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Stefan Brönnle
Geistige Wesen

Stefan Brönnle

GEISTIGE
WESEN

Engel, Elementale
und das Ätherische

 

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Bücher haben feste Preise.

2. Auflage 2012

Stefan Brönnle

Geistige Wesen

© Neue Erde GmbH 2012

Alle Rechte vorbehalten.

Titelseite:

Fotos: shutterstock.com (andreiuc88;

Iurii Davydov; Ali Mazraie Shadi)

Gestaltung: Dragon Design, GB

Satz und Gestaltung:

Dragon Design, GB

Gesetzt aus der Rotis

eISBN 978-3-89060-186-1

ISBN 978-3-89060-601-9

Neue Erde GmbH

Cecilienstr. 29 . 66111 Saarbrücken . Deutschland . Planet Erde

www.neue-erde.de

Inhalt

Geistige Wesen

Einführung: Das Wesen des Bewußtseins

Geist – was ist das?

Das Drei-Welten-Modell

Teil 1 – Geistige Wesen: Fassen, was nicht zu fassen ist

Ein Blick in die Geschichte

Wenn Götter zu Geistern werden

Der Mythos vom Fall der Engel

Der Genius loci

Was Denker über Geister dachten

Paracelsus – Das Wirken in den Elementen

Rudolf Steiner – Die Evolution des Geistigen

Marko Pogacnik – Von der emotionalen Intelligenz in der Natur

Naturwesen in der psychologischen Betrachtung

Willi Hellpach – Anthropomorphismus und Geopsyche

C. G. Jung und Aniela Jaffé – Archetypen seelischer Zustände

Exkurs: Die Welt des Ätherischen

Prana, Qi und Lebenskraft

Noch einmal: Die drei Welten

Bildekräfte

Die vier Elemente-Äther

Naturwissenschaftliche Betrachtungen

Felder höherer Ordnung

Die Theorie der Subquantenfelder

Solitonähnliche Erscheinungen

Von Skalarwellen und Ätherwirbeln

Teil 2 – Geistige Wesen

Conclusio: Vom Wesen der Wesen

»Gespaltenes Bewußtsein«

Der Bewußtseinsfokus

Mit wem spreche ich, wenn niemand da ist

Der Tanz des Äthers

Übung: Naturwesen erfahren

Die Annäherung

Übung: Die Verbindung von Himmel und Erde

Übung: Die Schwelle in die Anderswelt

Die äußerliche Erfahrung

Die innerliche Erfahrung und Kommunikation

Andersartig und doch gleich – Elementale

Golem und Frankenstein

Wieviel Person hat der Mensch?

Willensakte und unbewußtes Kräftewirken

Elementale – Sonderformen

Übung: Elementale erschaffen, erspüren und einverleiben

Fürchte dich nicht! – Das Reich der Engel

Ein Blick in die Religionen

Mittler und Erscheinungsform des Göttlichen

Feuer und Licht – Der Körper der Engel

Sonderfall: Landschaftsengel

Übung: Weite deinen Geist

Wieviel Seele hat der Mensch? – Die Welt der Seelenreiche

Anatomie der Seele

Bewußtsein und Seelenanteile

Jenseitsreiche und Paradieswelten

Seelentore – Seelenwege

Ins Licht – Über die Arbeit mit dem, was bleibt

Was ist nötig, damit ein Kontakt zustande kommt?

Was wird wahrgenommen?

Was ist zu tun?

Übung: Bin ich? Habe ich?

Übung: Körperportale in die Jenseitswelt

Von der Präsenz des Göttlichen

Gott und Götter

Die Göttin – ein weiblicher Gott?

Erdbewußtsein und die Kraft der Materie

Übung: Der Geist der Materie in uns

Freiraum schaffen

Der Geist der Materie in uns

Das Unsichtbare wird sichtbar

Wasser – Pflanze – Stein

Wenn die Erde leuchtet…

Und wieder Kugeln – ORBS

Abbildung unsichtbarer Wesen

Kommunikation mit der künstlichen Intelligenz

Schlußbetrachtung: Unser Leben im Lebendigen

Was heißt hier »übernatürlich«?

