Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.
Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.
1. Auflage 2017
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-029785-2
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-029786-9
epub: ISBN 978-3-17-029787-6
mobi: ISBN 978-3-17-029788-3
Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.
Die Akutgeriatrie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer wichtigen Spezialdisziplin in der Medizin entwickelt. Sie umfasst die präventive, kurative, rehabilitative und palliative Betreuung älterer Patienten unter besonderer Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells.
Für das behandelnde Team ergeben sich viele und komplexe Aufgabenstellungen in der Betreuung der meist sehr vulnerablen Menschen. Multimorbidität, atypische Krankheitsverläufe, erhöhtes Komplikationsrisiko, Polypharmazie und viele weitere Aspekte müssen in das Betreuungskonzept des älteren Patienten mit einfließen.
Im vorliegenden Lehrbuch haben wir anhand von drei praxisnahen Fallbeispielen und des Weges der Patienten durch die diversen Institutionen wesentliche Inhalte und Vorgehensweisen der akutgeriatrischen Arbeit dargestellt. Dies betrifft den präklinischen, klinischen und auch den poststationären Bereich.
Neben den klinisch relevanten Themen wie Ernährung, Frailty, Polypharmazie, Schmerz, kognitive Veränderungen, Delir, Störungen des Sensoriums, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Elektrolytstörungen, Stoffwechselstörungen, COPD, Osteoporose, Depression im Alter und den posttraumatischen Belastungsstörungen werden auch Themen, wie die Lebenswelt älterer Menschen im extramuralen Bereich, der respektvolle Umgang, die Kommunikation mit älteren Menschen und auch die Formen der Gewalt an älteren Menschen eingehend beschrieben. Wesentlichen Elementen der geriatrischen Teamarbeit, der geriatrischen Komplexbehandlung, des geriatrischen Basisassessments sowie der Multimorbidität und der Priorisierung von Behandlungszielen sind einzelne Kapitel im Lehrbuch gewidmet. Je ein spezielles Kapitel behandelt die geriatrische Notfallmedizin und die geriatrische Anamnese inklusive der klinischen Untersuchung älterer Menschen.
Ziel des Lehrbuches ist, den interessierten Lesern praxisrelevante Informationen zur akutgeriatrischen Behandlung zu geben und wichtige Werkzeuge geriatrischen Arbeitens am älteren Menschen zu vermitteln. Dies betrifft auch den in der Geriatrie besonders wichtigen kritischen Umgang mit Leitlinien.
Akutgeriatrie ist multidimensional und ihr Nutzen für den geriatrischen Patienten1 durch zahlreiche Untersuchungen belegt.
Akutgeriatrie erfordert viel Wissen, sie erfordert eine spezielle Haltung und viele Fertigkeiten, die erlernt, erfahren, aber auch erlebt werden müssen.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und freuen uns, wenn dieses Werk für Sie eine Unterstützung im täglichen Arbeiten mit älteren Patienten ist.
Das Herausgeberteam, September 2016
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Buch zumeist die männliche Form gewählt, es sind jedoch immer beide Formen gemeint. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Die Patientin lebt zuhause mit ihrem pflegebedürftigen Gatten, welcher zweimal täglich Hauskrankenhilfe erhält, der Gatte kann tagsüber in den Rollstuhl mobilisiert werden und sie selbst unterstützt ihn in den Aktivitäten des tgl. Lebens. Eine Tochter lebt im Nachbarort und hilft bei der Pflege des Vaters mit. Die Patientin kommt zuhause abends durch stolpern zu Sturz, bleibt mit den Hausschuhen am Teppich hängen und verletzt sich an der rechten Hüfte, kann anschließend nicht mehr aufstehen. Von der Hauskrankenhilfe, welche etwa 30 Minuten später ins Haus kommt, wird die Rettung alarmiert und die Patientin ins Krankenhaus gebracht.
