Cover

Karin Engel

Die Kaffeeprinzessin

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Karin Engel

Karin Engel lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin an der Westküste Schleswig-Holsteins, in Dithmarschen. Die Liebe hat sie vor vielen Jahren an die Küste geführt, doch ihre Wurzeln liegen in Bremen, denn sie ist eine echte »Tagenbarin«, wie die gebürtigen Bremer genannt werden, deren Großeltern und Eltern ebenfalls in der Hansestadt an der Weser geboren wurden. Ihre Romane »Die Kaffeeprinzessin« und »Das Erbe der Kaffeeprinzessin« waren große Erfolge.

Über dieses Buch

Bremen Anfang des 20. Jahrhunderts: Für die schöne und kapriziöse Schauspielerin Felicitas geht ein Traum in Erfüllung, als sie in die vornehme Familie Andreesen einheiratet, die ihren Reichtum dem Kaffee verdankt. Doch zunächst ist es nicht leicht für die temperamentvolle und eigenwillige Frau, sich ihren Platz in dieser Welt zu erobern. Vor allem ihre Schwiegermutter Elisabeth beäugt die Fremde mit Misstrauen. Felicitas muss viel Mut und Erfindungsreichtum aufbringen, um sich durchzusetzen, und als sie ihren Mann verliert, scheint sie völlig alleine dazustehen. Und dann ist es ausgerechnet Elisabeth, die ihr neuen Lebensmut gibt …

Eine Familiensaga, durch die der Duft von Kaffee zu ziehen scheint!

Impressum

eBook-Ausgabe 2013

Knaur eBook

© 2006 Knaur Taschenbuch

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: Bridgeman Art Library

ISBN 978-3-426-42171-0

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1

Nicht zu stark und viel Milch statt Sahne, richtig?«

Felicitas lächelte. Der Kellner war fast so alt wie das Kaffeehaus, fragte sie immer dasselbe und bekam stets dieselbe Antwort, denn niemals würde sie den Kaffee trinken, wie man es in Bremen gewohnt war. So stark, dass der Löffel drin stecken blieb, wenig Sahne, noch weniger Zucker. Oder, noch schlimmer, pechschwarz und stark gezuckert. Nein, Felicitas mochte ihn leicht und mit so viel Milch, dass die Farbe des Getränks dem ihres Haares glich. Wie ihn die Franzosen tranken.

Wie immer war Andreesens Kaffeehaus gut besucht. Seine Lage am Marktplatz der Hansestadt und direkt gegenüber dem Rathaus nutzten die Senatoren und Kaufmänner gern, um eine Tasse Kaffee und ein Stück Wickelkuchen lang von den Geschäften des Alltags zu pausieren oder um Gästen aus anderen Städten, oft sogar aus Übersee, die norddeutsche Lebensart vorzuführen. Nach dem Kaffee wurde so eine Besprechung meistens im Ratskeller fortgeführt, dem ausgebauten Gewölbe unter dem Amtssitz des Bürgermeisters, der eine ausgezeichnete Küche und vor allem eine exquisite Weinsammlung zu bieten hatte.

Unter all den dunkelgrau und schwarz gekleideten Herren wirkte das junge Mädchen in dem hellblauen Kleid mit der Krinoline wie ein provozierender Farbklecks. Das war Felicitas durchaus bewusst, aber es scherte sie so wenig wie die Tatsache, dass es als unschicklich galt, wenn eine Siebzehnjährige ohne Begleitung ein öffentliches Etablissement besuchte. Von ihren Eltern hatte sie gelernt, nicht alles als gegeben hinzunehmen und sich notfalls über das hinwegzusetzen, was ihr sinnlos erschien. Felicitas war sich allerdings nicht ganz sicher, ob sich das auch auf den Besuch eines Kaffeehauses bezog. Doch ihre Eltern mussten es ja nicht erfahren.

Sie liebte es, an dem kleinen Tisch am Fenster zu sitzen. So konnte sie die flanierenden Spaziergängerinnen beobachten, die eilenden Kaufleute, fliegenden Händler und Marktfrauen, die sich zu Füßen des Rolands zu einem Schwätzchen trafen. Lieber noch betrachtete Felicitas aber die Fremden, die mit ihren Geschäftspartnern bei Andreesens Kaffee und Likör tranken. Einige besaßen milchkaffeehelle Haut und feine, wie gemeißelte Züge, andere hatten kräftige schwarze Locken und trugen gedrehte Bärte, deren Enden geziert nach oben zeigten. Felicitas malte sich aus, woher diese Männer stammten, wie sie wohnten, ob sie mit Baumwolle, Kaffee, Gewürzen oder Tabak handelten und was sie während der Überfahrt von Brasilien, Jamaika oder Indien erlebt haben mochten. In ihrer Fantasie sah sie mächtige Felder, weite Meere und dunkelhäutige Menschen in bunten Kleidern vor sich und eine Sonne, die sich nicht hinter Wolken versteckte, wie es in Bremen so oft der Fall war. Eines Tages werde ich diese Länder bereisen, hatte Felicitas sich wohl schon hundertmal gesagt.

Doch Neugier und Fernweh waren es nicht, weshalb sie so häufig den Weg von der Contrescarpe 6, ihrem Elternhaus, zum Marktplatz fand. Franziska Ferrik war der Grund. Die stets in schwarze Anzüge gekleidete und mit bizarrem Silberschmuck behängte Schauspiellehrerin erteilte Felicitas seit einem Jahr Unterricht in Ballett, Singen, Fechten, Sprecherziehung und Rollenstudium, und nichts wäre Felicitas lieber gewesen, als zu Lisa Bergmann zu wechseln, der freundlichen Korrepetitorin, mit der Felicitas’ Mutter ihre Sprech- und Gesangsrollen einstudierte. Doch davon wollte ihr Vater nichts wissen. Franziska Ferrik hatte ihn vor fünfundzwanzig Jahren in die Geheimnisse der Schauspielkunst eingeweiht und ihn zu dem Darsteller geformt, der er heute war. Kein anderer Schauspieler vermochte Faust und Othello und Prosperos mehr Leben, mehr Leidenschaft zu geben als er.

Ihr kleines Haus lag nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt am Anfang der Böttcherstraße, und Felicitas nutzte häufig die Gelegenheit, sich bei Andreesens noch einmal auf den Text, den sie hatte lernen sollen, zu konzentrieren, sich die Pausen, Gestik und Mimik, die sie einstudiert hatte, in Erinnerung zu rufen. Sie wollte keinen Fehler machen, denn Franziska Ferrik arbeitete mit unerbittlicher Strenge, kritisierte oft und lobte selten. Vor allem aber hatte sie bereits nach der zweiten Unterrichtsstunde den Finger in eine Wunde gelegt, von der nur Felicitas wusste, dass es sie gab.

