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Titel

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe,
die zur Stiftung Christliche Medien gehört,
einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und
Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7179-3 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5914-2 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg

1. Auflage 2018 (4. Gesamtauflage)
Dieser Titel erschien zuletzt unter der ISBN 978-3-7751-5503-8.

© der deutschen Ausgabe 2018 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: info@scm-haenssler.de

Originally published in English under the title: Ruth and Billy Graham – The Legacy of a
Couple – 10 Core Values for a Blessed Ministry

Trotz intensiver Recherche war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber aller
Texte und Bilder ausfindig zu machen. Wir bitten etwaige Rechtsnachfolger, sich beim
Verlag zu melden.

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
Weiter wurden verwendet:
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (L)
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen. (ELB)
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart. (EÜ)
Hoffnung für alle ® Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Fontis - Brunnen Basel. (Hfa)

Übersetzung der ergänzten Textstellen: Silvia Lutz
Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Titelbild: © Gigi Graham's persönliche Fotos
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Gedruckt in Deutschland
ISBN 978-3-7751-5914-2
Bestell-Nr. 395.914

Inhalt

Vorwort von Billy Graham zur englischen Ausgabe

Das Buch – Ein Gemeinschaftsprojekt

Vorwort von Gigi Graham

1. Partnerschaft – Das Vermächtnis eines Ehepaars

2. Authentizität – Ganzheitlich leben

3. Demut – Abhängig leben

4. Intimität – In Gottes Gegenwart leben

5. Fokus – Diszipliniert leben

6. Integrität – Verantwortlich leben

7. Glaube – Verheißungsorientiert leben

8. Weltverantwortung – Engagiert leben

9. Geistesleitung – Bevollmächtigt leben

10. Gnade – Barmherzig leben

Epilog – Ruth und Billy Grahams Botschaft für die Menschen im 21. Jahrhundert

Zusammenfassung

Ausgewählte Literatur

Quellenverzeichnis

Bildnachweis

Über den Autor

Farbtafeln

Leseempfehlungen

Vorwort von Billy Graham zur englischen Ausgabe

»Mein Gebet ist, dass dieses Buch von Hanspeter Nüesch eine Quelle der Ermutigung ist für alle Männer und Frauen, die im Dienst für Gott stehen, besonders die Menschen, die sich über Gottes Berufung in ihrem Leben Gedanken machen. Es freut mich ganz besonders, dass Hanspeter Nüesch Ruth, meine Frau und Partnerin in meinem Dienst, so hervorhebt, denn ohne ihre Unterstützung hätte ich die Arbeit, die Gott mir aufgetragen hat, nicht tun können. Für alles, was durch unseren Dienst geschehen ist, gebe ich Gott die ganze Ehre, denn es ist alles sein Werk.«

 
Billy Graham
Montreat, North Carolina

Das Buch – Ein Gemeinschaftsprojekt

Zum Gelingen dieses Buches haben viele Menschen beigetragen. Aber ohne Gottes unübertreffbare Koordination und Leitung hätte ich viele dieser Personen gar nie getroffen. Ihm gilt deshalb mein erster Dank.

Dann möchte ich meiner Frau Vreni danken, die die große Liebe meines Lebens während nun schon beinahe 40 Jahren ist. Du bist eine dauernde Quelle der Ermutigung für mich und hast mir oft in großer Weisheit Feedback gegeben. Danke für die vielen hilfreichen Gespräche und Gebetszeiten das Buch betreffend, oft mitten in der Nacht. Dann möchte ich auch unseren vier Kindern Stephan, Gretina, Daniel und Seraina danken, die nicht nur für das Buchprojekt gebetet haben, sondern da und dort auch praktisch zum Gelingen desselben beigetragen haben. Gretina hat zusammen mit Iris Fontana Hunderte von Zitaten und Quellen in den Computer aufgenommen zwecks späterer Verwendung. Meine zwei Schwestern Christine Koenig und Marianne Bächtold haben das fertige Manuskript mit den Augen von ausgebildeten Lehrerinnen angeschaut und viele hilfreiche Korrekturen vorgeschlagen.

Eine ganz wichtige Person für das Gelingen des Projekts war Gigi Graham, die Vreni und mir in der Zwischenzeit zu einer echten Freundin wurde. Sie hat uns an ihrem Leben als älteste Tochter von Ruth und Billy Graham Anteil gegeben und uns erlaubt, einen Blick hinter die Kulissen ihrer Eltern zu werfen. Gigi hat uns ihre privaten Fotoalben geöffnet und viele wertvolle Dokumente für das Buch zusammengetragen. Ich kann mir kaum eine hilfsbereitere Person vorstellen als Gigi Graham. Danke, Gigi, auch für Dein sehr persönlich geschriebenes Vorwort.

Danken möchte ich den Mitarbeitern des Billy-Graham-Archivs des Wheaton College, die mir geholfen haben, fehlende Dokumente zu finden. Dankbar bin ich auch für die Hilfsbereitschaft der persönlichen Mitarbeiter von Billy Graham im Montreater Büro. Dank ihnen kam ich zu einigen wertvollen Dokumenten sowie zu einem lange gesuchten Buch über die Teenagerjahre von Billy Graham. Eine besondere Großzügigkeit erlebte ich vonseiten von Stone Table Media in Black Mountain, die mir zahlreiche auf DVD aufgenommene Interviews Ruth Graham betreffend unentgeltlich anvertraut haben.

Dann möchte ich meinen Mitarbeitern bei Campus für Christus danken, allen voran meinem persönlichen Assistenten Felix Rechsteiner. Er hat Hunderte von Stunden in das Projekt investiert und war oft der Einzige, der noch die Übersicht behalten hat. Er hat das Ganze zu seinem Projekt gemacht und war für mich eine unschätzbar wertvolle Hilfe. Ohne seinen riesigen Einsatz wäre das Buch nie entstanden. Zu besonderem Dank bin ich auch Anja Ehrsam gegenüber verpflichtet, die viele wertvolle Anregungen gegeben hat und die mir wie keine andere Person geholfen hat, inhaltlich den roten Faden zu behalten. Dr. Rainer Behrens möchte ich danken für die Übersetzung der Zitate aus dem Englischen.

Schließlich möchte ich den Mitarbeitern von SCM Hänssler danken, allen voran der Cheflektorin Uta Müller, die nicht nur mit großer fachlicher Kompetenz, sondern auch mit innerem Engagement dem Projekt zum Durchbruch verholfen hat, dann aber auch Anke Becker, die als Lektorin so manche wertvolle Verbesserungen vorgeschlagen hat, um das Buch verständlicher zu machen.

Last but not least möchte ich unseren zwölf persönlichen Fürbitter/ -innen danken, die regelmäßig für meine Frau und mich und speziell auch für das Buchprojekt im Gebet vor Gott eingestanden sind. Eure Treue und Hingabe ist ein gewaltiges Zeugnis. Das Buch ist auch ein bisschen Euer Buch.