Kapitel 6: Kommunikation und respektvoller Umgang mit älteren Menschen
Autorin: Marina Kojer
Kapitel 29: Sturz im Alter
Autorin: Stefanie Bridenbaugh
In der Notfallaufnahme zeigen sich folgende Befunde:
79-jährige Patientin in gutem AEZ, 162 cm, 63 kg, cardiorespiratorisch kompensiert, leichte Muskelatrophie, das rechte Bein verkürzt und innenrotiert, sehr schmerzhaft bei Bewegung.
Der Visus bei der Patientin bds. durch eine incipiente Maculadegeneration leicht beeinträchtigt. Grob neurologisch: abgeschwächte Muskeleigenreflexe an der linken UE (re wegen Fraktur nicht geprüft); sockenförmige Dysästhesien an den UE bds.
Anamnestisch gibt die Patientin Dyspnoe bei stärkerer Belastung an. Gelegentlich Husten mit etwas weißlichem Sputum. Vor vielen Jahren hatte die Patientin mäßig (15–20 Zigaretten über einen Zeitraum von 30 Jahren, Nikotinkarenz seit 15 Jahren) geraucht.
Kapitel 36: COPD im Alter
Autor: Christian Geltner
Es werden vom Team der Notfallabteilung folgende Befunde erhoben:
• Mini-Cog: Die Patientin kann zwei von drei Wörtern wiederholen, die Uhrzeit wird richtig eingetragen (evt. Hinweis auf eine kognitive Problematik).
• ISAR-Score: Zwei Punkte (Sehschwäche, Polypharmazie).
• Schmerzen: NRS in Ruhe 4, bei Bewegung 10.
Es wird umgehend eine Röntgenuntersuchung durchgeführt und eine pertrochantäre Fraktur rechts festgestellt.
Nebendiagnosen:
• Diabetes mellitus II
• Diabetische PNP
• COPD
• Osteoporose
• Prim. arterielle Hypertonie
• Z.n. pertrochantärer Femurfraktur links 2009
• Z.n. subcapitaler Humerusfraktur rechts 2007
Kapitel 35: Stoffwechselstörungen im Alter
Autor: Vinzenz Stepan
Kapitel 28: Schenkelhalsfraktur
Autor: Ernst Müller
Kapitel 27: Osteoporose
Autor: Peter Bernecker
Kapitel 22: Störungen des Sensoriums im Alter
Autor: Gerald Pichler
Die Patientin gibt mehrere Allergien an, unter anderem auf Morphine, Valium, Biene, Wespe und Novalgin.
Es erfolgt die stationäre Aufnahme.
Kapitel 6: Kommunikation und respektvoller Umgang mit älteren Menschen
Autorin: Marina Kojer
Die Patientin wird am Folgetag morgens operiert.
Es wird eine Osteosynthese mittels Gammanagel durchgeführt, die Operation erfolgt in AN und dauert 50 Minuten. Postoperativ treten keine Komplikationen auf und somit kann die Patientin nach einer kurzen Überwachungsphase an die Unfallchirurgische Abteilung zur weiteren Frühremobilisation überstellt werden.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme steht die Patientin unter folgender Medikation:
• Lovenox 40 mg 1 × täglich
• Galvus 50 mg 2 × 1
• Seloken ret. 95 mg ½ täglich
• Atorvalan 10 mg 1 × 1 abends
• Neurotop ret. 300 mg 2 × 1
• Tresleen 50 mg 2 × 1
• Lendorm 0,25 mg 0-0-1
• Pantoloc 20 mg 1 × 1
• Mexalen 500 mg 2 × 1
• Cal D Vita 2 × 1
An der Unfallchirurgischen Station zeigt sich die Patientin unauffällig, schmerzarm (anfangs NRS in Ruhe 2, bei Bewegung 4, bei Entlassung NRS in Ruhe 0, bei Bewegung 2).
Es wird mehrmals eine CAM durchgeführt, diese zeigt sich während des Aufenthaltes immer unauffällig.
