7ge an Informationen und Kenntnissen, damit unse-rem Tun keine Grenzen mehr gesetzt werden. Nähen kann gelernt werden! Eine wichtige Information, und erstaunlicherweise entwickeln wir uns immer weiter, wenn wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Dieses Buch könnte Ihre »ABC-Fibel der Finger-fertigkeit« werden und ist eine gute Grundlage für Ihr zukünftiges Schneiderleben. Die wunderbaren Kandidaten bei »Geschickt eingefädelt« hatten eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben zu bewälti-gen und haben diese, jeder einzelne, auf ganz indi-viduelle Art und Weise realisiert. Nähen und Schnei-dern heißt eben auch, frei zu sein. Und Schnitte zu verändern und zu personalisieren ist immer erlaubt und macht jedes Kleidungsstück zu einem Unikat. Sie werden einige Anleitungen in diesem Buch wiedererkennen, sich vielleicht an unsere Kandidaten erinnern und sich selbst an den Aufgaben versuchen. Ich habe während unserer Sendung viel Neues erlebt und auch einiges dazugelernt, einige unserer Kandidaten hatten ihre ganz persönliche Verarbei-tungstechnik und haben auch hin und wieder meine bisherige Vorstellung von einer sinnvollen Reihenfol-ge ins Wanken gebracht. Aber eines verbindet mich doch mit allen Hobbyschneidern: die Liebe zum Genähten und die unbändige Freude am Gestalten. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit mit den Näh-beispielen und Anleitungen. Versuchen Sie sich an den Schnitten und lernen Sie dazu, um sich und Ihre Lieben mit selbstgemachter Kleidung zu verwöhnen!Und sollte uns allen mal der Strom ausgehen, dann nähen wir einfach weiter … mit der Hand. Herzlichst, Guido Maria Kretschmer
Nähen und Schneidern lässt sich gut mit Kochen und Backen vergleichen: Es braucht eine Idee, eine zuweilen nicht zu unterschätzende Auswahl an Zutaten und eine Reihenfolge, die – wenn das Ergebnis beglückend sein soll – im günstigsten Fall auch eingehalten werden sollte.Die Basis der Schneiderei ist immer ein motivierter Nähbegeisterter und etwas Technik in Form einer funktionstüchtigen Nähmaschine, einer Stromquelle, eines Tischleins, eines Bügeleisens, von etwas Garn in unterschiedlichen Stärken, einer Stoff und einer Papierschere, Nähnadeln, Steck nadeln, Schneiderkreide, eines Maßbandes, eines Grundschnitts aus Papier und vor allem eines schönen Stoffs! Genau aus dem Letzteren, dem Stoff oder einem Gewebe, kann unter Verwendung all der zuvor aufgeführten Dinge etwas Wunderbares werden: Etwas Neues entsteht!Der entscheidende Unterschied zum Gekochten und Gebackenen ist der Umstand, dass wir es mit Freude tragen können und langfristig Komplimente dafür ernten. Das schafft kein Pudding und keine Hefeschnecke!Die Basis für ein gern getragenes Kleidungsstück ist immer auch der perfekte Stoff. Einer, der mit dem anzufertigenden Modell eine optimale Verbindung eingeht. Jedes Material hat seine Eigenschwaft, das gilt übrigens auch für alle Kurzwaren oder Nähutensilien und in letzter Konsequenz auch für uns. guido maria kretschmer
14futter, ZwiSchenfutter und einlage Es gibt eine Reihe von diskreten Helfern, die großen Einuss auf Fall, Sitz und Passform eines Kleidungsstücks haben.futterEin Futter verbessert den Tragekomfort eines Kleidungs-stücks, hält es in Form, erhöht seine Lebensdauer und ist preiswert. Seidig-glatte Futterstoffe aus Acetat oder Polyester gibt es in allen Farben, ganz gleich, ob Sie ein farblich abgestimmtes oder ein kontrastfarbiges Futter bevorzugen. Wichtig ist, dass der Futterstoff leichter – jedenfalls nicht schwerer – als der Oberstoff ist. Für ein wendbares Kleidungsstück müssen beide Stoffe gleich schwer sein.ZwiSchenfutterIn der professionellen Schneiderei werden diese Materi-alien für Jacken, Westen und Mäntel (siehe Seite 58–63 und 136–145) verwendet, die formstabil sein und gut wärmen sollen. Die Teile werden aus festem, nicht zu dickem Stoff wie Nessel, Flanell oder angerauter Baum-wolle mithilfe der Schnittmuster für das Futter zugeschnit-ten. Sie müssen akkurat auf den Stoff geheftet werden, damit sie sich beim Zusammennähen nicht verschieben können.einlagenEinlagen, meist mit Beschichtung zum Aufbügeln, ver-steifen den Stoff, verhindern Dehnung oder verbessern die Formstabilität. Sie werden beispielsweise für Belege, Bündchen, Kragen und Manschetten verwendet. Die Einlage sollte leichter sein als der Oberstoff. Für Stoffe aus Wolle und Seide sind lose Einlagen empfehlenswert. Vor allem Seide kann beim Aufbügeln von Einlage dauer-haft faltig werden.bündchenVerSteifungFür Bündchen eignet sich Einlage zum Aufbügeln, traditi-onelles Ripsband oder fertig konfektioniertes Stanzband, das in verschiedenen Breiten erhältlich ist.korSettStäbchenTraditionelle Korsettstäbchen bestanden früher aus Walknochen und wurden in genähte Stofftunnel gescho-ben. Moderne Korsettstäbchen aus Polyester, die auch als Meterware angeboten werden, sind einfacher zu verarbeiten, denn sie können direkt auf den Stoff genäht werden.
