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Über die Autoren

Don Piper ist seit über 20 Jahren Pastor, aber auch als Redner, Kolumnist und Autor aktiv. Mit seiner Frau Eva lebt er in Pasadena, Texas. Die beiden haben drei erwachsene Kinder.

Nach einem tragischen Verkehrsunfall im Jahr 1989, bei dem Don Piper tödlich verunglückte, kehrte er nach eineinhalb Stunden ins Leben zurück. In dieser Zeit hatte er das Vorrecht, die Herrlichkeit der himmlischen Welt zu erfahren. Danach folgte eine lange Zeit der schmerzhaften Rekonvaleszenz. Bis heute hat Don Piper über 34 chirurgische Eingriffe über sich ergehen lassen müssen.

Weitere Infos unter www.donpiperministries.com.

Cecil Murphey ist Autor und Ko-Autor von 91 Büchern. Unter anderem hat er an der Autobiografie von Franklin Graham mit dem Titel „Wenn man einen berühmten Vater hat ...“ mitgeschrieben.

Die amerikanische Originalausgabe erschien im Verlag Fleming H. Revell, a division of Baker Publishing Group, P.O. Box 6287, Grand Rapids, MI 49516-6287

unter dem Titel „90 Minutes In Heaven“.

© 2004 by Don Piper

© der deutschen Ausgabe 2007 Gerth Medien GmbH, Dillerberg 1, 35614 Asslar 

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jens Uhder.

Best.-Nr. 816145

ISBN 978-3-96122-162-2

Umschlaggestaltung: Hanni Plato

Umschlagfoto: Edward McCain

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

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Allen, die im Gebet um mich gerungen haben.

Nur weil ihr gebetet habt, bin ich noch hier!

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Dank

Prolog

Der Unfall

Meine Zeit im Himmel

Die Musik des Himmels

Vom Himmel auf die Erde

Rückkehr zur Erde und Fahrt ins Krankenhaus

Die Heilung beginnt

Schwierigkeiten und Entscheidungen

Schmerzen und Anpassungen

Anpassungen ohne Ende

Noch mehr Wunder

Wieder in der Gemeinde

Öffnung nach außen

Die Hand, die mich hielt

Eine neue Art von Normalität

Etwas bewirken

Einen Sinn im Leben finden

Sehnsucht nach Zuhause

Die Fragen nach dem Warum

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Ich habe dieses Buch zu meiner Verteidigung geschrieben. In all den kurzen Auftritten und Begegnungen, die ich seit 1989 immer wieder hatte, ergab sich nur selten die Gelegenheit, meinen Zuhörern wirklich befriedigend Auskunft zu geben. In Radio und Fernsehen, in Zeitschriften und bei zahllosen Einladungen als Gastredner und bei anderen Gelegenheiten habe ich im Allgemeinen mehr Fragen aufgeworfen, als ich zu beantworten vermochte. Wo auch immer ich war, wollten die Leute am Ende noch mehr hören, nie konnte ich wirklich allen gerecht werden. Um diesen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, habe ich nun schon drei Anläufe gemacht, meine Erlebnisse niederzuschreiben, doch keiner davon hat mich wirklich überzeugt. Schließlich ist es mir gelungen, einen der angesehensten Autoren im Lande zu gewinnen, um mir dabei zu helfen, ein Buch zu schreiben, das auf die drängendsten Fragen im Hinblick auf meinen Tod und mein Weiterleben Antwort geben kann. Cecil Murphey, der bereits eine ganze Reihe von erfolgreichen Biografien über so bedeutende Persönlichkeiten wie Franklin Graham und Dr. Ben Carson geschrieben hat, half mir, den richtigen Blickwinkel zu finden, um dieses Buch zu verfassen, das Sie nun in Händen halten.

Cec ist mir ein treuer Freund, Vertrauter und Mentor geworden. Seine Begeisterung für dieses Projekt ist quasi auf jeder Seite mit Händen zu greifen. Danke, Cec! Ich bin froh, dass ich dir begegnet bin. Vielen Dank auch Deidre Knight von der Knight Agency, die an dieses Projekt geglaubt hat. Dann ist da noch Dr. Vicki Crumpton von der Baker Publishing Group, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Ich bin sehr dankbar, dass sie sich mit so großem Engagement dafür eingesetzt hat, meine Geschichte in Buchform zu veröffentlichen.

Weiterhin möchte ich den Mitarbeitern der Unfallchirurgie des Memorial Hermann Medical Centers sowie des St. Luke’s Episcopal Hospital in Houston für ihr medizinisches Können danken. Vielen Dank insbesondere an Dr. Thomas Greider, der mich seit jener schicksalhaften Nacht am 18. Januar 1989 als orthopädischer Chirurg behandelt hat.

