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Inhaltsverzeichnis

Sophias vegane Welt

Zutaten und Arbeitsmaterialien

Warum Powerfood?

Sophias Aufwach-Schmusi

Gemüsenudeln mit Radieschenpesto

White Krauts

Melonen-Rucola-Minz-Salat

Grünes Sandwich

Detox Berg

Rosa Gesund-Werd-Brei

Huch, das ist ja vegan!

Karotten-Mandel-Suppe mit Süßkartoffel-Chips

Polenta-Gemüse-Pizza

Die schnellste und beste Linsensuppe der Welt

Zweierlei Ravioli mit farblich korrespondierender Füllung

Asiatische Kräuter-Tofu-Päckchen mit Pflaumen-Pak Choi

Sanftmütiger Kichererbsensalat

Hanf-Stampf

Die veganisierte Großmutter — Bayerische Kräutersuppe

Rotes Brot

Hausgemachte Haselnusscreme

Koche lieber ungewöhnlich …

Gefälschte Tomatensuppe mit explodierten Kapern

Errötete Blumenkohlschafe auf Gänseblümchensalat

Rote Kicherburger mit Süßkartoffelwedges und Homemade-Ketchup

Die Möglichkeit einer Insel

Russische Suffgrundlage

Ganz falscher Hase mit betrunkener Lebkuchensauce und Wurzelgemüse

Pinke Zwiebeln

Schwarze Reisbällchen mit Chili-Mayonnaise

Basilikum-Tofu-Falafel mit Erbsen-Wasabi-Püree

Purple Pesto

Smörgåstårta

Wan-Tan-Clan

Lila-Laune-Suppe mit grünen Herzissini

Schachbrettgratin mit Spinatsalat

Fake Cupcakes

Kohl-Strudel mit grünen Punkten

Drei-Brei-Teller mit grünen Punkten

Jetzt hätte ich gerne noch was Süßes …

Coco-Schokomole

Death By Crêpetorte

Rosmarin-Mandel-Crème brûlée

Sweet Bean Brownies

Apfel-Zimt-Tiramisu mit Schoko-Mhmmmmm…

Betrunkener Welpe, der in eine Maracuja gestolpert ist

Kiefer-Kleber

Pommes Rot-Weiß, Buletten mit Senf und Zwiebeln

„Oh Du Mein Wien“ Vegane Sachertörtchen

Rosa Kipferl

Süße Spiegeleier

Frittiertes Eis

Ich möchte mich …

Register

Impressum

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Vorwort

Sophias vegane Welt

Liebe Leserin, lieber Leser!

Herzlich willkommen in Sophias veganer Welt. Wie ist sie entstanden und wie sieht es dort aus? Auf jeden Fall ziemlich bunt, soviel ist klar …

Hätte mir jemand vor ein paar Jahren prophezeit, dass mein erstes Buch ein veganes Kochbuch sein würde – ich hätte ihm nicht geglaubt. Zwar hatte ich schon als Teenager literarische Ambitionen, aber diese transzendierten eher zwischen dadaistischen Gedichten und Rocksong-Texten. Auch meine kulinarische Extraveganz entwickelte sich erst über die letzten Jahre zur großen Leidenschaft.

Verstehe mich nicht falsch – ich habe schon immer gerne gekocht. Mein Vater ist Hausmann und ein begeisterter Koch – von ihm habe ich gelernt, wie man aus Resten fantastische Speisen bereitet und kulinarisch stets neugierig und experimentierfreudig bleibt.

Muttern war für Backwaren und Mehlspeisen zuständig – sie nahm mir die Angst vor Strudelteig und vor Weihnachten schickten wir Papa auf ein langes Wochenende zu Freunden und buken tagelang exzessiv Plätzchen.

Die Essenz aus der improvisatorischen Leichtigkeit meines Vaters und der gewissenhaften Rezepttreue meiner Mutter haben mir das Selbstvertrauen gegeben, alles kochen zu können.

Trial and error. Hauptsache es schmeckt.

Auch wenn ich nie in Betracht gezogen habe, eine Kochausbildung zu machen (heute wäre das sowieso kein Thema mehr, da es in Deutschland nicht möglich ist, diesen Beruf ohne die Zubereitung von Tieren zu erlernen), suchte ich schon immer die Nähe der Gastronomie.

