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Tim LaHaye • Jerry B. Jenkins

Die Verschwörung

Die letzten Tage der Erde

Roman

Die amerikanische Originalausgabe erschien im Verlag

Tyndale House Publishers, Inc., Wheaton, Illinois, USA,

unter dem Titel „Assassins“.

© 1999 by Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins

© der deutschen Taschenbuchausgabe 2007 by Gerth Medien GmbH, Dillerberg 1, 35614 Asslar

Aus dem Englischen von Eva Weyandt mit Genehmigung

von Tyndale House Publishers, Inc.

Left Behind © ist ein eingetragenes Warenzeichen

von Tyndale House Publishers, Inc.

Die Bibelstellen wurden der Einheitsübersetzung entnommen.

© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.

Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart

Taschenbuch ISBN 978-3-86591-275-6

eBook ISBN 978-3-96122-105-9

Umschlaggestaltung: Michael Wenserit; Julie Chen

Umschlagfoto: The Living Earth Inc./Earth Imaging

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Dr. John F. Walvoord gewidmet.

Für mehr als 50 Jahre,

in denen er dabei geholfen hat,

dass die Fackel der Prophetie weiter brennt.

38 Monate nach Beginn der Trübsalszeit

Die Christen

Rayford Steele, Mitte 40. Er flog als Flugkapitän für die Fluglinie Pan-Continental und verlor bei der Entrückung Frau und Sohn. Nach den dramatischen Ereignissen wurde er Flugkapitän der Weltgemeinschaft und gehörte zu den ersten Mitgliedern der Tribulation Force. Mittlerweile ist er auf der Flucht und hat in einem Versteck der Tribulation Force in Mount Prospect Unterschlupf gefunden.

Cameron „Buck“ Williams, Anfang 30, ehemaliger Chefreporter des Global Weekly und früherer Herausgeber des Global Community Weekly, gehörte ebenfalls zu den ersten Mitgliedern der Tribulation Force. Jetzt ist er Herausgeber einer Internet-Zeitung mit dem Namen „Die Wahrheit“ und hat als Flüchtling in dem Versteck der Tribulation Force in Mount Prospect Unterschlupf gefunden.

Chloe Steele Williams, Anfang 20, war vor den Ereignissen Studentin an der Stanford-Universität und hat Mutter und Bruder bei der Entrückung verloren. Sie ist die Tochter von Rayford, Ehefrau von Buck und Mutter des zehn Monate alten Kenny Bruce. Darüber hinaus ist sie Leiterin und Initiatorin der „Internationalen Handelsgesellschaft“, einem Untergrund-Netzwerk von Christen. Auch sie gehörte zu den ersten Mitgliedern der Tribulation Force und hat auf der Flucht vor der Weltgemeinschaft ebenfalls im Versteck der Tribulation Force Unterschlupf gefunden.

Tsion Ben-Judah, Ende 40, ist Rabbi und ehemaliger israelischer Staatsmann. Er sprach im israelischen Fernsehen öffentlich über seine Umkehr, woraufhin seine Frau und seine beiden Kinder ermordet wurden. Danach floh er in die USA und wurde zum geistlichen Führer der Tribulation Force. Über das Internet kommuniziert er täglich mit mehr als einer Milliarde Menschen. Ben-Judah wohnt ebenfalls in dem Versteck in Mount Prospect.

Dr. Floyd Charles, Ende 30, war früher Arzt der Weltgemeinschaft und wohnt heute in dem Versteck der Tribulation Force.

Mac McCullum, Ende 50, ist der Pilot Nicolai Carpathias und wohnt im Hauptquartier der Weltgemeinschaft in Neu-Babylon.

David Hassid, Mitte 20, ist Leiter der Versorgungsabteilung der Weltgemeinschaft und wohnt im Hauptquartier der Weltgemeinschaft in Neu-Babylon.

Lea Rose, Ende 30, ist Oberschwester im Arthur Young Memorial Hospital in Palatine und wohnt allein.

Tyrola „T.“ Mark Delanty, Ende 30, ist Besitzer und Leiter des Flughafens in Palwaukee.

Mr und Mrs Lukas „Laslo“ Miklos, Mitte 50, Besitzer einer Lignit-Mine in Griechenland.

Abdullah Smith, Anfang 30, ehemals Pilot eines Jagdflugzeugs. Er wohnt in Jordanien.

