Christoph Drösser

Stimmt's?

Das große Buch der modernen Legenden

Mit Illustrationen von Rattelschneck

Inhaltsverzeichnis

Abgase – Selbstmord unmöglich

Ablass – gibt es immer noch

Adenauer – und sein «Geschwätz von gestern»

Aderlass – wird auch heute angewandt

Albinismus – sorgt für rote Augen

Alimente – die katholische Kirche zahlt für Priester

Alkohol verdampft – beim Kochen vollständig

Alkoholfreies Bier – enthält Alkohol

Alligatoren – leben in der New Yorker Kanalisation

Ameisen – alle zusammen wiegen mehr als alle Menschen

Antibiotika – soll man nicht mit Milch einnehmen

Apfelblüten – werden mit Wasser vor Frost geschützt

Apfelkerne – darf man nicht mitessen

Asiaten – vertragen keine Kuhmilch

Athos – keine weiblichen Tiere erlaubt

Augen – leiden nah am Fernseher

Augen – bleiben bei zu viel Schielen stehen

Autobahn – ließ Hitler zuerst bauen

Automaten – und durchfallende Geldstücke

Autos einfahren – muss man auch heute noch

Autos explodieren – bei Unfallfeuer

Autos mit Kat – darf man nicht anschieben

Backofen – muss man vorheizen

Backpulver – hilft gegen Ameisen

Bananenschalen – berauschen, wenn man sie raucht

Barfuß – darf man nicht Auto fahren

Baum – stirbt, wenn man die Rinde «ringelt»

Baum – stirbt durch einen Kupfernagel

Bedürfnis – man muss Fremde in die Wohnung lassen

Betrunken – Japaner sind es schneller

Bienen – sterben nach dem Stechen

Bierbauch – kommt von Hormonen im Hopfen

Blinddarmentzündung – durch Apfel- und Orangenkerne

Blitz – kann bei Gewitter ins Handy einschlagen

Blitzlichtaufnahmen im Museum – schaden Gemälden

Blondinen – vom Aussterben bedroht

Bremsweg von Supertankern – über 50 Kilometer

Brötchen – enthielten Haare von Chinesen

Brüste – leiern ohne BH aus

Bücher – der durchschnittliche Deutsche hat nur vier

Campari – ist rot durch gemahlene Läuse

CD – Beethovens Neunte bestimmte die Spieldauer

CDs und DVDs – sind nur begrenzt haltbar

Chimborazo – «höher» als der Everest

Chinesische Mauer – kann man vom Mond sehen

Churchill – und Statistiken

Coca-Cola – enthielt früher Kokain

Cola – löst über Nacht Fleisch auf

Darm – Oberfläche größer als ein Tennisplatz

Destilliertes Wasser – wer es trinkt, stirbt

Deutsch – wurde beinahe Amtssprache der USA

Diamanten – können verbrennen

Diamanten – mit falschen kann man kein Glas ritzen

Dimmer – senken Stromverbrauch

Discounter – verkaufen Markenprodukte unter anderem Namen

Doktortitel – ist Bestandteil des Namens

Druckerschwärze – ist gesundheitsschädlich

Efeu – schädigt das Mauerwerk

Ei – kann man auf dem Mount Everest nicht kochen

Eidechsen – werfen bei Gefahr den Schwanz ab

Eier – sind schlecht für den Cholesterinwert

Eier – lassen sich abgeschreckt besser pellen

«Ente» – für Falschmeldung kommt von «n. t.»

Erdbeeraroma – wird aus Sägespänen gewonnen

Erde – galt im Mittelalter als Scheibe

Erdrotation – schneller wegen abgeworfener Blätter

Erfroren – aus Einbildung

Eskimos – reiben zum Küssen die Nasen aneinander

Espresso – ist gesünder als Filterkaffe

Fahrrad – im Flugzeug muss die Luft aus den Reifen

Farben – können Frauen besser unterscheiden

Fensterputzen – bei Sonne führt zu Putzstreifen

Fernsehwetterbericht – ist nicht verlässlich

Fingernägel – weiße Flecken bedeuten Kalziummangel

Fische trinken – weil sie müssen

Flamingos – sind rosa, weil sie Krabben fressen

Flugzeuge – lassen immer Kerosin ab

Flugzeugtoiletten – verlieren gefrorene Fäkalklumpen

Frauen – und Einmachen in der Menstruation

Frieren – passiert Frauen schneller

Frosch – lässt sich bei lebendigem Leibe kochen

Frösche – und Fische regnen vom Himmel

Fußball – wird auf nassem Rasen schneller

Gähnen – wegen Sauerstoffmangel

Galilei – warf Kugeln vom Turm zu Pisa

Gardinensteuer – gab es in Holland

Gehirn – verbraucht 50 Prozent Energie

Gehirnkapazität – der Mensch nutzt nur zehn Prozent

Gemahlenes Glas – gut für den perfekten Mord

Genitiv-Apostroph – ist ein moderner Anglizismus

Geräusche – hängen von der Windrichtung ab

Geschlecht – wird durch die Ernährung der Frau beeinflusst

Gestillte Kinder – sind intelligenter

Gewürze – machen das Essen haltbarer

Glas – ist nicht fest, es fließt

Glasscheibe – hinter ihr wird man nicht braun

Glatzen – und überdurchschnittliche Potenz

Gold – alles passt in einen 20- Meter-Würfel

Goldfische – haben ein Gedächtnis von drei Sekunden

Goldhamster – haben alle dieselben «Ahnen»

Google Suche – verbraucht Energie wie eine Stunde Licht

Grapefruitsaft – verändert die Wirkung von Medikamenten

Graue Haare – kann man über Nacht bekommen

Grönland – war früher ein grünes Land

Grünkohl – braucht den ersten Frost

Haare und Fingernägel – wachsen nach dem Tod weiter

Haareschneiden – lässt Haare schneller wachsen

Haie – Menschenblut zieht sie kilometerweit an

Halogen-Glühlampen – darf man nicht mit den Fingern berühren

Haltbar – sind Lebensmittel nur bis zum aufgedruckten Termin

Handy – kann man zum Eierkochen benutzen

«Hängolin» – Soldaten bekommen lusttötende Stoffe ins Essen

«Happy Birthday» – ist ein geschütztes Lied

Helgoland – wurde mit England gegen Sansibar getauscht

Herz – manche haben es rechts

Hippokratischer Eid – Ärzte schwören ihn noch heute

Hochdeutsch – wird am reinsten in Hannover gesprochen

Hornissenstiche – drei töten einen Menschen

Huhn – legt jeden Tag ein Ei

Hühner – weiße legen weiße Eier, braune legen braune

Hühnerknochen – darf man Hunden nicht geben

Hundemaul – sauberer als Menschenmund

Insekten – fliegen zum Licht

Intelligenz – nimmt beim Menschen stetig zu

Joghurtdeckel ablecken – fördert Alzheimer

Jucken – bedeutet, dass die Wunde heilt

Kaffee – entzieht dem Körper viel Flüssigkeit

Kaffee – Luxussorte aus dem Darm von Schleichkatzen

Kaffeesatz – reinigt den Abfluss

Kakerlaken – würden einen Atomkrieg überleben

Kakerlaken – soll man nicht zertreten

«Känguru» – heißt «Wie bitte?»

