Illustration

Claudia Rauchegger-Fischer

„Sind wir eigentlich schuldig geworden?“

Für Hermann, Clara, Teresa und Olivia
und meine Mutter Melanie

 

 

STUDIEN ZU GESCHICHTE UND POLITIK

Band 22

herausgegeben von Horst Schreiber

Michael-Gaismair-Gesellschaft

www.gaismair-gesellschaft.at

Illustration

www.gaismair-gesellschaft.at

 

Claudia Rauchegger-Fischer

„Sind wir eigentlich schuldig geworden?“

Lebensgeschichtliche Erzählungen von Tiroler Frauen der Bund-Deutscher-Mädel-Generation

StudienVerlag

Innsbruck
Wien
Bozen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

 

Einleitung

Über den Nationalsozialismus sprechen

Erinnerungskonstruktionen

Täterinnen – Profiteurinnen – Zuschauerinnen?

Der BDM in Tirol – ein Abriss

Die illegale Mädchenorganisation

Netzwerke

Verurteilungen

Die Staatsjugend

Die Organisation

Ideologische Schulung

Das deutschnationale Milieu

Das Sample

Kurzbiografien der Interviewten

BDM-Führerinnen

Mädchen mit und ohne BDM-Mitgliedschaft

Familie als Sozialisationsinstanz

Führerinnenväter: großdeutsch, antisemitisch und bildungsaffin

Unpolitische und fanatische Mütter

Bildungsbürgerinnen

Das Städtische Mädchenrealgymnasium

Die Universität

Evangelisch in Tirol

„Deutschevangelisch ohne Bindestrich“

Die „Kreuzfahrer“

Die Attraktivität einer Diktatur – sieben Einzelfallstudien

Lore K. – „… der jahrelang ersehnte Führer“ – Anschlusseuphorie

Tilli U. – „… dass du immer hast müssen Vorbild sein“ – Frauenbild zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Rosa S. – „… aber sie haben alle nicht so viel erlebt wie ich“ – Ausbruch aus Familienstrukturen

Ulla V./Cäcilia V. – „… ich habe einfach ein Streben nach oben gehabt“ – Der Wille zu gestalten

Dora E. – „… da ist man auch wie jeder andere Arbeiter versichert gewesen“ – Sozialer Aufstieg durch politische Arbeit

Anna B. – „… am 20. April haben wir allweil Schnitzel kriegt“ – Identifikation mit der Macht

Edith F. – „… habe dann das Postamt Fügen leiten müssen“ – Erfahrungen von Emanzipation

„Sind wir eigentlich schuldig geworden?“

„Weil sie sind anders, die Juden sind anders wie wir, nicht?“ – Antisemitismus als Lebenseinstellung

„Die Gretl, wir haben sie alle gerne mögen.“ – Zwischen ideologischer Pflicht und emotionaler Neigung

„… und da bin ich nach Polen gegangen …“ – Idylle und Erschütterung

„Wir waren die bösesten Menschen der Erde“ – Bindungen an die NS-Vergangenheit

„Man hat sich überhaupt vor diesem ganzen Zusammenbruch gefürchtet“ – Verantwortungsverweigerung und Schuldabwehr der BDM-Elite nach 1945

„… der Mensch hat ja nur für Deutschland gelebt“ – Kontinuität des Hitlermythos

Anmerkungen

Abkürzungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Interviews

Bildnachweis

Vorwort

Der Bund deutscher Mädel war bisher in Tirol nur wenig beforscht, die Quellenlage ist äußerst dürftig. Die zahlreichen Interviews, die Claudia Rauchegger-Fischer mit ehemaligen Angehörigen der weiblichen NS-Jugend geführt hat, erhellen Herkunft und Sozialisation der einstigen Führerinnen des BDM, dessen Attraktivität und den Umgang mit dem Nationalsozialismus nach 1945.

Die Jugendlichen und jungen Frauen, die in den 1930er- und 1940er Jahren den BDM in Tirol leiteten, kamen aus einem gutbürgerlichen, häufig protestantischen Elternhaus, verfügten über höhere Bildung und betätigten sich zunächst in Jugendbünden wie dem „Wandervogel“ oder der evangelischen Jugendbewegung der „Kreuzfahrer“, bevor sie zum verbotenen Bund deutscher Mädel stießen. Ihre Väter, häufig Mitglieder in Burschenschaften und Corps, waren antisemitisch, demokratiefeindlich und radikal deutschnational bis nationalsozialistisch eingestellt.

Anhaltende Anziehungskraft auf die Frauen übten der Führermythos und das Gemeinschaftserlebnis aus. Adolf Hitler diente als Projektionsfläche eigener Wünsche und Sehnsüchte. Seine Person blieb unantastbar: eine Lichtgestalt, an der die Frauen auch im hohen Alter festhielten.

Den Interviewpartnerinnen ist es ein tiefes Bedürfnis mitzuteilen, dass sie sich für eine gute Sache einsetzen wollten. Sie zeigen sich enttäuscht, dass sie ihren Idealismus in der NS-Zeit selbst eigenen Kindern, der Enkelgeneration und liebgewonnenen Nichten nicht verständlich machen können. Die „Volksgemeinschaft“ empfanden sie als große Familie, als harmonische Gesellschaft von Gleichen und Gleichgesinnten. Die ehemaligen BDM-Führerinnen schwärmen vom Gefühl der Zusammengehörigkeit, dem vielfältigen Freizeitangebot, dem ständigen Aktivismus, dem gemeinsamen Singen und Turnen auf Lagern und Fahrten. Sich selbst erlebten sie als einsatzbereit und aufopfernd. Sie konnten als Frauen Organisationstalent und Führungsfähigkeiten unter Beweis stellen und standen als Kameradinnen scheinbar auf derselben Stufe wie Männer.

Diese erweiterten Handlungsmöglichkeiten boten Karrierechancen und führten zu subjektiv erlebten emanzipatorischen Erfahrungen. Im sogenannten Osteinsatz ging es in die weite Welt, sprach ihnen die Diktatur eine bedeutsame politische Rolle in der Germanisierungspolitik zu. Gerade Schilderungen einiger Interviewten über ihre Zeit in Polen, wo sie in die Nähe der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen kamen, gehören zu den besonders verstörenden Passagen dieses Buches. Die Identifikation mit der „Volksgemeinschaft“, der Arbeit im BDM, mit Hitler und dem Nationalsozialismus verhinderte, die Ausgeschlossenen wahrzunehmen. Das Einverständnis mit der Diktatur basierte auf der Akzeptanz des Rassismus und der rassischen Ungleichheit. Fast alle der einstigen Führerinnen haben ihre Gesinnung nach dem Krieg unbeirrt beibehalten. Die Feststellung von Tilli U. ist repräsentativ für diese Gruppe von Frauen. Der Rassegedanke, betont sie, „der ist mir sehr plausibel und ist es auch heute noch“. Ob die Befragten über die Zeit vor und während der NS-Herrschaft sprechen oder über die Jahrzehnte nach 1945, Judenhass und Fremdenfeindlichkeit, Hitlerverehrung und NS-Ideologie durchziehen die Gespräche wie ein roter Faden.