15Stoffe Vorbereiten und ZuSchneidenAuch wenn Sie am liebsten sofort loslegen möchten, sollten Sie sich die Zeit nehmen, den Stoff vor dem Zuschneiden vorzubereiten. Es wär doch ein Jammer, wenn ein Modell, auf das Sie viel Zeit und Mühe verwendet haben, in der ersten Wäsche einläuft.Achten Sie beim Stoffkauf auf das Pegeetikett am Stoffballen, fragen Sie gegebenenfalls nach und machen Sie sich Notizen. Viele Modestoffe aus Baumwolle, Leinen und Mischgeweben können in der Waschma-schine gewaschen werden. Wolle und Spezialstoffe, die nur chemisch gereinigt werden dürfen, können Sie ohne Vorbehandlung zuschneiden. Anschließend wird der Stoff mit dem Dampfbügeleisen geglättet – ausgenommen selbstverständlich Materialien wie Nylon oder Neopren, die nicht gebügelt werden dürfen. Falls der Stoff begra-digt werden muss, ziehen Sie nahe an der Schnittkante in Querrichtung einen Faden heraus (siehe auch Schräg-streifen, Seite 178–179) und schneiden Sie den Stoff entlang der so entstandenen »Linie« gerade ab. Jetzt kann zugeschnitten werden. Einen Schnittauageplan, aus dem hervorgeht, wie die Schnittmusterteile auf den Stoff gelegt werden, nden Sie auf dem Anleitungsbogen jedes gekauften Schnitt-musters und auch bei den Anleitungen zu den Modellen in diesem Buch. Falten Sie den Stoff und legen Sie die Teile gemäß Plan auf. Wichtig ist, die Papierschnitte sorgfältig glatt zu streichen, damit sie ganz ach auf dem Stoff liegen. Schneiden Sie die Teile dann mit einer scharfen Schneiderschere zu. Lesen Sie in der Anleitung nach, ob im Schnittmuster schon die Nahtzugabe berück-sichtigt ist oder nicht! Die Breite der Nahtzugaben kann sich auch unterscheiden; meist sind es 1 bis 1,5 cm. Bei einem eng anliegenden Kleidungsstück kann der Unter-schied allerdings viel ausmachen, also aufgepasst!MarkierungenübertragenNach dem Zuschnitt müssen alle Markierungen auf den Schnittmustern akkurat auf alle Stofagen übertragen werden. Dazu gibt es verschiedene Methoden.kopierrädchen und kopierpapier Ein Kopierrädchen sieht aus wie ein kleines Pizza-Schnei-derad mit Zacken. Zum Anzeichnen brauchen Sie außerdem Schneiderkopierpapier, das in verschiedenen Farben erhältlich ist – man soll die übertragene Kontur schließlich gut auf dem Stoff erkennen können. Legen Sie auf jede Stofage ein Stück Schneiderkopierpapier, darauf den Schnittmusterbogen. Wenn Sie dann mit dem Rädchen mit etwas Druck über eine Markierung fahren, erscheint diese als gestrichelte Linie auf dem Stoff. Für kleine Kreise, Dreiecke oder Punkte zeichnen Sie mit dem Rädchen ein Kreuz an. kreide und textilStifte Mit der Spitze solcher Stifte wird das Schnittmusterpapier durchstochen, um Punkte auf dem Stoff anzuzeichnen. Ist dies auf der oberen Stofage geschehen, legen Sie das Schnittmuster auf die nächste Lage und wiederholen den Vorgang. MarkierungSfädenFür Abnäher und andere Linien nähen Sie mit doppel-tem Faden in einer Kontrastfarbe lange, sehr lockere Vorstiche durch Schnittmuster und Stoff. Schneiden Sie die Stiche über dem Papier durch und heben Sie das Schnittmuster vorsichtig ab. Dann heben Sie die obere Stofage an und schneiden Sie die Fäden zwischen den Lagen durch. So bleiben in den Stofagen kurze Fäden zurück, die später leicht herausgezupft werden können. Zum Markieren von Punkten genügt ein einzelner Stich.
Ein Schnittmuster ist vergleichbar mit der Bauzeichnung eines Architekten – unerlässlich für die perfekte Proportion und Funktionalität. Vier Wände und ein Dach sind auch eine Art von Haus und einige Stofagen zusammengenäht eben auch Kleidung. Ein Schnittmuster ist als Basis zu verstehen, es kann per-fekt nachgearbeitet ein Garant für ein gut sitzendes Kleidungsstück sein. Einige Modelle kann ich aus der Hand zuschneiden, aber auch nur, weil ich es schon so oft getan habe. Glei-ches gilt für eine freie Drapierung an einer Schneiderpuppe. Als Basis ist ein Grundschnitt unerlässlich, aber mit etwas Geschick lässt sich jedes Modell nach eigenem Gusto verändern. guido maria kretschmer20