Der Autor:
Frank Thömmes, Jahrgang 1968, ist Diplomsportlehrer und DFB Fußball- lehrer. Schon während seiner 15-jährigen aktiven Spielerkarriere, in der er in annähernd jeder Amateurspielklasse bis in den professionellen Fußball zum Einsatz kam, schlug er die Trainerlaufbahn ein. Diese führte ihn über die SpVgg Unterhaching, der Leitung des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Nürnberg und Trainer der dortigen U19-Junioren-Bundesligamann- schaft bis zum Chef-Trainerposten beim Fußball-Drittligisten Wacker Burg- hausen und Tätigkeiten in mehreren Nachwuchsleistungszentren. Zahlreiche Bundesligspieler wie Stefan Kießling (Bayer Leverkusen), Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach), Philipp Tschauner (FC St. Pauli), Dominik Reinhardt (FC Augsburg), Stephan Fürstner (Greuther Fürth), Sascha Traut (Karlsruher SC), Sandro Wagner (Herta BSC) und Samil Cinaz (Bursa- spor) wurden von ihm mit ausgebildet. Als Trainer und Lehrer in Leistungssportsportschulen mit Schwerpunkt Fuß- ball war er an der Entwicklung einer Vielzahl weiterer Bundesligaspieler be- teiligt. Zurzeit betreut er in seinem Trainingsinstitut THE GYM die SpVgg Unterha- ching und mehrere Nachwuchstalente des deutschen Fußballs. Zudem bildet er als Geschäftsführer von PERFORM SPORTS, einer Fortbildungsakademie, weltweit Trainer zu funktionellen Trainingsinhalten aus und ist als Referent auf allen Kontinenten unterwegs.
Vollständige eBook-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (5., erweiterte Neuauflage, ISBN 978-3-7679-1169-7).
Umschlaggestaltung, Layout und Lektorat: Pierre Sick
Fotos im Innenteil: SVEN SIMON Zeichnungen (nach Vorlagen des Autors): digiartworx
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Da- ten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2015 Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, München Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. Gesamtherstellung: Stiebner, München
ISBN 978-3-7679-2027-9
www.copress.de
Weitere Titel des Autors:
Kinder spielen Fußball
ISBN 978-3-7679-0981-6
Fußballtraining für 11-bis 15-Jährige
ISBN 978-3-7679-0987-8
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Einleitung 6
Trainingsplanung 6
Zeit und Raum 8
Der Amateurtrainer 10
Psychologie 11
Wie man dieses Buch benutzt 11
Übungsteil
Aufwärmen 15
Kondition 39
Technik 81
Zweikampf 193
Taktik 235
Standards 333
Torwart 351
Mustertrainingseinheiten 391
Funktionelles Training 420
Moderne Entwicklungstendenzen im Fußball 430
Übungsregister 444
Inhalt
Trainingsplanung
Training muss geplant werden Dieses Buch ist für die tägliche Praxis des Amateurtrainers eine wertvolle Planungshilfe. Dabei steht nicht die Theorie des Fußballs im Vordergrund, sondern die Praxis. In der Theorie existieren mehrere Leistungs- und Erklärungsmodelle wie Fußball gelehrt und trainiert werden soll. Die einzelnen Leistungs- faktoren der komplexen Sportspiel- leistung zu gewichten ist für Sport- wissenschaftler aber auch für erfahrene Trainer sehr schwer. Außerdem fallen die Ansätze zum Teil sehr unterschiedlich aus. Umso anspruchsvoller sind also die Aufgaben und Anforderungen an den Amateurtrainer. Er soll nicht nur leis- tungsentwickelnd trainieren, sondern in seine Planung auch noch verstärkt die Motivation und die Trainingsbetei- ligung seiner Spieler einfließen las- sen. Bei dieser anspruchsvollen Auf- gabe kann dieses Buch helfen. Vom Einfachen zum Schweren ist ei- ne bekannte methodische Leitlinie. Sie strukturiert aus methodischer Sichtweise die verschiedenen Teil- komponenten der Fußballleistung (Technik, Taktik, Kondition) nur sehr grob und kann die Vielfältigkeit der Übungen und deren Variationen nicht vollständig abbilden. Diese Arbeit obliegt immer noch dem Trainer. Sei- ne Aufgabe ist folgendermaßen um- rissen: passende Trainingsinhalte auswählen, zu kombinieren, zu