Die Feinde

Nicolai Carpathia, Mitte 30, war während der dramatischen Ereignisse Präsident von Rumänien und wurde dann zum Generalsekretär der Vereinten Nationen. Heute ist Carpathia selbst ernannter Potentat der Weltgemeinschaft und wohnt im Hauptquartier der Weltgemeinschaft in Neu-Babylon.

Leon Fortunato, Anfang 50, ist Carpathias rechte Hand, Supreme Commander und wohnt im Hauptquartier der Weltgemeinschaft.

Peter Mathews, Ende 40, ist ehemaliger Kardinal der Erzdiözese Cincinnati, selbst ernannter Pontifex Maximus Peter II., Oberhaupt des Enigma-Babylon-Welteinheitsglaubens und wohnt im Tempel-palast in Neu-Babylon.

Die Unentschlossenen

Hattie Durham, 30, ist ehemalige Flugbegleiterin der Pan-Continental. Nach der Entrückung wurde sie Assistentin und Geliebte von Nicolai Carpathia. Nachdem die Beziehung auseinanderging und dieser versuchte, sie zu ermorden, wohnt Hattie im Versteck der Tribulation Force.

Chaim Rosenzweig, Ende 60, ist israelischer Botaniker und Staatsmann. Er ist darüber hinaus der Entdecker einer Formel, die Israels Wüste zum Blühen brachte, und wurde vom Global Weekly zum „Mann des Jahres“ ernannt. Er wohnt in Jerusalem.

Prolog

Wie aus dem Nichts war ein riesiges Netzwerk von Hausgemeinden messianischer Juden entstanden, die zu den 144000 Zeugen gehörten und führende Positionen einnahmen. Täglich unterwiesen sie ihre Anhänger anhand der Internet-Predigten von Tsion Ben-Judah im Wort Gottes. Tag für Tag wuchs die Mitgliederzahl dieser geheimen Hausgemeinden, von denen es mittlerweile Zehntausende auf der ganzen Welt gab und deren Existenz dem Enigma-Babylon-Welteinheitsglauben ein Dorn im Auge war. […]

Seit geraumer Zeit veröffentlichte Buck Williams nun seine Internet-Zeitung „Die Wahrheit“. Sie war sein einziges Betätigungsfeld. Ironischerweise erreichte er durch sie zehntausendmal mehr Leser als durch seine Artikel in der Zeitung Global Community Weekly. Natürlich bangte er um seine Sicherheit, aber weit mehr Angst hatte er um seine Frau Chloe. […]

Nicolai Carpathia hatte sich in vielerlei Hinsicht um die Welt verdient gemacht. Nach dem großen Erdbeben hatte er die Straßen ausbessern und die Städte und Flughäfen wieder aufbauen lassen. Eine herausragende Leistung war aber in erster Linie der Wiederaufbau Neu-Babylons zur schönsten Stadt, die es je gegeben hatte. „Sie ist ein Meisterwerk, und ich hoffe, dass Sie sie so bald wie möglich besuchen werden.“ Durch das neue solare Satellitensystem war die Kommunikation verbessert worden. Jeder konnte jeden jederzeit über Telefon und Internet erreichen, ungeachtet Zeit oder Standort. Doch all dies diente nur einem Zweck – die für eine Weltherrschaft Nicolai Carpathias notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. […]

Der Tag würde kommen, an dem das Zeichen des Kreuzes auf der Stirn der Christen sie auch allen anderen Menschen als Feinde des Antichristen offenbaren würde.

Das Problem war, es würde auch der Tag kommen, an dem die andere Seite für alle sichtbar ihr eigenes Zeichen bekommen würde. Nach Aussage der Bibel würden diejenigen, die dieses „Zeichen des Tieres“ nicht trugen, nicht mehr kaufen oder verkaufen können. Das große Netzwerk der Christen würde einen Untergrundmarkt aufbauen müssen, um am Leben zu bleiben. […]

Der Supreme Commander der Weltgemeinschaft, Leon Fortunato, kündigte dem internationalen Fernsehpublikum Seine Exzellenz, Potentat Nicolai Carpathia, an. Tsion Ben-Judah hatte Rayford gewarnt, dass Nicolais übernatürliche Kräfte wahrscheinlich übertrieben dargestellt würden, um eine Grundlage zu legen für die Zeit, in der Nicolai sich in der zweiten Hälfte der Trübsalszeit selbst zum Gott erheben würde. […]

Ausgelassene Fröhlichkeit hatte keinen Platz im Leben der Mitglieder der Tribulation Force. Die Trauer ist so zermürbend, dachte Rayford. Er freute sich auf den Tag, an dem Gott alle Tränen von ihren Augen abwischen und es keinen Krieg mehr geben würde. […]

„Ich empfinde großes Mitgefühl für Sie.“ Tsion sprach gerade mit Hattie Durham. „Ich sehne mich so sehr danach, dass Sie zu Jesus finden.“ Und plötzlich konnte er nicht mehr fortfahren. Seine Lippen zitterten und er brachte kein Wort mehr heraus.

