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Über den Autor:

Davut Çöl ist Finanzmarktanalyst, Blogger und Wissenscoach. Er beobachtet seit vielen Jahren die Marktbewegungen an den Börsen und erstellt technische Analysen. In seinem Blog hat er bereits über 2.000 Artikel zu Finanz- und Wirtschaftsthemen veröffentlicht. Seine Leser schätzen seine Sprache und die Art, wie er komplizierte Dinge verständlich darstellen kann. Er ist Gründer und Inhaber des Internetdienstes start-trading.de.

Für Marita in ewiger Liebe

Davut Çöl

Verstehen Sie Geld?

Zusammenhänge verständlich erklärt

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© 2017 Davut Çöl

Umschlaggestaltung: Rainer Fierhauser | derOnlineGrafikBerater

Umschlagabbildung: mamanamsai | 123rf.com

Lektorat, Korrektorat: Jenny F. Schneider | jfs Lektorat

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback978-3-7439-1275-5
Hardcover978-3-7345-9784-8
E-Book978-3-7345-9785-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil I – Die Grundlagen verstehen

1: Es gibt kein Schulfach Geld

2: Geld und Wirtschaft gehören zusammen

3: Was ist Geld und welche Funktion hat es?

4: Das Bezahlen mit Papiergeld basiert auf Vertrauen

5: Woher kommt das Geld eigentlich?

6: Was ist überhaupt „die Wirtschaft“?

7: Warum ist Wachstum so wichtig?

8: Wieso darf die Wirtschaft nicht schrumpfen?

9: Ist Wachstum wirklich alternativlos?

10: Inflation und Deflation leicht verstehen

11: Wachsen durch Schulden, geht das überhaupt?

12: Welche Funktion hat das Ausgeben von Geld?

13: Warum ist Sparen so schwer?

14: Warum muss der Staat nicht sparen?

15: Wie man mit Anleihen an Geld kommt

16: Was ist der Zins und wieso schielen alle nach mehr?

17: Was ist eine Aktie und wie kommt sie an die Börse?

18: Die Börse und das Haifischbecken verständlich erklärt

19: Was ist eine Zentralbank und wie lenkt sie das Geld?

20: Was ist eine Geschäftsbank und wieso ist sie gierig?

21: Was ist ein Banken-Run?

22: Warum sehnt sich eine Bank nach dem Rampenlicht?

23: Wer sind die Märkte und kann Geld wirklich arbeiten?

Teil II – Das Gelernte in der Praxis verfolgen

24: Die Ursache der Finanzkrise 2008

25: Von der Immobilienkrise zur Bankenkrise. Es fing klein an!

26: Von der Wirtschaftskrise zur Schuldenkrise. Es fehlt Geld!

27: Von der Schuldenkrise zur Währungskrise. Der Euro am Ende?

28: Welchen Fehler machen die Zentralbanken?

29: Die Auswirkungen der bisherigen Rettungspolitik

30: Krisen dauern an – und was kostet eine Kugel Eis?

Teil III: Der Krisenausblick zeigt, wie es weitergehen wird

31: Starke Inflation ist unvermeidlich

32: Schwere Wirtschaftskrise ist wahrscheinlich

33: Was sind Negativzinsen?

34: Was bedeuten Bargeldabschaffung und Bargeldverbot?

35: Was nutzt Ihnen ein Einlagensicherungsfonds?

36: Warum das Geldsystem eine Illusion ist

37: Der Ausblick ist spannend und beängstigend zugleich

38: Über Gold und Geld – So schützen Sie Ihr Vermögen

39: Was ist eine digitale Währung (Bitcoin)?

Teil IV – Wie legen Sie Ihr Geld an und wo liegen die Risiken?

40: Wer sagt denn, dass Geldanlegen einfach ist?

41: Das Sparbuch

42: Die Aktienanlage

43: Die Immobilie

44: Das Thema Geldanlage zusammengefasst

Teil V: So gehen Sie richtig mit Geld um

45: Geldausgeben ist leicht, Sparen jedoch nicht

46: Warum Sie öfter mit Bargeld bezahlen sollten

47: Warum Sie sich nicht verschulden sollten

48: Gier nach Geld verleitet Menschen und Unternehmen

49: Geld ist nicht alles im Leben – oder etwa doch?