 
Hanspeter Nüesch

Vorwort von Gigi Graham

Eines Morgens rief mich mein Sohn Basyle an und informierte mich, dass ihn ein Schweizer Mitarbeiter von Campus für Christus kontaktiert habe. Dieser wolle mich treffen, weil er ein Buch über meine Mutter und meinen Vater schreibe. Da ich viele ähnliche Anfragen erhalte, war ich ein wenig unsicher und nicht sehr begeistert. Aus purer Freundlichkeit stimmte ich jedoch zu, ihn zu treffen.

Gegen Ende derselben Woche kam Hanspeter bei mir zu Hause in Florida an.

Ein paar Minuten nach dem ersten herzlichen Händedruck wusste ich, dass ich einen neuen, aber bereits sehr lieben Freund gewonnen hatte.

Sein Überschwang, sein Eifer, seine Energie, sein herzliches Lachen, sein Sinn für Humor, seine Lebensfreude – all das war ansteckend. Doch seine Liebe zum Herrn und seine Zielstrebigkeit zogen mich noch mehr zu diesem ganz besonderen Menschen als all die anderen Eigenschaften.

Hanspeter erzählte mir von dem Projekt, von dem er glaubte, dass Gott es ihm aufs Herz gelegt hatte; nämlich ein Buch über meine Eltern zu schreiben.

Es war ein großes Projekt, und ich war mir überhaupt nicht sicher, ob er in der Lage sein würde, es zu vollenden; doch ich lernte schnell: Wenn Hanspeter sich entscheidet, irgendetwas zu tun, dann aufgepasst!

Als ich Hanspeter und seine Familie einige Monate später in der Schweiz besuchte, bekam ich einen ersten kleinen Eindruck von der Ernsthaftigkeit dieses Projektes. Hanspeter hatte Hunderte von Stunden mit der Erforschung meiner Familie zugebracht.

Er hatte jedes Buch und jeden Artikel gesammelt, das bzw. der jemals über meine Familie geschrieben worden ist. Er hatte jede Information beschafft, an die er herankommen konnte. Bücher, Zeitschriften, Briefe, Interviews und Artikel, die ich nie gesehen hatte oder von deren Existenz ich nicht einmal wusste. Manchmal musste ich lachen, weil er mehr über meine Familie zu wissen schien als ich selbst. Wieder war ich von seiner Energie und seiner Begeisterung in Beschlag genommen, und diesmal glaubte ich, dass er diese Aufgabe vollenden würde.

Im darauffolgenden Sommer besuchten mich Hanspeter und seine Frau Vreni in North Carolina. An einem Tag fuhren wir zum Haus meiner Eltern und besuchten meinen Vater. Während dieses herrlichen Zusammenseins fiel es Hanspeter schwer, die freudige Erregung über diese Erfahrung zu verbergen. Er war so voller Energie und Überschwang für den Herrn und seine Arbeit in der Schweiz, in Europa und in anderen Teilen der Welt; ich dachte, es könnte meinem alten Vater, der Schwierigkeiten mit dem Hören hat, zu viel werden. Aber es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, dass mein Vater ebenfalls von all den Dingen begeistert war, die Gott durch diesen enthusiastischen Schweizer Christen tut, sodass er mehr davon hören wollte. Also lud er uns am nächsten Tag wieder zum Mittagessen ein.

Hanspeters Frau Vreni beschrieb Hanspeter und sein Buchprojekt in einem Brief folgendermaßen: »HP ist so begeistert, all die guten und interessanten Geschichten und Botschaften zu Papier zu bringen. Er ist völlig erfüllt davon; manchmal ist er wie ein Vulkan.«

Ich musste lachen, da ich mich daran erinnerte, wie ich vor ein paar Monaten am Fenster ihres hübschen Hauses gestanden hatte, inmitten der Schönheit, die ihr Haus am Berghang und das bezaubernde Dorf darunter umgibt.

Vreni war in der Küche und bereitete ein köstliches Raclette vor, eines meiner Lieblingsgerichte. Der Duft erschwerte es mir, meine ungeteilte Aufmerksamkeit Hanspeter zu schenken, der ständig versuchte, sie wieder auf dieses Buchprojekt zu lenken. Hanspeter war so voller Begeisterung und Energie, so fokussiert, so hingegeben, so entschlossen, so voller Ideen und Gedanken, dass er sich kaum zurückhalten konnte. Es musste einfach aus ihm herausbrechen, ähnlich wie bei einem Vulkan. Da wusste ich, dass Hanspeter bis zum Abschluss dieses Projektes nur eine Sache im Kopf haben würde.

Hanspeters konzentrierter Eifer und sein Gehorsam gegenüber dem, was er als Gottes Berufung empfand, haben sich ausgezahlt. Dieses Buch, »Ruth und Billy Graham – Ein Ehepaar verändert die Welt«, ist das Ergebnis.

Danke, Hanspeter, und danke Vreni, dass Du Deinen Vulkan unterstützt hast. Ich kann es kaum in Worte fassen, was für ein reicher Segen Ihr beide für mich seid. Auch Ihr seid Menschen, »die die Welt verändern«. Ich bin dankbar und habe das Vorrecht, Euch meine lieben Freunde zu nennen.

 
Gigi

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Gigi Graham, die älteste Tochter von Ruth und Billy Graham,
zusammen mit ihrem Vater.

1. Partnerschaft –
Das Vermächtnis eines Ehepaars

Sie wurde 1920 an der Ostküste Chinas geboren und wuchs inmitten heftiger Kriegswirren als Tochter eines amerikanischen Missionsarztes auf. Keine Nacht ging sie zu Bett, ohne dass sie Schüsse und Kriegslärm hörte. Die Missionare wurden als fremde Teufel bezeichnet. Viele von ihnen starben einen Märtyrertod. Sie kniete vor dem Bett nieder und betete: »Herr, lass mich auch als Märtyrerin für dich sterben!« Ihre ältere Schwester betete gleichzeitig: »Bitte nimm ihr Gebet nicht ernst. Sie ist noch viel zu klein, um zu verstehen, was sie betet.« Als Teenager hatte sie nur einen Wunsch: als Missionarin nach Tibet zu gehen. Sie brauchte dafür nichts und niemanden, auch keinen Mann. Jesus und die Bibel würden ausreichen. Daneben war sie aber auch ein sehr lebenslustiges Mädchen und zu mancherlei Streichen aufgelegt. Um eine richtige Schulbildung zu genießen, wurde sie nach Pjöngjang, der Hauptstadt des heutigen Nordkorea geschickt. Weit weg vom Elternhaus lernte sie Gefühle des Alleinseins und des Heimwehs zu überwinden, indem sie Jesus Christus zu ihrem Vertrauten und Freund machte. In langen Briefen an ihre Familie und in Gedichten versuchte sie, ihre Gedanken und Empfindungen auszudrücken. Wichtiger als alles waren ihr jedoch ihre Zeiten ganz allein mit Gott. Das Studium der Bibel wurde zu ihrer Lieblingsbeschäftigung. Ihre Lebensberufung schien geklärt.