Übung: Wesenhaftes umgibt uns

Literatur

Abbildungsverzeichnis

Adressen

Geistige Wesen

Geistwesen, Naturwesen, Elementare, Elementale, Engel, Seelen, Phantome, Geister… Namen und Benennungen gibt es unglaublich viele. Der Raum um uns ist, so scheint es, erfüllt von geistigen Wesenheiten.

Island gar hat Elfenbeauftragte, die sicherstellen sollen, daß das Zusammenleben zwischen Mensch und Geistwesen harmonisch verläuft: 1963 sollte bei Akureyri ein Öltank für eine Fischfabrik gebaut werden. Zu diesem Zweck mußte ein Felsen gesprengt werden. Doch beständige Pannen, Mißgeschicke und Unfälle verhinderten dies. Daraufhin beschloß der Gemeinderat von Akureyri, den Öltank nicht zu bauen.

1953 wurde eine Straße nach Kárstödum gebaut – mit notwendigem Sicherheitsabstand zu einem »Feenhügel«. Die »Huldur« sollen nicht gestört werden.

Ich gestehe, vor 25 Jahren entlockte mir ein Thema wie Elementarwesen nur ein müdes, überhebliches Lächeln. Als meine Schwester mich ein »Geistwesen«, einen »Zwerg« fühlen lassen wollte, konnte ich nur die Augen verdrehen. Innerlich zwar, denn ich wollte sie ja nicht verletzen, aber wirklich ernst konnte ich die Sache nicht nehmen.

Heute, 25 Jahre später, blicke ich auf Erfahrungen zurück, die einem Rationalisten nicht nur die Augen verdrehen würden: Kameras, die nur an bestimmten Orten nicht funktionieren, Knacken und Poltern im Haus, ein Klatschen, das einen aufwachen läßt. Dies sind noch Begebenheiten, die man schnell wegrationalisieren kann. Deutliche Berührungen, das Gefühl etwas auf der Schulter sitzen zu haben und ähnliches – solche Erfahrungen würden wohl als Halluzinationen abgetan. Doch eines meiner tiefgehendsten Erlebnisse war sicherlich die kurzzeitige seelische Verschmelzung mit einem Naturwesen. Diese erlaubte es mir, die Welt in ihrer ätherischen Präsenz sehen zu dürfen, so wie sie normalerweise von Naturgeistern erlebt wird. Ein wahrer Farbenrausch, ein sich beständig veränderndes Gewebe aus Beziehungssträngen, Pulsationen und alles durchdringender Belebtheit. Ein Drogenrausch? Vielleicht könnte es so gedeutet werden, wenn ich jemals LSD genommen hätte. Aber das habe ich nicht.

Vielleicht müssen wir uns damit abfinden, daß solcherlei Erfahrungen ganz normale Prozesse unseres Bewußtseins sind, Fähigkeiten, die unser linkshirnig-dominanter Verstand in unserer materialistischen Kultur nicht zulassen will und darf, die aber seit jeher ganz natürlich waren und es z.T. heute noch in schamanischen Kulturen sind.

Geistige Wesen wahrzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren, ist meines Ermessens nichts Übernatürliches. Es ist die gleiche natürliche Fähigkeit, mit der wir spüren, daß wir verliebt sind. Wir wissen es ganz einfach. Ein Naturwissenschaftler würde vielleicht einen veränderten Pulsschlag und Hormonspiegel feststellen, doch dem Wesen des Verliebtseins würde er damit keinen Schritt näher kommen. Die Welt verändert sich durch diesen Zustand. Unser Bewußtsein verändert sich, und manchmal geschehen sogar sehr ungewöhnliche Dinge: Man weiß, wann der Partner anrufen möchte, ob es ihm gut geht oder nicht und manchmal gar träumt man tatsächlich den gleichen Traum. Ist Liebe also etwas Übernatürliches? Ich denke nicht. Nicht alles, was sich in Zahlen ausdrücken läßt, ist natürlich, und nicht alles, was sich so nicht definieren läßt, ist übernatürlich.

