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Nr. 594

 

Das Tor zum anderen Universum

 

Der Zusammenstoß mit den Zyanern

 

von Falk-Ingo Klee

 

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In den mehr als 200 Jahren ihres Fluges durch das All haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefährliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit.

Denn jetzt – inzwischen ist nach einem weiteren Sturz in die Zukunft das Jahr 3807 Bordzeit angebrochen – geht es bei den Solanern um Dinge, die die weitere Existenz aller ernstlich in Frage stellen.

Immer noch ist Hidden-X, das versteckte Unbekannte, aktiv, obwohl dieser Gegner der SOL durch Atlan und seine Getreuen schon mehr als eine entscheidende Schlappe erlitten hat.

Gegenwärtig stellt sich für die Solaner die Lage so dar: Nach der Befreiung aus dem Zeittal, der Rückkehr Atlans und dem Sturz in die Zukunft überwindet man die fast 40 Millionen Lichtjahre von der ehemaligen Zone-X nach Pers-Mohandot, von wo aus Oggar gerufen hatte.

Dort treffen die Solaner auf die Zyaner – und sie entdecken DAS TOR ZUM ANDEREN UNIVERSUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Skrempeleck – Ein Verkünder des Positiven.

Oggar-Rems – Der Pers-Oggare widmet sich der Zukunft seines Volkes.

Atlan – Der Arkonide fängt einen Zyaner ein.

Hage Nockemann und Blödel – Atlans Begleiter.

Bruce-Zy – Sohn des Oberbefehlshabers der Zyaner.

1.

 

An Bord der SOL herrschte Ruhe. Mitternacht war schon vorüber, die automatische Datumsanzeige hatte auf den 15. September 3807 umgeschaltet. Wer keinen Dienst hatte, hatte sich zur Ruhe begeben, nur vereinzelt sah man noch Solaner durch die im Halbdunkel liegenden Gänge huschen. Es waren vornehmlich Verliebte, die während des Tages keine Zeit füreinander gefunden hatten und nun die Kabine des oder der Angebeteten aufsuchten, um aus der Einsamkeit des Alltags in die beglückende Geborgenheit der Zweisamkeit zu entfliehen.

SOL, SZ-2, ein Verteiler auf einer Ebene, in denen die Unterkünfte lagen. Hier waren keine Liebenden unterwegs, dafür hatten sich trotz der späten Stunde fast zweihundert junge Solaner eingefunden, unter ihnen auch Jylene Tapsin und der Buhrlo Trunk B. Deuergal, die als Anführer der Gruppe der Atlantreuen fungierten. Sie hockten mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden und lauschten einem Mann, der hoch aufgerichtet in ihrer Mitte stand.

Der Solaner musste schon uralt sein. Er war zwei Meter groß und sehr schlank, und der Schädel völlig haarlos. Das Gesicht glich fast einem Totenkopf. Die kaum erkennbaren Lippen waren blutleer und nur als dünner Strich zu erkennen; das einzige, was dem Antlitz Leben gab, waren die wasserblauen Augen – gütige Augen, die Lebensfreude und Zuversicht ausstrahlten. Nur die Augen? Nein, die ganze hagere Gestalt vermittelte diesen Eindruck, von dem Alten ging ein Fluidum aus, das sich auf seine Zuhörer übertrug.

Skrempeleck oder Narod II, wie er sich selbst nannte, trug einen wallenden Umhang aus hellblauem Kunststoff; wie meist, so hatte er auch jetzt die knochigen Finger vor dem Körper gefaltet. Wenn er redete, tat er das mit einer inneren Begeisterung, die andere mitriss und ohne pathetische Gesten auskam.