Kapitel 6: Kommunikation und respektvoller Umgang mit älteren Menschen
Autorin: Marina Kojer
Eine Frühremobilisation wird durchgeführt und die Patientin kann mit zwei UA-Stützkrücken unter Vollbelastung mobilisiert werden.
Die Röntgenverlaufskontrolle zeigt eine reguläre Materiallage und eine gute Frakturstellung.
Kapitel 15: Anamnese und klinische Untersuchung beim geriatrischen Patienten
Autor: Georg Pinter
Nach 14 Tagen wird die Patientin an die Akutgeriatrie überstellt.
Dabei zeigt sie sich in gutem AZ, der Blutdruck mit 160/80 mmHg mäßiggradig erhöht, bei bekannter Trigeminusneuralgie zeigt sich eine leichte Hyperästhesie im Bereich der re. Gesichtshälfte, keine Ödeme, die peripheren Pulse sind palpabel, die Wunde ist bland.
Im Aufnahmeassessment zeigen sich folgende Befunde:
• Barthel-Index: 55 Punkte (mäßiggradiges Selbsthilfedefizit).
• Timed Up and Go-Test kann nicht durchgeführt werden.
• Tinetti-Test: 15 Punkte (höhergradige Sturzgefährdung).
• Esslinger-Transferskala: Eine professionelle Hilfe ist erforderlich.
• Hilfsmittel: Rollator.
• MNA-Shortform: 13 Punkte (Normbereich).
• GDS: 7 Punkte (leichtgradige Depression).
• MMSE: 28 Punkte
• Uhrentest nach Sunderland: 10 Punkte.
• Handkraft: 170 Newton.
Kapitel 18: Geriatrisches Assessment
Autorin: Ulrike Sommeregger
Kapitel 17: Multimorbidität und Priorisierung von Behandlungszielen
Autor: Daniel Grob
Folgende Befunde werden erhoben:
• Im Labor zeigt sich ein normales Blutbild, ebenso unauffällige Leber- und Nierenfunktion.
• Der Vitamin D-Spiegel mit 11 ng/ml massiv vermindert.
• CRP mit 2,04 mg/dl leichtgradig erhöht. Elektrolyte unauffällig.
• Albumin mit 3,4 g/dl minimal vermindert.
EKG: Sinusrhythmus, Linkstyp, Linksherzhypertrophiezeichen, Frequenz 70/min.
24h-Blutdruckmessung: Mittlerer systol. Tageswert 120 mmHg, nächtliches Dipping ist vorhanden, Pulsdruck 53 mmHg, mittlere Herzfrequenz 60/min., systol. Bandbreite 100/140 mmHg.
Lungenröntgen: chronisch bronchitische Veränderungen
Spirometrie und Bodyplethysmografie: FVC 1,98 (84%/Soll), FEV1 1,20 (65%/Soll), RV 3,08 (140%), TLC 5,88 (119%) mittelgradig obstruktive Ventilationsstörung, geringes Lungenemphysem, COPD 2/B
Physiotherapeutischer Abschlussbericht: Patientin bei den Transfers selbständig, die Patientin ist mit dem Rollator in Begleitung 100 Meter mobil, das Gangbild ist normal schrittig, aber etwas diskontinuierlich, Stiegensteigen mit Anhalten am Handlauf auf- und abwärts im Beistellschritt.
Ergotherapeutischer Abschlussbericht: Patientin rollatormobil bzw. mit 2 UA-Stützkrücken unter Aufsicht mobil. Bei Sitz und Haltemöglichkeit sind alle Tätigkeiten selbständig durchführbar.
Die Handlungsplanung ist unauffällig.
Es zeigt sich im DemTect eine leichte kongitive Beeinträchtigung, sodass ein kognitives Training durchgeführt wird. Eine Hilfsmittelberatung und Versorgung wird durchgeführt (Rollator, UA-Stützkrücken, GenuTrain rechts).