Er wurde 1918 in Charlotte im Südosten der Vereinigten Staaten geboren, als Sohn eines Milchbauern. Das Melken der Kühe gehörte neben der Schule zu seiner täglichen Routine. Aber viel lieber fuhr er mit dem Auto seines Vaters umher, mit einem hübschen Mädchen an seiner Seite. Baseball, Mädchen und Weltgeschichte, insbesondere die Geschichte der amerikanischen Präsidenten; das war es, was ihn interessierte. Dazu las er mit Inbrunst Bücher über Tarzan. Dann bekehrte er sich bei einer Evangelisation in seiner Heimatstadt und besuchte daraufhin eine Bibelschule. Um die zusätzliche Ausbildung zu finanzieren, ging er von Haus zu Haus und verkaufte Bürsten. Später kehrte er der Bibelschule den Rücken, weil sie ihm in mancher Hinsicht zu autoritär erschien. »Meckern verboten« stand auf dem Schild an der Wand seines Zimmers. Beim abschließenden Gespräch meinte der Leiter der Bibelschule, dass, wenn er so weitermache, leider nie etwas Außerordentliches aus ihm werden würde, höchstens ein armer Baptistenprediger auf dem Land, irgendwo draußen in der Pampa. Er versuchte es nochmals mit einer Bibelschule, diesmal in Tampa, Florida, wo er mehr Freiheiten genoss. Bald einmal verliebte er sich in eine hübsche Bibelschülerin. Sie begannen eine Freundschaft. Er machte bereits Heiratspläne. Da verließ sie ihn. Liebevoll, aber klar gab sie ihm zu bedenken, er sei zwar ein durchaus liebenswürdiger Mensch, aber ohne klaren Fokus im Leben werde er nie etwas erreichen. Für ihn brach eine Welt zusammen. Er begann Gott und seinen Willen noch intensiver zu suchen. Eines Nachts schlenderte er, über sein Leben nachsinnend, über den Golfplatz vor der Bibelschule. Beim 18. Green fiel er auf die Knie und betete:

»Oh Herr, wenn du willst, dass ich dir diene und das Evangelium predige, dann möchte ich das tun. Ich verspreche dir: Ich werde das tun, was du mich tun heißt; ich werde das sagen, was du mich sagen heißt; ich werde dorthin gehen, wo du mich hinzugehen heißt.«

Wenn schon kein berühmter Prediger aus ihm werden sollte, so wollte er wenigstens ein Seelengewinner werden. Immer wieder paddelte er in die Sümpfe hinaus und predigte den Bäumen und Alligatoren. Gleichzeitig hoffte er, dass ihn irgendjemand entdecken würde. Bald taten sich erste kleine Türen zum Predigtdienst in Gemeinden auf. Auch begann er regelmäßig in einem Wohnwagen-Park zu predigen. Das war in jedem Fall Erfolg versprechender als seine Straßenpredigten, wo er es zum Teil mit erbosten Ladenbesitzern zu tun bekam.

Die Tochter des chinesischen Missionsarztes musste China, angesichts der wachsenden Kriegswirren, Hals über Kopf verlassen und wurde zum Studium ans Wheaton College in der Nähe von Chicago geschickt. Der Bauernsohn erhielt nach der Bibelschulzeit ein Stipendium für das Studium am gleichen College. Dort lernten sich die beiden kennen. Der Bauernsohn verliebte sich in die Missionarstochter. Sie war sehr beeindruckt vom Glauben und der Ernsthaftigkeit dieses Mannes. »Dieser Mann weiß, zu wem er spricht«, dachte sie, als sie ihn einmal im Nebenraum beten hörte. Er lud sie ein, mit ihm zusammen Händels »Messias« anzuhören. Sie nahm die Einladung an. Anschließend schrieb sie in ihr Tagebuch, dass sie es als größtes Vorrecht empfinden würde, an der Seite dieses Mannes das Leben zu verbringen. Jahre später bekannte sie, dass sie, wenn sie gewusst hätte, was das bedeuten würde, wahrscheinlich nicht den Mut gehabt hätte, so etwas zu schreiben. Da war aber immer noch ihr Wunsch, als Pioniermissionarin in Tibet zu wirken. Er empfand dagegen, dass Gott ihm eine andere Aufgabe gegeben hatte. Nach einem klärenden Gespräch unter vier Augen löste sie sich schweren Herzens von ihrem Lebenstraum und entschied sich, fortan seine Berufung zu unterstützen. Am 13. August 1943 schlossen Ruth Bell und Billy Graham den Bund fürs Leben; für ein Leben, welches das Leben unzähliger Menschen auf allen Kontinenten beeinflussen sollte.

Im vorliegenden Buch geht es um zwei Menschen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund: ihre Gottesbeziehung, ihre Prioritäten und Prinzipien, ihre Partnerschaft. Es geht um ein Ehepaar, das die Welt nachhaltig verändert hat: Ruth und Billy Graham. Billy Grahams weltweiter Dienst ist bereits von allen Seiten beleuchtet worden. Leider wurde dabei der wesentliche Beitrag, den Ruth bei diesem Dienst leistete, nicht gebührend berücksichtigt. Das, wofür Billy Graham bis heute steht, wäre aber ohne den wesentlichen Beitrag seiner Ehefrau Ruth nicht möglich gewesen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat wohl niemand so vielen Menschen das Evangelium von Angesicht zu Angesicht weitergegeben wie Billy Graham. Zusätzlich hat er Millionen von Menschen via die Massenmedien erreicht. Er predigte über die amerikanische Fernsehkette NBC, als noch nicht einmal jeder vierte Amerikaner überhaupt einen Fernsehapparat besaß. Auf vielen der größten Plätze der Welt gab er das Evangelium von Jesus Christus weiter und forderte Menschen zur Entscheidung heraus. Bei der Abschlussveranstaltung seiner ersten Londoner Evangelisationskampagne von 1954 war das Wembley Stadion zu klein, um alle Leute zu fassen, die Billy Graham hören wollten.

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Ruth und Billy Graham anlässlich ihrer Vermählung 1943.

Seine Evangelisationen in Europa, insbesondere in England, Deutschland und der Schweiz, sind bis heute die größten christlichen Veranstaltungen geblieben, die es in diesen Ländern je gab.

Nur die Päpste, insbesondere Johannes Paul II., versammelten ähnliche Massen von Leuten. Der »Spiegel« brachte 1954 eine Titelgeschichte über Billy Grahams Evangelisation in Deutschland, und der »Zürcher Kirchenbote« berichtete ein Jahr später, anschließend an Grahams Evangelisation in Zürich, dass noch nie so viele Menschen gemeinsam der Botschaft der Bibel zugehört hätten: »Es war eine erhebende Stunde, als Zehntausende mit Ernst dem Evangelium von der Erlösung in Christus folgten.«1

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1954 konnte das Wembley Stadion in London bei Weitem nicht alle Personen fassen, die Billy Graham zum Abschluss seines evangelistischen Feldzuges hören wollten.