»Meine lieben jungen Freunde, ich weiß von eurem Bemühen, denen die keine Hoffnung mehr hatten, Hilfe angedeihen zu lassen. Ich stehe auf eurer Seite, denn die Liebe zum Mitmenschen ist es, die uns innere Kraft und neuen Mut gibt, die Bereitschaft, sich zum Wohl aller Solaner einzusetzen. Nicht Heldentaten zählen, sondern der stille Dienst am Nächsten.«

Aufbrandender Applaus unterbrach den Alten. Der Verkünder des Positiven oder einfach Verkünder, wie sich Narod II alias Skrempeleck auch bezeichnete, stand unbewegt wie eine Statue. Erst als sich keine Hand mehr rührte, sprach er weiter. »Unser größter Feind ist nicht einfach das Böse schlechthin, sondern das Negative in unseren Herzen und Köpfen. Denkt und handelt positiv, dann werdet ihr nicht nur das Negative in euch, sondern auch um euch herum besiegen. Wo Licht ist, hat die Finsternis ihre Macht verloren.«

In der Runde war es mucksmäuschenstill. Wie gebannt hingen alle an seinen Lippen, aber das Leuchten in ihren Augen sagte mehr als tausend Worte.

»Als Atlan zu uns kam, begannen die düsteren Schatten zu weichen, die vor vielen Jahren Einzug auf der SOL gehalten hatten. Er brachte das Positive zu uns, doch noch ist die Finsternis, das Negative, nicht völlig besiegt – noch steht uns ein Kampf bevor, den wir aber gewinnen werden, wenn wir schnell und konsequent handeln. Ich sage euch: Das erste wirklich Positive steht unmittelbar bevor – es ist das baldige Ende von Hidden-X. Geht hin, meine Freunde, und verkündet diese Botschaft allen, die sich ängstigen und zweifeln. Sagt ihnen, dass die Solaner stark genug sind, es zu schaffen.«

Wieder kam nicht enden wollender Beifall auf. Narod II ließ seinen Blick noch einmal über die Versammelten schweifen, dann drehte er sich um und wandte sich zum Gehen. Beinahe ehrfurchtsvoll machten ihm die jungen Solaner Platz. Gemessenen Schrittes bewegte sich der Alte durch die entstandene Gasse auf einen Gang zu.

Die einundzwanzigjährige Jylene Tapsin war aufgesprungen und lief hinter Skrempeleck her.

»Warte, Verkünder, ich möchte dich noch etwas fragen.«

»Was gibt es denn, mein Kind?«, fragte Narod II freundlich.

»Wann werden wir Hidden-X besiegen, Verkünder?«

»Bald mein Kind.«

»Wann ist ›bald‹? In einer Woche, in einem Monat?«

»Aus dir spricht die Ungeduld der Jugend, mein Kind.« Ein nachsichtiges Lächeln erschien auf dem hohlwangigen Gesicht des Alten. »Übe dich in Langmut, aber halte dich bereit, denn der Tag des Triumphs ist nicht mehr fern.«

»Wie kannst du dessen so sicher sein, Verkünder?«

Narod II legte seine Rechte sanft auf die Schulter der Solanerin.

»Ich weiß es eben.« Der Blick seiner blauen Augen verwirrte Jylene Tapsin. »Ich weiß es, und du weißt es auch, denn du hast es durch mich erfahren. Zweifel sind wie Schatten; lasse das Licht der Wahrheit und des Positiven in deine Gedanken, und du wirst erkennen, dass das Ende des Bösen nahe ist. Doch nun lasse mich meines Weges ziehen.«

Wie betäubt trat die Atlantreue zur Seite und lehnte sich Halt suchend an die Gangwand. Vor ihren Augen verschwamm alles, sie glaubte, das Pochen ihres eigenen Herzens zu hören. Was war der Verkünder des Positiven wirklich? Ein Mutant, ein Hellseher, ein Prophet? Sie wusste es nicht, aber als sie in sich hineinlauschte, da spürte sie, dass der Greis ehrlich von dem überzeugt war, was er predigte.

»Danke, Verkünder!«, rief sie dem dahinschlurfenden Alten nach.

Skrempeleck gab keine Antwort; er hatte es nicht gehört, konnte es auch nicht hören, denn er war taub. Die Fragen, die ihm die Solanerin gestellt hatte, hatte er von ihren Lippen abgelesen.

 

*

 

Niemand wusste, wer oder was Narod II wirklich war. Vor wenigen Tagen, als die SOL bereits Millionen von Lichtjahren im Linearraum zurückgelegt hatte mit Kurs Pers-Mohandot, war er plötzlich aufgetaucht und verkündete seitdem seine Botschaft überall im Schiff.

