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Kurzbeschreibung:

Die junge Juliana von Ehrenberg, Tochter eines fränkischen Burgritters, ist verzweifelt: Erst verschwindet ihr engster Freund aus Kindertagen, um nach Santiago de Compostela zu pilgern. Und dann hat sich auch ihr Vater auf den Pilgerpfad begeben: Nur so kann er dem Schwert des Henkers entgehen, denn er wird verdächtigt, einen Templer getötet zu haben. Ihr Vater – ein Mörder? Juliana sieht nur einen Ausweg: Sie muss den Vater zurückholen. Mit dem Mut der Verzweiflung folgt sie seiner Spur – und gerät in eine der größten Verschwörungen der europäischen Geschichte ...

Ulrike Schweikert

Das Siegel des Tempels

Roman

Edel Elements

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Prolog

3. Mai, Tag des Heiligen Jakobus im Jahre des Herrn 1305

Verzeiht, dass ich Euch störe, Sire.« Der Diener verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast die Knie berührte. »Ein Mann ist draußen. Er sagt, er habe Euch einen Brief geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten, und nun sei er um dieser Sache willen bis nach Lérida gereist, um mit Euch zu sprechen.«

König Jakob II. von Aragón gähnte. »Und was führt dich zu der Annahme, ich würde diesen Mann – wer immer er auch sei – empfangen?« Seine Augen wanderten schläfrig durch den prächtig ausgestatteten Saal.

Der junge Mann, der erst seit einigen Monaten im Dienste des Monarchen stand, errötete und verbeugte sich noch einmal. »Er lässt sich nicht abweisen«, stotterte der Diener. »Esquieu de Floyran aus Béziers sei sein Name, sagt er. Er sei ein Prior von Montfaucon, und er hat mir aufgetragen, ich solle Euer Augenmerk darauf richten, dass es um das Wohlgefallen Gottes gehe, um die Macht und um Geld – mehr Geld, als ein Normalsterblicher sich vorstellen könne.«

Der König hielt mitten in einem weiteren Gähnen inne, den Mund noch geöffnet. Langsam schloss er die Lippen, in seinen Augen glomm Interesse auf. Er heftete den Blick auf den Diener, der zum dritten Mal den Rumpf beugte.

»Bring mir diesen Brief. Wenn ich ihn gelesen habe, kannst du den Prior de Montfaucon eintreten lassen.«

Der König hatte das Schreiben erst überflogen und dann Zeile für Zeile genau gelesen, als der Diener mit klarer Stimme den Besuch meldete und ihn eintreten ließ. Jakob II. ließ das Pergament sinken und musterte den Mann, der unter Verbeugungen langsam näher trat. Er war groß und hager, seine Haut unnatürlich bleich. Sein schütteres Haar war von einem scheckigen Graubraun.

»Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die Ihr da erhebt, Esquieu de Floyran aus Béziers«, begrüßte ihn der König mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.

Der Prior blieb in respektvollem Abstand stehen.

»Schwerwiegend, ja, das stimmt, Sire, gerade deshalb befahl mir mein Gewissen, mich an Euch zu wenden.«

»Euer Gewissen, so, so«, brummte der König. »Und woher hat Euer Gewissen diese Informationen?« Der Besucher senkte unter dem scharfen Blick aus den dunklen Augen das Haupt. »Könnt Ihr diese Anschuldigungen beweisen?«

»Ich habe es mit meinen eigenen Ohren von einem Mann aus ihrer Mitte gehört. Er hat mir alles in einer Kerkerzelle gebeichtet, um sein Gewissen zu erleichtern und der ewigen Verdammnis zu entgehen.«

»Und warum kommt Ihr damit zu mir? Ist das Beichtgeheimnis nicht unantastbar?«

Der Prior hob noch immer nicht den Blick und sprach stattdessen zu den roten Schnabelschuhen mit den beängstigend langen Spitzen. »Eure Großzügigkeit wird überall gerühmt, Sire, Euer Volk hebt und verehrt Euch, und man sagt, dass Ihr stets gerechten Lohn bezahlt.«

Jakob II. von Aragón lachte. »Ah, eine Rente für ein gemütliches Leben den Rest Eurer Tage liegt Euch am Herzen.« Er beugte sich ein wenig vor. »Ja, ich bin für gerechten Lohn. Ohne Beweise sind Eure Worte nur ein Gerücht, eine gehässige Verleumdung, ein unliebsames Geräusch in meinem Ohr, das nicht einen Schilling wert ist. Vielleicht wendet Ihr Euch lieber nach Norden? Ich könnte mir vorstellen, dass der schöne Philipp in seinem Frankreich Eurem Gift ein offenes Ohr leiht. Zu mir braucht Ihr ohne Beweise nicht zurückkehren!«

Mit einer ungeduldigen Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen, entließ der König den Besucher.

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Der Pyrenäenpass

Der Nebel wurde immer dichter, und es begann zu nieseln. Die ersten Stunden widerstand der Wollstoff ihres Umhanges dem Regen. Kleine Tröpfchen sammelten sich auf der Oberfläche und rannen zwischen den Falten herab, dann jedoch begannen sie, zwischen das Gespinst verfilzter Fäden zu kriechen. Mit jedem Schritt wurde der Mantel schwerer, und Juliana spürte, wie sich die Feuchtigkeit vom Kopf und den Schultern her auszubreiten begann. Ihre plumpen Lederschuhe waren längst durchweicht und gaben bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich.

Nachdem sie einige Zeit über sanfte Weiden geschritten war, deren Gras Ziegen kurz gefressen hatten, stieg der Pfad nun wieder steil bergan. Juliana setzte den Fuß auf und fühlte, wie die Sohlen auf dem nassen Gras und dem aufgeweichten Lehm zurückrutschten. Sie schwankte und stützte sich auf ihren Wanderstab, um nicht zu fallen. Es wäre nicht das erste Mal an diesem Tag gewesen, wie die dunklen Abdrücke auf ihrem Umhang zeigten.

Die Spitze des glatt geschmirgelten Holzes bohrte sich in den Schlamm. Schwer atmend blieb das junge Mädchen stehen. Wasser tropfte vom Rand ihres grauen Filzhutes. Zwischen den Wasserfäden sah sie den immer blasser werdenden Berghang hinauf, bis er sich im Nebel auflöste.

Ihr Blick senkte sich zu einer Pfütze vor ihren Füßen herab. Trüb spiegelte sich das Mädchengesicht mit den blauen Augen wider. Die feuchten blonden Locken hatten sich aus ihrem Band gelöst und kringelten sich nun zu beiden Seiten bis auf ihre Schultern herab. Wieder einmal wunderte sie sich, dass die anderen sich so leicht von ihrer Maskerade täuschen ließen.

»Ritterfräulein Juliana von Ehrenberg«, flüsterte sie in den Nebel, so als müsse sie die Worte hören, um sich zu erinnern, wer sie wirklich war. Ehrenberg. Wie weit hinter ihr lag nun ihre Heimat, die wehrhafte Burg über dem Neckar im Reich des deutschen Königs. Es war Sommer gewesen, als sie ihr Heim verlassen hatte, um durch Burgund und Frankreich bis nach Navarra zu wandern, und dann weiter durch Kastilien bis fast ans Ende der Welt: nach San Jacobo in Chompostella*. Nun hielt in den Bergen bereits der Herbst Einzug, und er schien es sich zur Aufgabe zu machen, ihr die Überquerung des Passes so schwer wie nur möglich zu machen.

