Der Naturwissenschaftler Dipl .-Math. Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, studierte in Stuttgart neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach fünfundzwanzig Jahren Berufspraxis in der eigenen Firma widmet er sich nun seinen privaten Forschungsvorhaben und veröffentlicht die Ergebnisse in allgemein verständlicher Form. Darüber hinaus ist er der Herausgeber mehrerer Buchreihen unter anderem der Reihen 'Wissenschaft liche Bibliothek' und 'Wissen gemeinverständlich'.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Neubearbeitung
Cover, Buchblock und Inhalt: Klaus-Dieter Sedlacek
Internet: http://klaus-sedlacek.de
© 2017
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 9783746072524
„Das sind Männerschwüre!“, sagte die reizende Nelly etwas pikiert zu ihrer Mama, als sie an dem großen Haushalt-Einrichtungs-Basar vorübergingen und den jungen Assessor Müller hoch bepackt heraustreten sahen. „Hundertmal hat er beteuert, er werde niemals heiraten — nun ist er offenbar doch heimlich verlobt und schleppt sogar schon Küchensachen nach Hause!“
„Nicht doch“, rief der Assessor, der einen Teil dieser Worte aufgefangen, lächelnd mit höflichem Gruß, „ich richte mir vielmehr selber die Küche eines ganzen Kerls ein!“
Es bedarf dazu nicht viel.
In der Natur, wo kein Anschluss an eine Elektrizitäts- oder Gasleitung ist, sodass man die hierfür geschaffenen neuesten Miniaturkochherde verwenden kann, genügt ein Campingkocher mit Gaskartuschen vollkommen. Zuhause wäre für das eine oder andere Rezept ein Backofen eine sinnvolle Ergänzung.
Dann einen verschließbaren, etwa drei Finger hohen Schnellkochtopf, der sich mit Deckel für Dunstkocherei, ohne denselben für schnell zu bereitende Eier- und Fleischspeisen eignet, und ein Emailtöpfchen, welches nur zum Kochen von Kaffee-, Tee- oder Grog-Wasser benützt wird. Im letztgenannten Gefäß dürfen aber Suppen oder Soßen niemals gekocht oder erwärmt werden, wenn es nachher auch noch so sorgfältig gereinigt werden sollte. Denn — das beachte wohl, sehr zu verehrender ganzer Kerl! — Kaffee, Tee und Punschessenzen (siehe S. →) sind diffizil zu behandeln und behalten nur dann ihr ureigenes, feines Aroma, wenn sie mit keinerlei Fettstoffen oder anderen Substanzen in Verbindung kommen.
An Vorräten halte Dir nur das Allernötigste: Einige gewandte Finger, denen es schlimmsten Falls mal auf ein Brandbläschen nicht ankommt, eine Dosis Humor, um zu lächeln, wenn wirklich hin und wieder das Eine oder Andere etwas schief gelingt, dann einige Gemüsekonserven für schnell zu bereitende Beilagen zu Fleisch- und Eierspeisen, wie Spargel, Erbsen, Bohnen, Pilze, Mixed Pickles, die in allen Supermärkten oder Delikatessengeschäften zu haben und lange aufbewahrbar sind.
Das Erwärmen von Konserven in der Büchse ist nur dann anzuraten, wenn der ganze Inhalt derselben auf einmal verbraucht wird. Andernfalls entnehme man nur das nötige Quantum und bereite es im Pfännchen zu. In eine geöffnete Büchse gieße man ein paar Tropfen aufgelöste Sorbinsäure1, um den Inhalt vor dem Verderben zu schützen, das ihn sonst bald ereilt.
Wo frisches Fleisch nicht immer zu haben — für sanfte Vegetarierherzen ist ja mein Büchlein zunächst nicht gedacht — da rate ich auch zu Konserven von Fleisch und Fisch, ferner zu geräuchertem Fleisch -— und Fischwaren wie Hamburger Rauchfleisch, haltbaren Thüringer Wurstwaren, geräucherter Gänsebrust — na, da lacht Ihr, was? — Gänseleberpastete, geräuchertem Lachs, Aal, und was dergleichen mundwässernde Bröcklein mehr sind.
Zur Zubereitung der Speisen dürfen nicht fehlen: Lust und Liebe, Salz und Pfeffer — wo Letzterer wächst, gehören nach ganze Kerle-Aberglauben die Schwiegermütter hin! — Zucker, Senf, ein paar Gewürze, Mehl und frische Butter.
