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Gerhard Loibelsberger

Kaiser, Kraut und Kiberer

Ermittlungen im alten Wien, in Venedig und Freiburg

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4. Auflage 2019

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Bildes von: © http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Klimt,+Gustav%3A+Judith+II

ISBN 978-3-8392-4442-5

Zum Buch

13 Fälle für Nechyba In 13 Kurzgeschichten ermittelt Inspector Joseph Maria Nechyba diesmal nicht nur im alten Wien, sondern auch in Venedig, in Freiburg im Breisgau sowie in Röschitz im Weinviertel. Die Ermittlungen in Freiburg unternimmt Joseph Maria Nechyba im Namen seiner Majestät, des Kaisers Franz Joseph I. Dieser beauftragte den Inspector persönlich mit einer heiklen Mission im Großherzogtum Baden. Zusätzlich erhalten Nechyba-Fans interessante Einblicke in sein Privatleben. So erfährt man vom ersten abgelehnten Heiratsantrag an seine spätere Frau Aurelia, vom Tod seiner Ziehmutter Anna Grubenschlager sowie von der Hochzeitsreise der Nechybas nach Venedig. Natürlich wird auch wieder gekocht und deftig gespeist: Die Köstlichkeiten reichen von würzigen Krautrouladen über Lammgulasch und Szegediner Krautfleisch bis hin zu Gerösteten Knödeln mit Ei und vielem mehr. Und: Es kommt zur finalen Begegnung zwischen Inspector Joseph Maria Nechyba und dem Naschmarkt-Mörder Aloysius von Schönthal-Schrattenbach.

Gerhard Loibelsberger, geboren 1957 in Wien, startete 2009 mit den »Naschmarkt-Morden« eine Serie historischer Kriminalromane rund um den schwergewichtigen Inspector Joseph Maria Nechyba. 2010 wurden »Die Naschmarkt-Morde« für den Leo-Perutz-Preis nominiert. Darüber hinaus wurden die Werke des Autors bereits mit dem silbernen sowie goldenen HOMER Literaturpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2017 erschienen der Italien-Thriller »Im Namen des Paten« – als Fortsetzung des Venedig-Thrillers »Quadriga« – sowie der erste Nechyba-Comic »Der Bankert vom Naschmarkt«. Zu Loibelsbergers 60. Geburtstag erschien der Lyrik-Band »Ants & Plants« als E-Book. Infos unter: www.loibelsberger.at

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag: Morphium, Mokka, Mördergeschichten (2019), Young Dummies  (E-Book only, 2018), Quadriga (2018), Schönbrunner Finale (2018), Ants and Plants (E-Book only, 2017), Der Henker von Wien (2015), Wiener Seele (2014), Kaiser, Kraut und Kiberer (2014), Todeswalzer (2013), Nechybas Wien (2012), Mord und Brand (2011), Reigen des Todes (2010), Die Naschmarkt-Morde (2009)

Verzeichnis der historischen Personen

Alexander von Dusch (1851 – 1923): badischer Regierungschef

Franz Josef I. (1830 – 1916): Kaiser von Österreich, König von Ungarn

Ferdinand Gorup von Besanez (1855 – 1928): Zentralinspector der Wiener Sicherheitswache, ab Juli 1908 stellvertretender Polizeipräsident, ab Juni 1914 Polizeipräsident

Johann von Habrda (1846 – 1916): Wiener Polizeipräsident von 1897 bis 1907

Dr. Albin Haberda (1868 – 1933): Gerichtsmediziner

Wilhelm Kerl (1854 – 1922): Besitzer des Café Landtmann

Adolf Kratochwilla (1860 – 1938): Besitzer des Café Sperl

Josef Lang (1855 – 1931): Scharfrichter (Henker)

Ludwig Viktor von Österreich (1842 – 1919): Erzherzog

Ignaz Pamer (1866 – 1957): Zentralinspector der Wiener Sicherheitswache

Johann Schwarzer (1880 – 1914): Fotograf, Kameramann und Filmproduzent. Gründete Österreichs erste Filmproduktion, die Saturn-Film