Wer ihm zuhörte, konnte sich ihm kaum entziehen, denn er war ein großartiger Redner, der es verstand, zu überzeugen und zu begeistern. Was er sagte, hatte stets den gleichen Inhalt, aber er stellte sich auf sein Publikum ein. Anders als bei den Atlantreuen, die ja bereits motiviert waren, versuchte er bei denen, die misstrauisch, ablehnend und voller Zweifel waren, eine Brücke zu schlagen zwischen den letzten Ereignissen um das Zeittal von Hidden-X, der Befreiung daraus und dem Ende der negativen Wesenheit, das er voraussagte.

Er zeigte Parallelen auf, stachelte seine Zuhörer zu neuem Mut und Tatendrang an und stärkte ihr Selbstbewusstsein, wie es ein Psychologe nicht besser vermocht hätte. Viele machten sich seine Ansichten zu eigen, einige standen seinen Thesen skeptisch gegenüber, und wieder andere hielten ihn für einen Spinner, der aber harmlos war.

 

*

 

Seit vierzehn Tagen raste der mächtige Hantelraumer durch den Linearraum, jenes unfassbare Medium zwischen den Dimensionen, und hatte mittlerweile nahezu vierzig Millionen Lichtjahre zurückgelegt, die die ehemalige Zone-X von Pers-Mohandot trennten.

Noch war das Ziel nicht erreicht, dennoch hatten sich Atlan, Hayes und alle Stabsspezialisten in der Zentrale eingefunden. Man hatte diesen Flug nicht aus einer zufälligen Laune heraus gewagt, sondern aufgrund eines Hyperfunkspruchs von Oggar. Seit zweieinhalb Jahren hatte er versucht, mit der SOL Kontakt aufzunehmen, während auf dem Generationenschiff scheinbar nur wenige Monate vergangen waren. Was Oggar berichtet hatte, klang verheißungsvoll und gefährlich zugleich, denn es ging um Hidden-X.

»Irgendwie habe ich ein gutes Gefühl«, sagte Breckcrown Hayes. »Zwar ist die CHART DECCON vernichtet, aber auf der SOL sind alle Schäden mittlerweile behoben, und die Moral an Bord ist wieder gut. Die meisten haben die jüngsten Ereignisse seelisch bereits verkraftet, so dass ich davon ausgehe, dass alle einsatzfähig sind, wenn es zum Ernstfall kommt.«

Gallatan Herts warf zuerst dem Arkoniden, dann dem High Sideryt einen schrägen Blick zu.

»Ich bin nicht ganz deiner Meinung. Überall im Schiff spuken die Anhänger von diesem Verkünder herum und behaupten, das Ende von Hidden-X sei nahe. Als wenn das so einfach wäre.«

»Immerhin bewirkt der Mann eine positive Entwicklung«, warf Ursula Grown ein. »Erinnere dich nur an die schrecklichen Vorgänge im Zeittal. Wir auf der CHART DECCON waren davon zwar nicht so sehr betroffen, aber nach allem, was ich gehört habe, müssen hier auf der SOL katastrophale Zustände geherrscht haben. Dass jetzt wieder alles seinen geregelten Gang geht, ist dem Alten ebenso zu verdanken wie den idealistischen jungen Leuten, die sich die Atlantreuen nennen.«

»Die haben es in der vergangenen Nacht besonders schlimm getrieben.« Der verwachsene Solaner verzog das Gesicht. »Mir liegen zahlreiche Beschwerden vor. Sie sind in fremde Kabinen eingedrungen, haben die Leute aus dem Schlaf gerissen und jedem, der es hören oder nicht hören wollte, erzählt, dass Hidden-X besiegt wird, wenn alle Solaner schnell und konsequent handeln. In etlichen Stationen, die auch nachts besetzt sind, sind sie ebenfalls aufgetaucht, haben ihr Sprüchlein heruntergespult und versucht, die Männer und Frauen dort zu beeinflussen und mit ihnen über das Ende von Hidden-X zu diskutieren.«

