratener Lyoner Fleischwurst

3FRITTIERTER WELS

Fried Catfish – Frittierter Wels

4KOSTENLOSES MITTAGESSEN

Willie’s Meatloaf – Willies Hackbraten

5TOAST UND PIZZA

Duck Sausage Pizza – Pizza mit Entenwurst

6PLATT GEFAHRENES

Crawfish Balls – Flusskrebs-Klößchen

7OMELETTE

Crawfish-Omelets – Omeletts mit Flusskrebsschwänzen

8HÄHNCHENSTREIFEN

Chicken Strips – Hähnchenfiletstreifen

9ENTEN-GUMBO

Duck Gumbo – Enten-Gumbo

10FROSCHSCHENKEL

Garlic Frog Legs – Froschschenkel mit Knoblauch

11HÜHNERFÜSSE

Armadillo Eggs – Gürteltier-Eier

12FAST FOOD

Homemade Mac and Cheese – Selbst gemachte Käsemakkaroni

13GEBRATENE HAMBURGER

Willie-Burger

14KLÖSSE, CORNBREAD UND FRITTIERTES EICHHÖRNCHEN

Hot-Water Cornbread – Heißwasser-Maisbrot

Fried Squirrel – Frittiertes Eichhörnchen

Boiled Squirrel – Gekochtes Eichhörnchen

Dumplings – Klöße

15GEFÜLLTE ENTENBRUST

Duck Wraps – Gefüllte Entenbrust im Speckmantel

16FRITTIERTE HIRSCHFILETS

Fried Back Straps – Frittierte Hirschfilets

17ENTEN MIT FÜLLUNG

Duck and Dressing – Enten mit Füllung

DANK

Bildteil

FÜR UNSERE ELTERN,
PHIL UND KAY ROBERTSON
UND JOHN UND CHRYS HOWARD,
UND FÜR UNSERE KINDER
JOHN LUKE, SADIE, WILL, BELLA UND REBECCA

VORWORT – LEKTIONEN AM ESSTISCH

BEWAHRT DIE GEBOTE, DIE ICH EUCH HEUTE GEBE, IN EUREM HERZEN. SCHÄRFT SIE EUREN KINDERN EIN. SPRECHT ÜBER SIE, WENN IHR ZU HAUSE ODER UNTERWEGS SEID, WENN IHR EUCH HINLEGT ODER WENN IHR AUFSTEHT. BINDET SIE ZUR ERINNERUNG UM EURE HAND UND TRAGT SIE AN EURER STIRN, SCHREIBT SIE AUF DIE PFOSTEN EURER HAUSTÜREN UND AUF EURE TORE.

5. MOSE 6,6-9

Solange ich denken kann, dreht sich mein Leben um drei wichtige Dinge: Glauben, Familie und Essen. Der Esstisch ist der Ort, an dem die Robertsons Weisheiten, Bekenntnisse, Gelächter, Glauben und Träume austauschen und miteinander teilen. Die Zeit am Tisch ist Familienzeit, und ich bin dankbar, an diesem Tisch viele wichtige Lektionen fürs Leben gelernt zu haben.

Schon bevor wir anfingen, für die Fernsehsendung Duck Dynasty unsere Familienmahlzeiten zu filmen, empfand ich den Esstisch der Familie Robertson als Bühne für ein Broadway-Stück. Wer gerade das Wort hatte, stand im Rampenlicht, und alle anderen waren nur Statisten. Schon als Kinder lernten wir, die anderen mit einer guten Geschichte zu fesseln und die Lacher richtig zu platzieren.

Dort haben wir auch die Kunst der Übertreibung perfektioniert. Kay beherrscht sie, glaube ich, am besten (oder sie ist die Schlimmste, je nachdem, wie man es sieht). Sie kann eine schlichte Geschichte darüber, dass ihr Hund eine halbe Stunde verschwunden war, in eine lange, herzzerreißende Erzählung über Liebe, Verlust und alle Gefühlsregungen dazwischen verwandeln. Es gibt nicht nur Lacher, sondern auch immer genügend dramatische Momente!

Mit der Familie am Esstisch habe ich gelernt, ein Argument zu verteidigen und für das einzustehen, was ich glaube. Der robertsonsche Esstisch ist wie eine wöchentliche Debattierstunde. Wenn man seine Meinung zu etwas äußert, sollte man darauf vorbereitet sein, sie auch zu verteidigen. Hier haben wir gelernt, unsere Überzeugungen mit leidenschaftlichen Plädoyers zu verteidigen, und natürlich fehlte es bei den Robertsons nie an festen Überzeugungen. Wir führen Debatten über alles Mögliche, von Flusskrebs-Pastete über Religion bis hin zu Schrotflinten. Manchmal werden diese Debatten lautstark geführt, aber sie werden nie hässlich oder respektlos. Es ist einfach nur so, dass jeder von uns entschiedene Überzeugungen vertritt, und wir ändern unsere Meinung nicht, es sei denn, jemand anderes kann sehr gute Argumente für das Gegenteil vorbringen.

Am Esstisch habe ich auch gelernt, meinen Träumen zu folgen. Hier hat unser Vater uns mitgeteilt, dass er Duck Commander gründen wollte, und hier habe ich meiner Familie mitgeteilt, dass ich heiraten und ans College gehen würde. Unsere Hoffnungen und Träume wurden nie niedergemacht oder angefochten, sondern nur unterstützt. Mag sein, dass wir damals nur gebratene Lyoner Fleischwurst gegessen haben, weil wir uns nicht mehr leisten konnten, aber es bestand die Hoffnung, dass eines Tages jeder von uns ein dickes, fettes Ribeye-Steak vor sich haben würde. Ich weiß noch, wie einmal mein Bruder Alan meinen Eltern sagte, dass er sich einen bestimmten Geländewagen, einen Chevy Blazer, wünscht. Phil antwortete: »Eines Tages wird jeder von uns einen Chevy Blazer haben!« Er schlug Alan seinen Wunsch nicht ab, sondern sagte uns allen nur: »Habt Geduld und verliert nicht den Glauben.« Und daran hielten wir uns, egal, wie schwierig es war.

