Cover

Henriette Kuhrt

Männer in Serie

Roman

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Über Henriette Kuhrt

Henriette Kuhrt, Jahrgang 1977, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und arbeitete als Redakteurin bei der «Bunten». Sie veröffentlichte u. a. den Erzählband «Milchmädchenrechnung». Heute arbeitet sie als Autorin, u. a. für die «Neue Zürcher Zeitung» und das Familienmagazin «Nido». Henriette Kuhrt lebt mit Mann und Sohn in München.

Über dieses Buch

Für eine Nacht – der perfekte Mann.

Fürs restliche Leben – die perfekte Katastrophe.

 

Was als One-Night-Stand ohne Frühstück geplant war, hat weitreichende Folgen: Society-Reporterin Katharina wird von Möchtegern-Fernsehstar Rocco schwanger. Der will von dem Nachwuchs nichts wissen, doch Katharina lässt sich nicht unterkriegen: Als alleinerziehende Mutter gelingt ihr der Wiedereinstieg in den Job, und bald schon lernt sie den gutaussehenden Schreiner Christian kennen.

Alles könnte so schön sein, würde nicht plötzlich Rocco wieder auf der Matte stehen. Er ist mittlerweile zu einem richtigen Star geworden und sucht nun auch noch in der Vaterrolle sein Glück …

Impressum

Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, August 2011

Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung any.way, Hannah Krause

(Foto: Greg Paprocki, East nine inc. © Getty Images)

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

ISBN Buchausgabe 978-3-499-25667-7 (1. Auflage 2011)

ISBN Digitalbuch 978-3-644-44771-4

www.rowohlt-digitalbuch.de

ISBN 978-3-644-44771-4

Für Philip

Teil 1

Freitagabend

«Vorsicht vor Männern mit gezupften Augenbrauen!», flüstert Anita mir ins Ohr. Sie steht dicht neben mir, in der einen Hand ihr iPhone, mit der anderen zieht sie meinen Hals zu ihrem Mund. Sie ist schon etwas betrunken, ich rieche eine aparte Mischung aus Bierschmauch und irgendeinem teuren Parfüm, sie kichert etwas Anzügliches in meinen Hals. Ich wünschte, sie würde jetzt mal kurz verschwinden, denn im Gegensatz zu ihr habe ich keine Probleme mit Rocco Försters gezupften Augenbrauen.

Anita ist ein absolutes Pro, was Lifestyle-Finessen angeht, jetzt sehe ich es auch: Seine Augenbrauen haben einen etwas sehr ebenmäßigen Schwung, eine saubere Linie, die seine leuchtenden blauen Augen betonen. Diese Augen! Und dazu Wimpern, die eigentlich eine Frau verdient hätte. Hey, darauf noch ein Bier, und kaum drehe ich mich suchend in Richtung Bar um, da lächelt er mich freundlich an, sagt: «Ich hole uns nochmal was zu trinken», ich nicke und frage mich, ob er auch den Rest meiner Gedanken lesen kann. Ich hoffe nicht.

 

Ich hatte eine harte Woche hinter mir, für die MTV Video Music Awards war ich jeden Abend auf Partys unterwegs gewesen, um Prominente beim Feiern zu beobachten und die Geschichten in die Redaktion zurückzubringen. Ich bin sehr gut im Feiern, und noch besser, wenn meine beste Freundin Anita dabei ist, deshalb ist es meine erklärte Aufgabe, sie in so viele VIP-Areas wie nur möglich zu schmuggeln. Denn zwar kann ich ziemlich gut desinteressierte Stars zum Reden bringen, aber ich habe leider mit einem strategischen Nachteil zu kämpfen: Ich bin gesichtsblind, das heißt, ich kann mir Gesichter nur schlecht merken. Natürlich erkenne ich richtige Stars, und noch viel einfacher geht es, wenn diese Stars aufwendige Frisuren oder einen hohen Wiedererkennungswert haben. Ich rede hier also nicht von Bill Kaulitz oder Heidi Klum. Aber eine Kategorie drunter komme ich schon ins Schleudern, und bei deutschen Serienstars ist es dann komplett vorbei. Das ist natürlich schlecht für die Reporterin eines Society-Magazins, besonders dann, wenn es sich um die Entertainment, das Schlachtschiff des bundesrepublikanischen Tratsches, handelt. Darum gehe ich auf Nummer sicher und nehme Anita zu Partys mit, wann immer es geht. Ihr derzeitiger Job als Verkäuferin in einer winzigen Luxusboutique namens «Alaja» beginnt eh erst morgens um elf, da passt es schon, wenn sie sich mit mir die Nächte um die Ohren haut. Der große Vorteil: Im Gegensatz zu mir erkennt sie nicht nur all die Gesichter, sondern auch die Labels der Stars, was mir am nächsten Morgen in der Konferenz große Momente der Kompetenzsimulation schenkt. Anita und ich auf Partys, das ist also eine Win-Win-Situation.

Heute Abend haben wir nicht nur als Erste gesehen, wie Pussy Cat Doll Scherzinger mit Lewis Hamilton rumgeknutscht hat, ich habe ihr auf dem Weg zur Damentoilette auch noch ein Statement dazu abringen können. «He’s sooo cute, oh my god», strahlte sie mich an, «I haven’t felt like this for ages.» Für Außenstehende könnte dieser Satz nicht ganz zu Unrecht als Gipfel der Banalität durchgehen, aber bei der Entertainment, in der schönen glitzernden Welt der Swarovski-Steinchen, kann man aus so etwas ohne Probleme eine ganze Seite machen. Zumal Anita mit ihrem iPhone ein Top-Foto von den beiden beim Tanzen gemacht hat, supersexy. Meine Chefin Ludmilla wird vor Freude ein kleines Tänzchen hinlegen, so viel ist sicher.

Eigentlich hatten Anita und ich beschlossen, diesen Freitagabend in Ruhe in unserer WG zu verbringen. Basilikum gießen, Wäsche waschen, mal wieder den Anrufbeantworter abhören, bei einem Glas Rotwein «Breaking Bad» gucken und dabei die Fußnägel neu lackieren. Das hat bei mir genau anderthalb Stunden geklappt, bis ich feststellte, dass ich mich mit dem Basilikum langweilte.

«ich mopse mich», schickte ich ihr per SMS, obwohl sie mit angezogenen Knien neben mir auf dem Sofa hockte.

«ick mir ooch», schrieb sie zurück, dann mussten wir lachen.

«So geht das nicht», sagte sie und stand vom Sofa auf, «wir sind sechsundzwanzig Jahre alt und damit offiziell zu jung, um das Recht auf Ausschlafen in Anspruch zu nehmen. Und wir haben den unbestreitbaren Vorteil, dass wir ausgehen können und es trotzdem noch schaffen, am nächsten Morgen frisch auszusehen. Das wird in ein paar Jahren vorbei sein, also sollten wir bis dahin so viele Feste wie möglich mitnehmen.»

«Was ist im Angebot?», fragte ich und stupste ihr dabei mir der Zehenspitze in den Leggins-Hintern.