Kant – galt mit 50 als «ehrwürdiger Greis»

Kapitäne – dürfen Paare trauen

Karotten – sind gut für schärferes Sehen

Katzen – fallen immer auf die Füße

Katzen – dreifarbige sind immer weiblich

Katzen – man weiß nicht, wie sie schnurren

Kerzen – «verzehren» Zigarettenrauch

Kirschen – und Wasser machen Bauchschmerzen

Kleidung – ist in heißen Ländern besser dunkel

Kokosmilch – ist Blutplasma-Ersatz

Kolumbus – glaubte, Indien entdeckt zu haben

Kommissare – probieren Rauschgift mit dem Finger

Krampfadern – vom Beine-Übereinanderschlagen

Kühe – Kinder glauben, sie sind lila

Kühltruhen – verbrauchen leer mehr Strom als voll

Kurzsichtige Menschen – sind intelligenter

Lächeln – fällt Gesichtsmuskeln leichter

Lachs – war früher ein «Arme-Leute-Essen»

Lampen – verbrauchen beim Einschalten besonders viel Strom

Läusekot – verklebt unter Bäumen geparkte Autos

Leichen – muss man sofort begraben

Libellen – können Menschen stechen

Light-Zigaretten – schaden weniger

Linkshänder – sterben früher als Rechtshänder

Lkw – wird leichter, wenn transportierte Vögel hochflattern

Lübke – sagte «Liebe Neger!»

«Made in Germany» – wurde von den Engländern eingeführt

Marathonlauf – die Queen bestimmte seine Länge

Marlboro-Mann – starb an Lungenkrebs

Mauersegler – können nicht vom Boden starten

«Mens sana in corpore sano» – gesunder Körper, gesunder Geist

Messer – werden in Spülmaschinen stumpf

Mikrowelle – vernichtet Vitamine im Gemüse

Mikrowellenherde – senden schädliche Strahlen aus

Milben – sterben in der Gefriertruhe

Milch – entgiftet

Milch – mit Honig hilft gegen Erkältungen

«Missionarsstellung» – ist ein Spottbegriff der Südsee-Insulaner

Mohn – macht dumm

Mond – und der Blick aus Nord und Süd

«Motorbremse» – ist ein Spritfresser

Mücken – können Aids übertragen

Münzen – in Massen muss der Busfahrer nicht annehmen

Muscheln – nicht essen, die beim Kochen nicht aufgehen

Muskat – ist ein Rauschgift

Muskelkater – entsteht durch Abbau von Milchsäure

NASA – könnte heute keinen Menschen mehr zum Mond schicken

Nase und Ohren – wachsen im Alter weiter

Negative Kalorien – in Lebensmitteln

Obst und Gemüse – hatten früher viel mehr Vitamine

Offenes Fenster – macht Schlafen gesund

«OK» – war die Abkürzung für «oll korrect»

Olympische Spiele – in der Antike waren die Sportler nackt

Olympische Flagge – der blaue Ring steht für Europa

Orgeln – erzeugen Töne, die man nur fühlt

Papier falten – mehr als siebenmal geht es nicht

Päpstin Johanna – hat existiert

Personalausweis – muss man immer dabeihaben

Personalausweis – die letzte Ziffer zählt die Namensgleichen

Pestizide – sind von Obst abwaschbar

Pferde – können gar nicht kotzen

Piloten – dürfen keine Plomben haben

Pils – braucht sieben Minuten

Polaroidbilder – soll man schütteln

Potemkin – baute «Potemkin’sche Dörfer»

Querstreifen – machen dick

Raben – sind schlechte Eltern

Radfahren – macht impotent

Ratten – können via Toilette in die Wohnung

«Recht der ersten Nacht» – Adlige hatten es

Rechts- und Links«füßer» – im Tierreich gibt es sie

Regen – wer schneller rennt, wird weniger naß

Regenwald – verbraucht mehr Sauerstoff, als er erzeugt

Regenwurm – halbiert leben beide Teile weiter

Reis werfen – ist gefährlich für die Tauben

Reparationen – zahlt Deutschland nach Versailles immer noch

Rolltreppe – Handlauf oft zu schnell

Rotwein – soll rechtzeitig «atmen» können

Rumkugeln – macht man aus Küchenabfällen

Russisches Roulette – spielten russische Soldaten

Salz – von einem Esslöffel stirbt man

Saunagänge – beugen Erkältungen vor

Schäfchenzählen – hilft beim Einschlafen

Schalldämpfer – lassen die Pistole «plopp» machen

Schatten – kann schneller sein als Licht

Schatten – schützt vor Bräune nicht

Schlaf vor Mitternacht – ist der gesündeste

Schlafsack – nackt friert man darin weniger als bekleidet

Schlangen – gibt es in Irland nicht

Schlangen – können Kaninchen hypnotisieren

Schlangenbisse aussaugen – soll man tun

Schnaps nach dem Essen – ist gut für die Verdauung

Schneidbrettchen – aus Plastik sind hygienischer

Schokolade – macht Pickel

«Schön trinken» – geht wirklich

Schweine – mit «angezüchteten» Rippen

Schweiz – «glattgebügelt» das größte Land Europas

«Schwere Knochen» – manche Menschen wiegen deshalb mehr

Segelboote – schneller als der Wind

Sekt – ein Bad darin macht betrunken

Sekundenkleber – kann auch Wunden verschließen

Senf – macht dumm

Silhouetten von Greifvögeln – halten Vögel von Fenstern fern

Sirtaki – wurde für «Alexis Sorbas» erfunden

Skorpione – stechen sich bei Gefahr selbst tot

Sommerzeit – spart Energie

Sonnenblumen – drehen sich zur Sonne

Sonnenbrand – kann man an Händen und Füßen nicht bekommen

Sonnencremes – nach einem Jahr wegwerfen

Sonnencremes – schützen vor Hautkrebs

«Spacepen» – eine sinnlos teure NASA–Entwicklung

Spülen – ist von Hand umweltfreundlicher

Spurweite Eisenbahn – geht auf römische Streitwagen zurück

Sterne – am Tag sichtbar vom Grund eines Brunnens

Stiere – «sehen rot»

Stillende Mütter – sollen blähende Kost meiden

Störche und Geburten – hängen zusammen

Straßenlaternen – kann man «austreten»