»Und du bist sicher, dass es diejenigen waren, die sich nach mir benannt haben?«

»Sicher oder nicht, was spielt das für eine Rolle? Tatsache ist, dass es vornehmlich Jugendliche waren«, gab Herts unwirsch zurück. »Jedenfalls können wir nicht tatenlos zusehen, dass hier wieder eine Bewegung entsteht, die sich unserer Kontrolle entzieht.«

»Negative Aspekte für die SOL sind nicht zu erkennen, Gallatan«, sagte Ursula Grown sanft. »Oder bist du anderer Meinung?«

»Wie auch immer – mein Bedarf an Sektierern, oder ähnlichen Verrückten ist gedeckt.«

Curie van Herling lenkte das Gespräch in eine sachlichere Richtung.

»Wer ist dieser Verkünder überhaupt?«

»Das scheint niemand zu wissen«, antwortete Atlan. »Er heißt Skrempeleck, nennt sich jedoch Narod II oder Verkünder. Zweifellos handelt es sich um einen Solaner, der bereits uralt sein muss, aber sonst ist so gut wie nichts über ihn bekannt, weil er noch nie öffentlich in Erscheinung getreten ist; erst seit ein paar Tagen macht er von sich reden. Bjo hat versucht, etwas über ihn herauszufinden, doch selbst er als Telepath ist aus dem Alten nicht schlau geworden. Ob Prophet oder nicht – ich stufe ihn als harmlos ein.«

»Dennoch werde ich ihn unauffällig beobachten lassen«, meinte Hayes. »Ich möchte keine wie auch immer geartete Überraschung erleben.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich glaube, dass wir das Thema ›Verkünder‹ ausreichend abgehandelt haben und nun zur Tagesordnung übergehen können. In knapp drei Stunden werden wir die Zielkoordinaten erreichen. Ich halte es für zweckmäßig, wenn wir uns noch einmal über die Informationen unterhalten, die wir von Oggar bekommen haben.«

Als niemand widersprach, begann der High Sideryt mit seinen Ausführungen. Schon wenige Minuten später war eine lebhafte Diskussion in Gang, an der sich auch die früheren Mentalpartner Oggars, Sternfeuer und Cpt'Carch, lebhaft beteiligten.

2.

 

Durch den schwach erleuchteten Stollen bewegte sich ein merkwürdiges Wesen. Es sah aus wie der Stumpf eines knorrigen, zwei Meter großen Baumes, der auf etwa sechzig Zentimeter langen Wurzeln lief, die zur Höhe des zylindrischen Körpers noch hinzugerechnet werden mussten.

Dort, wo die gleichzeitig der Fortbewegung und der Nahrungsaufnahme dienenden Wurzeln in den Rumpf mündeten, war mit einem Querschnitt von achtzig Zentimetern die breiteste Stelle, nach oben hin verjüngte sich der raue, stammartige Leib auf siebzig Zentimeter Durchmesser. An der oberen Kante befanden sich zwei Augen auf kurzen Stielen, die sehr beweglich waren und eine Sicht in zwei Richtungen gleichzeitig ermöglichten.

Das Geschöpf mit der grünlich-braun wirkenden, borkenartigen Oberfläche verfügte über zweiundzwanzig Arme, die aus dem oberen Teil des Körpers sprossen und jeweils in drei zweigähnlichen, beweglichen Fingern endeten. Bei geschlechtsreifen Exemplaren wuchsen aus unter der Rinde liegenden Knospen Blüten, die je nach Geschlecht männliche oder weibliche Keime abgaben. Kam es zu einer Vereinigung von beiden Komponenten, dann entstand ein Sämling, der im Lauf der Zeit zu einem Pers-Oggaren heranwuchs.

Enterer gehörte zu jenen Pers-Oggaren, die auf einer Kolonialwelt gelebt hatten und Oggar nach Vasterstat gefolgt waren, der Wiege ihres Volkes. Er und weitere Artgenossen hatten mit Hilfe von Mnemofax VII und einigen anderen, wesentlich einfacheren Robotern die subplanetare Station wieder hergerichtet, Waldflächen gerodet und Felder angelegt.