Die Arbeit an und mit geistigen Wesen, mit Naturwesen, Elementalen, Engeln und nichtinkarnierten Präsenzen (um den Begriff »Verstorbene« zu meiden), ist ein wesentlicher Bestandteil geomantischer Arbeit. Sehr, sehr häufig haben geistige Wesen einen deutlichen Raumbezug: Orte, an denen wir sie spüren, Wege, die in Sagen und Legenden genannt sind, numinose Stellen in Kirchen, u. a. Deshalb ist der Umgang mit geistigen Wesen ein Werkzeug, das man als Geomant beherrschen sollte. Ein harmonisches Haus kann manchmal nicht allein durch die Einhaltung elektrobiologischer Kriterien, die Berücksichtigung von Wasseradern, die Gestaltung nach Feng Shui-Gesetzen oder anderen Analogiesystemen wie der Standortastrologie geschaffen werden. Manchmal bedarf es der Kommunikation mit nicht sichtbaren »Mitbewohnern«, so wie auch fleischliche Mitbewohner aufeinander eingehen müssen, um harmonisch zusammenleben zu können.

Dieses Buch führt ein in die Welt nicht sichtbarer Bewußtseins-Entitäten, geistiger Wesen. Zunächst möchte ich meine Leser dort abholen, wo ich vor ungefähr 25 Jahren gestanden habe. Um ein solches »Etwas« überhaupt wahrnehmen zu »dürfen«, mußte ich meinen Verstand besänftigen. Ich mußte ihm Futter geben, und so beleuchtete ich das Phänomen »geistige Wesen« von den verschiedensten Seiten. Nur um festzustellen: So absurd ist das gar nicht. Verzichtet man auf Reizwörter wie »Zwerg«, »Elfe« und »Engel«, finden sich viele Beispiele von Be- und Umschreibungen in Religion und Geistes- und Naturwissenschaft, ja sogar in der Physik!

Dann aber möchte ich meine Schubladen öffnen und zeigen, wie ich die verschiedenen Wesen einsortiert habe, worin sie sich ähneln und worin sie sich unterscheiden. Nicht zuletzt hoffe ich mit beschriebenen geistig-körperlichen Übungen ein Tor für Sie aufzustoßen – auch wenn es vielleicht nur ein Spalt weit ist – ein Tor, durch das Sie die Welt der geistigen Wesen betreten oder von dem aus Sie zumindest einen Blick erhaschen können.

Einführung: Das Wesen des Bewußtseins

Am Beginn der Ausführungen steht eine der schwierigsten Aufgaben: die Erklärung dessen, was »Geist«, was »Seele«, was »Bewußtsein« überhaupt ist. Hunderte gewichtiger Denker und Forscher haben sich darüber den Kopf zerbrochen, ohne letztendlich zu einer Lösung zu kommen. So ist gar nicht zu hoffen, hier in wenigen Zeilen das Thema auch nur ansatzweise klären zu können. Dennoch müssen ein paar Worte verloren werden, denn oftmals nutzen wir diese Begriffe gedanken-los. Jeder glaubt zu wissen, was gemeint ist, wenn ein Reizwort wie »Seele« fällt, und gerade deshalb kann man Stunden aneinander vorbeireden. Also: Den Kloß im Hals heruntergeschluckt, die Ärmel nach oben und los…

Geist – was ist das?

Denn das Leben ist die Liebe
Und des Lebens Leben Geist.

J. W. v. Goethe

Beginnen wir mit einem Wort, das ich gleich wieder beiseitelegen möchte: Seele. Dieser Begriff hat unsere christliche Kultur und Denkweise zutiefst geprägt und ist doch zugleich so verschwommen, daß man ihn erwähnen muß, doch kaum beschreiben kann; außer vielleicht in einem fast sechshundert Seiten starken Buch wie »Die Seele – Ihre Geschichte im Abendland« von Jüttemann, Sonntag und Wulf [24]. Daher ist der Begriff »Seele« aus den Wissenschaften praktisch verschwunden. Selbst die Herkunft des Wortes ist unklar.