Danke an Anita Onerecker und ihren Ehemann Dick dafür, dass ihr Gott die Möglichkeit gegeben habt, euch auf so dramatische Weise zu gebrauchen. Danke auch allen Menschen, die mit einer solchen Hingabe für mich gebetet haben. Gott allein weiß wirklich, was Sie geopfert und wie viel Freundlichkeit Sie mir immer wieder gezeigt haben. Vor allem aber danke ich meinen langjährigen Freunden Cliff McArdle und David Gentiles. Ihr seid wirkliche Geschenke Gottes an mich. Ob bei Tag oder bei Nacht, ob es euch gerade genehm war oder nicht, ob ihr selbst Überfluss oder Mangel hattet, ihr wart immer treu an meiner Seite. Vielen Dank euch allen, dass ihr mir immer wieder Mut gemacht habt, bis dieses Buch schließlich zustande gekommen ist.

Schließlich möchte ich auch noch den Eltern meiner Frau, Eldon und Ethel Pentecost, und meinen eigenen Eltern, Ralph und Billie Piper, für ihre unschätzbaren Opfer und ihre treusorgende Unterstützung herzlich danken. Und meinen drei Kindern Nicole, Chris und Joe möchte ich sagen: Gott hat mir Kinder gegeben, die alles übertreffen. Ich bin wirklich unwahrscheinlich gesegnet. Wie kann ich euch je deutlich machen, was ihr mir bedeutet, und dies noch mehr seit jenem schicksalhaften Mittwoch vor langer Zeit? Und meiner Frau Eva, mit der ich nun schon seit dreißig Jahren verheiratet bin, möchte ich sagen: Niemand sollte jemals die Dinge tun müssen, die du für mich getan hast. Und doch hast du sie getan, treu, liebevoll und ohne auch nur einen Moment lang zu zögern. In meiner ganzen Familie gibt es niemanden außer ihr, der auch nur ansatzweise ermessen könnte, wie schmerzvoll jeder Tag auf dem hier beschriebenen Weg für mich war, denn sie ist immer an meiner Seite gewesen. Eva, du bist ein Geschenk Gottes an mich.

Herr, du weißt, dass ich nicht immer verstanden habe, warum dies alles so gekommen ist, aber dass ich trotzdem nie aufgehört habe, dir zu vertrauen. Abba, Vater, ich bete, dass dieser bescheidene Versuch, meine Geschichte zu erzählen, vielen Menschen zum Segen wird.

Don Piper

Februar 2004

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Ich starb am 18. Januar 1989.

Bereits nach wenigen Minuten trafen die Rettungssanitäter am Unfallort ein. Sie fanden bei mir keinen Puls und stellten meinen Tod fest. Dann deckten sie mich mit einer Folie zu, damit die Schaulustigen mich nicht anstarrten, während sie sich um die übrigen Verletzten kümmerten. Ich selbst nahm weder die Sanitäter noch sonst irgendjemanden wahr.

Ich war sofort nach meinem Tod im Himmel.

Während ich im Himmel war, kam ein Pfarrer an den Unfallort. Obwohl er wusste, dass ich tot war, rannte er zu meinem leblosen Körper und fing an, für mich zu beten. Auch der Spott der Rettungssanitäter konnte ihn nicht davon abhalten.

Ungefähr neunzig Minuten, nachdem der Rettungsdienst meinen Tod festgestellt hatte, erhörte Gott das Gebet dieses Mannes.

Ich kehrte ins Leben zurück.

Dies ist meine Geschichte.

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Wir dürfen also getrost sagen: „Der Herr steht mir bei; nun fürchte ich nichts mehr. Was könnte ein Mensch mir schon tun?“

Hebräer 13,6

Die Baptist General Convention of Texas (BGCT – ein regionaler Gemeindeverbund) hält für den Bundesstaat Texas jährlich drei Konferenzen ab. Im Januar 1989 wählten sie als Ort dafür das Nordufer des Lake Livingston aus, wo die Union Baptist Association, zu der alle Baptistengemeinden aus dem Raum Houston gehören, ein großes Konferenzzentrum unterhält, das Trinity Pines genannt wird. Thema der Konferenz war Gemeindewachstum, und ich nahm daran teil, weil ich ernsthaft daran dachte, eine neue Gemeinde zu gründen.

Die Konferenz begann am Montag und sollte am Mittwoch nach dem Mittagessen zu Ende sein. Am Dienstagabend traf ich mich mit einem Vertreter der BGCT, meinem guten Freund J. V. Thomas, und wir machten einen langen Spaziergang. Nach seinem Herzinfarkt hatte J. V. angefangen zu „walken“, und ich begleitete ihn an jenem letzten Abend der Konferenz.

Bereits einige Monate zuvor hatte ich angefangen, darüber nachzudenken, ob es nicht Zeit für mich wäre, eine neue Gemeinde zu gründen. Bevor ich mich jedoch auf ein solches Abenteuer einließ, wollte ich so viel Informationen sammeln, wie ich nur bekommen konnte, und ich wusste, dass niemand in der BGCT so große Ahnung von Gemeindegründung und Gemeindeentwicklung hatte wie er. Weil er selbst bereits mehrere blühende Gemeinden in unserem Bundesstaat gegründet hatte, war er in unserem Kreis allgemein als Experte anerkannt. Als wir also an jenem Abend miteinander spazieren gingen, sprachen wir über mein Gemeindegründungsprojekt – wann ich damit anfangen sollte und wo eine Neugründung sinnvoll wäre. Ich wollte mir gerne ein Bild davon machen, welche Schwierigkeiten mich erwarteten und welche Fallstricke ich vermeiden musste. Er beantwortete meine schier endlose Liste von Fragen und brachte von sich aus Dinge zur Sprache, über die ich noch gar nicht nachgedacht hatte.