variieren und – entsprechend dem Leistungsniveau und der Saisonpla- nung – vorzubereiten, ohne relevante Bereiche des Fußballtrainings aus- zusparen. Dabei muss der Trainer stets den Überblick behalten, was aus welchem Bereich trainiert wer- den muss. Soviel zur Theorie. Aber was hilft die beste Trainingsplanung, wenn in der eigentlichen Saisonvorbereitung die meisten Spieler im Urlaub sind? Wie soll ein Trainer eine Defensivforma- tion einüben lassen, wenn er ständig neue Spieler auf ungewohnten Posi- tionen einsetzen muss? Wie soll ein Angriffstraining Sinn machen, wenn gar kein Stürmer im Training ist? Trotz oder gerade wegen dieser in vielen Amateurmannschaften vor- herrschenden Tatsachen muss sinn- voll und geplant trainiert werden. Training im Amateurfußball ist ein ge- planter, zielgerichteter Prozess, bei dem der Trainer versucht, durch die Auswahl und Kombination seiner Trainingsinhalte seine Spieler und da- mit seine Mannschaft in der komple- xen Sportspielleistung entsprechend seiner Vorstellung positiv zu entwi- ckeln. Die Hauptarbeit des Trainers liegt deshalb in der konkreten Auswahl seiner Trainingsinhalte, deren Schwerpunktsetzung und deren Vari- ation. Zudem sollte er eine Zielvor- stellung haben, was gelernt oder ge- konnt werden muss. Dazu muss er
Einleitung
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EINLEITUNG | Trainingsplanung
unterscheiden, was konkrete Ziele (z.B. Konterspiel) und was dafür not- wendige Voraussetzungen sind (z.B. schnelles Umschalten und Passspiel). Die Übungssammlung dieses Buches verweist daher auf die Zugehörigkeit der Trainingsmaßnahme zu einer Oberkategorie, einer Unterkategorie und gewichtet jeweils in konditionelle, technische und taktische Schwer- punkte. Zusätzlich werden ähnliche Übungen und Spiele, die als Vorübung oder Fortführung dienen, aufgezeigt. Somit steht dem Trainer eine Vielzahl an strukturierten Trainingsinhalten zur Verfügung. Die Auswahl geeigneter Trainingsin- halte wird erleichtert, eine methodi- sche Vorgehensweise ermöglicht. Zu- dem kann gezielt mit entsprechenden Maßnahmen nachgearbeitet und vor- bereitet werden. Trotz bester Trainingsplanung lässt sich eine Niederlage am Spieltag nicht immer abwenden, zumal der Er- folg im Fußball in Toren und Punkten gemessen wird und der Faktor Zufall bei fast der Hälfte aller Tore mitspielt. Trotzdem sind eine klare Zielvorstel- lung und die Umsetzung dieser Ziele mit geeigneten Trainingsmaßnahmen unabdingbare Grundlagen für sport- lichen Erfolg.
Fußball spielen lassen Wer das Fußballspiel vermitteln und verbessern will, der muss im Training auch Fußball spielen lassen. Die klassische Einteilung des Fußball- trainings in Kondition, Technik und Taktik als Leistungsbausteine ist bei der Konzeption von Trainingseinhei- ten leider wenig hilfreich, da sich die
Trainingsziele immer überlappen. Durch unzureichende Ausprägung oder Überbetonung einzelner Ele- mente leidet aber häufig das überge- ordnete taktische Trainingsziel. Auch der Transfer der Trainingsinhalte zur tatsächlichen Spielleistung fällt schwerer. Dadurch können die Moti- vation und damit der Lernerfolg ver- loren gehen. Praktischer und fußballspezifischer ist die Betrachtung und der systema- tische Aufbau des Fußballspiels aus der Grundidee des Fußballs: »Tore er- zielen – Tore verhindern«. Bei jener Betrachtung können sich die techni- schen, konditionellen und taktischen Anforderungen mit entwickeln und mit ergänzenden Übungs- und Spiel- formen trainiert werden. Dieser An- satz gewährleistet im Amateurtrai- ning eine hohe Motivation und viele Erfolgserlebnisse. Konditionelle As- pekte kommen erst bei weiterer und differenzierterer Betrachtung zum Einsatz. Die meisten Trainingsinhalte lassen sich unter dieser Prämisse einsetzen und anpassen. Im Vorder- grund der Auswahl an Trainingsmaß- nahmen steht dabei das Spiel- und Erfolgserlebnis eines erzielten Tores oder eines gewonnenen Wettbewerbs, gleich welcher Art. Zudem ist, durch die im Amateurbereich geringe An- zahl an Trainingszeiten, eine solche Vorgehensweise sehr praktikabel und erfreut sich hoher Akzeptanz von Sei- ten der Spieler.
