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Impressum:

© 2017 HaJo Fritschi

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783744827829

Zur Einstimmung

Die Homöopathie hat gegenwärtig keinen leichten Stand. Sie wird von vielen Seiten angegriffen. Homöopathiegegner haben sich zum Ziel gesetzt, diese alternative Heilmethode mit 200-jähriger Tradition aus der Medizin zu verbannen. Die Globuli, jene Zuckerkügelchen mit hochverdünnten Heilsubstanzen, seien nachgewiesenermaßen Humbug, so der Grundtenor ihrer Argumentation. Ein eigens zur politischen Umsetzung dieses Ziels gegründetes „Informationsnetzwerk Homöopathie“ (INH) will erreichen, dass das Arzneimittelrecht und das Arzneibuch so geändert werden, dass die homöopathischen Mittel keinen Arzneimittelstatus mehr haben. Wer Globuli haben wolle, der könne sie dann ja beispielsweise beim Discounter kaufen. Eine staatliche Kontrolle über die Herstellung gäbe es dann nicht mehr. Grundsätzlich dürfe es keine Erstattung homöopathischer Leistungen durch gesetzliche Krankenkassen mehr geben, und eine Homöopathieweiterbildung an Universitäten solle verboten werden. Untersagt werden sollte nach dem Willen des INH auch die weitere Erforschung der Homöopathie. Kurz: Das erklärte Ziel ist die Eliminierung der Homöopathie aus der Medizin.

Zu den Unterstützern des Informationsnetzwerks Homöopathie und ihrer Ziele gehört der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen. Für ihn ist Homöopathie rein psychologisch erklärbar. An den Globuli selbst sei nichts dran. Das ist für Eckart von Hirschhausen definitiv erwiesen. So fehlen in seinen Shows und Veröffentlichungen selten humorvoll verpackte Seitenhiebe gegen die Zuckerkügelchen und ihre Anwender. Da Eckart von Hirschhausens Haltung zur Homöopathie eindeutig ist, kann man die Frage stellen, wie er zu dieser Überzeugung gekommen ist. In seinem Buch „Wunder wirken Wunder“ berichtet er von einem Besuch bei einem Homöopathen, mit dem er ein langes und nettes Gespräch geführt habe und an dessen Ende er ein Briefchen mit Globuli bekommen habe. Genommen habe er diese zwar nicht, aber das empathische Arztgespräch nimmt er als Beleg für seine Erklärung, Homöopathie sei so etwas wie angewandte Psychotherapie. Dies scheint der einzige konkrete Kontakt mit der Homöopathie gewesen zu sein. Über eine weitere Auseinandersetzung mit ihr liest man in dem Buch leider nichts. Vielmehr übernimmt Eckart von Hirschhausen die Argumentation des INH und kleidet sie in seine eigenen Worte.

Bei einem so bekannten, überall präsenten Menschen, der ständig unterwegs und in den Medien allgegenwärtig ist, dürfte es schwer sein, persönlich nachzufragen, wie er zu der Überzeugung gekommen ist, Globuli seien keine richtige Medizin. Briefe dürfte Eckart von Hirschhausen jeden Tag wohl körbeweise bekommen. Darum kümmert sich das eigene Büro des medizinischen Kabarettisten. Persönlich zu antworten, wird ihm da überhaupt nicht möglich sein. Vielleicht gelingt es ja auf eine etwas unorthodoxe Weise, indem man die Fragen in eine Geschichte verpackt…

Eine solche Geschichte habe ich mir hier ausgedacht. In ihr mache ich mich auf den Weg zu Eckart von Hirschhausen, alias Meister Eckart. Dieser ist ein weiser Arzt und Gelehrter, der als Einsiedler in einer Klause im Wald bei den Hirschen haust. Aber meine Hoffnung, ihn dort zu treffen, wird enttäuscht. Meister Eckart ist ausgeflogen, doch seine Hütte steht offen. So trete ich ein und setze mich an den Tisch, auf dem sein Buch „Wunder wirken Wunder“ liegt. Das Konterfei des Meisters auf dem Buch inspiriert mich, diesem meine Fragen zu stellen. Natürlich kommt es so zu keinem Gespräch, aber die Fragen sind gestellt. Auch die Briefe, die ich von Freunden und Bekannten mitbekommen habe, lese ich Hirschhausens Abbild vor.

Natürlich ist diese Geschichte fiktiv. Real jedoch sind die dort berichteten Heilerfolge durch Homöopathie. Diese habe ich persönlich erlebt und in die Geschichte eingeflochten.