Am Esstisch lernten wir auch, die älteren Mitglieder unserer Familie zu respektieren. In vielen Familien füllen sich als Erstes die Kinder die Teller, aber im Hause Robertson war das nie so. Hier aßen die Kinder immer zuletzt. Wir bekamen, was noch übrig war, nachdem die Erwachsenen ihre Teller gefüllt hatten. Das war meistens eher der Hals eines Brathähnchens, selten die Brust oder Keule. Aber wir lernten, dankbar und zufrieden mit dem zu sein, was wir hatten, und dass die Welt sich nicht um uns drehte.

Wir lernten, gastfreundlich zu sein. In unserer Familie gab es am Esstisch immer ein paar zusätzliche Gesichter. Es spielte keine Rolle, wie wenig wir hatten – für einen Teller mehr war immer Platz. Wenn wir unerwartet Gäste hatten, holte meine Mutter mehr Fleisch aus dem Gefrierschrank und streckte den Eintopf, oder sie backte noch ein Blech von ihren leckeren Plätzchen. Im Hause Robertson ist es nahezu eine Todsünde, nicht genug Essen zu haben. Kay sagt immer, drei Dinge dürfen einem nie ausgehen: Toilettenpapier, Butter und Ketchup. Aber sie hat natürlich immer mehr als nur das im Vorratsschrank. Falls jemals die Welt untergeht, fliehen wir definitiv ins Haus unserer Eltern. Kay hat genug Essen im Gefrierschrank, um monatelang davon leben zu können. Und wenn uns doch die Lebensmittel ausgehen würden, könnten wir uns darauf verlassen, dass Phil uns etwas fängt, mit dem wir unsere Bäuche füllen können.

Wir lernten auch, dass ein gutes Essen viel bewirken kann. Nachdem Phil Duck Commander gegründet hatte, stellte er schnell fest, dass die Helfer mit Essen wunderbar zu motivieren waren. Alle seine Mitarbeiter liebten die Enten- und Krebsgerichte, den Bratfisch oder was auch immer er und Kay gerade an dem Tag kochten. Wenn für einen Käufer eine große Bestellung verpackt und versendet werden musste, gab es Bratfisch und sie luden fünfzig Leute dazu ein. Meine Eltern gaben ihnen zu essen, und dafür halfen sie gern mit. Phil und Kay Robertson mussten sie nicht einmal bezahlen. Sie kochten einfach für die Mannschaft, und so war unser Haus immer voll und glücklich, und alle hofften, wieder eingeladen zu werden, wenn wir das nächste Mal Hilfe brauchten.

Als Duck Commander noch vom Haus meiner Eltern aus geführt wurde, kochte meine Mutter jeden Tag für unsere Familie und Angestellten. Ja, die Zeiten haben sich geändert. Jetzt würden unsere Angestellten nicht einmal mehr alle ins Haus meiner Eltern passen! Wir sind erwachsen geworden, aber diese Lektionen fürs Leben haben wir nicht verlernt. Wir Robertsons schätzen die Zeit am Esstisch mit unserer Familie. Wir versuchen immer noch, uns gegenseitig mit der besten Geschichte zu übertrumpfen. Wir verteidigen immer noch die letzte dumme Entscheidung, die wir getroffen haben. Und dabei lachen wir immer noch miteinander und haben uns lieb.

VORWORT
ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

Nicht nur die Tischgemeinschaft wird großgeschrieben bei den Robertsons. Die Mahlzeiten kommen am besten aus dem eigenen Wald und der eigenen Küche. »Rise, kill and eat! – Aufstehen, schlachten, essen!«, wie Sippenchef Phil es ausdrückt.

Deswegen findest du in diesem Buch in jedem Kapitel ein leckeres Rezept, wie es bei den Robertsons serviert wird. Nicht alle Zutaten sind in Deutschland erhältlich. Doch das ist kein Problem. Wir haben immer wieder Ersatzprodukte angegeben.

Die Kochrezepte der Duck-Commander-Familie sind geprägt von der Küche der Bevölkerungsgruppe der Cajuns im US-Staat Louisiana, deren Vorfahren vor langer Zeit aus Frankreich nach Nordamerika eingewandert waren. Die Cajun-Küche besteht hauptsächlich aus einfachen Gerichten mit Zutaten aus dem Mississippi-Delta: Typisch sind Flusskrebse, Wels, Okra oder Mais. Oft sind die Gerichte scharf gewürzt oder mit viel Knoblauch zubereitet.

Häufig wird die spezielle Gewürzmischung der Cajuns verwendet. Diese kannst du dir leicht selbst mischen:

½ Tasse Salz

¼ Tasse Cayennepfeffer

2 EL weißer Pfeffer

2 EL schwarzer Pfeffer

2 TL Paprikapulver

2 TL Zwiebelsalz

2 TL Knoblauch, granuliert

Schütte diese Gewürze getrennt jeweils in eine Tasse. Fülle sie dann schichtweise mit einem Teelöffel in kleine, verschließbare Gläser um. Dabei immer eine Schicht Gewürz und Salz und Pfeffer zum Trennen der anderen Gewürze nutzen. Guten Hunger. Oder: Rise, kill and eat.

Der Verlag

1

REIS MIT BOHNEN

LIEBE BRÜDER, WENN IN SCHWIERIGEN SITUATIONEN EUER GLAUBE GEPRÜFT WIRD, DANN FREUT EUCH DARÜBER. DENN WENN IHR EUCH DARIN BEWÄHRT, WÄCHST EURE GEDULD.

