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Fußnoten

1

Theodor Fontane, Effi Briest, Die Poggenpuhls, Mathilde Möhring, bearb. von Gotthard Erler, Berlin/Weimar 1969 (Romane und Erzählungen in acht Bänden, Abt. I, Bd. 7), S. 550.

2

Thomas Mann, »Zum hundertsten Geburtstag Theodor Fontanes«, in: Berliner Tagesblatt, 25121919. Zitiert nach: Walter Schafarschik, Erläuterungen und Dokumente: Theodor Fontane, »Effi Briest«, Stuttgart 1972 [u. ö.], S. 131.

3

Theodor Fontane, »Gustav Freytag Die Ahnen«, in: T. F., Aufsätze und Aufzeichnungen, hrsg. von Jürgen Kolbe, München 1969 (Sämtliche Werke, Abt. III, Bd. 1), S. 308325, hier S. 316 f.

4

Fontane (s. Anm. 3) S. 319.

5

Christian Grawe, Führer durch Fontanes Romane. Ein Lexikon der Personen, Schauplätze und Kunstwerke, Stuttgart 1996, S. 68.

6

Schafarschik (s. Anm. 2) S. 32.

7

Ebenda.

8

Gerhard Kwiatkowski (Hrsg.), Schüler-Duden: Die Literatur. Ein Sachlexikon für die Schule, Mannheim/Wien/Zürich 1980, S. 353.

9

Horst Rüdiger / Erwin Koppen (Hrsg.), Kleines literarisches Lexikon. Sachbegriffe, Bd. 3, Bern 41966 (Sammlung Dalp), S. 350.

10

Fontane (s. Anm. 1) S. 525 f.

11

Volker Meid, Das Buch der Literatur. Deutsche Literatur vom frühen Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, Stuttgart 42017, S. 370.

12

Meid (s. Anm. 11) S. 370.

13

Zitiert nach: Theodor Fontane, Effi Briest, hrsg. von Wolf Dieter Hellberg, Stuttgart 2017 (Reclam XL, Text und Kontext, 19379), S. 359.

14

Zitiert nach: Fontane (s. Anm. 1) S. 525.

15

Rolf Christian Zimmermann, »Was hat Fontanes Effi Briest noch mit dem Ardenne-Skandal zu tun? Zur Konkurrenz zweier Gestaltungsvorgaben bei Entstehung des Romans«, in: Fontane-Blätter 64 (1997) S. 89109, hier S. 97.

16

Fontane (s. Anm. 13) S. 359 f.

17

Zimmermann (s. Anm. 15) S. 92.

18

Fontane (s. Anm. 1) S. 558.

19

Johannes Hoffmeister (Hrsg.), Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg 21955, S. 182.

20

Georgi Schischkoff (Hrsg.), Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 221991, S. 651.

21

Hoffmeister (s. Anm. 19) S. 545.

22

Theodor Fontane, »Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848«, in: Fontane (s. Anm. 3), S. 236244, S. 238. (Auch online einsehbar unter: www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1853_fontane.html, Stand: 12.4.2018.)

23

Fontane (s. Anm. 1) S. 242.

24

Theodor Fontane, »Vorwort zur ersten Auflage«, in: T. F., Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Eine Auswahl, hrsg. von Christian Grawe, Stuttgart 2001, S. 13.

25

Fontane (s. Anm. 1) S. 555.

26

Fontane (s. Anm. 1) S. 551.

27

Zitiert nach: Fontane (s. Anm. 1) S. 556.

28

Schafarschik (s. Anm. 2) S. 93.

29

Ankündigungstext zur Effi Briest-Aufführung bei der Berlinale 2009 (www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/ 2009/02_programm_2009/02_Filmdatenblatt_2009_20090043.php#tab=filmStills, Stand: 12.4.2018).

30

Paul Böckmann, »Der Zeitroman Fontanes«, in: Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung 11 (1959) S. 5981. Hier zitiert nach: Theodor Fontane, hrsg. von Wolfgang Preisendanz (Wege der Forschung, Bd. 381), Darmstadt 1973, S. 80110, hier: S. 85 f.