Via Fernsehübertragung, über seine wöchentliche Radiosendung »Stunde der Entscheidung« und über seine täglichen Zeitungskolumnen »Meine Antwort« erreichte Billy Graham über die Jahre zusätzlich unzählige Menschen. Während mehrerer Jahrzehnte war er für viele Gottes Botschafter schlechthin. Die amerikanische »Saturday Evening Post« bezeichnete ihn 1972 als »die größte Persönlichkeit unserer Zeit« und »den bekanntesten Mann der Welt«, wobei Letzteres sicher ein bisschen vollmundig war. Richtiger lag die »New York Times« nach seinen Auftritten am Londoner Trafalgar Square und am New Yorker Times Square, als sie davon sprach, dass Billy Graham die »Kreuzungen der Welt« in »große Kathedralen« verwandelt hätte. Den zahlenmäßigen Höhepunkt seines weltweiten evangelistischen Dienstes erreichte er im Rahmen der »Global Mission« 1995, als die Ansprachen des bereits knapp 77-Jährigen von Puerto Rico aus über ein Netzwerk von 30 Satelliten in 165 Länder übertragen wurden. Zusammen mit den nachträglichen Ausstrahlungen sollen schätzungsweise eine Milliarde Menschen zumindest eine seiner Botschaften gehört haben.

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Das Berliner Olympiastadion war 1954 übervoll, als Billy Graham das Evangelium predigte.

Billy Graham war aber nicht nur Gottes Botschafter für die Massen; er war zugleich Vertrauter von gekrönten Häuptern und Seelsorger von Staatspräsidenten, unter anderem von nicht weniger als elf US-Präsidenten. Nach Angaben der ihn begleitenden Mitarbeiter hat er die Begegnungen mit Politikern in aller Welt regelmäßig genutzt, um auf zentrale Aspekte des christlichen Glaubens zu sprechen zu kommen. Er wusste, dass er als Botschafter Gottes unterwegs war und nicht als Botschafter Amerikas. Er war der erste und lange Zeit einzige westliche Prediger, der während des Kalten Krieges hinter dem Eisernen Vorhang das Evangelium predigte. Zwischen 1967 und 1988 predigte er in Jugoslawien, Ungarn, Polen, der DDR, Rumänien, der Tschechoslowakei und mehrmals in der Sowjetunion.

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1957 predigte Billy Graham vor den Stufen des amerikanischen Finanzministeriums an der Wall Street in New York. Während einer Stunde kam der Verkehr völlig zum Erliegen.

Er war nicht nur ein Evangelist, der viele Menschen in die Nachfolge von Jesus rief; er war auch ein Prophet, eine Stimme Gottes für Nationen, allen voran die Vereinigten Staaten. Für den Soziologieprofessor William Martin, Autor von »A Prophet with Honor«, der umfassendsten Biografie über Billy Graham, ist Billy Graham »nicht nur eine Ikone der amerikanischen Christenheit, sondern eine Ikone Amerikas schlechthin«.2

Billy Graham wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu Recht als der Pastor Amerikas bezeichnet. Er war es, der seit 1965 jeweils das Gebet der Amtseinführung der Präsidenten sprach oder vom Glauben her Trost zu spenden versuchte, wie im Umfeld des 11. September 2001 oder nach der Flutkatastrophe in New Orleans. Lange Jahre bildeten Billy und Ruth Graham für die Amerikaner »das Ehepaar der amerikanischen Christenheit« schlechthin. 1996 verlieh der amerikanische Kongress Billy und Ruth Graham für ihre Verdienste an der Allgemeinheit die Congressional Gold Medal, die höchste Auszeichnung, die der Kongress an US-Bürger verleihen kann. Erst zum dritten Mal in der Geschichte wurde damit auch eine Frau mit dieser Auszeichnung geehrt.

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Das Besondere an der Ehrung des amerikanischen Kongresses war die Tatsache, dass ein Ehepaar geehrt wurde.

Die Zeitschrift »TIME« schrieb über Billy Graham:

»Moralische Instanzen kamen und gingen, aber Graham blieb, und seine Ehre blieb trotz seiner Nähe zu den enormen Versuchungen der Macht unbeschädigt.«3

Über 50 Jahre lang war er bei Umfragen in den Vereinigten Staaten immer auf den vordersten Plätzen, wenn es darum ging, die am meisten geachtete Person zu bezeichnen.

Als Ruth und Billy Graham heirateten, ahnten sie nichts vom späteren Ruhm. Nach der Heirat war er eine kurze Zeit als Pastor einer kleinen baptistischen Gemeinde tätig. Während dieser Zeit wurde der Gründer von »Jugend für Christus«, Torrey Johnson, auf ihn aufmerksam. Dieser bat ihn, seine 45-minütige wöchentliche Radiosendung am Sonntagabend »Songs in the Night« zu übernehmen. Nach Rücksprache mit der Gemeinde sagte Billy Graham zu. Er konnte den zehn Jahre älteren George Beverly Shea dazu gewinnen, den Musikpart zu übernehmen. Und Ruth half ihm beim Schreiben der Predigtmanuskripte. Immer deutlicher kam die evangelistische Redebegabung von Billy zum Vorschein. Bald wurde er zum Evangelisten und damit ersten hauptamtlichen Mitarbeiter von »Jugend für Christus« berufen, einer Jugendbewegung, die sich damals v. a. den Militärangehörigen annahm. »Jugend für Christus« wollte insbesondere auch die jungen Militärangehörigen auf Heimaturlaub erreichen. Während dieser Zeit lernte Billy Graham, wie man die biblische Botschaft hörerfreundlich verpacken kann, ohne Kompromisse beim Inhalt zu machen. Die Mitarbeiter von »Jugend für Christus« sagten sich: Warum nicht die Gefäße, die normalerweise der Feind Gottes braucht, dazu verwenden, um Menschen zu Jesus zu führen? Im Buch »Deconstructing Evangelicalism« wird die damalige Art der Evangelisation ein bisschen überzeichnend beschrieben:

»Die Leiter, eine Gruppe unbekannter Anhänger der Erweckungsbewegung, kombinierten einen Glauben, der die Wiedergeburt betont, mit dem ›Stil‹ und den ›Medien‹ aus Hollywood und Radio … Die Leiter der Massenversammlungen entliehen sich Ideen direkt aus der Räuberhöhle des Teufels … um die Ziele des Herrn zu erreichen.«4

Auch in späteren Jahren war Billy Graham bestrebt, alle weltlichen Mittel, insbesondere auch die Massenmedien, zu benutzen, um die beste Botschaft der Welt zu verbreiten. Noch bevor es das Internet gab, benutzte er die Satellitentechnologie, um das Evangelium in vielen Ländern gleichzeitig zu verkündigen. Dabei wollten er und sein Team ihr Vertrauen aber nicht primär in die modernen Kommunikationsmittel setzen, sondern in das Wirken des Heiligen Geistes. Billy Graham war es wichtig, bei der Nutzung der modernen Massenmedien keine Kompromisse beim Inhalt zu machen, sondern das Evangelium von Jesus Christus unvermindert deutlich zu kommunizieren.

