Inhaltsverzeichnis
Traum vom Mond
Der Dämon aus Levania
Von der Halbkugel der Privolvaner
Von der Halbkugel der Subvolvaner
Johannes Kepler

Somnium - Eine Reise zum Mond

Science-Fiction-Klassiker (Traum vom Mond, Der Dämon aus Levania, Von der Halbkugel der Privolvaner, Von der Halbkugel der Subvolvaner)
e-artnow, 2016
Kontakt info@e-artnow.org
ISBN 978-80-268-6921-4

Traum vom Mond

Inhaltsverzeichnis

Als im Jahre 1608 die Zwistigkeiten zwischen den Brüdern Kaiser Rudolph und Erzherzog Matthias ihren Höhepunkt erreicht hatten und deren Handlungen vielfach auf Beispiele aus der böhmischen Geschichte zurückgeführt wurden, richtete ich, durch die allgemeine Neugier bewogen, meinen Sinn der böhmischen Legende zu, und als ich dabei zufällig auf die Geschichte der durch ihre magische Kunst berühmten, heldenmütigen Zauberin Libussa stieß, geschah es eines Nachts, dass ich, nach der Betrachtung der Sterne und des Mondes für Höheres empfänglich geworden, auf meinem Bett einschlief – und da schien es mir, als läse ich in einem auf der Messe erworbenen Buch Folgendes:

Mein Name ist Duracoto, mein Vaterland Island, das die Alten Thule nennen, meine Mutter war Fiolxhilde, deren unlängst erfolgter Tod mir die Freiheit verschaffte, zu schreiben, wonach ich schon lange vor Begierde brannte. So lange sie lebte, sorgte sie eifrig dafür, dass ich nicht schreibe: denn, meinte sie, es gäbe gar viele verderbliche Verächter der Künste, welche verleumdeten, was sie nicht verständen und dem Menschengeschlechte frevelhafte Gesetze gäben, durch welche nicht wenige bereits zum Schlund des Hekla verurteilt seien. Den Namen meines Vaters hat sie mir nie gesagt, er sei Fischer gewesen und als Greis von 150 Jahren gestorben, als ich erst drei Jahre alt war und nachdem er schon ungefähr 70 Jahre in seiner Ehe gelebt habe.

In den ersten Jahren meiner Kindheit pflegte meine Mutter, mich an der Hand führend oder auf den Schultern tragend, mich häufig auf den Gipfel des Hekla zu führen, besonders um die Zeit des Johannisfestes, wo die Sonne 24 Stunden sichtbar bleibt und es keine Nacht gibt. Die Mutter sammelte dann Kräuter, die sie zu Hause unter mancherlei Zeremonien und Sprüchen zubereitete, in Säckchen von Bockshaut tat und sie so dem Schiffsvolke des benachbarten Hafens zum Verkauf bot.

Als ich einstmals aus Neugier ein solches Säckchen aufschnitt, das die nichtsahnende Mutter bereits verkauft hatte, und die Kräuter sowie die mit verschiedenen Zeichen bestickte Leinwand herausnahm und sie so um den kleinen Gewinn betrog, wurde sie darüber so erzürnt, dass sie mich dem Schiffer als Eigentum übergab, damit sie ihres Verdienstes nicht verlustig ginge. Dieser segelte am folgenden Tage unverhofft ab und steuerte unter günstigem Winde auf Bergen in Norwegen zu. Nach einigen Tagen erhob sich ein starker Nordwind der uns gegen Dänemark trieb. Als das Schiff durch den Sund lief, wo Briefe des isländischen Bischofs an den Dänen Tycho Brahe, der die Insel Hveen bewohnte, abzugeben waren, erkrankte ich heftig infolge des Schwankens und der ungewohnten Wärme der Luft, denn ich war noch ein Jüngling von 14 Jahren. Der Schiffer setzte mich deshalb, nachdem er gelandet war, mit den Briefen bei einem Fischer der Insel ab, machte mir Hoffnung auf baldige Rückkehr und segelte davon.