Drei Tonnen tödliches Gold

Thomas West

Published by BEKKERpublishing, 2017.

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Drei Tonnen tödliches Gold

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Drei Tonnen tödliches Gold

Krimi von Thomas West

Der Umfang dieses Buchs entspricht 124 Taschenbuchseiten.

Drei Tonnen Gold im Wert von 20 Millionen Dollar lagern in einer New Yorker Bank. Isaac Maresi, der ehemalige Diktator des afrikanischen Zwergstaates Swaduna, hatte es auf die Seite gebracht, bevor er gestürzt wurde und ins Exil flüchtete. Nun soll eine neue, demokratische Regierung in Swaduna gewählt und das gestohlene Gold dem Land zurückgegeben werden. Die beiden FBI-Agenten Jesse Trevellian und Milo Tucker erhalten den Auftrag, den Abtransport des edlen Metalles zu sichern – scheinbar ein Routinejob. Allerdings sind auch Unbekannte an den Goldbarren interessiert. Diese Verbrecher haben einen raffiniert ausgeklügelten Plan – und gehen über Leichen ...

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

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1

Das Mädchen trug schwarze, engmaschige Netzstrümpfe. Northen fragte sich schon seit einer halben Stunde, wo sie die Strumpfbänder befestigt hatte, deren Ende er unter dem roten, kurzen Lederrock mehr ahnte als sah. Denn dass sie keinen Slip trug, schien ihm so selbstverständlich wie der Regen, der unablässig auf das Dach seines Chryslers und gegen die Windschutzscheibe prasselte.

Er drehte das Seitenfenster herunter und betrachtete das vollmundige, von blonden Haaren verschleierte Gesicht. Das Neonlicht der Bar, unter dessen Vordach das Girl stand, beleuchtete ihre fast knabenhafte Gestalt: Lange, feste Schenkel, schmale Hüften, kaum Busen unter dem rosa T-Shirt, und die Wölbung von kleinkindartigen Pausbacken unter den hellen Strähnen. Es dämmerte Northen, dass die Kleine, die dort am Eingang der Bar auf Freier wartete, nicht älter als sechzehn sein konnte. Abgesehen von der gefährlichen Gegend, in der sie ihren Job machte, deutete nichts, aber auch gar nichts darauf hin, dass sie nur noch wenige Minuten zu leben hatte.

Er schaute auf die Uhr: Kurz vor Mitternacht. Wenn der rätselhafte Geschäftspartner, der ihn mit einem Zehntausend-Dollar-Angebot hierhergelockt hatte, nicht bald auftauchte, würde er den Rest des Abends auf angenehme Weise zu nutzen wissen.

Northen prüfte den Sitz seiner Fliege im Rückspiegel und strich sich über seinen kahlgeschorenen Schädel. Dann zog er den Zündschlüssel ab. Er hatte die Finger schon am Türgriff, und seine Augen saugten sich gerade wieder an dem Mädchen fest, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte. "Antoni Northen?" Er fuhr herum und blickte in ein schwarzes Gesicht. "Steigen Sie aus und folgen Sie mir."

Das Gesicht war ungewöhnlich schwarz, und der Mann, dem es gehörte, sprach mit leiser, rauer Stimme. Und so eindringlich, als würde er keinen Spaß verstehen. An seinem gebrochenen Englisch merkte Northen, dass es sich nicht um einen US-Amerikaner handelte. Zuletzt hatte er so ein Englisch in dem Nachtclub gehört, in dem er vorige Woche sein Kokain gekauft hatte. Der Dealer war Nigerianer gewesen.

Northen brauchte nur wenige Augenblicke, um den Anflug von Unsicherheit zu verdauen. "Moment mal, Mister", seine Stimme klang so ruhig und gelangweilt, als würde er einen seiner vierzig oder fünfzig Untergebenen anweisen, den Tresorraum abzuschließen oder den Papierkorb zu leeren, "erstens will ich wissen, mit wem ich hier das Vergnügen habe, zweitens pflege ich selbst zu entscheiden, wann ich meinen Wagen verlasse, und drittens ...", er warf einen auffordernden Blick auf die schwarze Hand auf seiner Schulter.