Unser Spaziergang und unser Gespräch dauerten etwa eine Stunde. Trotz des kalten und regnerischen Wetters war es eine wunderbare Begegnung, und J. V. kann sich heute noch lebhaft daran erinnern.

Auch mir ist dieser Abend in Erinnerung geblieben, wenn auch aus einem ganz anderen Grund: Es sollte das letzte Mal sein, dass ich normal laufen konnte.

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Am Mittwoch verschlechterte sich das Wetter. Es regnete ununterbrochen, und wäre es nur ein paar Grad kälter gewesen, hätten wir nicht abreisen können, weil alles gefroren gewesen wäre.

Das Plenum am Morgen fing pünktlich an, und der Redner dieses Abschlusstreffens tat etwas, was Baptistenprediger fast nie tun: Er kam frühzeitig zum Schluss. Statt eines Mittagessens servierten uns die Mitarbeiter in Trinity Pines gegen halb elf einen Brunch. Ich hatte meine Sachen schon am Vorabend gepackt, und so war mein ganzes Gepäck bereits in meinem roten Ford Escort.

Sobald wir unseren Brunch beendet hatten, verabschiedete ich mich von meinen Freunden und stieg ins Auto, um zu meiner Heimatgemeinde zurückzufahren. Ich war damals fest angestellter Pastor in der Southpark Baptist Church in Alvin, einem Vorort von Houston.

Während ich den Motor anließ, fiel mir wieder ein, dass ich gerade drei Wochen zuvor einen Strafzettel bekommen hatte, weil ich nicht angeschnallt gewesen war. Ich war gerade auf dem Weg gewesen, um in der Gemeinde eines befreundeten Pastors zu predigen, der sich einer Kehlkopfoperation hatte unterziehen müssen, und dabei war ich von der Texas Highway Patrol angehalten worden. Der Zettel lag noch immer auf dem Beifahrersitz neben mir und erinnerte mich daran, dass ich das Bußgeld noch bezahlen musste, sobald ich in Alvin wieder angekommen war. Vor diesem Strafzettel hatte ich im Allgemeinen nie meinen Gurt angelegt, doch seitdem hatte ich angefangen, es mir zur Gewohnheit zu machen.

Mein Blick fiel auf den Bußgeldbescheid, und ich dachte mir: Nur nicht noch mal angehalten werden. So legte ich meinen Sicherheitsgurt an. Dieser Entschluss sollte an jenem Tag von großer Tragweite sein.

Es gibt zwei Routen, wie man von diesem Freizeitzentrum nach Houston und weiter nach Alvin gelangen kann. Als ich am Tor von Trinity Pines angekommen war, musste ich mich entscheiden, entweder durch Livingston zu fahren und anschließend den Highway 59 zu nehmen, oder aber nach Westen in Richtung Huntsville abzubiegen und dann auf der Interstate 45, auch Gulf Freeway genannt, weiterzufahren.

Ich war erleichtert, dass wir schon ein wenig früher loskamen. Es war gerade erst kurz nach elf, und so würde ich bereits gegen zwei Uhr wieder bei uns in der Gemeinde sein. Unser Hauptpastor befand sich mit einer Gruppe aus unserer Gemeinde auf einer Israelreise, weshalb ich für den Mittwochsgottesdienst in der South Park Church verantwortlich war. Außerdem hatte er mich gebeten, an den kommenden beiden Sonntagen zu predigen. An diesem Abend gab es lediglich ein Gebetstreffen, das kaum Vorbereitungen brauchte, aber ich musste noch einiges für meine Sonntagspredigt tun.

Noch vor meiner Abreise aus Alvin hatte ich einen Entwurf für meine erste Predigt gemacht. Sie trug den Titel: „Ich glaube an einen großen Gott.“ Während ich fuhr, wollte ich diesen Entwurf noch einmal durchgehen und mir wieder vergegenwärtigen, was ich bis dahin geschrieben hatte.

Seither habe ich immer wieder über meine Entscheidung nachdenken müssen, den Gulf Freeway zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie wenig Gedanken wir uns über solche alltäglichen Entscheidungen machen. Und doch haben viele dieser kleinen Entscheidungen am Ende oft eine enorme Tragweite. Diese war eine davon.

