GUNTHER JENSEN

BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE AUSWERTUNGEN

Der Schnelleinstieg einschließlich Kennzahlenspiegel

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INHALTSVERZEICHNIS

  1. Allgemeines
  2. Die Bilanz und deren Bedeutung für die BWA
  3. Gewinn- und Verlustrechnung
  4. Die BWA
    1. 4.1 Was ist eine BWA?
    2. 4.2 Was sagt eine BWA aus?
    3. 4.3 Der Nutzen einer BWA.
    4. 4.4 Betriebsvergleichszahlen
    5. 4.5 Inhalt und Aufbau der DATEV-BWA
    6. 4.6 Formen der BWA
    7. 4.7 Branchenlösungen
  5. Die kurzfristige Erfolgsrechnung
  6. Die Bewegungsbilanz
  7. Statische Liquidität – Cash Management
  8. Vergleichsrechnungen
    1. 8.1 Entwicklung eines Unternehmens
    2. 8.2 Controlling
    3. 8.3 Analysen der BWA-Planvorgaben
  9. Der Betriebswirtschaftliche Kurzbericht
  10. Zusatzauswertungen
    1. 10.1 Jahresübersichten
    2. 10.2 Entwicklungsübersicht
    3. 10.3 Vergleichsanalysen
    4. 10.4. 3-Jahres-Vergleich
    5. 10.5 Prognose BWA
    6. 10.6 Einnahmen-Ausgaben BWA
    7. 10.7 Kapitaldienstgrenze BWA
    8. 10.8 Gesamtkostenverfahren
    9. 10.9 BWA-Report
  11. Branchenlösungen
    1. 11.1 BWA im Einzelhandel
    2. 11.2 BWA im Handwerk
    3. 11.3 BWA im Hotel- und Gaststättengewerbe
  12. Nachbereitung
    1. 12.1 Konsolidierung
    2. 12.2 Banken und Unternehmen
    3. 12.3 Cash Flow
  1. Kennzahlenspiegel einschl. Formelsammlung
  2. Glossar
  3. Stichwortverzeichnis

1. Allgemeines

Die Arbeit und das Verstehen der BWA setzen Kenntnisse über die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung voraus.

Daher gehe ich zunächst Schritt-für-Schritt auf die Verschiedenen Zusammenhänge ein.

2. Die Bilanz

Der Beginn der Betrachtung liegt in der Vorbereitung des betrieblichen Leistungsprozesses.

Wenn wir etwas verkaufen oder produzieren möchten, benötigen wir Maschinen, Material, verschiedene Wirtschaftsgüter, eine Büroausstattung und selbstverständlich auch Kapital.

Die Bilanz ist eine stichtagsbezogene Gegenüberstellung von Aktiva (Vermögen) und Passiva (Kapital) eines Unternehmens. Der Bilanzgewinn oder -verlust ergibt sich aus der Differenz zwischen Aktiva und Passiva.

Die Gliederung der Bilanz regelt § 266 HGB. Die Aktiva werden nach dem Grad der Liquidität, die Passiva nach Fristigkeit und zugrunde liegendem Rechtsverhältnis gegliedert.

Die Bilanz dient unternehmensinternen und externen Informationsbedürfnissen. Jedes Unternehmen ist verpflichtet, jährlich zum Geschäftsjahresabschluss eine Abschlussbilanz zu erstellen. Darüber hinaus existieren Sonderbilanzen, wie Gründungs-, Umwandlungs-, Sanierungs-, Fusions-, Konkursbilanz etc.

Bei der jährlichen Abschlussbilanz ist zwischen der zur Veröffentlichung bestimmten Handelsbilanz und der zur Vorlage beim Finanzamt zu erstellenden Steuerbilanz zu unterscheiden.

Die Aktiva

Als Investition bezeichnet man die vorgesehene Mittelverwendung für die Aufnahme des Leistungsprozesses. Diese Daten befinden sich auf der Aktivseite der Bilanz, auch Aktiva genannt.