»Du bist talentiert, mein Kind, sehr talentiert, aber dir fehlt das Herz fürs Theater. Du liebst die Rollen nicht, die du spielst, du benutzt sie, um dich selbst darzustellen.«

»Das ist nicht wahr, ich wünsche mir nichts mehr, als Schauspielerin zu sein.«

»Eben. Du willst es sein, du willst es nicht lernen. Es geht nur um dich, nicht wahr? Aber das Theater ist nicht dazu da, persönliche Eitelkeiten zu befriedigen.«

Franziska hatte sich einen Zigarillo angezündet, Felicitas nachdenklich angeschaut und von einem »wahrhaftigen Theater« zu sprechen begonnen, einem Theater, das wie in den Stücken Gerhard Hauptmanns die Wirklichkeit des Lebens abbildete und das zwar brillante Darsteller brauchte, aber solche, die ihre Leistung in den Dienst einer höheren Sache stellten.

»Diese Aufgabe kann nur der Schauspieler meistern, der sich selbst zurücknimmt. Und genau das, meine liebe Felicitas, wirst du niemals können.«

In diesem Augenblick hätte Felicitas am liebsten ihre Textbücher genommen und Türen knallend das Haus verlassen. Aber sie riss sich zusammen. Eine andere Lehrerin kam nicht infrage, also blieb Franziska Ferrik ihre einzige Chance. Das war jedoch kein Grund, sich von ihr ins Bockshorn jagen zu lassen.

»Wie hat es bloß jemals ein Schüler bei Ihnen aushalten können? Wie hat mein Vater es ertragen?«

Franziska hatte schweigend geraucht und sich ans Fenster gestellt. Ihre Stimme wurde eine Nuance weicher. »Dein Vater, mein Kind, ist ein ganz anderes Kaliber. Er war viel jünger als du, als er zu seiner ersten Stunde erschien. Mon dieu, er war aufgeregt und schüchtern, wild entschlossen und naiv. Und natürlich völlig ungeformt. Er übertrieb so sehr, es war schlimmste Charge. Aber ich sah in seinen Augen die Liebe und die Hingabe, die man für diesen Beruf braucht. In deinen Augen sehe ich eine Kälte, die mich erschreckt.«

»Ich glaube, Sie mögen mich einfach nicht«, hatte Felicitas entgegnet. »Sie hassen mich, weil ich jung bin und weil viele Jahre vor mir liegen, in denen ich auf der Bühne stehen und den Applaus hören und fühlen werde. Sie neiden es mir, weil Ihre Zeit vorbei ist.«

Franziska Ferrik hatte gelächelt. »Du weißt, dass ich Recht habe. Und ich weiß, dass du es weißt.«

Seit diesem Gespräch herrschte eine Art Waffenstillstand zwischen ihnen. Felicitas übte runde Vokale und exakte Konsonanten, Lieder und Chansons, Pirouetten und Arasbesquen, das Gretchen, das Käthchen und die Katharina. Franziska korrigierte und ermahnte mit gleichgültiger Härte, lobte immerhin die Singstimme ihrer Schülerin und ihre angeborene Grazie, die ihr bei den Ballettübungen zugute kam, doch sie versäumte es nicht, Felicitas immer wieder daran zu erinnern, was sie von ihr hielt.

Felicitas tröstete sich damit, dass die Ausbildung schließlich nicht ewig dauern würde und dass sie eigentlich auf dem hohen Ross sitzen könne. Denn was ihre Lehrerin damals nicht ausgesprochen hatte, was aber beiden bewusst war, war die Tatsache, dass Franziska auf das Geld angewiesen war, das sie für Felicitas’ Stunden erhielt. Schauspiellehrer, mochten sie noch so gut sein, bekamen ein bescheidenes Salär, und abgesehen davon hielt sich die Anzahl der jungen Bremer, die den Weg zu den Brettern, die die Welt bedeuteten, einschlagen wollten, in engen Grenzen. Die Welt der Hansestädter roch nicht nach Talkum, Theaterschminke und Lampenfieberschweiß, sondern nach Baumwolle, Tabak, Kaffee, Reis, Korn und Schifffahrt.

Außer Felicitas unterrichtete Franziska Ferrik nur fünf andere Schüler, und drei von ihnen würden ihre Ausbildung in absehbarer Zeit beendet haben. Dieses Wissen vermochte jedoch nicht das Unbehagen, das Franziskas Worte in Felicitas ausgelöst hatten, zu vertreiben.

»Findest du, dass ich irgendwie, nun ja, kalt wirke?«, hatte sie ihre Mutter einmal gefragt.

Helen Wessels hatte nicht aufgehört sich das Haar zu bürsten und silberhell gelacht. »Das will ich hoffen, mein Schatz. Eine gewisse Kälte hat noch keiner Frau geschadet. Dies ist eine Welt, die für Männer gemacht ist, und wenn du klug bist, schlägst du sie mit ihren eigenen Waffen.«

»Ich meine es ernst.«

»Schau dich an«, hatte ihre Mutter gesagt. »Schau uns an.«

Prüfend betrachtete Felicitas ihr Gesicht und das ihrer Mutter im Spiegel der Frisiertoilette. Sie ähnelten einander wie Schwestern, beide aschblond, ovale Gesichtsform, ein kantiges Kinn, eine feine, fast spitze Nase, hohe Wangenknochen und blaue Augen, die so hell schimmerten wie ein geschliffener Aquamarin.

»Es sind die Augen, Felicitas. Die Wessels-Augen. Meine Mutter hatte sie und deine Urgroßmutter auch. Es ist dieses Blau, das andere Menschen irritiert. Aber auch fasziniert. Dein Vater hat sich als Erstes in meine Augen verliebt.« Sie lächelte. »Und denke dran, es ist nur eine Farbe. Kühl zu wirken und kalt zu sein sind zweierlei. Vergiss das niemals.«

Die Worte ihrer Mutter hatten sie ein wenig beruhigt, aber der Zweifel blieb. Vielleicht wäre es vernünftiger gewesen, ihr ihre Probleme mit Franziska Ferrik anzuvertrauen. Doch das hätte bedeutet, die Karten auf den Tisch zu legen, und das wollte Felicitas nicht, denn tief in ihrem Innern wusste sie, dass es in der Tat nicht das leidenschaftliche Gefühl von Berufung war, was sie empfand, wenn sie die Rollen studierte und spielte. Aber gleichwohl spürte sie eine Kraft in sich, eine mächtige Sehnsucht, die sie vorantrieb und nicht aufgeben ließ. Gab es denn wirklich nur eine Quelle, die den wahren Schauspieler speisen konnte? Hatte Franziska Ferrik Recht, und wenn ja, was würde das für Felicitas’ Pläne bedeuten?

Missmutig rührte sie ihren Kaffee um. Es wurde Zeit. Sie trank aus, bezahlte und verließ Andreesens Kaffeehaus.

Es nieselte. Felicitas spannte ihren kleinen blauen Schirm auf und machte sich entschlossen auf den Weg. Und wenn schon, soll sie doch denken, was sie will. Das wird mich nicht davon abhalten, meinen Weg zu gehen, dachte Felicitas. Bald werde ich in Berlin sein, und ich schwöre bei Gott, dass ich’s schaffen werde.

