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Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2013 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Umschlaggestaltung: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
Satz: Nicole Ehrlich, Societäts-Verlag
eBook: SEUME Publishing Services GmbH, Erfurt
ISBN 978-3-95542-058-1

Inhaltsverzeichnis

Unumgänglich:
Das Vorwort
1.
 
Unterholz
 
Absturz der Douglas
2.
 
Untäter
 
Anarchistenmord
3.
 
Ungehört
 
Alfred Andreae von Neufville
4.
 
Ungegoren
 
Apfelwein im U-Boot
5.
 
Unbehaust
 
Arbeiterhaus
6.
 
Undatiert
 
Der Bachberg
7.
 
Unterwasser
 
Die Basaltkuhlen
8.
 
Unaussprechlich
 
Fritz Bauer
9.
 
Ungerecht
 
Otto Blankenstein
10.
 
Ungelogen
 
Die „Bocca della Verità“
11.
 
Uniform
 
Bockenheimer Husaren
12.
 
Unten
 
Das Boots
13.
 
Uneinsichtig
 
Philipp Bozzini im Dom
14.
 
Untergärig
 
Brauereikeller
15.
 
Unnütz
 
Der deutsche Bundestag
16.
 
Ungesüßt
 
Café Gruber und Eisen-Beck
17.
 
Unfall
 
Chemieunfall 1901
18.
 
Unbegabt
 
Claras Haus
19.
 
Unruh
 
Der Dichter im Rententurm
20.
 
Unerfüllt
 
Die Dichterin vom Rossmarkt
21.
 
Unstet
 
Eibe auf Wanderschaft
22.
 
Unterbruch
 
Der Eisenbahndurchbruch 1901
23.
 
Unbenannt
 
Eiserne Hand
24.
 
Untat
 
Entführt in Rödelheim
25.
 
Unbiegsam
 
Erste Eisenbahnbrücke
26.
 
Unnötig
 
Fachwerkhaus am Museum
27.
 
Untendrunter
 
Fassbinders Wohnung
28.
 
Unredlich
 
Der FAVAG-Skandal
29.
 
Ungelöscht
 
Der Feuermelder im Dom
30.
 
Untergegangen
 
Fischerkahn am Rechneigrabenweiher
31.
 
Unerlaubt
 
Das Frankfurter Haus
32.
 
Unterlauf
 
Frankfurts tiefste Stelle
33.
 
Ungeahndet
 
Französischer Massenmord
34.
 
Unfriede
 
Die Friedensbrücke
35.
 
Ungebaut
 
Die Fuge der Brücke
36.
 
Unkraut
 
Gärtnersiedlung „Im Teller“
37.
 
Ungekocht
 
Die Gaspassage
38.
 
Ungeöffnet
 
Gasthaus „Zum Elephant“
39.
 
Unbehaart
 
„Die Gefährten“
40.
 
Unsolide
 
Geschützbunker bei Senger
41.
 
Uneindeutig
 
Welcher Ginkgo ist es?
42.
 
Unsicher
 
Der Goetheturm
43.
 
Unsichtbar
 
Der Grindbrunnen
44.
 
Unhold
 
Der Hammermörder
45.
 
Unsagbar
 
Drei Senckenberg-Hasen
46.
 
Ungeist
 
Das Heinrich-Heine-Denkmal
47.
 
Ungemach
 
Die Stadt Höchst
48.
 
Unversorgt
 
Der Hof der Aussätzigen
49.
 
Unwesen
 
Der Hundekotstreifen
50.
 
Unbeseelt
 
Ignatiuskirche
51.
 
Unlieb
 
Institut für Sozialforschung
52.
 
Ungetauft
 
Der Große Judenbrand
53.
 
Unbedacht
 
Das Kind am Rathaus
54.
 
Unreligiös
 
Kappellchen im Römer
55.
 
Unsinn
 
Kindergehege im Peterskirchhof
56.
 
Untrinkbar
 
Klärwerk Niederrad
57.
 
Unverglast
 
Klo im Schauspielhaus
58.
 
Unbeliebt
 
Die Kotzenburg
59.
 
Unpoetisch
 
Siegfried Kracauer
60.
 
Unbenutzt
 
Die Lahmeyerbrücke
61.
 