Vor Fernsehauftritten verbrachte er deshalb immer besonders viel Zeit im Gebet, um der großen Verantwortung als Botschafter Gottes bei der Benutzung der Kanäle der Welt gerecht zu werden. In den Talkshows war Billy Graham nicht zuletzt wegen seiner ungekünstelten, natürlichen Art ein gefragter Gast. Larry King, der ihn nicht weniger als 24-mal interviewte, würdigte seinen Dienst mit folgenden Worten:

»Sein Dienst im Radio, im Fernsehen und in jeder Art von Zeitschrift berührte Millionen von Menschen aller Farben, Stämme und Rassen. Von Parlamenten bis Präsidenten, von Königen bis zum allgemeinen Volk hörte jeder die Wahrheit über Gottes erstaunliche Gnade.«5

Billy Graham sah aber auch die Gefahren, die im Medienrummel liegen:

»Bei dieser ständigen Beleuchtung durch die Öffentlichkeit und die Medien tendieren die Menschen zu dem Gefühl, du seist überlebensgroß. Viele Menschen heben mich auf ein Podest, auf das ich nicht gehöre. Ich bin nicht der heilige, gerechte Prophet Gottes, für den mich viele halten. Ich teile mit Wesley [dem Begründer der Methodistischen Kirche] das ständige Gefühl meiner eigenen Unzulänglichkeit und Sündhaftigkeit. Ich bin oft erstaunt, dass Gott mich überhaupt gebrauchen kann.«6

Gerade angesichts dieser bescheidenen Haltung vermerkte U2-Leadsänger Bono, der die Grahams zu Hause besucht hatte:

»In einer Zeit, in der Religion dem Werk Gottes so oft im Weg zu stehen scheint, danke ich Gott für Billy Grahams gesunde Einsicht, für seine klare und empathische Stimme.«7

Das Leben von Billy Graham und seinem Team trug über so viele Jahre konstant Früchte, weil die Wurzel, ihre Gottesbeziehung, gesund war. Aus dieser Gottesbeziehung jedes Einzelnen heraus ergaben sich auch gesunde Teambeziehungen. Das Bühnenteam (Billy Graham, Cliff Barrows und George Beverly Shea, kurz Bev Shea) blieb über 60 Jahre zusammen und verkündigte das gleiche einfache Evangelium in Wort und Lied auf allen Kontinenten. Sie waren selbst am meisten erstaunt, wie Gott sie brauchte.

Das Kernteam rund um Billy Graham hat aber auch hart dafür gearbeitet. Sie wollten ihr Bestes für Gott und die Menschen geben. »Excellence« war ihr Maßstab in allen Bereichen, sei es bei den Radioaufnahmen, beim Chorgesang oder bei der Umrahmung der evangelistischen Veranstaltungen. Dieses Streben nach der bestmöglichen Leistung übertrug sich auch auf die Büromitarbeiter.

In den Siebzigerjahren hatte ich die Gelegenheit, das Verwaltungszentrum der »Billy Graham Evangelistic Association« (BGEA), das sich damals in Minneapolis befand, zu besuchen. Was mir dabei auffiel, war die absolute Professionalität, mit der ans Werk gegangen wurde. Man unternahm wirklich alles, dass die Personen, die auf die Verkündigung des Evangeliums geantwortet hatten, optimal betreut wurden und in die Gemeinschaft von aktiven Christen fanden. Billy Graham meinte einmal, die beste Botschaft, die es gäbe, hätte es auch verdient, dass sie durch das bestmögliche Management unterstützt würde. Vor allem in der Nachbetreuung war ein gutes, professionelles Management wichtig, damit die Früchte des Dienstes nicht verfaulten, sondern zur Reife gelangten.

Heute befindet sich das Verwaltungszentrum der BGEA in Charlotte/North Carolina, unweit des Ortes, wo Billy Graham aufgewachsen ist. Und es ist nicht weniger professionell organisiert, als es das frühere Zentrum in Minneapolis war. Das Callcenter, das die eingehenden Telefonanrufe von suchenden Menschen empfängt, ist kleiner geworden. Dafür sind neue Dienste dazugekommen, wie die seelsorgerliche Betreuung bei Katastrophen und »Dare to be a Daniel« (»Wage es, ein Daniel zu sein«); ein Dienst, der spezifisch auf die junge Generation ausgerichtet ist. Billy Graham predigt nicht mehr live; aber auf Filmen aufgenommene Predigten von ihm bilden immer noch den Kern von evangelistischen Feldzügen, bei denen die lokalen Christen die Filme gemeinsam mit ihren Nachbarn und Freunden anschauen.

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Billy Graham: »Die beste Botschaft hat das beste Marketing verdient.« Im Bild ein besonderes Beispiel kreativer Werbung aus den Fünfzigerjahren in Deutschland.

Zurück zum aktiven Dienst von Billy Graham: Die teilweise landesweit übertragenen Evangelisationsveranstaltungen von Billy Graham, seine wöchentlichen Radioansprachen, seine täglichen Zeitungskolumnen sowie seine Bücher, die zum Teil Bestseller wurden, hatten einen starken erwecklichen Einfluss sowohl auf die gläubigen Christen wie auf die Menschen, die dadurch zum Glauben fanden. Kirchenhistoriker sind sich einig, dass der Dienst von Billy Graham wesentlich zum Glaubensaufbruch und zum stark wachsenden Kirchenbesuch in den Nachkriegsjahren insbesondere in den USA und in Großbritannien beigetragen hatte. Mitte der Fünfzigerjahre wurden in den Vereinigten Staaten dreimal so viel christliche Bücher verkauft wie alle anderen Bücher zusammen. In den Sechziger- und Siebzigerjahren führte jede zweite Person, die in Großbritannien in den hauptamtlichen christlichen Dienst eintrat, ihre Entscheidung auf evangelistische Feldzüge von Billy Graham zurück. Ich habe persönlich zahlreiche geistliche Leiter kennengelernt, die mir sagten, sie hätten den entscheidenden Glaubensanstoß bei Evangelisationen von Billy Graham erhalten. Darunter fallen so verschiedene Personen wie George Verwer, der Gründer von »Operation Mobilisation«; Norman Rentrop, Initiant des deutschen »Bibel TV« oder der Pastor unserer lokalen Freikirche.

Je länger Billy Graham an einem Ort evangelisierte, desto nachhaltiger waren die Auswirkungen. Bei manchen seiner zum Teil mehrere Wochen dauernden Evangelisationen konnte man auch Auswirkungen auf die Gesellschaft feststellen. So veränderte sich nach seinen evangelistischen Feldzügen in Großbritannien das gesellschaftliche Klima in der Weise, dass der Glaube und Jesus Christus von den Arbeitern bis zur Chefetage zu einem heiß debattierten Thema wurden.

