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Leif GW Persson

Der Professor

Wie ich Schwedens erfolgreichster
Profiler wurde

Aus dem Schwedischen
von Holger Wolandt und Lotta Rüegger

Die schwedische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel
»Gustavs Grabb« bei Albert Bonniers, Stockholm.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe April 2013

Copyright © 2011 by Leif GW Persson

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by btb Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Published by agreement with Salomonsson Agency

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-09273-3

www.btb-verlag.de

Professorsvillan,
Elghammar, Frühjahr 2011

I.

Prolog

1.

Sonntagskind mit Glückshaube

Das hier ist die Geschichte eines gesellschaftlichen Aufstiegs, meines gesellschaftlichen Aufstiegs. Dieser Aufstieg hat mein ganzes Leben entscheidend geprägt. In großen und kleinen Dingen, bis hin zu Bagatellen.

Ich heiße Leif Gustav Willy Persson. Ich wurde am 12. März 1945 in der Allgemeinen Entbindungsanstalt in Stockholm mit für das Alter normalem Gewicht und normaler Größe geboren, dreieinhalb Kilo, 53 Zentimeter, fünf Finger an jeder Hand, fünf Zehen an jedem Fuß. Ich wurde für vollkommen gesund erklärt, ich sei bereit, dem Leben zu begegnen.

Am Tag meiner Geburt überschreiten zwei amerikanische Panzerdivisionen den Rhein. Gemeinsam mit den Engländern haben sie einen zwanzig Kilometer breiten Brückenkopf auf der Ostseite des Flusses etabliert. Gleichzeitig dringt die Rote Armee in die Vorstädte Berlins ein. In Europa kann man nun damit beginnen, die Tage bis zum Ende eines Krieges zu zählen, der fast sechs Jahre gedauert und einen ganzen Kontinent verheert hat. Der deutsche Adler ist flügellahm zu Boden gestürzt, die USA, England und ihr russischer Verbündeter teilen routinemäßig und jeder von seiner Seite die abschließenden Stockhiebe aus, und zwischen diesen Gegebenheiten und dem Zeitpunkt meiner eigenen Geburt besteht ein einfacher Zusammenhang.

Als ich im März 1945 zur Welt komme, haben meine Eltern fast zehn Jahre lang kinderlos zusammengelebt, aber jetzt, als der Krieg beinahe vorüber ist, werden in Schweden mehr Kinder geboren als je zuvor. Es ist nicht so, dass man sich übermütig einen Vorschuss auf den Frieden genehmigt, von dem alle wissen, dass er bald eine Tatsache sein wird. Im Gegenteil, selbst die Anzahl Neugeborener ist ein Ausdruck dafür, wie die anstellige Arbeiterklasse ihr Leben und nicht zuletzt auch ihren Nachwuchs plant. So war schließlich damals das allgemeine Bewusstsein bei den Politikern Per Albin Hansson und Tage Erlander, bei dem Theoretiker Gustav Möller und dem Ehepaar Myrdal bis hinunter zu denen, die sie gewählt haben wie beispielsweise meine Eltern Margit und Gustav.

Als ich sieben Jahre später eine Schwester bekomme, erfüllt sich das sozialdemokratische Bevölkerungsideal. Arbeiterfamilie mit zwei Kindern, sowohl einem Sohn als auch einer Tochter, Mama Margit und Papa Gustav, großer Bruder Leif und Schwesterchen Maud.

Als ich alt genug bin, um zuzuhören und zu verstehen, erzählt mir meine Mutter sofort, dass ich ein Glückskind war. Ich wurde nicht nur an einem Sonntag geboren, sondern auch mit einer Glückshaube. Ich war kein Junge aus der Oberschicht, der mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen war, sondern etwas viel Besseres, ich war ein Sonntagskind mit einer Glückshaube.

Den volkstümlichen Vorstellungen gemäß, die das Leben meiner Mutter und vieler Menschen ihres Hintergrundes und ihrer Generation bestimmten, stellte es ein großes Glück dar, an einem Sonntag zur Welt zu kommen. Das war fast so etwas wie eine Garantie für ein sorgenfreies Leben, ein Leben, das aus einer Aneinanderreihung arbeitsfreier Sonntage bestand. Außerdem ein Leben voller Erfolge, wie es allen Knaben gebührt, die sich mit einem Kopf gekrönt mit einer Amnionhaube aus dem Mutterleib zwängen.

Sobald ich alt genug bin, um lesen zu können, und obwohl ich noch nicht zur Schule gehe – es ist also nicht ganz klar, wie das zugegangen ist –, entschließe ich mich, mehr über die Gnade in Erfahrung zu bringen, die mir zuteilgeworden ist. Zu Hause gibt es keine Bücher, die meine Neugierde stillen könnten, aber da Mama die Wohnung der Witwe eines Konsuls im Nachbarhaus putzt, kann ich es mit Hilfe des »Svensk Uppslagsbok« aus dem Bücherregal in ihrem Wohnzimmer herausfinden.

Offenbar stimmt, was meine Mutter mir erzählt hat – wie seltsam es auch in meinen Ohren geklungen haben mag –, dass mein Kopf bei meiner Geburt mit einer Amnionhaut überzogen gewesen sei. Diese habe wie eine Haube auf meinem Schädel gesessen, was etwas sehr Ungewöhnliches sei. In früheren Zeiten wurden diese Glückshauben getrocknet und aufgehoben, was nicht verwunderlich war, da sie ihren Trägern die bemerkenswertesten Fähigkeiten verliehen. Man konnte eine Feuersbrunst löschen, indem man einfach um den Ort des Brandes herumging, man bekam das zweite Gesicht, konnte magische Riten durchführen und durch einfaches Handauflegen Blut stillen und Kranke und Verletzte heilen. Am wichtigsten war jedoch, dass der, der mit einer Glückshaube zur Welt gekommen war, alle Kämpfe, an denen er teilnahm, überleben würde.

So steht es tatsächlich in diesem Konversationslexikon, Kämpfe, an denen »er« teilnimmt, und obwohl ich erst fünf Jahre alt bin, verstehe ich, dass Mädchen nicht mit Glückshaube zur Welt kommen können. Dieses Privileg ist uns Knaben vorbehalten. Vielleicht ist es auch ein Ausdruck dafür, dass Mädchen und Frauen nicht kämpfen sollen. Jedenfalls nicht auf diese handgreifliche Art und Weise, die darin besteht, jemandem, dem man nie zuvor begegnet ist, ein Bajonett in die Eingeweide zu rammen.

Wie auch immer: Es ist keine schlechte Gabe, als Seher, Glückskind und Gesundbeter zur Welt zu kommen, außerdem unverletzbar und unbesiegbar. Gesundbeter, Seher und Sieger, mein Herz klopft bereits erwartungsvoll, weil ich Großes im Dienste der Menschheit vollbringen werde.

»Sei vorsichtig mit den Büchern der Alten«, sagt Mama, als sie mit dem Putzeimer vorbeikommt. »Keine Eselsohren, sonst kriegt sie einen Anfall.«

Erst Jahre später kommen mir Zweifel. Das Leben, das ich bislang geführt habe, entspricht so gar nicht den Prophezeiungen meiner Mutter.