Unentdeckt
 
Die Leiche im Lindenbaum
62.
 
Unfrei
 
Rosa Luxemburg in der Titania
63.
 
Ungesellig
 
Gaststätte Mentz
64.
 
Unaufgeklärt
 
Mord in Seckbach
65.
 
Ungesponnen
 
Der Maulbeerbaum auf dem Schulhof
66.
 
Untiefe
 
Orange Beach
67.
 
Ungeehrt
 
Pension Bettina
68.
 
Ungemäß
 
Das Haus Pfeiffer-Belli
69.
 
Unbeschnitten
 
Phallus im Kloster
70.
 
Unbegrenzt
 
Platz ohne Rand
71.
 
Unantastbar
 
Das Haus Passavant
72.
 
Unbewiesen
 
Pohlmann und die Hose
73.
 
Unmäßig
 
Polizeiüberfall Rohrbachstraße
74.
 
Unsumme
 
Der Pomodoro-Brunnen
75.
 
Unstabil
 
Die Praunheimer Brücke
76.
 
Ungehemmt
 
Raubmord in Bockenheim
77.
 
Ungesundheit
 
Rauchkammer am Airport
78.
 
Ungeklärt
 
Rechtsmedizin Kennedyallee
79.
 
Untergrund
 
Die Rote Hand
80.
 
Unwürdig
 
Ruine im Wald
81.
 
Unbemerkt
 
Der Schirn-Kunstraub
82.
 
Unbekleidet
 
Schneider am Sims
83.
 
Unbeweibt
 
Schopenhauer im Englischen Hof
84.
 
Ungeniert
 
Schwule Sterne
85.
 
Unterschied
 
Staustufe Niederrad
86.
 
Unrein
 
Die Stinkpassage
87.
 
Unbewacht
 
Wachensturm 1833
88.
 
Unglück
 
Der Sturz Senckenbergs
89.
 
Ungedruckt
 
Die Tafel bei Guaita
90.
 
Unvermittelbar
 
Die erste Telefonvermittlung
91.
 
Unsäglich
 
Der Theatertunnel
92.
 
Unfassbar
 
Tod am Wasserwerfer
93.
 
Unfalltod
 
Der Tod kam an Pfingsten
94.
 
Ursprung
 
Der Seckbacher Mühlbach
95.
 
Unbesiegt
 
Tote Hessen
96.
 
Ungeöffnet
 
Eine Tür
97.
 
Ungenau
 
Uhr an der Katharinenkirche
98.
 
Unterleib
 
Vom Ende der schwulen Szene
99.
 
Ungelesen
 
Wo schrieb Valentin Senger?
100.
 
Unter Drogen
 
Die alte Wappentafel
101.
 
Unerwünscht
 
Elisabeth Winterhalter
102.
 
Unbezahlbar
 
Wucher am Fenster
103.
 
Ungezwungen
 
Die Zwingergasse
Literatur
Die Autoren

Unumgänglich

Das Vorwort

Jedes Jahr eine neue Folge mit Frankfurter Unorten, warum nicht? Jetzt sind wir bei 103 neuen Unorten angelangt. Die Abfolge korrespondiert mit der Jahresfolge, also 101 Unorte in 2011, 102 Unorte in 2012 und 103 Unorte in 2013. Eine veritable Trilogie ist geschafft: Die Frankfurter Un-Trilogie.
Die Mischung ist bekannt. Missratene Architektur, Verschandelung, Mord, Raub, Diebstahl, Explosion, Zerstörungs- und Unfallorte gesellen sich zu Unbekanntem und Unentdecktem. Immer geht es uns um das Kleine und das Verborgene. Auch wenn sich Frankfurter Mega-Unorte wie Konstablerwache, Rossmarkt, Schirn-Kunsthalle, Nordweststadt und Lerchesberg gerne in die erste Reihe drängen würden. Die lassen wir weg, weil die kennt doch jeder!
Hinweise auf einige der 103 Unorte verdanken wir unseren geneigten Leserinnen und Lesern. Vielen Dank dafür! Ebenfalls ein kleiner Dank gebührt Dr. René Heinen, dem Verlagsleiter. Er hat ohne ungebührliche Ungeduld unsere Untaten unheimlich umsichtig unterstützt. Reime mit gleichem Anlaut können anstrengend sein.
Die Texte zu diesen 103 neuen Unorten in Frankfurt haben die Autoren wiederum gemeinsam verfasst. Bitte suchen Sie die neuen Unorte auf, im Rahmen einiger Exkursionen durch unsere schöne alte kleine Kaiserstadt.

