Harald Braun

Die Kickerbibel

»Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!«

Originalausgabe 2006
© Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

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eBook ISBN 978-3-423-40408-2 (epub)
ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-20878-9

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Inhaltsübersicht

Vorwort

Drei große Trainer

Interessante Paarungen, erster Teil

Die 10 Gebote – Exklusiv für Fußballer

Die sieben Siegel: Wie man eine Mannschaft aufstellt

Abgerechnet wird zum Schluss

Ein Spiel dauert 90 Minuten

Interessante Paarungen, zweiter Teil

Fortsetzung 90 Minuten

Sondersektion: Lothar Matthäus

Fortsetzung 90 Minuten

Die sieben Siegel: Wie man ein Spiel gewinnt

Fortsetzung 90 Minuten

Denker in kurzen Hosen

Fortsetzung 90 Minuten

Interessante Paarungen, dritter Teil

Fortsetzung 90 Minuten

Man spricht deutsch!

Fortsetzung 90 Minuten

Die sieben Siegel: Wie man die Faszination des Spiels erlebt

Fortsetzung 90 Minuten

Basic Instincts

Fortsetzung 90 Minuten

Globale Visionäre

44 kommentierte Fakten zum Spiel

Interessante Paarungen, vierter Teil

Fortsetzung kommentierte Fakten

Versehrtensport

Fortsetzung kommentierte Fakten

Interessante Paarungen, fünfter Teil

Fortsetzung kommentierte Fakten

Unter dem Strich

Die 10 Gebote – Exklusiv für Trainer

Fortsetzung kommentierte Fakten

Freunde fürs Leben

52 Begriffe aus der lustigen Welt des Kickersports

Die sieben Siegel: Wie es nicht mehr weitergeht

Fortsetzung 52 Begriffe

Interessante Paarungen, sechster Teil

Fortsetzung 52 Begriffe

Sondersektion: Heribert Faßbender

Fortsetzung 52 Begriffe

Interessante Paarungen, siebter Teil

Fortsetzung 52 Begriffe

Sondersektion: Andi Möller

Die 10 Gebote – Exklusiv für Spielerfrauen

Weltspiegel für Anfänger

Short Cuts

Interessante Paarungen, achter Teil

Die sieben Siegel: Wie man die Krise meistert

Fortsetzung Short Cuts

Interessante Paarungen, neunter Teil

Sondersektion: Max Merkel

Fortsetzung Short Cuts

Sondersektion: Otto Rehhagel

Fortsetzung Short Cuts

Die sieben Siegel: Wie man die Öffentlichkeit informiert

Interessante Paarungen, zehnter Teil

Die sieben Siegel: Wie das Leben weitergeht

Danksagung

Vorwort

Normalerweise braucht ein Buch wie dieses keine Gebrauchsanleitung. Man liest es und vergnügt sich, wenn man über das gleiche Humorverständnis wie der Autor verfügt. Dann ist ohnehin alles gut, und Sie könnten an dieser Stelle einfach weiterblättern. Vielleicht aber nehmen Sie den Fußball ja wirklich, wirklich ernst. Und würden dem ehemaligen Liverpooler Trainer Bill Shankly bedenkenlos zustimmen, der einmal gesagt hat: „Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!“

In diesem Fall werden Sie den Unterton dieses Buches bedenklich finden. Er suggeriert nämlich, dass hier ein Mann das Wort ergriffen hat, der sich über den Fußball lustig macht. Der den heiligen Ernst dieser Ersatzreligion verkennt, der Distanz simuliert und souveräne Abgeklärtheit. Nichts könnte verkehrter sein. Ich würde, ließe mein Körper mir die Wahl, jeden verdammten Tag auf einem Sportplatz herumlungern, um zu kicken. Anschließend würde ich dann gern auf Premiere, DSF und wo immer man es zeigt, stundenlang anschauen, was die prominenten Kollegen aus Madrid, München und St. Pauli zuwege gebracht haben. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Ich bin ein sehr, sehr kranker Mensch!