Bei Augustinus bezeichnet »Seele« den immateriellen Anteil unseres Wesens: »Leib und Seele«. Hier umfaßt sie also alles in uns, was eben nicht stofflich ist. Dann wieder ist sie nur ein bestimmter Teil des Immateriellen, wenn wir von Körper, Geist und Seele sprechen. Aristoteles »zerstückelt« die Seele gar in eine vegetative, animalische und vernünftige Seele. Umgangssprachlich bezeichnet das Seelische im Wesentlichen unsere Emotionen.

Hin- und hergerissen zwischen der christlichen Sicht einer unteilbaren Uridentität und verschiedensten Seelenanteilen (siehe auch das Kapitel »Wieviel Seele hat der Mensch?«) soll der Begriff beiseitegestellt werden, da er mehr verwirrt als erhellt. (Dennoch wird er mir dann und wann herausrutschen…)

Der Begriff »Geist« dagegen ist – ein wenig (!) – deutlicher. Obgleich er bereits mindestens ebenso viele Wurzeln hat wie die Quecke im Garten: pneuma (griechisch), nous oder psyche (griechisch), lateinisch spiritus, mens, anmius u.v.m.

Allgemein umgangssprachlich bezeichnet »Geist« auf jeden Fall etwas Immaterielles. »Geistig« ist das Denken, Erinnern, Vorstellen, Überlegen, Entscheiden usw.

Das deutsche Wort »Geist« kommt von der indogermanischen Wurzel »gheis«. Es bedeutet »ergriffen sein, erschaudern« und bezeichnet damit vielmehr eine Wahrnehmung als einen intellektuellen Denkprozeß. Das »übernatürliche« Wesen eines Geistes ist also eine Präsenz, die uns erschaudern läßt, ergreift. Seine lateinische Sinnwurzel ist u. a. »spiritus«. Dieses wiederum ist ein Substantiv zu »spirare«, was »atmen« bedeutet. Der Geist ist also etwas, was uns belebt, lebendig macht, wahrnehmen läßt, erfahren läßt.

Für die antiken Stoiker war es der Begriff des »pneuma«, der dem Sinn von »Geist« am nächsten kommt. Er bezeichnete sowohl die Einzel- als auch die Welten-Seele (sorry!), gleichsam ein sowohl stoffliches als auch immaterielles Prinzip. Im Mittelalter teilt Augustinus dieses ganzheitliche pneuma in Geist (mens) und Seele (anima). Für ihn ist Geist eine an der Vernunft teilhabende Substanz, die zur Leitung des Leibes bestimmt ist.

Für Descartes, den Begründer des Rationalismus, schließlich ist Geist das Gegenstück zur Materie. Seine Schlußfolgerung: Man kann sich klar und deutlich vorstellen, daß Geist ohne Materie existiert. Was man sich klar und deutlich vorstellen kann, ist aber zumindest prinzipiell auch möglich. Somit können Geist und Materie nicht identisch sein.

Ähnlich wird es im Buddhismus gesehen. Geist (citta) ist etwas, das zur Körperlichkeit hinzutritt. Geist ist eine Erscheinung der Existenz (samsara) und somit in der physischen Existenz gebunden. Andererseits ist er das Instrument, mit Hilfe dessen sich diese Bindung lösen läßt (nirvana).

Einfacher ist meines Ermessens der Begriff des »Bewußtseins«. Eine schlichte und doch erhellende Erklärung stammt von Peter Möller:

»Was Bewußtsein ist, kann man sich am besten anhand unangenehmer Situationen klarmachen. Wenn ich Schmerzen habe, dann erlebe ich diese bewußt. Unbewußte Schmerzen gibt es nicht. Es können in einem Körper schädliche, diesen Körper zerstörende oder schädigende physiologische Prozesse ablaufen. Aber das sind keine Schmerzen. Schmerzen bedeutet immer, daß ein Subjekt sie bewußt erlebt, unter ihnen leidet. Ebenso ist es mit positiven Empfindungen. Freude ist immer etwas bewußt Erlebtes. Es gibt keine unbewußte Freude. Bewußtsein ist eine Sammelbezeichnung für unsere Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Vorstellungen, Bedürfnisse, Gewolltem usw., soweit sie uns bewußt sind.« [33].