JAKOBUS 1,2-3

Ich weiß, es ist kaum zu glauben, aber als ich geboren wurde, war Phil beim Angeln. Ich kam am 22. April 1972 zur Welt, zwei Tage vor seinem Geburtstag. Wahrscheinlich feierte er einfach schon ein paar Tage im Voraus, denn als ich im Tri-Ward General Hospital in Bernice, Louisiana, das Licht der Welt erblickte, saß er in einem Boot auf dem Bayou-D’Arbonne-See und angelte Welse. Ich bin der dritte von vier Söhnen, und Phil war nur bei der Geburt meines jüngsten Bruders Jeptha dabei. Phil behauptet ja, dieses Erlebnis hätte ihn so traumatisiert, dass er nicht genau wusste, ob er jemals wieder Sex haben würde. Natürlich dauerte es – seine Worte! – nur ungefähr sechs Wochen, bis er das Trauma überwunden hatte. Ich bin nur froh, dass er neun Monate vor meiner Geburt anwesend war, denn sonst wäre ich heute nicht hier.

Phil scherzt öfter, er habe mich nach einem seiner ehemaligen Schüler benannt, der ein guter Football-Spieler war, aber in der achten Klasse dreimal sitzen blieb. In Wahrheit habe ich meinen Namen von meinem Großvater mütterlicherseits, Willie Ezell, der an einem Herzinfarkt starb, als Kay gerade einmal vierzehn Jahre alt war. Ich wurde mit sehr langen, lockigen Haaren geboren, und Kay sagte einmal im Spaß, dass ich dem Box-Promoter Don King ziemlich ähnlich sah. Kurz bevor sie mit mir aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stellte man mich zusammen mit den anderen Neugeborenen auf den Flur. Ich finde ja, dabei kann man schnell einmal ein Baby vertauschen … aber damals war das offenbar üblich. Jedenfalls konnte man mich unmöglich mit den anderen Babys verwechseln. Jeder, der vorbeiging, schaute mich an und fragte: »Wer ist denn das Kind mit den vielen Haaren?« Die Frage wird heute immer noch ziemlich oft gestellt.

Phil stammte aus Caddo Parish im Nordwesten von Louisiana, ganz in der Nähe des Drei-Staaten-Ecks von Louisiana, Arkansas und Texas. Sein Vater James Robertson war mit Merritt Hale verheiratet und der Sohn von Richter Euan Robertson, dem langjährigen Friedensrichter von Vivian, Louisiana. Wir nannten unsere Großeltern immer »Pa« und »Granny«.

Phil Alexander Robertson wurde am 24. April 1946 auf der Farm der Familie außerhalb von Vivian geboren. Er hatte vier Brüder und zwei Schwestern, und sie verbrachten einen großen Teil ihrer Kindheit in einem alten Blockhaus auf einem Stück Land, das der Tante meines Großvaters, Myrtle Gauss, gehörte. Das Haus war ziemlich rustikal und hatte nicht einmal Sanitäranlagen. Doch es stand auf einem über 160 Hektar großen Stück Land, wo Phil und seine Brüder jagen und fischen lernten. In den Wäldern, die die Farm umgaben, wimmelte es nur so von Eichhörnchen, Wachteln und Tauben, und im nahe gelegenen Black-Bayou-See und Caddo-See konnten die Robertson-Jungen Weißbarsch und Brassen angeln.

Als junger Mann fing »Pa« an, in der Erdölindustrie zu arbeiten, nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts in Osttexas und Caddo Parish, im Caddo-Pine-Island-Ölfeld, das schwarze Gold entdeckt worden war.

Weil Tante Myrtle ihre Farm verkaufte, war die Familie meines Vaters gezwungen umzuziehen, als er in der Highschool war. Sie zogen nach Dixie, Louisiana. Das liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Shreveport. »Granny« erlitt einen Nervenzusammenbruch, und man stellte fest, dass sie manisch-depressiv war. Pa hoffte, dass der Umzug Grannys Zustand stabilisieren würde. Zweimal musste sie in eine psychiatrische Klinik in Pineville eingewiesen werden, wo man sie einer Elektroschocktherapie unterzog. Ihr Zustand besserte sich erst Jahre später, als man entdeckte, dass Lithium das psychische Ungleichgewicht ausgleichen konnte.

Kurz nachdem die Familie meines Vaters nach Dixie gezogen war, stürzte Pa vom Boden eines Bohrturms fünfeinhalb Meter tief und landete auf dem Kopf. Er brach sich zwei Rückenwirbel und sein Magen platzte. Der Unfall kostete ihn fast das Leben. Die Ärzte versteiften die Rückenwirbel mit Knochenmaterial aus der Hüfte und nähten seinen Magen. Doch anschließend musste Pa fast zwei Jahre lang einen schweren Gipsverband tragen, der vom Hals bis zur Hüfte reichte, und konnte deshalb natürlich nicht arbeiten. Noch schlimmer wurde die Situation dadurch, dass Granny gleichzeitig in der Psychiatrie lag, und so musste Pa für fünf seiner Kinder sorgen, obwohl er sich nicht bewegen konnte.

Phils ältere Brüder, Jimmy Frank und Harold, waren zum Studium an der Louisiana State University in Baton Rouge. Beide boten an, nach Hause zu kommen und zu arbeiten, um der Familie zu helfen, über die Runden zu kommen. Aber Pa bestand darauf, dass sie ihr Studium beendeten. Irgendwie überlebte die Familie mit Pas Invalidenrente, die 35 Dollar pro Woche betrug. Judy, Phils ältere Schwester, kochte meistens und kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister Silas und Jan. Phil und sein älterer Bruder Tommy sammelten Pecannüsse und verkauften sie auf den Märkten in der Gegend. Die Familie lebte von Reis und Bohnen, Cornbread, dem Fisch, den sie fingen, und dem Wild, das die Jungen erlegten. Reis und Bohnen waren immer Grundnahrungsmittel am Tisch der Robertsons. Ein Fünfzig-Kilo-Sack Reis und mehrere Dosen Bohnen reichten wochenlang. Für Reis und Bohnen gab es Dutzende Rezepte, die mit einer einfachen Soße oder Eichhörnchen, Wachteln oder Fisch serviert wurden. Das waren ideale Mahlzeiten für die Familie in dieser schwierigen Zeit.

