Methoden der Theaterwissenschaft

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Christopher Balme / Berenika Szymanski-Düll

Methoden der Theaterwissenschaft

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

Einleitung

Der letzte Versuch, das Fach umfassend methodisch-theoretisch zu reflektieren, stammt aus dem Jahr 1990: Renate Möhrmann (Hg.), Theaterwissenschaft Heute: Eine Einführung, Berlin 1990.

Zu den Einführungen vgl. Christopher Balme, Einführung in die Theaterwissenschaft, Berlin 2014 [1999]; Jörg von Brincken und Andreas Englhart, Einführung in die moderne Theaterwissenschaft, Darmstadt 2008; Andreas Kotte, Theaterwissenschaft: Eine Einführung, Köln 2005; Erika Fischer-Lichte, Theaterwissenschaft: Eine Einführung in die Grundlagen des Fachs, Tübingen 2010; Jens Roselt und Christel Weiler, Aufführungsanalyse: Eine Einführung, Tübingen 2017.

Ulrike Jureit und Michael Wildt (Hg.), Generationen. Zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg 2005.

Aufführungs- und Inszenierungsanalyse

Der Begriff social turn wird vor allem auf Entwicklungen in der Kunst bezogen, die soziale Beziehungen und weniger einzelne Werke thematisieren. Hierzu grundlegend Claire Bishop, Artificial Hells. Participatory Art and the Politics of Spectatorship, London 2012. Vgl. auch Dominic Büker, Esteban Sanchino Martinez und Haimo Stiemer (Hg.), Social Turn? Das Soziale in der gegenwärtigen Literatur(-wissenschaft), Weilerswist 2017. Die Herausgeber konstatieren eine Diskrepanz zwischen einer sozialen Themen zugewandten Gegenwartsliteratur und einer strukturalistisch und poststrukturalistisch geprägten Literaturtheorie, die Wirklichkeitsbezüge desavouriere.

Praxis und künstlerische Forschung

David Whitton, „The Practical Turn in Theatre Research“, in: Forum Modernes Theater 24/1 (2009), S. 79-90.

Donald Schön, The Reflective Practitioner, London 1983.

Aber auch die frühe deutschsprachige Theaterwissenschaft konnte eine vorübergehende praktische Wende in ihrer Beschäftigung mit der Rekonstruktion vergangener Inszenierungen vorweisen, vgl. Stefan Corssen, Max Herrmann und die Anfänge der Theaterwissenschaft, Tübingen 1998, S. 105.

Shannon Jackson, Professing Performance: Theatre in the Academy from Philology to Performativity, Cambridge 2004, S. 69; Christopher Balme und Nic Leonhardt, „The Workshop. On the Genesis of a Global Form“. Working Paper Series ‘Developing Theatre’ 1 (2019); S. 4-20, http://developing-theatre.de/wp-content/uploads/2019/10/Working-Papers-ERC-DT_Balme_Leonhardt_1_2019-Kopie.pdf [Zugriff am 15.11.2019].

Vgl. Dwight Conquergood, „What is really radical about theatre, performance and media studies at N(orthwestern) U(niversity) is that we embrace BOTH written scholarship AND creative work, texts and performance.“ Zit. in Whitton, „The practical turn in theatre research“, S. 81. Vgl. auch die postum veröffentlichte Aufsatzsammlung: Dwight Conquergood, Cultural Struggles: Performance, Ethnography, Praxis, hg. von E. Patrick Johnson, Ann Arbor 2013.

Whitton, „The Practical Turn in Theatre Research“, S. 80.

Baz Kershaw, „Performance, Memory, Heritage, History, Spectacle – The Iron Ship“, in: Studies in Theatre and Performance 21/3 (2002), S. 132-149. Vgl. auch Baz Kershaw, „Practice as Research“, in: Baz Kershaw und Helen Nicholson (Hg.), Research Methods in Theatre and Performance, Edinburgh 2011, S. 63-85.

Der britische Research Excellence Framework (vormals Research Assessment Exercise) akzeptiert und bewertet künstlerische Forschung seit 2008. Dies gilt auch für die größeren Forschungsförderorganisationen in Großbritannien.

Whitton, „The Practical Turn in Theatre Research“, S. 88.

Wissenschaftsgeschichtlich gliedert sich Praxeologie in zwei Schulen: Eine ökonomisch geprägte Herleitung, die mit dem Wirtschaftsliberalismus des österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises in Verbindung steht und eine von Tadeusz Kotarbiński begründete philosophische Tradition, die sich mit einer Theorie wirksamen Handelns, insbesondere in Bezug auf Arbeitsorganisation, beschäftigt.

Theaterhistoriographie

Jan Lazardzig, Viktoria Tkaczyk und Matthias Warstat, Theaterhistoriografie: Eine Einführung, Tübingen 2012, S. 87-123.

Max Herrmann, Forschungen zur deutschen Theatergeschichte des Mittelalters und der Renaissance, Berlin 1914, S. 7.

Zur Systematisierung solcher Quellen vgl. Balme, Einführung in die Theaterwissenschaft, S. 34.

Lazardzig, Tkaczyk und Warstat, Theaterhistoriografie, S. 103.

Max Hermann, Forschungen zur deutschen Theatergeschichte, S. 4.

Ein bekanntes Beispiel wären Diskurse über Affekte, Leidenschaften, Empfindungen und Emotionen in der Schauspielkunst. Vgl. hierzu die berühmte Studie von Joseph Roach, The Player’s Passion: Studies in the Science of Acting, Newark 1985, die sich explizit auf die Diskursanalyse Foucaults beruft.