 1. Schnelleinstieg

Effi Briest erschien als Fortsetzungsroman von Oktober 1894 bis März 1895 in der Monatszeitschrift Deutsche Rundschau, als Buchausgabe im Verlag von Friedrich Fontane, dem Sohn des Autors, im Oktober 1895 und erwies sich bald als das Ein erfolgreicher Romanerfolgreichste und bedeutendste Werk des Dichters. In seinem Tagebuch verzeichnet Fontane, dass es sein Roman »in weniger als Jahresfrist zu 5 Auflagen«1 brachte; später schreibt Thomas Mann, der sich in die Tradition von Theodor Fontane stellt: »Eine Romanbibliothek der rigorosesten Auswahl, und beschränkte man sie auf ein Dutzend Bände, auf zehn, auf sechs, – sie dürfte Effi Briest nicht vermissen lassen.«2

Einige Jahre, bevor Fontane seinen ersten Roman Vor dem Sturm veröffentlichte, hatte er sich in einer Rezension mit der Frage beschäftigt: »Was soll ein Roman?«»Was soll ein Roman?« Seine Antwort, von der er auch später nicht abrückte, lautete:

»[E]r soll uns eine Welt der Fiktion auf Augenblicke als eine Welt der Wirklichkeit erscheinen, soll uns weinen und lachen, hoffen und fürchten, am Schluss aber empfinden lassen, teils unter lieben und angenehmen, teils unter charaktervollen und interessanten Menschen gelebt zu haben [...].«3

Besonders wichtig ist ihm der Bezug zur Welt der Wirklichkeit. Der Leser soll nicht aus seiner Alltagswelt in andere Sphären entführt werden; sondern ihm soll die Welt, in der er lebt, bewusst gemacht werden. Am sichersten erreichen jene Romane dieses Ziel, die ein »Bild der Zeit« bieten; deshalb Fontanes Forderung: »Der moderne Roman soll ein »ein Bild seiner Zeit« seinZeitbild sein, ein Bild seiner Zeit.«4

Die Geschichte der Effi Briest, die erzählt wird, spielt in der Zeit zwischen 1878 und 1890, in der Zeit des 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreichs, in der Wilhelm I. Kaiser und Otto von Bismarck Reichskanzler war. Das erste Lesepublikum hatte diese Epoche miterlebt und kannte die Lebensbedingungen dieser Zeit. Vor allem Berlin – einer der Haupthandlungsorte – war vielen Lesern vertraut. Für sie war Effi Briest ein Zeitroman im besten Sinne.

Mehr als hundert Jahre später kann der Leser zwar noch einige der genannten Stadtteile und Straßen in Berlin aufspüren, die dargestellte Situation ist jedoch nicht mehr gegenwärtig, sondern Ein Geschichtsbildhistorisch. So kann man den Roman heute mit geschichtlichem Interesse und unter der Fragestellung lesen: Wie waren die Lebensbedingungen der Menschen in diesem Abschnitt der Geschichte? Für Leser der Gegenwart wird der Roman zum Geschichtsbild.

Dem Werk Fontanes wäre damit jedoch nicht Genüge getan. Nicht der Fall, der geschildert wird und der in ein ganz bestimmtes Umfeld gesetzt wird, macht die Bedeutung des Romans aus, sondern die Die grundsätzlichen FragenFragestellung, die über den Fall hinausgeht und die Grundlagen der gesellschaftlichen Ordnung betrifft. Der Roman wirft Fragen auf, die Menschen stellen, seit sie in Gruppen, Staaten und Gemeinschaften leben, und die ihre Aktualität jeden Tag beweisen:

Indem der Roman diese Fragen aufwirft und indem er zur Diskussion herausfordert, ohne selbst verbindliche Antworten geben zu wollen, wird er zum großen Ein GesellschaftsromanGesellschaftsroman, einem der größten der deutschen Literatur.

Die Romane, die der Erwartung entsprechen, ein Spiegel der Zeit zu sein, haben sich das Attribut »realistisch« erworben. Erwartet wird aber auch von ihnen eine literarische Qualität, eine Poetischer RealismusPoetisierung, wie man zusammenfassend sagt. Sie gelten im Erfolgsfall als Musterstücke der Epoche des »Poetischen Realismus« – »Realismus« verstanden als Zuordnung zu einer Literaturepoche; »poetisch« als Abgrenzung von naturalistischen, historischen oder psychologischen Tendenzen.