Die vorliegende Studie bestätigt bisherige Annahmen, dass die Tiroler BDM-Führerinnen in erster Linie aus dem gehobenen städtischen Bürgertum stammten. Aber es gab auch Ausnahmen: Für junge Frauen, die wie Dora E. aus proletarischen Verhältnissen kamen, war eine materielle Absicherung in Form einer hauptamtlichen Anstellung von großer Bedeutung. Die Attraktivität des BDM war für sie untrennbar verbunden mit der Hoffnung auf sozialen Aufstieg. Dies gilt auch für einfache Mitglieder der NS-Jugend, für die der BDM nur eine Übergangsperiode darstellte und als Vehikel diente, sich aus prekären Lebensverhältnissen und materieller Not zu befreien. Ihr Bezugspunkt sind nicht der BDM und das Gruppenerlebnis. Mit einem Beitritt bewiesen sie Loyalität zum Regime, um einen begehrten Arbeitsplatz zu bekommen. Für eine Angehörige der unteren Mittelschicht eröffnete sich die Perspektive einer selbstständigen weiblichen Existenz, die als Postamtsleiterin in einem kleinen Ort kriegsbedingt in eine Männerdomäne eindringen konnte. Für eine junge Frau aus der unteren Klasse war die Zeit des Nationalsozialismus der Beginn materieller Sicherheit in einem Traumberuf. Sie hatte nicht nur einfach Arbeit; als Sekretärin im Gauhaus blieb ihr der Eintritt in eine Fabrik als Hilfsarbeiterin erspart und sie genoss die Anerkennung „bedeutender“ Männer. Bis dahin hatte sie bitterste Not erlebt, nun konnte sie etwas lernen und hatte genug zu essen. Für die eine war der Zusammenbruch des Nationalsozialismus gleichbedeutend mit dem Ende der Berufskarriere, die andere blickt mit tiefempfundener Dankbarkeit auf die NS-Zeit zurück, in der ihre bescheidenen Ansprüche als Unterprivilegierte auf ein gutes Leben in Erfüllung gingen.

Claudia Rauchegger-Fischer lässt ihre Interviewpartnerinnen über das Schwellenjahr 1945 berichten. Vor uns breiten sich die Erzählungen einer Opfergemeinschaft aus. Entgegen gängigen Deutungen und Selbstdarstellungen empfinden sich diese Frauen nicht als verführte und betrogene Opfer des Nationalsozialismus, sondern als Opfer der Entnazifizierung, die sie als Zeit der Verfolgung interpretieren. Auch wenn nur ein Teil betroffen war und Entlassungen aus dem Schuldienst, Sühnemaßnahmen und Vermögensverlust wieder aufgehoben wurden, blieben diese Jahre sozialer Ächtung und materieller Deklassierung als prägende Erfahrungen im Gedächtnis. Sie schufen nachhaltige Distanz zum politischen System der Zweiten Republik, schweißten die ehemaligen Führerinnen zu einer NS-nostalgischen Erinnerungsgemeinschaft zusammen und erleichterten es ihnen, jegliche Mitverantwortung hartnäckig von sich zu weisen. Das Ende des Krieges begrüßten die Interviewten zwar, doch für sie war es keine Befreiung vom Nationalsozialismus, auch aus heutiger Sicht nicht, sondern die totale Katastrophe, ein Zusammenbruch ihrer Träume und Zukunftsvorstellungen: „(…) also ich war dermaßen deprimiert und habe gedacht, mit einem anderen Führer muss die nationalistische Idee weitergehen und das war aber nicht so.“

Bei allen Interviews kommt beträchtliches Wissen über die Verbrechen in der NS-Diktatur zum Vorschein. Dennoch geben sich die meisten Frauen ahnungslos und uninformiert. Ihre Tätigkeiten im BDM bezeichnen sie als unpolitisch. Berichten sie von Opfern, dann gehen die präsentierten Geschichten gut aus. Empathie und Mitleid zeigen sie für sich selbst, ihre Familien und die deutsche Bevölkerung. Das NS-Regime beurteilen sie nach dem eigenen Profit und den Vorteilen, die ihrer Meinung nach die Angehörigen der „Volksgemeinschaft“ hatten. Die nationalsozialistischen Wendehälse, die sich bald nach 1945 den neuen politischen Verhältnissen anpassten, verachten sie. Der eigenen Vergangenheit abzuschwören, gilt ihnen als Rückgratlosigkeit und Verrat. Die ehemaligen BDM-Führerinnen und einfachen BDM-Mitglieder, die Nutznießerinnen der NS-Herrschaft waren, sperren ihr Wissen um die Verbrechen ab, um die „schönste Zeit“ ihres Lebens, wie sie wiederholt unterstreichen, reinzuhalten und vor einer Entwertung zu bewahren.

Vor welch immensen Herausforderungen Frauen standen, wenn sie ihre NS-Vergangenheit neu bewerteten, um sich Fragen von Schuld und Verantwortung zu stellen, zeigt Claudia Rauchegger-Fischer am Beispiel einer Protagonistin, die in einem langen Prozess der Selbstreflexion und anstrengender Auseinandersetzungen mit ihren erwachsenen Kindern, der Schwiegertochter und Enkelin der inneren Erstarrung entgeht. Die Umschrift der eigenen Vergangenheit bleibt unabgeschlossen und widersprüchlich, doch es gelingt ihr, ein individuelles Gewissen auszubilden und trotz aller Ausklammerungen, mit denen sie einen Teil ihrer alten Identität zu retten versucht, die Verbrechen des Nationalsozialismus und das Leid der Anderen zu erfassen. Verunsicherung, Scham und Distanzierung der langjährigen Freundinnen aus dem BDM sind der Preis. Neuorientierung, Selbsterkenntnis und Annahme in der Familie der Gewinn.

Innsbruck, Oktober 2018
Horst Schreiber, _erinnern.at_

Einleitung

Über den Nationalsozialismus sprechen

Anstatt die Sommerferien zu genießen, meldet sich die 15-jährige Irene G. zum Ernteeinsatz in einer kleinen Unterinntaler Gemeinde, hilft am Feld und bei der Stallarbeit mit und fühlt sich in der Gruppe der am Buchcover abgebildeten BDM-Mädels sichtlich wohl. Das Titelbild zeigt ein typisches Sujet, das in zahlreichen Fotoalben von Frauen der „BDM-Generation“ aufscheint. Lachende Mädchen, die sich fern der Familie gebraucht und nützlich fühlen und das Gemeinschaftserlebnis unter Gleichaltrigen genießen. Neben der Arbeit singen sie zusammen und betreiben Sport, die schönen Erinnerungen an diese Zeit tauchen in den Erzählungen immer wieder auf. Dass sich auf den Sportdressen das Hakenkreuzemblem befand, ist auf dem Bild nicht zu sehen.1 Nahmen die Mädchen diese Verbindung wahr? Wie erzählen sie nach Jahrzehnten über diese Zeit? Hat sich ihre Beurteilung der NS-Zeit gewandelt? Ist das Sprechen über das eigene Involviert-Sein in das NS-Regime mit Tabus belegt oder ist inzwischen eine differenzierte und reflektierte Rückschau möglich? Sind Bindung und Loyalität dem Regime gegenüber immer noch wirkmächtig bei jenen, die damals zu den Überzeugten und Begeisterten zählten? Was ist aus den Überlegenheitsgefühlen der Angehörigen der „Volksgemeinschaft“ geworden, der Freude über den „Anschluss“? Gibt es ein Bewusstsein über die eigene NS-Verstrickung und womöglich über die eigene Mitverantwortung?