Hierzu Lazardzig, Tkaczyk und Warstat, Theaterhistoriografie, S. 114-16.

Vgl. Christopher Balme, „Globale Theatergeschichte“, in: Gerda Baumbach et al. (Hg.), Momentaufnahme Theaterwissenschaft: Leipziger Vorlesungen, Recherchen 117, Berlin 2014, 20-31.

Vgl. Robert Henke und Eric Nicholson (Hg.), Transnational Exchange in Early Modern Theater, Aldershot 2008.

Vgl. Kiran Klaus Patel, „Überlegungen zu einer transnationalen Geschichte“, in: Jürgen Osterhammel (Hg.), Weltgeschichte, Stuttgart 2008, S. 67-89, hier S. 77.

Sebastian Conrad, Globalgeschichte. Eine Einführung, München 2013, S. 18. Vgl. hierzu auch Isabel Hofmeyer, „AHR Conversation: On Transnational History“, in: American Historical Review 111 (2016), S. 1461-1464.

Paradoxer- oder vielleicht eher bezeichnenderweise sind die aussagekräftigsten empirischen Daten für das Theater in Deutschland, die Theater-Statistik des Deutschen Bühnenvereins nur in gedruckter Form (!) verfügbar, obwohl sie in digitaler Form vorliegen. Dadurch bleiben sie für weitere Forschung gleichsam gesperrt.

Hermann Korte, „Historische Theaterpublikumsforschung. Eine Einführung am Paradigma des 18. Jahrhunderts“, in: Hermann Korte und Hans-Joachim Jakob (Hg.), Das Theater glich einem Irrenhause. Das Publikum im Theater des 18. und 19. Jahrhunderts, Heidelberg 2012, S. 9-54. Vgl. auch Andrea Hein, Quantitative Spielplanforschung. Neue Möglichkeiten der Theatergeschichtsschreibung am Beispiel des Hoftheaters zu Coburg und Gotha (1827-1918), Heidelberg 1999.

Sozialwissenschaftliche Ansätze

Erneut, weil Forderungen nach einer Annäherung von Theater und Soziologie bis in die 1920er Jahre zurückgehen und immer wieder aufflammen, vgl. Julius Bab, Das Theater im Lichte der Soziologie, Berlin 1931, und Jean Duvignaud, L’Acteur: Esquisse d’une sociologie du comédien, Paris 1965.

Beispielsweise: Deutscher Bühnenverein (Hg.), Auswertung und Analyse der repräsentativen Befragung von Nichtbesuchern deutscher Theater. Eine Studie im Auftrag des Deutschen Bühnenvereins, Köln 2003. Vgl. auch von Thomas Renz selber, Nicht-Besucherforschung. Die Förderung kultureller Teilhabe durch Audience Development, Bielefeld 2016.

Vgl. hierzu Jochen Gläser und Grit Laudel, Experteninterviews und qualitative Inhaltanalyse, Wiesbaden 2009.

Grundlegend hierzu: Paul J. DiMaggio und Walter W. Powell, „The Iron Cage Revisited: Institutional Isomorphism and Collective Rationality in Organizational Fields“, in: American Sociological Review 48/2 (1983), 147-160.

Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung (FOR 1939), www.blogs.uni-mainz.de/undoingdifferences/ [Zugriff am 20.07.2019].

https://www.krisengefuege.theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/index.html [Zugriff am 20.07.2019]. Aus diesemForschungskontext ist der in diesem Band abgedruckte Beitrag von Mara Käser, „Intendanzwechsel als Auslöser institutionellen Wandels“ entstanden.

Gay McAuley, „Towards an Ethnography of Rehearsal“, in: New Theatre Quarterly 53 (1998), S. 75-85.

„Between Professional Precariousness and Creative Self-Organisation: The Free Performing Arts Scene in Germany“, in: Pascal Gielen und Nico Dockx (Hg), Mobile Autonomy: Exercises in Artists’ Self-Organisation, Amsterdam 2015, S. 171-193.

Tanja Bogusz, Institution und Utopie. Ost-West-Transformationen an der Berliner Volksbühne, Bielefeld 2007.

I. Methode: Weg oder Ziel?

Davon ausgehend, dass die Beschreibung wissenschaftlicher Arbeit als ‚geistes-‘ oder ‚kulturwissenschaftlich‘ wesentlich vom Selbstverständnis des oder der Forschenden bestimmt sein sollte, enthalte ich mich an dieser Stelle einer Entscheidung für den einen oder den anderen Terminus. Vgl. kritisch etwa die Stellungnahme des Deutschen Wissenschaftsrats zum Thema (Wissenschaftsrat, Empfehlungen zur Entwicklung und Förderung der Geisteswissenschaften in Deutschland, www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7068-06.pdf [Zugriff am 31.01.2019] sowie, die Leistungen der kulturalistischen Wende betonend, Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Hamburg 2006. Einem Ausloten der Grenzen zwischen Natur-, Kultur- und Geisteswissenschaft verschreibt sich Otto Gerhard Oexle (Hg.), Naturwissenschaft – Geisteswissenschaft – Kulturwissenschaft: Einheit – Gegensatz – Komplementarität?, Göttingen 1998. Dass die Frage nach den Implikationen der Indices ‚Kultur‘ und ‚Geist‘ in Bezug auf die Wissenschaft bis in die jüngste Vergangenheit nicht beantwortet ist, belegt etwa der Band von Stephan Conermann, Was ist Kulturwissenschaft? Zehn Antworten aus den „Kleinen Fächern“, Bielefeld 2012.

