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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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1. Auflage 2015

© 2015 by FinanzBuch Verlag

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

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Redaktion: Veit Ladsetter

Korrektorat: Sonja Rose

Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann, München

Umschlagabbildung: Bundesregierung/Gerhard Heisler

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-89879-916-4

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-742-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-743-1

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Inhalt

Über dieses Buch …

… und dessen Mitwirkende

Vorwort

Einführung (Luise Gräfin v. Schlippenbach)

Warum dieses Buch aktuell wichtig ist

Neoliberalismus à la Erhard – eine Perspektive für die Jugend (Gerald Mann)

Warum ist Erhard wieder aktueller denn je? (Ulrich Horstmann)

Erhard und die Kritik der aktuellen Politik (Gottfried Heller)

Erhard – Vermächtnis und Vision für die Zukunft

1. Ludwig Erhard: Biographie (Ulrich Horstmann)

2. Die Lehrer (Ulrich Horstmann)

3. Wissenschaftliche Weggefährten (Ulrich Horstmann)

4. Von der Theorie zur Praxis (Ulrich Horstmann, Stephan Werhahn)

5. Sein Abgang und die Folgen bis heute – Kritik an Sahra Wagenknechts Buch »Freiheit statt Kapitalismus« (Ulrich Horstmann)

6. Erhard als Visionär: Chancen für die Zukunft?

7. Was ist jetzt zu tun? (Ulrich Horstmann)

8. Ludwig Erhard und das Reformparadies Neuseeland (Günter Ederer)

9. Soziale Marktwirtschaft (Martin Zeil)

Zum Schluss (Luise Gräfin v. Schlippenbach)

Die Autoren

Ausgewählte Literatur und Quellenangaben

Anmerkungen

Ludwig Erhard gewidmet

»Nach meiner Auffassung steckt die Welt voll unermesslicher Chancen, wenn wir sie nur zu nutzen verstehen würden.«

Ludwig Erhard (Wohlstand für Alle, S. 283)

»In dieser Stunde aber geht meine Mahnung an Sie alle, besonders aber an unsere Jugend, in die ich meine ganze Hoffnung setze: den freiheitlich-demokratischen Sinn unseres Staates zu verstehen und sich jeder politischen Selbstzerstörung oder Isolierung leidenschaftlich zu widersetzen.«

Ludwig Erhard (Abschied als Bundeskanzler, Fernsehansprache am 30.11.1966)

»Wer sich über die von Ludwig Erhard zeitlos konzipierte ›Soziale Marktwirtschaft‹ informieren will, erfährt hier seine Ideen aus erster Hand. Die das ganze Buch prägende Autorin Luise Gräfin Schlippenbach war 1948 Pressereferentin bei Ludwig Erhard. Die weiteren Mitwirkenden Günter Ederer, Gottfried Heller, Ulrich Horstmann, Gerald Mann, Stephan Werhahn und Martin Zeil folgen in ihren Beiträgen dieser von ihr vorgezeigten ordnungspolitischen Linie.

Sorgen bereitet den Autoren, dass die ordnungspolitischen Leitlinien Ludwig Erhards seit Jahrzehnten kaum mehr Beachtung finden. So werden Zukunftschancen für die nächsten Generationen verspielt. Die Forderung Ludwig Erhards nach dem »Wohlstand für Alle« ist heute aufs Engste damit verbunden, dass die Soziale Marktwirtschaft und alle ihre Institutionen die Innovationsfähigkeit erhöhen, Innovationstätigkeit ausweiten und nach einer umfassenden und wahren Innovations-Qualität streben. Die vernetzte Welt bietet auch für Europa Lösungen, um die Zukunft wieder auf dem festen Fundament freiheitlicher und demokratischer Werte zu gestalten.«

Werner G. Faix, Gründer und geschäftsführender Direktor sowie Gesellschafter der School of International Business and Entrepreneurship GmbH (SIBE)

Über dieses Buch …

Dieses Buch »Erhard jetzt!« will den Leser davon überzeugen, dass die Soziale Marktwirtschaft Erhard’scher Prägung nicht nur nach wie vor aktuell ist. Seine zeitlosen Empfehlungen sind gerade jetzt unseres Erachtens nach aktueller denn je – spätestens aber nach der ungelösten Finanzkrise seit 2007, die zu einer Dauerkrise mit immer umfangreicheren »Rettungsprogrammen« und Schuldenlasten der Staaten wird.

… und dessen Mitwirkende

Prof. Dr. Gerald Mann, auch Mitautor dieses Buches, gab hilfreiche Hinweise zur Vita Ludwig Erhards (er zog gänzlich andere Schlüsse aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs als Adolf Hitler) und zu seiner europapolitischen Sichtweise. Manuela Koller gab wesentliche Anregungen zur Gliederung und Lesbarkeit des Buches. Prof. Eberhard Wolf prägte die optische Gestaltung.