Erstaunlich waren auch die Auswirkungen der drei evangelistischen Feldzüge in Australien. Der »Sydney Daily Mirror« berichtete 1959, dass der Billy-Graham-Feldzug die Kriminalität in Teilen von Sydney ungefähr halbiert habe. Das australische »Bureau of Statistics« stellte neben der Verminderung der Verbrechensrate auch einen signifikanten Rückgang des Alkoholkonsums und der außerehelichen Geburten fest. »Christian Today« berichtete 2007, die Auswirkungen der Billy-Graham-Feldzüge seien in Australien noch heute spürbar. Sie hätten »den Lauf der australischen Geschichte verändert«. Dr. Peter Jensen, anglikanischer Erzbischof von Sydney, der zusammen mit seinem Bruder, Dekan Philipp Jensen, bei einer Evangelisation von Billy Graham zum Glauben gefunden hatte, lud aus Anlass des 50. Jahrestages des ersten evangelistischen Feldzuges von Billy Graham in Australien im Mai 2009 zu einer »Thanksgiving Celebration for Billy Graham Crusades in Sydney and Australia« ein, so groß waren die Auswirkungen von Billy Grahams Dienst in Australien.

Die Veränderung in der Gesellschaft beginnt immer mit der Veränderung einzelner Menschen. Als Schweizer las ich in einer alten Ausgabe des »U.S. News & World Report« mit besonderem Interesse von einem einflussreichen Schweizer Geschäftsmann, der, nachdem er sich durch die Lektüre von Billy Grahams Buch »Friede mit Gott« bekehrt hatte, 1957 eine DC 6 charterte, um seine Geschäftsfreunde zu der Evangelisation in New York zu bringen. Die eingeladenen Geschäftsleute fanden dort zum Glauben, und der Einladende wurde mit folgendem Vorsatz zitiert: »Jeder Dollar, den ich verdiene, muss ein ehrlicher Dollar sein.«8

Billy Graham war es ein großes Anliegen, dass nicht nur Heiden zu Christen werden, sondern dass die Christen nicht wieder zu Heiden werden. Um den Glauben der jungen Christen zu stärken und zu vertiefen, gründete er die monatlich erscheinende Zeitschrift »Entscheidung«, die bis heute unzählige Menschen erreicht, die im Rahmen seines evangelistischen Dienstes eine Entscheidung für Jesus Christus getroffen haben. Billy Graham hegte auch ein großes Anliegen für die hauptamtlichen Verkündiger, die Pastoren und Missionare, die ermutigt und inspiriert werden sollten. Die von ihm zusammen mit seinem Schwiegervater Nelson Bell zu diesem Zweck 1956 ins Leben gerufene Zeitschrift »Christianity Today« verlieh den »Evangelikalen« zum ersten Mal eine respektierte Stimme, indem sie Glauben und Denken, missionarische Praxis und gründliches Arbeiten am Wort Gottes verband. Graham widersetzte sich damit der Meinung vieler Glaubensgeschwister, dass Theologie generell schädlich für unseren Glauben sei und deshalb nicht gottgewollt. Durch die Zusammenarbeit von evangelistischen Praktikern mit anerkannten evangelikalen Theologen erhielten die evangelisch-missionarischen Christen eine größere biblische Tiefe und Weite, ohne die Herzensfrömmigkeit zu opfern. Die »Evangelikalen« bekamen eine klar erkennbare Identität, und die dem Missionsauftrag von Jesus verpflichteten Christen bekamen ein internationales Netzwerk.

Wie war seine Beziehung zur katholischen Kirche?

Katholiken vermissten in Grahams Ansprachen zentrale katholische Glaubensinhalte, wie die Sakramente. In den Fünfzigerjahren verboten katholische Verantwortliche in Südamerika und auf den Philippinen den Katholiken, die Evangelisationen von Billy Graham zu besuchen. Auch in den Vereinigten Staaten sprachen sich viele katholische Würdenträger gegen einen Besuch aus. Billy Graham lud jedoch weiterhin, wie er es seit Jahren tat, alle christlichen Gemeinden einer Region ein, sich an seinen evangelistischen Kampagnen zu beteiligen. Immer mehr Pfarreien nahmen mit den Jahren diese Einladung an. Diese Tatsache schlug sich dann wieder im wachsenden Anteil von Katholiken unter den Zuhörern und bei den Entscheidungen nieder. Nicht wenige katholische Kirchenleiter wünschten sich, es gäbe nicht nur einen, sondern viele Billy Grahams, die ihnen bei der Evangelisierung helfen würden. Papst Johannes Paul II. war Billy Graham und seinem evangelistischen Wirken besonders zugeneigt. In seiner Diözese hatte er mit der von Professor Franciszek Blachnicki geleiteten stark evangelistischen Oasis-Bewegung »Licht – Leben« erlebt, wie segensreich eine einfache Verkündigung der wesentlichen Inhalte des Evangeliums ist, verbunden mit einem Aufruf zur Entscheidung. Als Kardinal Karol Wojtyla in Rom zum Papst Johannes Paul II. gewählt wurde, verkündigte Billy Graham in dessen Heimatkirche in Krakau das Evangelium im Rahmen einer Evangelisationstour in Polen, bei der er auch in mehreren polnischen Kathedralen predigte. Später traf er Papst Johannes Paul II. auch zum persönlichen Gedankenaustausch. Gemäß Billy Graham verband ihn mit dem Papst trotz unterschiedlichem Hintergrund eine warme Freundschaft. Billy Graham schrieb dann das Vorwort zur Gedenkausgabe des »LIFE«-Magazins zum Ableben des Papstes, welches mit dem Wunsch Grahams schließt: »Möge in einer Zeit, in der die Welt im Begriff ist, in ein neues Jahrtausend einzutreten, der Ruf Christi zur Buße und zum Glauben mit immer größerer Klarheit gehört werden!«9

Billy Graham wurde immer wieder dafür kritisiert, dass er alle Christen, auch die Katholiken und die theologisch liberalen, bei seinen evangelistischen Feldzügen zur Mitarbeit einlud. Darauf angesprochen meinte er: »Wenn jemand theologische Kompromisse macht und seiner Überzeugung untreu ist, dann sind es höchsten sie und nicht wir.«

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Billy Graham traf sich 1990 zum zweiten Mal zu einem persönlichen Austausch mit Papst Johannes Paul II. über die Situation der Christen in der Welt.