Arnd Mehrtens, „Methode/Methodologie“, in: Hans-Jörg Sandkühler (Hg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, S. 403-412.

II. Methode und Antimethode

Zum Begriff der Methodologie zwischen Methodensammlung und Meta-Methode vgl. Arndt Mehrtens, „Methode/Methodologie“, in: Hans-Jörg Sandkühler (Hg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Hamburg 1990, S. 403-412.

Der Begriff ‚Konzeptmetapher‘ stammt aus der kognitiven Linguistik und der Kognitionswissenschaft und ist, gelegentlich auch im Rahmen umfangreicherer Entwürfe zu einer Theorie des conceptual mapping in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Folie kulturwissenschaftlicher Forschung gewesen; dies erscheint fruchtbar insbesondere dann, wenn sowohl seine natur- und seine humanwissenschaftlichen als auch seine geisteswissenschaftlichen Hintergründe Beachtung finden. Zu einer historischen Mapping Theory als Rahmen einer Methode zur Analyse theaterwissenschaftlicher Analyse und Interpretation vgl. Julia Stenzel, Der Körper als Kartograph. Umrisse einer historischen Mapping Theory, München 2010. Dort finden auch Hans Blumenbergs Arbeiten zur Metapher Berücksichtigung. Vgl. auch die grundlegenden Arbeiten von Bruce McConachie (zuletzt Bruce McConachie, Engaging Audiences. A Cognitive Approach to Spectating in the Theatre, New York 2008 [2. Aufl. 2012]).

Joachim Ritter, „Methode“, in: Joachim Ritter, Karlfried Gründer und Gottfried Gabriel (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, Darmstadt 1980, S. 1304-1332, hier S. 1304.

Susan Sontag, „Against Interpretation“, in: Susan Sontag, Against Interpretation and Other Essays, New York 1961.

Hans Magnus Enzensberger, „Ein bescheidener Vorschlag zum Schutze der Jugend vor den Erzeugnissen der Poesie, den Deutschlehrern zugedacht“, in: F.A.Z. 25.09.1976. Enzensberger bezieht sich programmatisch auf den bekannten Essay von Susan Sontag, der allerdings etwas anders akzentuiert und in erster Linie die Überbetonung des Semantischen in der zeitgenössischen Literaturkritik und -wissenschaft aufs Korn nimmt.

Paul Feyerabend, Against Method. Outline of an Anarchist Theory of Knowledge, London 1975 (deutsch: Wider den Methodenzwang, Frankfurt am Main 1976).

Mit der Metapher des Werkzeugkastens plädiert nicht nur Foucault für einen emphatischen, gegenstandsorientierten Eklektizismus und gegen einen „Methodenzwang“ (Feyerabend). Vgl. für einen Überblick die Textsammlung von Daniel Defert und François Ewald (Hg.), Michel Foucault – Geometrie des Verfahrens. Schriften zur Methode, Frankfurt a.M. 2009.

Wissenschaftsrat, Geisteswissenschaften in Deutschland.

Die Rede von der Differenz der Wissenschaftskulturen oder der Wissenschaftssprachen ist zweifellos missverständlich und problematisch. Während mit dem ersten Begriff hier der einigermaßen asymmetrische Gegensatz von Naturwissenschaften (die sich des Englischen im Sinne einer internationalen Koiné bedienen) und an die Argumentationsstruktur und die inhärente Logik von Sprache gebundener, daher notwendig partikularer aufgestellter Kultur- und Geisteswissenschaften angesprochen ist, meint ‚Wissenschaftssprachen‘ die verschiedenen Idiome, in denen publiziert wird. Für eine Pluralität der Wissenschaftssprachen heute und gegen das Primat des Englischen plädiert etwa Jürgen Mittelstraß, Jürgen Trabant und Peter Fröhlicher (Hg.), Wissenschaftssprache. Ein Plädoyer für Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft, Stuttgart 2016 oder schon Peter Strohschneider, „Vielfalt von Wissenschaftssprachen“, in: Heinrich Oberreuter et al. (Hg.), Deutsch in der Wissenschaft. Ein politischer und wissenschaftlicher Diskurs, München 2012, S. 187-195; Heinrich Oberreuter, „Plädoyer für die Vielfalt von Wissenschaftssprachen“, in: Christian Bode und Dorothea Jecht (Hg.), 20 Jahre „Wandel durch Austausch“. Festschrift für Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Berchem, Bonn 2007, S. 227-233.

Doris Kolesch, „Theaterwissenschaft als Kulturwissenschaft. Perspektiven einer theaterwissenschaftlichen Emotionsforschung“, Forum Modernes Theater 22/1 (2007), S. 7-15. Diskutabel an Koleschs Formulierung scheint mir die Gleichordnung von Medien-, Kunst- und Kulturwissenschaft – diese Begriffe bezeichnen ebenso wie ‚Theaterwissenschaft‘ universitäre Disziplinen und akademische Organisationseinheiten. Speziell mit ‚Kulturwissenschaft‘ aber wird bekanntlich schon seit gut drei Jahrzehnten ein Gegenkonzept zum Diltheyschen Verständnis der ‚verstehenden‘ Geisteswissenschaften rubriziert. Vgl. im Überblick nur Ansgar Nünning, „Das Paradigma der Kulturwissenschaften? Elemente ihrer Weltbilder und Ausblick auf ihre Aufgaben“, in: Emil Brix und Gottfried Magerl (Hg.), Weltbilder in den Wissenschaften, Wien 2005, S. 147-178.