1. Unterholz

Absturz der Douglas

Stadtwald, Gehspitz
Dieser Text handelt von dem viermotorigen Propellerflugzeug Douglas DC-6 (PH-TJP) der KLM mit dem Namen „Koningin Juliana“. Die Maschine wurde 1948 in Dienst gestellt. Der Flugzeugtyp galt als wirtschaftlich und zuverlässig. Einige Douglas DC-6 sind noch heute im Einsatz. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 554 km/h bei 4.100 km Reichweite. Je nach Bestuhlung fasst sie 52–70 Passagiere. Der Kapitän der „Koningin Juliana“ war Lykle Emmo Jelmers Postma, geboren 1918, ein erfahrener Mann mit 5.680 Flugstunden, davon 3.740 als Kapitän.
Von Johannesburg kommend hob die DC-6 am Samstag, den 22. März 1952 um 6.38 Uhr in Rom ab. Beim Anflug auf Frankfurt herrschte Regen und Nebel. Daher musste ein Instrumentenlandeanflug durchgeführt werden. Die Maschine flog aber zu tief an. Sie hatte 60 m Bodenhöhe, wo sie 250 m hätte haben müssen. Es war 10.15 Uhr. Kapitän Postma fuhr das Fahrwerk aus. Vom Boden aus sah der LKW-Fahrer Willi Hoffmann, wie die DC-6 einen Baum streifte. Dabei brach ein Teil des Flügels ab. Am Gehspitz, beim ehemaligen Holzmann-Gelände, stürzte die Douglas ins Unterholz und explodierte. Die Absturzursache konnte nie eindeutig ermittelt werden.
Die Bilanz der Katastrophe: Von 47 Personen an Bord kamen 45 ums Leben, neun Besatzungsmitglieder und 36 Passagiere. Ganz überwiegend waren es Niederländer auf dem Heimweg nach Amsterdam. Nur zwei der ursprünglich sechs geborgenen Schwerverletzten überlebten.
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2. Untäter

Anarchistenmord

Nordend, Im Sachsenlager 5
Ein kalter Wintertag in Frankfurt. Der 13. Januar 1885, halb acht Uhr abends. Polizeirat Dr. Karl Ludwig Franz Rumpff, Leiter der Frankfurter Polizei, kommt zu seinem Haus in der Straße Im Sachsenlager 5. Es schneit. Vor dem Haus sucht er den Schlüssel. Ein Schrei, zwei Messerstiche in die Brust, und er ist tot. Ein Dienstmädchen findet den Toten im Schnee einige Minuten nach der Untat. Ganz Frankfurt weiß: Der Mörder war einer der Anarchisten. Denn Dr. Rumpff war ihr erbittertster Gegner.
Der gebürtige Frankfurter war zunächst Offizier des Frankfurter Linienbataillons. Dann studierte er Jura und wurde 1867 preußischer Polizeirat. Er galt als Experte für Verschwörungen und schreckte nicht davor zurück, Spitzel in Anarchistenkreise einzuschleusen. 1883 wurde er selbst Ziel eines Sprengstoff-Anschlags. Seine Amtsstube befand sich im Clesernhof hinter dem Römer. Irgendjemand platzierte eine Ladung Dynamit unter seiner Treppe und zündete sie. Trotz schwerer Detonation wurde niemand verletzt. Die Bombe galt natürlich Rumpff.
Nach dessen Ermordung liefen die Ermittlungen auf Hochtouren. Durch Zufall geriet der 20-jährige Schustergeselle Julius Lieske aus Zossen bei Berlin in Hockenheim an der Bergstraße in das Visier der Polizei. Er gab an, nie zuvor in Frankfurt gewesen zu sein. Allerdings hatte er eine dortige Herberge bewohnt und einen Schlosser nach Polizeirat Rumpff ausgefragt. An der Hand hatte er eine frische Schnittwunde. Im Prozess sagte er: „Ich bin Anarchist.“ Die Beweislage gegen ihn war erdrückend. Lieske wurde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
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3 Ungehört