Das Geriatrische Assessment bei Entlassung:
• Barthel-Index: 100 Punkte (keine Beeinträchtigung).
• Timed Up and Go Test: 25 Sekunden (Sturzgefährdung vorhanden)
• Tinetti-Test: 19 Punkte (Sturzgefährdung vorhanden).
• Esslinger-Transferskala: Selbständig.
• Hilfsmittel: UA-Stützkrücken und Rollator.
• Handkraft: 210 Newton.
Die Patientin macht während des Aufenthalts gute Fortschritte, anfangs besteht eine ausgeprägte Sturzangst und eine gedrückte Stimmungslage, wobei durch entsprechende psychologische Betreuung diese Symptomatik deutlich gebessert werden kann.
Kapitel 20: Posttraumatische Belastungsstörungen und psychologische Betreuung
Autor: Christian Fazekas
Therapeutisch wird bei einem HbA1c von 7,6% und nur leichtgradig erhöhten Blutzuckerwerten die Galvusmedikation beibehalten. Die Seloken-Medikation wird reduziert und es wird eine Osteoporosetherapie mittels Calcium und Vitamin D eingeleitet. Eine antiresorpitive Therapie wird über den Hausarzt empfohlen.
Nach 14 Tagen wird die Patientin aus der akutgeriatrischen Station nach Hause entlassen.
Kapitel 6: Kommunikation und respektvoller Umgang mit älteren Menschen
Autorin: Marina Kojer
Die anfangs bestehende Therapie wird adaptiert.
Entlassungstherapie:
• Seloken retard 47,5 0-0-1/2
• Neurotop 300 mg 2 × 1
• Cal D Vita 1 × 1
• Oleovit D3 gtt 21 gtt pro Woche während der Wintermonate
• Tresleen 50 mg 1 × 1
• Galvus 50 mg 2×1
• COPD Therapie: Spiriva Respimat 1×2
• Influenza Impfung und Pneumokokken-Vakzine indiziert
Abschlussdiagnosen:
• Frakt. petroch. fem. dext. – Gammanagelversorgung
• Diabetes mellitus II
• Diabetische PNP
• Osteoporose
• COPD 2/B mit Lungenemphysem
• Prim. arterielle Hypertonie
• Z.n. pertrochantärer Femurfraktur links 2009
• Z.n. subcapitaler Humerusfraktur rechts 2007
• Gonarthrose re.
• Vitamin D-Mangel
• Depression
• Z.n. Trigeminusneuralgie rechts
• Allergien siehe oben
Eine weitere Therapie in der geriatrischen Tagesklinik beginnt vier Tage nach der Entlassung durchgeführt. Die Behandlung erfolgt insgesamt über fünf Wochen (15 Therapietage)
Es kann durch die Bemühungen durch das geriatrische Team eine weitere Verbesserung des Allgemeinzustandes erreicht werden.
Eine fachärztliche Kontrolle inkl. Demenzscreening nach 6 Monaten wurde empfohlen.
Assessment bei Entlassung aus der TK:
• Barthel: 100 Punkte
• Handkraft: 280 Newton
• Timed Up and Go-Test: 18 Sekunden (Normalwert bis etwa 20 Sekunden)
• Tinetti-Test: 24 Punkte (unauffällig)
• Esslinger-Transferskala: Selbständig
• GDS: 4 Punkte (Normbereich)
Die 89-jährige Patientin lebt alleine zuhause, ist rollatormobil, 1 × tgl. Unterstützung in den Aktivitäten des täglichen Lebens durch Hauskrankenhilfe, Essen auf Rädern, Nachbarschaftshilfe, eine Tochter wohnt in der Nähe.
Wegen Rückenschmerzen, die sich in den letzten Tagen verschlechtert hatten und die Mobilität der Patientin deutlich beeinträchtigen, geht die Patientin zu ihrer Hausärztin, die ein Röntgen der Lendenwirbelsäule veranlasst. In diesem Röntgen wird der Verdacht auf eine frische LWK IV Fraktur geäußert und die Hausärztin weist die Patientin mit der Fragestellung des weiteren Procedere und einer allfälligen Miederversorgung in das lokale Krankenhaus ein.