Übungen anpassen können Nicht jede Übung oder jedes Spiel funktioniert sofort so, wie es sich der Trainer wünscht. Dies kann viele
Gründe haben: zu kleiner oder zu gro- ßer Raum, zu wenige oder zu viele Spieler, Unterforderung oder Über- forderung der Spieler in konditionel- ler oder technisch-taktischer Hin- sicht. Weitere Gründe können fehlende Vorbereitung der Spieler durch Vorübungen oder fehlendes Aufwärmen, zu wenig oder zu viel An- spannung, körperliche oder psychi- sche Erschöpfung und dadurch man- gelnde Konzentration, mangelnde Motivation oder eine ungenaue Erklä- rung und Demonstration sein. Viele Gründe, einzeln oder in Kombi- nation, können dafür verantwortlich sein, dass die Trainingsmaßnahme nicht so läuft, wie es der Trainer ge- plant oder erwartet hat oder dass das Verhalten, das er sehen möchte, zu
selten oder gar nicht gezeigt wird. In diesen Situationen ist das Geschick des Trainers gefragt. Er muss die Übung oder das Spiel so verändern, dass es funktioniert. Nach der Analy- se der Faktoren, welche die Trai- ningsmaßnahme momentan schei- tern lässt, sollte der Trainer zielgerichtet intervenieren. Dies kann eine erneute Erklärung oder Demon- stration sein, eine Veränderung des Raumes oder der Aufgabenstellung oder eine Veränderung der gesamten Übungsform. Erfahrung und ein brei- tes Repertoire helfen dabei, Übungen an die Gruppe anzupassen. Hierzu lie- fert dieses Buch die entsprechenden Bezüge zu einfacheren oder an- spruchsvolleren Trainingsformen und nennt typische Fehlerquellen.
Zeit und Raum
Wie lang noch zu spielen? Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten oder bis der Schiedsrichter abpfeift. Damit ist im Unterschied zu anderen Sportarten, in denen die Dauer offen ist, die Zeitbegrenzung ein (spiel-)ent- scheidender Faktor und muss bei der Durchführung einer Trainingsmaß- nahme oder der Entwicklung einer grundlegenden Spielphilosophie Be- achtung finden. Nimmt man nur die effektive Spieldauer, reduziert sich die Zeit nochmals auf etwa eine Stunde. In dieser Zeit wechselt der Ballbesitz zwischen beiden Teams häufig hin und her. In der Phase des eigenen Ballbesitzes versuchen die Teams, durch das Erzielen von Toren das
Spiel zu ihren Gunsten zu entschei- den. Die Zeit, ein Tor zu erzielen ist also eigentlich recht knapp bemes- sen. Gleichzeitig versucht die nicht Ball besitzende Mannschaft dies zu verhindern. Bei dieser Betrachtungs- weise der Zeit zeigt sich die Grund- idee des Fußballs »Tore erzielen – To- re verhindern« sehr deutlich: Wenn also die zur Torerzielung zur Verfü- gung stehende Zeit knapp bemessen ist, sollte man sie nicht unnütz ver- streichen lassen. Weder in der Bemü- hung ein Tor zu erzielen, noch im Be- mühen, den Ball vom Gegner möglichst frühzeitig zurückzuerobern oder ihn frühzeitig an zielgerichteten Aktionen effektiv zu stören.