Mit 12 bekam ich einen dieser kitschigen Bistro-Tische mit gusseisernem Fuß und Marmorplatte – meine logische Reaktion war fortan, „Restaurant“ zu spielen. Ich schrieb eine Speisekarte und plünderte die elterliche Küche, um meine Freunde zu bewirten.

Kurz darauf fing ich an, Torten zu backen. Mit vielen Schichten und knallbunten Marzipan-Skulpturen. Weil es mir so Spaß machte, kamen selbst entfernte Bekannte in den Genuss meiner Geburtstagstorten.

Bis meine Eltern das Budget kürzten und darauf bestanden, dass ich die Zutaten zukünftig von meinem Taschengeld kaufen müsse. Meine Ambitionen als Konditorin schmolzen dahin wie Buttercreme an einem heißen Sommertag.

Der erste Nebenjob als Gymnasiastin war Pizzabäckerin bei einem Homeservice. Meine Chefin war schmerzfrei, was den Qualitätsanspruch der Lebensmittel anging. Sie pflegte zu sagen: „Der Ofen hat 300 Grad, was da durchgeht, ist danach eh hin!“.

In den folgenden Jahren jobbte ich als Maiskolben- und Ofenkartoffelverkäuferin, in einem Feinkostgeschäft, beim Catering, in einem Süßwarengeschäft und in einem Bioladen.

Immer sehr nah dran am Essen.

Doch dies diente wortwörtlich dem Broterwerb – meine Leidenschaft galt der Musik. Als Sängerin und DJ trieb ich mich im Nachtleben herum, organisierte Partys und pflegte einen ungesunden, aber glamourösen Lebensstil.

Bald merkte ich, dass eine ausgewogene, gesunde Ernährung unerlässlich ist, wenn man die Nacht berufsbedingt zum Tag macht. Ich fing verstärkt an darauf zu achten, was ich aß. Viel Gemüse, Salate, aber nach wie vor auch Tiere.

Zwar hatte ich als Teenager mal ein paar Jahre vegetarisch gelebt, doch meine Vorsätze schmiss ich betrunken auf dem Münchner Oktoberfest über den Haufen, während sich meine Finger gierig in ein herrlich duftendes Grillhähnchen bohrten.

Die Tiere taten mir zwar nach wie vor leid, aber „es schmeckte halt so gut“. Erst als ich 2010 einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung 1 las, fing ich wieder an, über das Thema nachzudenken. Dieser Artikel führte mir erstmals das Ausmaß und die katastrophalen Folgen der weltweiten Tierhaltung und der Überfischung vor Augen.

Da tauchten alle Argumente auf, die heute immer häufiger diskutiert werden: Die ökonomische Verantwortung, die Tatsache, dass wir in unserer Überflussgesellschaft eine Wahl haben und nicht auf den Verzehr von Tieren angewiesen sind – also eine ethische Verantwortung resultierend aus dem Wissen über die unvorstellbar grausame Praxis in der Tierhaltung, die sich auch durch den Kauf von Bio-Fleisch nicht vermeiden lässt.

Je stärker ich mich mit dem Status quo der Tierhaltung auseinandersetzte, mit den Arbeitsbedingungen der Angestellten und den kriminellen Praktiken der großen Konzern-Lobbys, umso mehr verging mir der Appetit auf Fleisch.

Es war keine Entscheidung von heute auf morgen, sondern ein Prozess. Die logische Konsequenz war für mich schließlich auch der Verzicht auf anderes Tierische wie Eier, Milch- und Lederprodukte.

Ich bin keine Dogmatikerin, die erst zufrieden ist, wenn alle Menschen auf ihr Frühstücksei verzichten. Ich wünsche mir schlichtweg einen bewussteren Konsum in allen Bereichen: Nahrung, Kleidung, Kosmetik, Transport, …

Was du – mein lieber Leser, meine liebe Leserin – gerne isst, sei dir überlassen, bei mir siehst du wie einfach, bunt und lecker es ist, tierfrei zu kochen.