Kapitel 30: Schmerz im Alter
Autoren: Rudolf Likar, Stefan Neuwersch, Markus Köstenberger, Georg Pinter
Klinisch zeigt sich die Patientin in leicht reduzierten AZ, leicht adipös mit einem BMI von 27,5, kardiorespiratorisch kompensiert, periphere Pulse palpabel, Visus beidseits leicht eingeschränkt, Hypakusis, periphere Sensibilitätsstörungen, Druck- und Klopfschmerzhaftigkeit entlang der gesamten LWS.
Es erfolgt die stationäre Aufnahme und es werden folgende Diagnosen gestellt:
• Frakt. degen. LWK IV
• Frakt. LWK I und III invet.
• Absolute Spinalkanalstenose L1/L4, L5,
• Foramenstenose L1/L2
• Morbus Horton unter laufender Prednisolon-Einnahme
Bei der Aufnahme steht die Patientin unter folgender Therapie:
• Lovenox 40 mg s.c. 1 × täglich
• Pantoloc 40 mg 1 × 1
• Prednisolon 5 mg 2-0-0
• Atacand 8 mg 1 × 1 bei Blutdruck über 150/100
• Nitrolingual Spray 0,4 mg 1-2 Hb bei Blutdruckspitzen
• Thrombo ASS 100 mg 0-1-0
• Lasilacton 20/50 1 × 1
• Euthyrox 50 µg 1 × 1
• Saroten 25 mg 0-0-1
• Magnosolv 1 × 1 Beutel
• Tresleen 50 mg 1 × 1
• Maxikalz D3 1000 mg 1 × 1
• Laevolac 1 El bei Verstopfung
Kapitel 25: Polypharmazie
Autorin: Ingrid Friedl
Stationär wird eine Therapie mit Diclofenac 1 × täglich intravenös und Protelos 2 g 1 × 1 täglich, sowie Oleovit D3 35 gtt pro Woche eingeleitet.
Die Laborwerte zeigen eine geringgradig ausgeprägte normochrome normozytäre Anämie (Hb 11,5 g/dl, HTK 34%, Ery im Normbereich).
Im Differenzialblutbild Neutrophilie 8290/µl, Lymphozyten mit 550/µl vermindert, Natrium mit 129 mmol/l leicht vermindert, die restl. Elektrolyte im Normbereich.
Nierenwerte: Crea 1,13 um 16 mg/dl (GFR nach Cockkroft-Gault: bei 68 kg 40 ml/min.).
Leberwerte und Gerinnung im Normbereich. Albumin 3,5 g/dl (unterer Normbereich).
CRP 1,8 mg/dl.
Eine MRT-Untersuchung wird geplant. Diese wird am zweiten stationären Tag durchgeführt und zeigt eine mehrseitige Fraktur mit frischer Frakturkomponente des 4. LWKs, eine deutliche Erhöhungsminderung sämtlicher LWK insbesondere von LWK I und II im Sinne nicht rezenter Osteofrakturosen. Zusätzlich zeigt sich eine absolute Spinalkanalstenose L1/L2 sowie L4/L5 als auch eine absolute Foramenstenose L1/L2 beidseits.
Die oben beschriebene Osteoporose-Therapie wird eingeleitet.
Des Weiteren erhält die Patientin Novalgin (Metamizol) 3 × 40 gtt täglich.
Unter dieser Schmerztherapie reduziert sich die Schmerzsituation von anfänglich VRS 5 in Ruhe und 6 bei Bewegung auf VRS 2 in Ruhe und 3 bei Bewegung.