Krautrouladen (1902)

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Liebevoll streichelte Joseph Maria Nechyba den riesigen Krautkopf. Glücklich wie ein Kind, das ein heiß begehrtes Spielzeug erhalten hat, schob er sich durch das Gedränge des nachmittäglichen Naschmarktes. Jetzt drängelten keine Hausfrauen und Dienstmädchen, die hier vormittags anzutreffen waren, sondern Bauern und Fratschlerinnen1, die ihre sieben Sachen zusammenpackten und von dannen zogen. Ja, die meisten hatten ihr Obst und Gemüse schon eingepackt, einige waren überhaupt schon weg. Die Sonne brannte Nechyba auf seinen breiten Buckel, und er schwitzte in seinem Sakko und dem Überzieher. Eigentlich hätte er an so einem schönen Maitag auch ohne diesen ausgehen können, aber die Macht der Gewohnheit hatte ihn dazu veranlasst. Amüsiert betrachtete er das Gewurl2 rund um ihn und genoss die Melange aus vielerlei Sprachen, die ihn umgab. Bei der Magdalenenstraße angelangt, beschloss er, noch einen Sprung ins ›Café Sperl‹ zu schauen, bevor er heimging, um mit dem Kochen zu beginnen.

»Nechyba«, lachte der Redakteur Goldblatt, als er den Inspector des k.k. Polizeiagenteninstituts mit einem Krauthäuptel unterm Arm das Kaffeehaus betreten sah. »Wen haben S’ denn da geköpft?«

»Einen Delinquenten«, grinste Nechyba und fügte hinzu. »Der ist verurteilt, heut Abend gekocht und geschmort zu werden.«

»Sie und Ihre Kocherei … ich kenn’ sonst kein Mannsbild, das selber kocht.«

»Was bitte soll ich denn tun? Ich bin nun einmal Junggeselle. Den anderen Männern kochen ihre Frauen. Da ich keine hab, koch ich selber. Und damit Sie’s wissen, Goldblatt: Ich koche gerne.«

Goldblatt, der ebenfalls unverheiratet war, schüttelte den Kopf und schlug Nechyba eine Tarockpartie vor. Gemeinsam mit dem Cafetier Kratochwilla und dem Scharfrichter Lang spielten sie einige Runden, wobei Nechyba unglaublich viel Glück hatte und permanent gewann. Irgendwann knallte Goldblatt seine Karten auf den Tisch und sagte:

»Aus! Schluss! Ich zahl die Runde und hör auf. Das war jetzt das, ich weiß nicht wievielte Mal hintereinander, dass ich lauter Glatz’n3 gehabt hab. Aber nicht soviel Glatz’n, dass ich einen Bettler spielen hätte könnte. Ich mag nimmer.«

Die anderen Mitspieler akzeptierten grinsend, und es entspann sich eine freundschaftliche Plauderei. Nechyba brach ziemlich bald auf und eilte heimwärts. Beim Juwelier Löwenstein, der bei Nechybas Wohnung ums Eck sein Geschäft hatte, lag der riesige Bernhardiner Max so wie immer heraußen auf dem Gehsteig. Im Gegensatz zu sonst war er heute merkwürdig verstört. Mit der Hinterpfote kratzte er sich den Bauch und wimmerte leise. Der Juwelier kniete neben dem Hund und tätschelte ihn.

»Was hat er denn, der Max? Hat der böse Wolf einen Haufen Steine g’fressen?«, erkundigte sich Nechyba und streichelte den massigen Hundeschädel.

»Mein Gott, wenn ich das wissert! Seit einer Stunde geht das schon so. Wahrscheinlich hat er g’fressen irgendeinen Dreck«, entgegnete ihm Löwenstein.