Nachdem uns klar ist, was wir für die Leistungserstellung benötigen, müssen wir wissen, woher wir das Kapital nehmen, welches für die Investierung notwendig ist.

Die Passiva

Sowohl Eigenkapital, als auch Fremdkapital wird als Finanzierungsquelle in Frage kommen. Diese Positionen erscheinen auf der Passivseite der Bilanz, auch Passiva genannt. Diese Seite trifft somit die Aussage der Mittelherkunft.

Die Bilanz ist somit die zusammengefasste Darstellung des Vermögens auf der Aktivseite und des Kapitals auf der Passivseite. Auf der Aktiva-Seite differenziert man zwischen Anlage- und Umlaufvermögen, auf der Passiva zwischen Eigen- und Fremdkapital.

Durch eine Aufbereitung der Bilanz entsteht die Strukturbilanz, welche Grundlage für eine Analyse und damit die Berechnung von Kennzahlen ermöglicht.

BEISPIEL EINES JAHRESABSCHLUSSES ZUM 31.12 FÜR DIE ZEIT VOM 01.01.-31.12.

Kontennr. Konten-Bezeichnung Aktiva Passiva
0100 Lager-, Werkstatt, Geschäftsgebäude 300.000,00€  
0200 Maschinen 190.000,00€  
0300 Lastkraftwagen 40.000,00€  
0400 Betriebsausstattung 8.000,00€  
0510 Geschäfts- und Firmenwert 4.000,00€  
0640 Wertpapiere des Anlagevermögens 14.500,00€  
0700 Langfr. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten   305.000,00€
0800 Kapitalkonto   100.000,00€
0910 Steuerrückstellungen   12.000,00€
0930 Aktive Rechnungsabgrenzung 15.700,00€  
0940 Passive Rechnungsabgrenzung   11.000,00€
1000 Kasse 21.650,00€  
1100 Postbank 25.500,00€  
1110 Bank 23.500,00€  
1180 Schecks 3.700,00€  
1200 Wechselforderungen 17.000,00€  
1400 Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 122.000,00€  
1440 Zweifelhafte Forderungen 9.500,00€  
1600 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen   279.500,00€
1610 Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten   17.500,00€
1620 Treuhandkonto Lohnsteuer   10.500,00€
1630 Treuhandkonto Sozialabgaben (AN-Anteil)   12.000,00€
1640 Verpflichtungen aus gesetzl. Sozialabgaben (AG-Anteil)   12.150,00€
1680 Mehrwertsteuerverpflichtung (zusammengefasst)   15.800,00€
1690 sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten   11.000,00€
1890 Wechselverbindlichkeiten   24.500,00€
3090 Rohstoffe 77.000,00€  
3290 Hilfs- und Betriebsstoffe 12.200,00€  
3390 Kleinmaterial 8.550,00€  
3690 Unfertige Erzeugnisse 23.600,00€  
3790 Selbsthergestellte Fertigerzeugnisse 16.500,00€  
    932.900,00€ 810.950,00€
  Jahresüberschuss   121.950,00€
    932.900,00€ 932.900,00€

3. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)

Auch hier liegt der Beginn der Betrachtung in der Vorbereitung des betrieblichen Leistungsprozesses. Nachdem die Vorbereitung durch Finanzierung und Investierung für den Leistungsprozess getroffen wurden, kann mit dem der Erledigung von Aufträgen oder dem Verkauf begonnen werden.

Dabei entstehen Kosten, welche man in 3 Hauptkostenpositionen einordnen kann:

-Waren/Material

-Personal (Lohn, Gehalt)

-sonst. Kosten/Sachkosten/Gemeinkosten

Durch die Tätigkeit werden anderseits auch Umsatzerlöse erzielt, welche in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) dargestellt werden. Auf der Sollseite stehen dabei alle Aufwendungen, auf der Habenseite alle Umsatzerlöse. Die Differenz der beiden Summen zeigt den Gewinn oder Verlust an.

