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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1918

 

Der Traum der Nevever

 

Ein Volk soll Superintelligenz werden – Gucky erlebt das Ashgavanogh

 

von Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Während Perry Rhodan als neuer Sechster Bote von Thoregon versucht, den Machenschaften Shabazzas zu begegnen und sein altes Raumschiff SOL wiederzufinden, sind alte Weggefährten des Terraners in völlig andere Probleme verwickelt. Die Rede ist von dem Haluter Icho Tolot, dem Ilt Gucky sowie den beiden Terranern Michael Rhodan und Julian Tifflor. Alle vier verschwanden auf unbekannte Weise aus dem Umfeld der heimatlichen Milchstraße und wurden in die fremde Galaxis Puydor versetzt.

Ihr geheimnisvoller Auftraggeber ist Shabazza – wobei die vier Aktivatorträger gar nicht wissen können, dass dieser in anderen Galaxien als Feind Thoregons und der Menschheit aktiv ist. Er hat die Galaktiker losgeschickt, um ein Wesen namens Jii'Nevever zu befreien, das früher unter der Bezeichnung Träumerin von Puydor bekannt war.

Die Befreiung der Träumerin gelingt, doch Jii'Nevever ist nicht sofort gewillt, den Befehlen Shabazzas zu folgen. Erst nach einem Krieg der Träume kann sie unterworfen werden. Ihr Ziel ist nun, ihre Macht in Puydor zu konsolidieren und dann in die Milchstraße aufzubrechen, um diese in ihren Bann zu zwingen.

Icho Tolot, Julian Tifflor und Gucky können sich von dem Einfluss Shabazzas befreien, ihnen gelingt auch die Flucht von Curayo, dem Planeten Jii'Nevevers. Michael Rhodan bleibt jedoch als Helfer der Träumerin zurück.

Die drei anderen Aktivatorträger suchen nach einer Lösung für die Geschehnisse. Sie fliegen Ketchorr an, den Ursprungsplaneten Jii'Nevevers. Eine geistige Verbindung soll ihnen dort Antwort auf ihre Fragen geben: DER TRAUM DER NEVEVER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Icho Tolot, Gucky und Julian Tifflor – Drei Aktivatorträger auf den Spuren der Jii'Nevever.

Michael Rhodan – Der Vasall der Träumerin jagt die ehemaligen Freunde.

Upesamee – Ein Nevever wird zum Friedensmissionar.

Orsidenda – Ein Wissenschaftler wird zum Geburtshelfer.

Lovo Kasistan – Ein mächtiger Kriegsherr der Varmiren.

Prolog

 

»Das müsstet ihr sehen. Was für ein Erlebnis!«

Guckys Stimme war verhalten, so als sei er darauf bedacht, die in der Grotte versammelten Nevever nicht zu stören. Er klang jedoch auch entrückt, fast wie in Trance.

»Was müssten wir sehen?«, fragte Julian Tifflor ebenso leise und blickte sich suchend um. »Da ist nur die Tropfsteinhöhle mit den Nevevern. Weiter nichts Ungewöhnliches.«

Doch der Mausbiber gab ihm keine Antwort.

Icho Tolot stieß Tifflor an und tippte sich an die Schläfe. Der Haluter meinte damit wohl, dass der Ilt geistig abwesend war. Soviel war Tifflor auch klar, nur hätte er zu gerne erfahren, was Gucky sah und sie nicht.

»Ist auch besser, wenn du schweigst, Tolotos«, sagte Tifflor anerkennend. »Beim leisesten Laut von dir würden die Nevever wahrscheinlich das Weite suchen.«

Er wusste, wovon er sprach, denn selbst das Flüstern eines Haluters war laut genug, um Tote aufzuwecken.

»Das also ist ein Ashgavanogh«, stellte Tifflor wie zu sich selbst fest.

Die drei Galaktiker hatten sich in dieser Nische knapp unter der Decke einer Tropfsteinhöhle versteckt. Vor ihnen entsprang ein mächtiger Stalaktit, der gut zehn Meter in die Tiefe reichte und ihnen zusätzlichen Sichtschutz bot.