Nach fünf Tagen entwickelt die Patientin Atemnot, sodass ein internistischer Konsil durchgeführt wird, welcher eine mäßig ausgeprägte cardiale Dekompensation bei erhöhtem Blutdruck von 190/100 feststellt. Zu diesem Zeitpunkt besteht bei der Patientin ein tachycardes Vorhofflimmern mit einer durchschnittlichen Frequenz von 101/min.
Eine intravenöse Lasix-Therapie (Furosemid) wird empfohlen. Zusätzlich die zusätzliche Gabe von Nomexor 5 mg halbtäglich. Die intravenöse Therapie mit NSAR wird abgesetzt. Lovenox wird auf 2x40mg tgl. gesteigert.
Tags darauf weiterhin Verschlechterung des Allgemeinzustandes, die Patientin ist zyanotisch, zeigt eine Orthopnoe und sättigt mit 96%. Die Herzfrequenz tachycard mit 170/min., im EKG Rechtsschenkelblockbild.
Kapitel 31: Herzinsuffizienz im Alter
Autor: Manfred Wieser
Im klinischen Status zeigt sich die Patientin cardiorespiratorisch dekompensiert, über der Lunge verlängertes Exspirium sowie basal feuchte Rasselgeräusche bds., keine Ödeme, Varicositas bds., der Blutdruck liegt bei 95/60 mmHg.
Mittels CT wird eine Pulmonalembolie ausgeschlossen.
Im Labor zeigt sich zu diesem Zeitpunkt das Blutbild weitgehend unverändert, ebenso die Nierenfunktion. Troponin I mit 0,5 ng/ml deutlich erhöht. BNP mit 2970 ng/l stark erhöht. Natrium 130 mmol/l, Kalium und Magnesium im Normbereich. Die Schilddrüsenwerte im Normbereich.
Die Leberwerte zeigen eine leichte Erhöhung der GOT mit 32 U/l. und der GGT mit 111 U/l.
Die CK liegt im Normbereich.
Die Patientin erhält intravenös Furosemid, zusätzlich wird sie intravenös digitalisiert und es wird eine exakte Flüssigkeitsbilanzierung durchgeführt. Tags darauf wird die Patientin an eine internistische Abteilung überstellt.
Bei der Überstellung auf die Interne Abteilung ist die Patientin cardiorespiratorisch besser kompensiert, weiterhin besteht Vorhofflimmern mit einer Frequenz von ~90/min.
Die oben beschriebene Medikation wurde beibehalten.
Zusätzlich der anfänglich beschriebenen Therapie erhält die Patientin 1 × täglich 40 mg Furosemid i.v. sowie 100 mg Spironolacton i.v. täglich.
Es wird eine Echocardiographie durchgeführt:
Der linke Ventrikel ist konzentrisch hypertrophiert, beide Vorhöfe sind dilatiert, der rechte Ventrikel normal dimensioniert. Die systolische Pumpfunktion ist global erhalten, keine abgrenzbaren regionalen Wandbewegungsstörungen. Die Aortenklappe zeigt ein kombiniertes nicht wirksames Aortenklappenvitium mit einem mittleren Gradienten von gemittelt knapp 30 mmHg mit einer geringgradigen Aorteninsuffizienz. Die errechnete KÖF ergibt 1,1 cm2.
Zudem zeigt sich eine Mitralklappenringverkalkung mit einer mäßigen Mitralklappeninsuffizienz. Leichte Trikuspidalklappeninsuffizienz, mit einer vTI von 3,1 m/s, die Vena cava inferior ist dilatiert und im Sniff-Test vermindert kollabierend. Es errechnet sich ein sPAP von 55-60 mmHg.
Diastolische Dysfunktion mit hohem E und einem E/E’ von 25.
Kein Perikarderguss, als Nebenbefund: Pleurergüsse bds.
In den nächsten Tagen stabilisiert sich der Zustand der Patientin, im EKG wechseln mit Vorhofflimmern und Sinusrhythmus, das Röntgen zeigt Stauungszeichen und Pleuraergüsse beidseits sowie Minderbelüftungen beidseits.