Alfred Andreae von Neufville

Westend, Guiollettstraße 14
Geht man über den Frankfurter Hauptfriedhof und liest die Namen der dort Beerdigten, so fällt ein Name auf. Es scheint irgendwie jeder zweite Name aus einer bestimmten Familie zu stammen, mit ihr verwandt oder verschwägert zu sein. Es geht um die Familie Andreae. Verwandt sind die Andreaes unter anderem mit den Familien Bansa, Klotz, Kotzenberg, Passavant, Rathenau, Willemer.
Die Familie stammt ursprünglich aus Straßburg. Einige Familienmitglieder siedelten sich im 17. Jahrhundert in Frankfurt an. Die Familie ist für Frankfurts Geschichte immerhin so bedeutend, dass der Wirtschaftshistoriker Alexander Dietz 1923 die Chronik der Familie Andreae verfasste. Die Andreaes waren früh als Buchdrucker und Verleger tätig, aber auch Bankiers und Wissenschaftler. Auf der Nordseite des Frankfurter Römerbergs befindet sich das Haus Zum Goldenen Rad. Über dem Wappen die Namen der Familien Andreae und de Neufville. Der heutige Neubau stammt von 1955.
Aus der Familie stammte auch Alfred Andreae von Neufville, der 1921 in der Guiollettstraße 14 geboren wurde und der 2012 im Alter von 91 Jahren starb. Der charmante alte Herr, wohlgebildet und weit gereist, sprach ein wunderbares, längst verklungenes Frankfurterisch, das eine schöne Mischung aus dem alten vor dem Krieg gesprochenen Dialekt mit Französischen Worten war. Ich (CS) war zum Tee eingeladen, die Haushälterin servierte Gurkensandwiches. Alfred Andreae bot diese mir an mit dem Satz: „Junger Mann, regalieren (*) Sie sich nach Belieben an dene Gogge Sandwich“ (*regalieren, von französisch „se regaler“: es sich schmecken lassen, Hinweis Ulrike Schiedermair).
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4. Ungegoren

Apfelwein im U-Boot

Rödelheim, Eschborner Landstraße 156–162
Er hat es schon zu einer beträchtlichen Bekanntheit gebracht, der Apfelwein im U-Boot. Ort dieser ungewöhnlichen Lagergefäße ist die Apfelweinkelterei Possmann, gegründet 1881 in Rödelheim durch den Weinküfer Philipp Possmann. 1937 wurde das Grundstück des heutigen Firmensitzes in der Eschborner Landstraße erworben. Die Anlagen wurden im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.
1946 entdeckte Werner Possmann, selbst ehemaliger Marineoffizier, drei ehemals im Bau befindliche U-Boote des Typs XXI im Frankfurter Westhafen. Es handelte sich um einen technisch hoch innovativen Bootstyp, der aber nur in der Endphase des Krieges in geringen Stückzahlen zum Einsatz kam. Werner und Fritz Possmann kauften die Druckbehälter dieser drei Boote. Ein solcher Behälter ist sechs Meter hoch und 21 Meter lang. Jeder fasste 418.000 Liter, hatte eine Materialstärke von 25 mm und konnte 10 bar Druck aushalten.
Eigentümer der Tanks war die amerikanische Besatzungsmacht. Werner Possmann führte die Kaufverhandlungen auf Englisch. Der siebenjährige Sohn Günter Possmann war zwar dabei, konnte aber nicht ermitteln, was sein Vater für die U-Boote bezahlt hatte. Er vermutet, dass die Bezahlung in Naturalien erfolgte. Nach dem Ankauf wurden die Boote verkürzt, neu verschweißt und innen versiegelt. Nach wie vor sind sie dicht und sauber. Nach jeder Leerung werden sie mit Dampfreiniger gesäubert und neu befüllt. Die U-Boote mit dem Apfelwein sind nach Anmeldung bei der Kelterei Possmann zu besichtigen.
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5. Unbehaust