Strauße – stecken bei Gefahr den Kopf in den Sand

Strohhalm – man kann nicht höher als zehn Meter saugen

Stromausfall in New York – Babyboom neun Monate später

«Süßes Blut» – zieht Stechmücken an

Süßstoffe – machen dick, weil sie den Appetit anregen

Tanken – und Handynutzung ist gefährlich

Taschentücher – stecken immer wieder an

Tauchen – in die Brille spucken verhindert Beschlag

Teflonpfannen – können zerkratzt Krebs erregen

Telefon – und die ersten gesprochenen Sätze

Thermostat – voll aufgedreht heizt schneller

Tiefkühlkost – nicht noch mal einfrieren

Tod – der Mensch wird 21 Gramm leichter

Todesstrafe – die Mehrheit ist dafür

Tomatensaft – wird am meisten im Flieger getrunken

Totes Meer – kein Sonnenbrand

Transatlantikflug – mehr Strahlen als beim Röntgen

Traubensaft – ist genauso gesund wie Rotwein

Träumen – schwarzweiß oder in Farbe

Trinken – soll man beim Essen nicht

«Unbefleckte Empfängnis» – bezieht sich auf die Jungfäulichkeit Marias

Urin in Schwimmbädern – kann sichtbar gemacht werden

Urmutter – alle Menschen haben sie gemeinsam

«Verbrauchte Luft» – enthält weniger Sauerstoff

«Verflixtes» siebtes Jahr – besonders viele Scheidungen

Vergasung – bezieht sich auf die Judenvernichtung

Versailles – das Schloss ohne Toiletten

Vitamine – sitzen vor allem unter der Schale

Vollmond – erhöht die Anzahl der Geburten

Vollmond – lässt uns schlechter einschlafen

Waldbrände – durch Flaschen oder Glasscherben

Wälder – in Hakenkreuz-Form

Warm laufen – darf der Motor im Winter

Wasser – ist tödlich, wenn man zu viel trinkt

Wasser – zwei bis drei Liter täglich soll man trinken

Wasserkocher – erhitzt Wasser ökologisch am günstigsten

Wasserpfeifen – sind weniger schädlich als Zigaretten

Weihrauch – enthält den Cannabis-Wirkstoff

Weinflaschen – Verschluss ist egal

Weiße Mäuse – Alkoholiker sehen sie

Wohnwagen – die Niederländer haben besonders viele

Wolkenkratzer schwanken – bei Sturm

Wunden – heilen besser an der Luft

Zahnbürsten – fangen Bakterien aus der Toilette ein

Zahnplomben – können Radio empfangen

Zigarette – Anzünden mit Kerze ist zehnmal so schädlich

Zigaretten – mit Kakaozusatz machen abhängiger

Zucker – brauner ist gesünder

Zucker – ist ein Vitaminräuber

Zunge – zum Röllchen formen können, ist genetisch bedingt

Man kann mit den Abgasen moderner Autos nicht mehr Selbstmord begehen

Stimmt nicht. Kölner Mediziner berichteten 2002 in der Zeitschrift Rechtsmedizin vom Fall eines jungen Mannes, der einen solchen Selbstmordversuch unternommen hatte. Er war gestorben, obwohl der sogenannte CO-Hb-Wert in seinem Blut nur zwei Prozent betrug. Dieser Wert beschreibt, welcher Anteil der Hämoglobin-Moleküle, die Sauerstoff durch die Blutbahn transportieren, von Kohlenmonoxid «befallen» ist. Das Gas verdrängt nämlich in aggressiver Weise den Sauerstoff. Die Folge: Der Patient erstickt, obwohl er noch atmen kann.

Ab einem CO-Hb-Spiegel von 25 Prozent treten die ersten Vergiftungserscheinungen auf, Werte ab 70 Prozent sind tödlich. Vor der Einführung des Drei-Wege-Kats enthielten Autoabgase etwa zehn Prozent CO, sie führten in kurzer Zeit zu einer Vergiftung. Die Katalysatoren entfernen nun den Stoff fast völlig aus den Abgasen; der Anteil beträgt unter 0,1 Prozent, im Leerlauf kann der Wert etwas höher sein. Damit sei auch bei einer Exposition, die länger als zehn Stunden dauere, kein CO-Hb-Spiegel von mehr als 20 Prozent zu erreichen, schreiben die Autoren. Sie folgern: «Daher ist eine letale CO-Intoxikation bei einem betriebswarmen, funktionstüchtigen Katalysator nicht zu erwarten.» Woran ist der Mann also gestorben? Die Autoren haben zwei Erklärungen. Entweder lag es am erhöhten CO2-Anteil der Atemluft – Kohlendioxid lässt sich ja aus den Abgasen nicht herausfiltern. Oder er ist erstickt, weil die Luft zu wenig Sauerstoff enthielt.

Nach Veröffentlichung der Kolumne in der ZEIT erhielt ich eine interessante E-Mail von Michael Struschka von der Universität Stuttgart, der einen ähnlichen Fall begutachtet hat. Seine Erklärung: Wenn der Sauerstoffgehalt der Garagenluft abnimmt, verändert das die Verbrennung im Motor, und irgendwann kann der Kat nicht mehr richtig arbeiten. «Die Folge ist ein dramatischer CO-Anstieg im Abgas, da wird dann schnell auch eine tödliche Konzentration in der Garagenluft erreicht», schreibt Struschke.

Auf jeden Fall zeigen die Beispiele: Man kann sich mit den Abgasen moderner Autos nicht mehr so zuverlässig umbringen wie früher, auch wenn die Methode immer noch als Klischee in Fernsehkrimis eingesetzt wird. Aber lebensgefährlich ist es trotzdem.

In der katholischen Kirche gibt es auch heute noch den Ablass

Stimmt. Den Ablass assoziiert man immer mit dem tiefsten Mittelalter – eine Art «Kuhhandel mit Gott», der von Luther angeprangert wurde. Auch wenn es heute keine listigen Pfaffen mehr gibt, die dem Volk zuerst die Qualen des Fegefeuers drastisch schildern und dann einen Ablassbrief zur Vermeidung der Pein verkaufen: Am Prinzip des Ablasses hält die katholische Kirche weiter fest. Das hat zuletzt Papst Paul VI. in der Apostolischen Konstitution Indulgentiarum doctrina im Jahr 1967 bekräftigt, auch Benedikt XVI. hat dieses Instrument eingesetzt. So konnten Gläubige beim Weltjugendtreffen in Köln 2005 einen vollständigen Sündenablass erlangen.

Ablass darf man nicht verwechseln mit der Vergebung der Sünden, die nach der christlichen Lehre nur Gott gewähren kann. Aber auch der Sünder, dem vergeben wurde und der tätige Reue gezeigt hat, muss nach katholischem Glauben noch für seine Taten im Fegefeuer büßen. Dieser Strafe kann man entgehen – auch heute noch durch Geldspenden an karitative Organisationen, durch soziales Engagement oder Pilgerfahrten. In früheren Jahrhunderten wurde der Ablass oft in Tagen bemessen. Gemeint waren Tage der Buße, aber viele Sünder glaubten tatsächlich, dann entsprechend weniger Tage im Vorhof der Hölle schmoren zu müssen.

Der Ablass ist also nicht «heilsnotwendig», wie Paul VI. sagte, aber er kann das Leben nach dem Tod kolossal erleichtern. Eine gute Gelegenheit dazu ist etwa der österliche Urbi-et-orbi-Segen des Papstes. Die Teilnahme kann zum Totalablass führen und ist auch per Radio oder Fernsehen möglich. Aber natürlich nur, wenn der Sünder seine Taten ehrlich bereut und auch ansonsten ein gottgefälliges Leben lebt.

Adenauer sagte: «Was stört mich mein Geschwätz von gestern!»

Stimmt nicht. Der Altkanzler aus Rhöndorf war bekannt für seine lakonischen, manchmal auch drastischen Formulierungen. Und auch dafür, dass seine Meinung durchaus flexibel war, wenn die politischen Umstände es erforderten. Deshalb passt das Zitat eigentlich ganz gut zu ihm.