Ich spreche mit meinem Vater Gustav unter vier Augen darüber. Er schüttelt den Kopf und zuckt zweifelnd mit den Schultern. An eine Glückshaube könne er sich nicht erinnern, jedenfalls habe ihm meine Mama Margit nichts davon erzählt. Ganz sicher ist er jedoch nicht, denn er war bei der Geburt nicht zugegen und hat meine erste Offenbarung nicht mit eigenen Augen beobachtet.

»Damals musste man ja noch auf dem Korridor warten, wie du sicher weißt. Also, bis es vorbei war.«

Ich begnüge mich damit zu nicken.

»Du weißt, wie das mit Mama sein kann«, sagt er begütigend und schüttelt erneut den Kopf. »Das Wichtigste ist doch wohl, dass es dir gut ergangen ist. Wer weiß, vielleicht ist es ja wahr?«

Seine Antwort weckt neue Fragen. Und zwar noch weit später über den Wahrheitsgehalt dessen, was ich gerade niedergeschrieben habe. Ist das hier eine Autobiografie, ein Roman oder vielleicht etwas anderes?

Bei der Beschreibung meines gesellschaftlichen Aufstiegs habe ich es natürlich vermieden zu lügen. Ich habe versucht, die Probleme, die ich anderen durch normale Nachlässigkeit verursachte oder durch alles Böse, das ich ihnen im Verlauf der Jahre zugefügt habe, indem ich manchmal so verbohrt war, dass ich mich meiner schlechtesten Seiten bedient habe, nicht zu verschweigen. Ich habe nicht einmal versucht, mein Versagen, meine Schwächen oder normale, einfache Peinlichkeiten zu verschweigen oder zu beschönigen. Aus denselben Gründen habe ich auch versucht, meine Erfolge nicht zu übertreiben und keine neuen zu erfinden.

Soweit ist in biografischer Hinsicht alles schön und gut. Die Probleme sind andere und weitaus schlimmere. Sie betreffen alles, was ich verdrängt, vergessen oder missverstanden habe. Hinzu kommt, dass ich auf Erzählungen älterer Personen in meiner Nähe, meiner eigenen Mutter beispielsweise, über mein Leben angewiesen bin.

Noch schlimmer ist meine Neigung, Lügengeschichten zu erzählen oder gute Geschichten, die mich umgeben, egal, ob sie mir jemand erzählt hat oder ob sie meinem eigenen Leben entspringen, ein wenig zu verbessern. Genauer gesagt von meinem eigenen Erleben meines eigenen Lebens.

Am schlimmsten ist jedoch das angsterfüllte, zwanghafte Kontrollbedürfnis, das mich angetrieben hat, als ich meine wissenschaftlichen Bücher und Artikel schrieb. Ich habe meine eigenen Fehlannahmen immer wieder korrigiert, habe jedes einzelne Komma überprüft und bin mitten in der Nacht aufgewacht, hellwach und in kalten Schweiß gebadet, weil mich ein weiterer Einwand im Schlaf überfallen hatte.

In dieser Zeit habe ich neun Romane über Verbrechen geschrieben, wobei es mir nicht so sehr darum ging, meine Erfahrungen aus meinem Berufsleben zu verwerten. Ich habe sie aus einem viel einfacheren Grund geschrieben, um Druck abzulassen, ein Ventil zu öffnen, um meine eigene Angst zu lindern, meine eigenen Seelenqualen, damit mich die Angst, etwas falsch zu machen, nicht ersticken würde. Denn beim Schreiben eines Romans bin ich ausnahmsweise einmal Herr der Wirklichkeit und kann ganz allein und bis ins kleinste erfundene Detail über die Realität entscheiden, die ich beschreibe.

Als Gustave Flaubert 1857 seinen Roman »Madame Bovary« veröffentlichte, klagte man ihn des Verstoßes gegen die guten Sitten an. Der im Roman beschriebene Ehebruch wird als Verstoß gegen die gute Moral erachtet, die in Frankreich zu dieser Zeit gelten soll. Flaubert wird zwar freigesprochen, wird aber während des Prozesses natürlich gefragt, wer das Vorbild seiner weiblichen Romanfigur sei.

»Ich bin Madame Bovary«, antwortet Flaubert und sagt es sicherheitshalber noch ein weiteres Mal, auch um das Gesagte zu verstärken. »Madame Bovary, c’est moi, d’après moi …« Nach mir.

Gestaltet nach ihm, nach seinem Leben. Und falls es wirklich wahr ist, dass »Madame Bovary« in der Tat Gustave Flauberts Autobiografie war, dann ist die Geschichte meiner eigenen Reise durch die gesellschaftlichen Klassen vielleicht ein Roman über mein Leben. Und da ich ausnahmsweise einmal frei wählen kann, kann diese Beschreibung ein Mittel sein, mich meiner Rolle als Schriftsteller zu versichern, obwohl das meiste, was hier steht, sicher wahr ist. Aber spielt das dieses Mal überhaupt eine Rolle?

Roman? Autobiografie? Das hier ist die Geschichte meines eigenen gesellschaftlichen Aufstiegs, so wie ich mich daran erinnere.

Der 12. März 1945 war übrigens ein Montag.

II.

Kindheit

2.

Kleiner Junge mit wenigen Erinnerungen

Ich besitze nur fünf Erinnerungen an meine ersten fünf Lebensjahre. Fünf halbwegs zusammenhängende Erlebnisse, an die ich mich noch mehr als ein halbes Jahrhundert später erinnere. Was die ersten zwei Lebensjahre betrifft, bekümmert mich das nicht sonderlich. Obwohl etliche Psychologen behaupten, dass wir uns auch an Dinge erinnern können, die im vorsprachlichen Alter geschehen sind, habe ich ihnen nie geglaubt, obwohl ich einige, normalerweise recht vernünftige Leute kenne, die mir von Ereignissen aus ihrem Leben erzählt haben, an die sie sich erinnern und die sich zugetragen haben sollen, als sie noch Windeln trugen. Ohne sich im Geringsten zu schämen und ohne auch nur einen einzigen Gedanken an den Beitrag von Eltern, älteren Geschwistern und anderen Nahestehenden zur frühen, selbsterlebten Geschichte zu verschwenden. Dass ich weder den Leuten, die von sich behaupten, sich auszukennen, noch ihren Zeugen glaube, ist kein Schaden, den mir mein Beruf eingetragen hat. Es hat auch nicht damit zu tun, dass ich seit sehr langer Zeit nach meinen Zweifeln und nicht meinen Überzeugungen gemäß lebe. Ich glaube ihnen einfach nicht, so einfach ist das.

Physiologen und Neurologen, die sich mit der Fähigkeit des Gehirns, Erinnerungen zu speichern, befasst haben, scheinen sich rührend einig zu sein, dass das Gehirn vor dem dritten Lebensjahr noch nicht reif genug ist, um alle Geräusche, Bilder und Gerüche zu speichern, die mit den Personen, Ereignissen und anderen Erlebnissen zusammenhängen, die fast immer das konkretisieren, was wir Erinnerungen nennen. Ich teile ihre Ansicht.