Ein Wesen kann Bewußtsein haben, ohne sich bereits seines Bewußtseins bewußt zu sein! Dies ist gleichsam eine höhere Form, nämlich Selbst-Bewußtsein. Der Begriff stammt aus der neuzeitlichen Philosophie und ist eine Neuübersetzung von Wolf des lateinischen conscientia, was ehemals eher »Gewissen« bedeutete.

Der Philosoph Berkeley geht sogar so weit zu behaupten, daß es nur Bewußtsein gibt. Materie sei folglich nur eine spezifische Bewußtseinsform; womit die Polarität Geist-Materie im Grunde aufgehoben wäre.

Da Bewußtsein etwas alles Durchdringendes ist, ist es auch nicht auslöschbar. Es existiert jenseits materieller Existenz ebenso weiter wie in ihr. Aus eigenen Erfahrungen, z. B. der Tiefentrance, weiß ich, daß Bewußtsein etwas sehr Flexibles ist. Es ist möglich, an zwei oder mehr Orten gleichzeitig präsent zu sein. Bewußtsein ist also »teilbar«. Ebenso kann es, wie im geschilderten Erlebnis mit dem Naturwesen, mit anderem Bewußtsein verschmelzen. Bewußtsein ist für mich daher nichts Festzementiertes, wie etwa der Gedanke einer alle Inkarnationen durchschreitenden Identität wie der »Seele«. Bewußtsein hat etwas Florales, etwas Pflanzenartiges. Man kann Pflanzen teilen, wenn man eine Weide zerbricht und die Zweige einzeln in den Boden steckt. Auf diese Weise entstehen einzelne Weiden-Individuen. Andererseits kann man Pflanzen auch verschmelzen. Wir nutzen dies, wenn wir Obstbäume »veredeln« und auf die Wurzeln der starken Wildform den Stamm der sensibleren Zuchtform pfropfen. Es entsteht ein Baum-Individuum aus zwei Pflanzen! Ebenso verhält es sich mit Bewußtsein. Bewußtsein kann sich teilen. Sehr schön wird dies im Film »Little Buddha« beschrieben, in dem sich ein tibetischer Lama in drei Körpern neu inkarniert. Die Reinkarnationstherapie kennt viele solcher erlebten Fälle. Bewußtsein kann aber auch in einem größeren Bewußtseinsfeld aufgehen wie ein Wassertropfen im Gewässer. Bewußtsein ist durch und durch lebendig. Wir werden auf diese Eigenschaft noch zurückkommen.

Das Drei-Welten-Modell

Um für die Ausführungen vor allem im zweiten Teil des Buches gewappnet zu sein, bedarf es noch der Erklärung eines Weltmodells. Es ist die Eigenheit eines Weltmodells, daß es Zusammenhänge gut darstellen kann. Doch da ein Modell niemals die Wirklichkeit selbst ist, wird es ebenso auch immer Details geben, die das Modell nicht erklären kann, ganz gleich, wie komplex es auch sein mag. Ich möchte mich daher gleich auf ein sehr schlichtes Weltmodell beschränken. Treue Leser meiner Bücher mögen es mir verzeihen, denn des Weltmodell habe ich bereits in meinem Buch »Die Kraft des Ortes« erläutert: das Drei-Welten-Modell.

