Erhalten im Januar 2015 aus dem Nachlass meines Freundes.

Einzelne kleinste Hinzufügungen, Ergänzungen oder Auslassungen, die entschieden mit höchster Zurückhaltung und nur dann vorgenommen wurden, wenn dies – im wesentlichen aufgrund von für mich vollständiger Unleserlichkeit der betreffenden Stelle im handschriftlichen Manuskript – ganz und gar unumgänglich war, finden sich im Anhang aufgelistet und ggf. kurz erläutert.

Der Herausgeber

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2018 Stephan Pfingsten

Satz, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

ISBN: 978-3-7528-0818-6

„Hass war zu klein, zu persönlich.

Seine Haltung gegenüber etwas, das fast alle betraf,

war etwas anderes.“

„Wer in der menschlichen Gesellschaft leben wollte,

mußte zumindest in irgendeiner Weise

Lügner, Vortäuscher oder Taktiker sein.

Dafür wollte er den Menschen bestrafen.“

– Gedankenausflüge aus den „Adversarien“ 1

PROLOG

„Habe die Schnauze voll. Und zwar endgültig. Ich hab‘s nicht nötig, mir in dieser Scheißwelt – geschaffen und bestehend aus armseligen, vollkommen verkackten Viechern, die scheißen und sich wie die Kotkröten gegenseitig begatten um zu leben – und das auch noch toll finden – diese arschhirnigen, ekligen Kackschwachsinnsviecher; ich hab’s nicht nötig, auf irgendwelche Affen Rücksicht zu nehmen oder mir irgendeinen „Planet-Erde-Mist“ in den Scheißweg stellen zu lassen. Schon tausendmilliardentrillionenmal zu viel bescheuerte Geduld bewiesen. Sollen alle mal herkommen; diese feigen Affen werden weggefegt. Hab schon tausendtrilliardenfantastilliardenmal länger gewartet als nötig. Das ist eine kackkötermäßige, verschissene Dreistigkeit, es auch nur im Traum zu wagen, mich mit diesem verkoteten Universum oder irgendwelchen bepissten Göttern und Urknallen und dieser hirnlosen Affenkacke zu belästigen. Denen werde ich allen kräftig ins Gedärm treten. Diese schwachsinnigen Fäkalviecher werden in ihrer eigenen Embryokotze ersaufen und dazu ihren eigenen Arsch zum Fressen ins Maul gestopft bekommen. Das erste, stinkende, in die Fresse gekackte, bepisste Schweineschiß-Müllhaufen-Exkrementalvieh, das seinen hirnlosen Schädel im Umkreis von 5 000 000 000 000 000 Quadrilliarden Lichtjahren samt seinem Arsch aufmacht, scheiß ich dermaßen katastrophenmäßigmegaapokalyptisch zu, daß sie dieses Kackuniversum dicht machen können!“

Peter war fast entschlossen, er wollte nicht länger wie ein Mensch unter Menschen leben. Die Menschen bewiesen in allem was sie wollten und taten, daß sie entweder blöd oder verlogen waren. In der Regel beides. Es fanden sich einfach zu wenig Gleichgesinnte, mit denen es möglich schien, den Versuch einer höheren Menschlichkeit, einer Sublimierung des Daseins, zu unternehmen. Er verlangte gar nicht viel. Aber schon etwas, etwas wirkliches, war zu viel.

Er kam aus diesem immer wiederkehrenden Kreislauf von ergebnislosen Gedankenverwicklungen nicht mehr heraus. Das ging nun schon seit Jahren so, seit er erwachsen und erfahren und selbstbewusst genug war, seinen eigenen Gedanken zu vertrauen.

Er hatte vieles versucht.