Nach meinem dritten Geburtstag wird es jedoch problematisch.

Ich weiß, dass ich zum Zeitpunkt meiner ersten Erinnerung mehr als nur gehen und meine körperlich erlebten Bedürfnisse einfach ausdrücken kann. Ich kann rennen, springen und, wenn ich Lust dazu habe oder es nötig ist, auf kleinere Bäume klettern. Ich interessiere mich für Dinge und langweile mich, ich bin froh und traurig, mutig und ängstlich auf diese logische und vernunftbedingte Art, die ein erstes Anzeichen dafür ist, dass ich im Begriff bin, ein in seelischer Hinsicht erwachsener Mensch zu werden. Ich kann mich verständlich ausdrücken und begreife fast immer, was andere zu mir sagen. Zusammengenommen spricht das dafür, dass ich ungefähr drei Jahre alt sein muss. Dass ich drei Jahre alt bin, vielleicht sogar schon vier.

Aus dieser Zeit zwischen meinem dritten und fünften Lebensjahr besitze ich also nur fünf konkrete Erinnerungen. Natürlich ist mir ihre Reihenfolge rein chronologisch nicht klar, aber was mich am meisten beunruhigt, ist, dass es nur so wenige sind. Ich müsste bedeutend mehr Erinnerungen haben, da ich im Vergleich zu meinen Freunden mit allem immer sehr früh dran war und immer ein gutes Gedächtnis besessen habe. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass ich etliches von dem, was mir in einem Zeitraum von zwei Jahren zugestoßen ist, verdrängt haben muss. Die wenigen Vorfälle, an die ich mich trotzdem erinnere, können mir Aufschluss darüber geben, warum dem so war.

3.

Vom Geruch von Kreosot bis zum bösen Wolf

Dass Gerüche Erinnerungen auslösen können, ist bekannt. Die Madeleines aus Prousts Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« sind für gebildete Leute das klassische Beispiel. Ich war sicher zwanzig Jahre alt, als ich meine erste Madeleine aß, und der »Mandelkubb«, das Mandelgebäck, das ich schon viel früher verspeiste, löste jedenfalls keine Erinnerungen an die frühe Kindheit aus. Bei mir geht es nicht um irgendwelche Mandeldüfte, sondern um den scharfen, durchdringenden Geruch von Kreosot.

Ich bin in Estland auf der Jagd. Späte 1980er Jahre, Frühsommer, frühe Morgendämmerung, ich schleiche durch einen Graben auf der Jagd nach Wildschwein und Rehbock. Als ich auf ein paar Brettern einen Bach überquere, habe ich plötzlich den Geruch von Kreosot in der Nase und werde unverzüglich vierzig Jahre zurück und tausend Kilometer weit weg versetzt. Die Bilder, die in meinem Kopf auftauchen, sind so deutlich, dass ich einen Augenblick lang nicht weiß, wo ich mich befinde.

In Schweden ist Sommer, späte 40er Jahre. Ich war mit meiner Großmutter mütterlicherseits im Stall, während sie die Kühe gemolken hat. Ich halte Großmutter an der Hand, in der anderen Hand trägt sie den Milchkrug. Da ich quengele und nach Hause will, nehmen wir die Abkürzung und gehen über den Bahndamm zu dem Haus, in dem wir wohnen. Die Schwellen unter den Schienen sind mit Kreosot imprägniert, ein scharfer Geruch in der Nase. Das macht nichts. Bald sind wir zu Hause, wo ich Essen bekommen soll.

Papa und ich besuchen eine Baustelle, auf der er im Augenblick arbeitet. Es ist Sonntag, und die Baustelle liegt auf Lidingö. Aus welchem Grund ich mich daran erinnern kann, weiß ich nicht. Ich weiß, dass wir in Papas Auto dorthin gefahren sind und dass er sofort seine blaue Arbeitshose und Stiefel aus dem Kofferraum nimmt, als wir dort eintreffen. Er zieht die Schuhe und die gute Hose aus und Stiefel und seine Arbeitshose an. Vielleicht ist es ja deswegen. Vielleicht habe ich meine Erinnerung ergänzt, damit sie eine bessere Form erhält. Eine kürzere Autofahrt, Papa, der die gute Hose gegen eine blaue Arbeitshose eintauscht, Lidingö, Sonntag, das Bedürfnis des Erwachsenen, das Wo und Wann näher zu bestimmen.

Papa und seine Arbeitskollegen haben ein großes Loch in die Erde gegraben, auf dessen Grund matschiges Wasser steht. Jemand hat ein breites Brett über das Loch gelegt, auf dem man gehen kann. Ich laufe vor Papa her, und als er mir folgt, schwankt das Brett. Ich schaue nach unten und begreife plötzlich, dass ich hinunterfallen und ertrinken werde. Ich werde stocksteif und wage es nicht einmal zu schreien, aber im gleichen Augenblick streckt Papa die Hand aus und hebt mich hoch, und alles ist wieder wie immer. Ebenso gut wie stets, wenn ich Papa zu seiner Arbeit begleiten darf.

Papa nimmt mich oft zu seiner Arbeit mit. Mama ist oft krank. Sie hat nicht die Kraft, sich um mich zu kümmern, und darüber beklage ich mich wirklich nicht. Ich darf auf Papas Schoß sitzen, wenn er mit der Straßenwalze fährt, ich bin sein Handlanger und reiche ihm, sobald nötig, Nägel und Werkzeuge, ohne ein einziges Mal etwas falsch zu machen. Wenn wir Pause haben, sitzen wir in der Baustellenbaracke. Ich habe einen eigenen Henkelmann, und ich kann mir die Geschichten Papas und der anderen Männer anhören. Einmal höre ich, wie Papa eine Frage gestellt wird, die nicht für meine Ohren bestimmt ist. Die Art, wie sie vorgetragen wird, ist mehr eine Feststellung als eine Frage.

»Ist das deine Frau, die den Kleinen prügelt«, sagt er. »Ich habe ihn zufällig beim Pinkeln gesehen. Er hat ja einen vollkommen gestreiften Po.«

Papa seufzt. Er wirkt alles andere als froh.

»Margit geht es nicht gut«, antwortet er. »Sie hat was am Magen. Ihr wird es zu viel, wenn er zu Hause ist.«

»Wir können nur hoffen, dass es kein Krebs ist«, meint Papa noch und seufzt erneut.

Das Seltsame an dieser Geschichte ist, dass ich nicht die geringste Erinnerung daran habe, dass meine Mutter mich geschlagen haben soll. Noch viel weniger, dass sie mich geprügelt haben soll, bis ich voller Streifen war, weil sie es mit mir nicht aushielt. Ich bin mir im Gegenteil sogar sicher, dass sie nie eine Hand gegen mich erhoben hat, sie hat mich nicht mal geschüttelt oder geschubst, nachdem ich fünf Jahre alt war, und was vorher war, daran erinnere ich mich nicht.