Zum cultural turn der Geisteswissenschaften vgl. Bachmann-Medick, Cultural Turns; Andreas Reckwitz, Die Transformation der Kulturtheorien. Zur Entwicklung eines Theorieprogramms. Studienausgabe, Weilerswist 2006 [2000]. Zur Sonderstellung der deutschen Geisteswissenschaft gegenüber den humanities des anglophonen Wissenschaftsraums vgl. pointiert Hans Ulrich Gumbrecht, Warum soll man die Geisteswissenschaften reformieren? Eine etwas amerikanische Frage, Göttingen 2010; die Romania spricht von sciences humaines. Zum Selbstverständnis der Theaterwissenschaft als Kulturwissenschaft vgl. Kolesch, „Theaterwissenschaft als Kulturwissenschaft“.

Wilhelm Dilthey, Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Bd. 1, Leipzig 1883. Vgl. Julian Hamann, „The Making of the ‚Geisteswissenschaften‘. A Case of Boundary Work?“, FIW Working Paper 7, 2017, www.fiw.uni-bonn.de/publikationen/FIWWorkingPaper/fiw-working-paper-no.-7/ [Zugriff am 31.01.2019]. Zur scheinbaren Methodenlosigkeit der Geisteswissenschaften schon Harald Fricke, „Methoden? Prämissen? Argumentationsweisen! Überlegungen zur Konkurrenz wissenschaftlicher Standards in der Literaturwissenschaft“, in: Lutz Danneberg und Friedrich Vollhardt (Hg.), Vom Umgang mit Literatur und Literaturgeschichte. Positionen und Perspektiven nach der „Theoriedebatte“, Stuttgart 1992, S. 211-227.

Fricke, „Methoden?“.

Gegen den überkommenen Anspruch von – v.a. naturwissenschaftlicher – Forschung, Hypothesen zu verifizieren, setzt Karl Popper das erkenntnistheoretische Paradigma der Falsifizierung. Die Produktion von Wissen ist Popper zufolge nur dann wissenschaftlich, wenn ihre Annahmen falsifizierbar – das heißt: widerlegbar – sind. Poppers bekanntestes Beispiel stammt aus dem Bereich der Zoologie: „Alle Schwäne sind weiß“ ist eine Hypothese, vor deren Hintergrund die Biologin ihr Feld exploriert. Findet sie einen einzigen schwarzen Schwan, so ist die Hypothese falsifiziert, das naturkundliche Wissen muss an die Empirie angepasst werden. Hypothesen bleiben also immer offen auf eine Umwelt der Erkenntnis; sie können nie bewiesen, wohl aber widerlegt werden. Die Bereitschaft, Hypothesen dergestalt an Erfahrung anzupassen, unterscheidet Wissenschaft – so Popper– von anderen Welterklärungsmodellen. Vgl. Karl R. Popper, Logik der Forschung. Zur Erkenntnistheorie der modernen Naturwissenschaft, Wien 1935, bes. S. 40-51; bündig. Karl R. Popper, „Falsifizierbarkeit, zwei Bedeutungen von“, in: Helmut Seiffert und Gerard Radnitzky (Hg.), Handlexikon zur Wissenschaftstheorie, München 1989, S. 82-85.

In den letzten Jahren wird die Perspektive eines interdisziplinären Austauschs, der disziplinäre Grenzen prinzipiell intakt lässt und voraussetzt, durch das Paradigma des Transdisziplinären ergänzt oder gar relativiert. Transdisziplinär ist Forschung dann, wenn sie nicht von den Untersuchungsfeldern von historisch gewachsenen Disziplinen her, sondern in Orientierung an übergreifenden Problemfelder entwickelt wird. Solche Problemfelder können sich in der inneren Umwelt des Systems ‚Wissenschaft‘, aber auch aus der Interferenz z.B. von Wissenschaft und Politik ergeben, etwa, wenn Wissenschaftlerinnen als Politikberaterinnen agieren. Ich komme darauf zurück. Vgl. an dieser Stelle schon grundlegend Jürgen Mittelstraß, „Die Stunde der Interdisziplinarität?“, in: Jürgen Kocka (Hg.), Interdisziplinarität. Praxis, Herausforderung, Ideologie, Frankfurt a.M. 1987, S. 152-158; die Debatte zusammenfassend Harald Völker, „Von der Interdisziplinarität zur Transdisziplinarität?“, in: Harald Völker, Frank Brand und Franz Schaller (Hg.), Transdisziplinarität. Bestandsaufnahme und Perspektiven, Göttingen 2004. Die Wirksamkeit des Konzepts in den Kunstwissenschaften und -praxen dokumentiert die Arbeit des Forschungsschwerpunkts Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste: „Vordringlich aber bezeichnet die Bewegung des „Trans“ am fsp-t die Selbstüberwindung disziplinärer Orientierungen und systematischer Ordnungen, wie sie Mittelstrass [sic] (2005) für die Wissenschaften fordert und ebenso für die einzelnen Künsten [sic] angestrebt wird.“, https://blog.zhdk.ch/trans/forschungsschwerpunkt-transdisziplinaritat-fsp-t/ [Zugriff am 30.01.19].