Hattie zog die Augenbrauen in die Höhe und starrte ihn an.

„Verzeihen Sie“, fuhr er schließlich flüsternd fort. Er nahm einen Schluck Wasser und fasste sich. Unter Tränen sprach er weiter. „Irgendwie hat Gott mir gestattet, Sie durch seine Augen zu sehen – als verängstigte, zornige, erschütterte junge Frau, die von vielen Menschen in ihrem Leben missbraucht und verlassen worden ist. Er liebt Sie mit vollkommener Liebe. Jesus hat seine Zuhörer einmal angesehen und gesagt: ‚Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!‘

Miss Durham, Sie kennen die Wahrheit. Ich habe gehört, wie Sie das bestätigt haben. Und doch sind Sie nicht bereit. […] Ich sehe Sie in Ihrer zerbrechlichen Schönheit und erkenne, was das Leben Ihnen angetan hat. Ich wünsche Ihnen so sehr, dass Sie Frieden finden. Ich denke darüber nach, was Sie in dieser gefährlichen Zeit für Christus tun könnten. Ich befürchte, dass Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen, wenn Sie noch länger zögern, und ich hoffe nur, dass Sie nicht zu sehr werden leiden müssen, bis er Sie endlich erreicht.“

Rayfords Leben als Flugkapitän einer kommerziellen Luftlinie schien Jahre her zu sein. Es war schwer zu begreifen, dass er noch vor knapp drei Jahren als Ehemann und Vater in einem Vorort Chicagos gelebt und sich um nichts anderes zu sorgen brauchte als um die Frage, wann und wohin er als Nächstes fliegen würde.

Aber was hatte es ihn gekostet, an diesen Punkt zu kommen, an dem er heute stand! Er empfand Mitleid mit Tsion. Wenn die Trübsalszeit für einen normalen Menschen wie ihn, Rayford, schon so schwer zu ertragen war, wie musste sich ein Mensch fühlen, der die Aufgabe erhalten hatte, die 144000 Zeugen und vielleicht eine Milliarde anderer Menschen zusammenzurufen und in der biblischen Lehre zu unterweisen. […]

Buck unterhielt sich immer gern mit Tsion. Sie hatten schon so vieles gemeinsam durchgestanden. Plötzlich wurde ihm klar, dass er bei einem Mann, dessen Frau und Kinder ermordet worden waren, über die schwierige Schwangerschaft seiner Frau jammerte. Und doch hatte Tsion die Fähigkeit, ihm Ratschläge zu geben, ihn zu beruhigen. […]

„Die sechste Posaune kommt also als Nächstes? Was wird das sein?“, fragte Buck.

Tsion seufzte. „Um es kurz zu machen: Es wird eine Armee von 200 Millionen Reitern sein, die ein Drittel der Weltbevölkerung auslöschen wird.“

Buck war sprachlos. Er hatte die Prophezeiung gelesen, sich aber nie vorgestellt, was das im Einzelnen wirklich bedeutete.

[…] Das, was wir bislang durchlitten haben, alles, was wir an Hässlichem bereits erlebt haben, wird angesichts dieses bisher schlimmsten Gerichts verblassen.“

„Und die nachfolgenden Gerichte werden noch schlimmer?“

„Schwer vorzustellen, nicht wahr? […] Nur ein Viertel der Menschen, die bei der Entrückung zurückgelassen wurden, werden die Wiederkunft Christi erleben, Cameron. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich bete jeden Tag, dass Gott mir das Vorrecht gewährt, ihn auf die Erde zurückkehren zu sehen, wenn er sein Reich errichtet. Wenn er mich vorher zu sich holt, werde ich vereint sein mit meiner Familie und anderen Menschen, die ich geliebt habe, aber was für eine Freude wäre es, hier zu sein, wenn Jesus wiederkommt!“

„Das erste Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe danach. Und der sechste Engel blies seine Posaune; und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott; die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Lass los die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Strom Euphrat. Und es wurden losgelassen die vier Engel, die bereit waren für die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr zu töten den dritten Teil der Menschen.“

Offenbarung 9,12–15