All diesen Fragen wird in der Arbeit nachgegangen. Über die Aktivitäten von Tiroler Frauen im illegalen BDM und in der Staatsjugend war bisher wenig bekannt. Die Auswertung von 302 Interviews ermöglicht Einblicke in das Verhalten von Tirolerinnen während der NS-Zeit und gibt Aufschluss über deren Umgang mit dem Nationalsozialismus nach 1945. Der Fokus der vorliegenden Studie liegt auf der Interpretation der Vergangenheitserzählungen von Frauen der Jahrgänge 1911 bis 1933, die als Jugendliche und junge Frauen die NS-Zeit erlebten. Wie in einem Brennglas zeigen sich in den Erinnerungskonstruktionen der interviewten Frauen Motive ihrer mehr oder weniger geglückten „Nationalsozialisierung“.3 Sie geben Aufschluss darüber, welche Mechanismen wirksam wurden, dass Menschen die radikale Ausgrenzung von Juden und Jüdinnen, Roma und Romni, Sinti und Sintisa, ZwangsarbeiterInnen und Menschen mit Behinderung „übersahen“ oder sogar guthießen.

Ziel der Untersuchung war, sowohl einfache BDM-Mitglieder zu befragen, als auch Einblick in die Führungsebene zu erhalten. 13 Interviewte waren vor oder nach dem „Anschluss“ BDM-Führerinnen in verschieden einflussreichen Rängen, zehn engagierten sich für die NS-Jugendorganisation schon während des Parteiverbotes in Österreich von 1933 bis 1938. Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Studie richtet sich auf diese Gruppe der ideologisch überzeugten Nationalsozialistinnen. Die Erzählungen von jenen Frauen, die entweder einfache BDM-Mädchen waren oder die die Jugendorganisation des Regimes gar nicht erfasste, wurden ergänzend in die Analyse einbezogen, einerseits um die Auswirkungen einer BDM-Mitgliedschaft für weibliche Jugendliche unterprivilegierter sozialer Herkunft darzustellen, andrerseits auch um Haltungen zu berücksichtigen, die dem Nationalsozialismus und BDM indifferent oder kritisch gegenüberstanden.4

Ehemalige BDM-Mädel, die der NS-Ideologie fernstanden, waren eher bereit, mit der Interviewerin zu sprechen als jene, die in verschiedenen Funktionen in das System eingebunden waren. Grundvoraussetzung für ein Gespräch und die Freigabe des Interviews für eine wissenschaftliche Bearbeitung war, besonders bei der Gruppe der früheren BDM-Führerinnen, die Zusicherung der Anonymisierung in einer schriftlichen Vereinbarung.5 In der vorliegenden Studie ist jeder Interviewten ein Pseudonym in Form eines zeittypischen Vornamens und eines Anfangsbuchstabens eines erfundenen Nachnamens zugeordnet. Geburtsdaten und Ortsbezeichnungen entsprechen den realen Gegebenheiten.6 Für jedes Interview wurde eine eigene Audio- und Textdatei angelegt.7 Die Transkription der Interviews erfolgte auf folgende Art: Wörter und Sätze wurden so übernommen, wie sie die Gesprächspartnerinnen äußerten, um Sprachduktus und Erzählweise so gut wie möglich zu veranschaulichen. Um die Verständlichkeit zu erhöhen, kam es fallweise zu sprachlichen Glättungen. Wortabbrüche und Satzabbrüche sind durch freistehende Gedankenstriche gekennzeichnet, deutliche Pausen durch drei Punkte dargestellt. Auslassungen werden durch Punkte in Klammern sichtbar gemacht. Das Datenmaterial umfasst 40 Stunden Audio und 1.300 Seiten Transkription. Der Forschungsansatz folgt Methoden der qualitativen Sozialforschung: Das Erhebungsinstrument sind teilstrukturierte narrative Interviews8 unter besonderer Berücksichtigung des Interpretationsrahmens von Margit Reiter.9 Die Auswertung der transkribierten Interviews erfolgte nach der Methode der Grounded Theory.10

Nach Darlegung der historischen Rahmenbedingungen in Kapitel 2, das Informationen über den illegalen BDM und die Staatsjugend in Tirol in einem kurzen Abriss bereitstellt, thematisiert die Arbeit im Folgekapitel das „deutschnationale Milieu“ in Innsbruck vor 1938, das vor allem die Führerinnen sozialisierte. Die Rolle der Väter und auch der Mütter bei der Herausbildung einer politischen Orientierung bringen die Erinnerungen der interviewten Frauen deutlich zum Ausdruck. Liberale bzw. „deutschfreiheitliche“ Innsbrucker Bürger schickten ihre Töchter auf das 1910 gegründete Städtische Mädchenrealgymnasium in der Sillgasse, das vor 1938 ein Sammelpunkt für den illegalen BDM darstellte. Im katholisch geprägten Tirol nahmen die Evangelischen seit Jahrhunderten eine Außenseiterrolle ein. Wie sich das auf ihre Einstellung zu Deutschland ab 1933 auswirkte, wird ebenfalls in diesem Kapitel geklärt. Der vierte Abschnitt der Studie stellt Fallanalysen vor, in denen die Attraktivität und Faszination von BDM und Nationalsozialismus herausgearbeitet werden. Hineingeboren in eine Welt, in der das „Weibliche“ als das Zweitrangige gewertet wurde,11 eröffneten sich für zahlreiche Frauen während der NS-Herrschaft neue Handlungsspielräume, die sie nutzten und zu willigen Komplizinnen des Regimes werden ließen. Inwieweit das vorhandene Wertesystem der Frauen in Einklang mit der Ausgrenzung von Mitschülerinnen und Freundinnen zu bringen war und welche nachträgliche Beurteilung die Verfolgung und Ermordung von Juden und Jüdinnen erfuhr, ist Thema des fünften Kapitels. Der nächste Abschnitt geht der Frage nach, inwiefern das Jahr 1945 eine Zäsur für die interviewten Frauen darstellte. Ihr Umgang mit Schuld und Verantwortung sowie der aktuelle Stellenwert von Führermythos und NS-Ideologie für die BDM-Generation bilden das Abschlusskapitel.

Erinnerungskonstruktionen

Die Arbeit basiert auf den Erzählungen von 2912 Tiroler Frauen, die als Jugendliche und junge Erwachsene die NS-Zeit erlebten. Die für die Arbeit interviewten Frauen bilden keine homogene „Erinnerungsgemeinschaft“,13 sondern ihre soziale und ideologische Herkunft und auch unterschiedliche „biographischen Prägephasen“14 führten zu verschiedenen Narrativen. Der Soziologe Maurice Halbwachs spricht vom kollektiven Gedächtnis, das sich jedoch in unterschiedlichen Erinnerungsmilieus und Gruppengedächtnissen manifestiert. In Tirol gibt es kein homogenes Erinnerungsmilieu: Sozialdemokratische Frauen und katholische Frauen, die in kritischer Distanz zur NS-Ideologie standen, erinnern sich anders als hauptamtlich angestellte BDM-Führerinnen. Von einem einheitlichen Denken der Frauen derselben Generation kann daher nicht gesprochen werden.