Sie tippte auf ihr iPhone ein, während sie in die Küche ging. Kurze Zeit später war das Knallen eines Korkens zu vernehmen.

«Heute gibt’s leider nur die Premierenparty von ‹Im Landhaus des Glücks›», sagte sie, als sie mit zwei Sektgläsern, einer Flasche Crémant und unserer diskreten silbernen Partydose in den Händen zurückkam. «Das große TV-Event von Antenne Plus.»

Wir spülten das MDMA mit Sekt hinunter, ich wurde augenblicklich hellwach. Dann zog ich meine Jogginghose aus und meine engste Jeans an, dazu ein gerafftes graues T-Shirt. Puh, Atemprobleme. Warum musste ich eigentlich immer Jeans in Kindergröße kaufen? Noch kurz etwas Haarspray in meine langen blonden Haare, mit den Fingern einmal durchgezuppelt, ein paar dicke, goldene Armreifen, große goldene Ohrringe, Glamour und fertig. Dann warf ich noch ein bisschen Puder und Rouge ins Gesicht, tupfte meine Augenringe weg, Lipgloss und ganz zum Schluss das Highlight, meine High-Heels von Balmain mit den silbernen Reißverschlüssen. Ich hatte sie von meiner letzten – und bislang ersten – Gehaltserhöhung gekauft. 1550 Euro, der verrückteste Preis, den ich jemals für ein Kleidungsstück ausgegeben habe.

Im Laden hatte ich beim Anblick des glatten Leders, der hohen Absätze und der kleinen Reißverschlüsse einen ganz trockenen Mund bekommen. Aber 1550 Euro, das hätte ich bei aller Sorglosigkeit nicht über mich gebracht, wenn mich meine Chefin Ludmilla nicht wenige Tage später mit einem selten freundlichen Gesichtsausdruck in ihr Büro geladen hätte. Nicht, dass meine Gehaltserhöhung ein solches Ausgabenniveau für Schuhe gerechtfertigt hätte. Anita hatte es beinahe die Sprache verschlagen, als ich mit meiner Beute zu Hause ankam. Glücklicherweise hatte sie aber durch ihre Arbeit bei Alaja früh gelernt, Frauen keine Vorwürfe für den Erwerb überteuerter Kleidungsstücke zu machen, solange sie phantastisch schön und hinterher alle glücklich waren.

Anita und ich kennen uns seit unserem ersten Semester Soziologie, gemeinsam besuchten wir die Übung «Strategien der Un/Sichtbarkeit in feministisch-queerer Performancekunst», die von einer großen Frau mit einem asymmetrischen Haarschnitt namens Wiebke gehalten wurde. Anita war von der zähen Langeweile des Studiums bereits genauso erschlagen wie ich, doch während ich mich tapfer durch den Studienplan kämpfte und Semester für Semester mehr «Erledigt»-Häkchen setzen konnte, vertrödelte sie immer mehr Zeit damit, in der Bibliothek amerikanische Modezeitschriften zu lesen und davon zu träumen, selbst Designerin zu werden. Mir hingegen gelang es irgendwie, gleichzeitig gegen den größten Herzschmerz meines Lebens anzufeiern und trotzdem alle Arbeiten zu den geforderten Fristen abzugeben.

Bis zur Zwischenprüfung hielt sie noch durch, doch als dann die erste Hauptseminararbeit drohte, gab sie auf und verbrachte ein Semester damit, jeden Tag in die Münchner Innenstadt zu gehen und die teuren Objekte zu betrachten, die es bei der Damenabteilung von Beck oder in anderen eleganten Geschäften gab. So ging es noch eine Weile, und als ihre Eltern mitkriegten, dass sie an der Uni schon vor längerem gedanklich ausgecheckt hatte, strichen sie ihr das Geld, sodass sie sich einen Job suchen musste. Anita schmiss das Studium und wurde Assistentin von Alaja, einer Münchner Stylistin, die gerade besagte Boutique eröffnet hatte. Angeblich war das eine große Ehre, denn Alaja galt nicht nur als äußerst findige Unternehmerin, sondern auch als die deutsche Rachel Zoe – oder vielmehr die deutsch-irakische Rachel Zoe. Anita hoffte, bei Alaja alles zu lernen, um irgendwann selbst einen Laden aufzumachen oder als Stylistin arbeiten zu können. Doch der Preis war hoch, denn Alaja war zwar nicht nur sehr talentiert und geschäftstüchtig, sondern auch eine etwas zu große Anhängerin des «ehrlichen Wortes» bezüglich des Aussehens ihrer Mitarbeiterinnen und Kundinnen. Ihre Unverschämtheiten schienen den reichen Münchner Frauen allerdings zu gefallen, jedenfalls rannten sie Alaja den Laden ein. Anitas Leben bekam wieder Zug, und ich war froh, sie so energisch wie früher zu sehen.

Wir gingen damals fast jedes Wochenende aus, ich, um meinen neuen Job bei der Entertainment zu feiern, und sie, weil sie so froh war, endlich einen Ort gefunden zu haben, an dem sie ihre Fastination für Mode ausleben konnte, und damit auch noch Geld verdiente. Als sie dann ihr miesepetriger Freund Tom, mit dem sie ein Jahr zusammengelebt hatte, verließ, packte sie kommentarlos seine Kisten und suchte sich eine Mitbewohnerin, mit der man eine gute Zeit haben konnte, nämlich mich.

 

Ich bin nicht ganz in Topform, als ich vor Rocco Förster auf der Premierenfeier stehe, stelle mir aber vor, dass es für ihn auch nicht einfach sein muss. Schließlich hat der Ärmste im «Landhaus des Glücks» mitgespielt, was schon peinlich genug ist, obendrein in der Nebenrolle als erotischer Gärtner mit wenig Text. Da muss ich mir um meinen schlechten Teint nun wirklich keine Sorgen machen.

«Und, wie hat’s dir gefallen?», fragt Rocco und hält mir ein Glas Sekt hin.

«Ja, super, natürlich», antworte ich. Was soll ich sagen? Ein einfühlsames Feuerwerk der Gefühle vor floralem Hintergrund.

«Ich finde auch, dass uns eine wirklich schöne Umsetzung der Romanvorlage gelungen ist», sagt er. «Das ist ja oft nicht leicht bei so komplexen Stoffen.» Ich bin verblüfft. «Und es war auch wichtig für mich, endlich mal wieder einen interessanten Charakter zu spielen», fährt er fort.

Interessanter Charakter? Komplexer Stoff? Wovon spricht der Mann? In dem Film, den ich gerade gesehen habe, verkörpert er einen mehr oder weniger taubstummen Gärtner, der immer dann mit Blumen zur Hand ist, wenn die weibliche Hauptfigur verzweifelt durch die Wiesen stolpert.