Ich verließ das Gelände von Trinity Pines und bog nach rechts auf den Texas Highway Nummer 19 ab. Ich fuhr in Richtung Huntsville, wo die Landstraße die Interstate 45 kreuzt, die Autobahn, die mich nach Houston brachte. Bereits nach kurzer Zeit stieß ich auf den Lake Livingston, ein künstliches Gewässer, welches durch das Aufstauen des Trinity Rivers entstanden war. Wo früher lediglich ein Flussbett gewesen war, befindet sich heute ein großer, wunderschöner See. Über den See hinüber führt ein Damm mit einer zweispurigen Straße. Es gibt praktisch keinerlei Böschung, sodass die Straße sehr eng ist. Auf dieser schmalen Straße musste ich nun ein ganzes Stück fahren, bis ich das andere Seeufer erreicht hatte. Ich hatte keine bösen Vorahnungen, obwohl mir natürlich die fehlende Böschung auffiel.

Am Ende der aufgeschütteten Straße liegt die alte Brücke über den Trinity River. Unmittelbar dahinter steigt die Straße steil an und führt den Hang oberhalb des Flussufers hinauf. Diese scharf ansteigende Kurve bewirkt, dass die Sicht in beide Fahrtrichtungen eingeschränkt ist.

Es war das erste Mal, dass ich diese Brücke sah, und auf mich wirkte sie im ersten Moment wie ein sonderbarer Fremdkörper. Ich habe keine rechte Vorstellung davon, wie lang die Brücke ist, aber sie ist ziemlich lang. Es ist eine alte Brücke mit einer massiven Tragekonstruktion aus rostigem Stahl. Doch außer der Fahrbahn unmittelbar vor mir konnte ich nicht viel sehen, schon gar nicht den entgegenkommenden Verkehr am anderen Ufer. Es war eine sehr gefährliche Brücke, und es hatten sich dort, wie ich später erfuhr, bereits eine ganze Reihe von Unfällen ereignet. (Heute steht die Brücke zwar noch, aber sie ist nicht mehr in Betrieb, da unmittelbar daneben eine neue Brücke errichtet wurde.)

Da ich die Brücke nicht kannte, fuhr ich vorsichtig mit einem Tempo von 50 Meilen auf ihr entlang. Das Auto wollte gar nicht so recht warm werden, und der eisige Wind trug einiges dazu bei. Zudem war der Dauerregen inzwischen zu einem Wolkenbruch geworden. Ich freute mich deshalb darauf, so schnell wie möglich nach Alvin zu kommen. Gegen 11:45 Uhr, kurz bevor ich das östliche Ende der Brücke erreichte, driftete ein Sattelzug, der im Auftrag der Vollzugsbehörden des Staates Texas von einem Sträfling gefahren wurde, über die Mittellinie und traf meinen Wagen frontal. Der schwere LKW drückte mein kleines Auto gegen die Leitplanke und überrollte es.

Ich erinnere mich bruchstückhaft an einige Details, doch das meiste, was ich über den Unfallhergang weiß, stammt aus dem Polizeiprotokoll und von Zeugenberichten.

Nach den Schilderungen, die ich von Augenzeugen erhalten habe, schlingerte der LKW nach dem Zusammenprall auf die andere Seite der schmalen Brücke und fegte noch zwei weitere Autos von der Fahrbahn. Sie fuhren vor dem LKW her und waren mir unmittelbar zuvor auf der Gegenfahrbahn begegnet. Der Polizeibericht besagt, dass der Laster, als er mich traf, ziemlich schnell fuhr – so an die hundert Stundenkilometer. Schließlich brachte der unerfahrene LKW-Fahrer sein Gefährt nahe dem anderen Ende der Brücke zum Stehen.

Am Steuer der beiden anderen Fahrzeuge, die ebenfalls in den Unfall verwickelt wurden, saßen ein junger Vietnamese und ein älterer Mann weißer Hautfarbe. Obwohl sie ziemlich unter Schock standen, hatten sie doch nur geringfügige Schnittverletzungen und ein paar blaue Flecken davongetragen. Weil sie auf medizinische Hilfe verzichteten, wurde keiner von beiden ins Krankenhaus gebracht.

Aufgrund der hohen Geschwindigkeit, mit der der LKW gefahren war, wird im Polizeibericht die Aufprallgeschwindigkeit beim Unfall mit etwa 110 Meilen (ca. 175 km/h) angegeben. Dieser Wert kommt dadurch zustande, dass der LKW etwa 60 Meilen pro Stunde fuhr und ich die Brücke aus Vorsicht mit 50 Meilen pro Stunde passierte. Der LKW-Fahrer musste sich später vor Gericht dafür verantworten, dass er sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hatte und seiner Sorgfaltspflicht am Steuer nicht nachgekommen war. Später stellte sich heraus, dass er für einen LKW dieser Größe überhaupt keinen entsprechenden Führerschein besaß. Das Aufsichtspersonal im Gefängnis hatte nach Freiwilligen gefragt, um einen Versorgungstransport zu fahren. Da er sich als Einziger gemeldet hatte, wurde ihm die Aufgabe übertragen. Hinter ihm waren zwei Vollzugsbeamte in einem anderen Fahrzeug gefahren.

Der Fahrer des LKW war beim Unfall unverletzt geblieben, und auch das Fahrzeug war nur leicht beschädigt worden. Mein Ford dagegen war völlig zerquetscht und von der Fahrbahn gefegt worden. Nur das Brückengeländer hatte mich davor bewahrt, in den Fluss zu fallen.

