V
Die Autorin dankt dem Land Thüringen
und dem Deutschen Literaturfonds e.V.
für die Unterstützung ihrer Arbeit.
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Nationalbibliothek
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© Wallstein Verlag, Göttingen 2014
www.wallstein-verlag.de
Vom Verlag gesetzt aus der Stempel Garamond
Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf
Druck und Verarbeitung: Hubert & Co, Göttingen
ISBN (Print) 978-3-8353-1377-4
ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-2587-6
ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-2588-3
Wenn du eine Wand einreißt, dann musst du
den Raum vor Augen haben, den du damit
schaffst, nicht den Dreck, den du damit machst.
Heiner Bauer
1973-2011
dass alles hier aufhört und alles anfängt
das sind die Dörfer die im Schlaf
über mich kriechen mit schweren Sockeln
der Kirchen und bellenden Hunden
das sind die Dörfer in deren Leere
ich morgens stehe wenn ich erwache
das ist der Tau zu dem ich den Durst
noch am Abend verspürt habe
das ist das Land der kalten Dörfer
das sind die bellenden Dörfer
die sagen: wie lebst du bequem
während wir dreimal aufhören
und einmal den Anfang nicht finden
das bin ich unter der Decke
der wimmernde Hund geht nachts
durch die Dörfer seine Füße laufen
im Schlaf auf der kalten Straße
getrieben vom Gekläff der Meute
das ist das leere Land das mich
morgens bekniet und abends verbellt
das ist im Schlaf ein Dorn und da
habe ich auch die Zeit gesehen
als die Dörfer sich über mich
schleppten – sie sah nach nichts aus
aber der Zug von Nachsicht um
ihre Mundwinkel zeichnete sie aus
vor allen Gestalten des Traums:
du bist nicht gekommen sagte sie
Herbst und Mahd und einen
Kirmesburschen habe ich dir geschickt
aber du wolltest umkehren
Vaterland heißt in eigentlichem und genauerm Verstande derjenige Ort, woselbst jemand gebohren worden und das Licht der Welt erblicket hat. Sonst aber und ausserdem wird dieses Wort auch gar öffters demjenigen Orte beygeleget, allwo jemand seine wesentliche Wohnung und das Bürger-Recht erlanget hat. Man hälts insgemein dafür, daß dem Menschen von Natur eine Liebe gegen sein Vaterland eingepflantzet sey, und daß in Krafft solcher Liebe er seinem Vaterlande, da ihm zumahl die erste Lufft, Nahrung und Erziehung gegeben, mit gar besondern Pflichten verbunden sey.
Zedlers Universallexikon