Nechyba stapfte die Stiegen zu seiner Wohnung empor, sperrte auf, legte den Krautkopf liebevoll auf den Küchentisch und machte als Erstes Feuer im Herd. Da er sowohl die Herdplatten als auch das Backrohr brauchte, fütterte er beide Heizkammern mit mächtigen Buchenscheitern. Mit kleinen trockenen Spänen legte er dann Feuer unter das Holz. Damit es richtig gut durchzog, ließ er die Ofentüren einen Spalt offen. Als das Feuer allmählich zu knistern und die dicken Holzscheite zu glimmen anfingen, öffnete sich Nechyba ein Fläschchen Wein. Einen Grünen Veltliner vom Nussberg. Mit Bedacht trank er einige Schlucke, dann zerlegte er den Krautkopf. Er schnitt den Strunk weg und löste vorsichtig die großen festen Blätter ab. In einem großen Häfen4 holte er Wasser von der Bassena5 am Gang und stellte es auf die große Herdplatte, die mittlerweile schon ziemlich heiß war. Er salzte das Wasser, und als es schließlich kochte, gab er zwölf Krautblätter hinein. Binnen kurzer Zeit waren sie blanchiert, und Nechyba schleppte den brennheißen Häfen auf den Gang zur Bassena, wo er das Wasser zischend abgoss. Dann schreckte er die heißen Blätter mit eiskaltem Wasser ab. Der Fleischhauerbub hatte ihm inzwischen das vorbestellte Faschierte6 gebracht, und Nechyba musste jetzt nur noch runter zur Milchfrau, um frischen Rahm zu kaufen. Den hatte er vorher glatt vergessen. Zweimal kam er an David Löwensteins Geschäft vorbei. Und zwar immer dann, wenn Max sich unter Krämpfen wand und merkwürdige Flüssigkeiten auf den Gehsteig erbrach. Nechyba tat das Riesenvieh leid. Er fragte Löwenstein, was er zu tun gedenke, und der antwortete:

»Ich werd Max ausnahmsweise mit nach Hause nehmen. Sonst bewacht er in der Nacht ja immer mein Geschäft. Aber heut möchte ich ihn nicht allein lassen. Meine Frau wird ihm kochen ein Hühnersupperl. Vielleicht hilft das.«

Nechyba wünschte gute Besserung und keuchte die Stiegen zu seiner Wohnung empor. Die Handvoll Reis, die er vor dem Weggehen hingestellt hatte, war nun weich gekocht. Er nahm das Reindl vom Herd und ließ es abkühlen. Inzwischen weichte er eine Semmel ein, schnitt Speck und Zwiebel. Die Letzteren beiden röstete er in einer Pfanne an. Er gab Salz und Pfeffer, eine kräftige Prise Majoran sowie ein bisschen gemahlenen Kümmel dazu. Das Faschierte, die eingeweichte Semmel, den Reis sowie ein Ei mischte er nun darunter und knetete alles zu einer geschmeidigen Füllmasse. Dann holte er eine rechteckige Bratpfanne aus seinem Küchenkastl und schmierte sie mit Butter aus. Aus der Füllmasse formte er dicke Würstchen, die er jeweils in ein Krautblatt einrollte. Jede solchermaßen angefertigte Roulade wurde vorsichtige in die Bratpfanne gelegt. Als er damit fertig war, ging er in die Speisekammer, die auch an einem warmen Tag wie heute recht kühl war, und holte einen Topf Rindsuppe heraus. Er goss fingerhoch Suppe in die Pfanne. Doch halt! Er hatte die Erdäpfel7 vergessen. Seufzend ging er nochmals zur Speisekammer und kramte aus der Erdäpfelkiste drei mittelgroße Knollen. Die trug er hinaus zur Bassena und wusch sie unter dem kräftigen Wasserstrahl. Zurück in der Küche, schälte und zerkleinerte er sie in mittelgroße Stücke, die er zwischen die Krautrouladen legte. Dann nahm er den Rahm, würzte ihn mit Paprikapulver, Salz sowie einem Spritzer Zitronensaft und versprudelte alles. Dieses Gemisch goss er über die Rouladen und die Erdäpfelstücke. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Er trank einen Schluck Wein, öffnete das Backrohr und schob die Pfanne hinein. Mit einem Blick auf die Taschenuhr vergewisserte er sich, wie spät es war. In einer Dreiviertelstunde würde alles fertig sein.