Nach zehn Tagen wird die Patientin an eine Akutgeriatrische Abteilung transferiert.
Aufnahmediagnosen:
• Schwere cardiale Dekompensation
• HFPEF (Heart Failure with Preserved Ejection Fraction)
• Kombiniertes Aortenvitium mit führender nicht wirksamer Aortenklappenstenose
• Pulmonale Hypertonie
• Primäre arterielle Hypertonie
• Paroxysmales, tachykardes Vorhofflimmern
• Osteoporose
• Chronische Niereninsuffizienz III
• Frakt. degen. LWK IV
• Frakt. LWK I und III invet.
• Absolute Spinalkanalstenose L1/L4, L5,
• Foramenstenose L1/L2
• Morbus Horton unter laufender Prednisoloneinnahme
Im Aufnahmestatus zeigt sich die Patientin in reduziertem Allgemeinzustand, adipös, kurzatmig, peripher zyanotisch, der Visus beidseits reduziert, die Herzaktion normofrequent, Systolikum pm. über 2. ICR rechts als auch über der Herzspitze, über der Lunge mittelblasige feuchte RGs beidseits sowie spastische RGs, beidseits perkutorische Dämpfung.
Das Abdomen klinisch unauffällig, indirekte Osteoporosezeichen, sowie Klopfschmerzhaftigkeit über der Lendenwirbelsäule. Laseque negativ. Periphere Pulse palpabel.
Im Aufnahmeassessment werden folgende Befunde erhoben:
• Barthel-Index 45 Punkte (ausgeprägtes Selbsthilfedefizit).
• Timed Up and Go-Test bei Aufnahme nicht möglich.
• Tinetti-Test bei Aufnahme 12 Punkte (höhergradiges Sturzrisiko).
• MMSE 26 von 29 Punkten (leichtgradige kognitive Beeinträchtigung).
• GDS 6 Punkte (leichtgradige Depression).
• Bodymassindex 27.
Kapitel 26: Depression
Autor: Herwig Oberlerchner
Im Labor zu den Vorbefunden BNP mit 3490 ng/l steigend, Hypokaliämie mit 3 mmol/l, Kalzium mit 1,4 mmol/l vermindert. Die Nierenwerte unverändert. Blutbild ausgeglichen.
Medikamentös wird Digitalis, Tresleen, Saroten und Pantoloc abgesetzt, die diuretische Therapie wird von der intravenösen Therapie auf Lasilacton 20/50 1 × täglich umgestellt.
Die Schmerztherapie mit Novlagin wird weitergeführt zusätzlich erhält die Patientin ein Fentanylpflaster 12 µg/h, welches alle drei Tage gewechselt wird. Mehrmals werden Pleurapunktionen durchgeführt.
Die Patientin wird im geriatrischen Team umfassend betreut.
Physiotherapeutisch wird die Patientin einem Dreipunktmieder mobilisiert, benötigt beim Transfer und Lagewechsel leichte Hilfestellung und wird mit dem Vierradrollator 100 m unter Aufsicht mobilisiert.
In der Ergotherapie zeigt sich die Patientin motiviert, die Aktivitäten des täglichen Lebens sind mit Hilfe möglich, es besteht jedoch eine deutlich herabgesetzte Belastbarkeit.
Die Patientin benötigt laufend Sauerstoff, sodass an Hilfsmittel neben dem Rollator ein Sauerstoffkonzentrator verordnet wird.
Eine Sozialberatung wird durchgeführt. Die Patientin wird nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zur Tochter ziehen, sie erhält zur Unterstützung eine private Hilfsperson sowie täglich eine Hauskrankenhilfe, ein Pflegegelderhöhungsantrag wird gestellt.