All das, was wir als »Realität« bezeichnen, die Objekte um uns herum, der Tisch vor mir, der Stuhl, auf dem ich sitze, die Wände des Zimmers, ja selbst der Raum dazwischen, ist Bestandteil der ersten »Welt«, der sogenannten Objektwelt. Es ist die Wirklichkeitsebene von Maß, Zahl und Gewicht. Unsere Naturwissenschaft hat es zur Meisterschaft gebracht, diese »Welt« zu ergründen und zu beschreiben. Und so dringt die Wissenschaft immer tiefer ein in das Teilchenhafte, erkennt Moleküle, Atome, Elektronen und Protonen, Strings und Superstrings… Und bleibt dennoch immer an der Oberfläche. Ein Naturwissenschaftler hat daher vollkommen recht, wenn er äußert, Naturwesen und Geister gäbe es nicht. In der Tat sind diese Wesen auf der Realitätsebene nicht existent. Und so wird die »Schulwissenschaft« das Geistige niemals finden, gleichgültig wie viele Herzen und Hirne sie zerschneidet und danach sucht. Denn Geist und Bewußtsein haben eben kein Gewicht, kein Maß.

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Abb. 1: Das Drei-Welten-Modell als Abbild des Kosmos

Geist und Bewußtsein sind – in diesem Weltmodell – in einer ganz anderen Wirklichkeitsebene präsent: in der Paradieswelt. Dies ist die Wirklichkeitsebene geistiger Archetypen. Es ist jene Welt, die Plato einst als »Ideenwelt« bezeichnete, die Noossphäre. Von jedem Objekt, das es auf der Objektweltebene gibt, existiert hier die Urform. Hier ist die Goethe’sche Urpflanze angesiedelt. Wie eine Plätzchenform ruhen in der Paradieswelt die Urformen aller Tiere, Pflanzen, Objekte, ja selbst seelischer Grundmuster. Wenn C. G. Jung von seelischen Archetypen spricht, dann sind diese hier ebenso präsent (Abbildung 1). Die hier ruhenden archetypischen Grundformen sind u. a. ursächlich daran beteiligt, daß eine australische Beutelmaus z. B. der Haselmaus sehr ähnlich ist (Abbildung 2 a+b), obwohl beide – wenn überhaupt – nur sehr weitläufig verwandt sind. Biologisch ist die Hausmaus mit anderen Säugetieren wie z. B. dem Hund viel näher verwandt als mit einem Beuteltier. Dennoch haben sich in Australien archetypische Grundformen evolutionär gebildet, die Tieren in z. B. Europa sehr ähnlich sind – Beutelmaus, Beutelwolf, Beutelmarder, Gleithörnchenbeutler, u. a. Die Urmatrix, das Urwesen »Wolf«, »Maus«, »Marder« lebt sozusagen als geistiges Prinzip auf der Paradiesweltebene.

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Abb. 2: Beutelmaus (links) und Haselmaus (rechts) stellen Koinzidenzen dar. Obgleich praktisch nicht miteinander verwandt, entwickelte die Natur die gleiche Formensprache. Ihr Archetyp ruht auf der »Paradieswelt-Ebene«.

Beide Welten werden getrennt und zugleich verbunden durch die dritte Welt. Obgleich sie formbildend (morphisch) ist, ist hier dennoch keine Form stabil. Vielmehr können sich Formen ineinander wandeln. Die Substanz, die dieser Welt zugrunde liegt, ist der Äther – ein Bindeglied zwischen dem Geistigen und dem Stofflichen.

Auch in der Awesta, der heiligen Schrift des Parsismus, gibt es die Vorstellung eines dreistufigen Weltmodells. Während Ahura Mazda, der Weltenschöpfer, auf der obersten Stufe (der Paradieswelt) ruht und von hier aus seine Schöpfungsimpulse gibt, reifen die Urbilder in der Zwischenwelt quasi heran, nehmen Form an und finden ihren Platz im Weltgefüge, bevor sie auf die unterste Stufe (die Objektwelt) »verpflanzt« werden.

Diese zweite Wirklichkeitsebene ist eben jenes Reich, das in der keltischen Tradition auch »Anderswelt« genannt wird. Hier gibt es Raum und Zeit, doch sind diese viel dehnbarer und flexibler als in der Objektwelt. So kann es vorkommen, daß jemand wenige Augenblicke in der Anderswelt verweilt und bei der Rückkehr hundert Jahre vergangen sind. Raum und Zeit sind, obgleich existent, nicht stabil und festgefügt. Ja, Zeit kann sogar rückläufig sein.