2. Inhaltsangabe

1. Der 38-jährige Baron Geert von Innstetten, seit etwa drei Jahren Landrat im pommerschen Kessin, macht Ende der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen Besuch in Hohen-CremmenBesuch auf dem Herrensitz der Familie von Briest im brandenburgischen Hohen-Cremmen. Dort trifft er auf die jetzt 38-jährige Frau von Briest, um die er einst geworben hat, auf ihren Gatten, den Ritterschaftsrat – »ein wohlkonservierter Fünfziger« (S. 17) – und auf Effi, deren 17-jährige Tochter, die gerade noch übermütig mit ihren Freundinnen gespielt hat.

2. Als Effi hereingerufen wird, ahnt sie noch nicht, dass Innstetten, den sie zwei Tage zuvor bei ihren Verwandten zum ersten Mal gesehen hat, gerade um ihre »Innstetten hat um Effis »Hand angehalten«Hand angehalten hat« (S. 17). Es überkommt sie zwar ein »nervöses Zittern« (S. 17); der zustimmenden Empfehlung ihrer Mutter hat sie jedoch nichts entgegenzusetzen.

3. Das geplante Mittagessen wird zum »VerlobungVerlobungsmahl« (S. 18). Gleich darauf berichtet Effi ihren Freundinnen von dem Ereignis. Nachdem Innstetten abgereist ist, beginnen im Hause Briest die Hochzeitsvorbereitungen, die ihren Höhepunkt in einem einwöchigen Aufenthalt in Berlin haben, wo die Aussteuer zusammengekauft wird.

4. Bis zum Vor der HochzeitHochzeitstag am 3. Oktober erhält Effi regelmäßig Briefe von ihrem Bräutigam, die sie weniger regelmäßig beantwortet. Wichtiger als der Briefwechsel scheinen ihr die Gespräche mit ihrer Mutter zu sein, in denen Effi ihre Zukunft phantasiereich ausmalt, in denen sie allerdings auch zugibt, dass es in der Person Innstetten etwas gibt, »was mich quält und ängstigt« (S. 37).

5. Unmittelbar nach den Festlichkeiten hat das Brautpaar die Die HochzeitsreiseHochzeitsreise nach Italien angetreten. Effis Eltern tauschen zu Hause ihre Gedanken über die Vermählten aus. Sie werden in ihren Sorgen bestätigt, als sie aus Effis Karten und Briefen nicht nur Glück, sondern auch »Sehnsucht« (S. 45) herauslesen.

6. Am 14. November trifft das Paar wieder in Berlin ein und fährt nach kurzem Aufenthalt nach Ankunft in KessinKessin weiter. Innstetten bereitet Effi, die »halb ängstlich, halb begierig« (S. 51) zuhört, auf Land und Leute vor und führt sie endlich in das landrätliche Haus, wo die Dienerschaft und Rollo, der Haushund, auf den Herrn und seine Gattin warten.

7. Am ersten Morgen in Effis Orientierung in KessinKessin hat sich Effi verschlafen, frühstückt dann mit ihrem Mann und nimmt langsam die innere Umgebung ihres Hauses wahr.

8. Apotheker Alonzo Gieshübler, der tags zuvor schon Blumen zur Begrüßung hatte schicken lassen, ist der erste Kessiner, der Effi, der Gattin des Landrats, seine Aufwartung macht.

9. Die nächsten Wochen sind ausgefüllt mit Pflichtbesuchen, die man den angesehenen Stadtfamilien von Stand und dem Landadel abzustatten hat und bei denen Effi genau und kritisch beobachtet wird. Als Innstetten dann nach Varzin, dem Gut von Reichskanzler Fürst Bismarck eingeladen wird, fühlt sich Effi zum ersten Mal Einsamkeit und Spukeinsam; es überkommt sie »Sehnsucht« und »Angst« (S. 81). In der Nacht wacht sie schreckhaft auf und glaubt, im Haus spuke es.

10. Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen bittet Effi ihren Mann, das Spukhaus aufzugeben und ein anderes zu mieten. Aber dazu ist Innstetten nicht bereit. Er schlägt vor, zur Ablenkung und zur Erholung eine Schlittenfahrt zu machen, die dann allerdings an dem Grab des Chinesen vorbeiführt, von dem der Spuk angeblich ausgeht.