Das heißt aber nicht, dass Lothar Matthäus mein Idol sein muss. Oder Stefan Effenberg. Oder überhaupt einer dieser Männer, die ihr Kinderhobby zum Beruf gemacht haben und nun glauben, sie seien Gottes Gabe an die Schöpfung. Es muss erlaubt sein, ihre geistigen Tiefflüge, ihre verbale Inkontinenz und ihre eitle Selbstdarstellung amüsiert zur Kenntnis zu nehmen und einem möglichst großen Publikum zu präsentieren. Hey, das ist doch nichts Persönliches 

Wenn in diesem Buch ein paar sinnlose, aber hoffentlich amüsante Mannschaftsaufstellungen, einige boshafte Szenen und überhaupt ziemlich viel absurde Sprüche aus dem irren Bezugssystem des Fußballs nachzulesen sind, dann nehmen Sie das um Gottes willen nicht so ernst. Glauben Sie mir – ich will doch auch nur spielen!

Drei große Trainer

[ Gedanken über den Fußball ]

 

 

Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!

Jürgen Klinsmann

 

Ich habe früher auch die großen Philosophen gelesen. Doch dann habe ich gemerkt, dass die von meinem normalen Denken absolut abweichen. Jetzt lese ich nur noch Fußballfachbücher.

Peter Neururer

 

Fußball ist Ding, Dang, Dong. Es gibt nicht nur Ding.

Giovanni Trapattoni

Interessante Paarungen, erster Teil

[ Auf dem Papier eine klare Angelegenheit!]

Die 10 Gebote

[ Exklusiv für Fußballer ]

 

 

Du sollst mit der Innenseite passen und nicht versuchen, im eigenen Strafraum einen Beinschuss zu setzen. Darauf solltest du überhaupt verzichten.

 

***

Du sollst Zweikämpfe gewinnen und nicht faul im Mittelkreis herumlungern.

 

***

Du sollst ein Führungsspieler werden und den Schiedsrichter anblöken, weil du deine Mannschaft damit aufrüttelst.

 

***

Du sollst dein Trikot in die Hose stecken, wie sieht das denn sonst aus?

 

***

Du sollst deinen Verein ehren und nicht so ein ehrloser Legionär werden, der auch für den SV Wilhelmshaven oder Bayern München spielen würde.

 

***

Du sollst deinem Trainer vertrauen, auch wenn er nur den B-Schein hat.

 

***

Du sollst nach einem Tor von dir nicht wie angestochen zu den Fans laufen und mit dem Daumen auf deine Rückennummer und deinen Namen zeigen und auch keinen Lambada mit der Eckfahne tanzen.

 

***

Du darfst in keinem Interview, nicht mal wenn du als Bezirksligakicker eins für das Lokalblatt gibst, „ich sach mal“ oder „ja, gut“ sagen.

 

***

Du darfst niemanden, der dich umgrätscht, mit Sozialpädagogik quälen: „Ay, Digger, wir wollen doch alle morgen arbeiten!“

 

***

Du sollst die Worte deines geistigen Führers nicht in Zweifel ziehen. Da hat Kaiser Franz nämlich überhaupt keinen Bock drauf, verstanden?

Die sieben Siegel

[ Wege zur Perfektion ]

