Die Heilkraft der

Christrose

••• Johannes Wilkens

AT Verlag

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Vorwort

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Einführung

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Von den Wurzeln der Christrose

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Hahnemann und das Wissen der alten Ärzte

Paracelsus und das Mittelalter

Adamus Lonicerus und die Väter der Kräuterheilkunde im Mittelalter

Die Christrose in der Homöopathiegeschichte und aktuelle homöopathische Indikationen

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Hahnemann und seine Arzneimittelprüfungen

Kinderheilkunde einschließlich Epilepsie und ADS/ADHS

Von Schlüsselsubstanzen der Christrose

Psychiatrie und religiöse Manien

Gynäkologie

Gelenkerkrankungen

Geriatrie

Auf der Palliativstation

Die Christrose in der anthroposophischen Medizin

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Die Bedeutung der Familie der Hahnenfußgewächse

Die Christrose als Krebsheilpflanze

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Hoden- und Eierstockkrebs

Hirntumoren

Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie

Lymphomerkrankungen

Bronchialkarzinome

Mistel und Christrose

Die Christrose in der Aids-Erkrankung

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Epilog

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Literaturverzeichnis

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Danksagung

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Der Autor

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Stichwortverzeichnis

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••• Vorwort

Vor fünfzehn Jahren öffnete die geriatrische Rehabilitationsklinik Alexander von Humboldt in Bad Steben ihre Tore. Bereits damals fand sich als Pflanze die Christrose ein. Sie schmückte die ersten Werbeprospekte und fand Anwendung als Arznei, da die Geriatrie – wie wir noch sehen werden – in gewaltiger Weise mit dieser Pflanze verbunden ist. In den Anfängen der Beschäftigung mit dieser Pflanze um die Jahrtausendwende spürte ich eher ein Ahnen, als dass ich schon regelmäßig die Erfahrung hätte machen dürfen, dass diese Pflanze tiefe Geheimnisse und eine großartige Arzneikraft birgt. Damals musste ich mich mit den Schlangengiften und den Misteln in vielfältiger Weise beschäftigen, sodass die Christrose anfänglich zu kurz kam.

Jahre später durfte ich die Freundschaft zu dem Benediktinerpater Dr. Johannes Pausch aufbauen und einen Artikel seines medizinischen Freundes Dr. Hans Ziller aus dem Salzburger Land lesen, der in einer ganz wunderbaren Weise die Christrose zu charakterisieren wusste und mit viel Erfahrung den vielleicht schönsten Artikel geschrieben hat, der bis dahin zur Christrose erschienen war.

Um das Jahr 2007 bat mich Dietrich Schlodder, einen Vortrag zum Thema Christrose in Badenweiler zu halten. Erst da erwachte mein Interesse an dieser wunderbaren Pflanze wirklich und hat mich seitdem nicht mehr verlassen. Überhaupt ist seither eine Art von Aufbruch zu verspüren, der über mein persönliches Interesse hinausgeht. Nicht nur homöopathische und anthroposophische Ärzte interessieren sich nun für die Christrose, sondern durch die fundamentale Arbeit von Patrick Jesse (2009) nunmehr auch die konventionelle Medizin, da Jesse nachweisen konnte, dass ein Christrosenextrakt im Labor Leukämiezellen hemmt. Vermehrt sind mittlerweile Artikel und Vorträge zu den Möglichkeiten einer Christrosentherapie zu finden. Den bisherigen Höhepunkt fand diese Entwicklung 2010 in dem Themen-Sonderheft der Zeitschrift »Der Merkurstab«, das alle bisherigen Erfahrungen zusammenfasste und insbesondere mit Bezug auf die Bedeutung der Christrose in der Krebserkrankung wichtige Impulse gegeben hat.

Wenn ich dennoch ein Buch zu diesem Thema wage, dann um das Wesen und die Heilkraft dieser Pflanze einem größeren Kreis von Kollegen, Therapeuten und Patienten nahezubringen. Die Christrose hat es verdient, in der Öffentlichkeit als die heiligste unter den Heilpflanzen in Erscheinung zu treten, ist sie doch mit den größten Ärzten seit der Zeit der Griechen verbunden: Hippokrates und seinen Nachfolgern, Paracelsus, Hahnemann und eben vor allem mit der von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Medizin.

Hof, Pfingsten 2014

Johannes Wilkens

••• Einführung

Die Geburt des Jungen hatte sich angedeutet und verlief schnell, zu schnell und fast als Sturzgeburt nach 28 Wochen Schwangerschaft. Auf der Frühgeborenen-Station der Filderklinik bei Stuttgart ging es ruhig zu. Das neue Licht des Jahres 2000 erreichte den Brutkasten, in den der Säugling zurückgelegt wurde. Der Junge atmete selbstständig, benötigte keinen Sauerstoff und wirkte doch so nackt und hilflos. Ich war von seinem Vater, einem guten Freund von mir, gefragt worden, ob es noch weitere Therapiemöglichkeiten gebe, damit die bei Frühgeborenen bekannten Komplikationen nicht eintreten. Der Anblick eines Frühgeborenen ist mir vertraut und dann doch so fremd, wenn es den eigenen Freundes- oder Angehörigenkreis betrifft. Ich will helfen, aber wie, wenn es hier doch vor allem um künstlichen Nachvollzug der mütterlichen Plazenta, also Wärmehüllenbildung, Ernährung und Wachstum geht? Ich erinnerte mich an den Kinderarzt Horst Hauptmann, den ich im Medizinstudium in Erlangen kennengelernt hatte. Er legte in einer Vorlesung seine Erfahrungen mit der homöopathischen Therapie in der Kinderheilkunde dar. Später schrieb er ein Lehrbuch. Darin hatte ich einige Sätze zur homöopathischen Therapie mit der Christrose gefunden, die mir nun wieder einfielen: »Pränatale Dystrophie, Folge von Plazentainsuffizienz, Frühgeburt, Mangelgeburt, ›Small for date‹-Babys, Unreife wären somit Anzeigen für Helleborus«.