Ich bin klein. Ich schlafe immer noch im Schlafzimmer meiner Eltern. Mein Bett steht an der Querwand gegenüber vom Kleiderschrank. Meine Mutter putzt. Sie hält ihren neuen Pullover in die Höhe, der vorne und an den Ärmeln große Löcher hat. Sie zeigt ihn mir.

»Die Motte hat Mamas Pullover gefressen.«

»Die Motte?«, frage ich und sehe fledermausähnliche Wesen mit langen, spitzen Eckzähnen vor mir.

»Die Motte«, erwidert meine Mutter nickend. »Sie wohnt im Kleiderschrank.«

Über zwanzig Jahre später laden meine erste Frau und ich meine Eltern zum Abendessen ein. Die Stimmung ist unerwartet gut, und meine Mutter erzählt meiner Frau, wie ich als Kind war. »Ein sehr lebhaftes Kind«, sagt meine Mutter, »am Schlimmsten war es abends. Er wollte einfach nicht schlafen, hüpfte im Bett rum und verlangte, dass ihm sein Vater Comics vorliest.«

Dann erzählt meine Mutter, wie sie mir mit der Motte Angst eingejagt hat. Sie pflegte die Tür des Kleiderschranks einen Spalt weit offen stehen zu lassen und mir zu sagen, wenn ich nicht still in meinem Bett liegen bliebe, dann würde die Motte ins Zimmer fliegen und mich genauso auffressen, wie sie Mamas Pullover aufgefressen hätte. Sie erzählt das wie eine lustige Anekdote aus meiner Kindheit.

»Margit ist nicht ganz bei Trost«, sagt meine Frau, sobald meine Eltern gegangen sind. »Ich hätte sie erwürgen können, als sie diese schreckliche Geschichte mit der Motte erzählt hat. Wie kann man ein kleines Kind nur so behandeln?«

»Ich erinnere mich nicht«, erwidere ich mit einem Kopfschütteln. »Ich erinnere mich an die Motte und an Margits Pullover, aber von dem Rest wusste ich nichts. Dass sie die Tür einen Spalt aufgelassen haben soll.«

Genau so ist es auch. Für mich ist das, was ich zu meiner Frau sage, vollkommen wahr. Die Motte, der Pullover, die Löcher darin, Mama, die den Pullover hochhebt und ihn mir zeigt. Daran erinnere ich mich. Hingegen nicht daran, dass sie die Kleiderschranktür geöffnet hat, damit ich still liege und nicht im Bett herumturne.

Meist las mir mein Vater etwas vor, wenn ich einschlafen sollte. Für gewöhnlich aus Comicheften wie »Das Phantom« und »Donald Duck«. Ich beklage mich nicht über seine Wahl der Gutenachtlektüre. Durch die Kombination von Bild und Wort kann man der Geschichte leichter folgen. Möglicherweise habe ich ja so lesen gelernt.

Der erste Film, den ich im Kino sehe, ist auch ein Zeichentrickfilm von Walt Disney. Donald Duck und seine Freunde und übrigen Bekannten, angefangen mit Micky Maus über Goofy bis hin zu Ede Wolf und den drei kleinen Schweinchen. Nur Papa und ich, genauso erinnere ich mich daran.

Es ist nicht so, wie wenn Papa neben meinem Bett sitzt und mir vorliest. Plötzlich ist alles auf eine Art greifbar, die mir wahnsinnige Angst macht. Wenn mir Papa vorliest, dass Donald wütend auf Tick, Trick und Track wird, lache ich, dass ich einen Schluckauf bekomme, aber nicht, wenn er auf der Leinwand in die Luft geht und schreit, als wäre er wirklich verrückt geworden. Aber Papa hat keine Angst. Er lacht laut, und vorher hat er mir schließlich erklärt, ich solle die Augen schließen und mir die Ohren zuhalten, wenn es zu schlimm würde.

Aber dann fängt Ede Wolf an, die drei kleinen Schweinchen zu jagen, weil er sie auffressen will, und ich sehe nur noch seine scharfen weißen Zähne und wie ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Ich weine und schreie laut, genauso laut wie die drei kleinen Schweinchen, bis Papa mich hochhebt und wir das Kino verlassen.

»Das war doch nur gespielt«, sagt Papa, als wir im Auto sitzen und nach Hause fahren. Er tätschelt mir tröstend das Knie. »Wenn du mir versprichst, nicht mehr zu weinen, dann kaufe ich dir eine Bockwurst.«

Ich höre auf zu schniefen, und alles ist wie immer. Ich erinnere mich, dass ich vorne neben Papa sitze. Das tue ich immer, wenn nur er und ich im Auto sind. Manchmal darf ich auch auf seinem Schoß sitzen und ihm beim Lenken und Schalten helfen, während er die Pedale bedient.

Die Geborgenheit, die ich empfinde, wenn er und ich allein sind, beschützt mich die nächsten zehn Jahre. Die meisten Jahre, die meine Kindheit ausmachen. Dann wird sie mir im Laufe einer Stunde genommen. Ihm auch, ohne dass wir beide etwas dagegen tun könnten. Ich komme darauf später zu sprechen, jetzt nicht.

4.

Porträt des Autors im Alter von drei Jahren

Viele meiner psychologisch orientierten Kollegen auf dem Gebiet, das viel später mein Beruf sein wird, würden sicher behaupten, der Grund dafür, dass ich bis zu meinem fünften Geburtstag keine Erinnerungen besitze, seien die Misshandlungen meiner Mutter, die ich schon früh verdrängt hätte.

Ich selbst bin davon nicht so überzeugt. Eine bedeutend einfachere Erklärung könnte sein, dass die Geborgenheit, die mir mein Vater gab, die Erziehung abschwächte und anglich, die meine Mutter für mich bereitgehalten hätte. So war das damals eben, und bekam ich Prügel, so war ich damit jedenfalls nicht allein. Im Unterschied zu vielen Freunden besaß ich außerdem einen Vater, der mich nie schlug. Er schrie oder brüllte mich auch nie an.

Gleichzeitig fällt es mir schwer, die Frage auf sich beruhen zu lassen. Ich suche die Antwort in einer Fotografie, die meine Eltern von mir machen ließen, als ich drei Jahre alt war. Dieses Foto wurde in einem Fotoatelier von einem richtigen Fotografen aufgenommen. Es wurde von dem Fotografen signiert und mit einer Jahreszahl versehen, 1948. Es stammt mit Sicherheit aus der Zeit vor meinen fünf Erinnerungen, und ob ich drei oder vielleicht sogar schon dreieinhalb Jahre alt bin, spielt kaum eine Rolle.

Ich bin gekämmt und habe meine schönsten Sachen an. Weißes Hemd und weiße Hose mit Hosenträgern. Ich sehe gesund aus. Weder mager noch zu dick, keine Anzeichen dafür, dass ich vernachlässigt und noch viel weniger dass ich misshandelt worden sein könnte. Meine Eltern haben Geld und Mühe darauf verwendet, mit mir zu einem richtigen Fotografen zu gehen.