Arbeiterhaus

Höchst, Brand
In einem touristischen Führer durch Höchst würde dieses Haus wohl nie auftauchen. Ein einfaches, heute blau verputztes Gebäude aus dem Jahr 1877. Dieses sehr einfache Arbeiterhaus gibt uns einen guten Eindruck von den im 19. Jahrhundert herrschenden Wohnzuständen der rasch anwachsenden Städte. Zwar wurden in Höchst große Siedlungen wie „Heimchen“ errichtet, doch auch in der Altstadt von Höchst entstanden Arbeiterhäuser.
Die Entwicklung zur Industriestadt erfolgt in Höchst in mehreren Schritten. Vorläufer waren im 18. Jahrhundert die Manufakturen, wie die Höchster Porzellanmanufaktur, die Tabakfabrik der Bolongaros, ein Unternehmen für Galanteriewaren und eines für die Produktion von Sekt. Der wesentliche Schritt zur Industrialisierung erfolgte seit den 1860er Jahren. Dabei waren die späteren Farbwerke von 1863 nur eine der Industrieansiedlungen, die Höchst so nachhaltig veränderten.
Die Gasse „Brand“ entstand nach dem Stadtbrand von 1778, bei dem 15 Häuser und mehrere Scheunen vernichtet wurden. Danach entschied man sich für die Anlage einer neuen Struktur des Stadtplans. Eine neue Ost-West-Gasse „Brand“ entstand und kreuzte sich mit der Nord-Süd-Verbindungsgasse „Nach dem Brand“. Diese war ursprünglich auf das Hauptportal der Justinuskirche ausgerichtet. Erst später ging diese Sichtachse durch Überbauung der Nord-Süd-Gasse verloren.
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6. Undatiert

Der Bachberg

Preungesheim, Am Bachberg
Preungesheim ist älter als Frankfurt. Zumindest hinsichtlich seiner Ersterwähnung. In einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahre 772 ist von „Bruningesheim“ die Rede. Der Name „Frankfurt“ taucht erst 22 Jahre später aus dem Dunkel der Geschichte auf. Weitere Erwähnungen von Preungesheimer Grundbesitz in karolingischer Zeit datieren von 773 und 831.
Und genau in dieser Zeit liegen auch die Anfänge der St. Gallus-Kirche, heute Kreuzkirche. Einer kapellenförmigen steinernen Saalkirche aus karolingisch-ottonischer Zeit wurde im 12. Jahrhundert ein überdimensionierter Kirchturm „aufgesetzt“. Grabungen der Frankfurter Archäologie wiesen sechs Bauphasen der Kirche nach.
Eine spätere Notiz besagt, dass es in Preungesheim auch eine Burg gegeben hat. Burg und Kirche standen in der Verfügungsgewalt der Grafen von Falkenstein. Die Grafen vertauschten das Dorf Preungesheim 1275 an den Deutschen Orden in Sachsenhausen.
140 Meter nördlich der Kirche beschrieben Archäologen des 19. Jahrhunderts einen auffälligen Hügel, der den Namen „Bachberg“ trägt. Er war ursprünglich oval und maß bei 5 Metern Höhe etwa 35 x 80 m. Im Jahr 1888 ließ der zuständige Pfarrer dort Ausgrabungen vornehmen, die Keramik und Aschenreste zutage förderten. In der Umgebung des Bachbergs befanden sich ein Weiher und einige Bäche, die zur Nidda hin flossen. Daher ist es denkbar, dass es sich bei dem undatierten Hügel um eine Niederungsburg, eine sogenannte Motte, handelt. Hier residierten – vielleicht – im 13. Jahrhundert die Ritter von Preungesheim. Die Burganlage liegt heute im Bereich eines Spielplatzes.
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7. Unterwasser

Die Basaltkuhlen

Bockenheim, Hessenplatz
Nur wenige wissen in Hessen noch vom Vulkanausbruch vor etwa sieben Millionen Jahren. Zum vermutlich letzten Mal trat damals der Vogelsberg als aktiver Vulkan in Erscheinung. Vor etwa 13 Millionen Jahren ergossen sich die Lavaströme dieses Berges durch die Wetterau, vorbei am späteren Friedberg Richtung Süden auf Frankfurt zu, genauer gesagt nach Bockenheim. Dort erstarrten sie zu Basalt.