‚Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast‘ – das notorische Bonmot bringt die selbstreflexive Wendung der Empirie überspitzt auf den Punkt. Vgl. – einführend, aber weniger kolloquial – etwa Norbert Konegen und Klaus Sondergeld, Wissenschaftstheorie für Sozialwissenschaftler. Eine problemorientierte Einführung, Opladen 1985.

Das belegt ebenso eindrucksvoll die Einbindung theaterwissenschaftlicher Teilprojekte in größere sozialwissenschaftlich grundierte Forschungsverbünde (etwa die Mainzer DFG-Forschungsgruppe 1939 Un/Doing Differences, deren erfolgreiche Arbeit mittlerweile mehrere Dissertationen und Sammelbände dokumentieren), wie (vielleicht noch deutlicher) die Förderung von theaterwissenschaftlich initiierter Verbundforschung mit sozialwissenschaftlichem Zuschnitt und unter prominenter Beteiligung sozialwissenschaftlicher Fächer (etwa die ortsverteilte DFG-Forschungsgruppe 2734 Krisengefüge der Künste, die 2017 ihre Arbeit aufgenommen hat).

Vgl. dazu den Beitrag von Peter Boenisch im vorliegenden Band.

III. Doing Method

Man mag an dieser Stelle an Hans-Georg Gadamers Überlegungen zum hermeneutischen Zirkel in Wahrheit und Methode denken. Jedoch ging es Gadamer mit seinem Konzept gerade nicht um die Begründung einer (geistes-)wissenschaftlichen Methode, sondern um Grundsätze des dialogischen Verstehens, das jede Methode bündig naturwissenschaftlicher Wissensproduktion miteinschließe. Vgl. Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode, Tübingen 1960. Die Idee des hermeneutichen Zirkels als Grundkonzept von Verstehen in allen (nicht nur wissenschaftlichen) Weltzugängen komplexisiert Gottlieb Frege (allerdings ausgesprochen fortschrittsoptimistisch) mit dem Konzept der hermeneutischen Helix. Vgl. Christian Thiel, „Was heißt ‚wissenschaftliche Begriffsbildung‘?“, in: Dietrich Harth (Hg.), Propädeutik der Literaturwissenschaft, München 1973, S. 95-125.

IV.  Methode im Plural

Vgl. Max Hermann, „Das theatralische Raumerlebnis [1930]“, in: Jörg Dünne und Stephan Günzel (Hg.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M. 2006, S. 502.

Die schöne Formulierung entleihe ich Ulf Otto, Internetauftritte: Eine Theatergeschichte der neuen Medien, Bielefeld 2014, S. 62.

Kutscher nahm die Begründung des Fachs Theaterwissenschaft und seiner Methode denn auch für sich in Anspruch (Artur Kutscher, Grundriß der Theaterwissenschaft, 2 Bde. München 1949, S. 6).

Paul Feyerabend, Against Method, New York 2010 [1970], auf deutsch ersch. als Wider den Methodenzwang.

Vgl. dazu das an der Stockholm Universiteit 2016 abgeschlossene Projekt „Performing Premodernity“ und den Beitrag von Meike Wagner im vorliegenden Band.

V. Trans- vs. Inter-Disziplinarität

Beschrieben von Erika Fischer-Lichte, Semiotik des Theaters: Das System der theatralischen Zeichen, Tübingen 1983, S. 181-183.

Das Konzept von Rudolf Münz ist abgebildet in: Rudolf Münz, Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen. Mit einem einführenden Beitrag von Gerda Baumbach. Hg. v. Gisbert Amm, Berlin 1998; vgl. Andreas Kotte, „Theatralität: Ein Begriff sucht seinen Gegenstand“, in: Forum Modernes Theater 13/2 (1998) S. 117-133.

Zum Begriff vgl. Stefan Hulfeld, Zähmung der Masken, Wahrung der Gesichter. Theater und Theatralität in Solothurn 1700-1798, Zürich 2000.

„Theater ist und war schon immer ein Hypermedium, das in der Lage ist, alle anderen Medien zur Darstellung zu bringen, sie zu thematisieren und zu realisieren.“ (Christopher Balme, Theater zwischen den Medien, 2004, S. 29). Ähnlich formulieren Chapple und Kattenbelt: „[T]heatre is a hypermedium that incorporates all arts and media.“ (Freda Chapple und Chiel Kattenbelt, „Key Issues in Intermediality in theatre and performance“, in: Freda Chapple und Chiel Kattenbelt (Hg.), Intermediality, Amsterdam/New York 2006 S. 11-26, hier S. 20.

Doris Kolesch, „Theaterwissenschaft als Kulturwissenschaft. Perspektiven einer theaterwissenschaftlichen Emotionsforschung“, in: Forum Modernes Theater, 22/1 (2007), S. 7-15.

Exemplarisch: Christopher Balme, Einführung in die Theaterwissenschaft, Berlin 2014 [1999].

Vgl. an prominenter Stelle bereits Uwe Wirth, „Der Performanzbegriff im Spannungsfeld von Illokution, Iteration und Indexikalität“, in: Uwe Wirth (Hg.), Performanz. Zwischen Sprachphilosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M. 2002, S. 9-62.

Vgl. Julia Stenzel, „Embodiment. Zur Produktivität interdisziplinärer Missverständnisse“, in: Maske und Kothurn 55/1-2 (2009), S. 347-358.