EINLEITUNG | Zeit und Raum
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EINLEITUNG | Zeit und Raum
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Es geht also im Fußball darum, in kurzer Zeit zum Torabschluss zu kommen. Dies bringt den Vorteil, dass der Gegner sich in der Abwehr nicht ausreichend formieren kann. Diese Situation tritt vor allem im Mo- ment des Ballbesitzwechsels auf. Im Umkehrschluss sollte man dem Geg- ner nicht erlauben, schnell nach vor- ne zu spielen, sondern ihn unter Zeit- druck setzen und die Räume zum eigenen Tor frühzeitig geschickt ver- stellen. Entscheidender Faktor, der eine sol- che Spielphilosophie unterstützt ist ein schnelles Umschalten in Abwehr und Angriff. Weiterhin sollte ein schnelles Passspiel in die Tiefe und ein guter Torabschluss gefordert und gefördert werden. Gute Ausgangspo- sitionen der einzelnen Spieler im Feld und zueinander, also ein gut gestaf- feltes Auftreten einer Mannschaft ist ebenfalls bedeutsam. Gutes Zwei- kampfverhalten in den Situationen, in denen Spieler beider Teams indivi- duell um den Ball kämpfen und es um Ballbesitz oder -verlust geht, sind Kernelemente eines schnellen und erfolgreichen Fußballs. Die genann- ten Faktoren müssen ihren Nieder- schlag in entsprechenden Trainings- maßnahmen und in der Vermittlung einer entsprechenden Spielphiloso- phie finden.
Das Runde muss ins Eckige Neben der Zeit ist auch der Raum im Sportspiel Fußball begrenzt. Zum ei- nen durch die Spielfeldbegrenzung und zum anderen ist auch der Be- reich, aus dem Tore realistischer Weise erzielt werden, weit entfernt
vom eigenen Tor. Eine Mannschaft, die ein Tor erzielen möchte, muss also zunächst viel Raum überbrücken, um einem Spieler einen Erfolg verspre- chenden Torschussversuch zu ermög- lichen. Dies wird der Gegner natürlich zu verhindern versuchen. Die Entscheidung, wann ein Team ver- sucht, dem Gegner den Raum streitig zu machen und ihn dadurch zeitlich unter Druck zu setzen obliegt natür- lich dem Trainer und gehört zu den elementaren taktischen Grundregeln eines erfolgreichen Spiels. Sie sollte deshalb von jedem Trainer sehr gut abgewägt werden. Auch ist es möglich während eines Spiels zwischen ver- schiedenen Modellen zu variieren. Natürlich ist es einfacher, einen klei- nen Raum mit vielen Spielern zu ver- teidigen, aber der Weg bis zum geg- nerischen Tor ist weit. Frühes Stören setzt hohe Laufbereitschaft und ein kompaktes und gestaffeltes Auftreten einer Mannschaft voraus, strahlt aber eine hohe Motivation und Entschei- dungsfreudigkeit aus. Solche Mann- schaften bestimmen das Spiel auch ohne eigenen Ballbesitz und demon- strieren damit Dominanz. Ihr Verhal- ten ist durchweg von Aktion geprägt und weniger von Reaktion. Sicherlich ist ein solches Verhalten in seiner of- fensivsten Art nicht über die gesamte Spielzeit anwendbar. Es setzt jedoch den Gegner stark unter Druck und ermöglicht so frühzeitige Ballgewin- ne in tornahen Situationen und för- dert damit einen schnellen Torab- schluss. Zusätzlich hält es den Gegner fern vom eigenen Tor, weil kein systematischer Angriff aufge- baut werden kann.
Zufall und Standards In fast der Hälfte aller Torerfolge spielt der Zufall eine Rolle; ein abge- fälschter Schuss, eine nicht geahnde- te Abseitsstellung, ein versprungener Ball, ein verunglückter Pass. Viele Faktoren können neben der geplanten Durchführung eines Torschusses Ein- fluss auf einen Torerfolg haben. Dies liegt an der elastischen Beschaffen- heit des Balles, an den Umweltbedin- gungen wie Platzbeschaffenheit oder Wetter sowie an den Aktionen der be- teiligten Spieler und Schiedsrichter. Überall werden Fehler gemacht, die dann zu Toren führen können. Deshalb sind die Standardsituationen ein wichtiger Ansatzpunkt im Fußball. Durch den Spielstopp und das Besetzen entsprechender strategisch günstiger Positionen mit besonders geeigneten
Spielern und das Ausführen einer Tech- nik ohne Zeitdruck können tornahe Si- tuationen besser geplant werden. Dies gilt zwar auch für die verteidigende Mannschaft, trotzdem hat sie das Pro- blem, dass der Ball vermutlich unge- stört in den Raum gespielt werden darf, in dem der Zufall eine Rolle spielt und aus dem die meisten Tore erzielt wer- den. Das Training von Standardsituatio- nen muss natürlich in die Trainings- maßnahmen integriert werden, da sich viele Spieler der eigenen Mannschaft in der Situation optimal im Raum und zu- einander positionieren müssen und da- zu einiges an Übung und Erfahrung notwendig ist. Automatisieren durch häufige Wiederholung erhöht die Er- folgswahrscheinlichkeit, zudem entwi- ckeln sich dadurch Spezialisten für die einzelnen Aufgaben.