Abgesehen vom Jagen und Fischen interessierte sich Phil nur für Football. Die Robertson-Jungen lernten das Football-Spielen im Garten hinterm Blockhaus. Aus Eichenstämmen als Längspfosten und einem Querbalken aus Amberholz bauten sie ein Tor. Vier der Robertson-Söhne spielten an der Vivian High School und später an der North Caddo High School (nachdem der Bezirk mehrere Schulen zusammengelegt hatte). Jimmy Frank spielte im Mittelfeld und als Verteidigungsspieler, aber er wollte immer Quarterback sein. Deswegen brachte er seinen jüngeren Brüdern bei, auf dieser Position zu spielen. Tommy war ein fantastischer Läufer und der erste Robertson, der Quarterback wurde. Diese Position gab er allerdings auf, als Phil es in die Auswahlmannschaft der North Caddo High School schaffte. In der Juniorenmannschaft der Schule brach Harold sich den Ellenbogen und spielte nie wieder Football. Silas war ein gnadenloser Verteidigungsspieler, aber Phil war der beste Sportler der ganzen Familie. Als Quarterback spielte er in der ersten Liga des Bundesstaates, und als Baseball-Outfielder spielte er in der ersten Bezirksliga.

Phil und Kay befreundeten sich, als sie in der neunten und er in der zehnten Klasse war. Sie half den Robertsons hin und wieder, indem sie ihnen Lebensmittel aus dem Gemischtwarenladen in Ida, Louisana, schenkte, der ihrer Familie gehörte. Noch im gleichen Jahr trennten sie sich in den Weihnachtsferien wieder, weil Phil nicht wollte, dass seine Freundin ihm in der Jagdsaison in die Quere kam. Aber im folgenden Jahr starb Kays Vater, und Phil ging zu seiner Beerdigung. Bald darauf waren die beiden wieder ein Paar.

Nach seinem Highschool-Abschluss bekam Phil ein Football-Stipendium von der Louisiana Tech University in Ruston, wo bereits sein Bruder Tommy für die Bulldogs spielte. Kay zog mit ihm dorthin und machte ihren Highschool-Abschluss an der Ruston High School. Damals war sie – im Alter von sechzehn Jahren – mit meinem ältesten Bruder Alan schwanger. Meine Eltern zogen in den gleichen Wohnblock, in dem bereits Tommy und seine Frau wohnten. Sie hieß mit Mädchennamen Nancy Dennig. So war die Umstellung auf das College viel einfacher. Phil verbrachte das erste Studienjahr als Auswechselspieler, wurde dann aber in der nächsten Saison Starting Quarterback. Er war einen Platz vor Terry Bradshaw.

In seinem Buch It’s Only a Game erinnerte sich Terry Bradshaw an meinen Vater: »Zum Training kam er immer direkt aus dem Wald: Aus seinen Taschen hingen noch Eichhörnchenschwänze und an seiner Kleidung Entenfedern. Aber er war ohne Frage ein guter Spieler, also beschwerte sich niemand allzu sehr.«

Während eines Trainings vor seiner letzten Saison an der Universität sah Phil einen Gänseschwarm über den Trainingsplatz fliegen. Er schaute hinauf zu den Gänsen und dachte sich: Mann, was mache ich hier eigentlich? Einige Tage später verließ er das Football-Team und Terry Bradshaw übernahm seinen Posten. Bradshaw führte später die NFL-Football-Mannschaft Pittsburgh Steelers in vier Super-Bowl-Meisterschaften und bekam 1989 einen Platz in der »Hall of Fame« des Profi-Footballs. Phil blieb an der Louisiana Tech University. Dort machte er 1969 seinen Bachelor-Abschluss in Gesundheitserziehung und Sport und 1974 seinen Master-Abschluss. Nachdem er das Team verlassen hatte, verbrachte er den Rest des Herbstes in den Sümpfen und jagte Enten und Eichhörnchen, statt mit Touchdowns zu punkten.

Ehrlich gesagt kam ich in einer schwierigen Phase in Phils Leben auf die Welt. Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Louisiana Tech bekam er eine Stelle als Englisch- und Sportlehrer an einer Schule in Junction City, Arkansas. Die meiste Zeit verbrachte er jedoch mit Fischen, Jagen und Trinken, und zwar gemeinsam mit dem Mann, der ihn eingestellt hatte. Sie machten ziemlich wilde und verrückte Sachen, und die Schulleitung musste meinen Vater mehrmals wegen seines unzivilisierten Verhaltens abmahnen. Er kündigte, bevor man ihn feuern konnte, und unterschrieb einen 18-monatigen Pachtvertrag für eine Kneipe in den Niederungen des Ouachita River in der Nähe von El Dorado, Arkansas. Er trank viel und verbrachte wenig Zeit mit uns. Kay machte sich solche Sorgen um ihn, dass sie anfing, in der Kneipe als Bardame zu arbeiten, damit sie ihn im Auge behalten konnte.

Wenn meine Eltern in der Kneipe waren, ließen sie Alan, Jase und mich bei Tante Rose, die meine liebste Babysitterin war. Sie war nicht unsere richtige Tante, aber in den Südstaaten nennt man als Kind einen Erwachsenen nicht einfach beim Vornamen. Es ist ein Zeichen von Respekt, und gute Manieren zu haben, ist für uns Südstaatler äußerst wichtig. Tante Rose nähte uns Kleidung und kümmerte sich gut um uns. Ich liebte sie heiß und innig.