Im Einzelnen sind folgende Schritte erforderlich:

BEISPIEL EINER GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG (GUV) ZUM 31.12 FÜR DIE ZEIT VOM 01.01.-31.12.

Kontennr. Konten-Bezeichnung Soll Haben
4000 Material (Rohstoffe) 355.000,00€  
4040 Bezogene Teile 48.000,00€  
4100 Sammelkonto Löhne und Gehälter 400.000,00€  
4130 Sammelkonto gesetzl. Sozialabgaben (AG-Anteil) 79.000,00€  
4180 Freiwillige Sozialleistungen 17.500,00€  
4200 Kleinmaterial 33.500,00€  
4260 Schmierstoffe, Öle, Fett 21.000,00€  
4390 Fremdstrom, Gas, Wasser 18.200,00€  
4400 Betriebliche Steuern 20.500,00€  
4450 Versicherungen 12.000,00€  
4500 Miete, Pacht 15.500,00€  
4520 Porti, Fernsprechgebühren 1.700,00€  
4530 Büromaterial 3.100,00€  
4570 Kfz-Unterhalt 10.950,00€  
8090 Erlöse aus selbst hergestellten Erzeugnissen   1.210.000,00€
8290 Erlöse aus Lohnaufträgen   220.000,00€
8600 Erlösschmälerung 83.500,00€  
8790 Bestandsveränderung   27.000,00€
9000 Außerordentliche Aufwendungen 4.400,00€  
9050 Außerordentliche Erträge   17.800,00€
9100 Betriebsfremde Aufwendungen 15.000,00€  
9150 Betriebsfremde Erträge   15.700,00€
9300 Zins- und Diskontaufwendungen 36.800,00€  
9410 Erträge aus Wertpapieren des Finanzanlagevermögens   6.500,00€
9500 Bilanzielle Abschreibung auf Gebäude 7.250,00€  
9510 Bilanzielle Abschreibung auf Kraftfahrzeuge 14.550,00€  
9520 Bilanzielle Abschreibung auf sonstiges Anlagevermögen 36.500,00€  
9530 Bilanzielle Abschreibung auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens 3.950,00€  
9550 Bilanzielle Abschreibung auf das Umlaufvermögen 10.850,00€  
    1.248.750,00€ 1.497.000,00€
  Jahresüberschuss (Gewinn) 248.250,00€  
    1.497.000,00€ 1.497.000,00€

4. Die BWA

Wie der Name sagt, ist die BWA eine betriebswirtschaftliche Auswertung oder besser anders ausgedrückt: sie gibt aufgrund der aktuellen Buchhaltung einen Überblick über die Kosten-, Umsatz und Gewinnsituation eines Unternehmens in detaillierter Form.

4.1 Was ist eine BWA?

Die BWA ist ein wichtiges Kontrollinstrument da sie dem Unternehmen über die betriebliche Entwicklung Aufschluss gibt und darüber hinaus Vergleichsmöglichkeiten zu vorangegangenen Zeiträumen bietet. Ferner wird ein Bild über die finanzielle Lage eines Unternehmens vermittelt.

4.2 Was sagt eine BWA aus?

Die einzelnen Seiten einer BWA geben mit Ihren Zahlen unterschiedliche Sachverhalte der Buchführung wieder. Werden die Zahlen in die einzelnen Bestandteile zerlegt, trifft diese Aussagen zu folgenden Unternehmenswerten bzw. Sachverhalten:

  1. Anlagevermögen (z.B. Maschinen usw.)
  2. Umlaufvermögen (z.B. Material, Forderungen)
  3. Kapital (Eigenkapital, Kredite)
  4. Kosten (Personal etc.)
  5. Umsatz (Erlöse)
  6. Gewinn oder Verlust