Kaum etwas hat im vergangenen Jahrhundert so viel zur Klärung einer evangelisch-missionarischen Identität und zur Förderung der Weltmission beigetragen wie die durch Billy Graham ins Leben gerufenen internationalen Missionskonferenzen. Die Kongresse für Weltevangelisation Berlin ’66, Lausanne ’74 und Manila ’89 trugen wesentlich dazu bei, dass die Erfüllung des Missionsauftrages von Jesus bei den aus der Reformation stammenden Kirchen trotz den immer liberaleren Tendenzen des Weltkirchenrates wieder zu einer Priorität wurde. Die »Lausanner Verpflichtung« (siehe voller Text auf www.lausannerbewegung.de) ist bis heute so etwas wie die missionstheologische Grundlage der evangelisch-missionarischen bzw. »evangelikalen« Christen in aller Welt. Im Kapitel über »Weltverantwortung« gehe ich detailliert auf den wichtigen Beitrag der von Billy Graham und seiner Organisation einberufenen Konferenzen ein und stelle sie in den weiteren Kontext der Theologie- und Missionsgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Während die drei Konferenzen für Weltevangelisation in Berlin, Lausanne und Manila vor allem Missionswissenschaftler und Kirchenführer versammelten, rüsteten die drei Evangelistenkonferenzen in Amsterdam 1983, 1986 und 2000 Tausende von evangelistischen Praktikern für ihren Dienst zu. Auf die Frage, wer einmal die Nachfolge seines Vaters als Evangelist antreten würde, wies Sohn Franklin, der heute die »Billy Graham Evangelistic Association« (BGEA) leitet, auf die Tausenden von Evangelisten aus aller Welt hin, die sich in Amsterdam für ihren Dienst zurüsten ließen. Ich war einer der Profiteure dieser Konferenzen. Für mich persönlich war Amsterdam ’83 auch deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil die Konferenz zeitlich zusammenfiel mit meiner Berufung zum Leiter von Campus für Christus in der Schweiz.

In späteren Jahren habe ich Spuren von Billy Grahams Dienst in vielen Ländern gefunden, von Deutschland bis Nordkorea. Für die nordkoreanischen Christen, die ich im Rahmen unserer landwirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit getroffen habe, brachten die zwei Besuche Billy Grahams 1992 und 1994 eine große Ermutigung und Glaubensstärkung. Sie verfassten eine kleine Broschüre über seinen Predigtdienst, die man noch Jahre später beim Besuch des Gottesdienstes mitnehmen konnte. Ein älterer Christ meinte mit Tränen in den Augen, sie hätten zwar in ihrer staatlich akkreditierten Kirche immer wieder einmal Besuch von offizieller kirchlicher Seite aus dem Ausland, selten aber von echten Geschwistern im Glauben, die wie sie den Herrn Jesus liebten. Ich selbst besuchte Nordkorea zum ersten Mal Ende 1995, ein Jahr nach dem Tode Kim Il Sungs. Das große Vertrauen, das wir als bekennende Christen von Anfang an bei den Offiziellen bis hinauf zur Ministerebene genossen, führe ich zum großen Teil auf die zwei vorausgehenden Besuche Billy Grahams zurück. Aber auch in anderen Bereichen durften wir vom Dienst von Billy Graham und seiner Organisation, der BGEA, profitieren. So vertrauten sie uns via ihren Arbeitszweig »World Wide Pictures« kostenlos Filme wie »Die Zuflucht« an, die wir über unsere christliche Fernsehagentur »New Life Network« u. a. an das Schulfernsehen in China sowie staatliche Kulturhäuser in Kuba weitervermitteln konnten.

Viele Missionswerke und Leiterpersönlichkeiten bezeugen, dass Billy Graham einen entscheidenden Anstoß für ihren Dienst gegeben habe. Ihm ging es nie darum, dass sein eigener Dienst groß würde, sondern dass der Dienst des Leibes Christi als Ganzes wachsen würde. Immer wieder hat er seinen guten Namen dafür eingesetzt, um Kirchen und missionarische Initiativen zu fördern. Insbesondere hat er Exponenten der pfingstlich-charismatischen Bewegung wie Oral Roberts und David Yonggi Cho immer als gesegnete Geschwister wertgeschätzt und ist öffentlich zu ihnen gestanden. Dadurch hat er einen unschätzbar wertvollen Beitrag zur Einheit des Leibes Christi geleistet. Ihm ging es allein darum, wie möglichst viele Menschen das Evangelium Jesu Christi hören können. Zeit seines Lebens war es sein größtes Verlangen, »Seelen zu gewinnen«. Diesem Ziel ordnete er alles unter.

Billy Graham hat zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiterteam in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch seine evangelistischen Predigten und die weitverzweigten Dienste seiner Organisation das Leben von unzähligen Menschen verändert. Es waren immer einzelne Menschen, die nachhaltig verändert wurden. Weil es aber gesamthaft so viele waren – die Schätzungen gehen in die Millionen –, hatte das Auswirkungen in unzählige Familien hinein und in das weitere Umfeld dieser veränderten Menschen. Einige Personen, die sich im Rahmen der Dienste von Billy Graham und seiner Organisation bekehrten, brachten nicht nur fünfzig- oder hundertfältige Frucht, sondern halfen mit, dass Tausende und Abertausende von Menschen das Evangelium vernahmen. Nicht wenige erhielten auch den Ruf in den hauptamtlichen christlichen Dienst. Hunderte von Reichgottesarbeitern in aller Welt führen ihre Berufung auf den Dienst von Billy Graham zurück.

Wer ist die Person, die ihm als Ehefrau zeitlebens zur Seite stand? Die 2007 verstorbene Ruth Graham war definitiv eine außergewöhnliche Person. Die Autoren des Buches »Christian Wives«, die Leben und Dienst von sieben Ehefrauen von herausragenden christlichen Persönlichkeiten beschreiben und miteinander vergleichen, bezeichnen Ruth Graham als unvergleichlich und einzigartig.

»Von den sieben Frauen in diesem Buch ist keine so einzigartig wie Ruth Graham … Einzigartig bedeutet: eine und nur eine, und das ist die beste Beschreibung Ruth Grahams.«10

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Ruth und Billy Graham mit ihren fünf Kindern, v.l.n.r.: Gigi, Anne, Ruth »Bunny«, Franklin und Ned.

Alle fünf Kinder der Grahams betonen übereinstimmend, es gäbe keinen Billy Graham, wie wir ihn kennen, ohne Ruth. Ruth muss zu den herausragendsten christlichen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gezählt werden. In ihrer Person waren verschiedene Charakterzüge symbiotisch miteinander verknüpft: Glaubenstiefe und Weltoffenheit, Einfühlungsvermögen und Dienstbereitschaft, Ernsthaftigkeit und Abenteuergeist, Belesenheit und Tatendrang, Unkonventionalität und Mut; Mut wie ein Löwe, wie es einmal Sohn Franklin ausdrückte. Eines zeichnete sie besonders aus: ihre Schlagfertigkeit, ihr trockener Humor. Billy war auch humorvoll, doch sein Humor unterschied sich von dem seiner Ehefrau. Oft löste Billy Gelächter aus, ohne es zu realisieren. Ich habe ein köstliches Foto von ihm zusammen mit meiner Frau: Vreni lacht aus vollem Hals, und er scheint überhaupt nicht zu verstehen, warum sie so lacht. Gemäß den Kindern von Ruth und Billy Graham soll es öfters vorgekommen sein, dass alle gelacht hätten außer Daddy, der eigentlich der Grund des Gelächters gewesen sei. Sein jüngster Sohn Ned meinte zum Humor des Vaters:

»Dad hat zwar einen Sinn für Humor, aber er weiß nicht, dass er selbst lustig ist. Er lässt die Leute in Gelächter ausbrechen, und dann schaut er sich um und wundert sich, warum alle lachen. Er ist einfach urkomisch«.11

Ruth sah ihre Aufgabe zu Hause. Sie meinte einmal, ihr Mann hätte nur ein Projekt. Sie hätte mehrere Projekte, ihre Kinder. Alle fünf Kinder, die drei Töchter und zwei Söhne, folgen heute in den geistlichen Fußstapfen ihrer Eltern und dienen in mancherlei Weise ihren Mitmenschen; die beiden Söhne allerdings nach längeren Umwegen.