Moment – eine Sache muss ich noch hinzufügen: Seit ich mich vegan ernähre, bin ich friedfertiger, gesünder, schlanker, leistungsfähiger und schöner – einfach damit du Bescheid weißt.

Aber wie ist das jetzt noch mal mit Sophias veganer Welt?

Anfang 2011 brachte mich eine Bekannte auf die Idee, meinen völlig verwahrlost durch mein Gehirn und soziale Netzwerke wabernden kreativen Output in einen Blog zu packen. Ich war erst skeptisch (Diese Blogger, die nerven doch …) und fing dann einfach an.

Auf www.oh-sophia.net teilte ich alles mit der Welt, was mir gerade so in den Sinn kam, unter anderem auch Kochrezepte. Diese Rezepte erweckten die besondere Aufmerksamkeit meiner Leser, ich bekam Feedback, sehnsüchtige Anfragen, wo man denn mein Essen mal probieren könnte. Nach und nach wurde aus Oh, Sophia ein reiner Foodblog.

Im Frühjahr 2012 fing ich an, Dinner-Abende zu veranstalten. Die Leser wurden zu Gästen – zwischen 20 und 40 von ihnen bekochte ich mit der charmanten Hilfe wechselnder Schnippelboys. Jedes meiner 4-gängigen Menüs trug ein Motto, hier tobte ich mich aus:

Monochrome Dining, Ganz in weiß, Essen mit Händen, A Food Less Ordinary, Aphrodisiaka, Kindergeburtstag Reloaded, Die Grüne-Punkte-Krankheit, Fake It Easy, Herbalized, …

Ich kochte und entwickelte Rezepte, was das Zeug hielt und so wurde, neben meiner Tätigkeit als Journalistin und DJ, die Kulinarik zu einem richtigen Job, den ich über alles liebe.

Ich hatte das große Glück, schreiben und kochen verbinden zu können und verfasse seit 2012 die Koch-Kolumne „Happa Happa“ für das Berliner Magazin Mitteschön.

Die Idee ein Kochbuch zu machen schwirrte wie ein hungriger Kolibri heran.

Im Sommer 2013 hängte ich dann den glitzernden DJ-Mantel nach 10 Party-Jahren an den Nagel, wurde endgültig zum sonnengrüßenden Frühaufsteher und widmete mich noch intensiver der Betätigung am Herd.

Nun ist es also soweit: Du – liebe Leserin, lieber Leser – hältst mein erstes Kochbuch in den Händen.

Ich habe meine ganze Liebe hineingepackt und mit der Unterstützung eines tollen Teams und eines großartigen Verlags meine ganze bunte, gefälschte, ironische, lustige, verspielte, leckere, vegane Welt zwischen zwei Buchdeckel gepackt – schau dich um, koch etwas nach, tu dir was Gutes!

Viel Spaß, guten Appetit und Happy Happa!

Deine Sophia

 

1 Nicht Fisch! Nicht Fleisch!, Artikel von Petra Steinberger, SZ vom 09.01.2010

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Vorwort

Zutaten und Arbeitsmaterialien

Qualität setzt sich durch. Sowohl bei den Zutaten als auch bei den Küchenwerkzeugen.

Bei der Auswahl unserer Lebensmittel sollten wir unseren 5 Sinnen vertrauen, Obst und Gemüse beschnuppern, betasten und beäugen. Immer zuerst zu Regionalem und Saisonalem greifen.

Bei verarbeiteten Produkten sollten wir uns die Mühe machen, die Inhaltsstoffe zu studieren und wenn uns etwas komisch vorkommt, sollten wir es überprüfen und gegebenenfalls darauf verzichten.

Lebensmittel müssen nicht entsorgt werden, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, dieses spricht lediglich eine Empfehlung aus (ich spreche hier nicht für tierische Produkte). Manches lässt sich noch Wochen, Monate und Jahre nach Ablauf bedenkenlos verzehren. Wir leben in einer absurden Welt, in der sogar Salz mit einem MHD versehen wird. Vertrauen wir unseren Fähigkeiten verdorbenes Essen zu erkennen, wenn es nicht mehr gut riecht, schmeckt, fault oder schimmelt, sollten wir es kompostieren.