Vgl. zur Verbindung disziplinäre distribuierter Forschungspraxis mit einem disziplinenübergreifenden Erkenntnisinteresse die kurze aber aufschlussreiche „Anmerkung eines Naturwissenschaftlers“ von Gert Wangermann, in: Mittelstraß, „Methodische Transdisziplinarität“, S. 7-9.

Das schlägt sich signifikant in der Publikationspraxis nieder: Während experimentelle und empirische Studien in aller Regel von mehreren Autor*innen verantwortet werden, deren Reihung einer verhältnismäßig strengen Konvention unterliegt, ist die Co-Autorschaft von Beiträgen zu reflexiv-theoretisierender Forschung eher ungewöhnlich. Wo es mehrere Autoren oder Herausgeber gibt, erfolgt deren Nennung im Titel wie in bibliographischen Zusammenhängen in aller Regel alphabetisch, wird der bloße Anschein einer in der Sache begründeten Hierarchisierung also gerade vermieden. Dass derzeit eine Veränderung dieser Praxis zu beobachten ist, ist Symptom einer zunehmend sozialwissenschaftlichen Orientierung des Fachs.

Die Problematik des theatralen Ereignisses, das immer schon vorbei ist, wenn es zum Gegenstand der Forschung wird, ist in der Theaterwissenschaft und den Performance Studies immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert worden; die Einlassungen der vergangenen Jahrzehnte reichen dabei von der Melancholie, die Peggy Phelan als Erlebnismodus angesichts des Transitorischen ausgemacht hat (Peggy Phelan, Unmarked. The politics of performance, London/New York, 1993) über Barthes’sche Konzepte des Simulakrums als Gegenstand der Theaterforschung bis hin zu neueren, emphatisch nicht-affektiven historiographischen oder soziologischen Zugängen (vgl. den Beitrag von Wolf-Dieter Ernst in diesem Band).

Vgl. Chiel Kattenbelt, „Theatre as the Art of the Performer and the Stage of Intermediality“, in: Freda Chapple und Chiel Kattenbelt(Hg.), Intermediality in Theatre and Performance, Amsterdam/New York 2006, S. 29-39; Kati Röttger: „Intermedialität als Bedingung von Theater: methodische Überlegungen“, in: Stefan Bläske et al. (Hg.), Theater und Medien / Theatre and the Media. Grundlagen – Analysen – Perspektiven. Eine Bestandsaufnahme, Bielefeld 2008, S. 117-124. Die Frage danach, ob Theater (k)ein Medium sei, scheint inzwischen wenig aufregend und mit dem einfachen Verweis auf die Beobachtungseinstellung zu beantworten. 2006 lautete so noch die Preisfrage der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, 2007 stand das erste Heft der Zeitschrift Forum Modernes Theater unter dem Signum des Theaters als Medium (vgl. das programmatische Editorial von Christopher Balme, „Editorial: Das Theater als Medium“, Forum Modernes Theater, 22/1 (2007), S. 1-4.

Mittelstraß, Methodische Transdisziplinarität – mit der Anmerkung eines Naturwissenschaftlers, in: LIFIs online, 05.11.2007, https://leibniz-institut.de/archiv/mittelstrass_05_11_07.pdf, [Zugriff am 16.01.2019].

Mittelstraß, Methodische Transdisziplinarität; S. 3.

Ebd., S. 1.

Ebd., S. 7.

Retrospektiv aufschlußreich ist in diesem Kontext die Abschlußdiskussion auf dem Workshop „Methodendialog“ der geistes- und sozialwissenschaftlichen Sonderbereiche an der Universität Bielefeld (Zentrum für interdisziplinäre Forschung), 6.-8. Dezember 2000. Inzwischen haben sich für die Zusammenarbeit zwischen Geistes- oder Kultur- und Sozialwissenschaften gangbare Routinen etabliert: Rudolf Schlögl konstatierte „daß die geisteswissenschaftlichen Sonderforschungsbereiche im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen und technischen Arbeitszusammenhängen nicht in der Lage seien, ihr Forschungsprogramm arbeitsteilig zu organisieren. Stattdessen seien Geisteswissenschaftler in interdisziplinären Zusammenhängen mit einer Palette von Themen konfrontiert, die von jedem einzelnen ein hohes Maß an Irritationsbereitschaft verlangten und die Fähigkeit voraussetzten, Anregungen aufzunehmen. Trotzdem sei man anschließend aufgefordert, neue Erkenntnisse in den eigenen fachspezifischen Methodenzusammenhang zurückzuspeisen. Es gebe also Grenzen, die vor allem dort wirksam würden, wo die eigene Fachidentität infrage gestellt würde“ (interner Abschlußbericht).

Für weniger legitim halte ich die zuweilen in divers strukturierten Forschungsverbünden geübte Praxis, von Zeit zu Zeit gepflegt aneinander vorbeizureden, um, unberührt von den Ergebnissen der Gesprächspartnerinnen, in die eigene, streng disziplinäre Forschung zurückzukehren.

Der unterbrochene Weg. Zu einer Allgemeinen und Vergleichenden Theaterwissenschaft

Vgl. Peter Szondi, „Brief an den Dekan vom 26. Mai 1965“, in: Irene Albers (Hg.), Nach Szondi. Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der freien Universität Berlin 1965-2015, Berlin 2016, S. 20.

Vgl. Andreas Kotte, „Vorwort“, in: Rudolf Münz, Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 5-7, hier S. 6.