Juliana betrachtete ihren unförmigen Hut im Spiegel zu ihren Füßen und den einfachen, grauen Mantel, den sie sich fest über Hemd und Kittel geschlungen hatte. Nein, die Kleider passten nicht zu einer edelfreien Jungfrau. Aber ein Fräulein hatte nichts auf der Landstraße verloren – zu Fuß und allein – und noch weniger auf einem Pfad zum Pass der Pyrenäen! Welch kluge Entscheidung, das Mädchen Juliana von Ehrenberg und den größten Teil ihrer blonden Haarpracht in der Heimat zurückzulassen. Stattdessen hatte sich der Knappe Johannes als Pilger auf den Weg gemacht, um den Spuren des Vaters zu folgen, die nun hinüber nach Hispanien führten.

Doch war sie überhaupt noch auf dem richtigen Pfad? Sie lauschte. Nur die Geräusche des Regens und ihr eigener Pulsschlag waren zu hören. Seit den letzten Gehöften am Morgen war Juliana keinem Menschen mehr begegnet. Hatte sie sich verlaufen? Müssten nicht noch andere Pilger unterwegs sein?

»Unsinn!«, sagte sie laut, so als würde das Wort dadurch an Überzeugungskraft gewinnen. Ein Schmied hatte ihr gestern im Wirtshaus den Weg über den Pass genau beschrieben. Und er musste es wissen. Schließlich war er zweimal über die Berge gewandert: im Frühling, auf dem Hinweg seiner Pilgerfahrt, und nun, da er die Muschel von Santiago mit nach Hause brachte, zurück. Aber nicht nur über den Weg hatte er zu dem jungen Burschen Johannes gesprochen, er hatte ihn auch vor den tief hängenden Wolken und dem aufziehenden Nebel gewarnt.

»Du wärst nicht der Erste, der sich dort oben verirrt!«, sagte der Schmied mit düsterer Stimme und rollte mit den Augen. »Die Wolken ziehen rasch, und schon sieht man nicht mehr die Hand vor Augen. Und es wird kalt! Ganz gleich ob es hier unten Frühling oder Sommer ist – auf der Höhe musst du mit rechnen. Schnee und Eis können ganz plötzlich hereinbrechen, und dann gnade dir Gott! Wenn du dich nicht in einem plötzlichen Abgrund zu Tode stürzt, dann wirst du erfrieren oder so lange umherirren, bis dich die Erschöpfung zu Boden drückt.«

»Nun erschrecke unseren jungen Burschen nicht so!«, mischte sich Bruder Rupert ein und rutschte auf der Bank näher an Juliana heran. Der Pilger im braunen Gewand eines Bettelmönchs reiste nun schon seit sie den Rhein überquert hatte in ihrer Gesellschaft. Der Zufall hatte sie zusammengeführt und seitdem nicht wieder getrennt. Der Mönch war zwar nur mittelgroß, hatte aber muskulöse Arme und Beine und wirkte sehr kräftig. Sein dunkelbraunes Haar war kurz geschnitten, allerdings ohne die übliche Tonsur der Ordensbrüder. Der Bart und die dunklen Augenbrauen verliehen ihm etwas Finsteres. Die Narbe am Hals, die sich in einer weißen Linie vom linken Ohr bis zum Adamsapfel zog, und in deren Nähe kein Barthaar mehr wachsen wollte, ließ ihn ein wenig unheimlich erscheinen. Oder lag es an dem durchdringenden Blick, mit dem er seine Mitmenschen zu fixieren pflegte?

Der Schmied zog eine beleidigte Miene, erhob sich und setzte sich zu einer anderen Gruppe Pilger, wo er seine düsteren Warnungen wiederholte. Er ließ den Blick über die Runde der ärmlich gekleideten Männer wandern. Sie lauschten ihm gebannt und schüttelten besorgt die Köpfe. Gern nahm der Schmied einen Krug Bier zum Dank für seine hilfreichen Auskünfte und zeigte stolz seine Pilgermuschel, die er sich an den Umhang geheftet hatte. »Wartet lieber einen Tag länger, bis das Wetter zuverlässig erscheint. Santiago läuft euch nicht davon.«

Sein Bild stand Juliana wieder klar vor Augen, als ein prasselndes Geräusch sie zusammenschrecken ließ. Kleine, weiße Körner schlugen auf Hut und Schulter und sprangen über Gräser und Steine. Hagel! Der Schmied hatte nicht übertrieben. Juliana hastete zu einem Steinhaufen und kauerte sich in eine kleine Höhlung, dem einzigen Schutz, den es hier oben gab. Die letzten Bäume hatte sie längst schon unter sich zurückgelassen.

Sollte sie umkehren? Zum Dorf zurückwandern und auf die anderen Pilger warten? Nein, sie musste weiter. Der heilige Jakobus lief ihr nicht davon und auch nicht seine Kathedrale, da hatte der Schmied sicher Recht, aber sie musste sich eilen, wenn sie dem Vater näher kommen wollte. Vielleicht würde es bei ihrer Mission gerade auf diesen einen Tag ankommen! Wer konnte das schon sagen.

 

* * *

 

Am Abend vorher hatten Juliana, der Bettelmönch Rupert und eine Gruppe weiterer Pilger Saint Jean Pied de Port durch das Tor am höchsten Punkt der Stadt betreten. Dicht aneinander gedrängt rahmten Häuser die Gasse, die steil zum Ufer des Flusses Nive hinunterführte. Links ragte die Burg auf, die die Pyrenäenstadt bewachte. Die Bürger wiesen den Pilgern den Weg zur Kirche, die unten am Ufer stand, Gotteshaus war und Spital, aber auch ein Teil der Stadtbefestigung. Unter dem Kirchturm hindurch führte der Weg wieder aus der ummauerten Stadt hinaus, über eine Brücke und dann durch die Vorstadt der Handwerker in die Berge hinein.

»Dann wollen wir abwarten, wie das Wetter morgen wird«, sagte der Bettelmönch, bevor er sich auf sein Lager bettete. »Wenn der Wirt mit seiner düsteren Vorhersage Recht behält, sollten wir im Schutz dieser Mauern bleiben.«

Juliana nickte, obwohl sie nicht vorhatte, sich von den Warnungen schrecken zu lassen. So schlimm konnte es nicht werden. Es war erst September! Was konnten die Berge schon für sie bereithalten? Ein wenig Wind und Regen? Das hatte sie auf ihrer Wanderung bereits viele Tage erduldet! Vielleicht war es ganz gut, wenn die Furcht die anderen Pilger hier im Spital zurückhielt. Sie würde sich vor allem Bruder Ruperts gern entledigen. Der Mönch kam ihr seltsam vor. Seine Gesellschaft wurde ihr mit jedem Tag mehr zur Umklammerung, die ihr die Luft zum Atmen nahm. Es schien ihr, als würde sein Blick ihr überallhin folgen. Warum? Sie wusste es nicht, doch ganz gleich, was der Grund für sein Verhalten war, Juliana würde dem nun ein Ende setzen.