»Elfriede!«

Helen Wessels’ klarer Sopran hallte durch die Flure, und Elfriede rollte mit den Augen.

»Wenn sie noch mehr Gäste eingeladen hat, kündige ich auf der Stelle.«

Arthur lächelte. Niemals würde Elfriede kündigen, genauso wenig wie er. Seit zehn Jahren versorgten sie den Haushalt der Wessels. Elfriede kochte, wusch, bügelte und flickte, er reparierte, schleppte Holz für die Kamine und pflegte den Garten, der Helens ganzer Stolz war. Es war ein Glücksfall, der sie zu dem Ehepaar und ihrer hübschen Tochter geführt hatte. Arthur arbeitete schon eine Weile als Gärtner bei den Wessels, als Helens Garderobiere eines Tages mit einem Matrosen durchbrannte.

Eine Katastrophe, denn das Commedia dell’Arte-Stück La donna serpente, das die nächsten zwei Wochen en suite gespielt werden sollte, sah für die Hauptrolle der Schlangenfrau komplizierte Kostümwechsel vor, die Helen nicht allein bewältigen konnte. Der Inspizient rang die Hände, war aber nicht imstande, schnell Ersatz zu finden.

Elfriede, Arthurs Frau, war eingesprungen. Bislang hatte sie sich durch Näharbeiten ein kleines Zubrot verdient, wodurch Arthur und sie etwas besser über die Runden kamen. Dies jedoch war eine Chance, und was für eine! Elfriede Engelke, Garderobiere der berühmten Helen Wessels!

Helen war mehr als skeptisch, doch zwei Tage vor der Premiere blieb ihr kaum eine andere Möglichkeit, als es in Gottes Namen mit der Frau des Gärtners zu versuchen. Elfriede, angespornt von der Vorstellung, ihrem bescheidenen Dasein einen Hauch von weiter Welt zu verleihen, erledigte ihre Aufgaben mit großem Geschick und wirkte durch ihr resolutes Wesen überdies außerordentlich beruhigend auf die sensible, stets sehr angespannte Helen. So kam es, dass Helen auf ihre neue Perle auch dann nicht verzichten wollte, als die fahnenflüchtige Garderobiere zwei Monate später unverheiratet, aber schwanger wieder aufgetaucht war. Kündigen mochte Helen der unglücklichen jungen Frau nicht, sie war schließlich schon gestraft genug. Also engagierte sie Elfriede kurzerhand als Haushälterin für die Contrescarpe 6.

Das war zehn Jahre her, 1892. Helen und Max Wessels lebten damals gerade seit zwei Jahren in Bremen und hatten das Publikum der Hansestadt im Sturm erobert. Sie bildeten ein attraktives, charmantes Paar, das die Bühne mit seinem Spiel zum Leuchten brachte. Elfriede und Arthur platzten fast vor Stolz, bei ihnen angestellt zu sein, und galten seitdem in der Langenstraße als etwas Besonderes, vor allem, weil sie nun im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern der Neustadt nicht mehr gezwungen waren, in der nahe gelegenen Volksküche ein Mittagessen für dreißig Pfennig oder eine Suppe für fünf Pfennig einzunehmen.

»Da bist du ja!« Helen betrat die Küche, die unpraktischerweise im Souterrain des Hauses lag und nur mit immensen Kosten ins Parterre hätte verlegt werden können. Doch so waren die meisten Bremer Häuser nun einmal gebaut, der Himmel mochte wissen, warum. »Elfriede, es tut mir Leid, aber du wirst dich noch auf vier weitere Gäste einstellen müssen.«

Elfriede knetete schweigend, aber viel sagend den Brotteig weiter.

»Ich weiß, ich weiß, du magst Überraschungsgäste nicht. Aber schau, Constanze und Dorothee kommen zur Premiere, und sie können ja schlecht ohne ihre Eltern anreisen, nicht wahr? Und bis übermorgen ist ja noch genug Zeit.«

»Genug Zeit«, brummte Elfriede, klatschte den Teig auf den Küchentisch und bearbeitete ihn, als wollte sie ihn erwürgen. »Weiß die gnädige Frau eigentlich, wie viel Zeit es kostet, Brot zu backen, Wachteln zu marinieren, Betten zu beziehen und Zimmer herzurichten?«

»Ich weiß es«, entgegnete Helen leichthin, »schließlich bin ich nicht als Schauspielerin auf die Welt gekommen. In Sorau habe ich Kühe gemolken und Gerstengrütze zubereitet.«

Mit gerunzelter Stirn betrachtete Elfriede den fertig geformten Laib und schnitt mit geübter Hand einige Kerben in die Oberfläche, öffnete die Luke des Backofens und bugsierte den Teig hinein. In kürzester Zeit würde der verführerische Duft frisch gebackenen Brotes durch die Küche ins Entree ziehen, und Helen freute sich jetzt schon auf ein dickes Stück vom Knust mit Butter und Salz. Dafür ließ sie jedes Menü stehen.

»Aber nicht wieder den Knust naschen, gnädige Frau. Das Brot ist für unsere Gäste gedacht!« Elfriede drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger, und Arthur seufzte erleichtert. Er fürchtete stets, dass Elfriedes Starrsinn eines Tages zum Zerwürfnis mit den Wessels führen würde, und womit sollten sie dann ihren Lebensunterhalt verdienen?

Helen ahnte, was in Arthur vorging, und lächelte. »Dann ist ja alles klar, nicht wahr?«

Meine Güte, dachte Helen, als sie die geschwungene Treppe in den ersten Stock hinaufging, über die Jahre ist Elfriede doch ein recht harter Knochen geworden.

Seufzend setzte sie sich auf ihr Bett und nahm das Rollenbuch in die Hand, in dem der Text über und über mit handschriftlichen Anmerkungen versehen war.

Regieanweisungen und persönliche Notizen, auf die kein Schauspieler verzichtete, sie bildeten das Gerüst der Darstellung. Mit jeder Eintragung machte sich Helen die Figur mehr zu Eigen, wie ein Maler, dessen Pinselstriche irgendwann ein fertiges Gemälde zeigten. Doch dieses Mal schien es ihr, als würden sie die Worte gar nicht erreichen.

Die Rolle war ihr fremd geblieben. Dabei war die Alkmene nun wirklich kein so schwieriger Part. Kleist hatte auf amüsante und zugleich tieftragische Art eine Frau gezeichnet, die zwischen ihrem geliebten Mann Amphitryon und dem Gott Jupiter, der die Gestalt ihres Mannes angenommen hat, nicht mehr unterscheiden kann. Sie ist überzeugt von ihrer reinen Liebe zu Amphitryon, doch vor die Wahl gestellt, welcher von beiden denn nun ihr Gatte sei, entscheidet Alkmene sich für Jupiter.