Das Bild, das er gemacht hat, zeigt keinen typischen Lausebengel der damaligen Zeit, nicht einmal einen fröhlichen kleinen Racker, dem man gesagt hat, er solle still sitzen und den Fotografen anlächeln, damit er seine Arbeit verrichten kann, wie seine Kunden es von ihm verlangen dürfen.

Ich meine eine gewisse Reserviertheit in meinem Lächeln und meinen Augen zu sehen, ohne zu wissen, was ich eigentlich anschaue. Neugierige Augen, eine Neugier, die sich aus Interesse erklärt, aber gleichzeitig von Vorbehalten umgeben ist. Vielleicht ein früher Ausdruck meiner Persönlichkeit, ein Ausdruck desjenigen, der ich bin und zu dem ich geboren wurde. Etwas, das mir wahrscheinlich mitgegeben wurde und das nicht anerzogen ist. Ein zukünftiger Betrachter, der bereits beginnt, eine gewisse Distanz zum Gegenstand seiner Aufmerksamkeit zu wahren, und der bei Bedarf abrücken und sich mit Hilfe seiner eigenen Gedanken schützen kann. Der sich mit dem verteidigen kann, das sich ausschließlich in seinem eigenen Kopf vollzieht.

Wahr oder falsch? Ich weiß es in der Tat nicht. Eine Sache weiß ich jedoch mit Sicherheit. Dass ich auf diese Art den größten Teil meines erwachsenen Lebens gelebt habe. Ich bin mir auch bewusst, dass diese Verhaltensweise meiner Umwelt gegenüber sowohl von Vorteil als auch von Nachteil war, dass ich oft schlecht mit ihr umgehen konnte, wenn ich in Konflikte geriet oder auch nur wenn es zu einem normalen Wortwechsel kam. Das hat für mich und die Menschen, die mir am nächsten standen, zu Problemen geführt. Wie auch immer, es war für mich notwendig. Damit ich funktionieren, ja sogar überleben konnte in dem, was meinen Alltag darstellte.

Dass mich das nicht glücklich gemacht hat, ist etwas anderes und auch vollkommen irrelevant, da mir keine andere Wahl blieb, und wahrscheinlich meine ich es deswegen in meinen eigenen Augen zu lesen, als ich erst drei Jahre alt bin.

5.

Das Gelobte Land

Während der ersten elf Jahre meines Lebens wohne ich im Tegeluddsvägen im Stadtteil Gärdet in der Nachbarschaft der Gleise für den Güterverkehr und des Frihamnen. Für einen kleinen Jungen wie mich ein Gelobtes Land zum Aufwachsen. Das Haus, in dem wir leben, ist ein siebengeschossiges Hochhaus im schwedischen Funktionalismus der 1930er Jahre. Fast schon ein Wolkenkratzer nach dem schwedischen Modell, das in den Tagen des Ministerpräsidenten Per Albin Hansson galt. Eines von sieben identischen Häusern im selben Viertel, und es ist kein Zufall, dass dieses Viertel, das wie alle Blocks in Stockholm einen Namen trägt, New York heißt. Papa, Mama und ich in zwei Zimmern mit Küche auf gut fünfzig Quadratmetern. Bad mit richtiger Badewanne. Besser als so wohnt niemand. Nicht in meiner Welt zu dieser Zeit, und für jemanden, der so klein ist wie ich, ist das sehr viel Platz.

Als ich eingeschult werde und die Lehrerin mich fragt, wo ich wohne, erzähle ich nicht ohne Stolz, dass ich im Viertel Näw Jorkk bei der Bahn und dem Freihafen mit allen Dampfern wohne.

»Njuuu Joork«, sagt die Lehrerin und spitzt ihre schmalen Lippen. »Es heißt Njuuu Joork«, wiederholt sie, und da noch einige Jahre vergehen, bis ich am Realgymnasium anfange und Englisch lernen darf, begreife ich nicht, was sie meint. Ich bin jedoch so schlau, zustimmend zu nicken. Ich glaube sogar, dass ich die Lippen zu einem O formte, um sie nachzuahmen. Was es auch immer für eine Rolle spielen mag, was sie meint, da ich in Näw Jorkk wohne, der größten Stadt der Welt mit den höchsten Häusern der Welt, die in Amerika liegt, wo alle Reichen wohnen, denn das hat Papa erzählt.

Meine Eltern ziehen im Frühjahr 1940 ein. Gleichzeitig besetzen die Deutschen Dänemark und Norwegen. Fünf Jahre vor meiner Geburt. Im Herbst des Vorjahres haben sie übrigens geheiratet. Im selben Monat, in dem der große Krieg ausgebrochen ist, und trotz ihrer neuen schönen Wohnung sind Kinder etwas, was auf eine unsichere Zukunft verschoben wird.

Gärdet ist kein typischer Arbeiterstadtteil. Die Gegend ist eher für jüngere Verwaltungsbeamte gedacht, die Karriere machen. Dass Papa und Mama dort landen, liegt daran, dass Papa in dem Haus, in das wir einziehen, als Hausmeister arbeitet. Ich bin eines von wenigen Arbeiterkindern im Viertel Näw Jorkk, was für das Zusammensein mit meinen Spielkameraden nicht die geringste Rolle spielt. Auf der anderen Straßenseite wimmelt es im Übrigen förmlich von Arbeiterkindern. Dort wohnen nämlich die Bahnarbeiter und ihre Kinder in großen roten Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert mit Abtritt auf dem Hof, eigenen Kartoffeläckern und Obstgärten mit Apfelbäumen und Johannisbeerbüschen.

Von Nedre Gärdet Anfang der fünfziger Jahre, von dem Haus, in dem ich wohne, sind es zu Fuß nur drei Kilometer zum Stureplan im Herzen von Stockholm. Trotz der Nähe zum Zentrum der Hauptstadt ist es eher, als würde man auf dem Land wohnen. Norra und Södra Djurgården, Ladugårdsgärdet, Wald, Wiesen, sogar Äcker und grüne Gärten mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert, in denen Menschen wohnen, die ihr Wasser von einer Pumpe auf dem Hof holen. Und auf der anderen Straßenseite liegen die Bahn und der Frihamnen.

Ich wohne ganz am Rand der großen Stadt im Osten und gleichzeitig auf dem Land mit Hasen und Rotwild, Füchsen und den Schafen Seiner Majestät des Königs vor dem Haus, obwohl dieses Haus zum Viertel Näw Jorkk gehört. Und als würde das nicht reichen, wohne ich auch neben einem Abenteuerland, das also einfach auf der anderen Straßenseite liegt, mit Güterzügen und Frachtern aus fernen Ländern.

Außerdem habe ich eine Unmenge Spielkameraden, die alle in unmittelbarer Nähe wohnen, im selben Alter sind, dieselben Interessen haben und ungefähr so heißen wie ich. Uffe natürlich, das ist mein bester Freund, aber auch Bengan, Berra, Bosse, Kalle, Kenta, Krille, Larsan, Lelle, Robban, Sören und Sune, um nur einige von ihnen zu erwähnen.