Narrative, autobiografische Interviews leben von der Fähigkeit der InterviewpartnerInnen, sich an entscheidende Ereignisse ihres Lebens zu erinnern. Dabei wird die Vergangenheit entsprechend der aktuellen Lebenssituation remodelliert und sie den gegenwärtigen Bedürfnissen angepasst. Die persönliche Lebensgeschichte wird so nach den Anforderungen unterschiedlicher Lebensphasen entwickelt. Ohne Zweifel gestalten Menschen ihre Lebensgeschichte aktiv in der Interviewsituation mit. Was erinnert wird, ist – wie in der literarischen Erzählung – gefiltert.15 Spezifische Ereignisse werden meist nur dann gut erinnert, wenn sie überraschend oder einzigartig waren, wenn sie von starken Emotionen begleitet und folgenreich waren oder wenn sie oft abgerufen und anderen erzählt wurden. Nach Rüdiger Pohl ragen die bedeutsamen persönlichen Erfahrungen „wie Leuchttürme aus dem Rest der Erinnerungen heraus.“16 Die aktuellen Erkenntnisse der neurowissenschaftlichen und psychologischen Forschung gehen davon aus, dass ältere Menschen eine besonders einprägsame Erinnerung an die Lebensjahre zwischen 15 und 30 haben. Die intensiven Erinnerungen fallen also in die Übergangszeit von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter, in die Zeit, in der man immer mehr Autonomie gewinnt und ein umfassenderes Selbstkonzept entwickelt. Sie sind ein Meilenstein in der Entwicklung eines autobiografischen Gedächtnisses.17 Dass dieses Gedächtnis die Vergangenheit rekonstruiert, fällt besonders ins Auge, wenn man die Veränderungen subjektiver kognitiver und emotionaler Bewertungen von persönlichen Lebenserfahrungen im Verlauf des Lebens eines Menschen betrachtet. Es besitzt also eine Schlüsselfunktion für Prozesse der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung und auch für den Wandel der eigenen Persönlichkeits- und Identitätsmerkmale.18 Herausragende Bedeutung beinhalten Ereignisse wie Einschulung, Berufseintritt oder Heirat, können aber auch individuelle, nicht vorhersehbare Geschehnisse sein. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse decken sich ebenfalls mit den Erfahrungen bei den Interviews, die teilweise durch detailreiche Erzählungen gerade über die Jugendzeit gekennzeichnet waren. Dass die Adoleszenz zu den „Leuchttürmen“ der erinnerten Autobiografie zählt, ließ sich in den Gesprächen mit den Interviewpartnerinnen feststellen.

Die Lebensgeschichte ist eng mit dem eigenen Identitätskonzept verbunden. „Wir sind, was wir erinnern.“19 Das Erzählen von Erinnerungen schafft Gemeinschaft und hat eine starke soziale Funktion. Rückblicke auf ausgewählte Ereignisse lassen Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeitskonstruktion zu. Konstitutives Element erzählter Erinnerung ist es, nur Teile eines Erlebnisses auszuwählen, es zu verallgemeinern und umzudeuten, fehlende Teile durch sinnstiftende Verbindungen zu ersetzen und so Ungereimtheiten zu glätten.20 Lebensgeschichtliche Interviews sagen weniger darüber aus, wie etwas gewesen ist, sondern „wie etwas von heute aus als vergangenes Ereignis wahrgenommen, präsentiert und gedeutet wird“.21 Nicht die Rekonstruktion steht im Mittelpunkt, sondern der nachträglich hergestellte Sinnzusammenhang. In der vorliegenden Studie ging es daher in erster Linie um die Analyse dieser von den interviewten Frauen vermittelten Sinnzusammenhänge und die Interpretation der nachträglichen Deutungen ihrer Erfahrungen.22 Alexander von Plato bezeichnet Erinnerungen als Quellen, in denen wir etwas über die „verarbeitete“ Vergangenheit erfahren und Nachwirkungen bestimmter Erfahrungen, wie die Sozialisation in der HJ und im BDM, festmachen können.23 Der retrospektive Blick auf die NS-Zeit ermöglicht Einblicke in Familienerzählungen, die prägend für die österreichische Erinnerungskultur waren. Wir erfahren, wie sich das aktuelle Selbst dieser Frauen aus diesen Erinnerungen gebildet hat, um eine kohärente Lebensgeschichte erzählen zu können.

Was aus der „unendlichen Vielfalt des Wahrgenommenen“24 ausgewählt wird und was der Aufmerksamkeit entgeht, ist in biografischen Erzählungen von besonderem Interesse. Wenn die interviewten Zeitzeuginnen in ihren Erzählungen nur ganz punktuell oder überhaupt nicht auf Opfer des NSR-egimes zu sprechen kommen, stellen sich Fragen nach den Ursachen für das Ausklammern und Vergessen, Absperren und Verdrängen ein. Wurden schreckliche Geschehnisse nicht abgespeichert, weil die Wahrnehmung von Leid und Unrecht nicht in die eigene Wirklichkeitswahrnehmung passte? Wurden diese Beobachtungen im Erinnerungskollektiv überhaupt diskutiert? Oder spricht Gerda W., die ehemalige Mädelführerin im Obergau Tirol, jenen Frauen aus dem Herzen, die die Jugendzeit im BDM positiv erlebt hatten:

Gerda W.: Ich habe nur, wenn ich Teile [der NS-Verbrechen] gehört habe, aber ich weiß nicht mehr, welche, dass ich mir gedacht habe, Menschenskind, jetzt hört schon einmal auf, auf die Zeit zu schimpfen. (Gerda W., 60)

Täterinnen – Profiteurinnen – Zuschauerinnen?