Das erste Siegel: Wie man eine Mannschaft aufstellt

Kruppke streicht den Namen Binder mit schwarzem Filzer und schreibt stattdessen: Schredy. Der Binder, die faule Sau, ist schon wieder nicht gelaufen am Donnerstag, denkt Kruppke. Obwohl er weiß, dass der Binder ein Guter ist, prinzipiell, einer, der die Mannschaft spielerisch nach vorn bringt. Technisch gut, sicher. Läuft aber zu wenig, denkt Kruppke, läuft immer zu wenig und springt hoch, wenn ihm einer auf die Socken haut. Ich bring den Schredy auf links, der haut wenigstens dazwischen, der reißt sich den Arsch auf, auch wenn der auf den Ball tritt, als ob er’s mit einer Kanonenkugel zu tun hat. Auf solche Leute kann Kruppke sich verlassen. Binder aber ist ein unsicherer Kantonist, und vorlaut ist er auch noch, beinahe renitent. Student. Der steht heute erst mal daneben, vielleicht lernt er ja was draus. Mit blödem Gelaber hat noch keiner ein Spiel gewonnen.

Er klebt das weiße Din-A4-Papier mit einem Kreppkleber an einen Toaster, der neben dem Brotkorb auf seinem kleinen Küchentisch steht, und liest noch einmal alle Namen laut vor: Koch – Ümal, Sapp, Krethowski, Bannenwirth – Belem, Gonski, Korkmaz, Suezy, Goy – Saborowski, Kling.

Noch ein Kaffee, schwarz, dann reißt er das Papier mit dem Kreppband wieder ab, legt es vor sich hin und ergänzt die Aufstellung um die Ersatzspieler. Ergänzungsspieler heißen die jetzt, denkt Kruppke und grinst: Blödsinn. Zu seiner Zeit war es nicht mal erlaubt, Spieler einzuwechseln. Er schreibt: Kreuz, Sobiech, Binder. Und als Reservetorhüter, unter dem Strich: Schmand. Wieder klebt Kruppke das schwarz gefilzte Blatt an den Toaster. Sein Ritual. Der Toaster und die Aufstellung. In ein paar Stunden wird er das Papier an die Wand der kleinen Kabine hängen und seinen Spielern einbläuen, dass sie nichts geschenkt kriegen und dass sie ordentlich kämpfen sollen. Zweikämpfe gewinnen. Das ist das einzige Geheimnis beim Fußball, weiß Kruppke: Zweikämpfe gewinnen. Und er freut sich auch schon auf das dumme Gesicht vom Binder, wenn der die Aufstellung liest. Soll er halt demnächst mehr laufen, die faule Sau.

Abgerechnet wird zum Schluss

[ Bilanzen von fragwürdiger Qualität ]

 

 

Das Tor gehört zu 70% mir und zu 40% dem Wilmots.

Ingo Anderbrügge

 

In einem Jahr hab ich mal 15 Monate durchgespielt.

Franz Beckenbauer

 

Pro Jahr habe ich mich ungefähr sechs Kilometer von meinem Geburtsort entfernt. Folglich werde ich 4647 in Australien leben.

Marco Bode

 

Wir haben uns gegenüber dem Hinspiel um 50 Prozent gesteigert.

Christoph Daum nach einem 0: 0 bei Fortuna Düsseldorf, die das Hinspiel 1: 0 gewonnen hatten.

 

Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit.

Werner Hansch

 

Man kennt das doch: Der Trainer kann noch so viel warnen, aber im Kopf jedes Spielers sind 10 Prozent weniger vorhanden, und bei elf Mann sind das schon 110 Prozent.

Noch einmal: Werner Hansch

 

Ihr Fünf spielt jetzt vier gegen drei.

Fritz Langner, lizenzierter Fußballtrainer

 

Ein Drittel? Nee, ich will mindestens ein Viertel.

Horst Szymaniak

 

Zu fünfzig Prozent haben wir es geschafft, aber die halbe Miete ist das noch nicht.

Rudi Völler

 

Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. Ich meinte: ein Quartett.

Fritz Walter junior

 

Zwei Chancen, ein Tor – das nenne ich hundertprozentige Chancenauswertung.