Gutes Salatöl und Liebig Fleischextrakt nicht zu vergessen, wobei ich Maggi-Würze oder Sojasoße allen anderen vorziehe. Wenn frisches Brot, Kaffee- und Teegebäck nicht zur Hand sind, empfehle ich Zwieback, englische Biskuits und Pumpernickel.
Frische Eier schmecken gut und nähren vorzüglich, eignen sich besonders auch in mannigfacher Verwendung zur Schnellkocherei.
* * *
Denn wenn du gut gelaunt bist, taugen Dir ohne Zweifel „Ochsenaugen“, Und bist du trüben Sinnes, tut Dir sicherlich ein „Rührei“ gut!
1 Sorbinsäure (Kaliumsorbat) ist ein lebensmittelrechtlich zugelassenes Konservierungsmittel zur Haltbarmachung von Fruchtsäften, Essiggemüse und Sauerkonserven.
Es verhindert bei Marmeladen und Konfitüren die Bildung von Schimmel.
Kaliumsorbat ist das Salz der Sorbinsäure, die sehr gut in Wasser löslich ist.
Kaliumsorbat ist geruchs- und geschmacksfrei und findet wegen seiner sehr guten Wirksamkeit gegen Hefen und Schimmelpilze in vielen Lebensmitteln Verwendung.
Dosierung:
Der gesetzlich zulässige Grenzwert beträgt:
Obstsäfte: 2,00 - max. 2,7 gr /l,
Essiggemüse: 1,5 - 2,25 gr /l
Die Sonne geht pünktlich nach dem Kalender auf; der Hahn kräht, wann’s ihm in der Naturgeschichte vorgeschrieben ist, und die Laternen löschen morgens ebenso tarifmäßig aus, wie die Nachtschnellzüge pünktlich oder mit fahrplanmäßiger Verspätung eintreffen. Nur des ganzen Kerls wie des Löwen Erwachen ist etwas Unsicheres und hängt von tausenderlei Nebenumständen ab. Ob's im Klub abends fidel war oder langweilig, ob man mit Glück oder Misserfolg Skat gedroschen, ob die Bowle gut ausfiel oder verdarb, ob man vom großen Los geträumt oder der unbezahlten Rechnung kurzum, das Mannigfaltigste wirkt auf Zeit und Stimmung, in der man erwacht.
Da ist's für die sorgsamste Hausfrau äußerst schwierig, was für ein Frühstück und wann sie es bereitstellen solle, und der zu bewundernde ganze Kerl fertigt es sich am Besten selbst.
Nur vor allem gute Sorte nehmen — das ist Hauptbedingung. Möglichst frisch gebrannt — sehr empfehlenswert ist insbesondere eine Mischung von Java- und Ceylonbohnen.
Die Bohnen müssen fein gemahlen und mit kochendem Wasser dann angegossen werden — auf zwei kleinere Tassen von je etwa ein Achtel-Liter-Inhalt rechne man etwa 40 Gramm Kaffeepulver! So lasse man dann den Kaffee — gut zugedeckt, dass das Aroma nicht entweiche! — sich ruhig setzen, was eventuell durch Zugabe einiger Tropfen kalten Wassers beschleunigt werden kann.
Surrogate — wie Feigenkaffee und dergleichen Zeug sind von allen echten Kaffeekennern verpönt und dienen nur dazu, das Image eines starken Kerls zu verderben — und das wegen dreizehn Stück für sechs Tassen!!
Will man indessen gleichwohl den Kaffee nicht so stark trinken, so kann man seine erhitzende Wirkung mildern und eine schöne Farbe erzielen, indem man in dem Aufgusswasser einige Gramm Kaffeegewürz auflöst, das den ureigenen Geschmack des Kaffees nicht im Geringsten beeinträchtigt.
Wird „Melange (Milchkaffee)“ — d. h. Kaffee mit Milch gemischt — getrunken, so sollte man hierzu nur guten süßen Rahm (Sahne), gleichviel ob abgekocht oder nicht, nehmen. Von abgerahmter oder etwa gar schon säuerlicher Milch erhält der beste Kaffee eine schlechte, grauliche Farbe — ebenso verliert der Geschmack, der durch Aufwärmen des Kaffees noch schlechter wird, weshalb man davon nie mehr als das für den momentanen Gebrauch Nötige anbrühen sollte.
Dem ganzen Kerl empfehlenswert ist kondensierte Milch und statt Zucker Saccharin — man vergreife sich aber nicht und erwische Zacherlin (Mottenpulver) dafür!