Noch vor dem ersten Schimmer des Morgens schlich sie aus der Kirche und zum Tor hinüber. Ein Wächter hielt seine Hände über eine Kohlenpfanne. Sie bat ihn höflich, das Türlein zu öffnen. Er brummte nur unwillig und war nicht bereit, seinen Platz in der Wärme zu verlassen. Erst eine Kupfermünze in seiner Hand überredete ihn, den Riegel zurückzuschieben.

»Mon jeune homme, il me semble que tu es pressé d’arriver à Saint-Jacques-de-Compostelle?« – Junger Mann, mir scheint, du hast es sehr eilig nach Santiago de Compostela zu kommen.

Ja, sie hatte es eilig! Juliana dankte dem Wächter und schlüpfte hinaus.

»Warte nur, die Berge werden deinen Übermut schon kühlen«, rief er ihr noch nach.

Hastig rückte das Mädchen Leinenrucksack und Pilgertasche zurecht, überquerte die Brücke und durchschritt die Gasse der Handwerker, deren Werkstätten zu dieser Stunde noch geschlossen waren.

»Junger Mann«, hatte der Wächter sie genannt, und wieder einmal war Juliana froh, dass ihre Verkleidung nicht auffiel. Ein Mädchen, allein in der Wildnis, das war undenkbar.

Die Mauern der Stadt im Rücken, folgte Juliana dem Karrenweg bergan. Der Weg führte sie zwischen Hecken mit taufeuchten Hagebutten und Weißdorn hindurch, vorbei an einem baufälligen Hospital. Kurze Zeit später wurde der Weg steiler, und als Juliana die wenigen Katen des letzten Weilers passierte, hatte der Anstieg die morgendliche Kälte aus ihren Gliedern vertrieben. Keuchend blieb sie unter einem Maronenbaum stehen. Zu Hause gab es diese Bäume nicht, aber in Frankreich hatte sie die Früchte schätzen gelernt, die, erhitzt im Ofen, eine kräftige und wohlschmeckende Mahlzeit ergaben. Nun lagen sie zuhauf in ihrem braunen Stachelkleid zu ihren Füßen. Bedauernd ließ das Mädchen sie liegen. Roh konnte man sie nicht essen.

Juliana passierte ein paar Gehöfte, die sich an den steilen Berg schmiegten. Ein Junge trieb mit einem Stock ein paar gefleckte Ziegen aus dem Stall und führte sie dann den Hang hinunter. Julianas Herz schlug schnell, und ihr Atem entwich in weißen Wolken dem offenen Mund. Wieder blieb sie stehen und rang nach Luft. Vom Tal her erklangen Glocken. War das der Ruf zur Terz? Ein eisiger Wind zerrte an Julianas Mantel. Er trieb nicht nur das Kirchengeläut vor sich her. Dicke, tiefgraue Wolken jagten über den Himmel und verschlangen die letzten Flecken Himmelsblau, von wo noch bei ihrem Aufbruch ein paar Sterne tröstlich geschimmert hatten. Wenigstens regnete es nicht. Juliana vermied es, zu den Gipfeln hinaufzusehen, die von den dahineilenden Wolken verschlungen wurden. Als sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, hob sie ihren Stab wieder und setzte den Aufstieg fort.

Das letzte Haus des Weilers schien Pilgern wohl gesonnen zu sein. Ein alter Mann, dessen Füße dick mit Lumpen umwickelt waren, saß im Windschatten hinter dem Brennholzschuppen und balancierte eine Schüssel Brei auf den Knien. Als er Juliana bemerkte, winkte er sie mit seinem Löffel heran. Das Mädchen zögerte einen Augenblick. Sollte sie eine Rast einlegen und sein Mahl mit ihm teilen? Nein, das Wetter war nicht so schlecht wie befürchtet. Sicher waren die anderen Pilger ebenfalls aufgebrochen und folgten ihr bereits den Berg hinauf – und mit ihnen Bruder Rupert, den sie nicht so schnell wieder treffen wollte. So winkte sie nur zurück, dankte und setzte ihren Weg fort.

Kurz darauf begann es zu regnen, und die Wolken glitten die Berghänge herab, um sie samt Felsen und Grasmatten zu verschlingen, samt der Ziegen und Schafe, die hier oben weideten, und samt der einsamen Pilgerin, die vor dem ersten Hagelschauer in einer Felsnische Schutz suchte.

Der Hagel hörte so plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Juliana zog ihren Filzhut tiefer ins Gesicht und stapfte entschlossen den Weg weiter bergan. In ihrem Magen begann es zu rumoren. Es war ein Fehler gewesen, das Mahl des Pilgers abzulehnen. Juliana dachte an die spärlichen Essensreste in ihrem Beutel und schalt sich wegen ihrer Unvernunft. Wenn sie eines auf ihrer langen Reise bisher gelernt haben sollte, dann dass – außer gesunden Füßen – ein voller Bauch stets das Dringlichste war.

»Hast du das immer noch nicht begriffen, du unvernünftiger Bursche?«, hörte sie die inzwischen vertraute Stimme des Bettelmönchs Rupert in ihrem Kopf, und sein stechender Blick prickelte in ihrem Nacken.

Ja, es waren diese dunklen Augen, die er oft starr auf sie gerichtet hielt, die sie zu dieser überstürzten Flucht getrieben hatten. Im schwindenden Licht des Abends wirkten sie fast schwarz, stets jedoch waren sie unergründlich und manches Mal auch bedrohlich. Wie oft hatte sie sich in den vergangenen Wochen gefragt, was Bruder Rupert dachte, wenn er am Abend in sich gekehrt dasaß, die sonnengebräunte Stirn gerunzelt, die buschigen Brauen zusammengezogen. Aber erst in den vergangenen Tagen hatte sie diese unerklärliche Furcht gespürt. War es wirklich nur sein mürrischer Blick gewesen? Oder hatte er etwas gesagt, das sich nun in den Tiefen ihrer Seele wand und sie zu dieser törichten Tat trieb?

Juliana beschleunigte ihre Schritte. Sie fühlte die Kälte in ihren Füßen nicht mehr, und auch der Schmerz in ihrem Knie, auf das sie vor einigen Tagen gefallen war, schien weniger zu werden. Es war gut zu grübeln, um nicht auf jeden Schritt zu achten und den schneidenden Wind im Gesicht zu vergessen. Der Gedanke, dass Bruder Rupert ihr auf den Fersen war, trieb sie an.