Vor ihnen dehnte sich eine verwinkelte Tropfsteinhöhle aus, auf deren Grund über zweihundert Nevever im Kreis um ein Wasserbecken saßen. Von der Decke fielen unablässig Wassertropfen. Ihr monotones Plitsch-Platsch war das einzige Geräusch.

Julian Tifflor hatte einige Zeit gebraucht, um sich an die herrschenden Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Die Wände der Höhle waren durchzogen von Adern eines leuchtenden Stoffes. Er verbreitete ein schattenloses diffuses Licht, das die Grotte in ein gespenstisches Grün hüllte. Die Nevever hoben sich gegen das Leuchten als dunkle Schemen ab.

Sie hatten die schlanken Unterkörper nach vorne gekrümmt, so saßen sie da. Körper an Körper, dicht aneinandergedrängt. Die Oberkörper waren dagegen aufgerichtet. Die tentakelartigen Ärmchen, sofern sie welche ausgefahren hatten, hingen bewegungslos von ihren Körpern. Keiner von ihnen zeigte auch nur das geringste Lebenszeichen.

Die Nevever erinnerten Tifflor ein wenig an lebendig und biegsam gewordene Maiskolben. Selbst ihre noppige, braungetönte und stellenweise grünschimmernde, wie bemoost wirkende Haut schien aus lauter Maiskörnern zusammengesetzt zu sein. Sie besaßen keine beständigen Gliedmaßen, konnten jedoch siebzehn tentakelartige Pseudopodien aus sich bilden, die sie hauptsächlich zum Gestikulieren verwendeten.

Sie besaßen eine Mimikryfähigkeit, die es ihnen erlaubte, an Stelle ihrer Gesichter die Physiognomien ihrer Gesprächspartner zu imitieren. Es wirkte anfangs irritierend, wenn man bei einem Gespräch mit einem Nevever in sein eigenes Gesicht blickte, aber man gewöhnte sich daran.

Die wahren Gesichter der Nevever bestanden aus einem trichterförmigen Mundorgan zur Lautgebung, das von einem Kranz feinster Härchen eingerahmt war; durch die Luftbewegung beim Sprechen und Atmen war der Haarkranz in ständiger Bewegung. Außerhalb der Mundpartie waren neun dunkle, nadelgroße Augen im Kreis angeordnet, deren starre Blicke einen ständig zu durchbohren schienen.

Das sich unten konisch verjüngende Körperende lief in zwei wurmfortsatzähnlichen Beinen aus, auf denen sie sich relativ rasch, geschickt und nicht unelegant fortbewegen konnten.

Keiner der Nevever war größer als 1,30 Meter.

Und so kauerten die Nevever in einem dichtgedrängten Kreis um das Wasserbecken und hielten ihr Ashgavanogh ab – was auch immer darunter zu verstehen war.

Tifflor hoffte, dass Gucky, der an dieser seltsamen Versammlung telepathisch teilnahm, ihnen bald Aufklärung über Sinn und Zweck dieser Meditation geben würde.

Doch seit der Ilt mit ihnen in dieser Grotte, irgendwo tief unter der Planetenoberfläche, kauerte, waren inzwischen bereits Stunden vergangen, ohne dass er sich rührte.

»Vielleicht sollten wir Gucky zu wecken versuchen«, schlug Tifflor schließlich besorgt vor. »Was, wenn er sich aus eigener Kraft nicht aus dem Bann der Nevever befreien kann?«

Gerade als Icho Tolot verneinend seinen mächtigen Schädel schüttelte, gab der Mausbiber einen Laut von sich. Es klang wie ein erstaunter Seufzer.

»Gucky, was ist?«, erkundigte sich Tifflor sofort.

»Die Nevever sind gar keine so tumben Geschöpfe, wie man meinen könnte«, murmelte der Ilt, ohne aus seinem tranceartigen Zustand zu erwachen. »Sie haben eine Urerinnerung, in der das Wissen an ihre glorreiche Vergangenheit lebendig ist. Sie waren ein unglaublich hochentwickeltes Volk.«

Daraufhin versank der Ilt wieder in seinen tranceähnlichen Zustand. Er war durch keine von Julian Tifflors eindringlichen Bemühungen daraus zu wecken.