Aus den Augenwinkeln sah er die Kleine mit einem Kerl in der Bar verschwinden. Gleichzeitig hörte er neben sich die Beifahrertür aufgehen. Er fuhr empört herum und blickte wieder in ein schwarzes Gesicht - und in den Lauf einer Pistole. "Was soll das ...?" Northens Schultern sackten nach unten. Von einer Sekunde auf die andere waren alle Chefallüren von ihm abgefallen.

"Aussteigen", das Englisch des Schwarzen auf dem Beifahrersitz war noch holpriger, als das des Kerls an der Fahrertür. Seine Augen funkelten so kalt, dass sich Northens Nackenhaare aufrichteten. Er stieg aus. Zwischen den beiden Männern betrat er die Bar. Sie schoben ihn durch das Gewühl von menschlichen Körpern an der Theke vorbei in ein dämmriges Hinterzimmer.

"Guten Abend, Mr. Northen", ein weißes Gebiss blitzte auf. Wieder in einem schwarzen Gesicht. Northen erkannte die Stimme des Anrufers, der ihm heute Morgen das Geschäft in Aussicht gestellt und sich mit ihm vor dieser Bar verabredet hatte. "Schön, dass Sie gekommen sind! Bitte nehmen Sie Platz!" Trotz des kehligen Akzentes registrierte Northen sofort das lupenreine Oxford-Englisch. Auch der blütenweiße Seidenanzug verriet ihm, dass er es offensichtlich mit einem gebildeten Afrikaner zu tun hatte, der einige Jahre auf britischen Universitäten zugebracht haben musste.

Der Mann gab den beiden Gorillas einen Wink, worauf der eine den Raum verließ und der andere sich neben der Tür aufpflanzte. Northen knöpfte sein Jackett auf und setzte sich. "Schlechte Voraussetzungen für ein Geschäft, wenn man mit einer Waffe an den Verhandlungstisch geholt wird", sagte er kalt, "finden Sie nicht, Mister ...?"

"Daniel", lächelte der andere, "einfach Daniel. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" Northen ließ sich einen Whiskey einschenken. "Sollten sich meine Mitarbeiter Ihnen gegenüber unhöflich benommen haben, bitte ich Sie, ihnen das nachzusehen. Die Herren sind mit den Sitten dieses Landes noch nicht hundertprozentig vertraut."

"Was wollen Sie von mir?" Northen versuchte mit barscher Kaltschnäuzigkeit seine Verwirrung zu überspielen. Er konnte den weißgekleideten Farbigen nicht einordnen, der dort am anderen Ende des langen Tisches den Gentleman spielte.

"Ich möchte gerne, dass Sie sich Ihrem Arbeitgeber gegenüber - sagen wir: eine kleine Nachlässigkeit erlauben." Daniel stützte die seideverhüllten Ellenbogen auf den Tisch und legte die schwarzen Fingerspitzen zusammen. Er beobachtete Northen, als versuchte er die Wirkung seiner Worte abschätzen. "An dem kleinen Vorteil, der mir daraus entstünde, würde ich Sie mit zehntausend Dollar beteiligen."

Northens Augen wurden schmal. Er fixierte das Gesicht des anderen. Jetzt erst fiel ihm die breite Narbe auf, die sich von Daniels linkem Nasenflügel aus über seine schwarz glänzende Wange zog. Sie verlieh dem ständig lächelndem Gesicht einen grausamen Zug. Northen erschauerte. "Ihr Angebot interessiert mich nicht, Mr. Daniel." Er stand auf.

"Sie ahnen gar nicht, wie sehr Sie mein Angebot interessieren muss", Daniel strahlte ihn an wie die fleischgewordene Menschenfreundlichkeit. Trotzdem fühlte sich Northen, als hätte ihm ein Tiger ins Gesicht gehaucht.

"Ich habe fünf Jahre hart gearbeitet, um die Position zu erreichen, die ich in der Bank bekleide, und ich ..."

"Sie brauchen mir gar nichts erklären, Mr. Northen", die Stimme des Schwarzen wurde sogar noch eine Spur sanfter, "Sie sind ein freier Mann - Sie tun, was Sie wollen, und Sie gehen, wohin Sie wollen." Er stand auf und streckte Northen die Hand hin. "Auf Wiedersehen, Mr. Northen."