«Gerade weil ich so wenig Text hatte, war die schauspielerische Herausforderung besonders groß», erläutert er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich stürze den Sekt hinunter. Sehe seine huskyblauen Augen, seine dunkelblonden Bartstoppeln und seinen lässigen Look aus T-Shirt, Cardigan und grünem Parka. Dazu eine schmale graue Baumwollhose, weiße Ledersneakers mit einem silbernen Stern an der Seite. Super angezogen, und Humor hat Rocco Förster offenbar auch!, gelingt es mir, die Situation schönzureden. Der Alkohol hilft mir dabei. Ich bin hingerissen, und mir ist klar, dass es gleich zu einer exothermen Reaktion kommen wird. Drei, zwei, eins, meins!

 

Zeitraffer an: Sofa, schummrige Ecke, Sekt, Sekt, und einer geht noch, Schwindel und rote Ohren, Oberschenkel aneinander, er bewundert meine Stiefeletten, gut erkannt, dann nimmt er meine Hand, und ich höre nur noch «Taxi». Ich folge ihm durch den Ausgang, sehe Anita noch aus den Augenwinkeln, Rocco geht zur Straße und winkt, ein Wagen bremst, Rocco öffnet die Tür, lässt mir den Vortritt, und wir müssen jetzt ganz schnell entscheiden, ob wir zu mir oder zu ihm fahren, der Taxameter läuft.

Bei 5,90 Euro kommen wir zu dem Ergebnis, dass wir zu ihm fahren. Schon bei 6,30 Euro fühle ich seine Hand auf meinem Knie, bei 7,10 Euro knutschen wir wild und hemmungslos, und dann stehen wir auch schon vor seiner Haustür. Es ist ein glänzend renovierter Altbau, er wohnt im fünften Stock, und ich laufe vor ihm die Treppen rauf, damit er meinen sexy Balmain-Hüftschwung bewundern kann. Oben angekommen, bin ich ziemlich aus der Puste, Rocco natürlich nicht, ich versuche, allzu auffälliges Schnaufen in eine etwas flachere Atmung zu überführen, und hoffe, dass ich nicht schon jetzt eine ganz rote Birne habe, die würde wohl nicht so gut mit meinen Sexgöttinnen-Boots harmonieren. Aber Rocco ist das wurscht, er zieht mich in seine Wohnung, ich sage «Oh!» und «Ah!» zu seinem Sechziger-Jahre-plus-Antiquitäten-Einrichtungsstyle, ein ausgebautes Dachgeschoss, vier Meter hohe Wände, mit so etwas kann man den Ladys natürlich imponieren. Wo er wohl das Geld herhat? Seine Rolle als zweiter Gärtner kann ja nicht so viel einbringen. Da fällt es mir wieder ein: Roccos Mutter war ein angesagtes Model der siebziger Jahre und sein Vater ein berühmter Bühnenschauspieler, alter Künstleradel und ein regelmäßiger Bewohner der Entertainment, der vor drei Jahren unter großem Pomp beerdigt wurde.

Rocco geht zu einem kleinen runden Schränkchen mit vielen Flaschen, das neben einer Säule mitten im Raum steht, er nimmt Gläser, schenkt ein und nach. Wir versenken uns in Küssen, keine Rücksitz-Knutscherei, sondern voller Konzentration und Anmut.

Doch als wir hinterher in seinem Bett liegen und er sanft schläft, da stehe ich auf, sammle im Halbdunkel meine Sachen zusammen, ziehe mich an und setze mich zu ihm auf den Bettrand.

«Ich gehe jetzt», flüstere ich in seinen Schlaf und streichle dabei über seine Bartstoppeln. Er knurrt verträumt etwas, was – je nach Standpunkt – «Bleib bei mir» oder «Bye, bye» heißen kann, spitzt noch kurz die Lippen zu einem Luftkuss und dreht sich dann um. Ich ziehe meine Stiefeletten an und tippele auf Zehenspitzen aus Roccos kleinem Schlafzimmer, werfe noch einen letzten Blick auf diesen makellosen Mann in diesen makellosen weißen Leinenbezügen und ziehe die Tür hinter mir zu.

 

Als ich zu Hause ankomme, ist es Viertel vor fünf, und Anita pennt natürlich schon. Ihre Zimmertür ist geschlossen, ihre Krokopumps von vorhin stehen vor der Toilette. Bei uns sieht es aus, als ob eine Tellermine hochgegangen wäre: verstreute Kleidungsstücke auf dem Bett, Taschentücher mit Schminkresten auf dem Boden, ein angebissenes Brot und ein Trio aus Käserinden sagen sich auf dem Fensterbrett in der Küche gute Nacht. In diesem Müll zu schlafen graust mich fast noch mehr, als im Dunkeln in den Armen des fremden Rocco zu liegen, und so fange ich an, ganz ruhig und überlegt, in meinen Balmain-Schuhen die Wohnung aufzuräumen. Mein Kopf ist klar, obwohl mein Körper sehr schwer und müde ist, vermutlich noch eine letzte Wirkung vom MDMA.

Das Unsinnsgefühl nach einem One-Night-Stand macht sich in mir breit, der fade Nachgeschmack von völlig falsch verbrachter Zeit plus Alkohol. Statt schön und wild fühle ich mich jetzt ziemlich elend, und das, obwohl ich niemandem Rechenschaft schuldig bin. Natürlich, ich kann machen, was ich will, aber gerade deshalb steigt in mir die Angst auf, ich befände mich im freien Fall, ohne Halt und ohne Ziel. Mit einem Mal ist mir so, als holte mich das Chaos meiner Jugend wieder ein, die Zeit, in der meine Welt unvermittelt auseinanderbrach.

Seitdem meine Mutter meinen Vater verlassen und ihn mit den Holzgänsen vor der Haustür allein gelassen hat, um sich in einem Ashram bei Düsseldorf selbst zu finden, wünsche ich mir im Leben nichts mehr als Ordnung. Und während meine Mutter ihre innere Erleuchtung professionalisierte und von Düsseldorf nach Indien zog und mein Vater mit der Situation so überfordert war, dass er den Weg der widerstandslosen Verwahrlosung ging, fing ich an, mein Leben so strukturiert und geregelt wie nur irgend möglich zu führen.

Anita hat mir mal vorgehalten, dass ich im Grunde spießiger als meine Eltern sei – was bei meinen Eltern wirklich keine besondere Leistung ist. Außerdem, das muss ich zu meiner Verteidigung sagen, sind es eher Details, die meine Sehnsucht nach Kontrolle über mein Schicksal verraten: des regelmäßige Anwenden von Zahnseide, Yoga-Übungen und die tägliche Dosis an spanischen Vokabeln, die ich mir mit Hilfe eines kleinen Langenscheidt-Kalenders jeden Morgen zu merken versuche.

Ich habe mal einen Artikel über David Beckham in der Entertainment geschrieben, der davon handelte, dass er zwanghaft ordentlich ist und es beispielsweise nicht ertragen kann, wenn eine ungerade Anzahl von Coladosen in seinem Kühlschrank steht. Damit konnte ich mich vollends identifizieren, denn auch ich mag es, wenn die Dinge rechtwinklig zueinander auf dem Schreibtisch liegen. Glücklicherweise sieht man mir mein Strebertum nicht auf den ersten Blick an, auch das habe ich mit David Beckham gemeinsam. Meine Vorliebe für To-do-Listen, Excel-Tabellen und Nahverkehrsfahrpläne aller Art schlägt sich nur insofern in meinem Aussehen nieder, als es zwar perfekt sein, aber nicht so wirken muss. Glänzende Schuhe, makellose Seidenbluse, reine Haut und ein steter Kampf gegen das eine Kilo zu viel. Dazu eine einkalkulierte Dosis Lässigkeit in Form von wilden Haaren, roten Lippen, sehr vielen sehr dünnen Goldarmbändern, ein paar harmlosen Partydrogen und die eine oder andere Affäre, damit ja niemand auf die Idee kommt, mich nicht für verdammt fabulous zu halten. Aber das ist halt das Schicksal der Frau von heute: Sie muss nicht nur perfekt aussehen, sondern auch noch so tun, als benötige ihre Schönheit keinen Aufwand, und dafür gibt es sogar ein eigenes Wort: sprezzatura. So gesehen kämpfe ich an zwei Fronten; daran, dass in meinem Leben alles in geregelten Bahnen verläuft und ich gleichzeitig auch noch die Aura nonchalanter Lässigkeit verbreite.

Ich blicke auf die kleine Digitalanzeige am Herd, es ist kurz nach fünf, und der erste Hunger macht sich bemerkbar. Ich muss an das Online-Programm der Weight Watcher denken, das ich vor zwei Jahren mitgemacht habe, als ich gerade frisch aus der Uni kam und bei der Entertainment anfing. Zu meiner großen Freude konnte ich dabei feststellen, dass zu sportlichen Aktivitäten auch Sex gerechnet und netterweise wie Fahrradfahren, Schwimmen oder Laufen bewertet wurde, und zwar nach «leichter», «moderater» oder «starker» Betätigung. Neunzig Minuten moderater Sex ergaben elf Weight-Watcher-Punkte, was wiederum hundertfünfzig Gramm Käse entsprach. Ob wir noch welchen im Haus haben? Ich öffne die Kühlschranktür und entdecke eine verlassene Ecke Stilton, mache mir ein wohlverdientes Käsebrot und setze meine Putzarie fort.

Während ich die Küchenflächen mit Klorix abwische, muss ich kurz an Rocco denken. Ob er sich melden wird? Eigentlich ist Rocco nicht so mein Typ, auch wenn er alle Kriterien des Traummannes mit Bravour erfüllt: schön, reich, mächtig. Doch irgendwie berührt mich das nicht. Er ist mir einfach zu abgehoben, zu weit von meinem Leben entfernt. Aber melden sollte er sich trotzdem, allein aus Prinzip. Ich seufze und öffne das Fenster, damit Anita morgen Vormittag nicht in einer Chlorwolke ihren Kaffee trinken muss.

Drei Wochen später

«Kommst du gleich mit in den Supermarkt?», fragt Anita. Wir haben uns heute zur Mittagspause verabredet, was immer ganz gut klappt, da Alajas Boutique nur wenige Minuten von meinem Verlag entfernt ist. Jetzt steht Anita bei mir im Büro, in der Hand hält sie einen Becher Kaffee. Offensichtlich ist er zu heiß, mit spitzem Mund nimmt sie einen kleinen Schluck, zuckt zurück und pustet dann hinein. Gut schaut sie aus, ihre grünen Augen leuchten, die dunklen Haare trägt sie in einem nachlässig aufgesteckten Dutt. Ich bin so froh, dass sie rübergekommen ist, obwohl die herrschsüchtige Alaja ihr nur ungern freigibt.

Draußen ist herrlichster Sonnenschein, in der Ferne kann ich das Alpenpanorama sehen, die Bäume auf dem Parkplatz tragen das letzte Herbstlaub, so als ob der November sich ein wenig ins Zeug legen würde, um seinen schlechten Ruf aufzupolieren. Ein kleiner Spaziergang ist jetzt genau das Richtige für mich, so müde, wie ich bin. Ob ich erkältet bin? Oder einfach nur überarbeitet? Die letzten Wochen musste ich mich besonders anstrengen – Ludmilla, meiner Chefin, war die Sache mit Rocco zu Ohren gekommen.

Sie hatte mich in ihr Büro gerufen, mit ernstem Gesicht die Glastür geschlossen und gleich losgerumpelt: «So geht das nicht, neinneinnein, so geht das nicht, ruinier dir doch nicht alles! Kind, Katharina, Mädchen, du bist doch so begabt, so eine tolle Journalistin, und dann knutschst du mit dem Rocco, und das auch noch in der Öffentlichkeit?»

Ich war völlig schockiert. Ich bin Party-Reporterin, ich arbeitete mit echten Hollywood-Stars und verzweifelten Lokalgrößen, überspannten PR-Damen und wegen Steuerdelikten vorbestraften Managern. Für Champagner gibt es eine Flatrate, die Frauen sind geschminkt wie Mandrills und angezogen wie Teenager. Und dann regt sich jemand über so eine läppische Knutscherei auf? Seit wann sind denn alle hier so … normal?

«Ich, äh, na ja, äh, nun», kam es ein wenig unbeholfen aus meinem Mund. «Ich wusste nicht, dass das so ein … Politikum ist. War doch völlig harmlos. Und ich war auch nicht offiziell als Berichterstatterin da, sondern einfach nur, um ein bisschen zu feiern. Echt, Ludmilla, ich hab mir nichts dabei gedacht, kommt nicht wieder …»

Doch meine Chefin ließ sich nicht beirren. Wenn sie einmal sauer war, dann musste man das ganze lange Zorngewitter über sich ergehen lassen, bis auch der letzte Tropfen abgeregnet war.

«Du repräsentierst unser Magazin auch in deiner Freizeit, verstanden? Dass wir über so etwas überhaupt reden müssen!», fauchte sie. «Reporterin knutscht mit Prominenten: Hast du vor, Aufmacher der Abendzeitung zu werden? Oder interessierst du dich für ein zweites Standbein als Groupie?»

Als Groupie? Das musste ein Scherz sein! Da hätte ich mich ja kaum an Rocco Förster aus der dritten Reihe gewandt.

«Also, von Groupie kann ja wohl kaum die Rede sein», begann ich und sah gleichzeitig Ludmillas Gesicht angesichts meines Widerspruchs noch böser werden. «Ich habe mit Rocco Förster geknutscht und nicht mit dem Dalai Lama! Er spielt den Aushilfsgärtner im ‹Landhaus des Glücks›.»

Ludmilla fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen, zupfte kurz ihren sehr blondgefärbten Pony zurecht, wobei ihre zahlreichen Goldarmreifen klapperten. Diese Geste kannte ich, sie war für Gesprächspartner reserviert, die sie für besonders begriffsstutzig hielt.

«Roc-co För-ster ist der Sohn von E-mil För-ster!», belehrte sie mich. «Und was bitte ist falsch an einer Rolle im ‹Landhaus des Glücks›, wenn ich fragen darf? Ich bin mir sicher, dass viele unserer Leserinnen diesen Film sehen werden. Oder hältst du die allesamt für blöde Gänse? Dann solltest du dir überlegen, ob du hier am richtigen Arbeitsplatz bist.»

Ich gab auf und ließ den Rest des Donnerwetters über mich ergehen, während ich unruhig meine Fußspitze im Kreis drehte, wie immer, wenn ich bei Ludmilla auf dem heißen Stuhl saß.

Nachdem sie mit ihrer Schimpftirade fertig war, besserte sich ihre Laune sichtlich.

«Kindchen», sagte sie in versöhnlicherem Ton und blickte dabei geflissentlich auf ihren aufgeräumten Schreibtisch. «Du weißt auch, dass Rocco mit diesem Model zusammen ist, wie heißt das Mädchen nochmal, Mareike Sterneborg. Dunkelblonde Haare, sehr hübsch, erst bei Topmodel unter den letzten zehn, dann hat sie die Wrangler-Kampagne gemacht.»

Ich seufzte. Klar wusste ich das, Rocco und ich waren nach unserer Nacht sofort Facebook-Freunde geworden. «Rocco is in a relationship», stand dort. Und eine Googlesuche später wusste ich auch den Namen seiner Freundin. Seitdem hatten wir nur spärlichen Kontakt, einmal noch führte er mich höflicherweise zum Kaffee aus, doch das Funkeln jener Nacht wollte ebenso wenig aufkommen wie ein vernünftiges Gespräch. Ich versprach, mich zu melden, während er schon die Nachrichten auf seinem Blackberry checkte. Als wir uns verabschiedeten, dachte ich noch, dass ich ganz gerne mit ihm Schluss machen würde, aber das klappte nicht, denn er rief nie mehr an.

 

Anita steht noch immer im Türrahmen und pustet auf ihren Kaffee ein. «Komm jetzt!», sagt sie, «du weißt, dass Alaja mir die Hölle heiß macht, wenn ich die Mittagspause überziehe.»

Ich nicke, packe meine Handtasche und werfe noch einen prüfenden Blick auf meinen Schreibtisch. Eine Nachricht poppt auf meinem Monitor auf: Die Fotos für die Penelope-Cruz-Geschichte sind da. Viel zu tun, doch heute ist Freitag, Heftschluss ist weit weg, und ich bin echt kaputt.

«Klar», sage ich, «ich muss mich auch beeilen. Schon fertig.»

«Wie läuft’s mit Ludmilla?», fragt Anita, als wir das Verlagsgebäude verlassen. «Alles okay? Hat sie sich wieder beruhigt?»

«Ja», antworte ich, «ich denke schon. Das Rocco-Desaster scheint vorüber. Viel wichtiger ist, dass sie nichts von meiner Gesichtsblindheit mitkriegt.»

Anita kichert. Mein auch Prosopagnosie genanntes Defizit ist für sie ein steter Quell der Freude, nur, weil es mir schwerfällt, Starlet A von Starlet B zu unterscheiden und ich manchmal den «Tatort» nicht kapiere, weil dort zu viele Männer in ähnlichen Anzügen herumspazieren. Dafür kann ich mir gut merken, wer welche Frisur hat, was für eine Bluse trägt. Oder wie jemand sich ausdrückt. Um mir zu helfen, kam Anita irgendwann mal auf die grandiose Idee, aus einigen Ausgaben der Entertainment ein sehr aufwändiges Promi-Memory zu basteln, das sie gelegentlich um aktuelle Stars erweitert. Wir haben schon einige Samstagnachmittage mit dem Spiel verbracht, aber leider hat sich noch kein Trainingseffekt bei mir eingestellt. (Außer bei Barack Obama, den kann ich mir gut merken, weil er der einzige Schwarze im Memory ist. Doch das wollte Anita nicht als Erfolg gelten lassen, stattdessen hat sie mir angedroht, Roberto Blanco hinzuzufügen, um für weitere Verwirrung zu sorgen.)

Auf dem Weg zum Supermarkt holt Anita ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Handtasche. Sie war tatsächlich mal kurz davor, ihre Sucht für immer hinter sich zu lassen, doch dann hat sie dieser Idiot Tom für eine Frau mit dünnen Haaren verlassen. Ich zupfe sie kurz am Ärmel, ein paar mürrische Mädchen in engen Hosen, auch auf dem Weg zum Mittagessen, gehen an uns vorbei.

«Hast du vorhin den Handwerker im Verlag gesehen?», versuche ich uns ein wenig aufzumuntern und hake mich bei ihr ein. Unsere Absätze klackern über das Kopfsteinpflaster, das irgendein Doofidiot vor dem größten Promi-Verlagshaus Europas ausgelegt hat. Als Anita stecken bleibt, hält sie sich kurz an mir fest und zieht den Schuh mit einem kräftigen Ruck aus der Ritze.

«Scheiße», sagt sie, «jetzt muss ich damit schon wieder zum Schuster. Was denn für ein Handwerker?»

«Ludmilla kriegt ein neues Büro», erkläre ich, «und jetzt sind die Schreiner im Haus – oder so was in der Art. Inneneinrichter.»

«Inneneinrichter?», fragt Anita entsetzt. «Ludmilla ist schon so wichtig, dass man ihr einen eigenen Büro-Designer zukommen lässt?»

«Keine Ahnung», antworte ich, «ist ja auch wurst. Was ich sagen wollte: Einer von denen sieht wirklich, wirklich gut aus.»

Sie zieht eine Augenbraue hoch und grinst mich an. «Wenn du einen Mann wirklich, wirklich gutaussehend findest, dann will das ja schon was heißen. Meinst du, du schaffst es, mir sein Gesicht zu beschreiben?»

Mist, denke ich. Ich habe mich gerade mal eine halbe Minute mit ihm unterhalten, da ist es doch normal, dass man jetzt nicht jeden Leberfleck einzeln wiedergeben kann, oder?

«Er war mittelgroß», beginne ich, «und hatte etwas längere, dunkle Haare.» Ich mache eine Pause, und Anita wirft mir einen aufmunternden Blick zu. Einen ironisch-aufmunternden Blick, wenn es so was gibt. Sie grinst, was ich etwas gemein finde. Man lässt sich ja auch nicht von Analphabeten die Speisekarte im Restaurant vorlesen. Oder von Stotterern ein Gedicht aufsagen.

«Und, weiter?», fragt sie streng.

«Dunkle Augen», sage ich, «nein, helle, grün. Und so – Augenbrauen.»

«Toll», sagt Anita, «du machst Fortschritte. Jetzt sag bloß noch, dass er einen Hals hatte.»

«Er hatte ein weißes T-Shirt mit einem aufgerissenen Saum an und eine etwas ausgewaschene Armyhose, in deren rechter Seitentasche ein Zollstock steckte. Dazu hatte er –»

«Nicht die Kleidung», unterbricht mich Anita. «Das Gesicht!»

Ich zucke mit den Schultern. «Vor allem die Haare sahen gut aus. Sie sind sehr glatt, und es sind so viele, dass sie trotzdem unordentlich wirken.» Ich mache eine kleine Pause und versuche noch einmal die Erinnerung an sein Gesicht aus meinem Gedächtnis hervorzupressen. Nichts. «Es geht doch jetzt nicht darum, ob er eine große oder eine kleine Nase hatte», versuche ich mich zu retten, «sondern darum, was er gesagt hat und wie er war.»

Dass ich dem armen Schreiner mit meinen Mörderabsätzen beinahe auf die Finger getreten wäre, unterschlage ich. Ich bog in vollem Tempo um die Ecke in Richtung Ludmillas Büro, als er gerade auf dem Boden hockend eine Leiste festdübelte. Noch während ich erleichtert war, dass ich weder über ihn rübergestolpert war noch seine Hände gebrochen hatte, stellte ich fest, dass er so nah vor mir saß, dass er bei Interesse die allerschönsten Einblicke unter meinen Rock gehabt hätte. Ich hopste einen Schritt zurück, er stand verlegen auf und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

«Das war knapp», sagte ich.

«Kann man wohl sagen», antwortete er.

Ich fühlte meine Ohren vor Verlegenheit rot werden und stellte fest, dass er auch errötete. Sein Kumpel, der gerade dabei war, verschiedene Holzplatten in Ludmillas Büro zu schleppen, pfiff anerkennend durch die Zähne. «Das ist ein Arbeitsplatz, wa?», sagte er. «Was hier für Tussis rumrennen, diese Ärsche, kaum zu glauben.»

«Tut mir leid», sagte der Dunkelhaarige leise, «wir sind nicht alle so.»

«Wir auch nicht», antwortete ich, drehte mich schnell um und flüchtete in Ludmillas Büro.

«Du hast mit dem Aussehen angefangen», verteidigt sich Anita. «Also gut, gehen wir mal zur Ausstrahlung über. Hat er eine Cola Light getrunken, so total erotisch im Gegenlicht?»

«Natürlich nicht!», entgegne ich. «Mir hat einfach gefallen, dass er nicht sofort angefangen hat rumzulabern, sondern eher etwas schüchtern und zurückhaltend war, also ganz anders als die Wichtigtuer, die sonst so im Verlag rumrennen. Das ist alles.»

«Ist ja okay», winkt Anita ab und drückt mich an sich. «Aber sag mal, ist alles in Ordnung mit dir? In letzter Zeit siehst du nämlich echt» – sie sucht nach einem freundlich klingenden Synonym für «fertig» – «angestrengt aus.»

«Hm», schnuffle ich. Der Zigarettenrauch beißt in meiner Nase. «Nee, weiß nicht. Ist dir das so aufgefallen?»

Das ist eine rein rhetorische Frage, denn mir ist natürlich selbst nicht entgangen, dass ich seit Wochen völlig in den Seilen hänge. Um acht Uhr abends müde, auf dem letzten Abendtermin wäre ich beinahe im Stehen eingeschlafen. Bin ich so schnell gealtert? In nur drei Wochen von sechsundzwanzig auf sechstausend Jahre? Darf ich bald in Rente? Meine Haare blau färben? Mit meinem Regenschirm auf Objekte zeigen? Am Teich Enten füttern? Das sind für mich geradezu traumhafte Aussichten.

«Ist es noch wegen der Sache mit Rocco Förster? Bist du enttäuscht, wie das gelaufen ist?»

«Nein», sage ich, und das entspricht der Wahrheit. An Rocco habe ich in der letzten Zeit wirklich überhaupt nicht mehr gedacht. «Das ist schon okay. Es war nur etwas anstrengend, dass mir Ludmilla so einen Anschiss verpasst hat. Ich fand ihn an dem Abend wirklich süß und lustig und gutaussehend und alles, aber», ich suche nach den richtigen Worten, «irgendwie ist die Energie spurlos verschwunden. In der einen Nacht hatten vielleicht Uhrzeit, Ort und Sternenkonstellation gestimmt, aber nachdem sich die Parameter verschoben hatten, hat das Ganze nicht mehr funktioniert. Rocco ist kein schlechter Typ oder so, es ist nur so, dass, keine Ahnung, beide dann gleichzeitig gemerkt haben, dass diese Anziehung irgendwie nicht wiederholbar ist. Bei Tageslicht, ohne Alkohol und Partygeflitter war die erotische Stimmung zwischen uns zusammengefallen wie ein Schoko-Soufflé. Vermutlich ist das der Unterschied zu Liebe: der Glaube an die Wiederholbarkeit des Glücks.»

Anita wirft ihre Zigarette weg und zertritt sie mit der Spitze ihres Absatzes.

«Wirklich?», fragt sie sanft. «Oder redest du dir das vielleicht nur ein? Ich meine, es ist ja immer blöd, wenn man sich in einen Prominenten verliebt, zumal er ja auch noch eine Freundin hat …»

«Das ist es nicht», entgegne ich, «wirklich nicht. Rocco ist so … eindeutig. Er scheint genau zu wissen, wer er ist und was er will. Für Zerrissenheit und Selbstzweifel ist da überhaupt kein Platz. Ich kenne ihn ja nicht so besonders gut, aber ich glaube, er gehört zu den Leuten, die eine glückliche Pubertät hatten. So jemand passt einfach nicht zu mir.»

Anita nickt, berührt leicht meinen Arm und lächelt mich noch einmal aufmunternd an. Unsere Absätze klackern erneut, als wir über das Gitter des Supermarkteinganges gehen. Dieser Laden hier ist riesig und wirklich etwas ganz Besonderes, zwei Etagen, mit allem, was es in der Werbung zu sehen gibt. Obst, dessen Namen ich nicht kenne, Sushi, kilometerweise Süßigkeiten und sogar mein Lieblingstee, PGTips. Ich nehme einen überdimensionalen Einkaufswagen und fülle ihn mit allem, was mir in den Sinn kommt: Cookies-and-Cream-Eiscreme von Haägen Dasz, Smarties, Gemüsedrinks. Der Wagen ist viel zu schnell voll, so sehr bin ich damit befasst, meine Phantasien auszuleben. Ich kriege einen solchen Appetit, dass ich die Smarties sogar schon im Supermarkt aufreiße und mit einer geradezu junkiehaften Geste in meinen Mund rasseln lasse.

Anita geht neben mir her und zieht Stylistinnen-Nahrung, wie püriertes Obst, Nüsse und Reiskräcker, aus den Regalen.

«Mannmannmann», sagt sie beim Anblick meines Trash-Einkaufswagens. «Ich würde von so einem Zeug sofort total fett werden.»

«Haha», lache ich zurück, während ich mir noch ein paar Smarties in den Mund stecke. Dann wird mir plötzlich ganz schwarz vor Augen. Kann es sein … ist es möglich, dass … oh Gott, nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein! Ich werfe einen Blick auf die merkwürdige Ansammlung von Proll-Essen in meinem Wagen, dann biege ich blitzschnell in den Gang mit den Tennissocken ein, denn weiter hinten, neben den Lesebrillen und den fleischfarbenen Unterhosen, ist meines Erachtens die Sektion für Damenhygiene, und da muss ich dringend mal hin. Waren da nicht mal Schwangerschaftstests? Gibt es so etwas überhaupt im Supermarkt? Verdammt.

 

Bislang habe ich mit mir selbst das Abkommen getroffen, mich erst dann über eine Katastrophe aufzuregen, wenn sie auch tatsächlich eingetroffen ist. Der Test funktioniert am besten morgens, und bis dahin versuche ich die Ruhe zu bewahren. Doch als ich in der Früh mit zitternden Fingern nach der Secou-Femme-Schachtel greife, ist es mit der Contenance vorbei. Nicht durchdrehen, denke ich, als ich ins Badezimmer gehe und die Tür hinter mir schließe. Ganz ruhig bleiben, rede ich mir gut zu, als ich die Schachtel öffne. Tief durchatmen!, befehle ich mir, als ich den Test in der Hand halte.

«Nichts!», sage ich zu Anita, die erwartungsvoll in der Küche steht. Ich halte ihr den Test triumphierend hin, ein klarer rosa Streifen in dem Kontrollfenster und in dem anderen – nichts. «Siehst du», sage ich und falle ihr vor Erleichterung fast um den Hals, «alles ist gut. Kein Roccobaby. Keine Probleme.»

Sie streichelt mir über den Rücken und sieht mich erleichtert an.

«Gut», sagt sie.

«Ein Fehlalarm», sage ich.

«Ein Fehlalarm», wiederholt sie.

Ich nicke.

«Darf ich mal sehen?», fragt sie.

Ich nicke und gebe ihr den Test. Nicht schwanger! Nicht schwanger! Mein Leben kann weitergehen, hurra! Ich gehe zum Kühlfach und nehme das restliche Häagen-Dasz-Eis heraus.

«Du-hu, Kika», höre ich Anita, als ich schon die Schublade nach einem kleinen Löffel durchwühle. Ihre Stimme klingt ernst. «Bitte schau doch mal her.»

«Was denn?», sage ich, drehe mich um. In der einen Hand halte ich den Topf Cookies and Cream, in der anderen den Löffel.

«Du, Kika, da ist doch noch ein zweiter Streifen. Ganz hell. Man sieht ihn kaum.»

Und dann merke ich, wie es ist, wenn alle Probleme, die man gerade hat, annulliert und für unwichtig erklärt werden, weil ein viel größeres die Bühne betritt. Schlechtgeführte Interviews, ein Kilo zu viel, Ärger mit PR-Agenten, Zank mit der Telekom – kein Thema mehr. All das tritt in den Hintergrund und wird von einem einzigen neuen Problem überstrahlt, das unübersehbar in Anitas Hand liegt. Nein, denke ich, das will ich nicht! Ich will meine unwichtigen Sorgen zurück, ich will mein altes, gut organisiertes Leben mit seinen kleinen Widrigkeiten wiederhaben. Ich schreibe doch keine To-do-Listen, versehe meine Fotos in einer eigens dafür geschaffenen Fotodatenbank mit Datum, Ortsangabe und Namen der auf den Bildern befindlichen Menschen, sortiere meine Pullover nach Farben in der Reihenfolge des Regenbogens, nur, damit ich jetzt ungewollt schwanger werde, denke ich. Und dann macht mein Verstand einen letzten, vergeblichen Versuch, das Wichtige mit Hilfe des Unwichtigen zu verdrängen, eine Art mentales David-gegen-Goliath-Prinzip:

«Das geht nicht», sage ich ernst, «ich habe mir doch gerade erst eine neue enge Jeans für zweihundert Euro gekauft, wie soll ich denn da reinpassen, wenn ich jetzt schwanger bin?»

Anita schaut mich erschrocken an, dann lasse ich Eis und Löffel fallen, schnappe meinen schwarzen Mantel, stolpere an ihr vorbei, aus der Wohnung heraus, in den Wintermorgen. Ich höre, wie Anita hinter mir herläuft, die Treppen runter, und renne durch die Straßen, an Menschen mit Wochenendeinkäufen, glitzernden Weihnachtsbäumen und Promo-Weihnachtsengeln vorbei, so lange, bis mir an einer Bushaltestelle die Luft ausgeht.

Anita ist zur Stelle, legt den Arm um mich und zieht mich auf die Bank, und gemeinsam sitzen wir da, während ich weine, weine und weine.

Am Abend

Schwanger. Anita sitzt mir gegenüber und schweigt. Vor uns liegen die Reste einer Tiefkühlpizza, das Einzige, was wir noch im Haus hatten. Wir sind immer noch sprachlos. Ich kann nicht einmal mehr weinen. Ich blicke auf das Beweisstück, den Test. Anita hatte recht, in dem zweiten Fenster war eine weitere, feine rosa Linie zu sehen. Wo kam die denn auf einmal her? War die Wartezeit nicht schon längst um gewesen? Und wie kann sich ein Schwangerschaftstest denn verdammt nochmal umentscheiden?

«Du musst es ihm sagen», durchbricht Anita die Stille. Sie steht auf, geht zum Kühlfach und gießt sich einen Wodka ein. «Für dich nicht!», beantwortet sie meinen sehnsüchtigen Blick und nimmt einen viel zu großen Schluck.

Oh Gott, Rocco Förster, denke ich. Was soll ich jetzt tun? Ich weiß nur eines: Wegmachen gilt nicht. Ich kann das nicht. Bei aller Liebe für geordnete Verhältnisse. Ich muss an meine Mutter denken, die mir vor kurzem aus ihrem Ashram ein Paket mit ein paar Armbändern aus großen, bunten Plastiksteinen geschickt hat, zusammen mit einem Zettel und der Bitte, sie doch an die Mode-und-Produkte-Redakteurin der Entertainment weiterzuleiten, der Ashram brauche dringend Geld. Ich bezweifle, dass sie sich für ein Enkelkind gleich nach Europa begeben würde. Und was meinen Vater angeht, der ist viel zu weit von einem bürgerlichen Leben entfernt, als dass er mir eines wünschen könnte. Trotzdem, ich glaube, er würde sich freuen.

Also, wegmachen ist schon mal keine Option, und ich betrachte es als Errungenschaft der Emanzipation, dass ich allein ein Kind großziehen kann, ohne dass mir irgendwelche Leute mit dem Vorwurf des Lotterlebens in den Ohren liegen werden. Ich lege die Hand auf meinen Bauch, so als könne ich das Pünktchen, das sich da in mir breitmacht, irgendwie beschützen.

Natürlich habe ich mir das ein wenig anders vorgestellt. Bislang habe ich für gewisse Prinzipien und ein nicht überzogenes Konto in meinem Leben gekämpft. Ich habe meine Zukunftsträume vor allem mit Konsumphantasien und beruflichem Erfolg ausgestattet und natürlich mit der großen Liebe, dem Richtigen, den es irgendwann zu treffen und zu heiraten galt. Nicht, dass meine Eltern mich jemals auf dieses Lebensziel angesetzt hätten – die hatten ja völlig andere Probleme –, sondern ich habe mir das so gewünscht. Erst ein bisschen Beruf und Fun, dann irgendwann Verlobungsring, Wattepuschelhochzeit und eine Schwangerschaft, von mir aus auch mit Wasser in den Beinen und blauen Adern am Busen.

Und ich habe mir auch schon ausgemalt, in welchem Rahmen ich diese Botschaft dem glücklichen Vater überbringen würde. Ein großer Moment natürlich, Liebling, Liebster, ich muss dir was sagen, ein Restaurant vielleicht und Kerzenlicht, der Brillantschmuck (möglicherweise ein schmaler Armreif), den genau dieser Mann mir schon zuvor geschenkt hat, würde dezent funkeln, und wir wären beide so ergriffen, dass wir vor lauter Rührung keinen Ton mehr rausbringen könnten. Jetzt muss ich erst mal die Telefonnummer des zukünftigen Vaters herausfinden, denn ich habe mir letzte Woche ein neues Handy gekauft, und irgendetwas ist beim Synchronisieren der Nummern schiefgelaufen.

Anita steht neben mir, als ich mein Telefon trotzdem nach seiner Nummer durchforste, aber nur die seiner Agentin finde.

«Willst du die vielleicht anrufen?», fragt sie mitleidig.

Das geht natürlich nicht. Sie schickt mir Roccos Nummer am Ende auf einer Autogrammkarte. Oder sagt, nein, Handynummern geben wir grundsätzlich nicht raus, und der Rocco ist momentan sehr beschäftigt, aber er ruft Sie nächste Woche gerne an?

Es ist so demütigend.

«Facebook», sage ich.

Na klar, Rocco und ich sind ja Facebook-Freunde. Es ist zwar nicht sehr elegant, aber ich werde ihm eine Mail schreiben und ihn nochmal um seine Nummer bitten. Also schleppt Anita mein Notebook an und stellt es auf den Tisch.

«Du darfst jetzt nicht mehr so schwer tragen», sagt sie und schenkt sich noch einen Wodka ein.

Was ist das? Eine Übersprunghandlung? Ich wische mir die fettigen Pizzafinger an der Jeans ab, schalte den Computer an und logge mich ein.

Auf Roccos Profil ist einiges los. Er hat ein neues Bild, offenbar eine professionelle Aufnahme, seine Stirn ist angeschnitten, im Hintergrund sehr scharfgestochene grau-weiße Wolken vor blauem Himmel. Darunter eine Reihe von Kommentaren, circa zweihundert Frauen haben den «Mir gefällt das»-Button gedrückt. 1534 Freunde. Des Weiteren ein Gruß von Mareike, offenbar von einer Party: «Förster, wo steckst du? Sind schon im Glamadrama hinten.»

Ihr Foto ist, ganz im Gegensatz zu Roccos, kaum zu erkennen, nur ein schmaler Rücken ohne Kopf und ein Stück blasser, schmaler Hals, dunkelblonder Pferdeschwanz, eine Strähne hinters Ohr geklemmt. Sie ist so hübsch, dass sie es noch nicht einmal nötig hat, ihr Gesicht zu zeigen, weil es ohnehin jeder kennt. Verdammt.

«Rocco eine Nachricht senden», steht dort unter Roccos Profilbild. Ich atme tief durch und beginne zu schreiben:

«Lieber Rocco, hier Kika. Ich muss SEHR dringend mit dir sprechen, aber ich habe mein Telefon verloren. Bitte schick mir deine Nummer so schnell wie möglich oder ruf mich unter 0164 778 45 23 an. Viele Grüße und bis gleich. K.»

Und weg damit. Ich starre auf den Bildschirm und scanne die verschiedenen Statusmeldungen meiner eigenen Freunde. «Habe Kopfweh», schreibt die eine, der andere hat zurzeit kein Internet und entschuldigt sich für nicht beantwortete Mails. Faszinierend. Was wäre, wenn man hier mal etwas wirklich Aufregendes reinschreiben würde? Kika Schneider «ist schwanger und braucht ganz dringend die Handynummer von Rocco Förster».

Als ich gerade aufstehen will, poppt ein kleines Fenster am unteren Rahmen der Facebook-Seite auf. Es ist Rocco, er hat meine Mail gelesen und ist gerade im Chat.

«hey, kika, süße», schreibt er, «wie geht’s?»

«danke, ganz okay», antworte ich, «kannst du mir mal bitte deine handynummer schicken? ist wichtig.»

«was ist denn los?», fragt Rocco. «was passiert?»

«kann ich jetzt nicht im chat schreiben», tippe ich, langsam ungeduldig. «gib mir mal deine nummer, dann rufe ich dich an.»

«ist grad schlecht, süße», kommt prompt die Antwort. «vielleicht morgen?»

«bitte gib mir mal deine handynummer!», beharre ich.

«du, nimm’s jetzt echt nicht persönlich, aber meine handynummer gebe ich echt ungern raus. kennst das ja von der arbeit, für schauspieler ist es nicht so gut, direkt von journalisten angerufen zu werden.»

Ich bin sprachlos.

«???»

«kleiner witz», schreibt er zurück, «0172 772 7712

«ich rufe dich morgen früh an.»

«klar, aber was gibt es denn so dringendes?»

«kann man jetzt nicht auf facebook klären.»

«ist es wegen arbeit? Ich bin bald in ner neuen serie am start, das wäre bestimmt auch für die entertainment interessant.»

«nee, privat», antworte ich.

«na los, komm schon», schreibt er, «jetzt bin ich echt gespannt.»

Okay, denke ich, er wollte es nicht anders. Dafür wurde facebook zwar bestimmt nicht erfunden, aber was soll’s?

«ich bin schwanger», tippe ich. Und return. Roccos Antwort lässt nicht lange auf sich warten.

«herzlichen glückwunsch», schreibt er, «das ist ja toll. und wofür brauchst du so dringend meine handynummer?»

Jetzt reicht es mir. Ich schließe das Facebook-Fenster und stehe auf. Setze mich auf die breite Fensterbank, die Anita mit Kissen dekoriert hat. Es ist der gemütlichste Ort in unserer kleinen Wohnung, von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf München. Die Stadt ist schön und stabil wie immer, bislang hat mich ihr Anblick in Krisen beruhigen können. Anita setzt sich neben mich und legt ihre Hand auf mein Knie.

«Das kriegen wir schon hin», sagt sie und trinkt den letzten Rest Wodka aus. «Das kriegen wir schon hin.»

«Du bist betrunken», sage ich.

«Das macht nichts», sagt sie, «das kriegen wir schon hin.»

«Meinst du?»

«Na klar. Du und ich und das kleine Wesen in deinem Bauch.»

Am nächsten Morgen

Rocco nimmt nach dem ersten Klingeln ab.

«Hör mal», beginnt er das Gespräch, als er meine Stimme erkennt. Ich atme tief durch. Ich bin zu Hause, Anita musste zu Alaja. Sie hat mir angeboten zu warten, aber ich wollte das nicht. Ich muss da jetzt alleine durch. «Auf so etwas habe ich jetzt echt ü-ber-haupt kei-nen Bock. Ich weiß auch wirklich nicht, wie du auf die Idee kommst, ausgerechnet bei mir mit einer so saudummen Lügengeschichte anzukommen», donnert er los, bevor ich überhaupt etwas gesagt habe.