Inhaltsverzeichnis

cover

LITERATUR

Bauer, Joachim: Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Erweiterte Taschenbuchausgabe, 9. Auflage, München 2007

Beauvoir, Simone de: Das andere Geschlecht, Reinbek bei Hamburg 1951

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht, Berlin 1876 (Reprint Ala, Neunkirchen 1986)

Dorn, Thea: Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird, München, Zürich 2006

Frauen in Deutschland 2006 – Hrsg: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, www.destatis.de

Gaschke, Susanne: Die Emanzipationsfalle. Erfolgreich, einsam, kinderlos, München 2006

Hark, Sabine; Kerner, Ina: Der Feminismus ist tot. Es lebe der Feminismus, in: www.querelles-net.de

Hesse, Marlies: „Frauen in der Medienwelt – Wer macht die Nachrichten?“ in: Dokumentation der Fachtagung „Frauen in Medien und Werbung“, hrsg. von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf 2006 (erscheint Juni 2007)

Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck (15. Shell-Jugendstudie), hrsg. von Shell Deutschland Holding. Konzeption Klaus Hurrelmann, Mathias Albert & TNS Infratest Sozialforschung, Frankfurt a. M. 2006

Kühn, Antonia: Kommt der Frauenbewegung ihr Subjekt abhanden? In: spw, Heft 124, Ausgabe 2/2002) http://www.spw.de/

Kullmann, Katja: Generation Ally, Frankfurt a. M. 2002

Litzka, Susanne: Frauen-Bilder. Die Konstruktion von Weiblichkeit in österreichischer Magazinwerbung. Diplomarbeit Universität Wien 2001

Mühlen Achs, Gitta: Geschlecht bewusst gemacht. Körper-sprachliche Inszenierungen – ein Bilder- und Arbeitsbuch, München 1998

Nick, Desirée: Eva go home. Eine Streitschrift, Frankfurt a. M. 2007

Nentwich, Julia: Gleichheit, Differenz, Diversity oder Dekonstruktion? Verschiedene Geschlechter-Theorien und ihre Konsequenzen für die Gleichstellungsarbeit, in: Rote Revue – Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Hrsg. Sozialdemokratische Partei der Schweiz, Heft 1/2006

Paseka, Angelika: Über die Nicht-Darstellung von Frauen in den Medien, in: Medienimpulse, Heft 51, 2005, S. 37-44

Quaiser-Pohl, Claudia; Jordan, Kirsten: Warum Frauen glauben, sie könnten nicht einparken – und Männer ihnen Recht geben. Über Schwächen, die gar keine sind, München 2004 (TB München 2007)

Riedel, Ingrid: Die Welt von innen sehen, Stuttgart 2007

Röser, Jutta; Kroll, Claudia: Was Frauen und Männer vor dem Bildschirm erleben: Rezeption von Sexismus und Gewalt im Fernsehen, Düsseldorf 1995

Schmerl, Christiane: Frauenbilder in der Werbung, in: Mühlen Achs, Gitta (Hg.): Bildersturm. Frauen in den Medien, München 1989, S. 183-204

Schäfer, Gudrun: Mädchen und Frauen zwischen Scheinwelt und Realität. Dokumentation der Fachtagung „Frauen in Medien und Werbung“, hrsg. von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf 2006 (erscheint Juni 2007)

Schirach, Ariadne von: Tanz der Lust, München 2006

Schultz, Ulrike: „Eine kurze Geschichte von Frauenbildern und Männerbünden“, in: Dokumentation der Fachtagung „Frauen in Medien und Werbung“, hrsg. von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf, Düsseldorf 2006 (erscheint Juni 2007)

Schwarzer, Alice: Der kleine Unterschied und seine großen Folgen, erweiterte Ausgabe, Frankfurt a. Main 1977

Sichtermann, Barbara; Kaiser, Andrea: Frauen sehen besser aus. Frauen und Fernsehen, München 2005

Springer, Astrid: Nur ein Sturm im Wasserglas. Elisabeth Selberts Kampf um den Gleichberechtigungsartikel 3, Absatz 2 im Grundgesetz. Sendung im Südwestrundfunk 1.2.2007. Manuskript dort erhältlich.

Wilk, Nicole M.: Der Faden ist gerissen. Körperideale in der Werbung als Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse, in: Dokumentation der Fachtagung „Frauen in Medien und Werbung“, hrsg. von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Düsseldorf 2006 (erscheint Juni 2007)

Woolfe, Virginia: Ein eigenes Zimmer. Aus dem Englischen übersetzt von Heidi Zernig, Frankfurt a.M. 2005. Die Originalausgabe erschien 1929.

VORWORT

Meine Mutter ist heute 84, sie ist eine regional recht bekannte Galionsfigur der „alten“ Frauenbewegung. 1974 begannen wir gemeinsam zu studieren: Ich war bei den Linken, den Maoisten, meine Mutter erkämpfte sich via Immaturenprüfung ihre Zulassung zum Studium.

Ich saß mit dem „Kommunistischen Studentenverband“ in der Kneipe und las „Lenin und der imperialistische Krieg“. Meine Mutter ging zur gleichen Zeit entschieden auf unseren damaligen türkischen Mieter zu: „In meinem Haus und in meinem Garten werden keine Kinder geschlagen.“ Sie nahm auch später die Tochter dieses Mieters unter ihre Fittiche – der nach Ansicht ihrer Brüder nicht der schlechteste Mann ausgesucht worden war, denn dieser schlug sie nur bisweilen – und vertrat die Ansicht, dass Frauen grundsätzlich nicht geschlagen werden dürfen!