Vgl. Rudolf Münz, „Ein Kadaver, den es noch zu töten gilt. Das Leipziger Theatralitätskonzept als methodisches Prinzip der Historiographie älteren Theaters“, in: Rudolf Münz, Theatralität und Theater: Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 82-101, hier S. 101f.

Ebd. S. 99; vgl. auch Kotte, „Vorwort“, S. 6.

Vgl. Richard Schechner, „Drama, Script, Theater, and Performance“, in: Richard Schechner, Performance Theory, London/New York 2003, S. 66-111. Vgl. zu einer kritischen Fortschreibung Nikolaus Müller-Schöll, „The Unrepresentable Audience“, in: Peter Fenves, Kevin McLaughlin und Marc Redfield (Hg.), Points of Departure – à partir du travail de Samuel Weber, Evanston 2016, S. 51-68.

Vgl. Christopher Balme, The Theatrical Public Sphere, Cambridge 2014; Thomas Schmidt, Theater, Krise und Reform: Eine Kritik des deutschen Theatersystems, Wiesbaden 2017.

Edward Soja, Postmodern Geographies. The Reassertion of Space in Critical Social Theory, London/New York 1989.

Sigrid Weigel, „Zum ‚topographical turn‘ – Kartographie, Topographie und Raumkonzepte in den Kulturwissenschaften“, in: KulturPoetik 2 (2002), S. 151-165.

Jörg Dünne und Stephan Günzel, Raumtheorie, Frankfurt a.M. 2006; StephanGünzel (Hg.), Topologie. Zur Raumbeschreibung in den Kultur- und Medienwissenschaften, Bielefeld 2007; Stephan Günzel (Hg.), Raumwissenschaften, Frankfurt a.M. 2009.

Vgl. Ulrike Haß, Das Drama des Sehens. Auge, Blick und Bühnenform, München 2005; Gabriele Brandstetter und Birgit Wiens (Hg.), Theater ohne Fluchtpunkt. Das Erbe Adolphe Appias: Szenographie und Choreographie im zeitgenössischen Theater, Berlin 2010; Norbert Otto Eke, Ulrike Haß und Irina Kaldrack (Hg.), Bühne: Raumbildende Prozesse im Theater, Paderborn 2014.

Walter Benjamin, „Über den Begriffder Geschichte“, in: Werke und Nachlass. Kritische Gesamtausgabe, Bd. 19, hg. von Christoph Gödde und Henri Lonitz, Berlin 2010; Emmanuel Lévinas, Die Zeit und der Andere, Hamburg 2003; Jacques Derrida, Eine gewisse unmögliche Möglichkeit vom Ereignis zu sprechen, Berlin 2003; Hans-Thies Lehmann, „Zeit“, in: Postdramatisches Theater, Frankfurt a. M., 2005, S. 309-342; Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Ereignis. Eine fundamentale Katergorie der Zeiterfahrung. Anspruch und Aporien, Bielefeld 2003, S. 323-331.

Nikolaus Müller-Schöll, „(Un-)Glauben. Das Spiel mit der Illusion“, in: Forum Modernes Theater 22 (2007), S. 141-152

Judith Butler, Körper von Gewicht, Frankfurt a.M. 2007; Jean-Luc Nancy,Corpus, Zürich/Berlin 2007.

Günther Heeg, Das Phantasma der natürlichen Gestalt, Frankfurt a.M./Basel2000.

Jacques Rancière, Der emanzipierte Zuschauer, Wien 2008, S. 11-34; Dietmar Kammerer (Hg.), Vom Publicum. Das Öffentliche in der Kunst, Bielefeld 2012; Müller-Schöll, „The Unrepresentable Audience“.

Martin Heidegger, „Die Frage nach der Technik, in: Martin Heidegger, Die Technik und die Kehre, Pfullingen 1991, S. 5-36; Friedrich A. Kittler, Aufschreibesysteme 1800/1900, München 1987; Avital Ronell, The Telephone Book. Technology, Schizophrenia, Electric Speech, London 1989.

Helmar Schramm et al. (Hg.), Bühnen des Wissens. Interferenzen zwischen Wissenschaft und Kunst, Berlin 2003; Helmar Schramm, Ludger Schwarte und Jan Lazardzig (Hg.), Spuren der Avantgarde: Theatrum Machinarum, Berlin 2008.

Melanie Hinz und Jens Roselt (Hg.), Chaos + Konzept. Proben und Probieren im Theater, Berlin 2011; Annemarie Matzke, Arbeit am Theater. Eine Diskursgeschichte der Probe, Bielefeld 2012.

Nikolaus Müller-Schöll, „Der Eingriff ins Politische. Bert Brecht, Carl Schmitt und die Diktatur auf der Bühne“, in: Marc Silberman (Hg.), drive b: brecht 100, The Brecht Yearbook 23, Berlin 1998, S. 113-117; Hans-Thies Lehmann, Daspolitische Schreiben. Essays zu Theatertexten, Berlin 2002; Joachim Gerstmeier und Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Politik der Vorstellung. Theater und Theorie, Berlin 2006; Jan Deck und Angelika Sieburg (Hg.), Politisch Theater machen. Neue Artikulationsformendes Politischen in den darstellenden Künsten, Bielefeld 2011; Thomas Bedorf und Kurt Röttgers (Hg.), Das Politische und die Politik, Frankfurt a.M. 2011; Nikolaus Müller-Schöll, Andre Schallenberg und Mayte Zimmermann (Hg.), Performing Politics. Politisch Kunst machen nach dem 20. Jahrhundert, Berlin 2012.