Wer eine Kaffeemaschine hat, erhält gewöhnlich Gebrauchsanweisung und System dazu. Will man in einer an sich für größere Quantitäten bestimmten Maschine eine kleinere Menge Kaffee bereiten, so messe man das Wasser in Tassen ab, dementsprechend auch nach oben erwähnter Angabe das Kaffeepulver und gebe fürs Verdampfen eine halbe Tasse Wasser drauf. Wasser gibt ja der ganze Kerl gerne her!
Unter den diversen grünen und schwarzen chinesischen Tees verdient der Souchong, der den feinsten Geschmack befriedigt, entschieden den Vorzug; am gefährlichsten für ganze Kerle ist der Tee dansant, weil er leicht Verlobungen nach sich zieht.
Minderwertige Teesorten verteuern sich von selbst, da man von ihnen größere Quantitäten nehmen muss, und trotzdem findet der Kenner die geringere Qualität sofort heraus.
Schlimme Unterlassungssünden bei der Teebereitung sind das „laue Angießen“, das „lange Ziehenlassen", wodurch man die herrlichste Teesorte verpfuscht.
In eine kleine Kanne — für zwei gewöhnliche Tassen berechnet — gebe man soviel Tee, als man mit drei Fingerspitzen leicht erfasst — wer seinen Fingerspitzen nicht traut, nehme ein kleines Likörgläschen oder einen Teelöffel voll. Dann übergieße man den Tee mit kochendem Wasser, lasse ihn ja nicht länger als vier Minuten ziehen und nehme als Zusatz — nach Belieben — außer Zucker kalten Rahm, feinen Jamaikarum oder Zitronensaft.
Auf eine mittelgroße Tasse rechne man eine abgepasste Tafel Vanille-, Vollmilch- oder sonstiger guter Schokolade, die man mit dem Messer in kleine Stückchen zerteilt, in Milch — auch kondensierter — löst und auf dem Feuer unter beständigem Rühren zum Kochen bringt. Mit dem Siedepunkt — d. h. beim Beginn des Kochens, nicht im Sieden oder Kochen — ist die Schokoladenmilch fertig.
Sehr zur Kräftigung dient es, die Schokolade mit einem Eigelb zu verbinden, das aber erst — wenn die Schokolade vom Feuer gezogen ist — vor dem Eingießen in Kanne oder Tasse damit verquirlt werden soll, damit es nicht gerinnt.
Von den vielen angepriesenen Sorten ziehe ich van Houten’s Cacao vor. Zu einer mittelgroßen Tasse nehme man zwei Kaffeelöffel voll Kakaopulver, verquirle es mit kochender Milch oder siedendem Wasser und bringe diese Flüssigkeit unter beständigem Rühren bis zum Siedepunkt. Zucker nach Belieben.
Auf einen „Löffel Suppe“ waren beim Präsidenten drei junge Herren eingeladen — grimmige Konkurrenten um den frei gewordenen Ratsposten. Aber die Suppe wollte nicht kommen. Die Frau des Präsidenten war in Verzweiflung, während ihr Mann ein ums andere Mal erstaunt und unwillig nach der Türe sah, in welcher die Terrine mit dem erwarteten Labsal noch immer nicht erscheinen wollte.
Werner, einer der Geladenen, sprang, von einer dunklen Ahnung erfasst, auf und stand plötzlich neben der Herrin des Hauses in der Küche.
„Die Köchin hat sicher die Krebssuppe verdorben?!“, frug er.
„Aber, Herr Werner!“, rief die Präsidentenfrau verlegen. „Ich weiß nicht — in der Tat —“.
„Oh!“, sagte er und griff kühn nach einem Topf. „Ich hab mir schon mehr als eine Brühe selbst gekocht — wenn Sie gestatten, versuch’ ichs auch einmal mit einer Familiensuppe!“
Und zehn Minuten später dampfte vor der entzückten Frau vom Hause eine delikate Suppe in der Schüssel und vierzehn Tage später war Werner — Rat. „Was die Anderen nicht erstrebt und erschmeichelt,“ schmunzelte er, „hab“ ich mir erkocht — man kann heutzutage das Glück nicht bloß beim Schopf, sondern auch beim Löffel nehmen!“
Also recipe! Denn die Suppe ist und bleibt Grundlage — auch für den Magen eines ganzen Kerls! Von der Meinung, dass sie auf die Dauer entbehrlich sei, ist man längst wieder abgekommen — eine gute Suppe ist geradezu Bedingung für die Gesundheit, und wer es richtig anfängt, kann auch bei bescheidenen Vorräten jeden Tag rasch seine vorzügliche Suppe auf dem Tisch haben.