Vorwort

Ludwig Erhard bewies Beharrungsvermögen und Mut, als er im Juni 1948 gegen große Widerstände aus Politik und Wirtschaft die Preis- und Mengenkontrollen in der von Amerikanern und Briten besetzten Zone abschaffte. Es war der Startschuss für die Soziale Marktwirtschaft. Wettbewerb, Freiheit und Verantwortung waren die tragenden Säulen dieses ordnungspolitischen Konzepts, das die Bundesrepublik Deutschland prägte. Was dann folgte, war der Aufstieg aus einer zerbombten Trümmerlandschaft zu einem nie erlebten oder auch nur erhofften Wohlstand. Die Welt sprach vom »Wirtschaftswunder« – ein Begriff, den Erhard nicht gelten lassen wollte, weil »das, was sich in Deutschland (…) vollzogen hat, alles andere als ein Wunder war. Es war nur die Konsequenz der ehrlichen Anstrengung eines ganzen Volkes, das nach freiheitlichen Prinzipien die Möglichkeit eingeräumt erhalten hat, menschliche Initiative, menschliche Freiheit, menschliche Energien wieder anwenden zu dürfen«1.

Ludwig Erhard war eine starke Persönlichkeit und in seiner Wirkung ein Sozialrevolutionär. Seine Politik der Sozialen Marktwirtschaft steht für radikalen Wandel. Aber haben wir heute auch noch so viel Kraft, das Richtige durchzusetzen, auch wenn alle anderen anscheinend das Gegenteil wollen? Befolgen wir seine Rezeptur, nach welcher der Staat sich selbst beschränkt und seinen Bürgern die größtmögliche Freiheit einräumt? Oder finden wir nicht immer wieder neue Gründe für immer tiefer gehende Interventionen, Wettbewerbsbeschränkungen und Bevormundungen, die den Bürger schließlich zum sozialen Untertan machen? Ludwig Erhard sah das Heil nicht in Umverteilung. Nein, sein Ziel war anspruchsvoller: Wirtschaft und Gesellschaft müssten so gestaltet sein, dass niemand gezwungen wäre, bei einem Sozialamt um Hilfe nachzufragen.

Deutschland ist heute so wohlhabend wie nie zuvor, gleichwohl stehen wir vor der großen Herausforderung, die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft auch in einer digital vernetzten und globalisierten Wirtschaft zu verteidigen. Ludwig Erhard hat gezeigt, wie das gehen könnte: Mit Mut und Optimismus – und im Wissen darum, dass Freiheit, Verantwortung und persönliche Leistungsbereitschaft Fortschritt und Wandel zum Wohle aller vorantreiben.

Roland Tichy

Einführung (Luise Gräfin v. Schlippenbach)

Der Staat dringt immer tiefer in den Markt und die Privatsphäre der Bürger ein, bedient teure Ansprüche, nicht selten ohne Einkommensbegrenzungen, die den Sozial-Etat unverhältnismäßig aufblähen.

Und dies trotz unüberhörbarer Proteste aus Politik, Wirtschaft und auch der Gewerkschaften.

Vor allem aber werden aus der Jugend kritische Stimmen laut. Denn sie und ihre Nachkommen müssen das alles bezahlen. Heute legalisierte Ansprüche sind Schulden einer ungewissen Zukunft. Diese exorbitanten Belastungen werden noch über Generationen ein selbstbestimmtes Leben unmöglich machen und jede Motivation im Keim ersticken.

Ist das die viel beschworene Generationengerechtigkeit? Ist das noch Soziale Marktwirtschaft? Die Erhard’sche Prägung sicherlich nicht.

Und so stellt sich jetzt die Frage: Hat uns und kommenden Generationen Ludwig Erhard, der nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland aus tiefstem Elend »Wohlstand für Alle« brachte, wieder etwas zu sagen? Ist Erhard wieder aktuell? Braucht jetzt die Jugend Erhard?

Luise Gräfin v. Schlippenbach, 2015

Warum dieses Buch aktuell wichtig ist

Neoliberalismus à la Erhard – eine Perspektive für die Jugend (Gerald Mann)

Nicht wenigen Gesprächen mit an sich wirtschaftsliberal gesinnten Zeitgenossen lässt sich eine wohlmeinende Neigung zum Historisieren von Ludwig Erhards Ideen (und auch der seiner Mitstreiter) entnehmen. Das ist bedauerlich. Denn seine Grundaussagen haben doch zeitlosen Charakter. Im Detail mögen zwar z.B. die »Globalisierung« ab den 90er-Jahren oder das Internet ordnungspolitische Entscheidungen erfordern, die Erhard verständlicherweise so noch nicht vorhersehen konnte. Schaut man sich das jedoch genauer an, sollte man auch in diesen Themenfeldern die Grundentscheidungen der Sozialen Marktwirtschaft guten Gewissens beherzigen, wenn man nach den langfristig richtigen Lösungen strebt.