Für einen kleinen Jungen wie mich ist das, als würde er im Gelobten Land aufwachsen, und da unser Herrgott offenbar dieses Mal nicht mit den wichtigen Details geschlampt hat, wohnen Uffe, seine Mama Valborg, die Hausfrau ist, und sein Papa Erik, der Rohre und Heizkessel verkauft, mit mir Wand an Wand in einer Wohnung, die ganz genauso aussieht wie die, in der meine Eltern und ich wohnen. »Leffe und Uffe«, und so bleibt es bis zur höheren Schule. Leffe und Uffe oder vielleicht auch Uffe und Leffe, je nachdem, wer gerade das Wort führt.

Zu Hause in der Wohnung habe ich ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch und ein Bett zum Schlafen, das immer frisch gemacht ist. Vor der Haustür wartet das Abenteuer in allen Formen, angefangen mit Cowboy-und-Indianer- und Räuber-und-Gendarm-Spielen, Fußball und Näw Jorkks Olympischen Spielen in Leichtathletik. Regnet es, sitzen Uffe und ich im Esszimmer und spielen mit unseren Zinnsoldaten. Oder ich lese ihm aus Donald Duck oder dem Phantom vor.

Die einzige Wolke am Himmel meiner Kindheit ist, dass Mama oft krank ist und manchmal sagt, dass sie bald sterben wird. Aber dann darf ich Papa zu seiner Arbeit begleiten, und wenn wir nach Hause kommen, geht es Mama meist besser. Fast alle Tage, an die ich mich erinnere, sind gute Tage, genau wie sie einem Sonntagskind zustehen und wie es mir Mama versprochen hat. Und an den schlechten Tagen kann ich mit Papa zusammen sein. Wenn das nichts hilft, kann ich etwas lesen, was mich auf andere Gedanken bringt. Oder ich tue einfach so, als wäre Mama nicht krank, sondern genauso gesund wie Großmutter und als lebte ich genauso wie ein richtiges Sonntagskind im Gelobten Land.

6.

Sonntagsspaziergänge mit Papa

Sonntagnachmittag, Herbst, Winter und im zeitigen Frühjahr, ehe wir zu Abend essen, machen Papa und ich lange Spaziergänge. Oft gehen wir in den Lill-Jansskogen und halten nach Wild und Vögeln Ausschau. Wir nehmen immer das Schiffsfernglas meines Urgroßvaters mit. Mein Urgroßvater Gustav Gotthard hatte es als Flussschiffer in den USA gekauft. Auf seinem Kahn transportierte er Weizen den weiten Weg von Chicago zum Atlantik. Das Fernglas schenkte er Papa, als er nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schweden zurückkehrte, da sein eigener Sohn, mein Großvater Gustav Willehardt, bereits 1922, da war mein Vater gerade mal neun Jahre alt, bei einem Unfall ums Leben gekommen war.

Alle Männer in der Familie meines Vaters haben Gustav geheißen, jedenfalls so lange sich jemand erinnern kann. Mein Urgroßvater Gustav Gotthard, mein Großvater Gustav Willehardt, mein Vater Gustav Vilhelm, ich selbst, Leif Gustav Willy.

Als ich Papa frage, warum ich nicht auch wie er Vilhelm heiße oder wie Großvater Willehardt, sagt Papa, dass man so nicht heißen konnte, als ich geboren wurde. Aber Willy sei kein Problem gewesen. Das hing mit dem Krieg zusammen, aber damals begriff ich nicht recht, wie.

Das Schiffsfernglas ist groß und schwarz und mit Leder bezogen. Außerdem ist der Name des Schiffes meines Urgroßvaters, MS PARIS, mit Goldbuchstaben in das Leder geprägt. MS PARIS bedeutet Motorschiff Paris. Das hat Papa erzählt. Paris ist eine Stadt, die in Frankreich liegt, auch das hat Papa erzählt, und den Eiffelturm habe ich auf einem Bild in der Zeitung gesehen.

Für einen kleinen Jungen sind das lange Spaziergänge, aber das macht nichts. Wenn ich müde werde, darf ich auf Papas Schultern sitzen, und hat er gute Laune, verwandelt er sich in ein Pferd, das das letzte Stück galoppiert, direkt in das Haus, in dem wir wohnen, während ich vor Lachen kaum noch Luft bekomme und seine großen Ohren als Zügel verwende.

Ich halte Papa oft an der Hand. Das macht nichts, denn niemand sieht uns. Sein Daumen ist größer als meine ganze Hand, aber das macht auch nichts, weil ich meist seine Hand mit meiner umfasse und weil er mir nie wehtut, wenn er meine festhält. Ich gehe so wie bei der Beschaffenheit des Weges und mit meinen kurzen Beinen nur möglich, außer im Wald, wenn wir nach Wild Ausschau halten, dann schleichen wir wie Indianer. Ab und zu bleiben wir stehen, um ernsthaft mit Hilfe der MS Paris zu spähen, aber dann sehe ich fast nie etwas. Das Fernglas ist so groß und schwer, dass Papa mir helfen muss, es hochzuhalten.

»Siehst du den Fuchs dahinten im Graben auf der anderen Seite der Wiese«, flüstert Papa und deutet.

»Ja«, sage ich, obwohl es nicht stimmt, denn ich sehe immer nur ohne Fernglas.

Am allerbesten ist es aber im Frühling unten am Frihamnen, wenn die vielen Schiffe einlaufen, weil draußen auf dem Meer kein Eis mehr liegt. Gleichzeitig setzen Sonne und Wärme alle Düfte frei, die sie mitgebracht haben. Ganz besonders sind jene Düfte, die mit den Frachtern von der anderen Seite der Erde hierher gelangen. Den Duft von Orangen und Bananen aus Afrika oder von Kaffee und getrockneten Tierhäuten aus Südamerika. Orangen duften nur süß und gut, Bananen haben einen etwas schweren, aber doch auch süßlichen Geruch. Der Kaffee riecht wie die Küche zu Hause, wenn Mama Kaffeebohnen mit der Kaffeemühle mahlt. Diese Kaffeemühle hat sie von Großvater, ihrem Vater, bekommen, weil er stets frisch gemahlenen Kaffee wünscht. Tierhäute riechen nicht gut, sondern stechen in der Nase. Ich schaue sie mir aber gerne an, weil sie wie riesige Stockfische aussehen. Sie riechen auch wie Stockfisch, obwohl man sie nicht essen kann. Sie werden zur Schuhfabrik Oscaria in Örebro transportiert, wo man sie zu Schuhen verarbeitet. Auch das hat Papa erzählt.

Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich vermutlich den Geruch von Holz wählen. Holz duftet nach Schweden, es duftet nach Norrland, wo die ganze Verwandtschaft wohnt. Holz für die Zellstofferzeugung, zum Hausbau und für die Möbelherstellung. Gesägt, abgehobelt, mit Nut und Feder, Balken, Schwellen, Vierkantholz, Planken und normale Bretter, sogar Latten und fertige Leisten. Papa zeigt und erklärt. Er sieht fröhlich aus und streicht mit der Hand über die Bretter. Alle Bäume, die sich duftend stapeln und fast soviel Platz beanspruchen wie das Viertel, in dem wir wohnen.