Er hat sich isoliert und nachgedacht, jahrelang. Er hat den Kontakt zu den verschiedenartigsten, normalen, geistesgestörten und extremistischsten Menschen gesucht, hergestellt und ausgelebt. Er hat sein Leben lang versucht, optimistisch zu sein, die Menschen lediglich als schwach und nicht als schlecht zu sehen. Er hat geführt, er ist gefolgt. Er hatte Freunde, er hatte Freundinnen. Er hat an Menschen geglaubt, Menschen haben an ihn geglaubt. Alles im Kleinen. Aber als Beispiel und Erfahrung hatte es gereicht. Er hat in jeder Hinsicht experimentiert, bis an die Grenzen des Erträglichen. Sogar massivste Intoxikation mittels Alkohol und Drogen, bis zu brutalsten Formen und Graden der Abhängigkeit, hatten ihn am Ende wieder als den gleichen Menschen ausgespuckt, der er vorher war. Schließlich, und das war intellektuell eine echte Leistung, erreichte er mittels halluzinativ-autosuggestiver Selbstverblödung phasenweise auch einen Zustand mäßig zufrieden/unzufriedenen kleingeistigen Mitläufertums. Aber auch das hatte seine Tücken. Entweder gerieten immer wieder materielle Befriedigungsgelüste in den Vordergrund oder die Gedanken enteilten in Momenten der Entspannung doch wieder in ungreifbare Weiten der Lüfte.

Man konnte seine Natur nicht ändern, also blieb nur übrig zu wachsen oder sich dem allmählichen kleiner werden zu ergeben. Wachstum war anstrengend aber potentiell lohnend. Peter hatte immer schon eine lebendige, forschende Denkweise leider ohne genügend Selbstverliebtheit, um den eigenen, geistig autonom gewonnenen Erkenntnissen immer den Vorrang einzuräumen.

Die überwältigende, etablierte und für das Auge des oberflächlichen und unselbständigen Menschen geradezu unerschütterlich stabil funktionierende von Menschen geschaffene Welt war auf keinen Fall anzuzweifeln. Wer das ernsthaft tat, war krank oder ein Verbrecher. Bis ein Gehirn reif war, die Welt selbständig zu interpretieren und mit etwas Ermutigung von außen als Pionier auf eigene Reisen zu gehen. In Peters Fall kam hinzu, daß die Suche nach Auswegen aus konventionellen Abläufen und Verhaltensweisen durch sein schnell gelangweiltes Naturell schon aus Gründen des Überlebenskampfes erforderlich war. Ein Mensch, und darin bestand ein erhabener Unterschied zum Tier, konnte aus Langeweile verzweifeln. Und Peter hatte schon als Kind das Gefühl, durch ein engmaschiges Netz von Erwartungen, Regeln, Verbotenem und Unerreichbarem gefesselt zu sein und zu ersticken. Er wollte manchmal aus sich selbst ausbrechen, aus sich hinausfliegen, sich öffnen und zerreißen und als Orkan durch und über alles hinwegjagen und den innersten glühenden Kern von allem vereinnahmen. Man kennt keine Worte für diese, ständig um Expansion ringende, Qual. Was war möglich an Vereinigung und Verinnerlichung? Ficken, Fressen, Saufen? Jajaja und immer mehr davon bringt gar nichts außer einem sinnlosen Kreislauf des sich auffüllens und wieder ausleerens. Die realen und nicht substanzauflösenden Möglichkeiten waren schwach und klein, so unendlich schwach und klein.

Den Menschen war Peter oft etwas unheimlich, obwohl er oft zu hören bekam, daß er nicht normal sei, daß er etwas Besonderes aus seinem Leben machen solle. Oft schon hatten ihn die Menschen jeder Couleur, Männer und Frauen, gesagt, daß sie durch ihn erstmals etwas Großes erlebt oder verspürt hätten. Man konnte ihm tatsächlich ungewöhnliche und extrem diametrale Eigenschaften konstatieren: Gutmütigkeit, Aggressivität, Ehrlichkeit, Verschlagenheit, Einsamkeitssehnsucht und Liebhabereien. Was er wollte, wußte keiner, er mußte es ja selbst noch herausfinden. Aber er war nun soweit, zu erkennen, daß er nicht auf dem Weg in den Wahnsinn war, sondern die Möglichkeit zu etwas Höherem zu akzeptieren begann.

Daß er nicht wahnsinnig wurde, zeigte ihm seine strikte unüberwindbare Einhaltung des einen, für ihn primären Gesetzes: Was auch immer er tat und versuchte, Leid sollte nicht dadurch entstehen. Leid war der Parameter für alles 23