1.

 

Vor bald einem halben Erdzeitalter ...

Upesamee war von kleinem Wuchs und hatte von Kind auf ein Gebrechen. Es war ihm unmöglich, mehr als vierzehn Pseudopodien aus seinem Körper zu bilden. Upesamee empfand das in seiner Jugend als großen Makel und versuchte durch geistiges Training, seine volle Körperbeherrschung zu erlangen.

Doch obwohl Upesamee einen starken Geist hatte, wollte es ihm aus eigener Kraft nicht gelingen, die fehlenden drei Pseudopodien aus sich wachsen zu lassen.

Sein Elter Megosaro tröstete ihn mit den Worten:

»Der Nevever gebraucht ohnehin nie mehr als zwölf Gliedmaßen gleichzeitig. Man kann sich sogar mit nur zehn gut ausdrücken. Und nimm dir den Pantomimen Aroweander zum Vorbild, dessen Kunst ist, mit bloß acht Pseudopodien die ergreifendsten Epen eloquent vorzutragen.«

Doch für Upesamee war Aroweander kein Vorbild; er strebte nicht nach künstlerischen Darbietungen, er wollte einfach vollständig sein. Dafür hatte sein Elter wohl Verständnis und ließ ihn von einem Genetiker untersuchen.

Escasidor war eine Koryphäe auf seinem Gebiet und angesehener Heiler. Keiner konnte so exakt Diagnosen stellen wie er. Er brauchte jemanden bloß für kurze Zeit mit nicht mehr als sechs seiner sensiblen Fühler zu betasten – was ein überaus unangenehmes Prickeln verursachte, denn man kam sich dabei völlig entblößt vor –, und schon hatte er alle deine innersten Geheimnisse nach außen gestülpt. Er nannte dies die Transparentmachung von Guu und Jii, jenen beiden Kräfte, die das Wesen der Nevever bestimmten.

»Tja«, meinte Escasidor nach der Untersuchung mit sparsamer Gestik. »Dein Innenbild ist überaus ungewöhnlich, kleiner Upesamee. Ich fürchte, aus eigener Kraft wirst du die geistige Selbstheilung nicht erreichen können. Deine Gene sind auf eine Art geschädigt, wie man es heutzutage nur noch bei einem unter einer Milliarde antrifft. Du hast Spuren des Roo in dir.«

»Unmöglich!«, begehrte da Megosaro entsetzt auf. »Ich trage keine solchen Genschäden in mir und kann sie darum Upesamee auch nicht vererbt haben.«

»Sag das nicht«, sagte Escasidor daraufhin mahnend. »Das Roo kann über viele Generationen unerkannt in den Nevevern schlummern und dann irgendwann zum Ausbruch kommen. Ich muss dir den Vorwurf machen, Megosaro, dass du mich nicht konsultiert hast, ehe du an die Zeugung eines Nachkommen gedacht hast. Ich hätte deine versteckte Veranlagung entdeckt und dich zuvor geheilt.«

»Und was kannst du für Upesamee tun?«

»Ich werde ihn heilen, wenn er es wünscht«, versprach Escasidor. »Doch ist dies ein langwieriger und schmerzhafter Prozess. Ich würde ihm das in diesem Alter nicht zumuten. Es wäre klüger, noch ein bisschen zu warten, bis er älter und gefestigter ist. Dann soll er sich entscheiden, ob er die Spuren des Roo eliminieren lassen will oder nicht. Es ist ja gar nicht gesagt, dass sich dieser Genschaden negativ auswirken wird – bis auf die Tatsache, dass er in der Zahl seiner Gliedmaßen eingeschränkt ist.«

»Ich will diesen Makel nicht!«, sagte Upesamee fest. »Töte mein Roo, Escasidor. Sofort!«

Megosaro hatte keine andere Wahl, als dem Willen seines Kindes nachzugeben.