Neuerlich zerkleinerte er Speck und Zwiebel. Während er das restliche Kraut für eine Krautsuppe in kleine Stücke schnitt, schwitzte er in einer Kasserolle Speck und Zwiebel an. Anschließend gab er das Kraut dazu. All das röstete er kräftig, staubte es mit Mehl, würzte mit Salz, Pfeffer und Kümmel, rührte mehrmals um und goss schließlich mit der restlichen Rindsuppe auf. Nun kam der Deckel drauf, und die Kasserolle wurde auf eine Stelle der metallenen Herdplatte geschoben, die heiß, aber nicht zu heiß war. Dort konnte die Krautsuppe leise vor sich hinköcheln.

Er hatte es geschafft! Der Krautkopf war verarbeitet. Er zog sich Schuhe und Socken aus, setzte sich hin, trank einen Schluck Wein und genoss die Kühle des Linoleumfußbodens. Nach einem weiteren Schluck faltete er die Hände über dem Bauch und döste ein. Er träumte, dass Einbrecher beim Juwelier Löwenstein eingestiegen waren. Und kein Max war da, der sie hätte stellen oder verbellen können. Plötzlich war Nechyba hellwach und sagte laut zu sich:

»Der Max wurde vergiftet!«

Vom Nickerchen noch ganz benommen schlüpfte er in Socken und Schuhe, warf sich sein Sakko über und stürmte aus der Wohnung. Im letzten Moment, als er die Wohnungstür schon zuwerfen wollte, hielt er inne und erinnerte sich, dass er den Schlüsselbund auf den Küchentisch gelegt hatte. Er ging nochmals zurück in die Küche, nahm die Schlüssel, sperrte die Wohnungstür ab und lief, mehrmals laut gähnend, die Stiegen hinunter. Unten auf der Straße war es bereits dunkel, die Gaslaternen verbreiteten ihr warmes Licht. Plötzlich hielt Nechyba inne und murmelte:

»Ich bin ein alter Depp. Ich träum was und bild mir ein, dass es wahr sei. Wahrscheinlich ist eh nix. Der Hund hat halt irgendeinen Dreck g’fressen. Vergiftet? So ein Blödsinn!«

Fast hätte Nechyba umgedreht und wäre zurück in seine Wohnung gegangen. Da es aber zu Löwensteins Juwelierladen nur mehr ein paar Schritte waren, ging er schließlich doch weiter. Ruhig und verlassen lag das Geschäft da. Nechyba stand vor dem Juwelierladen und stierte in die Auslage. Als er so dastand und sich über sich selbst ärgerte, sah er plötzlich ein flackerndes Licht. Zuerst glaubte er, sich getäuscht zu haben, doch dann sah er es im Inneren des Ladens neuerlich.

»Also doch!«, grunzte er. Eiligen Schrittes ging er zum Haustor und läutete die Hausmeisterin heraus. Er zeigte ihr die Dienstkokarde des k.k. Polizeiagenteninstituts und fragte, ob es einen Hintereingang zu David Löwensteins Geschäft gäbe. Als sie mit einem verschlafenen »Ja, freilich« antwortete, raunzte er sie an:

»Auf was warten S’ denn? Zeigen S’ ihn mir, aber heute noch!«

Die Hausmeisterin schlapfte8 voran in den Innenhof. Dort deutete sie auf eine Tür, deren Fenster vergittert war. Das Türblatt war angelehnt, das Schloss aufgebrochen.