Helen legte das Buch zur Seite, stand auf und setzte sich an ihre große, mit vielen Details verzierte Frisierkommode und bürstete sich mit kräftigen Strichen das volle aschblonde Haar, das sie seit Jahren aller Mode zum Trotz schulterlang, glatt und schlicht gescheitelt trug. Sie betrachtete sich im Spiegel und war nicht zufrieden mit dem, was sie sah. Ich bin müde, dachte sie, und man sieht es mir an. Ich habe Angst vor der Premiere. Ich habe weder Lust, diese Alkmene zu spielen, noch die charmante Gastgeberin. Ich möchte mir die Bettdecke über den Kopf ziehen und erst in einer Woche wieder aufstehen.

Vielleicht lagen die Stimmungsschwankungen, die sie in letzter Zeit plagten, wirklich an den Umstellungen ihres Körpers, wie ihr der Hausarzt zögernd erklärt hatte. Vielleicht hatte jedoch Elfriede Recht und Max und sie, Helen, übertrieben es einfach mit ihrer Idee von einem »offenen Haus«, in dem Freunde und Verwandte stets willkommen waren.

Mit dem traditionellen Jour fixe, den die Gattinnen einflussreicher Bremer gewöhnlich einmal im Monat abhielten, hatten Max und Helen zwar nichts im Sinn, doch zu jeder Tages- und Nachtzeit, meist gegen Mitternacht, wenn die Vorstellung beendet war, musste man gewahr sein, dass unangemeldeter Besuch vor der Tür stand. Vor allem Max liebte es, Menschen um sich zu haben, unabhängig davon, ob es sich um hoffnungsvolle Nachwuchsautoren, depressive Philosophen, betrunkene Künstler aus Worpswede oder Schauspielkollegen handelte. Rang und Namen waren Max gleichgültig, »interessant, geistreich, originell« – das waren die Schlüssel, die die Tür zur Contrescarpe 6 öffneten.

Helen indes hätte nichts dagegen gehabt, diesen Kreis um den einen oder anderen Senator oder Geschäftsmann zu ergänzen, aber Max wollte nichts davon wissen.

»Sie sind so sterbenslangweilig. Sie unterhalten sich über das Wetter, die Baumwollbörse und den Bürgerpark. Schon das Wort Gewerkschaften verursacht ihnen Übelkeit, und wenn ich zum Besten geben würde, wie viele Frauen Goethe gehabt hat, würden sie sich an ihrem Kaffee verschlucken. Nein, bitte verschone mich mit diesen Leuten.«

Das war natürlich reichlich übertrieben, doch Helen vermied jede weitere Diskussion, weil sie den wahren Grund für seine Ablehnung ahnte. Trotz aller Erfolge war Max fest davon überzeugt, dass eine feine, aber stählerne Linie ihn und Helen von der Bremer Gesellschaft, den alteingesessenen Unternehmern und deren Familien trennte. Er glaubte, zum Duft erlesener Tradition wollte der Stallgeruch seiner und auch Helens Herkunft nicht passen. Der uneheliche Sohn einer Frau, die zu oft dem Alkohol zusprach, und die Tochter eines verarmten ostpreußischen Gutsbesitzers tranken nicht Likör mit den Andreesens, den Hansens und den van der Laakens.

Es mochte zwar durchaus sein, dass Schauspielern immer noch ein gewisser Hautgout von fahrenden Komödianten anhaftete, dennoch schien es Helen, als zöge Max allein mit seinem Gefühl der Unterlegenheit diese Linie, die zu überschreiten die feinen Bremer sich angeblich weigerten. In Wahrheit war er es, der es nicht fertig brachte, über seinen Schatten zu springen.

Diese Meinungsverschiedenheit trübte nicht als einzige die Harmonie ihrer Ehe.

Sie mochten selten dieselben Stücke, stritten sich über Inszenierungen und Max’ Freunde, die in Helens Augen keine waren. Er liebte es, die Nacht zum Tag zu machen, sie wachte beim ersten Vogelzwitschern froh gelaunt auf. Max wollte mindestens vier Kinder, Helen höchstens eins, und auch das nur als Zugeständnis an ihre Pflicht als Ehefrau. Im Grunde ihres Herzens verspürte sie nicht das Bedürfnis, sich um ein hilfloses Wesen zu kümmern, das für eine ganze Weile völlig von ihr abhängig sein würde. Mitunter schien es ihr, als wären sie und Max wie Sonne und Mond – sie bedingten einander, ohne wirklich je zueinander zu kommen.

Der stete Neuanfang in anderen Städten und an anderen Theatern und die damit verbundene prickelnde, inspirierende Aufregung ließ ihre Differenzen jedoch wie charmante Unterschiede funkeln, die ihre Leidenschaft schürte und ihrer Liebe das gewisse Etwas verlieh.

Einig waren sie sich nur darin, das Leben zu leben, wie es ihnen vom Schicksal, von Gott oder sonst wem zugedacht war. Max und Helen haderten nie mit den Umständen, und zu jammern oder sich gegenseitig Vorwürfe zu machen kam ihnen nicht in den Sinn. Sie packten die Dinge an, und wenn es ihnen misslang, lachten sie darüber. Dieser fröhliche Fatalismus bildete, ohne dass es ihnen bewusst wurde, die Grundlage ihrer Ehe.

Nach vielen Jahren des Umherziehens fand Max es an der Zeit, eine Weile sesshaft zu werden, damit ihre kleine Tochter in einem geordneten Haushalt aufwuchs.

Der Ruf des Bremer Schauspielhauses kam ihnen gerade recht. In der Hansestadt wurde bodenständiges Theater gespielt, doch auch gelegentlichen Experimenten verschloss sich der Intendant nicht. Das Ensemble hatte einen guten Ruf, und eigentlich gab es keinen Grund, das Angebot abzulehnen. Bis auf Max’ Befürchtung, die Hansestädter könnten in ihm nicht den Schauspieler sehen, sondern nur den Bastard.

»Das ist fünfunddreißig Jahre her«, erinnerte ihn Helen. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass irgendjemand in der Vorstellung aufsteht, mit dem Finger auf dich zeigt und ruft: ›Das ist kein Schauspieler, sondern der uneheliche Sohn der feschen, leider inzwischen verblichenen Mimi!‹«

Sie unterschrieben den Vertrag und zwei Wochen später reisten Max, Helen und Felicitas nach Bremen.

Vom ersten Augenblick an hatte Helen sich in das Haus in der Contrescarpe verliebt, das ganz im Stil der neureichen Bremer erbaut und dabei doch erschwinglich gewesen war. Das dreistöckige, reich mit Stuck verzierte Gebäude lag nur einen Katzensprung vom Theater, von den Osterdeichwiesen und der Weser entfernt und ganz weit weg vom Buntentor, wo Max aufgewachsen war.

Felicitas bekam das helle, sonnendurchflutete Zimmer mit dem kleinen Balkon. Von dort aus konnte man in den Garten schauen, in dem drei prachtvolle Apfelbäume, ein Mandelbaum und handtellergroße, süß duftende Rosen ab Mai um die Wette blühten. Helen fand das Zimmer viel zu prätentiös für eine Siebenjährige, aber Max redete so lange, bis Helen nachgab.