Der Amateurtrainer
Amateurtrainer als Einzelkämpfer Im zunehmend komplexer werdenden Sportspiel Fußball steigen die Erwar- tungen an die Position des Trainers stetig an. Manager, Physiotherapeut, Psychologe, Teambetreuer, Organisa- tor, Spielbeobachter und viele Tätig- keiten mehr kennzeichnen den Alltag des Amateurtrainers. Aufgaben, die in professionelleren Vereinen von verschiedenen Personen bekleidet werden, finden sich im Ama- teurbereich häufig in der Person des Trainers wieder. Diese Ämter- (über)häufung hat zwei wesentliche Nachteile: Zum einen werden alle Din- ge, die nicht funktionieren, an der Per-
son des Trainers festgemacht, da er ja die Verantwortung für alle Bereiche trägt um die er sich kümmert. Zum anderen würden viele Bereiche über- haupt nicht bearbeitet werden, weil sich kein anderer darum kümmert. Dadurch fehlt dem Trainer Zeit und Energie, um sich seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich dem Training seiner Mannschaft und der sportlichen Ent- wicklung seiner Spieler, zu widmen. Solange der Trainer gute Ergebnisse abliefert wird niemand seine Arbeit in Frage stellen. Sollte aber der Erfolg ausbleiben, steht der Trainer mit sei- ner ganzen Person und seinen Aufga- ben in der Kritik.
EINLEITUNG | Der Amateurtrainer
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Wie man dieses Buch benutzt
Die Systematik der Trainingsziele Auf der nachfolgenden Doppelseite sind die im Buch vorgestellten Kapi- tel und deren Unterkapitel in einer Grafik dargestellt. Zusätzlich sind die einzelnen Übungen und Spielformen an der entsprechenden Position mit ihrer Nummer vermerkt. Diese Form der Darstellung erlaubt dem Trainer, die Trainingsinhalte im Sinne einer Mind Map zu visualisieren. Alle we- sentlichen Bestandteile der Inhalte sind immer präsent und verhindern damit eine einseitige Ausrichtung im Training oder das Vernachlässigen
wichtiger Elemente. Er hat eine kom- plexe Trainingssystematik der Inhalte und Ziele auf einen Blick vorliegen und wählt entsprechend seiner Vor- stellungen die Trainingsziele und die dazu passenden Übungen und Spiele aus. Eine unschätzbare Hilfe und Erleich- terung für die Trainingsplanung des Trainers. Damit wird ein vielseitiges, zielgerichtetes Training ohne großen zeitlichen Aufwand für jeden Trainer möglich.
EINLEITUNG | Psychologie • Wie man dieses Buch benutzt
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Psychologie
Fußball wird von Menschen gespielt und Menschen sind keine Maschinen. Damit ist klar, dass im Fußball neben den rein sportpraktischen Gesichts- punkten auch psychologische Aspekte eine Rolle spielen müssen. Für einen Trainer sind damit psychologische Grundkenntnisse unabdingbar. Psycho- logie beschreibt und erklärt das Erle- ben und Verhalten von Menschen, ihrer Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen. Für einen Trainer ist natürlich be- sonders das Verhalten der Spieler auf, aber auch außerhalb des Feldes bedeutsam, im Besonderen natürlich das Verhalten innerhalb der Gruppe. Für den Trainer gilt es, dies genau zu beobachten und gegebenenfalls ge- zielt zu steuern.
Die Hauptansatzpunkte für den Trai- ner sind die Kommunikation und der Umgang mit Emotionen, die im Fuß- ball innerhalb und außerhalb des Spielfeldes bei Beteiligten und scheinbar Unbeteiligten in kompri- mierter Form auftreten können. Offen und ehrlich zu kommunizieren, scheinbar selbstverständliche Ent- scheidungen zu begründen und sich kommunikativ in sportlich und menschlich schwierigeren Situatio- nen nicht zurückzuziehen, sind Fähig- keiten, die einen Trainer auszeichnen können und sich positiv auf das Ge- samtklima auswirken können. Es liegt in vielen Fällen selbst am Trainer, sich psychologisch zu hinter- fragen, von Außenstehenden beraten zu lassen und sich stetig weiterzuent- wickeln.