Für eine andere Babysitterin hatte ich nicht so herzliche Gefühle übrig. Das Einzige, woran ich mich bei ihr erinnere, ist, dass sie uns immer Cornflakes mit Rosinen zu essen gab. Nichts gegen Rosinen-Cornflakes, aber ich mochte sie einfach nicht. Ich weigerte mich, das Zeug zu essen, und dafür sperrte sie mich in den Flurschrank! Zu meinem großen Leidwesen verbrachte ich in jenem Sommer viel Zeit im Flurschrank … Ich weiß nicht genau, ob Jase die Rosinen-Cornflakes tatsächlich mochte oder ob meine Gefangenschaft im Flurschrank so abschreckend war, dass er sie eben aß, aber er schien ihr Lieblingskind zu sein und war immun gegen die Flurschrank-Folter. Ich beschwerte mich bei meiner Mutter und sie fragte mich immer: »Warum isst du nicht einfach die Rosinen-Cornflakes?« Ich schätze, ich war schon als kleiner Junge ziemlich stur.

Viel konnte Mutter eh nicht dagegen unternehmen. Sie versuchte nur, unsere Familie über Wasser zu halten. Die Kneipe meines Vaters war nichts weiter als ein niedriger Holzbau, der an ein mobiles Heim angebaut war. Phil war Barkeeper und Koch in einem. Er servierte Brathühnchen, eingelegte Schweinefüße und gekochte Eier. Hin und wieder kochte er Wild oder Wildschwein. Aber vor allem trank er viel. Seine Schwester Jan machte sich solche Sorgen um seinen Alkoholkonsum, dass sie eines Tages einen Prediger mitbrachte: William »Bill« Smith von der White’s Ferry Road Church in West Monroe, Louisiana. Er sollte versuchen, meinen Vater zu retten. Phil warf nur einen Blick auf den Mann und fragte ihn: »Sind Sie so eine Art Prediger?«

Smith bejahte das und Phil fragte ihn, ob er je betrunken gewesen sei. Der Prediger gab zu, früher immer mal ein paar Bier getrunken zu haben.

»Was ist dann der Unterschied zwischen Ihnen und mir?«, fragte Phil ihn. »Sie waren schon mal betrunken, und ich betrinke mich jetzt gerade. Sie brauchen mir gar nicht mit der Bibel zu kommen.«

Smith verließ die Kneipe und Phil trank weiter.

Eines Abends geriet Phil in einen Streit mit dem Eigentümer der Bar und dessen Frau. Phil war betrunken. Er stieß die Frau heftig durch den Raum und verprügelte beide gründlich. Als die Polizei eintraf, um das Handgemenge aufzulösen, verschwand Phil durch die Hintertür. Bevor er abhaute, sagte er zu meiner Mutter, sie würde ihn eine Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Danach blieb er wochenlang in den Wäldern, während die Polizei nach ihm suchte.

Mein Vater verschwand und ließ meine Mutter den Scherbenhaufen aufkehren: Die Eigentümer der Bar willigten am Ende ein, keine Anzeige gegen Phil zu erstatten, aber Kay musste ihnen alles Geld geben, das sie mit dem Kneipenbetrieb verdient hatten. Nun war sie pleite und arbeitslos. Sie brachte unser Haus auf Rädern zu einer Stelle in der Nähe des Lake D’Arbonne bei Farmerville, Louisiana. Im Firmenbüro von Howard Brothers Discount Stores in Monroe, Louisiana, bekam sie einen Job. Es ist Ironie des Schicksals, dass diese Firma der Familie meiner späteren Frau Korie gehörte. Unsere Wege kreuzten sich bereits, als wir noch kleine Kinder waren! Gott hatte einen Plan.

Kay war für die Lohnbuchhaltung zuständig. Irgendwann kehrte Phil nach Hause zurück und nahm eine Stelle auf einer Ölbohrinsel im Golf von Mexiko an. Kay war glücklich, dass die Familie wieder beisammen war.

In der Zeit, als mein Vater auf den Ölfeldern vor der Küste war, musste meine Mutter uns in einer Kindertagesstätte lassen, während sie arbeitete. Ich war erst drei Jahre alt, aber schon damals versuchte ich, meine Freunde zu beeindrucken. Eines Tages beschloss ich, etwas zu tun, das noch nie zuvor jemand getan hatte: Ich kletterte rückwärts die Rutsche hinauf. Stück für Stück schob ich mich die Rutsche hinauf, während die anderen Kinder »Ahhh« und »Ohhh« machten. Oben angekommen, drehte ich mich um, um siegestrunken die Hände zu heben und ein für alle Mal zu beweisen, dass ich der King auf dem Spielplatz war. Allerdings machte ich einen kleinen taktischen Fehler. Die Rutsche war sehr glatt, und ich fiel zweieinhalb Meter tief … direkt auf eine Baumwurzel. Die Kindergärtnerin rief meine Mutter an, die mich schleunigst ins St. Francis Medical Center brachte. Dort stellte man fest, dass ich mir beide Oberschenkelknochen zertrümmert hatte. Einer der Knochen war vom Knie bis zur Hüfte gesplittert.

Im Krankenhaus zu sein, machte irgendwie Spaß, denn ich erntete jede Menge Aufmerksamkeit und Mitleid. Nicht so überwältigend war der Gipsverband, der fast meinen ganzen Körper einschloss und mich bewegungsunfähig machte, bis die Knochen wieder verheilt waren. Unter Narkose setzte man mir einen Nagel ins Bein ein, der den Knochen zusammenhalten sollte. Der Gipsverband erstreckte sich komplett über das Bein, das es schlimmer erwischt hatte, und ging bis zur Mitte des anderen Beines. Außerdem reichte er mir bis zum Brustkorb, sodass ich mich von der Taille abwärts überhaupt nicht bewegen konnte.

