image

Anne Stallkamp, Werner Hartung
Rauhnächte

Winterernte

Keck trotzt der Raps

Wintergewitter und Graupel,

der waagerecht

ihn zu mähen trachtet.

Vier Fruchtfolgen

auf ein Jahr, diesmal.

Milde regiert den Dezember

vor der Ernte der Rauhnächte.

Zu kalt der Frühling,

zu trocken Sommer und Herbst.

Kein Landregen tränkte,

was nach Reife sich sehnte.

Greife nach der Frucht nun,

wenn das Licht wiederkehrt.

Dieses Jahr hat dich

hungern und dursten lassen.

Mit dem Vollmond

kommen Kälte und Klarheit.

Wende dein Leben

mit der Bahn der Sonne.

WERNER HARTUNG

Anne Stallkamp, Werner Hartung

RAUHNÄCHTE

Zeit für mich

image

Bücher haben feste Preise.

Anne Stallkamp und Werner Hartung

© Neue Erde GmbH 2014

Titelseite:

Satz und Gestaltung:

Gesamtherstellung:

Printed in Germany

ISBN 978-3-89060-643-9

Neue Erde GmbH

Inhalt

TEIL 1

1. Zeit – Rhythmus des Seins

2. Die Bedeutung der Rauhnächte

Die zwölf heiligen Nächte – Große Pause im Jahreslauf

Channeling von Minerva: Die Rauhnächte

Die Zählweise – Beginn und Ende

Die Themen – Rückschau, Vorausschau und Zeitqualitäten

3. Rückschau

Rückschau und Altes loslassen

Persönliche Rückschau in den Rauhnächten

4. Vorschau

Jahres-Vorschau und Neues erfühlen

Persönliche Vorausschau in den Rauhnächten

5. Trainingsprogramm der Rauhnächte

Die Themen und Zeitqualitäten der zwölf Rauhnächte

1. Rauhnacht – 21./22. Dezember: Die Qualität der Zeit

2. Rauhnacht – 22./23. Dezember: Demut und Hingabe

3. Rauhnacht – 23./24. Dezember: Entdecke deine Herzenskraft

4. Rauhnacht – 24./25. Dezember: Frieden finden

5. Rauhnacht – 25./26. Dezember: Ins Vertrauen gehen

6. Rauhnacht – 26./27. Dezember: Ruhe finden

7. Rauhnacht – 27./28. Dezember: Für sich selbst sorgen

8. Rauhnacht – 28./29. Dezember: Wahrheit und Klarheit

9. Rauhnacht – 29./30. Dezember: Gelassenheit

10. Rauhnacht – 30./31. Dezember: Reise in das neue Leben

11. Rauhnacht – 31. Dezember/1. Januar: Sich selbst neu erfühlen

12. Rauhnacht – 1./2. Januar: Kreatives Schöpfen üben

Rückkehr in den Alltag – 2./3. Januar: Das Leben bewältigen und genießen

6. Lösungsritual für die Rauhnächte

TEIL 2

Kurzanleitung für den Übungsteil

1. Rauhnacht: 21. - 22. Dezember

2. Rauhnacht: 22. - 23. Dezember

3. Rauhnacht: 23. - 24. Dezember

4. Rauhnacht: 24. - 25. Dezember

5. Rauhnacht: 25. - 26. Dezember

6. Rauhnacht: 26. - 27. Dezember

7. Rauhnacht: 27. - 28. Dezember

8. Rauhnacht: 28. - 29. Dezember

9. Rauhnacht: 29. - 30. Dezember

10. Rauhnacht: 30. - 31. Dezember

11. Rauhnacht: 31. Dezember - 1. Januar

12. Rauhnacht: 1. - 2. Januar

Rückkehr in den Alltag: 2. - 3. Januar

Über die Autoren

TEIL 1

1. Zeit – Rhythmus des Seins

Beginnen wir mit der Schlüsselfrage: Was ist Zeit?

Zeit ist ohne Rhythmus nicht wahrnehmbar.

Mit Rhythmus bezeichnet man im allgemeinen Sprachgebrauch den Wechsel von Spannung und Entspannung. Man spricht vom Herzrhythmus, vom Rhythmus der Gezeiten, vom Tages- oder Arbeitsrhythmus, aber auch vom Rhythmus eines Gemäldes.

Rhythmus in der Musik ist die zeitliche Gliederung des melodischen Flusses, die sich aus der Abstufung der Tonstärke, der Tondauer und des Tempos ergibt. In der Sprachwissenschaft ist es die Gliederung des Sprachablaufs durch Wechsel von langen und kurzen, betonten und unbetonten Silben, durch Pausen und Sprachmelodie. Rhythmus ist aber auch Gleichmaß, gleichmäßig gegliederte Bewegung, periodischer Wechsel, regelmäßige Wiederkehr. (Duden)

Wie sind denn unsere Zeitrhythmen, was gliedert und rhythmisiert unsere Zeit, macht sie erlebbar?

Ein Atemzug währt drei Sekunden. Jeder Atemzug ist Rhythmus. Zwischen jedem Ein- und Ausatmen liegt eine kleine Pause. Ich kann nicht »voratmen« oder den Atem »nachholen«. Ein Atemzug ist Gegenwart: »Mein Atem ist jetzt.«

Ein Augenblick dauert sechs Sekunden. Der Lidschlag macht das Sehen rhythmisch, ist Atem der Seele.