Roland Wohlfarth

Ein Spiel dauert 90 Minuten

[ Und jetzt wissen wir auch, warum ]

 

 

1. Minute

Timo Konietzka schoss am 24. August 1963 für Borussia Dortmund in der 58. Sekunde das erste Tor der Fußballbundesliga im Spiel gegen Werder Bremen. „So etwas vergisst man nicht. Alfred Schmidt hatte links auf,Emma‘ Emmerich gespielt. Der lief bis zur Grundlinie und flankte zur Mitte. Ich stand so zwischen acht und elf Meter vom Tor entfernt. Da brauchte ich nur noch den rechten Fuß hinhalten und der Ball war drin.“ Was nur wenige erinnern: Konietzka schoss am ersten Bundesligaspieltag auch das letzte Tor des Tages, in der 90. Minute. Nutzte wenig. Dortmund verlor trotzdem mit 3:2.

 

2. Minute

Nach 30 Sekunden schien schon alles vorbei: Im WM-Endspiel 1974 in München zwischen Deutschland und Holland hatte Uli Hoeneß (und nicht Berti Vogts, wie manch Fußballfreund sich fälschlicherweise erinnert) Superstar Johan Cruyff von den Beinen geholt. Elfmeter. Bis sich Johan Neeskens nach den üblichen Protesten den Ball geholt hatte und schließlich schießen durfte, lief bereits die 2. Spielminute, doch auch das war noch ziemlich früh für die genervten Deutschen. Neeskens traf den Ball nicht voll und hämmerte ihn unkontrolliert fast in die Tormitte – leider war Sepp Maier schon in eine Ecke unterwegs … Zum Glück drehten Breitner und Müller das Spiel später, was jeden Holländer auch heute noch so richtig auf die Palme bringt.

 

3. Minute 

Eins der kuriosesten Eigentore der Bundesligageschichte fällt am 4. Dezember 1982 in Bremen. Jürgen Pahl erzielt es, der Torhüter von Eintracht Frankfurt, und zwar schon nach drei Minuten. Dabei hat der junge Mann den Ball doch eigentlich sicher in den Händen, will schnell weiterspielen, sieht einen eigenen Spieler anspielbereit, holt mit dem Ball weit aus wie ein Diskuswerfer, sieht im letzten Moment, dass der Mitspieler so anspielbereit wohl doch nicht ist, dreht ab, verliert ob des eigenen Schwungs die Kontrolle über seine Bewegungen und den Ball, was dieser ausnutzt und sich ins Netz absetzt, zur Überraschung und – nach einer Sekunde Reaktionszeit – auch Freude der Bremer Spieler. Im weiteren Verlauf des Spiels erzielten die Bremer dann doch noch zwei Tore selbst, die Herren Völler und Sidka wollten sich von Pahl schließlich nichts vormachen lassen. 3:0. Pahl auf dem Hund.

 

4. Minute

Der letzte deutsche Champions-League-Gewinner ist der FC Bayern München. Am 23. Mai 2000 bezwang er in Mailand den FC Valencia und löste sich damit endlich aus dem Manchester-Trauma. Nach vier Minuten allerdings sah es schlecht aus für den deutschen Meister: Mendieta erzielte per Elfmeter das 1: 0 gegen die Bayern. Doch selbst ein verschossener Elfmeter von Scholl hielt die Lederhosen-Gladiatoren um Oliver Kahn, Bixente Lizarazu und Giovane Elber nicht auf: Effenberg schoss in der 50. Minute den Ausgleich, ebenfalls per Elfmeter. Und im abschließenden Elfmeterschießen hielt Oliver Kahn gleich drei Elfmeter – das reichte. In diesem Jahr hatte sich der FC Bayern den Pokal redlich verdient – im Viertelfinale hatten sie Manchester United ausgeschaltet, im Halbfinale Real Madrid.