„Sind wir eigentlich schuldig geworden?“25 ist eine Frage, die in vielen Interviews in Form verschiedener Abwehrhaltungen mitschwingt, offen und ausdrücklich spricht sie nur eine BDM-Führerin an. 1983 sorgte Christina Thürmer-Rohr für Aufsehen, als sie der bis dahin geltenden Ansicht von Frauen als Opfern der NS-Herrschaft die These ihrer Mittäterschaft gegenüberstellte. Sie ging davon aus, „dass Frauen in der patriarchalen Kultur Werkzeuge entwickeln und sich zu Werkzeugen machen lassen, mit denen sie das System stützen und zu dessen unentbehrlichem Bestandteil werden können“.26 Frauen wurden in der feministischen Bewegung der 1960er und 1970er Jahre als kollektive Opfer des Patriarchats gesehen. Wer keine Macht hat, kann auch keine Verantwortung tragen. Diese Haltung befreite Frauen vom „Damoklesschwert eigener Kollaboration“.27 Der Nationalsozialismus wurde als extreme Erscheinungsform des Patriarchats interpretiert und dementsprechend fast alle Frauen in dieser Zeit zu Opfern der unterdrückenden Verhältnisse erklärt.28 Thürmer-Rohr wandte sich gegen verallgemeinernde Entlastungskonstruktionen, die aus Opfererfahrungen eine weibliche Identität herstellen wollten:29

„Frauen werden nicht nur unterdrückt, missbraucht und in ein schädigendes System verstrickt, sondern steigen auch eigentätig ein, gewinnen Privilegien, ernten fragwürdige Anerkennung und profitieren von ihren Rollen, sofern sie sie erfüllen. Frauen sind nicht nur durch gemeinsame Leiderfahrungen geprägt, sondern auch durch direkte und indirekte Zustimmung zur Höherwertung des Mannes und zur Entlastung gesellschaftlicher Täter. Diese Bereitschaft zur Duldung, Unterstützung oder Nichtzuständigkeit ist der Triumph, den die Patriarchate feiern können.“30

Thürmer-Rohr spricht von den „leisen Akteurinnen“,31 die in Komplizenschaft mit den Männern am NS-Regime beteiligt waren. Angelika Ebbinghaus zeigt auf, dass Frauen durchaus von der NS-Politik profitierten und in vielfältiger Weise engagiert waren.32 Gudrun Schwarz geht von einem „Ensemble von Männern und Frauen“33 aus, das durch gemeinsame rassistische Ziele verbunden war. Der Nationalsozialismus gilt als „männliches“ Phänomen, weil ein reaktionäres Frauenbild, das der „deutschen Frau und Mutter“, propagiert wurde. Die NS-Führungs- und Machtpositionen waren ausschließlich von Männern besetzt. Auch in den Führungsetagen der Reichsjugendführung waren Frauen stark unterrepräsentiert. 1939 finden sich zwar fünf Frauen in gehobener Stellung mit Jutta Rüdiger als BDM-Reichsreferentin, doch insgesamt stehen 30 Frauen 135 Männern gegenüber. Außer Rüdiger leitete keine der Frauen ein Amt.34 Gemäß Parteiprogramm durften Frauen in der NSDAP keine Führungspositionen einnehmen.35 Aus all diesen Gründen wurden sie nach 1945 mehr oder weniger pauschal aus dem Kreis der Verantwortlichen ausgeklammert, auch bei der Entnazifizierung.

Dem NS-Rollenverständnis, das Frauen diskriminierte und die ins Rutschen geratenen Geschlechterverhältnisse wieder zugunsten des Mannes verändern wollte, stand aber eine widersprüchliche Realität gegenüber, in der, vor allem kriegsbedingt, Frauen in traditionelle Männerdomänen vordrangen und neue Gestaltungsräume im öffentlichen Raum vorfanden oder als Angehörige der „Volksgemeinschaft“ ideell und materiell profitierten. Viele empfanden sich daher nicht als politisch Entmündigte, die auf ihre biologische Funktion reduziert wurden, sondern billigten das Gewaltsystem, das sie aufwertete.

Die Forschung der letzten Jahre betont die Inhomogenität von Frauen, ihre unterschiedlichen Problemlagen, Erfahrungen und Partizipationsmöglichkeiten. Sie werden unter Einbeziehung ihrer gesellschaftlichen Position nun differenzierter betrachtet. Nicht mehr nur als Täterinnen ODER als Opfer, sondern als vielfältige Akteurinnen, die einmal Opfer, dann wieder Täterinnen oder beides zugleich sein können.36 In ihrer Rolle als Mitgestalterinnen des NS-Systems rücken nun Frauen auf den unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen immer mehr ins Blickfeld der Forschung, in all der Vielschichtigkeit ihrer Verstrickungen, die über die Begrifflichkeit von Täterinnen, Mitläuferinnen und Opfer hinausgehen.37 Harald Welzer stellt prononciert fest:

„Es gibt nur Menschen, die gemeinsam, jeder auf seine Weise, der eine intensiver und engagierter, der andere skeptischer und gleichgültiger, eine gemeinsame soziale Wirklichkeit von Tätern und Opfern herstellen. Die nationalsozialistische Gesellschaft vermochte eine ungeheure psychosoziale Energie und Dynamik bei ihren Mitgliedern gerade deshalb freizusetzen, weil das ‚Tausendjährige Reich‘ von den meisten nichtjüdischen Deutschen als ein gemeinsames Projekt empfunden wurde, an dem sie teilhaben wollten und auch durften.“38

Die positive Einstellung der Mehrheit der Bevölkerung zum Nationalsozialismus hing damit zusammen, dass Willkür und Unrecht bis 1944 fast ausschließlich die Nichtzugehörigen der NS-Volksgemeinschaft trafen: die als fremdrassig, asozial oder als unwertes Leben Kategorisierten, Widerständige, GegnerInnen und von der nationalsozialistischen Norm Abweichenden. Die Mitglieder der „Volksgemeinschaft“, Männer wie Frauen, genossen ihren Status als Herrenmenschen, Rechtssicherheit und staatliche Fürsorge. Der gesellschaftliche Ausschluss der einen beförderte die Zugehörigkeit und die Vorteile der anderen. Beurteilt man Frauen und Männer nach denselben Maßstäben, kommt man, so Margit Reiter, zu folgender Einschätzung:

„Es gab vollkommen oder zumindest partiell überzeugte Nationalsozialistinnen, einige aktive Täterinnen oder Mittäterinnen, so genannte ‚Mitläuferinnen‘, Mitwissende, Zuschauende und Wegschauende, es gab aber auch einige, wenn auch wenige aktive Widerstandskämpferinnen oder gegen die NS-Ideologie resistente Frauen, die im öffentlichen Bewusstsein allerdings wenig Platz finden.“39

In der vorliegenden Studie wird ersichtlich, in welch unterschiedlichem Grad Frauen in das NS-System involviert waren und wie unterschiedlich oder ähnlich ihre Verarbeitungsmechanismen nach 1945 waren. Ehemalige Führerinnen des BDM legten einen hohen Grad an übereinstimmenden Haltungen an den Tag. Eine ablehnende Einstellung zum Nationalsozialismus nahmen in und nach der NS-Zeit nur wenige der interviewten Frauen ein. Dies hat mit dem großen Anteil von BDM-Führerinnen und den positiven Erfahrungen von einfachen BDM-Mitgliedern zu tun, die befragt wurden. Andererseits deckt sich der geringe Anteil von Widerständigen – eine Frau leistete aktiven Widerstand,40 drei weitere lehnten das Regime aus politischen oder religiösen Gründen ab41 – mit den Ergebnissen der Forschung, gerade auch in Tirol.42