Die Kinder hatten für Ruth immer Priorität. Für sie gab es kein größeres Vorrecht, als Mutter zu sein. Um Zeit für ihre Kinder zu haben, nahm sie nur selten Dienste in der Öffentlichkeit wahr. Einer in der Familie, der in der Welt umherreise und predige, sei genug. Oft war Billy während Wochen nicht zu Hause. Da war es wichtig, dass wenigstens sie zu Hause blieb. Die Zeiten der Abwesenheit von Billy waren für beide Ehepartner sehr schwer. Oft musste Billy verstohlen Tränen aus den Augen wischen, wenn er seine Familie wieder einmal für eine mehrere Wochen dauernde Evangelisation verließ. Gegenüber den Kindern hat sich Ruth nie beklagt, dass ihr Ehemann so oft weg war; aber es ist vorgekommen, dass sie eine Jacke von ihm mit ins Bett genommen hat, um wenigstens etwas von Billy zu haben. Für Ruth war es hilfreich, ihre tiefsten Gefühle in Gedichten niederzuschreiben und so verarbeiten zu können. Das folgende Gedicht zeigt etwas von Ruths Gefühlslage in Zeiten der längeren Abwesenheit von Billy:

Wenn ich am Morgen unser Bett mache,

seine Bettlaken und seine Bettdecke glatt streiche,

dann weiß ich, dass mir die Tränen,

die ich nicht vergießen sollte,

ungebeten kommen wie der Regen;

und ich knie nieder,

bete mal wieder Worte, die ich meine,

aber nicht fühlen kann.

»Herr, nicht mein Wille,

sondern deiner soll geschehen.«

Die Zweifel verfliegen einer nach dem anderen …

Denn ich erkenne, während ich bete:

dass es einen Grund hat,

… warum es so ist.12

Neben ihrer ersten Aufgabe als Ehefrau und Mutter stand Ruth ihrem Ehemann in mannigfaltig anderer Weise zur Seite. Sie war Billy zeitlebens eine weise Ratgeberin.

Sie war gebildet und außerordentlich belesen, eine Frau mit weitem Horizont. Sie gab Inputs und sammelte Illustrationen zu seinen Predigten. Sie half ihm beim Schreiben seiner Bücher und Artikel, indem sie ihn auf geeignete Bibelstellen oder Literatur zum Thema hinwies. Dank ihres ausgezeichneten Bibelwissens und ihrer Belesenheit war Ruth für ihren Mann eine dauernde Quelle der Inspiration. Viele Illustrationen in den Predigten ihres Ehemannes tragen ihre Handschrift.

Der offizielle Billy-Graham-Biograf John Pollock betont, dass keine Person so sehr zum weiten Horizont von Billy Graham beigetragen habe wie Ruth:

»Sie sah keine Notwendigkeit, seine Manieren und sein Benehmen aufzupolieren, aber sie war kultiviert, war weit gereist, liebte Kunst und Literatur. Sie bewahrte seine Ernsthaftigkeit davor, in eine spießige Feierlichkeit abzugleiten, und sie schaute dazu, dass seine Leichtigkeit erhalten blieb, die Seite des kleinen Jungen an ihm. Darüber hinaus befreiten Ruth und ihre Familie, loyale Presbyterianer, Billy von seiner unausgesprochenen Überzeugung, dass ein lebendiger schriftgemäßer Glaube nicht innerhalb der großen Denominationen aufrechterhalten werden könne.«13

Ruth war aber nicht nur eine große Inspiration und Ermutigung für Billy, sondern auch für viele Frauen. Vonette Bright, die mit ihrem Mann Bill zusammen 1951 Campus für Christus gegründet hatte, beschreibt Ruth in einem Dankeswort an Billy als ein großes Vorbild für unzählige Frauen, und nicht zuletzt für sie persönlich:

»Ruth ist immer ein Vorbild für Frauen in aller Welt gewesen: eine großartige Christin, eine großartige Mutter, eine großartige Ehefrau, eine große Stütze für Dich [Billy] und ein Vorbild für Millionen, insbesondere für mich. Ich bin für ihre Unterstützung in notvollen Zeiten äußerst dankbar. Sie war immer verfügbar, bereit den Menschen zu helfen. Sie gab ihnen Zeit, die sie auch anderen hätte geben können: Was für ein Vorbild!«14

Ruth hatte eine große Gabe, andere Menschen zu ermutigen. Ihr Leben zeigt, was Ermutigung an Gutem bei anderen Menschen freisetzt. Sie war überzeugt, dass mehr Menschen aus Mangel an Ermutigung scheitern als aus irgendeinem anderen Grund. Ruth konnte trotz ihrer großen Empfindsamkeit solch eine Ermutigerin sein, weil sie gelernt hatte, nicht auf die Probleme, sondern auf Gottes Verheißungen zu schauen. Sie entschied sich, auch in den schwierigsten Situationen Gott zu danken, dass er alles im Griff hat und etwas Gutes daraus macht. Und sie entschied sich immer wieder neu, nicht über dies und jenes zu klagen, sondern sich an ihrem Herrn zu erfreuen. Wenn es bei jemandem zutrifft, dann bei Ruth, dass die Freude am Herrn ihre Stärke war. Mit dieser Freude ermutigte sie auch die Menschen, die ihr begegneten.

Der Erste, der auf Ruths Ermutigung bauen konnte, war Billy selbst. Oft war es Ruth, die Billy in Zeiten der Unsicherheit und des Zweifels ermutigte, an dem, was Gott ihm gezeigt hatte, dranzubleiben. Als sich im Vorfeld der Konferenz für Weltevangelisation 1974 in Lausanne viele Schwierigkeiten auftürmten und Billy sich ernsthaft überlegte, die Konferenz abzusagen, bestärkte Ruth ihren Mann darin, am ursprünglichen Plan festzuhalten. Angesichts einer zunehmenden Aushöhlung der christlichen Botschaft und des Missionsbegriffs sei es wichtig, die missionarisch gesinnten Christen zusammenzurufen und sie in ihrem Auftrag zu stärken.