Irgendwie erfuhr mein Vater davon. Ich weiß nicht genau wie, denn damals war das Mobiltelefon noch nicht erfunden worden – und selbst wenn, hätte er ganz sicher keines gehabt. Jedenfalls fand er es heraus und kam, so schnell er konnte, von der Küste nach Hause. Er kam ins Krankenhaus und schrie meine Mutter an, weil sie zugelassen hatte, dass ich mir die Beine brach. Als ob sie es hätte verhindern können! Damals wirkte es nicht so, als interessierte sich mein Vater besonders für uns Kinder, aber als ich den Unfall hatte, war seine Sorge nicht zu übersehen. Er verbrachte sogar die Nächte bei mir im Krankenhaus, bis ich nach Hause durfte. Ich weiß nicht wie, aber er, meine Mutter und ich schliefen alle zusammen in dem kleinen Krankenhausbett, und ich fühlte mich geliebt und umsorgt, trotz unseres bisherigen Nomadenlebens.

Ein Freund meines Vaters, Jerry Allen, war Autohändler. Er brachte mir eines dieser Rollbretter mit, die die Mechaniker benutzen, um unter den Autos zu arbeiten. Drei oder vier Monate lang rollte ich auf diesem Brett durch unser Haus und stieß an jeder Ecke und Kante an. Meine Tanten und Onkel erzählen, dass sie sich immer noch daran erinnern, wie ich auf dem Brett über den Hof rollte und versuchte, mit meinen Brüdern, Cousins und Cousinen mitzuhalten. Ich muss ausgesehen haben wie ein Affe, wenn ich versuchte, das Ding nur mit den Armen zu steuern!

In meiner Erinnerung war diese Zeit ziemlich spaßig, aber meine Brüder erinnern sich nur an den Geruch. Sie sagen, der Gipsverband stank entsetzlich! Sicher könnt Ihr euch den Geruch vorstellen – nach einem heißen Louisiana-Sommer in einem Ganzkörper-Gips. Die Ärzte sägten hinten ein Stück heraus, und Alan erinnert sich, wie er mich jedes Mal zur Toilette tragen musste, wenn ich mal musste. Wahrscheinlich sollte ich mich mal dafür bei ihm entschuldigen.

Außerdem lernte ich eine schwierige Lektion fürs Leben: Manchmal, wenn man der King auf dem Spielplatz sein will, endet es damit, dass man ein halbes Jahr überhaupt nicht auf den Spielplatz kann, wenn man nicht aufpasst. Mit anderen Worten, es ist, wie es in der Bibel heißt: »Niemand soll sich über andere erheben und höher von sich denken [oder klettern!], als es angemessen ist. Bleibt bescheiden und sucht das rechte Maß! Durch den Glauben hat jeder von euch seinen besonderen Anteil an den Gnadengaben bekommen. Daran hat jeder den Maßstab, nach dem er sich einschätzen soll« (Römer 12,3, GNB).

Eine Weile ging alles ganz gut, aber mein Vater trank immer noch viel, und in einer regnerischen Nacht nach einem Saufgelage sagte er zu meiner Mutter, sie solle ihre Söhne nehmen und verschwinden. Er habe uns alle satt und wolle sein eigenes Leben haben. Wir verbrachten die Nacht bei meinem Onkel Harold, und dann half uns unsere Kirchgemeinde, eine billige Wohnung zu mieten.

Ich war zu jung, um mich an viele Einzelheiten zu erinnern, aber ich weiß, dass Kay sich große Sorgen machte: Würde sie ihren Mann verlieren und ihre Söhne den Vater?

WILLIE’S BEANS AND RICE – WILLIES REIS MIT BOHNEN

Seid ruhig kreativ bei diesem Rezept! Keine Sorge, ihr müsst es nicht genau so zubereiten, wie es hier aufgeschrieben ist. Wenn ihr eine der Zutaten nicht habt, kocht es trotzdem. Ich mache jedes Mal Bohnen, wenn wir einen Schinken machen oder kaufen; der Schinkenknochen ist die entscheidende Zutat. An dem Knochen hängen immer noch riesige Stücke Schinken, die sich beim Kochen lösen – mehr, als man denkt! –, und diese Reste sind köstlich. Einen Schinkenknochen sollte man nie wegwerfen!

500 g getrocknete Kidney- oder Pintobohnen

1 Schinkenknochen, an dem noch so viel Schinken ist, wie man mag. (Ich kaufe immer mit Honig glasierten Schinken, schneide das weg, was ich zum Aufschnitt haben will, und benutze den Rest zum Bohnenkochen.)

2,4 l Wasser (nach und nach hinzugeben)

60 ml Olivenöl, plus 1 Teelöffel zum Braten Einige Scheiben Bacon oder durchwachsener Speck, gewürfelt

1 große Zwiebel, gewürfelt

2 EL gehackter Knoblauch

1 grüne Paprikaschote, gewürfelt

2 Stangen Sellerie, gewürfelt

2 Lorbeerblätter (wenn ihr die nicht vorrätig habt, kein Problem)

½ TL Cayennepfeffer (weniger, wenn Kinder mitessen)

1 EL Petersilie, gehackt (auch hier: kein Problem, wenn nicht vorrätig)

1 T Cajun-Gewürzmischung

1 Prise brauner Zucker

500 g Andouille-Wurst1

400 g weißer Langkornreis

Louisiana Hot Sauce (oder Tabascosoße)

1. Bohnen abspülen und mit dem Schinkenknochen und 1,5 Liter Wasser in einen großen Topf geben. Darauf achten, dass die Bohnen mit Wasser bedeckt sind.

2. In einer Pfanne bei mittlerer Hitze Olivenöl und den geschnittenen Bacon erhitzen. Zusammen mit Zwiebel, Knoblauch, Paprika und Sellerie 3 bis 4 Minuten anschwitzen.