Verächtlich betrachtete Northen die ausgestreckte Hand. Er knöpfte sein Jackett zu und wandte sich zur Tür. Der Gorilla stellte sich ihm in den Weg. "Herein, Abel", rief Daniel. Hinter ihm öffnete sich eine zweite Tür. Der andere Gorilla hastete herein. Northen drehte sich blitzartig um. Die Lederjacke des Mannes war mit Blut bespritzt. Ein blutiges Messer lag in seiner Hand. Northen versuchte zu schlucken. Der Kloß in seinem Hals schien aus Schmirgelpapier zu sein und bewegte sich keinen Millimeter.

"Denken Sie noch einmal in Ruhe über alles nach, Mr. Northen", wieder Daniels charmante Stimme, "es reicht, wenn Sie mir morgen früh, bevor sie in die Bank gehen, Ihre Entscheidung mitteilen. Meine Mitarbeiter werden Ihnen jetzt noch eine kleine Entscheidungshilfe geben."

Dann ging alles sehr schnell. Der Mann hinter Northen riss ihm die Arme auf den Rücken. Der andere versenkte das Messer in der Innentasche seines Jacketts und wischte seine blutigen Hände an Northens Anzug und Hemd ab. Sie zerrten ihn durch die Hintertür eine schmale Treppe hinauf und stießen ihn in ein dunkles Zimmer.

Bäuchlings fiel er auf ein Bett. Das Licht flammte auf. Entsetzt stieß er sich von dem warmen, nassen Körper unter sich ab. Eine feuchte, salzig schmeckende Hand presste sich auf seinen Mund und erstickte den Schrei auf seinen Lippen: Auf dem hellen Laken des Bettes stand eine dunkelrote Pfütze und staute sich um einen weißen, schmalen Mädchenkörper. Es war die kleine Nutte, die er vor der Bar gesehen hatte. Bis auf die schwarzen, engmaschigen Netzstrümpfe war sie nackt. Und sie starrte teilnahmslos in die Neonleuchte an der Decke. Unter ihrem Kinn klaffte ein feuchter, schwarz-roter Spalt.

2

An manchen Tagen ist Great Babylon nur im Bett zu ertragen. Ich hörte den Regen an meine Ostfenster prasseln, und noch bevor ich mich aus den Federn geschoben hatte, um die Vorhänge zurückzuziehen, kannte ich den Ausblick, der mich an diesem Morgen erwarten würde: Ein bleigrauer Himmel, aus dem nasse Windböen in die Straßenschluchten peitschten. Und acht Stockwerke unter meinem Fenster der Asphalt als schwarzes, spiegelndes Band, über das um diese Zeit nur wenige Autos krochen.

Es war noch nicht einmal sechs Uhr. Der üble Traum, der mich aus dem Bett gescheucht hatte bevor der Wecker klingelte, steckte mir in den Knochen. Ich fand, dass ein Septembertag irgendwie freundlicher anfangen müsste und ich schielte sehnsüchtig nach meinem zerwühlten Nachtlager.

"Reiß dich zusammen, Jesse - es liegt in deiner Hand, wie der Tag wird." Ich gab mir recht, und statt meiner Bettdecke zog ich mir den Jogginganzug über die Ohren. Eine viertel Stunde später trabte ich durch den nächsten Eingang des Central Parks. Ich drehte meine üblichen Runden durch den >Shakespeares Garden<. Nach vierzig Minuten fühlte ich mich hellwach.

Völlig durchnässt aber bestens gelaunt stieg ich aus dem Fahrstuhl. In meinem Appartement klingelte das Telefon. Milo war dran. "Hi, Jesse - wie immer den Schlaf der Gerechten, was?"

"Ein G-Man, der seinen Job ernst nimmt, pflegt um diese Zeit aus dem Central Park zu kommen, wo er einen Dauerlauf von etwa zehn Kilometern hingelegt hat", verkündete ich allen Ernstes.

"Jetzt bin ich aber stolz auf dich, Partner", Milo mimte den Herablassenden, "und in welchem Jahr willst du mit dieser Form der Selbstquälerei beginnen?"

"Ich kann mich gar nicht erinnern, meine Tage je anders begonnen zu haben - was glaubst du, warum du im Squash keine Chance gegen mich hast?"

"Hört, hört! Du hast wohl einen Allmachtstraum gehabt heute Nacht, was?" Ich konnte Milos empörten Gesichtsausdruck förmlich sehen und musste grinsen. "Guten Morgen übrigens, Mr. Trevellian!"

"Guten Morgen - aber nur um mir den zu wünschen, hast du mich doch sicher nicht angerufen, oder?"