Aber viele griffige Zitate prominenter Figuren sind einfach nur gut erfunden – oder sagen wir vorsichtiger: nicht belegbar. Der angebliche Adenauer-Spruch wird viel zitiert, aber nirgends findet man eine Quellenangabe. Antje Winter, Leiterin des Adenauer-Archivs in Rhöndorf, ist schon oft danach gefragt worden, und die Museologin ist fest davon überzeugt, dass der Alte den Satz nie gesagt hat.

Für mich ist sie aber ins Archiv gestiegen und hat Belege gefunden für Reden, in denen Adenauer zumindest sinngemäß etwas Ähnliches ausgedrückt hat: nämlich seine Überzeugung, dass jeder das Recht habe, eine als falsch erkannte Meinung zu ändern. Das früheste Zitat stammt aus einer Rede im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf am 12. Oktober 1952: «Sehen Sie, meine Damen und Herren, jeder Mensch, wir alle miteinander und jede Fraktion und jede Partei hat ein Recht, was zu den Menschenrechten gehört, und das ist das Recht, klüger zu werden!» Ein paar Tage später stieß Adenauer auf dem Parteitag der CDU ins selbe Horn: «Ich war bereit – das muss man immer sein –, auch vom politischen Gegner zu lernen; denn jeder von uns hat das Recht, klüger zu werden! Das gilt auch für Parteien; auch für die Sozialdemokratische Partei!» Und schließlich noch ein Satz, der 1958 vor dem Parteivorstand der CDU fiel: «Man muss auch einmal einstecken, was einem sehr unangenehm ist – das tue ich auch von morgens bis abends –, wenn man in der Sache weiterkommt.»

Weise Worte angesichts der bewegten politischen Biographie Adenauers. Als «Geschwätz» hat er seine abgelegten Meinungen von gestern aber wohl nie bezeichnet.

Der Aderlass wird auch heute noch in der Medizin angewandt

Stimmt. Von der Antike bis in die Neuzeit war der Aderlass ein medizinisches Standardverfahren gegen alle möglichen Krankheiten. Gemäß der Vorstellung, dass im Körper ein ausgeglichenes Verhältnis der «vier Säfte» herrschen musste, wurden den Patienten mitunter große Mengen an Blut abgezapft, um diesen Haushalt wieder ins Lot zu bringen. Eine andere Vorstellung war, dass man über das Blut alle möglichen Giftstoffe aus dem Körper «ausleiten» könnte.

Vor allem die Mystikerin Hildegard von Bingen pries den Aderlass als Allheilmittel. Bei abnehmendem Mond solle man dem Patienten «fauliges und zersetztes Blut» abzapfen – eine ähnliche Vorstellung wie die von den «Schlacken», von denen in der modernen Naturheilkunde die Rede ist. Die Unsitte steigerte sich zu einem regelrechten Vampirismus, durch den viele Patienten erst richtig krank wurden und auch starben; so vermutet man, dass ein extensiver Aderlass den ersten amerikanischen Präsidenten George Washington ins Grab gebracht hat.

Nachdem man mehr über den Blutkreislauf des Menschen gelernt hatte, wurde der Aderlass zu Recht aus dem Repertoire der Medizin verbannt. Seit einigen Jahren erfährt die Methode jedoch eine Renaissance unter Naturheilern, vor allem unter Berufung auf die heilige Hildegard. Zum Glück sind die Mengen, die man heute den Menschen prophylaktisch abzapft, nicht mehr lebensbedrohlich, sodass man wenigstens davon ausgehen kann, dass dadurch kein großer Schaden angerichtet wird.

Die wissenschaftliche Medizin hält von dieser «Blutreinigung» wenig. Sie kennt einige seltene Krankheiten, bei denen eine Blutentnahme Teil der Therapie sein kann, zum Beispiel die Polycythaemia vera, bei der sich die Blutzellen übermäßig vermehren – davon sind in Deutschland vielleicht gerade einmal 1000 Menschen betroffen. Oder die Hämochromatose, bei der der Körper zu viel Eisen aufnimmt. Auch wenn der Hämatokritwert zu groß ist, also das Blut zu dickflüssig ist, kann ein Aderlass kurzfristig den Wert korrigieren. Eine solche Maßnahme behandelt aber immer nur ein Symptom, nicht die Ursache der Krankheit.

Menschen mit Albinismus haben rote Augen

Stimmt nicht. Wer jetzt reflexhaft an Heino denkt, dem sei gesagt: Nein, der Schlagersänger leidet nicht an Albinismus (das Wort «Albino» mögen die betroffenen Menschen überhaupt nicht), sondern an der sogenannten Basedow’schen Krankheit. Seine Augen haben eine kräftige braune Farbe.

Den Menschen, die unter Albinismus leiden, fehlt dagegen der körpereigene Farbstoff Melanin. Einer von 17 000 Menschen leidet darunter. Schon seit 1908 ist bekannt, dass dieser Mangel auf einen genetischen Defekt zurückzuführen ist. Inzwischen sind die fünf Gene identifiziert, deren Mutationen zu verschiedenen Erscheinungsformen des Albinismus führen. Manchen fehlt der Farbstoff am ganzen Körper, dann sind Haut und Haare schlohweiß. Bei anderen tritt der Mangel nur in der Regenbogenhaut der Augen auf. Die meisten Betroffenen haben eine angeborene Sehbehinderung, und ihre Augen sind sehr lichtempfindlich.

Das heißt aber nicht, dass die Augen rot sind, wie es etwa bei Albino-Mäusen der Fall ist. Denn menschliche Augen haben auch ohne Melanin eine Grundfärbung.

Das sieht man bei Babys: Die werden fast alle mit blauen Augen geboren, weil ihre Melaninproduktion erst langsam in Gang kommt. Auch bei Menschen mit Albinismus sind die Augen blau oder grau, in einigen Fällen auch hellbraun.

Weil die Färbung allerdings nicht sehr intensiv ist, kann bei manchen Beleuchtungsverhältnissen der rote Augenhintergrund durchschimmern, und die Augen erscheinen rötlich oder violett. Das ist im Prinzip derselbe Effekt, der auf manchen Fotos die Augen der abgelichteten Menschen rot erscheinen lässt.

Die katholische Kirche zahlt für bis zu drei von Priestern gezeugte Kinder Alimente

Stimmt nicht. Natürlich kann ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass nicht schon einmal irgendwo auf der Welt ein Bistum für einen seiner Priester solche Zahlungen geleistet hat, vielleicht sogar mit der Absicht, die unangenehme Affäre damit unter den Teppich zu kehren. Aber gibt es tatsächlich eine solche Regel, nach der die Kirche sozusagen die Haftung für die «Betriebsunfälle» der Gottesmänner übernimmt?

Carsten Horn, Pressesprecher des größten deutschen Bistums in Köln, bemerkt auf die Frage lediglich trocken, dass auch für katholische Priester das «Verursacherprinzip» gelte – jeder Geistliche muss also für die Folgen seiner Taten selbst aufkommen.

Vom Personalchef des Bistums, Prälat Johannes Bastgen, kommt dann noch eine offizielle Erklärung: «Mir ist keine Regel bekannt, wonach die katholische Kirche für bis zu drei Kinder, aber auch nicht bei nur einem Kind die Zahlung von Alimenten übernimmt. In den uns bekannten ganz wenigen Fällen kommt jeder betroffene Priester aus seinen persönlichen Einkünften für den Unterhalt seines Kindes auf.»