3. Gemüsemischung unter die Bohnen rühren.

4. Mit Lorbeerblatt, Cayennepfeffer, Petersilie und Cajun-Gewürzmischung würzen.

5. Das Ganze zum Kochen bringen und dann die Hitze reduzieren. 4 bis 6 Stunden kochen lassen, oder bis die Bohnen weich sind. Alle 2 Stunden nachschauen und wenn nötig Wasser nachgießen.

6. Wurst in Scheiben schneiden und mit einem Teelöffel Olivenöl bei mittlerer Hitze in der Pfanne anschwitzen.

7. Gegen Ende der Garzeit Wurst unter die Bohnen rühren und noch einmal 30 Minuten köcheln lassen.

8. Braunen Zucker nach Belieben hinzufügen.

9. In einem Topf 480 ml Wasser und Reis zum Kochen bringen. Hitze reduzieren, zudecken und 20 Minuten köcheln lassen. Die Bohnen mit dem weißen Reis servieren und mit reichlich Louisiana Hot Sauce oder Tabascosoße genießen.

2

GEBRATENE LYONER FLEISCHWURST

DA GOTT EUCH ERWÄHLT HAT, ZU SEINEN HEILIGEN UND GELIEBTEN ZU GEHÖREN, SEID VOLL MITLEID UND ERBARMEN, FREUNDLICHKEIT, DEMUT, SANFTHEIT UND GEDULD. SEID NACHSICHTIG MIT DEN FEHLERN DER ANDEREN UND VERGEBT DENEN, DIE EUCH GEKRÄNKT HABEN. VERGESST NICHT, DASS DER HERR EUCH VERGEBEN HAT UND DASS IHR DESHALB AUCH ANDEREN VERGEBEN MÜSST.

KOLOSSER 3,12-13

Ungefähr drei Monate nachdem Phil uns aus dem Haus geworfen hatte, war Kay gerade bei der Arbeit im Büro von Howard Brothers, als eine ihrer Kolleginnen ihr mitteilte, dass Phil in seinem Pick-up auf dem Parkplatz war. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie ihr Mann über dem Lenkrad zusammengesunken dasaß. Zuerst nahm sie an, dass er wieder betrunken war. Aber als sie zu seinem Auto kam, sah sie, dass er weinte. Das war etwas, das sie nie zuvor – und wahrscheinlich auch seitdem nie wieder – gesehen hatte.

»Ich will meine Familie zurück«, erklärte Phil. »Es tut mir so leid!«

Es war ein Glück für uns alle, dass meine Mutter stark genug war, meinem Vater zu vergeben und ihn zurückkommen zu lassen. Aber sie stellte ihm Bedingungen: Er musste aufhören zu trinken und den Kontakt zu seinen wilden Freunden beenden. Außerdem holte sie sich Unterstützung von William »Bill« Smith, dem Prediger der White’s Ferry Road Church in West Monroe, den Phil vor Monaten aus seiner Kneipe geworfen hatte. In einem ihrer ersten Gespräche fragte der Prediger meinen Vater, ob er ihm vertraue. Phil verneinte das, also hielt Bill Smith eine Bibel hoch.

»Mir müssen Sie nicht vertrauen«, erklärte ihm der Prediger. »Aber vertrauen Sie dem, was hier geschrieben steht.«

Von diesem Tag an begann Phil, Gottes Wort zu studieren. Er ging mehrmals pro Woche in die Kirche und fast jeden Abend zu einer Bibelgruppe. Im Alter von 28 Jahren ließ er sich taufen und gab das Trinken und sein Partyleben komplett auf. Im Jahr 1976 zogen wir in eine Wohnung in der Pine Terrace in West Monroe. Meine Mutter mietete die Wohnung unter einem anderen Namen an und gab keinem der Freunde meines Vaters unsere Adresse oder Telefonnummer. Diese Wohnung teilten wir uns mit Granny und Pa, sodass wir zu siebt (mein jüngster Bruder Jep war noch nicht geboren) in einer Zweizimmerwohnung lebten. Es war ziemlich eng, aber das war uns egal. Es zählte nur, dass unsere Familie wieder zusammen war.

Alan, Jase und ich schliefen im Wohnzimmer auf dem Boden in Armeeschlafsäcken, die mein Onkel Si uns geschenkt hatte. Er hatte sie aus Vietnam mitgebracht und sie waren mit echten Gänsefedern gestopft. Ich war damals erst vier Jahre alt und Bettnässer. Mein Vater schimpfte immer schrecklich, weil ich fast jede Nacht ins Bett machte, und drohte, mir jedes Mal morgens den Hintern zu versohlen, wenn das Bett nass war. Als ob ich etwas dafür konnte! Irgendwann stellte ich fest, dass ich meinen Schlafsack trocknen konnte, indem ich ihn an den alten Butan-Heizkörper hielt. Wenn ich ins Bett gemacht hatte und früh aufwachte, trocknete ich ihn, bevor die anderen wach wurden. Ich kann mir gut vorstellen, wie dieser Schlafsack gerochen haben muss! Und ich bezweifle, dass ich irgendjemanden damit hinters Licht führen konnte. Eines unserer eigenen Kinder war Bettnässer und ich habe es nie dafür bestraft. Bettnässen war etwas, das ich nur allzu gut verstand.

Phil fing als Lehrer in der christlichen Schule von Ouachita an, die neu gegründet worden war. Es war ihm sehr wichtig, so viel wie möglich mit Christen zusammen zu sein, während er – geistlich gesprochen – innere Heilung erlebte. Noch heute sagt er, dass die Kinder, die er damals unterrichtete, sein Leben als Christ mehr beeinflusst haben als irgendjemand sonst. Zu einer Zeit, als er es am meisten brauchte, hinterließen sie einen tiefen Eindruck bei ihm.