Der BDM in Tirol – ein Abriss

Die illegale Mädchenorganisation

Schon in der ersten Hälfte der 1920er Jahre bestanden unter dem Vereinsnamen „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterjugend“ (NSDAJ) nationalsozialistische Jugendgruppen, denen zum Teil auch Mädchen angehörten. Aus der NSDAJ entstand 1927 die österreichische Hitlerjugend, die immer mehr unter den Einfluss der deutschen Parallelorganisation geriet.43 Einige Zeit gab es innerhalb der NSDAJ gemischtgeschlechtliche Gruppen, doch bereits 1930 erfolgte die organisatorische Geschlechtertrennung mit der Gründung des „Bundes Deutscher Mädel in der HJ“ als Unterorganisation der Hitlerjugend.44 Der Bund deutscher Mädel war zwar formal selbstständig, organisatorisch jedoch dem Reichsjugendführer unterstellt. Herta Stumfohls erste Anordnung als Führerin des BDM-Gaues Wien lautete 1931: „Die Mädchengruppen (…) werden getrennt von der Hitlerjugend geführt. Heimabende, Wanderungen u. dgl. Veranstaltungen dürfen von Burschen nicht besucht werden.“45 In Deutschland vereinnahmte der immer mächtiger werdende Apparat der Hitlerjugend ab diesem Zeitpunkt die bis dahin bestehenden Mädchengruppen der nationalsozialistischen Frauenorganisationen und geriet in Konflikt mit der NS-Frauenschaft, die „ihre“ Mädchengruppen nicht aufgeben wollte. Am 7. Juli 1932 erfolgte die gemeinsam von Gregor Strasser und Baldur von Schirach herausgegebene Weisung, dass alle Mädchengruppen der Frauenschaft aufgelöst und in den BDM integriert werden sollten.46 Der BDM war nunmehr eine selbstständige Organisation und die „Bundesführerin des BDM“, Elisabeth Greiff-Walden, unterstand unmittelbar der Reichsjugendführung. Sie konnte selbstständig Führerinnen einsetzen und abberufen, allerdings blieb die Gesamtorganisation politisch der Hitlerjugend unterstellt und so wurden etwaige Autonomiebestrebungen unterbunden und die Zentralmacht gestärkt.47 Herta Stumfohl schreibt über ihre Ernennung 1933: „Lydia Gottschewsky [die Reichsbeauftragte für den BDM] hatte mich vor ihrer Abreise in Wien zur Gebietsführerin für Österreich ernannt (…)“.48 In Österreich können die Jahre 1927 bis 1930 als Beginn nationalsozialistischer Mädchenorganisierung bezeichnet werden, allerdings blieb die Hitlerjugend in den frühen 1930er Jahren ein „marginales Phänomen“.49 Der österreichische BDM hatte am Anfang nur sehr wenige Mitglieder. Nach Schätzungen von Johanna Gehmacher waren Anfang 1932 in ganz Österreich etwa 500 Mädchen im BDM organisiert.50 1930 wurden erstmals Gauführerinnen ernannt, Mimi Conradi für Oberösterreich und 1931 Herta Stumfohl51 für Wien. So wurden die Mädchen dem Einfluss der HJ-Ortsgruppenführer entzogen, der Einfluss der deutschen Zentralstelle in Berlin wuchs jedoch deutlich. Das zeigte sich in neuen Ordnungsstrukturen wie verpflichtenden Schulungen, Mitgliedsbeiträgen und der Ablieferung von Berichten. Um mehr Mitglieder zu werben, übernahm der BDM Organisationsformen der Jugendbewegung: Wanderungen, mehrtägige Fahrten und Geländespiele, aber auch Volkstanzabende. Das Ideal der „Gemeinschaft“ trat in den Vordergrund. Im März 1933 wurde mit der Ernennung von Herta Stumfohl als „Gebietsmädelführerin“ zum ersten Mal eine zentrale Führung des österreichischen BDM errichtet. Diese Ernennung fiel mit dramatischen Veränderungen in der österreichischen Politik zusammen, die schlussendlich zur Ausschaltung des Parlaments und zur Installierung eines autoritären Systems führten. Am 19. Juni 1933 wurde der BDM gemeinsam mit allen anderen nationalsozialistischen Organisationen verboten, jedoch bestanden auch im Austrofaschismus verschiedene Gruppen weiter.52 Die öffentliche Selbstdarstellung nach außen wie das Tragen von Uniformen, Abzeichen und Wimpeln waren nun nicht mehr möglich, bei Hausdurchsuchungen wurden Mitgliederlisten und andere schriftliche Unterlagen beschlagnahmt und Büros geschlossen. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich kam es in einigen Gebieten zur Reorganisation der zusammengebrochenen Strukturen des BDM. In Innsbruck zeigen die Berichte von nunmehr illegal agierenden Schülerinnen des Städtischen Gymnasiums in der Sillgasse (vgl. S. 97), dass die Treffen und Lager wie gewohnt stattfanden. Die Zahl der Mitglieder war allerdings aus Angst vor Aufdeckung und Bestrafung deutlich zurückgegangen. Die Spitze der österreichischen Hitlerjugend befand sich nun in Deutschland, unter Leitung von Paul Minke war die Reichsführerschule in Potsdam praktisch die Führungszentrale für die österreichische Hitlerjugend mit dem Auftrag, die österreichischen Führer und Führerinnen zu finanzieren und auszubilden. Minke war damit De-Facto-Führer der gesamten österreichischen Hitlerjugend. In der Folgezeit wurden nahezu alle höheren österreichischen HJ-Führer und BDM-Führerinnen nach Potsdam bestellt und dort ausgebildet. Potsdam war somit der zentrale illegale Stützpunkt der Landesleitung der österreichischen NSDAP. Otto Weber, der Vorarlberger HJ-Führer, war seit 1935 im Auslandsamt der Hitlerjugend-Zentrale in Berlin tätig und leitete zwischen 1936 und März 1938 die Befehlsstelle Südost der Reichsjugendführung. Herta Stumfohl hatte ebenfalls bezahlte Funktionen in der Reichsjugendführung inne und arbeitete zuletzt als Hauptreferentin sowie „stellvertretende Reichsreferentin“ des BDM. In Tirol war der BDM in dieser Zeit hauptsächlich auf deutschnationale bzw. großdeutsche Kreise in Innsbruck und einige wenige größere Orte im Unterland sowie in Telfs und Reutte konzentriert, zur Reichsjugendführung in Berlin bestanden aber enge personelle Kontakte.

Die Aktivitäten während der illegalen Zeit umfassten neben politischen Schulungen und Propagandaarbeit Wanderungen, mehrtägige Fahrten und Geländespiele, aber auch Volkstanz und Liederabende, gemütliches Zusammensitzen sowie die Organisation von Sommerlagern.53 Während der Zeit der Illegalität wurden Lager bei Gesinnungsfreunden oder auf entlegenen Hütten, die einen längeren Anmarsch erforderlich machten, abgehalten. Mehrfach schlugen verschiedene Gruppen in der Ramsau ihr Quartier auf, auch kurz nach dem Verbot der Partei im Juni 1933, um „die Mädel mit geistigen Waffen gleichsam auszustatten, immer mehr und immer mehr von unserer Weltanschauung in sie hineinzutragen und fest zu verwurzeln. Sie werden es (sic!) dann weitergeben an ihre Familie, an Freunde, an Arbeitskameraden und -kameradinnen und werden so die Träger der nationalsozialistischen Weltanschauung bleiben.“54