 

5. Minute

Soll noch mal einer behaupten, die Fußballstatistik sei von Sat1 und,ran‘ erfunden worden. Schon 1973 zählte man akribisch nach, wie lange ein Spieler sich in einem Spiel am Ball aufhielt. Lange, sehr lange nämlich: Günter Netzers fünf Minuten und fünfzehn Sekunden, die er im Länderspiel am 14. November gegen Schottland den Ball geführt haben soll, sind absoluter Rekord. In der 5. Minute aber war er wohl nicht in der Nähe der Kugel, weil der Schotte Holton in dieser Minute das 1: 0 erzielen konnte. Ansonsten aber gab der lange Mönchengladbacher Mittelfeldregisseur den Ball nur ungern ab. 51 Ballkontakte bei einer durchschnittlichen Länge von 6,2 Sekunden in einem Spiel – das klingt respektabel. Aber mal ganz im Ernst – wenn heute ein Mittelfeldspieler versucht, den Ball länger als zwei Sekunden zu halten, leiden Mitspieler und Trainer schon unter Schweißausbrüchen.

 

6. Minute

30. Spieltag in der ersten Bundesligasaison, Preußen Münster gegen Hertha BSC. Nach sechs Minuten erzielt Manfred Pohlschmidt das 1: 0 auf Vorlage von Dagmar Drewes. Die Jungs von Preußen Münster gucken verschämt auf den Boden. Wer deckt denn Daggi, ihr Memmen?, ruft der Münsteraner Trainer auf den Platz. Der Chronist wundert sich. Spielten damals etwa Frauen in der Bundesliga mit? Doch ein Blick ins Kicker-Album klärt auf: Dagmar Drewes, 30 Bundesligaspiele, 2 Torvorlagen, ist ein Mann. Und zwar einer mit einem ungewöhnlichen Vornamen. Die … äh DER einzige Dagmar in über 40 Jahren Bundesliga.

 

7. Minute

Minute Ganze 10 Spiele hat er in der Ersten Bundesliga absolviert, hat dabei weder ein Tor geschossen noch sonst irgendwie Aufsehen erregt. Ein einziger Spruch aber hat dafür gesorgt, dass man heute noch über den Mann von Tasmania Berlin redet: „Guten Tag, mein Name ist Finken, und du wirst gleich hinken!“, soll der Verteidiger des schlechtesten Bundesligisten aller Zeiten seine Gegenspieler begrüßt haben. Ob’s wahr ist? Von gelben Karten oder gar einem Platzverweis ist in der bescheidenen Bilanz des Herbert Finken nämlich gar nichts zu lesen, der am 8. Januar 1966 sein letztes Bundesligaspiel absolvierte und dabei vom KSC nach Toren von Kentschke in der 7. Minute und zwei Mal Dobat abgeschossen wurde. Ein Mythos, dieser Finken.

 

8. Minute

Eines der spannenderen Endspiele des DFB-Pokals findet am 26. Mai 1985 im Berliner Olympiastadion ein überraschendes und willkommenes Ende: durch Tore von Horst Feilzer und Wolfgang Schäfer schlägt Bayer Uerdingen den FC Bayern München mit 2:1. Zwar hatten die Münchner durch den heutigen Hertha BSC Berlin-Manager Dieter Hoeneß in der 8. Minute das 1: 0 erzielt, doch der Underdog aus der Krefelder Vorstadt drehte das Spiel mit Glück und unbändigem Kampfgeist noch um. Heute schlägt sich die ehemalige Bayer-Werkself aus Uerdingen durch die Niederungen des Amateurfußballs – so geht das, wenn der Sponsor Kassensturz macht und merkt, dass für zwei Bundesligisten nicht mehr genug Geld da ist. Selbst der Name ist futsch: KFC Uerdingen nennt sich der Verein heute.