Die Stunden verrannen. Juliana überschritt die erste kahle Passhöhe. Dahinter senkte sich der Grund sanft ab. Von rechts schnitten steile Täler in die Bergflanke und nagten am Gestein. Nach und nach kehrten die Bäume zurück. Erst unter ihr, an den Hängen der Schluchten, und dann auch beiderseits des Pfades. Es waren Buchen. Ihre Blätter verfärbten sich bereits in Vorahnung des Herbstes. Alt waren sie und knorrig mit mächtigen, verdrehten Stämmen, die keine zwei Mann umspannen konnten. Manche reckten gar völlig kahl ihre Äste in den Nebel. Wie Klauenfinger boshafter Dämonen kamen sie der Wanderin vor. Doch unter ihren Zweigen war der Weg wieder deutlicher zu erkennen und der Wind nicht mehr so rau, so dass Juliana beherzt ausschritt. Ein Reh brach durchs Unterholz und lief vor ihr den Berghang hinauf. Das Mädchen fuhr zurück und presste sich die Hand an die bebende Brust. Sie war mindestens so sehr erschrocken wie das Tier. Nun hörte sie plötzlich überall Geräusche. Ein Wispern und Rascheln, ein Flüstern und Raunen. Langsam drehte sie sich um und ließ den Blick schweifen: Bäume, nichts als Bäume, die sich im Grau der Wolken verloren. Nur mühsam unterdrückte Juliana den Drang zu fragen, wer sich dort im Unterholz verbarg.

Da ist niemand! Das sind nur die Laute des Waldes und der Berge. Der Wind wird den Nebel bald vertreiben, sprach sich die junge Frau Mut zu. Und doch stieg das wohl bekannte Gefühl des Entsetzens aus dem Bauch in ihre Brust hoch. Sie musste es bekämpfen, bevor es sich ihres Geistes bemächtigte! Sie musste sich ablenken, und sie musste weitergehen!

Sie versuchte, an die Heimat zu denken. An ihren Freund und Lehrer, den Dekan von Hauenstein, der sie so viel gelehrt, ihr Geschichten erzählt und Gedichte rezitiert hatte. War es nicht hier oben am Pass gewesen, wo Karl der Große auf seinem Zug zum Grab des Apostels ein Kreuz aufgestellt hatte und dann zum Gebet niedergesunken war? Würde sie das Kreuz finden, oder existierte es nur in dieser Geschichte, die über fünfhundert Jahre lang weitererzählt und ausgeschmückt worden war? Französische Worte kamen ihr in den Sinn.

Charles li reis, nostre empere magnes,

Set anz tuz pleins ad estet Espaigne:

Tresqu’en la mer cunquist la tere altaigne.

N’i ad castel ki devant lui remaigne;

Mur ne citet n’I est remés a Fraindre

König Karl, unser großer Kaiser,

War sieben ganze Jahre in Spanien:

Bis hin zum Meer eroberte er das hochmütige Land.

Keine Festung hielt ihm stand;

Keine Mauer und keine Stadt blieb zu bezwingen.

Das Rolandslied. Immer wieder hatte sie den Dekan gebeten, ihr daraus vorzulesen, bis sie selbst so weit war, die Sprache der Bücher zu verstehen.

Olivier est desur un pui muntet,

Or veit il ben d’Espaigne le regnet

E Sarrazins, ki tant sunt asemblez.

Olivier ist auf eine Anhöhe gestiegen.

Da sieht er deutlich das Königreich Spanien

Und die Sarazenen, die so zahlreich versammelt sind.

Sie sah sein Gesicht, die schmalen Züge, das ergraute Haar, die stets bartlosen Wangen und seine grünen Augen, die so klug und gütig dreinsahen. Stiftsherr Gerold von Hauenstein. Ach wäre er nur hier bei ihr, dann würde alles gut werden. Tränen stiegen in ihr auf. Und doch hatte auch ihr Freund und Lehrer keine Antwort auf ihre drängendste Frage gewusst. Warum hatte der Vater das getan? In nur einer Nacht hatte er sein Leben, seine Ehre und all die Ideale, die er die Tochter gelehrt hatte, verraten. Warum nur?

Juliana konzentrierte sich wieder auf die Dichtung, bevor sie der Alb, der sie jede Nacht quälte, verschlingen konnte. Aber auch das Lied sprach von Blut und Verrat und vom Tod.

Li quens Rollant, par peine e par ahans,

Par grant dulor sunet sun olifan.

Par mi la buche en salt fors li der sancs.

De sun cervel le temple en est rumpant.

Del corn qu’il tient l’oïe en est mult grant:

Karles l’entent, ki est as porz passant.

Mit Mühe und Qual, unter großen Schmerzen,

Bläst Graf Roland seinen Olifant.

Aus dem Mund schießt das helle Blut,

Die Schläfe an seinem Schädel zerspringt dabei.

Der Schall des Horns, das er hält, trägt sehr weit:

Karl, der über die Pässe zieht, hört ihn.

Die Worte formten sich von selbst. Tod und Blut, das Geklirr der Schwerter. Hatte die Schlacht hier getobt? Dort hinter den nächsten Bäumen, die der Nebel verbarg? Nein, es war vermutlich jenseits des Passes gewesen, wo heute die Kirche stand, die sie zu erreichen suchte.

Der Tag verstrich. Schritt um Schritt führte sie der Weg weiter bergan auf den zweiten Bergkamm zu. Längst breiteten sich wieder grasige Matten und Felsen zu beiden Seiten aus, als sie sich Rolands Tod näherte. Sein Horn ist geborsten, und er versucht, sein Schwert zu zerschlagen, damit es dem Feind nicht in die Hände fällt, doch stattdessen spaltet er den Fels. Hatte der Schmied in St. Pied nicht gesagt, noch heute könne man die Spur von Durendals Klinge im Gestein sehen?

Ço sent Rollant que la mort le tresprent,

Devers la teste sur le quer li descent.

Desuz un pin I est alet currant,

Sur l’erbe verte s’I est culchet adenz,

Desuz lui met s’espee e l’olifan

Turnat sa teste vers la paiene gent;

Roland fühlt, dass der Tod ihn übermannt,

Vom Kopf herab steigt er nieder zum Herzen.

Unter eine Fichte ist er geeilt

Und hat sich mit dem Gesicht zur Erde auf das grüne Gras gelegt;

Unter sich legt er sein Schwert und den Olifant

Und wendet seinen Kopf dem heidnischen Kriegsvolk zu.

Juliana fühlte ein Stechen in ihrer Brust. Würde auch sie hier enden? Zwischen den grünen Hügeln der Pyrenäen sterben, den Blick nach Hispanien gerichtet, das sie nie betreten sollte? Ohne Grab, ohne Gebet und ohne ein Kreuz über ihren kalten Gliedern? Sie dachte an ihre Mutter daheim auf Burg Ehrenberg und an den Dekan in seinem prächtigen Haus gegenüber der Stiftskirche von St. Peter. Würde sie die, die sie liebte, in diesem Leben wieder sehen? Tränen brannten hinter ihren Lidern.

»Nun aber Schluss mit diesen trüben Gedanken!«, sagte Juliana barsch zu sich selbst. »Das kommt davon, wenn man sich zu sehr mit Krieg und Tod beschäftigt.«

Sie richtete den Blick wieder auf die Landschaft, die sie umgab. War der Weg wieder flacher geworden? Narrten sie ihre Sinne? Oder wurde der Nebel nur noch dichter?