Milo räusperte sich. Ich ahnte, was jetzt kommen würde. "Nein, ich wollte mal fragen, ob heute etwas Besonderes anliegt?"

"Unsere letzte Kundschaft dürfte inzwischen auf dem Weg nach Rikers Island sein." Wir hatten in den Wochen zuvor gegen einen Waffenhändlerring ermittelt. Die letzte Verhaftung in diesem Fall lag knapp zwanzig Stunden zurück. "Jetzt kommt unsere Lieblingsarbeit: Verhörprotokolle und Berichte schreiben. Ein freier Tag ist heute nicht drin, Partner."

"Kannst du Gedanken lesen?"

"Deine schon."

"Komm", bettelte Milo, "die Schreibarbeit geht dir viel leichter von der Hand als mir ..."

"Aber nur wenn ich dabei ab und zu einen Blick auf dein bemerkenswertes Profil werfen kann."

Wie meistens gelang es mir, meinen Partner zu überreden. Er verschob seinen freien Tag, und eine halbe Stunde später hielt ich an der gewohnten Straßenecke, um ihn zu mir einsteigen zu lassen. Er hatte sich Treppenaufgang eines Hauses vor dem Regen in Sicherheit gebracht und las dort die Zeitung. Ich hupte und stieß die Beifahrertür auf.

"Scheißwetter", brummte Milo und schlug die Wagentür zu, "du willst mir nicht wirklich weismachen, dass du bei dem Regen im Park herumgejoggt bist."

Ich ging nicht darauf ein. "Was gibt's Neues im Big Apple?", fragte ich mit einem Blick auf seine Zeitung und setzte den Blinker, um in den Broadway einzubiegen.

"Das Alte in mehr oder weniger neuen Variationen", Milo gähnte herzhaft, "in Greenwich gab es gestern gleich zwei goldene Schüsse, aus dem Hudson haben sie eine Sechzehnjährige mit aufgeschnittener Kehle gefischt, die Stones wollen nächstes Jahr wieder auf Welttournee gehen, und im Battery Park wurde ein Mann wegen ein paar Dollars niedergeschlagen." Von der Seite spürte ich Milos Blick. "Einen Jogger." Ich drehte mich zu ihm: Er grinste tatsächlich.

"Das alles scheint deine Laune zu heben." An der Prince Street sprang die Ampel auf rot. Ich hielt.

Milo zuckte mit den Schultern. "Du musst zugeben: Von den meisten Tagen im Jahr gibt es viel Schlimmeres zu berichten."

Ich gab es zu. Milo schlug die Zeitung auf und las mir den Bericht über einen merkwürdigen Unfall im roten Meer vor. Ein Scheich, den unser Geheimdienst in Verdacht hatte, Hauptsponsor einer islamischen Terrororganisation zu sein, war mit seiner Yacht verunglückt. "Ganz zufällig auf ein Riff gelaufen und gesunken", kommentierte Milo, "und zufällig keine Überlebenden. Wenn da nicht irgendwelche Profis ihre Hand im Spiel hatten, will ich Jeremias heißen!" Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, und tatsächlich entschuldigte er sich für den Missbrauch meines ungeliebten Zweitnamens.

Eine halbe Stunde später stiegen wir in den Aufzug des FBI-Gebäudes und fuhren in den 26. Stock. Wir nahmen uns vor bis zum Mittagessen mit dem Schreibkram fertig zu werden. Gegen dreizehn Uhr klopften wir uns auf die Schultern, lieferten Berichte und Protokolle bei Mandy ab und gingen zum Essen in ein chinesisches Restaurant.

Zurück im Büro hatte ich kaum die Kaffeemaschine angestellt, als das Telefon klingelte. Milo ging an den Apparat. "In Ordnung, Sir, wir kommen in etwa zwanzig Minuten herunter." Er legte auf. "Wär ich bloß zu Hause geblieben!" Er ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und sah in den verregneten Himmel hinaus. "Der Chef hat einen Job für uns." Er drehte seinen Sessel vom Fenster weg zu mir hin. "Einen Routinejob, aber Dringlichkeitsstufe eins - verstehst du das?"

3

Die graue Wand wurde plötzlich durchsichtig, und von einer Sekunde auf die andere sah Danovan den John F. Kennedy International Airport unter sich liegen. So abgebrüht er war, und so viele Jahre er in fast allen Großstädten der Welt zugebracht hatte – jedes Mal, wenn Danovan dieses prächtige Stück Queens unter sich liegen sah, überkam ihn für Augenblicke das Gefühl wieder zu Hause zu sein.