Nach Zeugenberichten riefen die Vollzugsbeamten vom Unfallort aus sofort medizinische Unterstützung vom nahe gelegenen Gefängnis herbei, die bereits nach wenigen Minuten eintraf. Jemand untersuchte mich und konnte keinen Puls mehr feststellen. Er folgerte daraus, dass ich beim Unfall auf der Stelle gestorben sein musste.

Ich selbst habe keinerlei Erinnerungen an den Vorfall – weder an die Kollision noch an irgendetwas, was sich daraufhin zugetragen hat.

Wie durch einen Donnerschlag war mein Leben innerhalb einer Sekunde ausgelöscht worden.

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Er war ganz erschrocken und sagte: „Man muss sich dieser Stätte in Ehrfurcht nähern. Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor des Himmels!“

1. Mose 28,17

Als ich starb, ging ich nicht durch einen langen dunklen Tunnel hindurch. Ich hatte nicht das Gefühl, irgendwie langsam hinüberzugleiten und später wieder zurückzukommen. Ich erlebte auch nicht, wie mein Leib sich auf ein Licht zu bewegte. Ebenso wenig hörte ich Stimmen, die mich riefen, oder etwas dergleichen. Quasi parallel zu meiner letzten Erinnerung daran, dass ich im Regen über diese Brücke fuhr, wurde ich plötzlich von einem strahlenden Licht eingehüllt, das sich mit irdischen Begriffen nicht beschreiben lässt. Das war alles.

Im nächsten Augenblick befand ich mich im Himmel.

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Als ich mich umschaute, durchströmte mich eine tiefe Freude. In diesem Augenblick entdeckte ich eine große Schar von Menschen. Sie standen vor einem strahlenden und reich verzierten Tor. Ich habe überhaupt keine Vorstellung, wie weit ich von ihnen entfernt war; Entfernungen spielten hier keine Rolle. Während die Schar mir entgegeneilte, sah ich zwar nicht Jesus, aber ich erkannte viele bekannte Gesichter. Während die Gruppe mir näher kam, erkannte ich, dass es sich dabei um Menschen handelte, die bereits vor mir gestorben waren. Ihre Anwesenheit erschien mir vollkommen natürlich.

Sie kamen auf mich zugelaufen. Jeder von ihnen lächelte, juchzte und lobte Gott. Obwohl es niemand sagte, wusste ich doch intuitiv, dass sie das Empfangskomitee des Himmels für mich waren. Es war gerade so, als ob sie alle vor dem Tor des Himmels auf mich gewartet hätten.

Die erste Person, die ich erkannte, war Joe Kulbeth, mein Großvater. Er sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte, mit seinem dichten weißen Haarschopf und seiner großen „Bananennase“ – so hatte ich seine Nase zu seinen Lebzeiten immer genannt. Er kam auf mich zu und blieb für einen Augenblick vor mir stehen. Er lächelte über das ganze Gesicht. Möglicherweise rief ich seinen Namen, aber ich bin mir nicht sicher.

„Donnie!“ (So hatte mein Großvater mich immer genannt.) Seine Augen strahlten, und kurz bevor er mich erreichte, streckte er mir die Arme entgegen. Er umarmte mich und drückte mich fest an sich. Hier war er wieder der rüstige und kräftige Großvater, den ich als Kind immer gekannt hatte.

Ich war dabei gewesen, als er zu Hause einen Herzinfarkt erlitten hatte, und war im Krankenwagen mitgefahren. Ich hatte draußen vor der Notaufnahme gewartet und miterlebt, wie der Doktor zur Tür herauskam und mich anschaute. Er hatte den Kopf geschüttelt und mit sanfter Stimme gemeint: „Wir haben alles getan, was wir konnten.“

Mein Großvater ließ mich wieder los, und wie ich ihm ins Gesicht schaute, wurde ich von einem ekstatischen Hochgefühl überwältigt. Ich dachte überhaupt nicht mehr an seinen Herzinfarkt oder an seinen Tod, weil ich ganz und gar von einer unbeschreiblichen Wiedersehensfreude ergriffen war. Wie wir beide in den Himmel gelangt waren, spielte in diesem Augenblick überhaupt keine Rolle.

Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet mein Großvater die erste Person war, die ich im Himmel sah. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass ich dabei war, als er starb. Es war nicht so, dass er eines der großen geistlichen Leitbilder meines Lebens gewesen wäre, obwohl er glaubensmäßig sicherlich einen positiven Einfluss auf mich gehabt hatte.

Ich kann gar nicht mehr sagen, wer als Nächstes kam, nachdem ich meinen Großvater begrüßt hatte. Die Schar umringte mich. Einige umarmten mich, einige wenige küssten mich auf die Wange. Wieder andere schüttelten mir die Hand. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich jemals so geliebt gefühlt hätte wie in jenem Moment.