Die tiefgekühlten Keime von Auxonia und Wysterein, der jetzt Oggar war, waren aufgetaut und manuell befruchtet worden, dann hatte man die Keimlinge dem vorbehandelten Boden anvertraut. Mittlerweile hatten die ersten bereits das Erdreich durchstoßen und strebten als kleine Setzlinge empor zum Licht der Sonne Auxon. In wenigen Monaten würden sie ihre Wurzeln aus dem Boden ziehen und sich bewegen wie ihre erwachsenen Pfleger.

Enterer war ein noch ziemlich junger Mann; erst in etwa zwei Jahren würde er geschlechtsreif werden. Ob es dann schon wieder eine Bestäubungshalle auf Vasterstat geben würde?

Einstweilen verschwendete Enterer daran keinen Gedanken. Er hatte es eilig, in die Station zurückzugelangen, denn sein Körper verlangte nach Nahrung. Anders als die heranwachsenden Sämlinge konnten die älteren Pers-Oggaren ihre Nahrung einfach aus diesem Boden ziehen, dazu war der Gehalt an den verschiedensten Stoffen und Mineralien einfach zu gering; sie benötigten konzentrierte Nährlösungen.

Drei Tage hintereinander hatte Enterer auf den Feldern an der Planetenoberfläche gearbeitet. Immer wieder musste der Boden gehackt werden, um die feinen Kapillarröhrchen zu unterbrechen, die sich so zahlreich bildeten; in ihnen sammelte sich Wasser, das nach oben stieg, einfach verdunstete und so den Setzlingen nicht mehr zur Verfügung stand. Eine gewisse Feuchtigkeit im Erdreich war aber unerlässlich für ihr Gedeihen.

Nicht minder wichtig war es, jeden Pflanzenwuchs von den Kulturen fernzuhalten. Auch der winzigste grüne Halm entzog der Krume Nähr- und Aufbaustoffe, die der eigene Nachwuchs so dringend brauchte.

Damit nicht genug, hatten sich auf Vasterstat auch Spezies entwickelt, die es früher auf diesem Planeten nicht gegeben hatte. Die rehgroßen, in Rudeln auftretenden Tiere schienen die jungen Pers-Oggaren für eine besondere Bereicherung ihres Speisezettels zu halten; selbst bei helllichtem Tag brachen sie aus Wald und Gebüsch hervor, um an den Setzlingen zu knabbern. Zäune und andere Schutzvorrichtungen halfen da nur wenig; rund um die Uhr mussten Wachen eingesetzt werden, um die Kulturen vor den dreisten Nagern zu bewahren.

Die etwa einhundert Pers-Oggaren, die hier auf der Welt ihrer Vorfahren den Grundstein zu einer neuen blühenden Zivilisation legen wollten, waren unermüdlich im Einsatz. Dabei kam ihnen zugute, dass sie anders als die meisten hochstehenden Lebewesen keinen Schlaf benötigten. Sie konnten Tag und Nacht arbeiten, ohne auszuruhen, und das taten sie auch, wenn man von den kurzen Pausen zur Nahrungsaufnahme einmal absah.

Oggar und Mnemofax VII hatten sie in der Bedienung des technischen Instrumentariums der Station unterwiesen, zumindest diejenigen, die eine entsprechende Begabung hatten. Das, was Fastrap einst zu seinem und seines Volkes Schutz gebaut hatte, kam nun seinen Nachkommen zugute, und sie handhabten die komplexe Maschinerie virtuos.

Die kleine Kolonie von Pers-Oggaren, die jetzt auf Vasterstat lebte, wusste nicht, wie der Planet früher einmal ausgesehen hatte, damals, als von der hiesigen Hauptstadt Aust-Tardan aus noch über tausend Kolonialwelten verwaltet wurden.

Die Verwüstungen, die die fremden Zerstörer vor vielen tausend Jahren angerichtet hatten, waren nicht mehr zu sehen. Die üppig wuchernde Vegetation hatte die Narben, Schründe und Krater dieser Welt ebenso mit einem dichten grünen Teppich bedeckt wie die Trümmer der Städte und Dörfer. Wer konnte schon ahnen, dass dort, wo jetzt Urwald die Station tarnte, einst die Gipfel der Berge der Ewigkeit,