EINLEITUNG|Wie man dieses Buch benutzt
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EINLEITUNG|Wie man dieses Buch benutzt
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Navigation für optimale Nutzung Der Seitenaufbau im Übungsteil die- ses Buchs ist auf eine schnelle Orien- tierung sowie eine zielgerichtete und effektive Trainingsplanung ausgerich- tet. Jeder Trainer kann auf diese
Weise sein individuelles Trainingspro- gramm zusammenstellen und ab- wechslungsreiche Übungseinheiten entsprechend seiner Trainingsziele aufbauen.
Schnelle Orientierung Im Kolumnentitel sind Haupt- und Unterkate- gorie sowie die Num- mer der jeweiligen Übung vermerkt. Dar- unter folgt die Übungs- bezeichnung.
Anschauliche Darstellung Übungsaufbau und -abfolge werden durch die Illustrationen verdeutlicht.
Die wichtigsten Hinweise Lernziele, Spielerbedarf, Übungsbeschreibung, Dauer und Fehlerquellen werden im Text erläutert.
EINLEITUNG|Wie man dieses Buch benutzt
TECHNIK | Passen
80
Passkombination
25m
15m
Lernziele: Passtiming
Spielerbedarf: 4
Übungsbeschreibung: 2 Spieler spielen sich den Ball abwech- selnd direkt zu, bis einer der beiden sich für einen langen Pass auf einen dritten Spieler entscheidet, der Angespielte lässt den Ball auf Spieler 4 prallen, der auf Spieler 2 durch ein Hütchentor passt. Alle Pässe direkt.
Dauer: 2 x 5 Min.
Fehlerquellen: Pässe zu ungenau oder falsches Timing
Kondition: Technik: Taktik:
79 tq 81
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Optimale Raumnutzung In der Miniaturansicht wird der Raumbedarf veranschaulicht. Häufig können auf diese Weise vorhandene Spielfeld- markierungen genutzt werden, um den Übungs- raum abzugrenzen.
Übungscharakteristik Die Kennzeichnung der Schwierigkeitsgrade (1-6 Bälle) in den Dimensio- nen Kondition, Technik und Taktik erleichtert die Auswahl der Übung ent- sprechend der Trainings- ziele sowie des Leis- tungsstands.
Cleveres Verweissystem Erleichtert das Auffinden vorbereitender oder an- spruchsvolleren Übun- gen mit ähnlichen Lern- zielen.
TECHNIK
Aufwärmen
Aufwärmen im Fußball wird, vor allem wenn es um das Dehnen geht, in der Theorie zwar häufig diskutiert, in der Praxis aber stiefmütterlich behandelt. Die meisten Trainer verschenken ihre wertvolle, weil begrenzte Trainings- zeit damit, dass sie ihren Spielern ein stupides Einlaufen verordnen. Dabei erfolgt zwar eine Herz-Kreislauf-Akti- vierung, im Bereich Konzentration, gezielter inhaltlicher Einstimmung auf die Einheit oder gar Motivation ist jedoch kein Effekt zu erwarten. Viel- fach wirkt eine solche Form des Auf-
wärmens sogar demotivierend. Dieses Buch propagiert Aufwärmfor- men, bei denen sofort hohe geistige Aktivität, technische Bewegungen in Kombination mit Motivation und Spaß gepaart sind. Die Belastungsdosie- rung obliegt dem Trainer und den Spielern und sollte innerhalb der Auf- wärmphase ansteigen. Ein solches Vorgehen schult dabei zusätzlich das Gefühl für den Spielrhythmus, also die Wahrnehmung und Unterschei- dung von langsamem und schnellem Spiel.
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AUFWÄRMEN|Motivation
Tunnelball
10m
10m
Lernziele: Ballführung, Orientierung
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Eine Hälfte der Spieler steht mit ge- grätschten Beinen in einem begrenzten Feld. Die anderen Spieler versuchen in ei- ner bestimten Zeit jeder mit einem Ball möglichst viele Tunnel (Beinschüsse) zu erzielen. Danach Aufgabenwechsel zwi- schen den Spielern.
Dauer: 4 x 1 Min.
