“Einmal bekam ich ein Fahrrad geschenkt und tauschte es gegen eine Eisenbahn, für die ich einen Hund bekam, an dessen Stelle ich dann einen Spitzer fand, den ich gegen Liebe hergab. Doch auch das ist nicht die volle Wahrheit, denn die Liebe gab es die ganze Zeit, schon bevor ich meinen Spitzer herschenkte….“

Eine Hans-im-Glück und eine Liebesgeschichte, eine Geschichte von der Sehnsucht (nach dem Land Ubangi-Schari tief in Afrika) und vom Erwachsenenwerden, ein Buch für Kinder, aber längst nicht nur – und vielleicht das persönlichste des Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels.

 

Amos Oz

 

Sumchi

 

Eine wahre Geschichte

über Liebe und Abenteuer

 

Aus dem Hebräischen

von Mirjam Pressler

 

 

Carl Hanser Verlag

 

Die Originalausgabe erschien 1978 unter dem Titel Sumchi bei Am Oved Publishers Ltd. in Tel Aviv und erscheint nun bei Keter Publishing House in Jerusalem.

 

 

ISBN 978-3-446-25522-7

© Text: Amos Oz 1978

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© Carl Hanser Verlag München Wien 1993/2016

Satz: Reinhard Amann, Aichstetten

Umschlag: Quint Buchholz

 

 

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Inhalt

 

 

Einleitung

 

Über Veränderungen

 

In dieser Einleitung stehen ein paar Dinge, die ich für nicht ganz uninteressant halte: ein paar Erinnerungen, Vergleiche und Schlußfolgerungen. Man kann sie aber auch überspringen und sofort zum ersten Kapitel weiterblättern, wo meine Geschichte dann wirklich beginnt.

 

 

1

 

So erblühte die Liebe

 

In diesem Kapitel werden endlich ein paar private Dinge offenbart, die bis heute ein gut gehütetes Geheimnis waren. Es geht um Liebe und andere Gefühle.

 

 

2

 

Eine große, edle Seele

 

Onkel Zemach geht diesmal zu weit, und ich mache mich auf zu einer Expedition zu den Quellen des Flusses Sambesi (auf dem afrikanischen Kontinent).

 

 

3

 

»Wer wird zum Berg Gottes hinaufsteigen?«

 

Hier wird von den Verhandlungen erzählt, von der Unterzeichnung eines Vertrages, von ungeheuren Plänen und von abgelegenen Gebieten, die noch nie der Fuß eines Weißen betreten hat.

 

 

4

 

Geld oder Leben

 

Nun werden wir gleich mit einem alten Feind konfrontiert werden, einem erbitterten, listigen Widersacher, der vor nichts zurückschreckt. Wir werden gezwungen sein, uns unseren Weg durch ein Dickicht von Intrigen zu bahnen, werden Blutvergießen verhindern und sogar ein junges Raubtier beherrschen müssen.

 

 

5

 

Zur Hölle mit allem

 

König Saul verlor Eselinnen und fand ein Königreich. Auch wir verlieren etwas und finden etwas anderes. Wie es Abend wird in Jerusalem, und wie eine schicksalhafte Entscheidung getroffen wird.

 

 

6

 

Jetzt ist alles aus

 

Nie mehr werde ich über die Schwelle eines ganz bestimmten Hauses treten. Statt dessen werde ich die Berge Moabs zu Fuß überqueren und von weitem die Bergketten des Himalaja erblicken. Meine Faust werde ich nicht öffnen, solange noch Leben in mir ist.

 

 

7

 

Eine Nacht der Liebe

 

Nur wer alles verloren hat, ist ein Kandidat für das Glück. Wenn jemand alles, was er besitzt, hergibt für die Liebe. Und wir schämten uns nicht.

 

 

Schlußwort

 

Ende gut, alles gut

 

Auf das Lesen dieses Abschnitts kann man getrost verzichten. Ich selbst habe ihn nur geschrieben, weil das so üblich ist.

 

 

 

Für Fania, Galia und Daniel

 

 

 

Einleitung

 

Über Veränderungen

 

In dieser Einleitung stehen ein paar Dinge, die ich für nicht ganz uninteressant halte: ein paar Erinnerungen, Vergleiche und Schlußfolgerungen. Man kann sie aber auch überspringen und sofort zum ersten Kapitel weiterblättern, wo meine Geschichte dann wirklich beginnt.

 

Alles wechselt. Die meisten meiner Freunde und die meisten meiner Bekannten wechseln zum Beispiel in gewissen Abständen die Wohnung, wechseln einen freundlichen Gruß, wechseln vom Fahrrad zum Motorrad und vom Motorrad zum Auto, wechseln Vorhänge und Arbeitsplätze, wechseln Briefe, Ansichten und Ideen, und manchmal wechseln sie sogar ein Lächeln. In Scha’arei Chesed, einem Viertel von Jerusalem, lebte einmal ein Kassierer, der in einem Monat das Haus und die Frau wechselte, dazu wechselte er sein Aussehen (er ließ sich einen roten Bart wachsen und lange Koteletten, die waren ebenfalls rot), er wechselte den Vor- und den Familiennamen sowie seine Eß- und Schlafgewohnheiten; kurz gesagt, er wechselte alles. Eines schönen Tages wechselte dieser Kassierer sogar den Beruf und wurde Trommler in einem Nachtklub. (Genau genommen handelte es sich dabei nicht um ein wirkliches Wechseln, sondern es war eher so, wie wenn man die Hand in einen Strumpf schiebt und ihn von innen nach außen wendet: ein Wenden und kein Wechseln.)

Übrigens, während wir hier noch reden und philosophieren, wechselt die Welt um uns herum ihr Aussehen:

Noch ist blauer, durchsichtiger Sommer, noch ist es heiß, und der Himmel brennt über uns, und doch kann man abends schon eine gewisse Kühle spüren. In der Nacht kommt Wind auf und bringt den Duft von Wolken. Und siehe da, die Blätter werden langsam rot oder dunkelbraun, das Meer ist etwas blauer als vorher, die Erde ein bißchen brauner, und sogar die fernen Berge sehen noch ferner aus.

Es wechselt eben einfach alles.

Als ich, sagen wir, elf Jahre und zwei Monate alt war, passierten mir einmal vier oder fünf Wechselfälle an einem einzigen Tag.

Man könnte die Geschichte, die nun folgt, mit Onkel Zemach oder mit Esthi anfangen. Ich fange sie mit Esthi an.