Die Kunst besteht darin nur so viel einzukaufen, wie wir benötigen. Woher rührt unsere permanente Angst zu verhungern, sobald ein Feiertag naht? Wir haben das Glück, gut versorgt zu sein.

Nach neuesten Untersuchungen soll Agavensirup, der in der veganen Küche als beliebter Honigersatz dient, noch ungesünder sein als weißer Zucker. Es gibt alternative flüssige Süßungsmittel wie Kokosblüten-, Ahorn- oder Rübensirup sowie Apfeldicksaft. Jedes hat einen gewissen Eigengeschmack, deshalb empfehle ich den persönlichen Favoriten ausfindig zu machen und überall, wo ich einfach Sirup verwende, nach persönlichem Belieben einzusetzen.

Immer mehr Menschen leiden an Zöliakie, so auch mein Freund, was mich dazu gebracht hat, mich verstärkt mit der glutenfreien Küche auseinanderzusetzen. Viele meiner Rezepte sind komplett glutenfrei, bei den Backrezepten führe ich Xanthan als Spezialzutat an. Dieses natürliche Verdickungs- und Bindemittel wirkt schon in kleinen Dosen Wunder. Erhältlich ist es in gut sortierten Bioläden oder im Online-Versand. Für alle Zöliaken – wie wir sie liebevoll nennen – eine lohnende Investition. Glutenfreie Spezialmehle gibt es mittlerweile in fast allen Drogeriemärkten.

Wer gerne und viel kocht, dem empfehle ich einen leistungsstarken Mixer. Nicht weil ich für eine bestimmte Marke Werbung machen möchte, sondern weil ich damit fantastische Ergebnisse erziele. Jahrelang habe ich mich mit mittelmäßigen Küchenmaschinen herumgeplagt, ich weiß, wovon ich spreche …

Bei der Wahl der Küchenwerkzeuge empfehle ich darauf zu achten, dass sie gut in der Hand liegen und etwas „können“. Es muss nicht immer das Teuerste vom Teuersten sein, aber zwangsläufig sind hochpreisigere Produkte oft besser verarbeitet. Meine Tipps in diesem Zusammenhang lauten: Geburstagsgeschenk, Sale und Outlet!

Messer und Gemüseschäler sollten scharf sein, das schont die Nerven und die Gelenke, wenn auch nicht unbedingt die Fingerkuppen. Deshalb lieber langsam und vorsichtig schnippeln, als eine „Fleischeinlage“ zu riskieren …

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Das Tassenprinzip

Ich besitze keine Küchenwaage. Denn ich brauche keine. Um Zutaten abzumessen, benutze ich einen Messbecher, kleine und große Löffel sowie eine Tasse.

Was ist das denn für eine Tasse?

Oft liest man ja in amerikanischen Kochbüchern von der Einheit Cup und auch bei uns gibt es die Cup-Maße mittlerweile in gut sortierten Haushaltsgeschäften zu kaufen.

Irgendwann stieß ich mal auf ein verstaubtes Familienrezept, in dem auch von einer Tasse die Rede war, ratlos fragte die meine allwissende Mutter. Sie erklärte mir, dass es sich bei den deutschen Tassenmaßen in alten Rezepten um diese kleinen Kaffeetassen handelt, die heutzutage, in Zeiten von Mugs und Riesenbechern, ziemlich aus der Mode gekommen sind. Solche Tassen, aus denen unsere Großmütter ihren Kaffee schlürften.

Fast jeder hat so ein kleines Porzellantässchen mit Blumendekor noch irgendwo herumstehen und wenn nicht, gibt es sie für wenig Geld beim Trödler um die Ecke zu kaufen.

Denn – und meine Vermutung sollte mich nicht trügen – in Omas Tasse passt genauso viel wie in das amerikanische Cup-Maß.

Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und alle kleinen Tassen, die ich finden konnte verglichen – bis auf ein paar Tropfen passte in alle die gleiche Menge Flüssigkeit, Nüsse, Mehl, Zucker, …

„Und die paar Tröpferl Unterschied machen das Kraut nicht fett“ hatte meine bayerische Großmutter gesagt.

In diesem Sinne: Hoch die Tassen, nieder mit der Waage!

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