Ferner stellt man bei denjenigen, die Erhard gerne ins Geschichtskabinett abschieben wollen auch fest, dass sie sich – selbst wenn sie sich einen leider oft nur oberflächlichen wirtschaftsliberalen Grundton bewahrt haben – mit der steigenden Staatsquote und dem allgegenwärtigen Interventionismus sowie der damit unweigerlich einhergehenden zunehmenden Fremdbestimmung des Individuums abgefunden haben. Ein solcher »Wirtschaftsliberalismus« ist dann aber nicht einmal mehr ein matter Abglanz der großartigen Ideen der Sozialen Marktwirtschaft.

Ludwig Erhard warnte schon in seinem bekanntesten Werk »Wohlstand für Alle« 1957: »Eine freiheitliche Wirtschaftsordnung kann auf die Dauer nur dann bestehen, wenn und solange auch im sozialen Leben der Nation ein Höchstmaß an Freiheit, an privater Initiative und Selbstvorsorge gewährleistet ist.« (S. 257) Die auch im vorliegenden Band beschriebenen und kritisierten Entwicklungen des gegenwärtigen Zeitenlaufes zeugen von einem in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich sinkenden Maß an individueller Freiheit im politischen wie wirtschaftlichen Leben. »Politische Korrektheit« und steigende Staatsquote lassen als Instrument bzw. Gradmesser des Freiheitsabbaus grüßen.

Erhards düstere Zukunftsvision bahnt sich an: »Die wachsende Sozialisierung der Einkommensverwendung, die um sich greifende Kollektivierung der Lebensplanung, die weitgehende Entmündigung des Einzelnen und die zunehmende Abhängigkeit vom Kollektiv oder vom Staat (…) müssen die Folgen dieses gefährlichen Weges hin zum Versorgungsstaat sein, an dessen Ende der soziale Untertan und die bevormundende Garantierung der materiellen Sicherheit durch einen allmächtigen Staat, aber in gleicher Weise auch die Lähmung des wirtschaftlichen Fortschritts in Freiheit stehen wird.« (S. 263)

Wie bei allen sozialistischen Projekten ist der durch sie eintretende Schaden meist nicht zeitnah spürbar, zumal ein staatlich zwangsverordnetes Papiergeldsystem und überbordende Staatsverschuldung die (unter Umständen jahrzehntelange) Verschiebung in die Zukunft erlauben. Allerdings nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, wie wohl von einigen Verantwortlichen erhofft.

Tragisch ist in diesem Zusammenhang, dass Vertreter der Linkspartei heute Ideen der antisozialistischen Freiburger Schule mit geschicktem politischen Marketing (oder besser: mit geschickter Mimikry?) in Anspruch nehmen, während die »Partei Ludwig Erhards«, die CDU, sich schon seit Ende der 60er-Jahre davon entfernt; dort sei es – so liest und hört man – für Nachwuchspolitiker eher opportun, sich in den Sozialausschüssen zu tummeln als mit der Mittelstandsunion oder dem Wirtschaftsbeirat freiheitliche Ordnungspolitik zu vertreten. Auch die FDP hat vor ihrem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag, nicht nur bei der »Euro-Rettung«, kaum durch ordnungspolitische Stringenz zu überzeugen verstanden. Und ob die Alternative für Deutschland (AfD) nachhaltig wirtschaftsliberales Profil entfalten wird, bleibt abzuwarten.

Gerade die nachwachsende, eher apolitische »Generation Merkel«, die jetzt ins Erwachsenenalter eintritt und sich somit politisch artikulieren könnte, bedürfte der Erkenntnis dieser Zusammenhänge. Denn sie trifft die Entwicklung weg von der Sozialen Marktwirtschaft hin zum »Sozialismus light« stärker als die jenseits der Lebensmitte Stehenden, weil die Lähmung des wirtschaftlichen Fortschritts noch nicht sofort, sondern erst in Zukunft den möglichen Wohlstand nachhaltig mindert.

Darin liegt auch das opportunistische Kalkül der Politik weg von der Sozialen Marktwirtschaft hin zu mehr Zentralismus, Umverteilung und Fernsteuerung des Individuums nach dem Motto: »Die Leute merken es ja nicht gleich …«. Vor einigen Monaten ließ den Verfasser nach einem Seminar über die Soziale Marktwirtschaft einen Teilnehmer wissen: »Jetzt habe ich verstanden, was wir alles zu verlieren haben.« Genau darum geht es.

Wollen die jungen leistungsbereiten Menschen, egal ob mit oder ohne akademische Weihen, nicht ab der Mitte ihres Lebens spürbar Opfer der beschriebenen Entwicklung werden, müssten sie erst einmal diese fatalen Mechanismen erkennen, ihre Folgewirkungen verstehen und sich dann für eine Wiederbelebung der im guten Sinne neoliberalen Ideen Ludwig Erhards einsetzen. Ob das eine freiheitsliebende, dynamische, gut vernetzte und zielstrebige außerparlamentarische Bewegung, eine Art friedliches und zukunftssicherndes Gegenstück zu den 68ern bei gleichzeitiger Ähnlichkeit mit ihnen schaffen könnte? Eine »APO der jungen Leistungsträger«?