Und es gibt eigentlich keinen Grund, an den Worten des Prälaten zu zweifeln – denn Priester sind ja keine mittellosen Kirchendiener, sondern sie bekommen ein durchaus respektables Gehalt, von dem sie (rein theoretisch) im Fall der Fälle auch den Unterhalt für ein, zwei oder gar drei uneheliche Kinder bezahlen könnten.

Beim Kochen benutzter Alkohol verdampft vollständig

Stimmt nicht. Alkohol ist eine beliebte Zutat in der Küche – sei es das Käsefondue mit Weißwein und Kirschwasser, sei es das Coq au Vin oder auch der Pudding mit Amaretto.

Der Alkohol dient ja nur dem Geschmack, sagen sich Hausfrau und -mann, der «verkocht» im Handumdrehen. Aber schon ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt müsste sie eigentlich eines Besseren belehren. Dort steht der Glühwein oft stundenlang auf der Heizplatte, und trotzdem enthält er noch eine Menge «Umdrehungen» und nicht nur Wasser, Nelken und Zimt. Offenbar verträgt Alkohol doch einiges an Hitze, auch wenn sein Siedepunkt niedriger ist als der von Wasser.

Wie viele Prozente bleiben, haben Forscher von der University of Idaho im amerikanischen Städtchen Moscow im Auftrag des US-Landwirtschaftsministeriums erkundet. Wenn eine kochende Soße oder Suppe mit Wein oder Schnaps veredelt und dann vom Herd genommen wurde, waren 85 Prozent des Alkohols beim Servieren noch vorhanden. Je länger die Flüssigkeit kochte, umso geringer war der Wert. Nach einer halben Stunde waren es noch 35 Prozent, und selbst eine Mahlzeit, die im Ofen oder auf dem Herd zweieinhalb Stunden vor sich hin köchelte, enthielt noch fünf Prozent der ursprünglichen Alkoholmenge.

Also Vorsicht mit dem Alkohol, wenn man Gäste hat: Sind Kinder darunter, religiös motivierte Abstinenzler oder trockene Alkoholiker? Dann sollte man vielleicht auf den guten Schuss verzichten.

Alkoholfreies Bier enthält Alkohol 

Stimmt. Jedenfalls für fast alle Marken. Es gibt alkoholfreie Biere, die tatsächlich überhaupt keinen Alkohol enthalten, aber in den meisten ist ein kleines bisschen drin. Beim Marktführer («Nicht immer, aber immer öfter») sind es 0,35 Prozent. Der Gesetzgeber hat festgelegt: Bier mit weniger als 0,5 Prozent Alkohol darf sich «alkoholfrei» nennen. Dieser Alkoholgehalt ist vergleichbar mit dem von Fruchtsaft und Malzbier.

Hat dieser Restalkohol eine physiologische Wirkung im Körper? Die Experten sagen: nein. Man müsste nicht nur riesige Mengen trinken, um rechnerisch auf einen bedenklichen Wert zu kommen. Alkohol wird auch ganz routinemäßig von den Mikroorganismen in unserem Darm produziert. Die geringe Konzentration im alkoholfreien Bier ändert daran nicht viel. Selbst für Leberkranke geht von dem Getränk keine Gefahr aus.

«Trockenen» Alkoholikern raten die Brauer indes von alkoholfreiem Bier ab. Aber das hat vor allem psychologische Gründe. Gemäß dem Werbeslogan «Alles, was ein Bier braucht» sei das Trinkerlebnis zu nahe an «richtigem» Bier, sodass die Gefahr eines Rückfalls bestehe.

In der New Yorker Kanalisation leben Alligatoren 

Stimmt nicht. Es handelt sich hier um eine sehr hartnäckige urbane Legende, sehr schön ist vor allem das Detail, wonach es sich um Albinos handeln soll. Die Geschichte geht so: Reisende New Yorker hätten süße kleine Alligatoren aus dem Florida-Urlaub mitgebracht und sie dann, als sie zu groß wurden, ausgesetzt. In der Kanalisation hätten die Reptilien ein neues Biotop gefunden, sich dort sprunghaft vermehrt und wohl aufgrund der Dunkelheit ihre Farbe verloren.

Es ist immer schwer, die Nichtexistenz von etwas zu beweisen – immerhin sind die New Yorker Kanäle insgesamt etwa 10 000 Kilometer lang. Aber man kann wohl sagen, dass die Kanal-Alligatoren ein Produkt der Phantasie sind. Das Archiv der New York Times verzeichnet eine einzige Alligator-Sichtung am 9. Februar 1935 – drei Jungen erlegten das Tier, das seinen Kopf aus einem offenen Gully steckte.

Der meistzitierte «Beweis» für die Existenz der unterirdischen Population ist das Buch «The World Beneath the City» von Robert Daley aus dem Jahr 1959. Darin wird Teddy May, in den dreißiger Jahren oberster Inspektor der New Yorker Unterwelt, mit einer blumigen Alligatorengeschichte zitiert. May erzählte, wie er Hinweisen von Kollegen nachging und sich auf eine Expedition in die Unterwelt aufmachte. Ein Alligator nach dem anderen tauchte im Lichtkegel seiner Taschenlampe auf. Nicht in den Hauptsielen, sondern in den ruhigen Seitensträngen der Kanalisation. «Die Kolonie schien es sich unter den Straßen der geschäftigsten Stadt der Welt gemütlich gemacht zu haben», schreibt Daley.

Ist die Geschichte glaubwürdig? Edward May war zum Zeitpunkt seines Berichts schon 84, und andere Quellen bezeichnen ihn als legendären Geschichtenerzähler. Reptilienforscher sind sich einig, dass die New Yorker Kanalisation im Winter viel zu kalt für die wechselwarmen Tiere ist. Aber hübsch ausgedacht ist die Legende schon.

Das Gewicht aller auf der Erde lebenden Ameisen ist größer als das Gewicht aller Menschen

Stimmt nicht. Aber um es gleich zu sagen: Die Frage ist nicht exakt zu beantworten, weil es keine Volkszählungen für Ameisen gibt.

Fangen wir mit den Menschen an: Deren Zahl kennen wir ziemlich genau, es sind im Moment etwa 6,8 Milliarden. Bei einer durchschnittlichen Masse von 50 Kilogramm (es gehen ja Kinder und Babys in die Rechnung mit ein) kommt man damit auf eine Gesamtmasse von rund 340 Millionen Tonnen.

Niemand weiß genau, wie viele Ameisen auf der Welt leben. Schon die Zahl der Arten ist nicht genau bekannt, bis heute sind etwa 9000 von ihnen bestimmt, wahrscheinlich sind es aber viel mehr. Der amerikanische Insektenforscher E. O. Wilson schätzt die Zahl aller Ameisen mutig auf 1016 bis 1017, also 10 bis 100 Billiarden. In anderen Quellen ist nur von einer Billiarde die Rede – das ergibt einen Unsicherheitsfaktor von 100!

Nehmen wir einen Wert von 1016 als Grundlage und setzen die durchschnittliche Masse einer Ameise mit 5 Milligramm an (noch so eine mutige Schätzung, denn die Insekten gibt es in vielen Größen), dann beträgt die Gesamtmasse der Ameisen 50 Millionen Tonnen.