11. Der Ein unterhaltsamer AbendAbend bei Gieshübler, bei dem die zu Besuch weilende Marietta Trippelli, Tochter der verwitweten Frau Pastor Trippel, singt, sorgt für Unterhaltung, kann aber Effis Gespensterfurcht nicht beheben.

12. Weihnachten wird still gefeiert. Am Silvestertag teilt Effi ihrer Mutter in einem langen Ein Brief nach Hohen-CremmenBrief mit, es bestehe nun »Gewissheit« (S. 109), dass sie schwanger sei, dass diese Freude jedoch nicht alle Sorgen beseitige. Am liebsten würde sie sich »auf nach Hohen-Cremmen« (S. 110) machen.

13. Der Winter bringt mehr »Langeweile« (S. 113) als Abwechslung. Etwas lebhafter wird es, als im Frühjahr die Badesaison beginnt. In einem weiteren Brief an die Mutter berichtet Effi von der ersten Begegnung mit dem neuen Landwehrbezirkskommandeur, Major von Crampas – »ein Mann vieler Verhältnisse […], ein Damenmann« (S. 116) –, und seiner Frau. Im Juni wird Roswitha, der Effi zufällig am Grab von deren verstorbener Dienstherrin begegnet, vorsorglich als Kinderfrau angestellt.

14. Am 3. Juli wird »Die Geburt von »Lütt-Annie«Lütt-Annie« (S. 129) geboren, am 15. August getauft. Beim anschließenden Festmahl ist auch Major von Crampas anwesend. Tags darauf treten Effi, Annie und Roswitha die lang ersehnte Reise nach Hohen-Cremmen an.

15. Effi genießt die sechs Wochen in Hohen-Cremmen und ist Ende September wieder in Kessin. In das erste ausführliche Gespräch, das Effi und Innstetten führen, platzt Der Besuch von CrampasCrampas hinein, der trotz fortgeschrittener Jahreszeit im Meer gebadet hat und der nun Pläne erläutert, die ein abwechslungsreiches Leben im winterlichen Kessin garantieren sollen.

16. Auf gemeinsamen Ausritten von Crampas, Innstetten und Effi kommt es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Männern, bei denen Crampas gewinnt Effis InteresseEffi mit Crampas’ Ansichten sympathisiert. Als Effi und Crampas dann allein ausreiten, wird Innstetten zum Gesprächsthema.

17. Noch intimer und anzüglicher werden die Gespräche, die Effi und Crampas bei einem letzten gemeinsamen Ausritt im November führen.

18. Kurz vor Weihnachten wird das Die Theateraufführung: Der Schritt vom WegeTheaterstück Der Schritt vom Wege aufgeführt, in dem Effi eine Rolle übernimmt und Crampas Regie führt. Nach Weihnachten werden Besuche in die Umgebung gemacht, an denen unter anderem auch Gieshübler und Crampas teilnehmen.

19. Nach einem Festessen in der etwas abgelegenen Oberförsterei gibt es Schwierigkeiten bei der Rückfahrt der Schlitten am Meer vorbei. Es fügt sich, dassEin weiterer »Schritt vom Wege« Effi und Crampas auf der letzten Strecke allein im Schlitten sitzen, was Crampas zu »heißen Küssen« (S. 181) auszunutzen weiß.

20. Auf dem Silvesterball begegnen sich Effi und Crampas nur flüchtig. Effi fühlt sich in den darauffolgenden Tagen »wie eine Gefangene« in dem Leben, das sie in Kessin führt (S. 189).

21. Über mehrere Wochen hinweg betreibt Effi ihre vom Arzt verordneten »FehltritteSpaziergänge nach dem Strand und der Plantage« (S. 194) und trifft dort – wenn auch vom Erzähler nicht ausdrücklich gesagt – mehrmals Crampas. Ihr »Gott sei Dank« (S. 204) als Reaktion auf Innstettens Mitteilung, er werde demnächst als Ministerialrat in Berlin gebraucht, ist sprechend.

22. Effi will möglichst schnell nach Berlin, um eine Wohnung zu mieten. Sie Aufbruch nach Berlinverabschiedet sich persönlich von Gieshübler und schriftlich von Crampas. Es wird deutlich, dass diese Abschiede endgültig sein sollen.