 

9. Minute

In der Saison 2001 / 2002 zeigte Bayer Leverkusen den besten Fußball, den die Werkself je zu Stande gebracht hatte. Es reichte allerdings nicht mal zu einem einzigen Titel, obwohl Bayer Leverkusen im Pokal und in der Champions League im Endspiel stand und auch in der Meisterschaft fast bis zum letzten Spieltag alles in der Hand hatte. Im Pokal verlor man gegen Schalke 04 mit 2:4, die Meisterschaft wurde in Nürnberg vergeigt. Und das Champions-League-Endspiel verlor Bayer Leverkusen am 15. Mai 2001 in Glasgow auch noch, obwohl die Pillen-Truppe den besseren Fußball bot und einige glasklare Chancen versiebte. Doch das Unheil nahm in der 9. Minute des Spiels seinen Lauf, als Raúl das 1: 0 für die Madrilenen erzielte. Zwar glich Lucio in der 14. Minute noch einmal aus, doch in der 45. Minute brachte Zidane seine Mannschaft wieder in Führung. Und so blieb es bis zum Schluss des Spiels. Das tragische Ende einer merkwürdigen Saison.

 

10. Minute

Können Sie sich vorstellen, welcher deutsche Spieler die meisten Spiele im Europapokal der Landesmeister bestritten hat? Einer von Bayern? Stimmt. Aber nicht etwa Sepp Maier, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller war’s, sondern der stets unauffällige, aber wertvolle Mittelfeld-Renner Bernd „Wipf“ Dürnberger. Seine beeindruckende Bilanz: 48 Spiele im Europapokal, 375 Bundesligaspiele zwischen 1972 und 1985, 38 Tore. Ob er gewusst hat, dass er am 8. September 1984 unwiderruflich in seine letzte Saison startete, bei Bayer Uerdingen in einem Spiel, in dem Matthias Herget in der 10. Minute die Führung für die Gastgeber erzielte, später aber noch 3:1 verlor? Vermutlich schon. Nur Nationalspieler war Dürnberger nie – schon verwunderlich, bei seinen Erfolgen mit dem FC Bayern.

Interessante Paarungen, zweiter Teil

[ Das Gesetz der Natur!]

 

11. Minute

Bis zu dieser Minute war das WM-Vorrundenspiel am 25. Juni 1982 in Gijon ein ganz normales Fußballspiel. Doch dann klickerte Horst Hrubesch der Ball vom Knie ins Tor der Österreicher, Deutschland führte 1: 0. Exakt der Spielstand, den beide Mannschaften für das Erreichen der nächsten Runde benötigten. Das führte zu einem Nichtangriffspakt der beiden Mannschaften, zu 79 Minuten öder Langeweile und dazu, dass dieses Spiel als „Die Schande von Gijon“ in die Annalen einging. TV-Reporter Stanjek stellte in der 2. Halbzeit vor Empörung einfach seinen Dienst ein, die Zeitungen sprachen hinterher von einem „schmutzigen Stück Fußballporno“.

 

12. Minute

Das WM-Endspiel zwischen Deutschland und England 1966 in London ist den meisten noch in guter Erinnerung, wurde Deutschland doch damals durch ein Tor von Geoff Hurst geschlagen, das gar keines war (das so genannte „Wembley-Tor“). Nur wenigen Kennern aber ist noch geläufig, dass Deutschland in diesem Finale in der 12. Minute in Führung ging: 1: 0 durch Helmut Haller, den Italien-Legionär, der damals auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft agierte. Der Mann aus Augsburg hatte auch schon im Viertelfinale gegen Uruguay und im Halbfinale gegen die Sowjetunion getroffen.