Max verwöhnte Felicitas grenzenlos. Zwei Tage nach ihrer Geburt behauptete er, in den weichen, runden Zügen des winzigen Babys die ersten Ansätze für eine spätere Schönheit zu erkennen. Das feine Näschen, das zarte Kinn, die silbrig blonden Löckchen und diese aquamarinblauen Augen – nein, seine Tochter würde bestimmt nicht zu einer Allerweltserscheinung heranreifen. Und später, als Felicitas sieben Jahre alt war, schien sich seine Euphorie zu bewahrheiten.

Leider ließ die kleine Felicitas keinerlei musische oder theatralische Begabung erkennen. Statt lustiger Gutenachtgeschichten las Max dem Kind Goethe und Schiller vor, schaffte eine Blockflöte und ein Klavier an und ließ ein kleines Cello anfertigen. Doch Felicitas zeigte sich gänzlich uninteressiert an klassischen Versen, Instrumenten und Noten. Sie verkleidete sich gern mit den Stoffen, aus denen ihre Mutter Kleider nähen lassen wollte, mit deren Schals und Stolen und spielte Prinzessin oder Scheherazade, aber das taten alle kleinen Mädchen. Auch als Felicitas zum jungen Mädchen heranwuchs, beschränkte sich ihr Interesse an der Kunst darin, die Premieren ihrer Eltern zu besuchen. Umso verwunderter waren Max und Helen, als Felicitas vor einem Jahr mit ihrem Wunsch herausrückte, Schauspielerin werden zu wollen. Max war sofort Feuer und Flamme für ihren Plan und verpflichtete noch am selben Tag Franziska Ferrik.

Helen hielt den überraschenden Sinneswandel ihrer Tochter für die Frucht ihrer, besonders Max’ Erziehung und ihrer Art zu leben. Beides hatte ihrer Tochter gar keine andere Wahl gelassen.

Hätte sie Gouvernante werden sollen?, fragte sich Helen und legte die Bürste zur Seite. Oder einfach heiraten und Kinder kriegen? Das wäre wirklich Verschwendung.

Und Begabung ließ sich schließlich entwickeln. Sie, Helen, war das beste Beispiel dafür. Jeder Intendant hätte damals nicht einen Pfifferling auf ihr Talent gesetzt. Nur Max hatte an sie geglaubt, so verliebt, wie er war, und mit ihr gearbeitet, Stunde um Stunde. Hatte ihr den singenden ostpreußischen Dialekt abgewöhnt und ihr das Gefühl für Nuancen und Pausen vermittelt. Das Ergebnis war handwerklich solide, aber, wie Helen fand, ohne Brillanz. Sie hatte sich nie etwas vorgemacht, und sie wusste, dass sie ihren Erfolg in erster Linie ihrer kühlen Schönheit verdankte. Sie schmückte die Bühne und überspielte auf diese Weise alle darstellerische Schwäche.

Aber diese Alkmene! Diese unsägliche Rolle! Helen wurde das Gefühl nicht los, in zwei Tagen gnadenlos unterzugehen.

Sie hörte das Klappen der Haustür und Max’ eilige Schritte, die immer zwei Stufen auf einmal nahmen. Er klopfte an Helens Tür, und ohne ihre Antwort abzuwarten, betrat er das Schlafzimmer, warf seiner Frau einen Kuss zu und ließ sich in einen zierlichen, mit rosa Chintz bezogenen Sessel fallen. Mit einer Hand lockerte er die schwarze Hemdschleife, mit der anderen fasste er sich an den Kopf.

»Die Hauptprobe wird ein einziges Chaos. Nichts ist fertig. Das Bühnenbild ist zu klein geraten, das Publikum hat einen schönen Blick auf die Kulissen und die Seilzüge, mein Kostüm sitzt wie ein Sack, und an Merkurs Helm haben sie die Flügel vergessen, er sieht aus wie ein Nachttopf.« Max lachte, stand auf und nahm sie in den Arm. »Es ist eben wie immer. Und übermorgen feiern wir eine wunderbare Premiere. Wie immer.« Er küsste sie auf die Nase und verzog das Gesicht. »›Lass das, Max, jetzt glänzt meine Nase. Du weißt doch, dass ich das nicht mag. Wo ist meine Puderdose?‹«, äffte er sie liebevoll nach. Helen löste sich von ihm, doch er hielt sie an den Schultern fest und sah ihr prüfend in die Augen. »Was ist los, Helen? Ist Elfriede die Pastete für unsere Gäste missraten?«

»Keine Witze, Max, bitte. Ich fühle mich entsetzlich.«

»Du hast Lampenfieber, meine Liebe.« Er betrachtete angelegentlich Helens Bonbonniere aus Kristallglas, die er ihr zum ersten Hochzeitstag geschenkt hatte, wählte sorgfältig eine von den Pralinen aus und biss genüsslich hinein. »Champagnertrüffel. Ich liebe Champagnertrüffel.« Sie sieht wirklich etwas angegriffen aus, dachte er nüchtern und überlegte, ob es klug sei, auf ihre Hysterie einzugehen. Denn das war es, was sonst. Darüber nachzudenken lohnte sich nicht, weil sich das in der Regel binnen drei Minuten vor dem Publikum in Luft auflöste. »Du magst die Alkmene nicht, ich weiß.«

Helen zuckte hilflos mit den Schultern. »Das ist es nicht. Ich finde nur einfach keinen Zugang zu ihr, ich begreife sie nicht.«

»Das hast du bis jetzt aber ganz gut überspielt.« Das war nur die halbe Wahrheit, denn tatsächlich hatte ihn der Intendant nach der letzten Probe zur Seite genommen und gefragt, ob Helen etwas fehle. Irgendwie sei sie nicht ganz sie selbst.

Max war zwar nicht entgangen, dass Helens Darstellung etwas farblos wirkte, doch da es nicht das erste Mal war, dass seine Frau erst kurz vor der Premiere in eine Figur glitt wie in ein maßgeschneidertes Kleid, hatte er dem keine Bedeutung beigemessen. Er, Max, erfasste eine Rolle mit präzisem Instinkt, während Helen sie Satz für Satz und mit Intellekt eroberte. Bislang war das nie ein Problem gewesen, es war einfach ihre Art. Außerdem hatte sie mit keinem Wort erwähnt, dass es Schwierigkeiten gebe. Auch das war ihre Art.

Er nahm noch eine Praline und wog kauend ab, wie er Helen über die Klippe helfen könnte.

»Vielleicht solltest du ihr ein wenig mehr Leidenschaft geben. Alkmene liebt Amphitryon über alle Maßen, und die Erkenntnis, dass sie sich getäuscht hat, dass sie ein Ideal liebt, nicht den sterblichen, fehlbaren Menschen, stürzt sie in blanke Hoffnungslosigkeit. Alkmene ist voller Hingabe, in der Liebe wie in der Verzweiflung.« Er hoffte, dass seine Worte beiläufig genug geklungen hatten, wie ein gut gemeinter Rat ohne tiefere Bedeutung. Doch Helen starrte ihn an, und Max wusste, dass er besser den Mund gehalten hätte.