Da die geistige Welt, die Paradieswelt, stets die Anderswelt, die »Wasserwelt«, durchdringt, wenn sie einen Brückenschlag zur objektiven Realität aufbaut, verursacht jeder geistige Impuls Wellenbewegungen im Ätherischen. Jede Fokussierung von Bewußtsein auf ein Objekt der Realität erzeugt eine Veränderung im Ätherfeld.

Diese mittlere Welt ist aber auch zugleich die Welt der inneren Zustände und der Emotionen. Die Chinesen sagen: »Emotionen sind Bewegungen des Qis« ( = des Äthers). Darum ergreifen uns Berührungen geistiger Wesen so sehr (»Geist« von »gheis«, indogermanisch für »ergriffen sein«). Innen und außen sind auf der Ebene der Zwischenwelt praktisch nicht getrennt. Eine äußere Berührung berührt uns auch innerlich, versetzt unsere Emotionen in »Schwingung«, in Erregung, E-motion: Das, was hinausbewegt wird. Gefühle und Emotionen sind Impulse, die von inneren Zuständen ausgehen und den ätherischen Raum um uns wellenartig durchpulsen.

Natürlich sind Paradieswelt, Anderswelt und Objektwelt nicht wirklich getrennt. Schon gar nicht schichten sie sich vertikal übereinander wie in der Abbildung. Sie durchdringen sich und sind »zeitgleich« präsent. Das Drei-Welten-Modell ist und bleibt ein Modell. Aber eines, auf das wir in diesem Buch des öfteren zurückgreifen werden, um Erkenntnisprozesse verstehbarer zu machen, Unterschiede zwischen geistigen Wesen zu veranschaulichen und Wahrnehmungen begreifbar zu machen.

Teil I: Geistige Wesen: Fassen, was nicht zu fassen ist

Der erste Teil dieses Buches ist der Frage gewidmet, was Geistwesen überhaupt sind. Um sich nicht ganz und gar im Labyrinth der Benennungen und Klassifizierungen zu verfangen, möchte ich den Schwerpunkt auf die Betrachtungen der Natur- und Elementarwesen legen. Während die christliche Kirche heute in Anbiederung an die Naturwissenschaften die Existenz von Naturwesen in der Regel (öffentlich) verneint, war dies ganz und gar nicht immer so. Das Buch Hennoch, eine aus dem 2. Jahrhundert vor Christus stammende Offenbarungsschrift, die dem Alten Testament nahesteht und den Apokryphen zugeordnet ist, beschreibt z. B. die Entstehung bestimmter Geistwesen auf der Erde. Die Giganten, so das Buch Hennnoch, seien Nachkommen gewesen von menschlichen Frauen und Engeln. Die römisch-katholische Kirche hat – wenigstens der Heiligenlegende nach – eines dieser Wesen heilig gesprochen. Der Kanaaniter Reprobus war ein Gigant mit Hundekopf (Abbildung 3). Besser bekannt ist er den meisten als »Christusträger« Christopherus. Demnach wäre Christopherus ein hybrides Elementarwesen, das aus der Verbindung Mensch und Engel hervorgegangen ist. Die Frauen, die sich mit den Engeln eingelassen hatten, wurden im Übrigen zu Sirenen. Aber auch der Gegner Davids, Goliath, stammte aus dem Geschlecht der Giganten und wurde so in der Bibel verewigt. Einerseits geheiligt, galten Naturwesen in der Kirche andererseits als Verlockungen des Bösen. So wurde Weihwasser mit den Worten geweiht: »Exerciso te, creatura aquael« – »Ich treibe dich aus, Wasserwesen!« Wie kam es zu dieser Ambivalenz? Wagen wir einen Blick in die Geschichte.