 

13. Minute

Das Spiel mit dem Turban – mehr muss man eigentlich nicht sagen, schon wissen Eingeweihte Bescheid: „Pokalfinale – Dieter Hoeneß – Kopfwunde – Turban – Kopfball – Tor!“ Das ist in etwa die Assoziationskette, die mit dem schlichten Eingangssatz ins Rollen gebracht wird. Für den nicht so fußballbewanderten Kickerfreund noch einmal die Details. In der 13. Minute des Pokalendspiels zwischen dem FC Nürnberg und dem FC Bayern München am 1. Mai 1982 stoßen der lange Mittelstürmer des FC Bayern und sein Kontrahent auf Nürnberger Seite, Alois Reinhardt, mit den Köpfen zusammen. Hoeneß erleidet eine Platzwunde, die stark blutet. Doch der Schwabe denkt nicht daran, sich auswechseln zu lassen. Stattdessen lässt er sich einen Kopfverband anlegen, der selbst Liz Taylor geschmückt hätte. Das Spiel steht nach einer 2:0 Führung für den Club aus Nürnberg inzwischen schon 3:2 für die Bayern, da erzielt Dieter Hoeneß den 4:2 Endstand für die Bayern in der 89. Spielminute. Natürlich mit dem Kopf!

 

14. Minute

Das hat nicht mal Wembley verdient, werden Spötter behaupten. Doch das ist natürlich unfair und überdies ein ausgemachter Blödsinn, denn erstens ist es einem Stadion ganz egal, welcher Spieler das letzte Tor in ihm erzielt und außerdem ist Dietmar „Didi“ Hamann eine ausgewiesene Spitzenkraft, die erst 2005 mit dem FC Liverpool die Champions League gewann. Und keineswegs ein Rückpass-König und Rumpelfüßler, wie entnervte deutsche Fußballfans und die Herren der Boulevardpresse den Mann immer wieder nennen. Jedenfalls war es kein Rückpass, sondern ein fester 30-Meter-Freistoß, den Hamann am 7. Oktober 2000 zum 1: 0-Erfolg über England in der WM-Qualifikation erzielte. Und damit den letzten Treffer im altehrwürdigen Londoner Wembley Stadion, denn anschließend wurde das 1923 errichtete Bauwerk abgerissen und durch eine zeitgemäßere Arena ersetzt.

 

15. Minute

Nach dem Fall der Mauer im November 1989 grasten die westdeutschen Fußballmanager den Osten ab, auf der Suche nach preiswerten Klassekickern für ihre Teams. Der erste Spieler, der den offiziellen Dienstweg von der DDR in die BRD ging, hieß Andreas Thom – und der adipöse Bayer-Leverkusen-Funktionär Calmund hatte sich mal wieder als überraschend windschlüpfriger Profieinkäufer entpuppt. Am 17. Februar 1990 debütierte Andreas Thom im Spiel gegen den FC Homburg. Er benötigte 15 Minuten, um endgültig im Westen anzukommen: Thom schoss das 1: 0. Insgesamt erzielte er in seiner Premieren-Saison drei Treffer in 13 Partien. Er war auch der erste Spieler aus dem Osten, der ein Tor für das vereinigte Deutschland schoss, am 19. Dezember 1990 gegen die Schweiz.

 

16. Minute

Wer war eigentlich der erste Millionentransfer in der Fußballbundesliga? Wissen Sie nicht? Kein Wunder – einen sooo großen Namen trägt der Mann nicht spazieren. Es ist Roger van Gool, und der FC Köln legte vor der Saison 1976 / 77 1,1 Millionen Mark für den Belgier auf den Tisch. Der FC Brügge bedankte sich. Die Branche schüttelte empört den Kopf, doch eine Fehlinvestition sieht anders aus: Van Gool erzielte in seiner ersten Saison in Köln 10 Tore, das erste schon im zweiten Spiel auswärts in Essen, in der 16. Minute.

 

17. Minute

Gerade noch aufs Treppchen schafften es die deutschen Damen bei der Olympiade in Athen 2004. Die Weltmeisterinnen, die ihr Halbfinale gegen die Amerikanerinnen mit 1:2 verloren hatten, gewannen im Spiel um den 3. Platz durch ein Tor von Renate Lingor in der 17. 

18. Minute

Stefan-Kohn-   der   

19. Minute

Gerd Müller      

20. Minute

Norbert Siegmann