Und so geschah es, dass Escasidor mit der Therapie alsbald begann. Er zog sich mit dem kleinen Nevever in eine tief unter der Planetenoberfläche liegende Tropfsteinhöhle zurück. Auf dem Weg dorthin erklärte ihm, dass sie an diesem Ort bleiben würden – nur sie beide ganz allein –, bis Upesamees Roo ausgetilgt war oder er um Abbruch der Therapie flehte.

In einer Grotte, von deren Decke phantastisch geformte Tropfsteine hingen, machte Escasidor halt. Es gab drei Becken, die mit klarem Wasser gefüllt waren. Der Heiler schritt an den Rand des nächsten Beckens und krümmte seinen Körper so weit nach vorne, dass man meinte, er müsse das Gleichgewicht verlieren und vornüber ins Wasser fallen. Doch er hielt die Balance, fuhr zwei lange Tentakel aus, mit denen er sich das Wasser ins Gesicht schöpfte. Er schlürfte es genüsslich mit seinem trichterförmigen Mund.

Upesamee folgte seinem Beispiel und stellte fest: »Dieses Wasser schmeckt viel besser als das in den Oasen der Oberfläche.«

»Du trinkst das Nass, das üblicherweise nur bei den Ashgavanoghi gereicht wird«, erklärte Escasidor knapp. Er wechselte sogleich das Thema: »Du hast noch nicht einmal gefragt, was das Roo eigentlich bedeutet. Oder hast du etwa schon einmal davon gehört?«

»Nein, aber ich will es auch gar nicht so genau wissen«, sagte Upesamee. »Es kann nur etwas Schlimmes sein. Mach es einfach weg.«

»So würde es nicht funktionieren«, meinte Escasidor. »Du musst erfahren, was das Roo ist und welche Bedeutung es einmal für unser Volk hatte, sonst kann ich dich nicht davon heilen.«

»Wenn es sein muss.«

Escasidor richtete den Blick der neun Augen auf Upesamee, als wolle er ihn mit den Blicken durchdringen und ganz tief in ihn hineinsehen. Der Haarkranz um seinen Mund bewegte sich dabei überhaupt nicht, denn er hielt den Atem an, gerade so, als schöpfe er eine geheimnisvolle Kraft aus den Tiefen seines Guu. Erst als er wieder sprach, gerieten die Härchen um den Mundtrichter in wirbelnde Bewegung.

Upesamee hätte sein Gehör schließen können und Escasidors Worte dennoch verstanden. Doch da er im Flaumlesen noch nicht perfekt war und ihm von Escasidors Ausführungen vielleicht gewisse Feinheiten entgangen wären, schenkte er ihm seine volle Aufmerksamkeit.

»So wie unser Tun und Denken, all unser Streben heute von unserem Guu und unserem Jii gelenkt wird, wurden wir früher zusätzlich von einer dritten Kraft getrieben – dem Roo«, begann Escasidor seine Ausführungen.

Upesamee war auf einmal froh, dass er ihm sein Gehör nicht verschloss, denn Escasidor sprach mit nur geringem Volumen, so dass sich sein Mundflaum kaum bewegte.

»Wenn man das Guu vereinfachend als unsere Ratio bezeichnen möchte und das Jii als unsere Phantasie, so könnte man das Roo als den Aggressionstrieb ausgeben. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber insgesamt war das Roo doch eine destruktive Kraft, die uns in unserer Entwicklung mehr hemmte, als ihr zu nützen. Du musst es so sehen: Wir waren schon damals das am höchsten entwickelte Volk in unserer Galaxis Puydor und hatten es uns zur Aufgabe gemacht, den anderen Völkern Entwicklungshilfe zu geben. Dies in vielfältiger Form, durch moralische wie auch durch materielle Unterstützung. Doch wie sollten wir den anderen Völkern Vorbild sein, Moral und Frieden predigen können, wenn in uns selbst noch das Barbarische in Form des Roo steckte? Darum waren wir bestrebt, gegen diese unbändige Urkraft in uns anzukämpfen und sie zu eliminieren.