Juliana fühlte die Schwäche in ihren Beinen. Ihr Magen wimmerte und verkrampfte sich. Sie zog den Rucksack von den Schultern und kaute während des Gehens an einem Kanten Brot und an einem noch nicht ganz reifen Apfel, doch sie spürte ihren Hunger danach nur noch stärker. Sollte sie auch das letzte Stück Speck essen, das die Benediktinerinnen ihr vor zwei Tagen mitgegeben hatten? Es war ihre letzte Reserve, vielleicht die Rettung, wenn sie sich verlief. Oder hatte sie sich längst verirrt? Ihre durchweichten Schuhe sanken im Gras ein. Es gab kein Oben und Unten mehr – nur Gras und Grau nach allen Seiten. Düster war es und kalt. War der Tag bereits vorüber? Begann die Nacht hereinzubrechen? Der eisige Wind frischte wieder auf und zerrte an Julianas triefendem Mantel. Hier jedenfalls konnte sie die Nacht nicht verbringen. Sie musste irgendwo Schutz suchen, tiefer unten am Hang, unter einem Baum oder hinter einem Felsen.

Juliana ging weiter, immer weiter. Längst war der Speck gegessen, aber ihr Bauch rief nach mehr, die Beine verlangten nach Ruhe und ihr ganzer Leib nach Wärme. Sie durfte nicht stehen bleiben! Wenn sie einmal stehen blieb, dann würde sie sich hinsetzen, und das wäre ihr Tod. Wieder hatte sie einen Hügel hinter sich gelassen, wieder drehte sie sich suchend im Kreis, doch der Zweifel, ob sie sich noch auf dem rechten Weg befand, blieb. Nun ging es zwischen Fels und dornigem Gestrüpp abwärts, erst flach, dann immer steiler. Die ersten Bäume schieden sich vom Nebel. Wieder Buchen. Ein toter Baumriese versperrte ihr den Weg, der Stamm von einem Blitz gespalten und verkohlt. Raben krächzten irgendwo in den Wolken verborgen.

Konnte das der Abstieg nach Roncesuailles* sein, oder war sie einen Bogen gelaufen und schritt nun wieder nach Norden? Juliana wusste es nicht. Die Panik wich tiefer Erschöpfung. Immer häufiger stolperte sie über einen Steinbrocken oder glitt im Schlamm aus. Ein paar Mal fiel sie auf die Knie, doch für Tränen war sie bereits zu müde. Ihre Lage zu beweinen blieb Zeit, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte – oder wenn Gott sie zu sich rief.

Bald war es nicht mehr zu leugnen, der Tag verlor sich an die Nacht, und sie hätte längst schon angekommen sein müssen – wenn der Schmied die Wahrheit gesagt hatte. Und warum sollte er lügen?

Wieder verloren ihre Ledersohlen den Halt. Ihr Hut flog davon, und sie schlitterte gegen einen Buchenstamm. Ihre Hand umklammerte einen Ast, ihre Stirn sank auf die aufgeweichte Rinde. Es war hoffnungslos! Sie hatte den Weg verloren, und sie spürte, dass ihre Kraft nicht ausreichen würde zurückzugehen und den Pfad zu suchen. Juliana fiel auf die Knie und schloss die Augen. Zusammengesunken kauerte sie unter der alten Buche im Schlamm, ohne sich zu rühren. Das war also das Ende. Sie konnte Glocken hören. Dann hatte Gott ihr verziehen? Wie lange würde sie im Fegefeuer büßen müssen, bis sie seine Herrlichkeit schauen durfte? Auf die Heilige Jungfrau war sie gespannt. Sicher hatte sie für Juliana um Vergebung gebeten.

Das Geläut wurde lauter, dann verebbte es wieder, und sie konnte noch ein anderes Geräusch hören. War das etwa das Klappern ihrer eigenen Zähne? Sie fror schrecklich, der Hunger nagte in ihr, und in ihrem Knie pochte der Schmerz. Müsste sie, um zu sterben, nicht all diese leiblichen Gefühle zurücklassen? Langsam öffnete Juliana die Augen. Alles war noch da: der Baum, das nasse Gras, der Schlamm, die nebelige Nacht – und das Geläut, das nun wieder lauter schien.

Eine Glocke! Das waren nicht die himmlischen Heerscharen. Jemand läutete eine Glocke! Da waren Menschen und Licht und Wärme. Juliana griff nach ihrem Hut und rappelte sich auf. Sie rannte und stolperte voran, blieb stehen, um zu hören, ob das Geläut lauter wurde, und lief dann weiter.

»Bitte nicht aufhören, o Heilige Jungfrau mach, dass sie nicht aufhören zu läuten«, murmelte sie vor sich hin. In diesem Moment kümmerte es sie nicht, ob es die kleine Kirche auf dem Ibañetapass war oder eine andere, ob sie sich auf dem Weg zum Kloster Roncesuailles befand oder in die Irre gelaufen war. Wenn sie dieses Geläut erreichte, dann war sie gerettet.

Juliana ließ die letzten Bäume hinter sich zurück. Da sah sie ihn auf einem sanften Hügel vor sich: den milchigen Schein einer Laterne auf einem plumpen Turm, der den letzten Pilgern des Tages den Weg weisen sollte. Lachend und weinend zugleich stolperte sie dem Mann in die Arme, der soeben die Tür zu dem gedrungenen Kirchenschiff öffnete.

»Je suis un pèlerin!« – Ich bin Pilger, stieß sie hervor. »Enfin, j’arrive après un long voyage, je suis epuisé et j’ai faim« – Ich habe eine lange Reise hinter mir und bin erschöpft und hungrig. Juliana berührte mit ihrer Wange die raue Kutte des Laienbruders.

»Das ist mir bereits in den Sinn gekommen, mein junger Freund«, antwortete der Bruder in schwerfälligem Latein, in das sich das ein oder andere baskische Wort mischte. Er schob Juliana eine Armlänge von sich. Sein Blick wanderte an ihr herunter und kehrte zu ihrem Gesicht zurück.

»Ja, mir scheint, du hast eine warme Mahlzeit dringend nötig. Ich bin Frater Martín. Komm mit.«

Das Mädchen humpelte durch das Kirchenschiff und folgte dem Bruder dann durch eine Tür in einen kleinen Anbau. Wärme schlug ihr entgegen. In der Ecke des niedrigen Steinraumes brannte ein Feuer, dessen Rauch ungehindert durch das mit Stroh gedeckte Dach zog. Juliana blinzelte und begann zu husten. Frater Martin schob ihr einen Hocker hin und machte sich dann an dem Eisenkessel zu schaffen, der auf einem Dreibein über den Flammen stand. Er rührte den Inhalt mit einer Schöpfkelle durch, füllte eine Tonschale bis zum Rand und reichte sie dem späten Gast. Hastig löste Juliana ihren Löffel vom Gürtel und tauchte ihn in die heiße Brühe. Es waren Zwiebelstücke darin, Lauch, Kohl und Kräuter, aber auch kleine Fleischbrocken. Schweigend sah ihr der Laienbruder beim Essen zu, nur einmal ging er hinaus, um, wie er sagte, nach der Laterne zu sehen.