Nach diesen Zahlen hat also der Mensch eindeutig die Nase vorn. Das muss aber nicht so bleiben – bisher haben die Taxonomen die Zahl der Insektenarten noch bei jeder Inventur nach oben korrigiert. Erstaunlich ist, dass die Massen tatsächlich eine ähnliche Größenordnung haben. Und die Antwort kann nur eine vorläufige sein.

Man soll Antibiotika nicht mit Milch einnehmen

Stimmt nicht. Jedenfalls ist der generelle Ratschlag «Keine Milch mit Antibiotika» nicht besonders sinnvoll. Letztlich kann nur ein Blick in die Packungsbeilage klären, ob das konkrete Medikament, das der Doktor verschrieben hat, bei der Einnahme mit Milch (oder auch mit Fruchtsäften) seine Wirkung verändert. Interessanterweise findet man diese Warnung sehr häufig im deutschsprachigen Internet, aber selten im englischsprachigen – da führt die Kombination von antibiotics und milk meist zu Seiten, die vor Antibiotika-Rückständen in der Kuhmilch warnen.

Weil ich im Netz eine solche Warnung von einer Mitarbeiterin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte gelesen hatte, habe ich bei diesem Institut nachgefragt. Und siehe da – auch dort steht man «einer generellen Warnung vor der gleichzeitigen Einnahme von Antibiotika mit Milchprodukten eher kritisch gegenüber», sagte mir der Pressesprecher Thomas Grüger. Er schätzt, dass sich weniger als 15 Prozent der oralen Antiinfektiva schlecht mit Milch vertragen (das Wort «Antibiotikum» meidet der Profi). Betroffen sind Tetrazykline (wie Doxycyclin und Minocyclin) und einige Fluorchinolone (insbesondere Ciprofloxacin und Norfloxacin).

Diese Stoffe bilden mit den Kalziumionen in der Milch Komplexe, quasi kleine Kügelchen, die zu dick sind, um die Darmwand zu durchdringen. Statt ins Blut zu gelangen, wird die Arznei verdaut und wirkt dann nicht. Ganz auf Milchprodukte muss man bei diesen Medikamenten nicht verzichten – es reicht, wenn etwa zwei Stunden zwischen Milchkonsum und Medizineinnahme verstreichen.

Die meisten Antibiotika, die standardmäßig bei Infektionen der Atem- und Harnwege verschrieben werden, fallen nicht unter diese Gruppe. Auch Penicillin hat keine negativen Wechselwirkungen mit Milch, übrigens auch nicht mit Alkohol – abgesehen davon, dass man generell bei Einnahme von Medikamenten am besten auf Alkohol verzichtet.

Obstbauern besprühen die Apfelblüten mit Wasser, um sie vor Frost zu schützen

Stimmt. Es klingt paradox, dass eine Eisschicht die Blüten von Obstbäumen und Weinreben vor dem Erfrieren schützen soll, aber es stimmt tatsächlich. Einer Anekdote zufolge soll das ein weinseliger Bauer in der Toskana entdeckt haben. Während seine Kollegen nach einem warmen Frühlingstag aus Angst vor dem Nachtfrost die Beregnungsanlagen in ihren Weinbergen abstellten, torkelte er erst im Morgengrauen aus der Kneipe nach Hause – und seine Reben waren die einzigen, deren Blüten den strengen Frosteinbruch überlebten.

Obstblüten sterben nicht gleich, wenn die Temperatur um den Gefrierpunkt liegt. Gefährlich wird es für sie erst, wenn über mehrere Stunden einige Minusgrade herrschen. Zwei physikalische Phänomene sorgen dafür, dass ein leichter Eismantel sie in dieser Situation schützt: Das erste ist die Isolierung. Eis ist kein besonders guter Wärmeleiter, und die Schicht, deren Temperatur um null Grad liegt, schützt vor einer größeren Kälte in der Umgebungsluft.

Das zweite Schutzprinzip trägt den physikalischen Namen «Erstarrungswärme»: Wenn eine Flüssigkeit den Aggregatzustand wechselt und fest wird, gibt sie Wärme an die Umgebung ab. Bei Wasser sind das 335 Joule pro Gramm – Wärmeenergie, die direkt der Blüte zugute kommt. Das funktioniert sogar noch, wenn die Pflanze schon eine Eishülle hat. Zusätzliche Beregnung sorgt für zusätzliche Wärme. Allerdings ist irgendwann der Panzer zu dick, und ganze Zweige können abbrechen. Die Kunst besteht darin, das Wasser möglichst fein zu zerstäuben und so für eine möglichst lange Zeit kontinuierlich Erstarrungswärme zu erzeugen, ohne dass die Eisschicht zu massiv wird. Wenn der Frost aber mehrere Nächte hintereinander anhält, dann nützt auch die ausgeklügeltste Beregnung nichts.

Man soll Apfelkerne nicht mitessen, weil sie Blausäure enthalten

Stimmt nicht. Zwar enthalten die Kerne von Aprikosen, Kirschen, Mandeln und eben auch Äpfeln tatsächlich die Substanz Amygdalin, die im Körper zu giftiger Blausäure abgebaut wird. Aber so wie drei Bittermandeln keinen Menschen umbringen (dazu braucht es bei Erwachsenen etwa 50), so ist es auch praktisch unmöglich, so viele Äpfel zu essen, dass eine vergiftende Wirkung eintritt.

Viele Pflanzen sind daran interessiert, dass Tiere ihre Samen über die Welt verteilen. Deshalb bieten sie ihnen ihre Früchte als schmackhafte Nahrung an – eine tödliche Vergiftung aller Überträger wäre also völlig kontraproduktiv. Damit aus dem Apfelkern ein neues Bäumchen werden kann, muss er den Verdauungstrakt von Tier und Mensch unbeschädigt durchlaufen, und das geschieht auch meistens. Die Blausäure-Verbindung tritt dabei gar nicht in den Körper über. Nur wer die Kerne zerkaut, inkorporiert das Gift. Vielleicht enthalten die Samen ja deshalb das Amygdalin, unter dem Motto: Iss die Frucht, aber lass bitte den bitteren Kern intakt.

In der Literatur wird ein einziger Fall erwähnt (und nicht sehr gut dokumentiert), bei dem der Verzehr von Apfelkernen zum Tod eines Menschen geführt haben soll. Der Mann, von dem dort die Rede ist, vergiftete sich aber nicht, indem er haufenweise Äpfel aß – er verzehrte eine ganze Tasse voller Kerne.

Asiaten vertragen keine Kuhmilch

Stimmt. Und nicht nur die Asiaten: 75 Prozent der erwachsenen Menschen auf der Erde können Milchzucker (Laktose) nicht richtig verarbeiten, weil sie nach der Kindheit das entsprechende Enzym (Laktase) verloren haben. Dieses spaltet im Dünndarm den Doppelzucker aus der Milch in einfache Zucker. Wenn es fehlt, gelangt unverdaute Laktose in den Enddarm und ist dort ein gefundenes Fressen für Bakterien – Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall sind die Folge. Entwicklungsgeschichtlich gesehen, ist das nicht weiter schlimm – die Frühmenschen verzehrten nach der Kindheit keine Milchprodukte mehr, das Enzym war also überflüssig.