Einer der Leute, die gekommen waren, um mich zu begrüßen, war Mike Wood, ein Freund aus meiner Kindheit. Mike spielt deshalb eine besondere Rolle für mich, weil er es gewesen ist, der mich zur Sonntagsschule einlud, und weil er maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich zum Glauben kam. Mike war der hingegebenste Christ, den ich kannte. Er war unter unseren Mitschülern sehr beliebt und wurde für mich vor allem auch deshalb zu einem Vorbild, weil er den christlichen Lebensstil, den er verkündete, auch glaubwürdig vorlebte. Nach seinem Schulabschluss bekam er ein volles Stipendium an der Louisiana State University. Mike kam mit neunzehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Die Nachricht von seinem Tod traf mich damals ganz tief, und ich brauchte sehr lange, um darüber hinwegzukommen. Sein Tod war für mich der schwerste Schicksalsschlag, den ich in meinem Leben bis dahin zu verkraften gehabt hatte.

Auf seiner Beerdigung fragte ich mich, ob ich wohl jemals wieder aufhören würde, zu weinen. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Gott einen so hingegebenen Jünger so früh zu sich geholt hatte. In all den Jahren hatte ich den Schmerz und den Verlust nie ganz verkraften können. Nicht, dass ich die ganze Zeit an ihn gedacht hätte, doch wenn ich es tat, überkam mich ein tiefes Gefühl der Traurigkeit.

Nun sah ich Mike im Himmel wieder. Als er mir den Arm um die Schulter legte, verschwand aller Schmerz und alle Trauer über seinen Tod. Nie hatte ich Mike so sehr strahlen sehen. Ich kann mir noch immer nicht ganz erklären, wie, aber die Freude, die an diesem Ort herrschte, löschte alle Fragen aus. Alles war ganz und gar unbeschwert und vollkommen.

Immer mehr Menschen kamen auf mich zu, streckten mir die Hand entgegen und riefen meinen Namen. Ich war einfach überwältigt, wie viele Menschen gekommen waren, um mich im Himmel willkommen zu heißen. Es waren so viele, und ich hätte nie geglaubt, dass irgendjemand derart glücklich sein konnte, wie sie es ganz offensichtlich waren. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine entspannte Freude, wie ich sie auf der Erde nie gesehen hatte. Sie alle waren von einer strahlenden Lebendigkeit erfüllt.

Zeit spielte dort keine Rolle. Nur um der Klarheit willen greife ich bei meinen Schilderungen auf zeitliche Begriffe zurück.

Ich sah auch meinen Urgroßvater, hörte seine Stimme und spürte, wie er mich umarmte. Er brachte zum Ausdruck, wie froh er war, dass ich nun auch bei ihnen wäre. Ferner sah ich Barry Wilson, einen Mitschüler aus meiner Zeit an der High School, der in einem See ertrunken war. Barry umarmte mich, und in seinem Lächeln spiegelte sich ein Glücksgefühl wider, das ich überhaupt nicht für möglich gehalten hätte. Er, ebenso wie alle anderen, die noch folgten, lobte Gott und sagte mir, wie sehr sie sich freuten, mich zu sehen und mich im Himmel begrüßen zu können, wo ich nun an ihrer Gemeinschaft teilhaben würde.

In diesem Augenblick entdeckte ich zwei meiner Lehrer, die mich sehr gemocht und mit mir immer über Jesus geredet hatten. Wie ich mich so inmitten dieser Schar von Menschen bewegte, fiel mir die große Altersspanne auf. Alt und Jung waren vertreten und alle Altersgruppen dazwischen. Viele der Anwesenden hatten sich in ihrem irdischen Leben überhaupt nicht gekannt, doch sie alle hatten mein Leben auf die eine oder andere Weise beeinflusst. Obwohl sie sich auf der Erde nicht begegnet waren, hier kannten sie einander offenbar.

Ich versuche irgendwie mit irdischen Begriffen die unbeschreibliche Freude, die Erregung, die Wärme und das uneingeschränkte Glücksgefühl zu beschreiben, das an jenem Ort herrschte, aber ich merke, wie unzureichend meine Worte sind. Von allen Seiten wurde ich beständig umarmt, berührt und angesprochen. Alle lachten und lobten Gott. Dies schien eine ganze Weile anzudauern, doch es wurde mir auch nicht nur für einen Moment zu viel.

Mein Vater ist eines von 11 Geschwistern. Einige seiner Brüder und Schwestern hatten bis zu 13 Kinder. Als ich noch Kind war, waren unsere Familientreffen so groß, dass wir in Monticello (Arkansas) dafür gleich einen ganzen Stadtpark mieten mussten. Wir Pipers zeigen unsere Zuneigung gerne. Wenn wir zusammenkommen, werden immer viele Umarmungen und Küsse ausgetauscht, und doch war keines dieser irdischen Familientreffen auch nur ansatzweise mit jener wunderbaren Zusammenkunft vor dem Himmelstor zu vergleichen.

Einige von denen, die seinerzeit in Monticello dabei gewesen waren, begrüßten mich auch hier am Himmelstor. Es gab vieles, das am Himmel besonders war, doch ganz ohne Zweifel war dies hier das größte Familientreffen, das ich jemals erlebt hatte.