»Was ist mit deinem Bein?«, fragte er, als Juliana ihm die leere Schale mit Dank zurückgab.

»Ich bin gefallen«, sagte sie. »Auf das Knie, aber so schlimm ist es nicht. Meine Beine und Füße brauchen nur eine Nacht Ruhe.«

»Zeig es mir«, forderte er sie auf und schob ihren Kittel hoch. Juliana wurde rot, wich zurück und löste rasch das Band des Beinlings von ihrer Bruech. Der zerrissene Strumpf glitt hinunter. Der Laienbruder besah sich das bläulich geschwollene Knie und die längliche Wunde an der Seite, deren Ränder gelblich verklebt waren. Eine trübe Flüssigkeit sickerte daraus hervor und rann die Wade hinab. Frater Martín erhob sich, nahm einen sauberen Leinenstreifen aus einem Korb, band ihn um die Wunde und zog den Strumpf wieder hoch.

»Das solltest du nachher dem Pater Infirmarius zeigen, wenn du ins Kloster hinunterkommst.«

»Morgen«, gähnte Juliana und nestelte den Beinling wieder fest. »Jetzt muss ich erst einmal schlafen.«

»Hier kannst du nicht bleiben.« Frater Martin schüttelte den Kopf.

»Ich brauche nichts! Nur ein Dach über dem Kopf und ein wenig Wärme. Ach bitte, lasst mich hier auf dem Boden schlafen. Mein Mantel genügt mir als Decke«, rief Juliana voller Entsetzen aus.

Noch einmal schüttelte der Bruder den Kopf. »Dein Mantel ist nass, und unten im Kloster gibt es ein Spital. Dort kannst du schlafen.« Der Gedanke, noch einmal in die neblige Nacht hinauszumüssen, trieb dem Mädchen Tränen in die Augen.

Frater Martin klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. »Nun, nun, was ist denn mit dir? Du bist ja ganz durcheinander.«

»Wie soll ich den Weg finden? Man sieht nicht einmal mehr die Hand vor Augen.«

»Es ist nicht weit. Der Pfad ist nicht zu verfehlen. Aber wenn du dich allein nicht traust, dann schicke ich dir Remiro mit. Ich werde so lange die Glocke läuten.«

Kopfschüttelnd verließ er die Kammer. Juliana wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab und schnäuzte sich in den Saum des Mantels. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Was sollte der freundliche Frater von ihr denken?

Draußen schwieg die Glocke. Nun war nur noch das Knistern der Flammen zu hören und der leise Seufzer, mit dem ein Scheit zu Asche zerfiel. Dann kam der Bruder zurück, in seinem Schatten ein kaum zehnjähriger Knabe. Der Junge lächelte Juliana an und zeigte dabei seine schiefen Zähne.

»Vamos. El monasterio no está lejos. Sólo un rato.«

Trotz der Kälte trug er nur einen knielangen Kittel. Seine nackten Füße waren von Schlamm bedeckt. »¡Venga, venga!«

Juliana reimte sich zusammen, was der Junge zu ihr sagte, vor allem da er seine Aufforderung mit einer drängenden Handbewegung unterstrich. Das Mädchen verabschiedete sich von Frater Martín, nahm Stab, Tasche und Rucksack und folgte dem Knaben in die Nacht. Fröhlich pfeifend lief Remiro vor ihr den Waldpfad herab. Juliana humpelte hinter ihm her, so schnell sie nur konnte.

Der Laienmönch hatte nicht zu viel versprochen. Zum Kloster war es nicht mehr weit. Kaum waren sie an einem Bacheinschnitt entlang den Hang hinuntergestiegen, als der Grund eben wurde und sie warmes Licht im Nebel erahnen konnten. Remiro verabschiedete sich von ihr, noch ehe sie das Tor durchschritten hatten, und verschwand im Laufschritt in der Dunkelheit.

Ein Laienbruder, der wie Frater Martín den Augustinerherren von Roncesuailles diente, öffnete Juliana das Tor und führte sie durch einen Hof, vorbei an der Kirche zum Pilgerspital. Dort übergab er sie der Fürsorge des Herbergsbruders und des Paters Infirmarius, der ihr Knie ausführlich betastete. Sein Gehilfe Enneco wusch die Wunde aus und bedeckte sie – unter dem strengen Blick des Infirmarius – mit einer Paste aus zerstoßenen Kräutern. Dann wickelte er den Verband wieder fest um das verwundete Knie. Schweigend zog sich der Augustinerherr im schwarzen Habit in den Klausurbereich des Klosters zurück, während sein Gehilfe den jungen Pilger in den Schlafsaal führte. Er plapperte unentwegt, doch Juliana war zu erschöpft, um die Bedeutung der französischen Worte, die er mit unverständlichem Baskisch mischte, zu begreifen. So nickte sie nur ab und zu und stieß ein paar zustimmende Laute aus. Vor einem Bett, ganz hinten an der Wand, blieb er stehen und sah das Mädchen fragend an.

»Was hast du gesagt? Ich habe dich nicht verstanden«, stotterte sie, da er offensichtlich eine Antwort erwartete.

»¿Hambre?«, sagte er langsam und führte die Hand zum Mund. »¿Comer?«

Juliana schüttelte den Kopf. »Nur noch müde – dormir!«

Der Bursche grinste sie an, nickte und ließ sie allein. Im schwachen Licht einer Kerze, die in einem Halter an der Wand befestigt war, befreite sich Juliana von ihrem nassen Mantel, den Schuhen, Beinlingen und dem Kittel und rutschte in ihrem feuchten Hemd unter die Decke. Die Geräusche, die von den anderen Lagern zu ihr herüberdrangen, sagten ihr, dass sie nicht allein im Saal war. Das Stroh der Matratzen knisterte. Es roch gut, nicht so modrig wie in vielen anderen Spitälern, in denen sie auf ihrer Wanderschaft schon genächtigt hatte. Ein Mann auf der anderen Seite des Raumes begann zu schnarchen, ein anderer sprach im Traum unverständliche Worte. Das Mädchen schloss die Augen und fiel in tiefen Schlaf. Erst in den Morgenstunden, als Körper und Geist sich erholt hatten, kamen die Träume wieder, die sie seit jenem verhängnisvollen Tag quälten.

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2

Die Nacht des Mordes

Wimpfen im Jahre des Herrn 1307

Vater ist in die Pfalz gegangen.« Juliana lächelt zu dem Mann in seinem prächtig bestickten Gewand hoch. »Sollen wir ihn suchen?« Sie springt auf und lässt ihre Stickarbeit achtlos auf die gepolsterte Bank in der Fensternische fallen, auf der sie seit dem Mittagsmahl gesessen hat. Es drängt sie, zur Tür zu eilen und die Treppe hinunterzulaufen, doch die Ermahnungen der Mutter klingen ihr noch in den Ohren. Also ordnet sie die Falten ihres Surkots und streicht die neuen, grünen Ärmel glatt. Sie wirft die blonden Zöpfe auf den Rücken, dass das Licht in den Metallplättchen ihres Schapels blitzt.