 

»Du hast es wirklich gut, Feli!« Constanze ließ sich auf Felicitas’ breites Bett mit dem blassblauen Seidenüberwurf fallen und seufzte. »Ein eigenes Zimmer! Und so groß!« Stirnrunzelnd betrachtete Felicitas ihre Cousine. Sie hasste dieses »Feli«. Kein Mensch hatte sie je so genannt außer diesem Mädchen aus Sorau, das schon als Kind für Felicitas’ Geschmack eine Spur zu laut war in allem, was sie tat. Constanze schien Felicitas’ Unmut nicht zu bemerken und plauderte munter weiter. »Wir haben jetzt Trakehner. Drei Stuten und einen Hengst, und ein Fohlen ist unterwegs«, erzählte sie begeistert. »Ich werde es Connie nennen, wie findest du das?«

»Wahnsinnig originell«, sagte Felicitas bissig.

Constanze drehte sich langsam um und blickte Felicitas wütend an. »Seitdem du Schauspielerin werden willst, ist mit dir nichts mehr anzufangen. Du hältst dich wohl für etwas Besseres, was?« Sie schwang sich vom Bett und zupfte mit übertriebener Sorgfalt die Decke zurecht. »Aber das bist du nicht, niemand ist es. Wir sind alle gleich.«

»Wer hat dir denn den Unsinn erzählt?«, fragte Felicitas amüsiert.

»Ein Junge«, antwortete Constanze und errötete.

»Du bist verliebt«, sagte Felicitas aufs Geratewohl, und das Gesicht ihrer Cousine wurde noch eine Spur dunkler. Ausgerechnet Constanze! Felicitas war überrascht, denn ihrer burschikosen, für ihr Gefühl wenig charmanten Verwandten hätte sie eine romantische Schwärmerei gar nicht zugetraut. Andererseits war aus dem Mädchen, das schneller melken und auf Bäume klettern konnte als die Burschen von Sorau, eine junge Frau geworden, die ihren eigenen Liebreiz besaß. Dunkelbraune Locken umspielten ein rundes Gesicht mit hohen, kräftigen Brauen über rehfellfarbenen Augen, einer etwas zu groß geratenen Nase und einem hübsch geschnittenen weichen kleinen Mund. Im Gegensatz zu Felicitas wirkte sie nicht im mindesten gefährlich, sondern fröhlich, gesund und patent. Wahrscheinlich wird sie bald heiraten und jedes Jahr ein Kind bekommen, dachte Felicitas ohne Neid, doch mit Erstaunen, denn plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie selbst an die Liebe noch gar keinen Gedanken verschwendet hatte. Sie war viel zu sehr mit sich und ihren ehrgeizigen Plänen beschäftigt.

»Nun sag schon, wer ist er?«, fragte Felicitas aufmunternd.

Es klopfte an der Tür, und Constanze rollte mit den Augen. »Das ist Dorothee.«

Felicitas öffnete, und schüchtern betrat Dorothee das Zimmer. »Störe ich euch?«

»Sei nicht albern«, entgegnete Felicitas und nahm sie am Arm. »Natürlich nicht. Constanze wollte mir gerade etwas von diesem jungen Mann erzählen, der ihr den Kopf verdreht hat.« Mit einem Schmerzensschrei sank Constanze aufs Bett, und Dorothee sah Felicitas verschreckt an.

»Constanze? Wieso? Ich meine, ich wusste ja nicht …«

»Und morgen weiß es die ganze Welt«, stöhnte Constanze.

Dorothee sah ihre Schwester verletzt an. »Das ist nicht wahr. Ich habe dich noch nie verraten.« Hilfe suchend wandte sie sich an Felicitas. »Ist Constanze in Schwierigkeiten?«

»Nein!« Constanze kreischte fast, und Dorothee zuckte zusammen.

»Um Himmels willen!« Felicitas blickte ihre Cousinen streng an. Wie konnten zwei Schwestern nur so verschieden sein? »Reißt euch zusammen. Willst du das ganze Haus rebellisch machen, Constanze? Und du, Dorothee, hör auf wie ein weidwundes Tier zu gucken. Passt auf, wir schließen einen Pakt. Constanze, du beichtest jetzt alles, was es zu beichten gibt. Und wir, Dorothee, schwören, es sofort zu vergessen. Einverstanden?«

Dorothee nickte.

»Wenn du nicht den Mund hältst«, giftete Constanze ihre Schwester an, »schneide ich dir das Haar ab.«

Dorothees dunkelbraune Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie hatte sie der ungestümen Vehemenz ihrer Schwester etwas entgegenzusetzen vermocht außer stillem Leiden. Sie schluckte und sah Constanze flehend an.

»Also gut.« Constanze faltete die Hände und legte die ausgestreckten Zeigefinger an ihre Nase, als müsste sie sich konzentrieren, um nichts Wichtiges zu vergessen. »Er ist drei Jahre älter als ich und Halbrusse. Seine Mutter ist aus Königsberg, sein Vater aus Moskau. Er ist nie zur Schule gegangen, weil er mal hier und mal dort gelebt hat, aber er ist viel klüger als wir alle.« Ihre Augen leuchteten, und Felicitas verkniff sich eine bissige Bemerkung. »Er hat sich das Lesen selbst beigebracht und arbeitet mit seinen Freunden an der Weltrevolution.«

Das Wort hing im Raum, als würde es sich fragen, wie es dahin gekommen war zu diesen drei hübschen Mädchen in duftigen Kleidern und glänzenden Haaren, doch Felicitas empfand die unfreiwillige Komik nicht. Sie war ehrlich entsetzt.

»Aber Constanze, diese Leute gehören nicht zu uns. Sie sind gegen den Kaiser, gegen das Bürgertum, gegen das Theater, ach, gegen alles.«

»Sie sind dafür, dass es allen Menschen gut geht, nicht nur den Reichen. Sie wollen das Geld und das Land gerecht verteilen, und ich kann nicht einsehen, was daran falsch sein soll.«

»Die Idee ist eine Illusion«, entgegnete Felicitas, »weil eben nicht alle Menschen gleich sind. Was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht. Ich will nicht, dass mir jemand vorschreibt, wie es zu sein hat. Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich, und wenn das Schicksal aus mir keinen Großgrundbesitzer gemacht hat, dann packe ich es an und werde einer. Aber das ist meine Entscheidung.«

»Du weißt ja nicht, was du redest«, sagte Constanze wegwerfend. »Du bist die Prinzessin von der Contrescarpe.«

»Und ihr habt Trakehner«, gab Felicitas zurück.