Erst mit der Einführung der Landwirtschaft vor etwa 12 000 Jahren begannen auch Erwachsene, regelmäßig Milch zu trinken. Dass sich die genetisch bedingte Laktase-Persistenz, also die Fähigkeit, auch im Erwachsenenalter Milch zu verdauen, vor allem in Nordeuropa durchsetzte, liegt wohl daran, dass wir besonders auf Milch als Lieferant für Kalzium und Vitamin D angewiesen sind. Während in unseren Breiten nur etwa zehn Prozent der Menschen Laktose nicht vertragen, sind es im Süden Europas 60 Prozent, in Schwarzafrika 95 Prozent und in Ländern wie Thailand fast 100 Prozent.

Die genetische Ursache der Laktose-Unverträglichkeit ist soeben weitgehend geklärt worden: Anfang 2002 berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Genetics von zwei dafür verantwortlichen genetischen Varianten, die sie in einer Reihenuntersuchung von finnischen Familien ausgemacht haben.

In der griechischen Mönchsrepublik Athos sind keine weiblichen Tiere erlaubt

Stimmt. Die Mönchsrepublik Athos, auf dem östlichsten «Finger» der griechischen Chalkidiki-Halbinsel gelegen, genießt eine weitgehende Autonomie und kann es sich deshalb leisten, einige seltsame Regeln aufzustellen. Selbst das Europaparlament, das keine nationalen Extrawürste mag, hat nichts dagegen ausrichten können. Nicht einmal griechische Polizisten gibt es auf der Halbinsel. So sind die internen Konflikte der frommen Männer schon des Öfteren in wüste Schlägereien ausgeartet.

Die Athos-Mönche wollen unter sich sein, und auch als Besucher dulden sie nur Männer. «Avaton» nennt sich diese Bestimmung; sie gilt seit dem Jahr 1045. Und tatsächlich erstreckt sie sich auch auf weibliche Tiere, soweit das überhaupt praktisch feststellbar ist. Der Sinn dieser Regel verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die einzigen Ausnahmen sind Katzen (gegen die Rattenplage) und Hühner. Die wurden erlaubt, weil man ihre Eier brauchte – nicht etwa zum Essen, sondern weil die Ikonenmaler Eigelb brauchen, um ihre traditionellen Farben anzurühren.

Ganz stur sind die Mönche allerdings nicht, sie haben aus humanitären Gründen schon mehrmals Ausnahmen gemacht – zum Beispiel im griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949. Da fanden auch Frauen und Kinder Zuflucht in den abgelegenen Klöstern der Halbinsel.

Es ist schlecht für die Augen, wenn man zu nah vor dem Fernseher sitzt

Stimmt nicht. Vor allem Kindern, die gern regelrecht in den Fernseher hineinkriechen, wird ja oft gesagt, sie würden sich die Augen verderben. Warum tun Kinder das? Sie erreichen damit einen «Breitwand-Effekt», wie ihn Erwachsene im Kino ja auch schätzen. Die Kinder scheint es auch nicht zu stören, dass man wegen der groben Auflösung des Bildschirms von nahem nicht mehr erkennen kann, als wenn man ein paar Meter entfernt sitzt. Und sie können ihre Augen besser auf nahe Gegenstände fokussieren als Erwachsene.

Gesundheitliche Schäden müssen die Eltern aber nicht befürchten. Zwar können nach stundenlangem Glotzen aus kurzer Entfernung schon einmal die Augen brennen, aber das ist eine Ermüdungserscheinung, die vorbeigeht. Dass eine Fehlsichtigkeit durchs Fernsehen entstehen kann, dafür gibt es keinerlei Belege. Allerdings könnte die Angewohnheit, sich sehr nah vors TV-Gerät zu setzen, ein Anzeichen für eine schon bestehende Kurzsichtigkeit sein – ein Anlass, einmal mit dem Kind zum Augenarzt zu gehen.

Das ist natürlich kein Plädoyer für grenzenloses und unbeaufsichtigtes Fernsehen. Ein amerikanischer Augenarzt formulierte es so: «Fernsehen schädigt nicht die Augen von Kindern, sondern das Gehirn!»

Wenn man zu viel schielt, können die Augen stehenbleiben

Stimmt nicht, auch wenn Kinder es noch so oft von den Erwachsenen zu hören bekommen. Selbst auf Augenarztkongressen wird dieses Gerücht immer wieder vorgetragen. Tatsache ist aber: Es gibt keinen einzigen dokumentierten Fall, in dem übermäßiges Grimassenschneiden zum Strabismus (wie das Schielen in der Fachsprache genannt wird) geführt hätte.

Auch Professor Wolfgang Haase, seit 1965 praktizierender Schielexperte an der Hamburger Uniklinik, hat noch kein solches Kind erlebt. «Es kommt vor», erzählt Haase, «dass Eltern zu mir kommen und sagen: Das Kind schielt seit der Party zu seinem dritten Geburtstag.» Er habe aber in solchen Fällen immer festgestellt, dass der Strabismus schon vorher entstanden sein musste. Er fiel den Eltern vielleicht zum ersten Mal auf, als die Kinder bei der Party um die Wette schielten – ein möglicher Hintergrund für die Mär vom Schielen, bei dem die Augen «stehenbleiben» können, wenn das Kind erschreckt wird.

Adolf Hitler ließ die erste deutsche Autobahn bauen

Stimmt nicht. Die erste deutsche, ja sogar die erste europäische Autobahn war die zwischen Köln und Bonn, die heutige A 555. Das 20 Kilometer lange, kreuzungsfreie Straßenstück, das stolze 8,6 Millionen Reichsmark kostete, wurde am 6. August 1932 mit einer Sternfahrt eröffnet, an der sich 2000 Kraftfahrer aus ganz Europa beteiligten. Die Einweihung zelebrierte übrigens der damalige Oberbürgermeister von Köln – Konrad Adenauer.

Die Pläne zum Bau des Autobahnnetzes wurden bereits in den zwanziger Jahren entwickelt, also lange bevor Hitler an die Macht kam. Insgesamt war der Bau von 22 500 Kilometer Autobahn vorgesehen, bevor die Wirtschaftskrise den Plänen ein Ende setzte. Lediglich die Rheinprovinz arbeitete weiter an den Plänen.

Auch die Idee, den Autobahnbau als Beschäftigungsprogramm zu nutzen, stammte nicht von Hitler. Die Hälfte der Kosten für die Köln-Bonner Autobahn wurde aus der Erwerbslosenfürsorge bestritten, und die Baufirmen waren angewiesen, alle Arbeiten ohne Bagger und Förderbänder in personalintensiver Handarbeit durchzuführen.

Hitler kündigte sein Autobahnprogramm im Mai 1933 an. Da war das geplante Netz schon auf 6900 Kilometer Länge geschrumpft. Und der tatsächliche Arbeitsbeschaffungseffekt war eher gering: Es waren nie mehr als 124 000 Arbeiter beschäftigt – Reichsautobahninspektor Fritz Todt hatte 600 000 Arbeitsplätze versprochen. Bis 1945 wurden dann tatsächlich 3800 Kilometer Autobahn gebaut. Zum Vergleich: Heute hat das deutsche Autobahnnetz 11 300 Kilometer.

Es nützt etwas, durchfallende Geldstücke am Automaten zu reiben

Stimmt nicht. «Das ist alles Parapsychologie», sagt dazu Nikolaus Ganske, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Warenautomatenaufsteller.