Unsere Mutter arbeitete weiter im Büro der Supermarktkette, und so verbrachten meine Brüder und ich viel Zeit miteinander. Alan war der Älteste und musste auf uns aufpassen. Er übernahm die Aufgabe, sich um seine jüngeren Brüder zu kümmern. Für unsere Eltern war er vor allem ein kostenloser Babysitter, da wir immer noch nicht viel Geld hatten. Kay erinnert sich an einige besonders schwierige Situationen, in denen Alan – der damals selbst erst sieben oder acht Jahre alt war – mir und Jase unser Fläschchen gab und uns ins Bett brachte.

In unserer damaligen Wohnung hatten meine Brüder und ich viel Spaß. Ich war schon immer ein geselliger Mensch, und in unserem Wohnblock gab es viele Kinder. Oft trafen wir uns auf dem Parkplatz und tanzten. Es waren richtige Choreografien, die wir uns wohl aus Filmen abgeschaut hatten. Es waren die 1970er-Jahre, und die Musik- und Tanzfilme Saturday Night Fever, Rocky Horror Picture Show und Grease gehörten immer zu unseren Favoriten.

Alan musste uns Essen machen, wenn unsere Eltern bei der Arbeit waren. Wenn wir Kinder allein waren, gab es meistens Sandwiches mit gebratener Lyoner Fleischwurst. Das war billig und einfach zuzubereiten. Und aus diesem Grund hatte unsere Mutter immer jede Menge von dieser Wurst im Kühlschrank. Wir wurden richtige Lyoner-Fleischwurst-Experten. Wir waren zwar noch Kinder, aber wir waren trotzdem Robertsons – also war uns Essen sehr wichtig. Es gab nicht einfach normale Sandwiches, bei denen die Wurst mit Mayonnaise zwischen zwei Scheiben Brot geklatscht wurde. Ich glaube, wir probierten alle Möglichkeiten aus, wie man die Wurst noch leckerer zubereiten konnte. Unsere Lieblingsvariante war, die Wurst an drei Seiten einzuschneiden, sodass drei Dreiecke entstanden, die nur in der Mitte noch zusammenhingen. Das machten wir, damit die Wurst sich beim Braten nicht so dellte. Auf der einen Seite ließen wir die Scheibe fast verbrennen, drehten sie dann um und legten eine Scheibe Käse darauf, während die andere Seite briet. In der Zwischenzeit wärmten wir das Brot in der Pfanne an, sodass es von dem Fett etwas Geschmack bekam und leicht angeröstet war. Hmm, ich bekomme gleich Hunger, wenn ich nur daran denke! Ein bisschen Käse oder Butter macht alles ein bisschen besser, und damals enthielten alle unsere Mahlzeiten wenigstens eines von beidem. Granny wurde 96 und Pa 87 Jahre alt, also kann es nicht so ungesund gewesen sein.

Als Granny und Pa nach Arizona zogen, wo Pa einige Monate lang auf den Ölfeldern arbeitete, wurde es in unserer Wohnung etwas weniger eng. Allerdings blieben wir nicht lange dort wohnen, denn bald kam Phil auf die Idee, dass er als kommerzieller Fischer mehr verdienen konnte, als er als Lehrer verdiente, und er wollte auf dieses Ziel hinarbeiten. Im Wald oder auf dem Wasser zu sein, machte ihm immer noch die meiste Freude. Er beauftragte Kay, nach einem Stück Land mit einem Gewässer zu suchen, das am Ende in den Golf von Mexiko mündete.

Kay durchsuchte die Immobilienanzeigen in den Zeitungen und fand ein Inserat für ein Stück Land unter dem Titel »Jägerparadies«. Auf dem Land standen zwei Häuser, die eigentlich nicht mehr als Fischerhütten waren, und es hatte eine Fläche von zweieinhalb Hektar. Es lag am Ende eines Feldwegs in einem der entlegensten Winkel im Bezirk und ganz in der Nähe des Ouachita River an der Mündung des Cypress Creek. Als meine Mutter mit meinem Vater das Land besichtigte, wusste er sofort, dass er genau dort leben wollte. Er war überzeugt, dass er dort mit Fischen unseren Lebensunterhalt verdienen konnte. Außerdem wollte er, dass seine Söhne das Jagen und Fischen lernten und die Fähigkeit erlernten, von dem zu leben, was das Land hergab. Genau so, wie er es als Kind gelernt hatte. Er glaubte, dass unsere Familie von dem Fisch, den wir fingen, dem Wild, das wir jagten, und von dem Obst und Gemüse, das wir im Garten anbauen, leben konnten. Phil wollte, dass wir lernten, Männer zu werden, so wie er, als er in der freien Natur aufwuchs.

Eines der Häuser war ein weißes Holzrahmenhaus mit drei Schlafzimmern, das andere ein kleinerer Bungalow mit grünen Holzwänden. Etwa zur gleichen Zeit, als meine Eltern sich um den Kauf dieses Grundstücks bemühten, kehrten meine Großeltern aus Arizona zurück. Meine Eltern und meine Großeltern trafen eine Übereinkunft: Pa und Granny würden die Anzahlung für das Grundstück leisten, und meine Eltern würden die monatliche Kreditrate übernehmen, wenn meine Großeltern sich zur Ruhe setzten. Unsere Familie würde in dem weißen Haus leben und meine Großeltern in dem grünen.

Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem meine Eltern uns zum ersten Mal unser neues Zuhause zeigten. Er gehört zu den glücklichsten Erinnerungen meiner Kindheit. Wir hielten am Ende des Feldweges an, und alle Kinder sprangen aus dem Auto und rannten zum Haus. Für uns war es himmlisch. Das Haus war von Wäldern umgeben und lag oben auf einem Hügel. Es war auf Stelzen gebaut, die es vor dem Flusshochwasser schützten. Von der Veranda aus konnte man den Ouachita River sehen. Meine Eltern leben noch heute dort. Ich glaube, nichts könnte sie überzeugen, dieses Haus zu verlassen. Es ist ihr Zuhause.

Howard Brothers Discount Stores.