Wenige Minuten später ging ein Ruck durch die Maschine, die typische Stille bei Landeanflügen wurde vom einsetzenden Stimmengewirr aufgehoben und das Klicken der ersten sich öffnenden Gurte war zu hören - Pan Am's 747 war gelandet.

Danovan erwiderte das Lächeln der Stewardess am Ausgang eine Spur länger als die anderen Passagiere. Befriedigt registrierte er die leichte Röte, die über die Wangen der schwarzhaarigen Frau flog. Es war ihm gelungen, ihre Telefonnummer zu erobern. Diesen Sport hatte er schon in seiner CIA-Zeit mit Leidenschaft betrieben. Stewardessen waren die idealen Frauen für einen Mann in seiner Branche: Man konnte Dates rund um den Erdball mit ihnen vereinbaren, die wenigen freien Tage verstanden sie mit erstaunlicher Leidenschaft zu genießen, und in der Regel legten sie Wert auf ihre Unabhängigkeit. Genau wie Danovan.

Die wenigen Meter vom Gangway zum Bus musste er durch strömenden Regen laufen. Ihn fröstelte. In Ägypten war es zwanzig Grad wärmer gewesen.

In der Flughalle holte er eine Benson & Hedges heraus und steckte sie zwischen die Lippen, ohne sie anzuzünden - das verabredete Zeichen für die beiden Männer, die ihn abholen sollten. Er machte sie sofort aus. Sie warteten wie vereinbart an der Gepäckausgabe: Schwarze Hautfarbe, dunkle Anzüge, Zeitungen unter dem Arm. Scheinbar ohne sie zu beachten, holte er seinen Koffer ab. Von links wurde ihm ein brennendes Feuerzeug entgegengestreckt. "Feuer?"

Danovan nickte dem Farbigen zu und entzündete seine Zigarette. "Sie erinnern mich an einen alten Freund", der Unbekannte sprach ein holpriges Englisch, wie Danovan es von Orientalen und Nordafrikanern kannte, "er hieß Will Danovan."

"Ach?", sagte Danovan und folgte den beiden zum Ausgang. Während der eine mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage hinabfuhr, blieb der andere mit Danovan vor dem Haupteingang stehen. Aus schmalen Augen beobachtete der Ankömmling die vorfahrenden Limousinen und Taxen. Auch sein Mund war schmal, und sein ganzes Gesicht hatte etwas Lauerndes, das an einen Fuchs erinnerte. Trotz der dunkelgrauen, aber dichten Haare schätzte kaum jemand Danovan älter als Ende dreißig.

Ein Honda Accord fuhr vor, ein Mietwagen, wie Danovan sofort erkannte. Am Steuer saß der zweite Afrikaner. Danovan bestand darauf, dass der Kofferraum geöffnet wurde. Während er seinen Koffer hineinlegte, wanderten seine hellwachen Augen über die Innenverkleidung. Dann beugte er sich in den Innenraum des Fahrzeugs. Einige Sekunden lang glitt sein Blick über Armaturen, Sitze, Himmel und Bodenbelag. Er wandte sich an den Mann, der hinter ihm ungeduldig darauf wartete, endlich einsteigen zu können.

"Sie fahren mit dem Taxi", sagte Danovan kurz. Der Schwarze sah ihn verständnislos an. "Ich setzte mich grundsätzlich mit höchstens einem Fremden in ein Auto." Danovan lächelte, ließ sich in den Beifahrersitz sinken und schlug die Tür zu. Auf ein Kopfnicken seines verdutzten Kollegen hin fuhr der Fahrer los.

Sie erreichten Brooklyn eine knappe Stunde später. Der Honda hielt vor einem Hotel am Ufer des East Rivers. Danovans Begleiter brachte ihn in eine großzügige Suite im fünfzehnten Stockwerk. "Willkommen, Mr. Danovan!" Ein Mann mit tiefschwarzer Hautfarbe kam ihm entgegen und entblößte sein perlweißes Gebiss. "Wie schön, dass Sie so schnell kommen konnten!" Der Mann trug einen sündhaft teuren Seidenanzug - weiß - und ein dicker Diamant zierte seine linke Hand. "Mein Name ist Daniel."