»Hier, Leifchen«, sagt er, »gibt es für Leute wie mich allerhand zu tun.«

Ich erinnere mich sehr deutlich an die Spaziergänge mit Papa. Ich muss meinen fünften Geburtstag hinter mir haben, weil ich mich plötzlich an mehr erinnere, als ich in meinem Kopf sortieren könnte. Ich erfinde keine Erinnerungen, denn das ist nicht mehr nötig. Ich versuche meinen Vater auch nicht zu idealisieren oder unser Beisammensein zu romantisieren. Genau so war es. Natürlich kam es vor, dass ich stolperte, auf die Nase fiel und mir Hände, Ellbogen und Knie aufschürfte – sogar Indianer können stolpern, wenn sie nicht aufpassen –, und sicher habe ich des Öfteren geheult. Aber daran erinnere ich mich also nicht. Warum auch, wenn man alle anderen Dinge bedenkt, die wirklich zählten. Jene Augenblicke, die ich mein ganzes Leben lang gezählt habe. Die ich immer noch, sechzig Jahre später, zähle.

7.

Der Ingenieur, die höhere Schule, Großvater Gustav und der kleine Leif, an dem nicht gespart werden soll

Mein Vater ist Zimmermann und Bauarbeiter, und es ist der »Ingenieur«, der entscheidet, ob er Bretter sägen, Nägel einschlagen oder Gräben ausheben und Rohre verlegen soll. Dürfte er selbst entscheiden, dann würde er sicher Ersteres allen anderen Betätigungen vorziehen, da es körperlich nicht so anstrengend ist, aber jetzt hat also der Ingenieur das Sagen. Teilt er ihnen ihre Aufgaben am Tag vorher mit, dann sind Papa und seine Arbeitskollegen zufrieden.

Einteilung und Anleitung von Arbeitern, eine einfache Aufgabe, schien damals noch gänzlich ohne Berücksichtigung der »wirtschaftlichen Kräfte«, auf die heutzutage verwiesen wird, erfüllt zu werden. In dieser Beziehung war also früher nicht alles schlechter. Zuständigkeiten und Befehle wurden auf eine ansprechende Art konkret und persönlich verteilt. Der Ingenieur hatte das Sagen, und dass Papa, der Vorarbeiter, der doppelt so groß und sicher zehnmal so stark wie der Ingenieur war, einer Gruppe von einem halben Dutzend Arbeitskollegen vorstand, war im größeren wirtschaftlichen Zusammenhang gesehen vollkommen uninteressant.

Meine Mutter ist Hausfrau, aber da Papa auch Hausmeister in dem Haus ist, in dem wir wohnen, ist sie hauptsächlich damit beschäftigt, hinter anderen aufzuwischen. Das Haus ist sieben Stockwerke hoch und umfasst sechzig Wohnungen, diverse Läden, Keller und Speicher, es gibt also unter anderem hundert Meter Treppen, die alle vierzehn Tage auf Knien geschrubbt werden müssen, wenn sie sich nicht gerade um Papa Gustav und den kleinen Leif kümmern, die Wäsche besorgen, spülen, Grützwurst kochen, Hering braten oder in größter Selbstverständlichkeit unseretwegen in der Wohnung zugange sein muss. Obwohl sie oft krank ist.

Eines Sonntagnachmittags im Spätherbst, ein paar Jahre bevor ich eingeschult werde. Draußen ist es bereits dunkel. Es ist Zeit für unseren normalen Sonntagnachmittagspaziergang, aber dieses Mal brechen wir mit unseren Gewohnheiten und gehen Richtung Östermalm. Dorthin gehen wir selten, aber heute hatte sich Papa dafür entschieden, will aber nicht erzählen, warum. Wenn ich mich nur etwas gedulde, erzählt er es mir bald. Als wir den Karlavägen erreichen, bleibt Papa stehen und deutet mit der Hand auf ein großes braunes Ziegelhaus, das im Dunkel hinter einem Schulhof, einem Ascheplatz, aufragt.

»Hier ist die höhere Schule«, sagt Papa. »Die wirst du besuchen, wenn du dich zum Ingenieur ausbildest.«

Er sagt »wenn«, nicht »falls«. »Wenn du dich zum Ingenieur ausbildest.« Das sagt er, weil sich in seinem Kopf der Gedanke festgesetzt hat, dass an seinem einzigen Sohn nicht gespart werden soll, damit er einmal ein besseres Leben hat als er. Bisher war das sein Geheimnis, aber jetzt enthüllt er es demjenigen, den es betrifft.

Die höhere Schule macht mir Angst. Sie liegt dort im Dunkel wie ein riesiges zusammengekauertes Tier aus gemauertem Stein. Ich bin nur fünf Jahre alt, und Großvater hat mir erzählt, wie schlimm es ist, in eine normale Schule zu gehen. Wie viel schlimmer muss da eine höhere Schule sein?

Großvater Gustaf kommt zweimal im Jahr zu Besuch. Auch mein Großvater mütterlicherseits heißt Gustaf. Anders Gustaf, aber er wird Gustaf genannt. Er ist uralt. Laut Papa, der seinen Schwiegervater nicht mag, hätte er schon lange vor meiner Geburt sterben müssen, wenn es auf dieser Welt irgendeine Gerechtigkeit gegeben hätte. Stattdessen ist er springlebendig und macht kein Geheimnis daraus, dass er die Gefühle, die mein Papa für ihn hegt, erwidert. Er trägt einen Anzug mit Weste und Uhrkette, raucht Zigarren, die stinken, und schläft auf einem Klappbett, das Papa aus dem Keller geholt und ins Wohnzimmer gestellt hat. Papa sieht nicht froh aus. Großvater könnte es sich leisten, im Hotel zu wohnen statt zu Hause bei uns, wo er die ganze Wohnung mit seinen Zigarren verpestet und nur im Weg ist.

Solange Großvater zu Besuch ist, muss Papa auch allein zur Arbeit gehen. Denn Großvater will seinen ältesten Enkel um sich haben, und bei Mama ist es so, dass sie nie krank wird, wenn Großvater bei uns ist. Möglicherweise deswegen, weil er bei uns wohnt und nicht im Hotel. Ich weiß nicht. Ich bin nur fünf Jahre alt, aber so erscheint es mir jedenfalls.

Tagsüber darf ich Großvater auf seinen Spaziergängen begleiten, und im Unterschied zu Papa gehen wir immer Richtung Stadt, so dass er im Hasselbacken oder Sturehof zu Mittag essen kann. Großvater trinkt Bier und Schnaps zum Essen, obwohl es mitten in der Woche ist, und zum Kaffee bestellt er immer ein großes Glas Arrak. Kaffee, Arrak und eine Zigarre. Großvater seufzt vor Zufriedenheit. Ich esse Fleischbällchen und trinke dazu Milch und nehme Vanilleeis, Schokoladensauce und Schlagsahne zum Dessert. Mir geht es auch nicht schlecht.

»Wie alt bist du jetzt?«, fragt Großvater.