Eine Stunde bildet die Dauer für eine tiefe Begegnung. Jemandem eine Stunde schenken.

Ein Tag hat 2 x 12 Stunden: Tag und Nacht (3 (Zahl des Himmels) x 4 (Zahl der Erde) = 12 (Zahl der Grundqualitäten der Schöpfung). Die Dämmerungen sind die Übergangszeiten, Schwellenzeiten des Tages. Sie verstärken die geistig-seelische Kraft und die Intuition (Blaue Stunde). Die Tore zur Anderswelt sind geöffnet.

Das entspricht vielen spirituellen Traditionen, in denen die Abende, die Abenddämmerung Zeiten sind, in denen man sich den eigenen Gefühlen und Stimmungen sowie den einwirkenden Kräften besser öffnen kann, als im Tagesbetrieb. Einschlafen und Wachwerden sind ebenso Schwellenzeiten. Übergänge, in denen geistig-seelische Fragen und Antworten nahe sind.

Eine Woche entspricht mit ihren 7 Tagen (3 + 4) einer viertel Mondphase. Die gesamte Menschheit lebt diesen 7er-Rhythmus. Jede Woche wiederholt die Qualitäten der Schöpfungswoche. Die 6 oder der sechsstrahlige Stern entspricht dem vollkommenen Menschen, dem höchsten, was der Mensch erreichen kann (2 x 3 = 6 Tage +1 Tag Schöpfungspause = 7 Wochentage). Mit dem Abend des vorhergehenden Tages beginnt der nachfolgende Tag.

Der Sonnabend ist der Vorabend zum Sonntag. Die Woche prägt den Rhythmus der Seele.

Ein Monat 4 x 7= 28 Tage entspricht einem Mondwechsel: einem Zyklus von Werden und Vergehen.

Ein Jahr hat 4 Jahreszeiten mit je 3 Monaten: 4 x 3 = 12 Monate, unterteilt durch die Sonnenwendezeiten als Hoch-Zeiten und Übergangs- und Schwellenzeiten:

21. März

Frühlings Tag- und Nachtgleiche (Ostara/Alban Eiler, christl. Ostern)

21. Juni

Sommersonnenwende, längster Tag des Jahres, Mittsommer (Litha/Alban Hefyn, christl. 24. Juni Johanni)

21. September

Herbst Tag- und Nachtgleiche (Mabon/Alban Elved, Erntedank, christl. 29. September Michaeli)

21. Dezember

Wintersonnenwende, längste Nacht des Jahres (Yule/Alban Artahn, christl. 24. Dezember Weihnacht)

Die christlichen Festtage sind, wie wir sehen, um drei oder mehr Tage im Verhältnis zu den eigentlichen Hoch-Zeiten versetzt. Das sind die Sonnenfeste, bestimmt vom Sonnenlauf.

Entsprechend diagonal dazu im Jahreskreis liegen die keltischen Mondfeste:

1. - 2. Februar

(kelt. Imbolc, christl. 2. Februar Maria Lichtmess)

30. April - 1. Mai

(Walpurgisnacht, kelt. Beltane)

31. Juli - 1. August

(Schnitterfest, kelt. Lughnasadh)

31. Oktober - 1. November

(kelt. Samhain, christl. 1./2. November Allerseelen/Allerheiligen)

Die zwölf heiligen Nächte oder auch Rauhnächte stellen die zeitliche Differenz dar zwischen dem Sonnen- und dem Mondjahr, es ist die Zeit »zwischen den Jahren«. Es ist die große Pause im Rhythmus des Jahres. Eine einzige große Hoch-Zeit, Schwellen- und Übergangszeit, Zeit innezuhalten (früher mussten alle Räder still stehen) und zugleich eine Zeit der Vorausschau auf das kommende Jahr.

Seit der Erfindung des künstlichen Lichtes (1880), also erst seit gut 130 Jahren, sind wir nicht mehr an die Rhythmen von Tag und Nacht, von Sonne und Mond gebunden. Gerade die Rhythmen von Sonne und Mond im Jahreslauf, ihre Hoch- und Wendezeiten, sind uns nicht mehr nah.

Auch ist hier bei uns in der westlichen Welt jederzeit alles verfügbar. Wir müssen nicht mehr auf eine gute Ernte hoffen und darum bitten, dass sie uns über den Winter bringt. Um so mehr haben wir die Möglichkeit und sind gefordert, uns dem Geistigen zuzuwenden. Die Frage lautet heute: Trägt mich das geistige Licht, die geistige Ernte auch durch die dunkle oder eine dunkle Zeit? Dazu bedarf es der Rückbesinnung auf die Kräfte der Schöpfung, nicht nur im Raum, sondern in Raum und Zeit und ihren Hoch-Zeiten.

Mein Atem

In meinen Tiefträumen

weint die Erde

Blut

Sterne lächeln

in meine Augen

Kommen Menschen

mit vielfarbnen Fragen

Geht zu Sokrates

antworte ich

Die Vergangenheit

hat mich gedichtet

ich habe

die Zukunft geerbt

Mein Atem heißt

Jetzt

ROSE AUSLÄNDER*

* Rose Ausländer, Mein Atem. Aus: dies., Ich höre das Herz desuGedichte 1977-1979 © S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1984

2. Die Bedeutung der Rauhnächte

Die zwölf heiligen Nächte – Große Pause im Jahreslauf

Als »Rauhnächte« (auch Raunacht oder Rauchnacht, zwölf Nächte oder Zwölfte sowie als Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte