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Nr. 26

 

Im Niemandsland

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Nachdem der Lichtbote nach seinem Sieg über die Finsternis die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner.

Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das, von Dämonenpriestern angeführt, einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.

Natürlich gibt es auch Kräfte, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels angehen! Da ist Mythor, den man den Sohn des Kometen nennt, und da sind die Vertreter verschiedener Stämme und Völker, die sich auf Burg Anbur sammeln, um einen Feldzug gegen die Caer zu beschließen.

Man plant, die entscheidende Schlacht gegen die Caer im Hochmoor von Dhuannin zu schlagen, und trifft die entsprechenden Vorbereitungen.

Zu diesen Vorbereitungen gehört auch das Aussenden von Spähern, die die Lage beim Gegner erkunden sollen. Einer der Späher ist Mythor – er hält sich auf IM NIEMANDSLAND ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Held der Lichtwelt als Kundschafter.

Gapolo ze Chianez, Lamir und Buruna – Mythors Begleiter.

Meystral – Ein wegekundiger Rebell.

Cannon Boll – Anführer der Rebellen von Elvinon.

Arruf – Ein zwielichtiger Mann.

1.

 

Der Ugaliener, der sich triefend nass ans Ufer gerettet hatte, spuckte Wasser und fragte dann: »Warum drehen sich die Räder? Warum erzeugen sie nutzlose Wellen und Geräusche?«

Lorana lächelte den nassen Krieger an. Sie fürchtete ihn nicht und erwiderte: »Mein Ziehvater Vercin, der mich aus der Lorana rettete, weiß es. Die Lichtwelt wird untergehen, wenn die Wasserräder der Mühlenarche stehenbleiben.«

Der Mann blickte unschlüssig auf das Langhaus, das wie ein Schiff aussah, das am Ufer gestrandet war. Verwundert fragte er: »Ich weiß, dass eine große Schlacht bevorsteht zwischen den Mächten aus der Dunkelwelt und der Lichtwelt. Deswegen ziehen wir Ugaliener mit Flößen zum Hochmoor. Wer bist du? Was tust du hier?«

Lorana entgegnete: »Ich bin Lorana. Ich heiße wie der Fluss. Ich füttere das Einhorn meines späteren Geliebten.«

Der Ugaliener starrte Lorana an, als wäre er überzeugt, eine Wahnsinnige vor sich zu haben. Vom Süden kam ein warmer Wind. Seine Feuchtigkeit schien jedes Lebewesen zu lähmen und verrückt zu machen. Wieder fragte er:

»Späterer Geliebter? Einhorn? Ein Name für den Fluss und für dich? Und was ist dein Ziehvater, dass er mit drei Wasserrädern den Untergang der Lichtwelt verhindern kann?«

Lorana sagte mit Nachdruck: »Mythor wird mich mit sich nehmen, wenn er aus der Großen Schlacht kommt. Er reitet das schwarze Einhorn mit den feurigen Augen. Ich heiße so, weil ich dort«, sie deutete auf den schnell dahinströmenden Fluss, dessen Wasser rot wie Blut schien, »geboren bin. Mein Ziehvater, der Mautner, ist ohne sehende Augen. Aber in seinem Verstand schaut er die Dinge und weiß mehr als alle anderen. Er sagt, dass niemand entkommt, wenn das Große Schaurige Horn ertönt. Willst du ein warmes Bier?«

Der Ugaliener stieß einen gurgelnden Laut des Schreckens aus, warf Lorana einen wirren Blick zu und wandte sich zum Fluss. Als ein Baum dahertrieb, dessen Stamm und Aststummel weiß und aller Rinde entkleidet waren, sprang er in die Lorana und klammerte sich an das Holz. Er schrie gellend, dass es über den Fluss hallte: »Lieber ertrunken als bei zwei Wahnsinnigen wie euch!«

Noch hörte man das Große Schaurige Horn nicht. Lorana ging zurück ins Haus, streichelte das Fell des Bitterwolfs und fütterte das Einhorn.

(Geschehen im Land Darain).

 

*

 

Der Mann in der Rüstung eines Caer-Anführers beugte sich über Mythor. Die feingeschliffene Schneide des Dolches funkelte im Licht des Lagerfeuers. Die vier Gefangenen hielten den Atem an. Nur scheinbar ruhig fragte der Anführer:

»Was macht dich so sicher, dass wir keine Caer sind?«

»Das Wappen von Elvinon auf dem Schild dort hinten.«

»Das kann nicht alles sein, Mann! Wie ist dein Name?«

»Ich bin Mythor. Und ...«

»Halt. Wir sollen eure Verbündeten sein? Woher kommt ihr wirklich?«

Mythor wagte das Äußerste – und sagte die Wahrheit. Unruhig bewegten sich Lamir, Buruna und Gapolo ze Chianez.

»Wir kommen von Graf Corian, von seinem Hauptquartier auf dem Eulenberg. Er schickte uns, um auszukundschaften, was die Caer planen, und wie es am Hochmoor aussieht. Wir haben grässliche Dinge gesehen und zweimal einen Zug von Geißlern und Bußgängern getroffen, der die Caer mit der Gelben Pest in die Flucht jagte.«

Noch immer droht der Dolch.

»Du hast uns jetzt die vierte Wahrheit erzählt, und alle sind sie verschieden, deine Wahrheiten. Wir wollen Beweise.«

Buruna mischte sich ein und sagte herausfordernd:

»Jeder, der Graf Corian kennt, kennt auch seine Burg. Dort war ich die begehrteste Liebessklavin, ehe ich frei wurde und mich Mythor anschloss, den sie den Sohn des Kometen nennen und der meistens auf einem schwarzen Einhorn reitet. Zufrieden? Schneide uns endlich los, Mann!«

»Ich riskiere es. Vier gegen vierzig – ihr habt keine Chancen. Selbst wenn ihr nicht das seid, was ihr zu sein vorgebt.«

»Wir geben nicht vor, hungrig zu sein, wir sind es!«, rief Lamir. »Ich, Lamir von der Lerchenkehle, werde die Nacht für alle mit Klängen und Gesängen würzen als Dank, wenn wieder das Blut durch meine Handgelenke strömt.«

»Meinetwegen!«, sagte der Mann und durchschnitt die Lederriemen an den gekreuzten Handgelenken. Die Gefangenen standen auf und massierten sich die Gelenke.

Ein Krieger kam mit einem Krug in den Händen auf die Gefangenen zu. Der Krug enthielt starken, dunklen Wein. Seit sie die Mühle mit Vercin und Lorana verlassen hatten, war ihr Essen ungewöhnlich dürftig gewesen. Jeder von ihnen nahm mehrere tiefe Schlucke. Als Mythor den Krug absetzte, fragte er:

»Wer seid ihr nun wirklich, ihr Männer in den Rüstungen der Caer?«

»Wir sind Widerstandskämpfer aus Elvinon, nur einige von rund fünftausend, die einen Tagesritt entfernt warten.«

»Es beruhigt mich, dies zu hören«, sagte Gapolo ze Chianez und stellte sich vor. »Ihr wusstet auch nicht, dass die Caer, zusammen mit Arbeitsgruppen aus Bauern und Kriegssklaven, entlang der Yarl-Linie Menhire aufstellen. Es wird ein Zingel daraus, eine lange Reihe Steine wie ein Zaun. Und da wir Dämonenpriester sahen, wissen wir, dass der Zingel eine schwarze, magische Bedeutung erlangen wird.«

Er suchte sich aus den achtlos aufeinandergeworfenen Waffen die Teile seiner Ausrüstung hervor und legte sie an. Mythor band den Helm der Gerechten an seinen Gürtel und schob das Gläserne Schwert neben seinen Oberschenkel.

»Wir sind tatsächliche keine Caer«, sagte er und grinste breit. »Schon allein aus diesem Grund bitten wir um die Reste des Bratens.«

»Gern! Dort drüben!«

Während die vier Kundschafter aßen und die vierzig Männer immer wieder die begehrenswerte Figur der Liebessklavin musterten, erfuhren Mythor und seine Freunde, dass sich die Widerständler aus Beuterüstungen und den Kleidern von gefallenen Caer verkleidet hatten. Auf diese Weise konnten sie ungefährdet in dem leeren Gelände operieren.

»Fünftausend Kämpfer?«, fragte Lamir. »Worauf warten sie? Auf Vercins Schauriges Horn?«

»Auf die Ankunft von Herzog Krude. Er wird uns alle in die Schlacht führen!«, erklärte ein Mann aus Elvinon.

»Dein Helm ist unvergleichlich kostbar!«, murmelte ein anderer, an Mythor gewandt. »Hast du keine Angst, dass man ihn dir stiehlt?«

Mythor hob den Helm der Gerechten hoch und sagte:

»Natürlich sind die Edelsteine echt. Selbstverständlich habe ich bisweilen die Angst, dass mir jemand den Helm stiehlt. Aber jeder andere, der ihn aufsetzt, leidet darunter. Oft wird er wahnsinnig.«

Er hielt den Helm ins Licht des Feuers.

»Ist jemand da, der ihn aufsetzen will? Wenn der Wahnsinn einsetzt, reiße ich den Helm von seinem Kopf.«

Einige Männer lachten.

»Auf diesen magischen Unsinn verzichten wir gern.«

»Behalte dein kostbares Monstrum!«

»Gern«, sagte Mythor zufrieden. Gapolo deutete mit der Hand, die den Krug hielt, auf Mythor und sagte:

»Dieser Mann hat mir mehrfach das Leben gerettet. Unterschätzt ihn nicht. Er ist ein gewaltiger Kämpfer.«

»Dann kann er ja mit uns und Herzog Krude zusehen, wenn Graf Codgin unsere Kriegserklärung übergibt. Die Caer werden zittern, wenn wir ihnen gegenüberstehen.«

Mythor musste lachen; das Selbstbewusstsein der elvinonischen Rebellen schien ungebrochen zu sein.

»Ich komme gern mit!«, bestätigte er. »Ich weiß aber nicht recht, was ich von eurer Zuversicht zu halten habe. Der Tag des vollen Mondes ist nicht mehr sehr fern, auch nicht der Tag der Wintersonnenwende, an dem die große Schlacht geschlagen werden soll. Ich sage euch, dass es mehr als nur ein Gemetzel geben wird – denn die Caer und ihre Dämonenpriester werden alles tun, um mit Schwarzer Magie ihr Reich zu vergrößern. Ich fürchte nicht den Kampf. Ich fürchte diese Magie und ihre Folgen!«

»Wahr gesprochen!«, stimmte Gapolo zu. Wieder erhob sich lautes Gelächter in dem Kreis der Männer. Einer rief:

»Wir gehen in den Lagern der Caer ungehindert ein und aus. Wir reiten hin, sehen alles und kommen ungeschoren zurück.«

»Daher auch eure Verkleidung!«

»Ja. Auch für euch haben wir Rüstungen und Waffen und alles andere. Und auch Caer-Pferde haben wir!«

»Ein Vorschlag, der überlegenswert ist. Dann wäre unsere Tarnung noch vollkommener«, antwortete Buruna. Der Anführer stierte ihre kaum verhüllte Brust an, dann murmelte er:

»Du hättest große Schwierigkeiten, in einem Caer-Halbpanzer unterzukommen. Aber – ganz Elvinon wartet auf die Zeichen. Das ganze Land wird sich gegen die Caer erheben, wenn es nötig ist.«

»Drudin, ihr Oberster Dämonenpriester, ist auf der Insel geblieben und mischt sich nicht in den Kampf!«, schrie ein Mann und warf einen Kloben ins Feuer. Ein anderer lachte:

»Wir fürchten die Schwarze Magie nicht. Sie kann nicht wirken, wenn sich Tausende und Abertausende zum Kampf versammeln!«

»Ohne Drudins Erscheinen haben wir nicht viel zu befürchten!«

»Die Heere der Caer lagern vor den umkämpften Städten!«

»Sie werden nicht rechtzeitig zum Hochmoor von Dhuannin kommen können!«

Jeder rief etwas anderes. Aus der Menge der Antworten entnahmen die vier Kundschafter, dass zumindest die Männer aus Elvinon sich nicht fürchteten. Aber Mythors Meinung änderte sich dadurch nicht: Er hatte zuviel gesehen und wusste, über welche Kräfte die Dämonen-Priester verfügten.

Er entsann sich seiner Überlegungen – hatte er nicht glühende und schattenhafte Linien dort gesehen, wo die Düsterzone sich ausbreitete, durch die magischen Linsen des Wahrsagers? Hatte nicht der Name »Luxon«, den ihm der hinterlistige Junge zugerufen hatte, in ihm düstere Empfindungen hervorgerufen? Waren nicht die nächsten Monde seines Lebens von merkwürdigen Aussagen und Prophezeiungen vorbestimmt? Die Tage, in denen der sichelförmige Mond sich füllte, würden nicht so leicht und angenehm sein, wie diese rauen Männer glaubten. Und sein Weg zum Koloss von Tillorn? Würde er jemals seine Ziele erreichen? Er lehnte sich zurück und sagte müde:

»Habt ihr Wachen aufgestellt, Männer?«

»Hätten wir euch in der Maske der Geißler sonst so frühzeitig bemerkt?«

»Gut. Dann können wir also sicher schlafen.«

»Seid unbesorgt.«

»Das Zeug ist in der Scheune«, sagte der Anführer. »Schlaft euch jetzt aus. Sucht euch einen Platz. Morgen zeigen wir, wie die Widerstandskämpfer von Elvinon ein Dorf besuchen, das voller Caer steckt.«

Mythor und die anderen waren mehr als müde. Sie fanden einige Decken, nahmen noch einen Schluck Wein und warfen sich in der Scheune auf das feuchte Stroh.

 

*

 

In den Tagen des zunehmenden Mondes änderte sich der schwüle Südwind nicht. Aber am Himmel zogen schon bei Sonnenaufgang Wolken auf. Mythor und seine Freunde wuschen sich am Brunnen des Bauernhofs, der von seinen Besitzern verlassen war. Nach einem kurzen Imbiss brach rund um den Hof fieberhafte Tätigkeit aus. Pferde wurden gezäumt und gesattelt. Die Krieger vervollkommneten ihre Ausrüstung und sahen die Waffen nach. Ein erster Trupp brach auf, um den Weg zu erkunden.

Mythor verpackte den Helm der Gerechten in eine Satteltasche. Gapolo ze Chianez kam gähnend herbei und führte ein Caer-Pferd hinter sich.

»Glaubst du daran, was diese Männer denken? Dass die Caer nur ein riesengroßes Täuschungsmanöver aufbauen?«

Gapolo war kaum noch zu erkennen unter dem Caer-Helm, dem Halbpanzer, der die schwarze Lilie auf weißem Grund verdeckte, mit seinen Schwertern, die in Caer-Schwertscheiden steckten. Er drehte die Spitzen des Bartes, seine grünen Augen funkelten optimistisch.

»Es ist etwas Wahres dran. Sonst wären wir in der Nacht von Caer-Patrouillen belästigt worden. Es sind wenige Caer in diesem Teil des Landes.«

»Ich bleibe abwartend!«, sagte Mythor. »Mir schwant Böses. Außerdem mag ich nicht, wenn Krieger so prahlen!«

»Wir werden sehen, wenn wir an Ort und Stelle sind«, tröstete ihn Gapolo. »Kann ich dir helfen?«

Der schwarzhaarige Mann aus dem Stamm Worsungen sah tatsächlich aus wie ein Caer. Die Waffen, die er selbst benutzte, waren in den schweren, ausgebeulten Satteltaschen. Mythor schnallte sich eine lederne Schwertscheide an und schob das leuchtende Gläserne Schwert hinein. Dann musste er trotz seiner üblen Laune grinsen. Gapolo folgte dem Blick von Mythors Augen und lachte hellauf.

»So tragen wir auch zur Unterhaltung vor der Schlacht bei. Deine Freundin, Mythor!«, sagte er.

Buruna versuchte sich mit Lamirs Hilfe als Caer-Krieger zu verkleiden. Der Vorgang war sehenswert. Ihre hochgedrehten Zöpfe passten in das Schwammfutter des Helmes, aber beim Versuch, ein Lederhemd, darüber ein leichtes Kettenhemd und darüber einen Brustharnisch anzuziehen, bildete sie den Mittelpunkt eines Kreises von zehn oder mehr Kriegern. Es herrschte ausgelassene Stimmung, und Burunas pralle Brust verschwand schließlich unter drei Schichten Kleidung und Rüstung.

Buruna schüttelte sich und schrie wütend:

»Ihr braucht nicht zu lachen! Wenigstens sieht man, dass ich eine Frau bin!«

»Welch eine Frau!«, rief Mythor und unterdrückte ein Schmunzeln. »Aber du wirst einem Mann immer ähnlicher!«

Buruna sprang auf ihn los und zischte ihn an.

»Du mit deinem Pergament! Zuerst Lorana, und jetzt lachst du über mich! Ein schöner Liebhaber!«

Mythor sprang zur Seite. Die Krieger stießen grölendes Gelächter aus. Mythors Lächeln besänftigte Buruna nur teilweise.

Schließlich legte die junge Frau die restlichen Stücke der Ausrüstung an. Auch der Barde versuchte, mit Hilfe von Waffen und Ausrüstung einen Caer zu imitieren, aber er wirkte nicht überzeugend. Gapolo winkte ab und brummte:

»Reiten wir. Schließlich wird es wohl nicht ernst werden.«

»Und ich sage dir«, bekräftigte Mythor seine eigenen Überlegungen, »dass diese Männer eine grässliche Überraschung erleben werden ... und wir mit ihnen.«

Gapolo hob die Schultern und ritt an. Mythor folgte ihm, und sie waren fast die letzten von rund vier Dutzend Reitern mit einigen zusätzlichen Packpferden.

Erst jetzt, nachdem sie den ausgestorbenen Bauernhof hinter sich gelassen hatten, sahen die Kundschafter genau, wie das Land aussah, durch das sie in der Nacht gekommen waren. An vielen Stellen, wo keine Sonnenstrahlen hinfanden, lagen Verwehungen schmutzigen, körnigen Schnees. Die Pferde hatten es nicht leicht, voranzukommen, denn der Boden unter ihren Hufen war schwer und tief.

Die Sonne stieg höher, aber immer wieder trieb der Südwind graues Gewölk nach Norden und vor der leuchtenden Scheibe vorbei. Kein Vogel sang, kein Tier sprang aus den krummen Ackerfurchen auf. Schweigend schlossen Gapolo und Mythor auf und ritten neben Lamir und Buruna fast an der Spitze der zweiten Gruppe.

»Wie weit ist es noch?«, fragte Gapolo nach einer Weile. Der falsche Caer drehte sich halb herum und erwiderte knapp:

»Morgen, gegen Mittag!«

So erstaunlich es auch war, aber die Widerstandskämpfer sahen nicht einen einzigen Caer. Ohne Pause ritten sie weiter, bis die Sonne tief in den Nachmittag sank. Als Mythor den Kopf hob, sah er den ersten Wagen einer langen Kolonne.

»Gapolo! Caer!«, stieß er hervor. Augenblicklich waren sie beide gespannte Aufmerksamkeit.

Die falschen Caer handelten völlig überlegt.