Vgl. Michel Foucault, Dits et Ecrits: Schriften Bd. 3, Frankfurt a.M. 2003, S. 392-395; Giorgio Agamben, Was ist ein Dispositiv?, Zürich/Berlin 2008; Gilles Deleuze, „Was ist ein Dispositiv?“, in: Francois Ewald und Bernhard Waldenfels(Hg.), Spiele der Wahrheit. Michel Foucaults Denken, Frankfurt a.M. 1991, S. 153-162; Lorenz Aggermann, Georg Döcker und Gerald Siegmund (Hg.), Theaterals Dispositiv. Dysfunktion, Fiktion und Wissen in der Ordnung der Aufführung, Frankfurt a.M. 2017.

1. Ohne Grund

Stefan Corssen, Max Herrmann und die Anfänge der Theaterwissenschaft in Deutschland, Tübingen 1997; Stefan Hulfeld, Theatergeschichtsschreibung als kulturelle Praxis: Wie Wissen über Theater entsteht, Zürich 2007.

Richard Rorty, The Linguistic Turn: Essays in Philosophical Method, Chicago 1992.

Samuel Weber, Theatricality as Medium, New York 2004.

Jacques Derrida,Grammatologie, Frankfurt a. M. 1983; Jacques Derrida, „Signatur Ereignis Kontext“, in: Jacques Derrida, Randgänge der Philosophie, Wien 1988, S. 291-314; Jacques Derrida, Die Schrift und die Differenz, Frankfurt a.M. 1989.

Philipppe Lacoue-Labarthe, Jean-Luc Nancy und Samuel Weber, „Zum Kolloquium: ‚Die Gattung‘“, in: Glyph. Textual Studies 7 (1980), S. 233-237, hier S. 234.

Philippe Lacoue-Labarthe und Jean-Luc Nancy, „Dialog über den Dialog“, in: Joachim Gerstmeier und Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Politik der Vorstellung: Theater und Theorie, Berlin 2006, S. 20-45, hier S 32.

Paul de Man, Blindness and Insight. Essays in the Rhetoric of Contemporary Criticism, Minneapolis 1983; Paul de Man, The Resistance to Theory, Minneapolis 1986; Paul de Man, Aesthetic Ideology, Minneapolis/London 1996.

Vgl. Derrida, Grammatologie.

Vgl. Samuel Weber, Inquiétantes singularités, Paris 2014; Nikolaus Müller-Schöll, „Das Problem und Potential des Singulären. Theaterforschung als kritische Wissenschaft“, in: Milena Cairo et al. (Hg.) Episteme des Theaters, Bielefeld 2016, S. 139-150.

Jean-Luc Nancy, Être singulier pluriel, Paris 1996.

Vgl. zu dieser von Benjamins Sprachaufsatz abgeleiteten Formulierung: Nikolaus Müller-Schöll, „Über Theater überhaupt und das Theater des Menschen“, in: Leon Gabriel und Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Das Denken der Bühne. Szenen zwischen Theater und Philosophie, Bielefeld 2019, S. 59-80.

2. Die Methode (oder der Umweg) der Lektüre

Vgl. u.a. Paul de Man, Allegories of Reading. Figural Language in Rousseau, Nietzsche, Rilke and Proust, New Haven/London1979; Paul de Man, The Rhetoric of Romanticism, New York 1984; Paul de Man, Allegorien des Lesens, Frankfurt a.M. 1979; Lindsay Waters und Wlad Godzich (Hg.), Reading de Man Reading, Minneapolis 1989; Werner Hamacher: „Unlesbarkeit“, in: Paul de Man, Allegorien des Lesens, Frankfurt a.M. 1979, S. 7-26; Carol Jacobs, „Kleists Style“, in: Marianne Schuller und Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Kleist lesen, Bielefeld 2003, S. 11-37; Hillis Miller, „Gesetzgebung in der Literatur: Das Beispiel Kleists“, in: Marianne Schuller und Nikolaus Müller-Schöll (Hg.), Kleist lesen, Bielefeld 2003, S. 181-208; Samuel Weber, Institution and Interpretation, Minneapolis 1987.

Vgl. Hans-Thies Lehmann, „Die Inszenierung. Probleme ihrer Analyse“, in: Zeitschrift für Semiotik 11/1 (1989), S. 29-49, hier S. 31.

Vgl. zu diesem hier nur andeutbaren Problem in großer Genauigkeit: Werner Hamacher, Entferntes Verstehen, Frankfurt a.M. 1998.

Vgl. Walter Benjamin, „Über den Begriff der Geschichte“, in: Walter Benjamin, Gesammelte Schriften, Bd. I/2,Frankfurt a.M. 1980, S. 691-704, hier S. 702f.; vgl. auch eine entsprechende Notiz im erkenntnistheoretischen Konvolut N des Passagenwerk[s], in: Walter Benjamin, Bd. V/1und 2, Frankfurt a.M. 1982, S. 570-611, insb. S. 595.

Vgl. Judith Butler, „Was ist Kritik? Ein Essay über Foucaults Tugend“, in: Rahel Jaeggi und Tilo Wesche (Hg.), Was ist Kritik?,Frankfurt a.M. 2009, S. 221-246; Michel Foucault, „Was ist Kritik?“, in: Michel Foucault, Kritik des Regierens. Schriften zur Politik, Berlin 2010, S. 237-257.

Vgl. speziellTheodor W. Adorno, Negative Dialektik, Frankfurt a.M., 1988, insb. S. 57.