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Abb. 3: Christopherus (Reprobus) mit dem Hundekopf (links) steht in direkter Tradition des schakalköpfigen Anubis. Als Riese gilt Christopherus als Mischwesen, das aus der Verbindung von Menschenfrauen und Engeln hervorgegangen ist. Strenggenommen ist er ein hybrides Elementarwesen.

Ein Blick in die Geschichte

Götter waren in früherer Zeit nicht die transzendenten Wesenheiten, als die sie heute erscheinen. Gott war nicht ein kaum greifbares Wesen irgendwo jenseits unserer Existenz. Nein, die Götter hatten oft einen sehr deutlichen Raum und Ortsbezug. Im Alten Testament schlagen einem die Hinweise sehr plakativ entgegen, wonach Gott – Jahwe – mit den Bergen in Verbindung stand: Abraham sollte seinen Sohn auf einem Berge opfern (1. Mose, 22). Er nannte Gott »El Shaddai«, »der Eine vom Berg«. Mose erfährt auf dem Berg Horeb seine Berufung (2. Mose, 3) und auf dem Berg Sinai erhält er die Zehn Gebote (2. Mose, 19). In 1. Könige, 20 wird erzählt, wie die Syrer versuchten, das Heer der Israeliten in die Ebene zu locken, da sie überzeugt waren, daß Israels Gott ein »Gott der Berge« sei und im Tiefland keine Macht habe. Jahwe zeigte also sehr deutliche Verortungen.

Im japanischen Schintoismus gelten bestimmte Naturelemente, ein Berg, ein Baum, ein See, sozusagen als physischer Körper einer Ortsgottheit, des Kami. Einer der bekanntesten Kamis ist sicherlich der Fujiyama. Schon etliche Gläubige habe sich voller Inbrunst in seinen Krater gestürzt.

Aber auch die Götter der Antike hatten oftmals einen sehr deutlichen Ortsbezug. In Dodona weissagte man aus dem Rauschen einer Eiche, in der Zeus wohnte. Eine Inschrift eines Jupiterdenkmals in Nierendorf (Kreis Ahrweiler), dessen Sockel heute als Taufbecken genutzt wird, bezeichnet Jupiter mehrmals als »Schutzgott des Ortes«, als »Genius loci«.

Wenn Götter zu Geistern werden

Besiegte ein anderes Volk oder eine Volksgruppe seine Feinde, so gingen meist auch die schützenden Götter mit in den »Untergrund«. Sie wandelten sich zu Widersacherkräften. So war der »böse« Bruder von Osiris, Seth, einstmals schützende Gottheit von Oberägypten. Durch den Sieg Unterägyptens mit Verehrung des Osiris verfiel er zur Widersacherkraft des großen Osiris.

Der Naturgott Pan wurde bei der Christianisierung zum formalen Urbild des Teufels: Hörner, Bocksbeine und Schwanz künden noch heute von der Gestalt des alten Naturgottes. Pan wurde verteufelt.

So wie ihm ging es vielen vorchristlichen Göttern: Der keltische Stammesgott Teutates wurde zu einer Gestalt in Mythen und Legenden, einem wilden Mann oder magischen Männlein, das durch die Wälder streift und Naturfrevler bestraft. In der Verballhornung seines alten Namens ist er als »Tattermandl« bekannt.

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Abb. 4: Der Fraubillen-Stein auf dem Ferschweiler Plateau bei Trier gilt als Sitz einer feenartigen Gestalt. Wer sein Ohr an den Stein hält, kann Frau Bille spinnen hören.

Die indischen Devas sind ebenfalls Ortsgottheiten gewesen. Der Begriff meint die göttliche Wesenheit einer höheren Dimension und ist vergleichbar mit der christlichen Vorstellung eines Engels. Etymologisch läßt sich das englische »devil« (Teufel) auf die Deva zurückführen, ebenso wie dieses derselben indogermanischen Wortwurzel wie »deus« (Gott) entspringt. Auch der Deva widerfuhr damit wenigstens zum Teil ähnliches wie ihrem griechischen Vetter Pan.

Der Fraubillenstein (Abbildung 4