Der Junge wuchs und gedieh. Muttermilch und Christrose blieben seine Ernährung für viele Monate. Die gefürchteten Einblutungen im Gehirn und auch andere neurologische Störungen blieben aus. Wer blickt da nicht dankbar zurück und staunt über das Wunder der Christrose?

Eine befreundete Kollegin, die Kinderärztin Sigrid Kruse, hat am Haunerschen Kinderspital in München die Christrose ebenfalls Frühgeborenen gegeben und konnte öfter sehr schöne Verbesserungen nach schweren Hirnverletzungen, vor allem den sogenannten Ventrikeleinbrüchen, dokumentieren. Die Christrose ist also im Bewusstsein von manchen Ärzten angekommen, ihre Fähigkeiten im Einzelfall sind dokumentiert, aber ein tiefgehender Bewusstseinswandel hat noch nicht eingesetzt. Zu skeptisch ist unsere Zeit gegenüber den Möglichkeiten einer Therapie eingestellt, die mit den Kräften einer Pflanze und dann auch noch meistens in homöopathischer Dosierung arbeitet – und nicht mit den bekannten wägbaren Substanzen.

Daran werden auch spektakuläre Heilungen nicht viel ändern können. Es gibt sie und mit der Christrose im Gepäck gar nicht so selten.

••• Fallbeispiel Vor fünf Jahren suchten mich die Eltern eines dreijährigen Buben mit der Diagnose eines atypischen teratoiden Rhabdoidtumors auf (rechtes Seitenventrikel, III. Ventrikel, rechtes Stammganglienlager, rechter Thalamus) nach WHO Grad IV (für einen äußerst bösartigen Tumor). Dieser Tumor ist sehr selten, und bis heute konnte noch keine einzige Heilung dokumentiert werden.

Bei dem kleinen Patienten war ein Hirntumor entdeckt und eine operative Entfernung des Tumors durchgeführt worden. Im Anschluss erfolgten eine Chemotherapie und eine Strahlentherapie. Im weiteren Verlauf verschlechterte sich nach einigen Monaten der Allgemeinzustand zunehmend. Im Kernspintomogramm konnte eine sogenannte Tumorprogredienz, also ein Fortschreiten des Tumors, mit Metastasenbildung im Kopfbereich gefunden werden. Nun entschieden sich die Eltern gegen eine weitere Chemotherapie. Parallel war schon eine homöopathische Therapie, unter anderem mit der Christrose, eingeleitet worden. Wider alle pessimistischen Erwartungen bildeten sich die Metastasen rasch zurück und verschwanden vollständig. Bisher liegt in der medizinischen Weltliteratur zu diesem extrem seltenen Erkrankungsbild noch keine komplette Remission oder gar Heilung nach Metastasierung des Tumors vor, und die Christrose scheint – da sind sich Eltern und Arzt sicher – einen wesentlichen Anteil an der Heilung gehabt zu haben.

Ähnlich schwer ist die Therapie bei einem metastasierten kleinzelligen Bronchialkarzinom, das in der Regel ausnahmslos – mit und ohne Chemotherapie – zu einem raschen Lebensende führt. Der Christrose eingedenk muss das aber nicht oder nicht so schnell sein.

••• Fallbeispiel Vor mir sitzt ein achtundsechzigjähriger Patient, der vor wenigen Wochen erfahren hat, dass er unter einem kleinzelligen Bronchialkarzinom mit einer Metastase im Kopf leidet. Die Metastase im Kopf wurde operiert. Infolgedessen treten Symptome wie von einem Schlaganfall auf Der rechte Arm und das rechte Bein können nur schwer bewegt werden. Natürlich bekommt dieser Patient eine Chemotherapie und auch eine Strahlentherapie. Gleichzeitig erfolgt von Beginn an eine Therapie mit der Christrose, der Ulmenmistel und einem Zinnsilikat – Medikamente, die sich in der anthroposophischen Therapie des Lungenkarzinoms bewährt haben. Ich begleite ihn die folgenden schweren Wochen und Monate. Regelmäßig berichtet er, dass es ihm gerade nach den Injektionen mit dem Christrosenpräparat besonders gut gehen würde. Er könne dann besser atmen und fühle sich einfach sehr viel wohler. Die Laufleistung und der Appetit haben zugenommen. Seine Stimmung ist gut. Erstaunlicherweise lässt sich sein guter Zustand schon über eineinhalb Jahre halten, obgleich sich nun doch Metastasen entwickeln.

Wie kann eine Pflanze solch großartige Heilungen oder doch Linderungen für lange Zeit hervorbringen, und warum wird sie in der Gegenwart immer noch nicht in ihrer epochalen Bedeutung wahrgenommen?

In der Schule haben wir es gelernt und doch immer nur ein wenig unwillig betrieben: zurück zu den (Christrosen-)Wurzeln. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, gerade bei der Christrose kommen wir an einer Beschäftigung mit den großen Klassikern der Medizin nicht vorbei. Nur wer die Wurzeln kennt, kann ein tiefes Verständnis für die Christrose aufbringen: »Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart, wie uns die Alten sungen …«

Was aber »sungen« die Alten? Welches sind im wahrsten Sinne des Wortes die Wurzeln dieser Arznei?

Christrose (Helleborus niger), kolorierter Kupferstich von Elizabeth Blackwell aus: »Herbarium Blackwellianum emendatum et auctum«, Nürnberg 1754–1773