Das Kernstück von Zigaretten- oder Fahrscheinautomaten ist ein sogenannter Münzprüfer, der das richtige Geld vom falschen unterscheiden soll. Während die eher primitiven Varianten, etwa in Parkuhren, recht leicht zu überlisten sind, testen die modernen Geräte drei Eigenschaften der eingeworfenen Münzen: die Abmessungen, das Gewicht und den Anteil magnetisierbarer Metalle. So können sie auch ausländische Münzen aussortieren, die etwa die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie unsere Geldstücke haben.

Keine dieser drei Eigenschaften wird durch das Reiben der Münze verändert. Allenfalls stark verschmutzte oder rostige Münzen, die so stark verformt sind, dass sie der Automat nicht akzeptiert, kann man durch Kratzen gängig machen.

Eine nicht parapsycho-, aber logische Erklärung, warum viele Zeitgenossen schaben, liefert die Wahrscheinlichkeitsrechnung: Nehmen wir an, wir hätten eine leicht fehlerhafte Münze, die der Automat nur mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit akzeptiert. Nun fällt sie beim ersten Mal durch. Der frustrierte Mensch reibt sie am Gehäuse, wirft sie wieder ein – und in neun von zehn Fällen führt das Reiben zum Erfolg! Ein typisches Beispiel für unsere gestörte Wahrnehmung von Wahrscheinlichkeit: Weil wir gar nicht registriert haben, dass das Durchfallen beim ersten Mal relativ unwahrscheinlich war, führen wir den Erfolg auf das Reiben zurück – sehr zum Missfallen der Automatenhersteller, deren neue Geräte stets nach kurzer Zeit völlig zerkratzt sind.

Man muss heute die Autos noch einfahren

Stimmt bedingt. Früher war das Einfahren eines Neuwagens ein absolutes Muss. Die Hersteller schrieben Höchstdrehzahlen für jeden einzelnen Gang vor, der Motor bekam ein spezielles Einfahröl, das nach 1000 Kilometern gewechselt werden musste – es enthielt dann eine Menge Metallpartikel, die beim ersten Rendezvous von Kolben und Zylindern abgehobelt worden waren.

Diese Zeiten sind passé. Heute ist ein neuer Wagen, auch wenn er nur ein paar Kilometer auf dem Werksgelände bewegt wurde, durchaus von der ersten Minute an belastbar. Das liegt daran, dass die Teile heute besser zueinander passen. Die Toleranzen der Oberflächen sind erheblich geringer. Außerdem hat die «Tribologie», das ist die Lehre von der Reibung, in den letzten Jahrzehnten bessere Öle hervorgebracht, betont Edith Meißner von der Firma Daimler.

Ihr Kollege Harthmuth Hoffmann von Volkswagen stimmt dem grundsätzlich zu. Allerdings gelte auch heute noch: «Zylinder und Kolben müssen einander kennenlernen.» Der Rat für Neuwagenbesitzer: Um lange Freude an ihrem Auto zu haben, sollten sie es auf den ersten 1000 Kilometern ruhig angehen lassen. Das heißt: den Wagen im mittleren Drehzahlbereich bewegen, auch bei schneller Beschleunigung das Gaspedal nur bis zu drei Viertel der maximalen Drehzahl treten. Ein ähnlicher Kennenlernprozess findet übrigens zwischen Bremsbelägen und Bremsscheiben statt, und auch die Reifen haben erst nach einigen Kilometern den optimalen Griff.

Eigentlich gilt das mit dem Einfahren sogar autolebenslänglich: Bei jeder Fahrt sollte man den Motor erst dann voll belasten, wenn er gut warmgelaufen ist.

Autos, die bei einem Unfall in Brand geraten, können explodieren

Stimmt nicht. Auch wenn das im Film oft so dargestellt wird – im Kino herrschen eben eigene Gesetze. Und eines davon scheint zu sein, dass ein Auto, das bei einer Verfolgungsjagd einen Abhang hinunterstürzt, in einem lodernden Feuerball aufzugehen hat. Unfallexperten sind solche Bilder ein Dorn im Auge. «Brennende Autos explodieren nie», sagt Maximilian Maurer vom ADAC, «es sei denn, sie haben Sprengstoff an Bord.» Weil das Bild von der Explosion in vielen Köpfen verankert ist, traut sich bei Unfällen kaum jemand an brennende Autos heran, und so vergehen oft lebenswichtige Minuten.

Ein Fahrzeugbrand beginnt fast immer im Motorraum. Wenn alle Türen und Fenster geschlossen sind, greift das Feuer frühestens nach zehn Minuten auf die Fahrgastzelle über. In dieser Zeit steigen im Innenraum aber die Temperatur und die Konzentration giftiger Gase. Wenn sich bewusstlose Menschen im Wagen befinden, muss dieses Zeitfenster unbedingt genutzt werden, um sie aus dem Auto herauszuziehen! Sind beim Unfall Fensterscheiben zu Bruch gegangen, kann schon nach zwei Minuten der Innenraum brennen.

Und was ist mit dem Tank? Wenn er intakt und verschlossen ist, passiert bei einem Brand meist gar nichts. Selbst wenn er beschädigt ist, gibt es allenfalls eine Verpuffung, keine Explosion. Bei dieser sogenannten Deflagration brennt das Benzin schnell und zischend mit einer Stichflamme ab, es entstehen aber keine Druckwellen wie bei einer Detonation.

Autos mit Kat darf man nicht anschieben

Stimmt nicht. Das würde ja heißen, dass man praktisch kein Auto mehr anschieben dürfte. Denn es gibt kaum noch Benziner ohne Kat, und beim Diesel ist das Anschieben wegen der höheren Kompression sowieso kaum möglich. Wenn man also einmal nachts die Innenbeleuchtung des Autos hat brennen lassen und am Morgen die Batterie schwächelt, muss man dann wirklich den Pannendienst holen, oder darf man sich vom Nachbarn Starthilfe per Muskelkraft geben lassen? Hinter dem Anschiebverbot steckt die Befürchtung, durch die Startversuche könnte unverbrauchter Sprit in die Auspuffanlage gelangen, und dieser könnte sich später, wenn der Wagen wieder läuft, entzünden und den Katalysator schädigen. Die Automobilclubs sehen die Sache gelassener. «Springt das Fahrzeug nur wegen einer leeren Batterie nicht an, spricht nichts gegen ein kurzes Anschieben oder Anschleppen bei kaltem Motor», sagt beispielsweise der österreichische ÖAMTC. Auch der ADAC hat in diesem Fall keine Einwände. Der kurze Schubs, den der Motor zum Anspringen braucht, schadet dem Kat nicht.

Anders sieht die Sache jedoch aus, wenn der Wagen bei warmem Motor und intakter Batterie nicht starten will. Dann liegt das Problem woanders, zum Beispiel in der Zünd- oder Kraftstoffanlage. In dem Fall sollte man langes «Orgeln» mit dem Anlasser ebenso unterlassen wie das Anschieben oder Anschleppen. Denn abgesehen davon, dass es sowieso nichts bringt: Durch solche langen Startversuche kann tatsächlich eine relevante Menge Sprit in den Auspuff gelangen, mit den erwähnten bösen Folgen für den Katalysator.