Gerold von Hauenstein verbeugt sich und reicht ihr die Hand. »Edles Fräulein, darf ich Euch die Hand zum Geleit reichen?«

Juliana lacht hell auf. »Ach Pater, Ihr macht Euch über mich lustig. Ihr seid schließlich keiner der Ritter, die sich für eine Dame zum Narren machen.«

Der Dekan des Ritterstifts St. Peter runzelt die noch glatte Stirn. »So, tun das die Ritter? Sich zum Narren machen?«

Er ist ein großer Mann mit harmonisch geschnittenen Gliedern und einem edlen Gesicht. Sein Haar ist ergraut, doch noch immer dicht. Am schönsten aber findet Juliana seine grünen Augen und die langen, schmalen Finger mit den gepflegten Nägeln – ganz anders als die großen, rauen Hände des Vaters.

»Mir jedenfalls ist es unangenehm, wenn die Ritter so mit mir sprechen«, gesteht Juliana. »Und wenn sie mich dann ansehen, dann würde ich am liebsten weglaufen und mich verstecken. Ich mag es nicht, wenn sie mich verspotten.«

Der Dekan greift nach ihrer Hand und zieht sie in seine Armbeuge. Gemeinsam steigen sie die Treppe hinunter.

»Ich denke nicht, dass sie über dich spotten. Sieh dich nur an.« Er lässt seinen Blick an ihr hinabgleiten. »Ein wohl gewachsenes Edelfräulein von siebzehn Jahren mit rosiger Haut, mit wundervollen blonden Locken, die – sind sie nicht zu Zöpfen gebändigt – ihr bis zur Hüfte fallen, und mit strahlend blauen Augen, die einen Ritter wohl verwirren können. Die Wahl deiner Kleidung steht dir vorzüglich, und du trägst einen ehrenhaften Namen. Warum also sollten die Ritter sich nicht galant zeigen und um deine Gunst werben?«

Flammende Röte steigt dem Mädchen in die Wangen, und sie tut so, als müsse sie auf die Stufen achten, damit sie mit den gebogenen Spitzen ihrer feinen Schuhe nicht hängen bleibt.

»Ich mag es dennoch nicht«, murmelt sie, als sie die Halle erreichen. »Vor allem nicht, wenn Wilhelm von Kochendorf so etwas sagt.«

Der Dekan, der ihr die Tür aufhält, sieht sie nachdenklich an, sagt aber nichts, denn eine Edelfrau mit den gleichen, tiefblauen Augen wie Juliana strebt auf ihn zu. Sie ist um einen halben Kopf kleiner als die Tochter. Ihr blondes Haar ist unter dem Gebende verborgen, und das enge Übergewand verrät, dass sie nicht mehr die knabenhaft schlanke Figur hat wie früher, auch wenn die Dame von Ehrenberg noch immer eine schöne Erscheinung ist.

»Verehrter Pater«, begrüßt sie den Stiftsherrn mit warmer Stimme und reicht ihm beide Hände. »Ihr wollt schon gehen? Darf ich Euch keine Erfrischung anbieten? Wir haben Pastete mit Lerchenzungen und einen vortrefflichen neuen Wein von den Hängen über der Mosel.«

Gerold von Hauenstein verbeugt sich. »Verzeiht mir, dass ich das verlockende Angebot ablehnen muss, hochgeschätzte Dame von Ehrenberg, aber ich bin auf der Suche nach dem Herrn Ritter.«

»Vater ist in der Pfalz«, platzt Juliana dazwischen und erntet dafür einen warnenden Blick der Mutter, dennoch fügt sie hinzu: »Ich habe angeboten, den Pater zu begleiten.«

Vielleicht kennt er eine neue Geschichte oder weiß etwas Spannendes vom Königshof zu berichten. Wie schön wäre es, wenn König Albrecht und sein Gefolge wieder nach Wimpfen in die Pfalz kämen. Juliana denkt gern an die Feierlichkeiten und den Trubel des vergangenen Sommers zurück. Die Mutter runzelt die Stirn. Sie wird es ihr doch nicht etwa verbieten? Jeder Augenblick in der Gesellschaft des väterlichen Freundes ist ihr eine Freude und eine Quelle des Wissens – selbst wenn er sie mit lateinischen oder französischen Verbkonjugationen quält.

»Ich werde selbst mitkommen«, entscheidet die Edelfrau und schließt das Tor zum Wimpfener Stadthaus der Familie. »Es wird bald dunkel, und es schickt sich nicht für eine Jungfrau aus dem Geschlecht von Ehrenberg, zu dieser Zeit alleine unterwegs zu sein.«

Elegant rafft sie ihren mit Buntfell verbrämten Tasselmantel und legt dem Stiftsherrn die Hand auf den anderen Arm. Juliana presst ärgerlich die Lippen aufeinander. Wenn die Mutter dabei ist, ist das nicht dasselbe. Dann spricht der Dekan mit ihr und tauscht die üblichen Nichtigkeiten aus. Nie würde er sich dazu hinreißen lassen, in Gegenwart der Edelfrau die Klatschgeschichten aus der Politik zu wiederholen oder das Gerede über angesehene Persönlichkeiten, das sich von Burg zu Burg verbreitet und Juliana stets mit ungebührlicher Gier in sich aufsaugt.

Das Geplapper der Mutter rauscht an ihrem Ohr vorbei, während sie über den Marktplatz auf die Zugbrücke zuschreiten, die den Halsgraben zwischen Stadt und Kaiserpfalz überspannt. Dahinter ragt in der Dämmerung der hohe Turm auf, der mächtigste der drei Bergfriede, die die Kaiserpfalz beschützen. Die Wächter am Tor grüßen den Dekan und die beiden Edelfrauen und bestätigen, dass der Ritter von Ehrenberg vor nicht allzu langer Zeit die Brücke überschritten hat und noch nicht wieder zurückgekehrt ist.

Die drei überqueren den Hof. Die Pfalz wirkt fast gespenstisch ausgestorben. Welch Gegensatz zu den Zeiten, da der König hier weilte! Nun wohnen nur die Burgmannen, von denen nur wenige ihre Familie mitgebracht haben, auf dem über dem Neckar aufragenden Felsplateau. Das große Steinhaus – das bei den Festlichkeiten der Königin und ihren Damen als Kemenate dient – steht still zu ihrer Linken. Der Wehrgang über dem Steilhang, der nach Norden zum Fluss abfällt, führt zum Palas mit seinem prächtigen Saal hinüber und dann zur Kapelle der Pfalz, die an die Ostmauer des Palas grenzt. So kann der König, wenn er in Wimpfen weilt, direkt vom großen Saal aus die Empore der kleinen Kirche betreten.

Wo kann der Vater nur sein?, fragt sich Juliana, als die Mutter gerade vom jüngsten Nachwuchs des Ritters Arnold von Kochendorf zu sprechen beginnt.