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Führerinnen aus ganz Österreich auf einer Skihütte bei Liezen im Ennstal anlässlich eines illegalen Schulungslagers 1937 (Foto Weber-Stumfohl, Ostmarkmädel, S. 160)

Neben BDM-Lagern fand auch Jungmädellager statt. Nach dem Frühsport halfen die Mädchen zwei bis drei Stunden am Bauernhof mit, nachmittags fanden Schulungen statt,55 die „die wesentlichen Fragen des deutschen Volkes“56 beinhalteten. Herta Stumfohl spricht davon, „dass wir das alles aber, ich möchte fast sagen, einhämmern müssen in die Hirne und Herzen der jungen deutschen Menschen“.57 1937 wurden in Schulungs- und Arbeitslagern 1.078 BDM-Führerinnen erfasst. Grundlage war „die Liebe zum deutschen Volk, das Wissen um ein Deutsches Reich und der unerschütterliche Glaube und die Liebe zum Führer“.58 Das Augenmerk lag auf der politischen Ausbildung der oberen Ränge, darunter verstand man die Führerinnen der Bundesländer und ihre wesentlichen Mitarbeiterinnen. Als Grundlage dafür dienten Hitlers „Mein Kampf“ und Alfred Rosenbergs „Mythos des 20. Jahrhunderts“.59

Bis zu Beginn der 1930er Jahre spielte die NSDAP in Tirol insgesamt eine untergeordnete Rolle, 1932/1933 gelang ihr schließlich der Durchbruch. Für den enormen Aufschwung war einerseits die Machtübernahme Hitlers in Deutschland ausschlaggebend, gleichzeitig erlebte Tirol den Höhepunkt der Wirtschaftskrise. Die Zahl der Arbeitslosen stieg steil an,60 die politische Radikalisierung nahm konstant zu61 und die NSDAP konnte immer mehr Ortsgruppen gründen. In den 1920er Jahren hatte die NSDAP besonders in den Städten Anhänger finden können, hauptsächlich in Innsbruck und Kufstein, ebenso in Kitzbühel. Nun fasste sie auch auf dem Land Fuß.62 Knapp die Hälfte der Tiroler NSDAP-Mitglieder von 1932, nämlich 46 %, war 21 bis 30 Jahre alt, 83 % nicht älter als 40 Jahre. Die Partei verstand es, Jugendliche und junge Erwachsene zu gewinnen, die vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg sozialisiert wurden und deren Biografien durch heftige Umbruchserfahrungen gekennzeichnet waren. Außerdem war die Tiroler Partei durch ein städtischmittelständisches Sozialprofil geprägt, wobei die Männer dominierten. Bei den Innsbrucker Gemeinderatswahlen im April 1933 erreichte die NSDAP 41 % der abgegebenen Stimmen und wurde zur stärksten Fraktion, in Landeck stimmten eine Woche später 38 % für sie. Nach dem Verbot am 19. Juni 1933 kam es trotz Massenflucht, Serienverhaftungen und Verhängung vieler Geldstrafen zu keinem Einbruch beim Zulauf zur Partei.63

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Waltraud Mignon, BDM-Führerin von Tirol während der Zeit der Illegalität, und Peperl (Josefine) Schrott, Ringführerin des Bezirks Kufstein (Foto Weber-Stumfohl, Ostmarkmädel, S. 145)

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Links: Waltraud Mignon, vermutlich in den 1940er Jahren (Foto Familiennachlass Waltraud Mignon); rechts: Porträt von Herta Mignon 1939 für die Sammlung „Blutadel“ des NS-Malers Wolfgang Willrich, der Menschen des „nordischen Typs“ festhalten wollte. Bildüberschrift: Hertha Mignon, BDM-Obergauführerin von Tirol und Vorarlberg, illegal Führerin von Innsbruck (Postkarte Privatarchiv Claudia Rauchegger)

In Tirol waren die Schwestern Waltraud (Traudl) und Herta Mignon die bestimmenden Persönlichkeiten nicht nur während der Zeit der Illegalität des BDM, sondern auch von 1938 bis 1945. Herta Stumfohl beschreibt die Schwestern, die sie 1934 in Innsbruck kennenlernte und zu denen sich eine enge Freundschaft entwickelte, folgendermaßen:

„Traudl und Herta sind unverkennbar Schwestern und doch sehr verschieden. Traudl ist ein ganz lebendiger und wohl stark gefühlsbetonter Mensch. Sie hat eine so liebe und herzliche Art, einen anzusprechen, und wird mit einer großen Zahl von Mädeln wohl sofort leicht vertraut durch ihre kameradschaftliche offene Art. Herta – um ein Jahr jünger – wirkt weit ernster und ist ein herber, vielleicht ein wenig verschlossener Typ. Allerdings: wenn man sie richtig kennt, dann geht auch sie ganz aus sich heraus und man erlebt, was für ein prachtvolles Mädel sie ist.“64

Das Zentrum der BDM-Aktivitäten vor 1938 Innsbruck bildete auf jeden Fall Innsbruck, das sich durch seine städtische, deutschnationale Bildungsschicht vom ländlich-katholisch dominierten Tirol unterschied. Das Städtische Mädchengymnasium in der Sillgasse stellte dabei den Dreh- und Angelpunkt dar. Provinzielle Ausnahmen bildeten im Unterland die Grenzstadt Kufstein sowie Kitzbühel, Schwaz, das Zillertal, Hopfgarten, Fieberbrunn, Telfs und Reutte bzw. vereinzelte BDM-Gruppen in Osttirol.65

Netzwerke

Die Schwestern Mignon pflegten eine langjährige Freundschaft mit der österreichischen BDM-Obergauführerin Herta Stumfohl. Als diese 1934 nach dem gescheiterten NS-Putschversuch nach Deutschland beordert wurde und dort als Mitarbeiterin der BDM-Reichsreferentin Trude Mohr eine hohe Position in der Reichsjugendführung bekleidete, hielt sie weiterhin Kontakt zu „ihren Mädeln“.66 Zu Pfingsten 1934 traf sie die Schwestern Mignon im Hotel „Maria Theresia“ in Innsbruck. Traudl Mignon war wenige Wochen zuvor zur Obergauführerin von Tirol ernannt worden, Herta Mignon zur BDM-Führerin von Innsbruck. Das katholische Tirol, dominiert von der Christlichsozialen Partei,67 war in ländlichen Gegenden ein hartes Pflaster für den BDM:

„Es gibt Täler in Tirol, wo Traudl als BDM-Führerin die erste ist, die als Vertreterin einer Formation der illegalen NSDAP vorstößt und damit für die Partei wirbt. Das Land ist arm, und man muss einmal durch Tirol gefahren oder noch besser gewandert sein, dann erlebt man, was das bedeutet, wenn ein Großteil der Bevölkerung aus Bergbauern besteht, deren Höfe hoch oben in den Bergen liegen, kilometerweit voneinander getrennt und stundenweit von der nächsten Ortschaft. Welch unermüdlicher Einsatz, welche tägliche körperliche Anstrengung und tatsächliche Opferbereitschaft ist notwendig, um da die Arbeit aufrechtzuerhalten und – noch mehr – sie zu begründen.“68

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Obergauführerin Herta Stumfohl und Gebietsführer Karl Kowarik im Bayrischen Hof in Salzburg, einem Treffpunkt der illegalen Hitlerjugend (Foto Weber-Stumfohl, Ostmarkmädel, S. 161)

Am 9. Mai 1934 besuchte Herta Stumfohl den Gau Tirol und traf sich mit Traudl Mignon am Zoologischen Institut an der Universität Innsbruck. Dieser Treffpunkt galt als optimale Tarnung, da Traudl Mignon als „eifrige und ernsthafte Studentin bekannt“69 war.