Bei einer durch DATEV erstellte BWA wird die aktuelle Monatsübersicht zum Vergleich mit der des Vorjahres gegenüber verglichen. Hochrechnungen für die bereits gebuchten Monate können so auf das folgende Gesamtjahr Aufschluss geben. Durch einen derartigen Vergleich ist erkennbar, ob das Ergebnis besser oder schlechter als im Vorjahr ausfällt. Ebenso ist feststellbar, ob der Umsatz oder die Kosten im Vergleich zum Vorjahr oder bei dem Vergleich der aktuellen BWA mit dem Vormonat gestiegen bzw. gesunken sind. Falls beispielsweise die Kosten gestiegen sind, kann sofort verglichen werden, welche Kostenart sich erhöht hat.

Vor allem zeigt die Betriebswirtschaftliche Auswertung auf, ob neben Umsatz auch Gewinn erwirtschaftet wurde. Denn dieser bedeutet zum einen die Deckung aller Betriebskosten, der Investitionen sowie der betrieblichen Steuern und zum anderen ein ausreichendes Einkommen zu Deckung des Lebensunterhalts des Unternehmers und deren Angestellten.

4.3 Wozu dient die BWA?

Einfacher ausgedrückt gibt die BWA den aktuellen Stand der genannten Positionen aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung wieder.

Wie bereits ausgeführt dient die BWA durch den jederzeit aktuellen Überblick in erster Linie dem Unternehmen, um zu sehen: „Wie geht es dem Unternehmen überhaupt.“

Durch Vergleiche der BWA untereinander und im Vergleich mit dem zum Vorjahr können Entwicklungen der Kosten und des Umsatzes erkannt und geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Dies wiederum verbessert das Betriebsergebnis.

Kurz ausgedrückt: Die BWA liefert Daten für unternehmerische Entscheidungen. Über die BWA ist auch Vergleich mit anderen Unternehmen in der gleichen Branche möglich. Dieser so genannte Betriebsvergleich hat den Vorteil, dass man erkennen kann, wo das Unternehmen gerade steht.

Durch einen Vergleich mit externen Zahlen können folgende Fragen geklärt und zur Verbesserung der Situation des Unternehmens genutzt werden:

4.4 Wo finde ich Vergleichszahlen für Unternehmen?

Banken

Einige Banken bieten so genannte Branchenkennzahlen zum externen Vergleich an. Allerdings behandeln Banken häufig kleinere und größere Unternehmen in ihrer Auswertung gleich, so dass zumeist deren Aussagekraft gering ist.

Steuerberater

Auch wenn die Chance gering ist. Auch Steuerberater, die gleiche Unternehmen betreuen, können als Quellenlieferant für Vergleichszahlen dienen.

Internet

Das Internet ist die größte Datenbank überhaupt. Allerdings ist das Aufspüren von Vergleichszahlen und Kennzahlen eher schwierig.

Öffentliche Beratungsstellen der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer

Die Beratungsstellen von IHK oder HWK können als Mitglied kostenfrei in Anspruch genommen werden.

Diese Verfügen meist über einen entsprechenden Datenpool mit betriebswirtschaftlichen Zahlen der jeweiligen Branche.

4.5 Inhalt und Aufbau der DATEV-BWA

Die betriebswirtschaftliche Analyse und Steuerung eines Unternehmens basiert primär auf den Zahlen der Finanzbuchhaltung. Durch die BWA werden die Analysen unterstützt, weil das Datenmaterial der Buchführung bereits aufbereitet und verdichtet wurde. Durch die Aufbereitung nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wird eine Analyse wesentlich erleichtert.

Die steuerlichen Beträge werden demnach zu betriebswirtschaftlichen Zwecken aufbereitet und ausgewertet.

Es entsteht ein neues Zahlenwerk aus komprimierten Kennziffern. Diese geben Auskunft über Erlöse, Kosten, sowie die Kapital- und Finanzstruktur eines Betriebes.