Na, da kann die Familie nur hoffen, dass der Kleine nicht so ein unangenehmer Kerl wird wie Wilhelm!, denkt das Mädchen und zieht eine Grimasse. Es treibt ihr noch immer das Blut in die Wangen, wenn sie an ihre letzte Begegnung mit dem jungen Ritter von Kochendorf denkt. Ihr Blick wandert vom Steinhaus über den Palas, der ebenfalls verlassen wirkt. Weiter hinten, am Fuß des Ostturms, stehen ein paar Männer beisammen. Vielleicht ist der Vater dort bei den Wachleuten. Schließlich ist es als Burgvogt seine Aufgabe, in Abwesenheit des Königs die Bewachung seiner Pfalz sicherzustellen. Sie gehen weiter, als ein Geräusch zu ihrer Linken sie herumfahren lässt.

»War das eine Schleiereule?«, fragt die Mutter unsicher.

»Nein, das glaube ich nicht«, widerspricht Gerold von Hauenstein. Seine Hand greift nach der des jungen Mädchens.

»Ich glaube, es kam aus der Kapelle«, sagt Juliana und wundert sich, dass ihre Stimme zittert. »Seht, ein Lichtschein. Dort muss jemand sein.«

Sie entzieht dem Dekan ihre Hand, rafft Surkot und Umhang und strebt auf die Tür des Gotteshauses zu. Die Mutter und der Stiftsherr folgen ihr.

Ahnt Juliana, dass das, was sie gleich sieht, ihr ganzes Leben verändern wird? Zögert deshalb ihre Hand, als sie den Türknauf berührt?

Nur die beiden Öllampen auf dem Altar erhellen den Raum ein wenig, und dennoch kommt es Juliana so vor, als sei die Szene vor ihr in grelles Sonnenlicht getaucht, so sehr schmerzt der Anblick ihre Augen und ihre Seele.

Da liegt der Sohn von Mutters Oheim auf dem Rücken vor dem Altar, die Augen starr zur Decke gerichtet. Der rote Fleck auf seinem Mantel wird rasch größer. Aus seiner Mitte ragt ein metallener Griff, von zwei Händen umschlungen. Große, vertraute Hände. Die Hände ihres Vaters!

Ihre eigene Stimme schrillt fremd in ihren Ohren, und erst nach einigen Augenblicken bemerkt Juliana, dass sie selbst es ist, die den Schrei ausstößt. Sie fühlt die Hand des Stiftsherrn auf ihrer Schulter und verstummt. Ihr Blick trifft den des Vaters. Noch immer kniet er neben dem reglosen Körper, den Dolchgriff umklammert. Was ist es, das in seinen grauen Augen geschrieben steht? Schuld? Trauer? Angst? Hass? Nein, es ist Entsetzen.

Juliana hat das Gefühl, der Boden würde unter ihren Füßen schwanken, die Welt um sie dreht sich, die Bilder verschwimmen. Nur eines bleibt in ihrem Sinn eingebrannt: Die Hände des Vaters, die den blutigen Dolch umklammern! Sie weiß nicht, wie lange sie schon in der Kapelle steht, als eine Stimme sie aus ihrer Erstarrung reißt.

»Ist er tot?« Ein weißer Mantel huscht an ihr vorbei. Es ist der Franzose Jean de Folliaco, der sich neben seinen Waffenbruder kniet und seine Hand an dessen Hals legt. Für einen Augenblick ist es ganz still. Juliana hat das Gefühl, dass alle den Atem anhalten. Dann hört sie Schritte hinter sich und Gemurmel. Ein Luftzug bläht ihren Mantel.

»Herr!«, schreit eine sich überschlagende Stimme und lässt das Mädchen vor Schreck zusammenzucken. Die kleine, untersetzte Gestalt von Bruder Humbert patscht auf Sandalen durch das Kirchenschiff. »Oh mein geliebter Herr«, jammert er und will sich auf die reglose Gestalt werfen, aber der Franzose versperrt ihm den Weg. Sein Arm schießt nach vorn. Die ihm entgegengestreckte Hand lässt den Servienten zurückprallen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Er schlägt seine großen, roten Hände vors Gesicht. Das Licht der Lampen spiegelt sich auf seinem kahlen Schädel.

Jean de Folliaco richtet sich vollends auf, den Kopf hoch erhoben, die Arme wie ein Prediger emporgereckt, an seinen Händen glänzt feuchtes Blut. Sein Blick erfasst die Menschen in der Kapelle. Er wandert von denen, die noch immer fassungslos vor dem Portal stehen, zu den beiden Gestalten vor dem Altar.

»Ritter Kraft von Ehrenberg, Ihr habt meinen Bruder gemordet!«

Er sagt es leise, und dennoch kommt es Juliana vor, als würde der Erzengel diese Worte mit donnernder Stimme über die ganze Pfalz posaunen.

»Mörder!«, schreit nun der dienende Bruder Humbert und lässt sich auf die Knie fallen. Er legt die Hände um die Hüften des Erstochenen und presst seine Wange auf dessen Leib. »Mein Herr, er ist tot!«, jammert er und wendet sein Antlitz dem Ritter von Ehrenberg zu, der den Griff des Dolches nun losgelassen hat und seine Hände an seinem Rock abwischt, immer wieder, so als könne er mit dem Blut auch die Schuld tilgen.

»Mörder!«, kreischt Bruder Humbert. »Heimtückischer Mörder! Holt die Wachen! Verhaftet ihn! Hängt ihn an den nächsten Baum!« Sein massiger Leib wird vom Schluchzen geschüttelt. Der kahle Schädel wiegt sich hin und her.

»Wappner, fasse dich«, sagt Jean de Folliaco und fasst ihn bei der Schulter. Er zwingt ihn aufzustehen. Auch der Ritter von Ehrenberg erhebt sich nun. »Die Burgmannen werden ihrer Pflicht nachkommen. Dieser Mord wird nicht ungesühnt bleiben.«

Juliana spürt die Bewegung hinter sich, und dann treten Wachmänner zu beiden Seiten an ihr vorbei. Wo sind sie plötzlich hergekommen? Sie zögern und werfen sich unbehagliche Blicke zu. Wer hat nun auf der Kaiserpfalz das Sagen? Dürfen sie ihren Burgvogt so einfach in Gewahrsam nehmen? Gar der Forderung Folge leisten, ihn für diese Tat dem Schwert des Henkers zu übergeben?

Das edle Gewand raschelt, als der Dekan vortritt, der Lampenschein lässt die Stickereien auf seinem Rock golden aufleuchten. Er drängt sich zwischen den Vater und die beiden Brüder des Ritterordens.

»Hier wird niemand verhaftet und hingerichtet, ehe wir nicht wissen, was geschehen ist«, sagt er mit seiner ruhigen, tiefen Stimme.

Juliana merkt, wie sie die Luft aus ihrem Brustkorb entweichen lässt, die sie wer weiß wie lange schon angehalten hat. Die Hand der Mutter umklammert die ihre. Sie ist eiskalt,

»Wissen, was hier geschehen ist?«, kreischt der kleine Mann in seinem braunen Mantel. »Ist das nicht offensichtlich? Mein Ritter, mein Herr, dem ich mit aller Inbrunst als Waffenknecht diente, dem ich ins heilige Land und bis nach Spanien gefolgt bin, er ist tot! Gemeuchelt von diesem Ehrlosen, dieser Schande des Rittertums!«