„Diesmal bin ich die ‚Studienkollegin‘, mit der sie gemeinsam zoologische Zeichnungen anfertigt und mikroskopiert. Aber all dieses Studienmaterial liegt nur für alle Fälle bei uns auf dem Schreibtisch. Tatsächlich ist eine große Übersichtskarte von Tirol vor uns aufgebaut, denn wir sind mit heißen Wangen daran, die Erfassung in den einzelnen Teilen Tirols zu überprüfen und zu vermerken.“70

Die Untergauführerin von Tirol hat „hinter ihren Skripten und Büchern eine Dienststelle im Taschenformat eingerichtet. Alles ist da, Kartei, Schulungsbriefe und die Listen und Aufstellungen für die Sozialarbeit“,71 erinnerte sich Weber-Stumfohl.

Die personelle Kontinuität in der Tiroler BDM-Führung durch die Schwestern Mignon, auch nach dem „Anschluss“, bildet eine Ausnahme. Sie lässt sich durch die engen Verflechtungen zwischen der österreichischen BDM-Führung und der Reichsjugendführung in Berlin erklären, namentlich mit Herta Stumfohl und Hartmann Lauterbacher.

Herta Stumfohl wurde am 1. Oktober 1908 in Wien geboren und besuchte dort die Volksschule und das Realgymnasium. Sie entstammt wie zahlreiche andere BDM-Führerinnen einer deutschnationalen, bürgerlichen Familie, ihr Vater war ein ehemaliger Offizier und Bundesbahn-Inspektor.72 Nach der Matura studierte sie sechs Semester an der evangelisch-theologischen Fakultät, doch gab sie „aus innerer Überlegung“73 das Theologie-Studium auf und löste sich schließlich ganz vom Glauben. Bereits in jungen Jahren gehörte sie wie ihre Schwester dem Deutschen Turnverein „Hütteldorf“, später der Deutschen Turnerschaft „Lützow“ an. Im März 193174 trat sie als 23-jährige Studentin in Wien dem BDM bei und übernahm sofort nach ihrem Parteieintritt die Führung der Ortsgruppe Hütteldorf und noch im gleichen Jahr die Führung des Gaues Wien.

Ihre Arbeit bestand nach eigenen Aussagen „in der Aufstellung von Gruppen in den Bezirken Wiens, Anleitung der Mädelführerinnen betreffs der Gestaltung der Heimabende, Lesestoff, Lieder, weltanschauliche Schulung usw.“.75 Der NSDAP trat sie im November 1931 ungefähr gleichzeitig mit ihren Eltern und ihrer Schwester Elfriede als Mitglied bei. Ihre niedrige Mitgliedsnummer im BDM (1217) lässt darauf schließen, dass die Gruppe in Wien sehr überschaubar war.76

Jürgen Stoppel beschreibt in seiner Geschichte der Vorarlberger Hitlerjugend Herta Stumfohl vorurteilsbeladen aus der Sicht des NS-Frauenbildes, dem Stumfohl in einigen Punkten nicht entsprach:

„Stumfohl, eine kleine zierliche Person mit stark entwickeltem Selbstwertgefühl, wurde und wird von BDM- und HJ-KombattantInnen äußerst kritisch betrachtet. Sie konnte in ihren Augen die Allüren einer Tochter aus höherem Stand nie ganz ablegen, hatte frauliche Fertigkeiten, wie sie auf BDM-Heimabenden gefördert wurden – Nähen, Stricken, Handarbeiten – nie erlernt, war gebildet, keine Intellektuelle, aber in vielen Facetten in ihrem Habitus als BDM-Führerin untypisch. Dass sie annähernd zwei Jahre älter als ihr späterer Gatte war, zog äußerlich noch mehr Blicke auf sich.“77

Im Herbst 1933 wurde Österreich in drei Obergaue unterteilt: Wien-Niederösterreich (mit Burgenland), Führerin Marianne Exner; Alpenland-West (Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg), Führerin Trude Ziegler, und Alpenland-Süd (Steiermark, Kärnten), Führerin Erna Pleikner.78 Herta Stumfohl, die von Juni 1933 bis August 1934 ziemlich unbehelligt eine rege Reiseund Organisationstätigkeit in Österreich entfaltet hatte, um auch in dieser Zeit am Aufbau und an der Konsolidierung des BDM zu arbeiten, organisierte im Juli 1934 auf der Ursprungalm in den Tauern ein Schulungslager für „die wesentlichsten Führerinnen aller drei Gaue“ mit Vorträgen über die „deutsche Vorgeschichte“ und „das Schicksal des deutschen Volkes“.79

Der nationalsozialistische Putschversuch 1934 stellte eine scharfe Zäsur in den Expansionsbestrebungen des BDM dar, da die Reichsjugendführung der Hitlerjugend in Deutschland die österreichische Exilführung auflöste und die österreichischen Behörden die nationalsozialistischen Jugendgruppen nun viel stärker verfolgten.80

Auch Herta Stumfohl wurde auf Anweisung der Reichsjugendführung nach Berlin beordert. Am Tag ihrer endgültigen Abreise traf sie in Innsbruck mit den Schwestern Traudl und Herta Mignon zusammen, den wichtigsten Funktionärinnen des BDM in Tirol: „Wir verbringen diesen letzten Abend bei Traudl und Herta Mignon. Willi Holzknecht ist auch da, der Führer von Innsbruck, und Hans Österle81 aus Vorarlberg. Wir sitzen bis tief in die Nacht, es wird nicht viel geredet, wir haben einfach das Bedürfnis, zusammen zu sein.“82

Während in Österreich und auch in Tirol die BDM-Gruppen trotz Verbots illegal weiterbestanden, erhielt Herta Stumfohl in Deutschland als prominente österreichische BDM-Führerin bei der Reichsjugendführung in Berlin eine Anstellung. Ihre unmittelbare Vorgesetzte war die Reichsreferentin Trude Mohr. Stumfohl nahm an den Besprechungen der Reichsjugendführung teil und ging mit Mohr auf Reisen. Mit dem Stellvertreter von Baldur von Schirach, dem Stabsführer der Hitlerjugend Hartmann Lauterbacher, aufgewachsen in Kufstein, arbeitete sie auch zusammen.83

Hartmann Lauterbacher84 beschreibt seine Schulzeit am Gymnasium Kufstein von 1919 bis 1927 und die Grenznähe der Stadt als wesentliche Faktoren für den Bekanntheitsgrad und die Attraktivität des Nationalsozialismus:

„In meiner Klasse auf dem Gymnasium in Kufstein befanden sich auch bayerische Gastschüler, die in Kiefersfelden, dem Grenzort, oder