»Mag sein, aber unsere Nachbarn wissen nicht, woher sie das Geld für die Aussaat nehmen sollen, ihre Kinder gehen in Lumpen, und sie essen jeden Tag Haferbrei.«

»Aber das ist doch nicht dein Problem!«, rief Felicitas. »Hilf ihnen, wenn du glaubst, dass du dich dadurch besser fühlst. Zweig ein paar Kartoffelpflanzen von euren ab, und klau drei Schinken aus der Vorratskammer. Das ist in jedem Fall vernünftiger und praktischer als einem Hirngespinst nachzujagen.«

Constanze hörte Felicitas ruhig zu. Ihre Augen blickten spöttisch, doch Felicitas las in ihnen eine wissende Gelassenheit, die ihre Cousine plötzlich sehr erwachsen erscheinen ließ. Eine unsichtbare Kluft tat sich zwischen ihnen auf, die die goldenen Sommer ihrer Kindheit verschluckte, die Erinnerungen an endlose duftende Levkojenwiesen und weite Tannenwälder, an Spiel und Spaß und verträumte Nachmittage im Rosengarten des Guts. Jeden Juni waren sie und ihre Eltern nach Sorau gereist, um in den Theaterferien ein wenig Landleben zu schnuppern und sich den Ostwind um die Nase wehen zu lassen. Auf diese Weise demonstrierte ihre Mutter ihrem Bruder Carl und ihrer Schwägerin Verena dezent, dass ihr ihr Elternhaus und die wenigen Ländereien, so heruntergekommen alles auch sein mochte, durchaus am Herzen lagen. Nachdem die Familie in Bremen sesshaft geworden war, erschien ihnen die Reise zu anstrengend, und sie zogen es vor, nur jeden zweiten Sommer in Ostpreußen zu verbringen und den anderen an der Nordsee oder in Bremens malerischer Umgebung, in Fischerhude und Worpswede.

Felicitas fühlte sich Sorau und den Menschen dort verbunden, ihre Cousinen waren die Schwestern, die sie nicht gehabt hatte. Ein Band, geknüpft aus geteilten Geheimnissen, gebeichteten Träumen und selbstverständlichem Vertrauen, schien sie bis in alle Zeiten zu verbinden, und selbst die Unterschiede ihrer Persönlichkeit, die Felicitas so gravierend empfand, vermochten es nicht zu durchtrennen. Doch plötzlich gab das Band nach.

Constanze schien es auch gespürt zu haben. Sie nickte bedächtig. »Wir sind erwachsen. Du hast deinen Plan, und ich habe meinen. Wenn er mich fragt, werde ich mit ihm gehen.«

Dorothee war grau im Gesicht wie ein altes Handtuch, das einmal weiß gewesen war, aber Felicitas und Constanze bemerkten es nicht.

Felicitas besaß die bemerkenswerte Gabe, schnell und vollständig zu vergessen, was sie unangenehm oder schmerzhaft berührte. Nie wäre sie deshalb auf den Gedanken verfallen, Constanze von ihrer Idee abzubringen, mochte sie noch so naiv und unbedacht, vielleicht sogar riskant sein. Es ist nicht deine Sache, dachte sie. Kämpf nicht einen Kampf, der nicht der deine ist. Es führt zu nichts. Doch wider Willen musste sie zugeben, dass Constanzes Entschlossenheit ihr imponiert hatte.

Sie öffnete den schweren, blank polierten Eichenholzschrank, der zu Helens Aussteuer gehört hatte und in dem jetzt Felicitas’ Kleider auf lackierten Bügeln hingen. Ihre Lieblingsfarben waren ein helles Blau, weil es die Farbe ihrer Augen so eindrucksvoll unterstrich, und ein zartes Rosé, weil es ihren Wangen einen Hauch mehr Farbe verlieh. Gelb und Grün weigerte sie sich stets auch nur in Betracht zu ziehen. Sie fand, sie ähnle darin einem Stück Käse.

Vorsichtig holte sie ein in Seidenpapier gehülltes Kleid aus dem Meer von Baumwolle, entfernte das hauchdünne Papier und hielt sich die Robe vor dem Spiegel an. Gestern hatte Elfriede das Kleid bei der Schneiderin abgeholt, und gestern hatte es Felicitas noch gefallen. Jetzt kam ihr der blaue Organza-Traum mit dem schwingenden Rock und dem kurzen, hochgeschlossenen Seidenjäckchen wie ein Babykleidchen vor. Wütend warf Felicitas es aufs Bett. Der glatte Stoff rutschte an dem Seidenüberwurf ab, und leise knisternd sank das Kleid, das sie zur Premiere hatte tragen wollen, zu Boden.

Es wird Zeit, eine Regel zu brechen, dachte Felicitas.

Auf dem Dachboden fand sie, wonach sie gesucht hatte. Die große Holzkiste enthielt alte Spielsachen, einen zerliebten Teddy und eine rot-gelbe Watschelente, die den Bindfaden zum Hinterherziehen schon lange verloren hatte, einige Stoffe, mit denen Felicitas Verkleiden gespielt hatte, und die abgelegten Kleider ihrer Mutter, die sie nicht mehr tragen mochte, die aber zum Weggeben zu schade waren.

Und da war es, ganz zuunterst, das dunkelrote mit den winzigen schimmernden Perlen, das Helen vor vielen, vielen Jahren gekauft und in der Kiste vergessen hatte. Das Kleid war weder aus der Mode, noch wies es Flecken auf. Felicitas fragte sich, was in aller Welt ihre Mutter daran auszusetzen hatte, doch sie schüttelte den Gedanken ab, drückte das Kleid an sich und eilte in ihr Zimmer.

Die mit Samt überzogenen Knöpfe im Rücken konnte sie nicht schließen, doch sie sah auch so, dass das Kleid passte – und dass es aus ihr eine andere machte. Der Stoff umschmeichelte ihre Formen, gerade so, dass es nicht anstößig wirkte, aber dennoch nichts verbarg, was ihr, da war Felicitas sicher, viele Blicke einbringen würde. Ihre schmale Taille und der gut geformte Busen kamen vorzüglich zur Geltung, und das Dunkelrot ließ ihre nackten Schultern, Arme und das Dekolleté cremeweiß schimmern.

Zufrieden nickte Felicitas ihrem Spiegelbild zu.

2

Wie wäre es, wenn du das Kontor schließt und das tust, was man diesem herrlichen Frühlingstag schuldig ist?« Bernhard Servatius warf seine Melone in die Luft und fing sie geschickt mit der Spitze des Zeigefingers auf, sodass sein Lieblingshut flink rotierte. Die ungewöhnliche Kopfbedeckung hatte er vor zehn Jahren in London erstanden, nachdem er die Gärten von Cornwall bis Wales besucht hatte, um sich Anregungen für seine Arbeit in Deutschland zu holen.

»Und das wäre, lass mich raten – ein wenig flanieren, eine Tasse Kaffee trinken, hübschen Damen hinterherschauen.«

»Ich sehe, mein Einfluss macht sich endlich bemerkbar. Carpe diem!«

Heinrich Andreesen lachte. Bernhard genoss das Leben, und er, Heinrich, sollte sich davon eine dicke Scheibe abschneiden.