Ich war schon damals ein wenig beschämt. Mit meinen 20 Jahren hielt ich meine Mutter zwar entschieden für zu mütterlich in ihrem Blick auf das Kleine, Rührende, das sie bekümmerte. Ich hatte mit den selbstsicheren kommunistischen Schlauköpfen das Große im Visier, den Klassenkampf, und sah meine Mutter in ihrer Sentimentalität im zwar ehrenwerten, aber doch unnützen Tun versinken. Zumindest in Hinsicht auf die grundlegende Veränderung der Welt, die ich für die Voraussetzung jeglicher Maßnahmen hielt, die den Menschen weiterhelfen könnten. Aber ich fühlte mich doch irgendwie unwohl und spürte, dass es ein wenig vermessen von mir mit meinen 20 Jahren war, darüber bestimmen zu wollen, wie die ganze Welt sich zu ordnen habe, und darüber zu urteilen, welche Dinge auf diesem Weg klein und unwichtig und welche Dinge groß und bedeutend seien.

Meine Mutter hat damals spontan aus ihrem grundlegenden Gerechtigkeitssinn gehandelt und hat sich nicht darum geschert, was irgendwelche normensetzenden politischen „Vorbeter“ sagten.

Damals aber waren die Linken der Meinung, dass es sich beim schlagenden Türken um seine von uns zu respektierenden kulturellen Eigenheiten handelte. Oder – wenn sie dieses Verhalten denn kritisierten – erstellten sie eine Prioritätenliste, was zuerst revolutioniert werden müsse und was in zweiter Linie zu folgen habe. In zweiter Linie – könne man sich auch um die Frauen kümmern!

Meine Mutter ließ all das nicht gelten und maß – und misst noch heute – das, was sie sieht und erfährt, an dem, was ihrer Meinung nach zur Würde eines jeden Menschen gehört: Freiheit und körperliche Unversehrtheit. Ob Unrecht in ihrem Garten oder in Bosnien geschieht.

An diese Szene in unserem Garten erinnere ich mich heute – im Jahr 2007. Vielleicht liegt es daran, dass sich einige Stimmen erheben und fragen, ob wir eine „neue“ Frauenbewegung brauchen. Darunter auch jüngere Frauen, deren Eltern wie ich bereits im Genuss der Errungenschaften der so genannten „alten Frauenbewegung“ aufgewachsen sind. Es sind Frauen, die mit einer gewissen Nonchalance, aber selbstbewusst die rechtliche Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland hingenommen haben, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Im Grunde habe ich das auch getan. Meine Mutter kämpfte in den 1970ern gemeinsam mit anderen Frauen für mich, ohne dass ich ihr das damals gedankt habe. Ich habe alles, was diese „alte Frauenbewegung“ erreicht hat, ebenfalls als große Selbstverständlichkeit betrachtet. Ohne mich groß durchboxen zu müssen, konnte ich als Frau meinen beruflichen Weg gehen. Ich habe mich daran gewöhnt, dass Frauen die gleichen Rechte haben – dass ich als Frau emanzipiert sein kann.

Vielleicht liegt es aber auch an meinem Alter, dass ich mich so lebhaft an diese Szene im Garten erinnere – mit dem 50. Lebensjahr wird der Mensch offenbar sensibler für historische Dimensionen und hat einen anderen Blick auf die Zeit, die vergangen ist. Es ist erst 30 Jahre her, dass diese selbstverständlich gewordenen Rechte und auch Lebensmuster so allgemein verbreitet sind in Deutschland und im westlichen Europa. Frauen haben heute – das sollten wir nicht vergessen – im Vergleich zu früher großartige Bedingungen und Möglichkeiten sich und ihre Person zu entfalten.

Heute – so scheint es – haben wir zusätzlich zur rechtlichen Gleichberechtigung nun auch die völlige „weibliche“ Gleichberechtigung. Denn seit etlichen Jahren vermehrten sich nach und nach – so sieht es aus – die Bilder von den hingebungsvollen, erotischen, „weiblichen“ Frauen. Das Bild der modernen, emanzipierten Frau scheint sich heute endgültig um eine früher völlig vernachlässigte Seite komplettiert zu haben. Es gibt sie nicht mehr, die „humorlosen“ Frauen, die körperlosen „Emanzen“, die kämpften und nie zufrieden waren und die ununterbrochen meckerten, sondern die Frauen sind „weiblicher“ geworden, zeigen ihre schönen Körper. Frauen scheinen endlich erotisch und emanzipiert zugleich sein zu können. Das sieht zunächst aus wie ein später Erfolg der 68er Revolution – der sexuellen Revolution!?

Im Lauf der Jahre hat mich ein immer stärkeres Unwohlsein beschlichen. Ich finde es zunehmend unerträglicher, täglich von Paris Hilton und Verona Pooth, Zickenkriegen und selbsternannten Ludern auch in meiner „seriösen“ Tageszeitung lesen zu müssen. Mich packt die kalte Wut, wenn in einer Situation, in der in dieser Gesellschaft die Arbeitsplätze rar werden, die merkwürdige Diskussion aufkommt, dass Frauen in ihrer Mutterrolle aufgehen und ganz ihre „Natur“ und ihre „Bestimmung“ leben sollen. Ich denke, Frauen müssen sich in Acht nehmen vor diesen medialen Rollenvorbildern und den Zuweisungen, wie „Frau“ heute zu sein hat.

Ich möchte – auch mit dem Blick meiner kämpferischen, emanzipierten und sozial engagierten Mutter – zurückschauen auf das, was Frauen durchgesetzt haben, und als Tochter aufmerksam das bewahren und erweitern, was sie mir überlassen will. Damit die Enkeltöchter ihrer Generation morgen nicht plötzlich feststellen müssen, dass sie um ihre mütterliche Mitgift gebracht wurden.


Ulrike Kroneck


Buer-Sehlingdorf im Juni 2007