Alles, was dort auf mich eindrang, war ein einziges Festmahl für die Sinne. Niemals war ich je so liebevoll umarmt worden oder hatte eine solch unbändige Schönheit gesehen. Das Licht und die Gestalt der Dinge dort sind für unsere irdischen Maßstäbe kaum zu fassen. Ich war von einem warmen, strahlenden Licht eingehüllt. Und als ich mich umschaute, konnte ich die betörenden Farben kaum fassen, die ich dort sah. Die Farbtöne und die Leuchtkraft der Farben übertrafen alles, was ich bis dahin jemals gesehen hatte.

Die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit meiner Sinne bewirkte, dass ich das Gefühl hatte, noch nie zuvor etwas gesehen zu haben, das so real war. Ich erinnere mich nicht, dort irgendetwas gegessen oder getrunken zu haben, aber ich bin mir sicher, dass es unvergleichlich viel intensiver geschmeckt hätte als alles, was ich auf der Erde je zu mir genommen habe. Am treffendsten lässt es sich vielleicht beschreiben, wenn ich sage, wir waren in einer anderen Dimension. Niemals in meinem ganzen Leben habe ich mich je so lebendig gefühlt wie dort, selbst in meinen glücklichsten Momenten nicht. Völlig sprachlos stand ich vor dieser Menge von Menschen, die mich liebten, und versuchte alles in mich aufzunehmen. Wieder und wieder hörte ich, wie sehr sich alle darüber freuten, mich zu sehen, und wie glücklich sie darüber waren, mich nun bei sich zu haben. Ich bin mir gar nicht sicher, ob sie es so wörtlich gesagt haben, aber ich wusste, dass sie auf mich gewartet hatten. Dabei war mir natürlich bewusst, dass es im Himmel keinerlei Zeitgefühl gibt.

Ich betrachtete noch einmal die Gesichter eines jeden Einzelnen, und es wurde mir bewusst, dass sie alle in irgendeiner Weise dazu beigetragen hatten, dass ich Christ geworden bin oder dass sie mich doch zumindest auf meinem Weg im Glauben ermutigt hatten. Jeder von ihnen hatte mich irgendwie positiv beeinflusst. Alle hatten mir wichtige geistliche Impulse gegeben und mich als Jünger Jesu ein Stück vorangebracht. Ich wusste – auch dies ist wieder ein Sachverhalt, der mir dort einfach klar wurde, ohne dass ich verstand, wie ich zu dieser Einsicht gekommen war –, dem Einfluss dieser Menschen hatte ich es zu verdanken, dass ich nun mit ihnen zusammen im Himmel war.

Es war freilich keine Rede davon, was sie für mich getan hatten. Unsere Gespräche kreisten darum, wie sehr sich alle freuten, dass ich hier war, und wie glücklich sie waren, mich zu sehen.

Ich war vollkommen überwältigt und wusste nicht, wie ich auf ihren warmen Empfang reagieren sollte. „Ich bin so froh, bei euch zu sein“, sagte ich, und selbst diese Worte konnten meine übergroße Freude nicht beschreiben, von all diesen lieben Menschen umringt zu sein.

Es war mir überhaupt nicht bewusst, dass ich etwas verloren hatte, und ich spürte kein Bedauern darüber, dass ich meine Familie und meinen Besitz hatte zurücklassen müssen. Es war so, als hätte Gott alles Negative und Betrübliche aus meinem Bewusstsein ausgelöscht. Ich konnte mich einfach nur freuen, mit all diesen wunderbaren Menschen vereint zu sein.

Sie sahen genauso aus, wie ich sie früher gekannt hatte, obwohl sie hier von einem Strahlen und einer Freude erfüllt waren, die sie auf der Erde nie besessen hatten.

Meine Urgroßmutter, Hattie Mann, war eine Indianerin. Als Kind hatte ich sie nur mit ihrer schweren Osteoporose gekannt. Ihr Kopf und ihre Schultern waren weit nach vorne gebeugt gewesen, sodass sie immer ein buckliges Aussehen gehabt hatte. Vor allem hatte sie auch immer ein extrem faltiges Gesicht gehabt. Ein weiteres Detail, an das ich mich noch gut erinnere, ist ihr Gebiss, das sie jedoch nur selten trug. Als sie mich hier im Himmel anlächelte, da hatte sie strahlend weiße Zähne. Ich wusste, dass dies ihre eigenen waren, und ihr Lächeln war das schönste, das ich je gesehen hatte.

Dann fiel mir auf, dass sie auch nicht mehr gebeugt war. Sie stand vollkommen aufrecht da, und alle Falten und Furchen waren aus ihrem Gesicht verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Alter sie so einmal ausgesehen hatte. Diese Frage kam mir erst gar nicht. Wie ich nun so ihr strahlendes Gesicht anschaute, da wurde mir bewusst, dass Alter im Himmel keine Rolle spielt.