Die Diskussion um die Homöopathie zeigt zunehmend aggressive Züge. Keine Seite schreckt vor einer Verunglimpfung und Diskriminierung der anderen zurück. Respekt und Fairness bleiben immer mehr auf der Strecke. Dies sehe ich als Hinweis, dass die Hintergründe der Auseinandersetzung eigentlich ideologischer Art sind. Wie die Homöopathiekritik geführt wird, erscheint mir als Anachronismus. Ein veraltetes Schwarz-Weiß-Denken beherrscht die Diskussion, in der es gilt, missionarisch einen „guten Kampf für die Wahrheit“ zu führen. Früher war diese „Wahrheit“ religiöser Natur, heute scheint für viele „die Wissenschaft“ die Rolle der Religion übernommen zu haben, was bei manchen zu einer Art „skeptizistischem Fanatismus“ führt. Lange schien es, diese überkommenen Denkmuster der Menschheit seien überwunden. Am Beispiel der Homöopathiediskussion muss man konstatieren, dass dem wohl nicht so ist.

Eckart von Hirschhausen sehe ich als Vertreter eines neuen Denkens. Er plädiert im Bereich der Medizin und des Gesundheitswesens für ein Miteinander, das die Wertschätzung des Menschen und des Lebens an sich an erste Stelle rückt. Und er weiß um die transzendierende Kraft des Lachens, wenn die Ratio nicht mehr weiter weiß, weil die Realität nicht in ihre Erklärungsmuster passt. Ähnliches wünsche ich mir von ihm auch, wenn es um die Bewertung von Globuli und Homöopathie geht.

HaJo Fritschi,

im August 2017

Inhaltsverzeichnis

1

Selten ist es Anfang Juni schon so heiß. Das Thermometer zeigte bereits am späten Vormittag, als ich mich auf den Weg machte, 25 Grad im Schatten, und die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Ich hatte mich darauf eingestellt und für meine Wanderung luftige Kleidung und Strohhut gewählt. Im Rucksack waren genügend Wasserflaschen und Proviant verstaut. Vor mir lag ein Fußmarsch von rund drei Stunden. So weit lag die Klause von dem Dorf entfernt, in dem ich ein Zimmer in einem Gasthaus bezogen hatte. Ich musste eine lange Strecke meines Weges durch Wiesen und Felder zurücklegen, ohne Schatten und bei kaum einer Brise kühlenden Winds, ehe ich die Silhouette des Waldes in der heißen Luft am Horizont flirren sah. Jenes Waldes, in dem ich Meister Eckart in seiner Klause zu treffen hoffte. „Wald der Hirsche“ nennen die Einheimischen diesen Mischwald, denn er wird von sehr viel Rotwild bevölkert. Als ich den Waldesrand durchschritt, erwartete mich eine angenehme Kühle im Schatten mächtiger Baumkronen. Nun war es noch eine knappe Stunde bis zur Behausung des weisen Arztes Eckart.

Meister Eckart steht in dem Ruf, ein weiser, aber auch weltoffener und heiterer Heilkünstler zu sein. So lieben ihn die Menschen und fragen ihn häufig um Rat, wenn es um Themen rund um Gesundheit und Medizin geht. Der Beweggrund für meine Wanderung zum „Wald der Hirsche“ war auch eine Ratsuche. Mich beschäftigten einige Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Ich hörte davon, dass sich Meister Eckart genau mit diesen Dingen intensiv beschäftigte und Erkenntnisse darüber erlangt hatte. Daraufhin hatte ich Bücher von ihm gelesen und Reden von ihm gehört. Allein: Meine Fragen wurden dadurch nicht beantwortet, im Gegenteil. Meister Eckarts Weisheiten stießen mich in noch größere Verunsicherung.

Meine Leidenschaft gilt der Homöopathie, jener Heilmethode, die (oft, aber nicht immer) mit Zuckerkügelchen, den sogenannten Globuli, arbeitet. Ich wurde Zeuge verblüffender Heilerfolge und konnte solche auch an mir selbst erfahren. Und das, obwohl eine Wirkung dieser Mittel nach anerkannten naturwissenschaftlichen Kriterien überhaupt nicht erklärbar ist. Seit einiger Zeit mehren sich die Stimmen, die die Homöopathie scharf kritisieren, sie mal als Humbug, mal als Betrug oder auch nur als bloße Placebomedizin bezeichnen. Jedenfalls sei an dieser Therapie nichts dran. Manche wollen sie aus der Medizin ganz verbannen. Auch Meister Eckart hat sich dieser Kritik angeschlossen. Er vertritt die Meinung, Homöopathie sei nichts weiter als eine verkappte Psychotherapie. Als Bewunderer des Meisters irritierte mich das. Und nicht nur mich: Auch Freunde und Bekannte waren verwirrt und ratlos.