Peter Spork

Schnarchen – Der Akuthelfer

Ruhe bitte!

Ein Vorwort

«Lache, und die Welt lacht mit dir. Schnarche, und du schläfst allein.»
Anthony Burgess

 

Kürzlich erfuhr mein Partyleben eine aufregende Wende. Auf die Frage «Was machst’n eigentlich?» antwortete ich: «Ich schreibe ein Buch über das Schnarchen». Wer hätte die Reaktion vorausgeahnt? Riesengroßes, ungeheucheltes Interesse brandete mir entgegen. Jeder und jede kannte jemanden mit Schnarchproblemen oder wusste eine Geschichte von schnarchenden Monstern auf Campingplätzen, in Autoreisezügen oder Nachbarwohnungen zu erzählen. Es vibrierte, röchelte, sägte und gurgelte aus zig Kehlen. Und alle wollten etwas von mir wissen: «Ist das eigentlich gefährlich?» – «Wie laut kann das werden?» – «Was kann man dagegen tun?»

Zugegeben: Es ist schön, im Mittelpunkt zu stehen, und das tut man fast immer, wenn man sich als «Schnarchexperte» outet. Doch: Alle interessieren sich für die Sägerei – keiner tut’s. Alle lachen drüber – keiner gibt’s zu. Da kann etwas nicht stimmen. Wo ist das Bäume fällende Drittel der erwachsenen Deutschen geblieben? Hocken die abends alle vor der Glotze? Schlafen sie wirklich allein?

Schnarchen ist in. Schnarcher sind out. Wer traut sich da schon, sein Leiden zuzugeben. Dabei sollte sich allmählich herumgesprochen haben, dass man etwas gegen die Sägerei tun kann, dass man sogar etwas dagegen tun sollte. Mindestens 800 000 Bundesbürger leiden an einer potenziell lebensbedrohlichen, besonders ernsten Form des Schnarchens.

Es wird Zeit umzudenken. «Ruhe bitte!», müsste es den Lästermäulern entgegenschallen. Weil sie aber ohnehin nicht schweigen werden, will ich mit diesem Buch wenigstens ihre Neugier befriedigen. Mit einem weitaus freundlicheren «Ruhe bitte!» möchte ich aber auch die vielen, vielen Schnarcher auffordern, etwas gegen ihr Leiden und damit für ihre Gesundheit zu tun. Dieses Buch will dabei helfen.

 

Ich hätte nicht gedacht, als die erste Auflage des Schnarchbuchs erschien, dass mein Buch das Leben Einzelner umgekrempelt hatte. Menschen schrieben mir, sie wären erst durch diese Lektüre darauf aufmerksam geworden, dass Schnarchen ein gravierendes Gesundheitsproblem sein kann, und zum Arzt gegangen. Jetzt werde ihre extreme Sägerei erfolgreich therapiert. Sie fühlten sich morgens zum ersten Mal seit Jahren wieder ausgeschlafen und erholt.

Eigentlich hatte ich vor allem ein nettes, unterhaltsames Büchlein über ein Allerweltsproblem schreiben wollen. Natürlich sollte es zudem fachlich fundiert sein und das Schnarchen medizinisch korrekt einordnen: als ein bedrohliches Warnsignal für eine ungesunde Lebensweise und die Vorstufe einer lebensgefährlichen Krankheit.

Nun stellte sich heraus, es hatte sich zum medizinischen Ratgeber gemausert, den sogar Fachleute empfahlen. Die Rückmeldung der Schlafärzte war durchweg positiv. Nun also dieser Akuthelfer. Denn ich hätte mir ja gleich denken können: Trotz meines Schnarchbuchs schnarchen die Menschen noch. Auch wenn Tausende das Buch gelesen haben, wenn einige vielleicht sogar den Ratschlägen darin gefolgt sind, hat das meist hässliche, manchmal auch gemütliche Geräusch vibrierender Weichteile im Rachenraum die Betten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, aber auch in jenen Ländern, in denen Übersetzungen erschienen sind, noch nicht verlassen. Da kommt die Idee dieses Akuthelfers gerade recht. Er ist rasch gelesen, beschränkt sich auf die wichtigen Tipps zur Selbsthilfe, die gewöhnlichen Schnarchern und Schnarcherinnen schon ein gutes Stück weiterhelfen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg damit. Strengen Sie sich an. Ihre Partner oder Partnerinnen werden die Mühen ebenso danken wie Ihr Arzt. Und sollten Sie sich zusätzlich für den biologischen Hintergrund des Schnarchens oder für das gefährliche krankhafte Schnarchen, Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom genannt, sowie die wichtigsten medizinischen Gegenmittel interessieren, lege ich Ihnen das ausführlichere Schnarchbuch ans Herz. Nicht ohne Stolz darf ich berichten, dass es unter Schnarchern schon als «Klassiker» gehandelt wird.

Hamburg, im Herbst 2014

Auslöser und Gegenmittel.

Tipps für ruhige Nächte

Gute Nachrichten: Viele verschiedene Faktoren bringen unseren Rachen zum Vibrieren oder verstärken die Schnarcherei. Die meisten lassen sich effektiv bekämpfen. Wenn Sie den Lärm im Schlafzimmer also nicht mehr aushalten, stellen Sie ihn ab.

 

In Fernsehen und Zeitschriften tauchen immer öfter Berichte über das Schnarchen und seine Gefahren auf. Seien Sie ehrlich: Ihnen als Schnarcher geht das gewaltig auf die Nerven. Sie finden das ständige Gequatsche von den Risiken schon lange übertrieben. Sie schnarchen doch gar nicht so doll. Und wenn, dann sowieso nur jede zehnte Nacht.

Sollte diese Selbsteinschätzung tatsächlich stimmen, brauchen Sie nicht weiterzulesen. Doch es wäre sicher nicht das erste Mal, dass Sie sich etwas vormachen. Die meisten Schnarcher beschummeln sich, wenn es um das Ausmaß ihrer Sägerei geht. Fragen Sie mal Ihre Nachbarn oder Partner, was die von den nächtlichen Geräuschen aus Ihrem Rachen halten. Selbst wenn Ihr Schnarchen noch nicht krankhaft ist, ist es niemals verkehrt, etwas aus eigener Kraft dagegen zu tun. Die lästige Sägerei ist vielleicht ein Signal Ihres Körpers, der Sie frühzeitig auf eine ungesunde Lebensweise aufmerksam machen will. Und – wer auch immer Ihr Bett teilt – ist für stillere Nächte garantiert dankbar.

Wenn Sie Ihre unbewusste Lärmerei also abstellen wollen, gibt es eine gute Nachricht: Mit etwas Selbstdisziplin, Phantasie und Durchhaltevermögen können auch Sie den Lärmpegel senken oder das Schnarchen beenden. Zu Beginn müssen Sie ein wenig in sich gehen und Ihre individuellen Schnarchauslöser

Kämpfen Sie nur gegen einen solchen Faktor an, specken Sie ab, trinken Sie weniger Alkohol oder versuchen Sie auf der Seite zu schlafen, wird Ihr Geschnarche sicher leiser. Räumen Sie sogar alle Auslöser aus dem Weg, werden Sie endlich wieder ruhige Nächte verbringen. Natürlich sind einige Schnarchauslöser – etwa der Schlaf in Rückenlage – kaum oder nur mit großem Aufwand zu bekämpfen. Doch verzweifeln Sie nicht. Erklären Sie erst mal den leicht anzugehenden Faktoren den Krieg. Der Erfolg gibt Ihnen Mut für größere Leistungen.