Alter ist ein sichtbares Zeichen der Zeit, und an jenem Ort gibt es keine Zeit. Alle Leute, die mir dort begegneten, waren so alt, wie sie zu dem Zeitpunkt waren, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Lediglich die Schäden, die das Leben auf dieser Erde an ihnen hinterlassen hatte, waren verschwunden. Auch wenn einige ihrer Züge auf der Erde nicht unbedingt als attraktiv gegolten hatten – im Himmel waren sie alle vollkommen, strahlend schön und herrlich anzuschauen.

Noch heute, viele Jahre später, schließe ich manchmal meine Augen, und dann stehen sie wieder vor mir – diese wunderschönen Gesichter, mit ihrem strahlenden Lächeln, die mich mit einer so unbeschreiblichen Wärme und Freundlichkeit begrüßt haben, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Mit ihnen zusammen sein zu können, war ein heiliger Moment. Diese Erfahrung erfüllt mich mit einer großen Hoffnung, die für mich enorm bedeutungsvoll ist.

Als ich in den Himmel kam, sah ich sie sofort vor mir. Sie kamen auf mich zu und umarmten mich. Wohin ich auch schaute, von allen Seiten kamen Menschen herbeigeeilt, die mir auf der Erde sehr viel bedeutet hatten und denen ich sehr viel bedeutet habe. Sie umringten mich und machten Platz, damit jeder die Möglichkeit hatte, mich im Himmel willkommen zu heißen.

Ich fühlte mich geliebt wie nie zuvor in meinem Leben. Sie sprachen es nicht aus, dass sie mich liebten. Ich erinnere mich noch nicht einmal mehr daran, was sie genau sagten, doch in dem Moment, da sie mich anschauten, wusste ich, was die Bibel mit vollkommener Liebe meint. Alle, die mich dort umringten, strahlten diese aus.

Ich konnte mich gar nicht sattsehen, und ich saugte ihre Liebe zu mir förmlich in mich auf. Irgendwann schaute ich mich um, und der Anblick überwältigte mich einfach. Alles war von einer bestechenden Intensität. Aus dem Tor, das gar nicht weit entfernt vor uns lag, drang ein strahlendes Licht nach draußen. Es war dieses Licht, das uns hier draußen mit einem unbeschreiblichen Leuchten umstrahlte. Als ich meinen Blick von den Gesichtern der Leute abwendete, die mich umringten, bemerkte ich, dass alles um mich herum mit einer enormen Intensität strahlte. Worte reichen nicht aus, um den Anblick zu beschreiben, weil unsere menschlichen Begriffe das Staunen und das Gefühl, etwas völlig Unfassbares zu erleben, einfach nicht zu fassen vermögen.

Alles, was ich dort sah, leuchtete mit einer unsagbaren Intensität. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber irgendwann fingen wir an, uns langsam auf das Licht zu zu bewegen. Niemand forderte uns dazu auf, doch wir alle fingen gleichzeitig an, in diese Richtung zu gehen. Als ich nach vorne schaute, schien alles größer zu werden. Es war, als würden wir einen sanften Hügel hinaufgehen, der einfach nicht aufhören wollte. Ich hatte eigentlich erwartet, dass hinter diesem Tor auch irgendwo noch eine Spur von Dunkelheit zu sehen sein müsste, doch so weit ich blicken konnte, sah ich nichts als intensives, strahlendes Licht.

Im Unterschied dazu verblasste selbst das eindrucksvolle Licht, das ich an meinen Freunden sah. Je heller das strahlende Licht vor uns wurde, desto fahler und farbloser wirkten sie. Seine Leuchtkraft schien mit jedem Schritt zuzunehmen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es überhaupt noch betörender werden sollte, und doch nahm es immer mehr zu. Es war so, als würde man aus einem dunklen Raum in die helle Mittagssonne hinaustreten. Die Tür geht auf, und das strahlende Licht schlägt uns ins Gesicht, sodass wir für einen Moment völlig geblendet sind.

Ich war zwar nicht geblendet, aber ich war vollkommen perplex, dass der Glanz und die Intensität des Lichtes immer noch zunehmen konnte. So sonderbar es scheint, und obwohl alles schon so strahlend hell war, wurde es doch mit jedem Schritt, den ich auf dieses Licht zuging, immer betörender. Je weiter ich kam, desto heller wurde das Licht. Das Licht umfing mich, und ich hatte das Gefühl, als würde ich in die Gegenwart Gottes hineingeleitet. Im Unterschied zu meinen irdischen Augen, die sich erst langsam an Licht oder Dunkelheit gewöhnen müssen, sahen meine himmlischen Augen alles ganz klar und ohne jegliche Anstrengung. Im Himmel sind unsere Sinnesleistungen ins Unermessliche gesteigert, damit wir alles um uns herum in uns aufnehmen können. Welch ein Fest für die Sinne!

Eine heilige Ehrfurcht überkam mich, als ich mich dem Tor näherte. Ich hatte keine Ahnung, was mich dahinter erwarten würde, aber ich spürte, dass mit jedem Schritt, den ich tat, alles immer wunderbarer wurde. Auf einmal nahm ich die Musik wahr.