»Rennen S’ zur Wachstub’n und holen S’ Verstärkung. Ich geh inzwischen rein!«

»Wollen S’ net warten, bis die Verstärkung da ist?«

Doch Nechyba war schon bei der Tür und öffnete sie vorsichtig. Ein leises Quietschen erklang. Auf Zehenspitzen balancierte Nechyba seinen massigen Körper an einem Büro und einer Toilette vorbei in Richtung Verkaufsraum. Dort sah er zwei Silhouetten, die über eine Vitrine gebeugt waren. Eine Kerze warf flackernde Schatten. Als er näherkam, erkannte er, dass einer der beiden Einbrecher einen Sack aufhielt, in den der andere vorsichtig Schmuckstücke und Uhren hineingleiten ließ. Nechyba schaffte es, unmittelbar hinter die beiden zu kommen, ohne bemerkt zu werden. Als sie sich erschreckt umdrehten, stürmte er vor, packte ihre beiden Köpfe bei den Haaren und stieß sie krachend zusammen. Die Kerle schrien auf und schlugen um sich. Doch sofort krachten ihre Schädel wieder aneinander. Das wiederholte sich so lange, bis die beiden bewusstlos waren. Nechyba ließ sie zu Boden fallen. Er drehte ihre Körper mit dem Gesicht zum Boden. Ihre Arme streckte er breit aus. Dann schnappte er sich einen Stuhl und setzt sich zwischen die beiden. Als einer schließlich aufwachte und sich bewegen wollte, herrschte er ihn an:

»Bleib so liegen, sonst brech ich dir ein paar Knochen!«

Der zweite, der ebenfalls aufgewacht war, nahm diese Warnung nicht ernst. Er stützte sich mit den Händen ab und versuchte, aufzustehen. Nechyba schnellte hoch und sprang mit seinem ganzen Gewicht auf dessen Hand. Es knirschte hässlich. Der Einbrecher jaulte auf und rollte sich wie ein Fötus zusammen. Winselnd begann er zu weinen. Der zweite zuckte am ganzen Körper, blieb aber mit gespreizten Armen am Boden liegen. Bedächtig trat Nechyba neben ihn und stieg sanft auf seine Hand. Dann sagte er mit leiser Stimme:

»Was habt ihr mit dem Max, mit dem Bernhardiner, g’macht?«

Zuerst antwortete der Kerl nicht. Als Nechyba jedoch den Druck erhöhte, stieß er hervor:

»Na was werden wir schon g’macht haben? A Stückl Wurscht hamma g’nommen und Rattengift eineg’steckt. Das hat das blöde Hundsvieh dann schwanzwedelnd g’fressen.«

Es dauerte ziemlich lang, bis die uniformierten Kollegen von der Wachstube eintrafen. Sie schnappten die beiden Einbrecher beim Genick und führten sie ab. Außerdem baten sie Nechyba, mitzukommen, um das Festnahmeprotokoll anzufertigen. Nechyba nickte und ging schweigend mit. Herzlich begrüßte er den dienstführenden Beamten Alois Bitzinger, den er von früher kannte. Bitzinger war ein gemütliches Haus9. Umgehend schickte er einen Untergebenen um zwei Glas Bier. Nechyba bot ihm eine Virginier an, die er dankend annahm. Rauchend und Bier trinkend machten sie sich nach einem kleinen Plausch an das Verfassen des Protokolls. Zu diesem Behufe rief Bitzinger einen weiteren Beamten als Schriftführer zu sich. Der hatte den Mund voll, weil er aus einem Menagereindl10 gerade sein Abendessen in sich hineinstopfte. Entschuldigend sagte er:

»Ich hab grad so einen Hunger g’habt. Wollen die Herren kosten? Meine Frau macht ein exzellentes Krautfleisch …«

Nechyba traf fast der Schlag. Er sprang auf, schlug sich auf die Stirn und rief:

»Jessas! Die Krautrouladen!!!«

1 Marktweiber

2 Gewimmel

3 Karten, die nicht zählen

4 Topf

5 Gemeinsames Wasserbecken auf dem Gang

6 Hackfleisch

7 Kartoffel

8 schlurfte

9 gemütlicher Kerl

10 Verschließbare Rein, in der man früher Essen transportierte