Dies war ein langer und mühevoller Weg, aber schließlich gelang es uns, das Roo zu besiegen. Das hat uns verändert und uns erlaubt, das Leben und das Universum mit ganz anderen Augen zu sehen, ihren wahren Stellenwert zu erkennen. Wir haben damit einen Evolutionssprung vollzogen, der uns zumindest ein Stück weit über alle anderen Völker von Puydor erhob, so dass wir fortan mit neuem Schwung unsere Mission fortführen konnten.

Doch völlig war das Roo nicht gebannt. Bei vereinzelten Individuen flackerte es immer wieder auf. Es machte sich jedoch immer seltener und nur dann und wann bemerkbar. In der Gegenwart nur noch im Verhältnis von eins zu einer Milliarde. Du bist eine solche Ausnahme. Doch wie ich schon eingangs erwähnte, ist das Roo nicht absolut negativ. Es kann sich auch in ungewöhnlichem Tatendrang und Mut äußern und im Zusammenwirken mit dem Jii sogar schöpferisch wirken. Es besteht demnach für dich kein Grund, dich als minderwertig zu fühlen. – Das wollte ich dir nur sagen, bevor du dich voreilig dazu entschließt ...«

»Töte das Roo, ich will es nicht. Ich möchte bloß ein ganz normaler Nevever sein.«

»Dann entspanne dich und bereite dich darauf vor, dich durch alle Qualen des fleischlichen Seins führen zu lassen.«

Upesamee empfand diese Worte nicht als Drohung, sie steigerten lediglich seine Erwartungen.

Escasidor berührte Upesamee mit sieben Tentakeln an verschiedenen Stellen seines Körpers gleichzeitig. Upesamee fühlte sich dabei leichter und leichter werden. Als er völlig schwerelos war, drehte ihn Escasidor in die Waagerechte. Upesamees Körper wurde völlig schlaff. Er hatte weder den Willen noch die Kraft, sich zu bewegen, konnte keinen Arm rühren, noch war er imstande, weitere Pseudopodien zu bilden. In seinem Gehirn war Leere.

Escasidor griff mit weiteren Tentakeln nach Upesamees Körper. Er strich sanft über den jungen Nevever und knetete ihn an den empfindlichsten Stellen. Doch Upesamee spürte lediglich eine seltsame Wärme seinen Körper durchfluten. Sein Körper wurde von prickelnder Energie aufgeladen, die ihn immer mehr erwärmte, ihn geradezu erhitzte. Die Hitze wurde bald unerträglich, sie wurde so stark, dass Upesamee bald meinte, in Flammen zu stehen.

Und dann griff Escasidor geradewegs in seinen Körper hinein. Er berührte dabei keine Organe, sondern drang durch diese hindurch in den Mikrokosmos von Upesamees Genlandschaft.

Upesamee konnte es mit ansehen. Er blickte in sich selbst hinein und wurde von Escasidor weiter in die unbekannten, phantastischen Tiefen seines eigenen Körpers geführt. Es war eine fremde, unergründliche Welt, die Upesamee zu sehen bekam. Er hatte noch nichts Schöneres und zugleich Erschreckendes gesehen.

Escasidor sagte irgend etwas, doch drang seine Stimme nicht an Upesamees Bewusstsein. Es mochte eine Warnung gewesen sein, denn im nächsten Moment verspürte Upesamee einen stechenden Schmerz. Der Schmerz breitete sich entlang der Spur aus, die Escasidor durch seinen Körper zog, wurde immer intensiver, unerträglicher.

Upesamee dachte in seiner Pein: Das ist mein Roo, das brennt. Escasidor spürt ihm nach und tilgt es aus.

In seinen Körper schienen viele haarfeine, glühende Nadeln einzudringen. Er vermochte sie nicht zu zählen, es waren zu viele. Die Nadeln wurden zu Skalpellen, die metzelnd durch sein Inneres sausten, rotierend, stechend, wie Scheren klappernd. Sie durchschnitten die Stränge der Doppelhelix, rissen tiefe, klaffende Wunden in seine Genlandschaft.

Upesamee schrie, als glühende Zangen zuklappten und ihn quetschten. Sein Körper bäumte sich auf, wand sich im Rhythmus der Peitschen, die elektrisierend durch seinen Körper schnalzten.