»Fünf«, antworte ich. »Fünfeinhalb«, füge ich noch hinzu, da das wichtig ist, wenn man fünf Jahre alt ist.

Großvater schüttelt bekümmert den Kopf.

»Es ist bald Zeit, dass du in die Schule kommst«, sagt er. »Was hat so jemand wie du dort eigentlich zu suchen? Lesen kannst du schon. Du rechnest und schreibst wie ein richtiger Mann, und die Uhr lesen kannst du auch. Was hast du also in der Schule zu suchen?«

Großvater seufzt. Er ist nicht froh. Er macht sich Sorgen um mich, obwohl seine Zigarre brennt und er den ersten Schluck Arrak getrunken hat.

»Die Schule macht keinen Spaß. Als ich in die Schule gegangen bin, habe ich jeden Tag Prügel von meinem Lehrer bekommen. Er war kein guter Mensch. Ich habe also immer ein zusammengefaltetes Tischtuch in die Hose gesteckt, bevor ich in die Schule gegangen bin. Aber da ist er natürlich draufgekommen. Dann wurde es noch schlimmer. Das waren keine spaßigen zwei Jahre, das kann ich dir sagen.« Großvater seufzt erneut und nickt.

»Zwei Jahre?«, frage ich. »Mama sagt, dass man sechs Jahre in die Schule geht.«

»Ja«, sagt Großvater. »So schlimm ist es wohl heutzutage. Aber zu meiner Zeit waren es zwei Jahre, und das war ein Glück, denn sonst weiß ich nicht, wie es geendet hätte. Da hätte ich lieber auf Långholmen eingesessen.«

Großvater seufzt ein weiteres Mal. Er leert sein Arrakglas. Nickt mir zu. Fischt seine goldene Uhr aus seiner Westentasche.

»Höchste Zeit, nach Hause zu gehen und ein Mittagsschläfchen zu halten«, meint er.

Dann nimmt Großvater seine riesige Brieftasche aus der Innentasche. Sie ist aus braunem Leder und wird von einem Lederband zusammengehalten, das an einen normalen Gürtel erinnert. Man kann sie auseinanderziehen und zusammenschieben wie eine Ziehharmonika. Sie hat fünf Fächer für alle Geldscheine von Fünfkronenscheinen bis hin zu richtigen Tausendern. Das hat er mir gezeigt. Großvater ist reich wie ein Bergtroll, sagt Papa, obwohl er als normaler Tischler in dem kleinen Hüttenort, in dem er geboren wurde, angefangen hat. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass seine Brieftasche genauso dick ist wie er selbst.

Nachdem Großvater wieder abgereist ist, frage ich Papa, ob das, was Großvater über die Schule erzählt hat, stimme. Dass alle Kinder jeden Tag Prügel kriegen.

»Großvater ist ein alter Knacker«, sagt Papa. »Er erzählt eine Menge Unsinn.«

Ich weiß nicht, wem ich glauben soll. Am Tag seiner Abreise schenkt mir Großvater einen Zehnkronenschein, ein Vermögen, das tut er immer. Mama nimmt ihn mir sofort ab, um ihn auf mein Sparbuch einzuzahlen. Aber sobald Großvater und ich alleine sind, zieht er sein großes Portemonnaie aus der Hosentasche und gibt mir eine funkelnde Zweikronenmünze. Großvater blinzelt mir zu und legt den Finger an die Lippen.

»Das bleibt unter uns«, sagt Großvater. »Denk daran, Leif. in Sachen Geld kannst du dich nie auf Frauenzimmer verlassen, und Margit ist keinen Deut besser als Vilma.«

Vilma ist meine Großmutter. Sie ist zwanzig Jahre jünger als Großvater, ein unbegreiflicher Altersunterschied für jemanden, der nur fünf Jahre alt ist. Großvater und Großmutter ließen sich bereits scheiden, als Mama noch klein war, so ist es nun einmal.

Der Gedanke, dass ich Ingenieur werden soll, ist auch nicht sonderlich erfreulich. Der Ingenieur ist ein kleiner, magerer Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen. Er erinnert ein wenig an den Schurken Ville Vessla aus den Büchern über Meisterdetektiv Ture Sventon, die Papa und ich vor dem Einschlafen jetzt immer lesen. Außerdem läuft er immer in Sonntagskleidern herum und nennt Papa »Persson«, wenn er mit ihm redet.

Ich bin erst fünf Jahre alt, und genauso fängt es an. Als eine Idee in Papas Kopf, dass an seinem einzigen Sohn nicht gespart werden soll. Er soll sein Leben nicht an Hammer und Nagel, Spitzhacke oder Spaten gefesselt zubringen. Ich erinnere mich an den Abend, an dem wir zur höheren Schule gingen, sogar im Detail, aber wenn ich es mir aussuchen darf, erinnere ich mich lieber an die anderen Spaziergänge mit Papa, und rückblickend tröstet es mich, dass Großvater meine Lebensgestaltung mehr beeinflusste als der Ingenieur, ohne dass ich meinen Vater enttäuschen musste.

8.

Der alte Milles, Onkel Bertil und andere Wohltäter

Das Haus, in dem wir wohnen, gehört einem Architekten, der der jüngere Bruder eines weltberühmten Bildhauers ist. Papa und er freunden sich unverzüglich an, obwohl er doppelt so alt ist wie Papa, etliche Mietshäuser in der Stockholmer Innenstadt besitzt und offenbar einen weltberühmten Bruder hat.

Wenn Papa mit unserem Vermieter spricht, nennt er ihn Architekt Milles, Architekt oder einfach Milles, und dieser nennt Papa immer nur Gustav. Ihr Umgang und ihre Unterhaltungen sind von gegenseitigem Respekt geprägt, aber obwohl Papa sich fast zwanzig Jahre lang um sein Haus im Tegeluddsvägen kümmert, siezen sie sich immer, und intimer als »Milles« und »Gustav« wird es zwischen ihnen nie. Die Anrede »Milles« ist außerdem besonderen, kritischen Situationen vorbehalten.

»Haben Sie darüber nachgedacht, Milles, was wir im Frühjahr mit der Waschküche machen sollen? Wir brauchen eine neue Wäscheschleuder, und die Mangel lebt auch nicht mehr lange. Es ist wirklich höchste Zeit, beides zu ersetzen, bevor sich einer der Mieter ernsthaft an ihnen verletzt«, stellt Papa fest.

»Das überlasse ich mit vollem Vertrauen Ihnen, Gustav«, antwortet Milles, und so ist es fast immer.

Wenn Mama mit ihm spricht, ist er »Architekt Milles«. Auch den anderen Mietern gegenüber, und obwohl ich so klein bin, sehe ich, dass sie ihre Haltung ändert, wenn sie von ihm spricht, sie wirkt dann in der Tat fast etwas großspurig, aber wenn sie mit Papa und mir über ihn spricht, dann nennt sie ihn nur den »alten Milles«. Ich selbst nenne ihn Onkel Milles. Er hat mir bereits bei unserer ersten Begegnung gesagt, dass ich ihn so nennen soll.