Kapitel 2: Wohnformen im höheren Lebensalter
Autor: Francois Höpflinger
Im Entlassungsassessment
• hat sich der Barthel-Index auf 70 Punkte erhöht (mäßiggradiges Selbshilfedefizit vorhanden)
• Der Timed Up and Go-Test war weiterhin nicht möglich
• Im Tinetti-Test: 16 Punkte (erhöhtes Sturzrisiko)
Die Patientin wird nach weiteren 14 Tagen von der Akutgeriatrie entlassen, die Schmerztherapie zeigte eine gute Wirkung, die Mobilität wie oben beschrieben mit dem Rollator war wieder gegeben.
Die 86-jährige Patientin lebt seit einem halben Jahr im Pflegeheim. Der Einzug ins Pflegeheim wurde notwendig, weil die betagte, alleinstehende Dame sich selbst nicht mehr ausreichend zuhause versorgen konnte. Seit Jahren leidet sie schon an chronischen Schmerzen aufgrund einer Osteoporose mit ausgeprägten degenerativen Veränderungen an Wirbelsäule, Hüft- und Kniegelenken. Auch ihr Herz bereitet ihr schon seit Jahren Beschwerden: Wegen einer ischämisch bedingten Herzinsuffizienz mit immer häufigeren Dekompensationsepisoden musste sie bereits dreimal in den letzten beiden Jahren akut in ein Krankenhaus eingewiesen werden. Während ihres letzten Krankenhausaufenthaltes wurde auch eine beginnende Alzheimer-Demenzerkrankung mit bereits mittelgradiger kognitiver Einschränkung diagnostiziert. Aufgrund ihres schlechten körperlichen Gesundheitszustandes, ihrer stark eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit und Mobilität und ihrer zunehmenden Vergesslichkeit, entschied sie sich, den Rat ihres Hausarztes und ihrer Tochter anzunehmen und in ein Pflegeheim einzuziehen.
Kapitel 4: Kognitive, intellektuelle Entwicklung und Veränderung
Autor: Gerald Gatterer
Anfang März trat erneut eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes auf: Die Beinödeme nahmen zu und Frau N. litt unter nächtlicher Luftnot. Ihr Hausarzt wurde daher gerufen, der die Dosis ihrer peroralen Diuretika-Therapie erhöhte. Dennoch verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Frau N. in den nächsten Tagen weiter, sodass sie am 5.3. morgens nicht mehr aus dem Bett mobilisiert werden konnte.
Wieder wurde der Hausarzt gerufen, der die Patientin im Pflegeheim besuchte. Die Patientin wirkte somnolent, zeigte eine brodelnde Atmung und klagte über starke Übelkeit. Sie konnte weder Nahrung noch Flüssigkeit zu sich nehmen. Auch die Einnahme der Medikamente war ihr nicht mehr möglich. Der Hausarzt untersuchte die Patientin und veranlasste die sofortige Krankenhauseinweisung. Auf dem Einweisungsformular notierte er den Einweisungsgrund, die bekannten Diagnosen der Patientin und die zuletzt verordnete medikamentöse Therapie:
Kapitel 6: Kommunikation und respektvoller Umgang mit älteren Menschen
Autorin: Marina Kojer
Einweisungsgrund: Kardiale Dekompensation bei chronischer Herzinsuffizienz
Diagnosen:
• Ischämische Kardiomyopathie
• Chronische Niereninsuffizienz
• Demenz vom Alzheimertyp
Medikation:
• Lasix 40 mg 1 – 0 – 0
• Concor 5 mg 1 – 0 – 0
• Lanitop 0,1 mg 1 – 0 – 0
• Thrombo ASS 100 mg 0 – 1 – 0
• Pantoloc 20 mg 1 – 0 – 0
• Maxikalz Vitamin D3 500 mg/400 IE 0 – 1 – 0
• Seropram 20 mg 1 – 0 – 0
• Trittico 75 mg 0 – 0 – 1
• Halcion 0,25 mg 0 – 0 – 0 – 1 bei Bedarf
• Mexalen 500 mg 1 – 1 – 1
• Durogesic 50 µg Pflaster alle 72 Stunden
• Movicol 1 – 0 – 0