Fehlerquellen: Tunnelspieler stehen zu eng nebeneinan- der oder bewegen sich
Kondition: Technik: Taktik:
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113 tq 3
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AUFWÄRMEN | Motivation
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Markierungshemd schnappen
10m
10m
Lernziele: Reaktionsfähigkeit
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Jeder zweite Spieler steckt sich ein Mar- kierungshemd hinten in die Hose, so dass ein Teil des Hemdes heraushängt. Die an- deren Spieler versuchen das Hemd her- auszuziehen, bis alle Hemden rausgezo- gen sind. Danach Aufgabenwechsel.
Dauer: 6 x 30 Sek.
Fehlerquellen: Zu hohe Aktivität zu Beginn
Kondition: Technik: Taktik:
1 tq 7
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AUFWÄRMEN|Kennenlernen
Flachpass auf Zuruf
10m
10m
Lernziele: Orientierung, Kommunikation
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Jeder zweite Spieler hat einen Ball und steht in einem abgegrenzten Raum ver- teilt. Die Spieler ohne Ball bewegen sich frei im Raum und werden auf Zuruf von einem Ballbesitzer flach mit einem Kurz- pass angespielt. Dieser Pass muss direkt zum Passgeber zurück gespielt werden. Danach Aufgabenwechsel.
Dauer: 3 x 1 Min.
Fehlerquellen: Kein klarer Zuruf, unsaubere Pässe aus der Bewegung, Passweg zu lang
Kondition: Technik: Taktik:
3
1 tq 4
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AUFWÄRMEN | Kennenlernen
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Volleyspiel Kopf auf Zuruf
10m
10m
Lernziele: Kopfballtiming, Orientierung, Kommunikation
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Jeder zweite Spieler hat einen Ball und steht in einem abgegrenzten Raum ver- teilt. Die Spieler ohne Ball bewegen sich frei im Raum und werden auf Zuruf von einem Ballbesitzer hoch angeworfen. Die- ser Pass muss direkt zum Passgeber zu- rück geköpft werden. Danach Aufgaben- wechsel.
Dauer: 3 x 1 Min.
Fehlerquellen: Zurufe zeitlich zu nah zusammen
Kondition: Technik: Taktik:
3 tq 5
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AUFWÄRMEN|Kennenlernen
Volleyspiel frei auf Zuruf
10m
10m
Lernziele: Volleyspiel, Orientierung, Kommunikation, Umstellungsfähigkeit
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Jeder zweite Spieler hat einen Ball und steht in einem abgegrenzten Raum ver- teilt. Die Spieler ohne Ball bewegen sich frei im Raum und werden auf Zuruf von einem Ballbesitzer flach oder hoch ange- spielt. Dieses Zuspiel muss mit einem Körperteil regelgerecht direkt zum Pass- geber zurück gespielt werden.
Dauer: 3 x 1 Min.
Fehlerquellen: Zurufe zeitlich zu nah zusammen, unsaubere Zuspiele
Kondition: Technik: Taktik:
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AUFWÄRMEN | Kennenlernen
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Volleyspiel mit Kontaktvorgabe auf Zuruf
10m
10m
Lernziele: Volleyspiel, Orientierung, Kommunikation, Umstellungsfähigkeit
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Jeder zweite Spieler hat einen Ball und steht in einem abgegrenzten Raum ver- teilt. Die Spieler ohne Ball bewegen sich frei im Raum und werden auf Zuruf von einem Ballbesitzer flach oder hoch ange- spielt. Dieses Zuspiel muss mit 2 regel- konformen Ballkontakten zum Passgeber zurück gespielt werden.
Dauer: 3 x 1 Min.
Fehlerquellen: Unsaubere Zuspiele, schlechte Ballverarbeitung
Kondition: Technik: Taktik:
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AUFWÄRMEN|Ballführung
Dribbelformen
15m
15m
Lernziele: Ballführung, Orientierung
Spielerbedarf: Alle
Übungsbeschreibung: Der Trainer steht im Zentrum und die Spieler dribbeln jeweils nach Vorgabe (Innenseite, Außenseite, rechts, links etc.) auf ihn zu. Auf Kommando müssen alle mit Tempoerhöhung wieder sternförmig auseinander dribbeln.
Dauer: 6-8 Min.
Fehlerquellen: Schlechte Ballführung
Kondition: Technik: Taktik:
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