»In Ordnung, ich sage nur Frantz Bescheid, dass wir morgen weitermachen.«

Heinrich verließ sein Büro und ging den schmalen Korridor entlang, bis er zu den Labors gelangte, in denen Elias Frantz und zwei Assistenten von morgens bis abends Proben analysierten, Mischungen zubereiteten und das Ergebnis unter großen Mikroskopen begutachteten. In gewaltigen Kolben brodelte eine braune Flüssigkeit, überall lagen hölzerne Klemmbrettchen mit komplizierten Zahlenkolonnen herum, und in einer Ecke des Raums bollerte ein Ofen, auf dem stets eine Kanne mit frischem Kaffee stand.

Elias Frantz war klein und korpulent und sah in seinem weißen Kittel wie eine dicke Schneekugel aus. Der Leiter der Andreesen-Labors hatte nicht bemerkt, dass Heinrich den Raum betreten hatte, blieb über das Mikroskop gebeugt und murmelte halblaut vor sich hin. Unverkennbar Flüche.

»Machen Sie Schluss, Frantz«, sagte Heinrich, und Frantz fuhr herum.

»Es ist wie verhext, Herr Andreesen. Wie verhext.« Er breitete die Arme aus.

Seit dreißig Jahren gehörte der Chemiker zum Haus. Seine Mitarbeiter fürchteten sein überschäumendes Temperament und bewunderten seine Findigkeit. Keine Aufgabe, die der alte Fuchs nicht zu lösen vermochte. Die Familie achtete sein Können und seine unverbrüchliche Loyalität, und Heinrich liebte ihn. Frantz war freundlicher zu dem kleinen Heinrich gewesen als der eigene Vater.

»Wir müssen einen Weg finden, den Kaffee in seine Bestandteile zu zerlegen«, sagte Frantz und zupfte ungeduldig an seinen Augenbrauen.

»Morgen, Frantz, morgen. Gehen Sie nach Hause. Sie alle.« Die beiden Assistenten nickten erfreut und zogen bereits die Kittel aus.

Frantz schüttelte bedächtig den Kopf und murmelte: »Ich will nur noch schnell die Proben aus Brasilien anschauen.«

Heinrich schloss die Tür. Wie so oft würde Frantz erst um sieben oder acht Uhr das Labor verlassen. Daheim wartete niemand auf ihn. Er war mit seiner Arbeit verheiratet.

»Wie hältst du es hier nur aus?«, rief Bernhard, als Heinrich ins Büro zurückkehrte. »Keine Blumen, nur dunkles Holz, dunkle Vorhänge, düstere Gemälde.« Beide schauten auf das Bild von Hans Heinrich Andreesen, Heinrichs Urgroßvater, der vor fast hundertfünfzig Jahren die Dynastie und das Unternehmen begründet hatte und jetzt in Öl, aber sehr präsent, auf die beiden jungen Männer herabzublicken schien.

»Du hast eben kein Gefühl für Tradition«, entgegnete Heinrich und nahm seinen Mantel. »Drei Uhr. Viel zu früh für einen Erben.« Er bemühte sich, den ungezwungenen Ton seines Freundes zu treffen, doch das schlechte Gewissen saß ihm im Nacken.

Bernhard lächelte. »Na komm schon. Ganz Bremen und halb Deutschland trinkt deinen Kaffee. Das reicht für heute, oder?«

Als sie das Firmengebäude am Wall verließen, überfiel der Frühling sie. Gestern noch hatte es genieselt, die Wolken hatten den Himmel düster grau angestrichen. Jetzt übernahm der Lenz die Regie. Sanft schlugen die Wellen der Weser an die Ufer der Osterdeichwiesen, die Flaggen der ersten Ausflugsboote wehten im leichten Wind, am Deich saßen Frauen und Männer im Gras und hielten ihre Gesichter in die Sonne, ein paar Kinder fütterten die Enten am Anleger der Sielwall-Fähre.

Heinrich und Bernhard spazierten über die Wallanlagen, vorbei an der Mühle Richtung Bürgerweide. Das achthundert Morgen große Areal hatte die legendäre Gräfin Emma von Lesum den Bremern 1032 geschenkt, und mehr als achthundert Jahre diente es den Hansestädtern als Weideland für ihr schwarzbuntes Milchvieh, als Gemüseacker und Wiese zur Heugewinnung. Kein Baum, kein Strauch beschattete die zweckmäßige Fläche, und das wäre vermutlich jetzt noch so, wenn nicht der totale Reinfall des Deutschen Bundesschießens ein Umdenken zwingend erforderlich gemacht hätte. 1865 waren sechstausend Schützen und eine Delegation aus New York zum Wettbewerb auf der Bürgerweide angetreten, doch von den erhofften viertausend Zuschauern ließen sich gerade vierhundert blicken. Die Sonne brannte tagelang vom Himmel, und die Bremer lagen lieber am Strand von Weser und Ochtum, als sich gar kochen zu lassen. Die Schützen zeigten sich höchst ungehalten und kühlten ihren Durst mit Gallonen von Wein, was der Treffsicherheit nicht sehr zuträglich gewesen sein soll. Deutschland lachte über das Desaster im Norden, und die Bremer Kaufleute, in heller Aufregung um den respektablen Ruf der Hansestadt, leiteten umgehend Konsequenzen ein.

Gustav Andreesen, Heinrichs Vater, gründete ein Komitee zur »Bewaldung der Bürgerweide«, in dem zwölf der angesehensten, mächtigsten Bremer Kaufleute ihrer Kreativität und vor allem ihren finanziellen Mitteln freien Lauf ließen. Nach vielem Hin und Her wurde der Lübecker Landschaftsgärtner Wilhelm Benque engagiert, der für seine rüden Manieren ebenso berühmt war wie für sein gestalterisches Können. Das Ergebnis waren fünfundsiebzig Hektar prachtvolle Parkanlage mit Platanen und Eichen, Kastanien und Linden, Wasserläufen, Teichen, romantischen Brücken, Marmorpavillons und Springbrunnen, gewundenen Waldpfaden und weiten Lichtungen. Der Bürgerpark wurde schnell zum beliebtesten Ausflugsziel der Bremer. Sie kamen zu Fuß und mit Pferd und Wagen aus Hastedt, der Neustadt, der Vorstadt. Nur die Schwachhausener hatten es bequemer. Die Elektrische brachte sie von der Schwachhauser Chaussee mit neun Stundenkilometern direkt zur Meierei, einem von sechs Eingängen zum Park.

Für Heinrich bedeutete der Weg durch den Bürgerpark eine Art Niemandsland zwischen den Geschäften am Wall und dem Familiensitz, der Villa an der Parkallee, die ein wenig erhöht auf einem kleinen Hügel am Ende des Parks lag, als würde sie über den Park und die ganze Stadt wachen. Heinrich hatte nichts dagegen, das Andreesen-Unternehmen zu führen, aber er genoss die Dreiviertelstunde, in der er weder der Erbe war, der Entscheidungen treffen, noch der Sohn, der sein ganzes Tun rechtfertigen musste.