50: Warum Bildung so wichtig ist

Finale Zusammenfassung

Einleitung

Es gibt unzählige Bücher über die Themen Wirtschaft, Geld, Wachstum, Aktien, Krise usw. Sie sind oftmals kompliziert geschrieben, liegen schwer in der Hand und nur ein Themenbereich wird isoliert und in aller Tiefe beschrieben. Der Leser hat dann gleich zu Beginn keine Lust mehr, sich mit dem trockenen Thema anzufreunden. Dabei liegt es am Erklärenden, ein Thema interessant zu machen – das kennen wir alle nur zu gut aus der eigenen Schulzeit.

Manche Dinge sind nämlich gar nicht so kompliziert, wie sie zunächst den Anschein erwecken. In diesem Buch möchte ich Ihnen in einfacher Form das Thema Geld erklären. Es geht um das Verstehen der Zusammenhänge. Statistiken und viele Zahlen werden Sie nicht finden. Diese ziehen eine Erklärung in die Länge und behindern den Lesefluss. Wenn Ihnen ein spezielles Thema gefällt, gibt es, wie schon erwähnt, viele Bücher, welche ins Detail gehen. Unser Augenmerk wird sich auf das große Ganze richten.

Jeder wird mit dem Thema Geld in irgendeiner Weise konfrontiert: Jeder muss einkaufen, manche brauchen einen Kredit, viele bekommen Gehalt und andere investieren. Alle Punkte beinhalten das Thema Geld in einer speziellen Form. Nur in seiner Gesamtheit lässt sich das Thema Geld nicht immer verstehen.

Dies ist aber nicht Ihre Schuld, denn Ihnen wurde das Thema in der Schule und im Studium nicht ganzheitlich erklärt. Die wirklich wichtigen Zusammenhänge werden erst gar nicht angesprochen. Es ist nämlich von Vorteil, wenn der Bürger nicht zu viel über das Thema Geld erfährt. Er könnte dann eigene Schlussfolgerungen ziehen, unbequeme Fragen stellen und verstehen, auf welch wackligem Fundament das Geldsystem doch steht.

Am Ende dieses Buches werden Sie die wichtigen Zusammenhänge verstanden haben. Sie werden verstehen, warum der Staat immer mehr Geld benötigt und woher er es bekommt. Sie werden erkennen, dass Deflation nichts Erschreckendes sein muss und warum ein Unternehmen sich davor fürchtet. Sie werden auch verstehen, wie Banken arbeiten, was der Zins ist und wie man in Aktien anlegen kann.

Im ersten Teil werden wir uns mit allen Dingen beschäftigen, welche im Zusammenhang mit Geld stehen. Was ist Geld, wie entsteht es und wie wird es verwendet, das sind nur einige Fragen, auf die wir eingehen werden. Wir werden auch den Nutzen des Geldes verstehen und seine Funktion in der Wirtschaft beleuchten. Keine Sorge, Sie werden nicht überfrachtet mit unverständlichen Informationen. Im zweiten Teil werden wir uns das Gelernte in der Anwendung ansehen. Anhand des Verlaufs der Finanzkrise werden wir Nutzen und Schaden von Geld erkennen. Sie werden auch verstehen, wie die vielen Krisen entstanden sind und was es mit den immensen Schulden in der Welt auf sich hat. Im dritten Teil fassen wir unsere Erkenntnisse zusammen und wagen einen Ausblick, wie es mit der Krise und unserem Geld weitergehen wird. Im vierten Teil dieses Buches werden wir auf verschiedene Anlagemöglichkeiten eingehen, denn auch Ihr Geld soll sich bekanntlich vermehren. Im fünften und letzten Teil geht es um den Umgang mit Geld und wie es unseren Alltag beeinflusst. Wir werden uns all den genannten Themen nähern und Sie werden sehen, wie spannend dieses faszinierende Thema Geld sein kann.

Mit dem vorliegenden Buch haben Sie die Gelegenheit, endlich Klarheit über das Thema Geld zu erlangen. Dabei geht es mir um echte Erklärung, nicht um eine Aufzählung, wie sie in vielen anderen Büchern zu finden ist. In einfacher Sprache, kurz und knapp, mit vielen Beispielen und vor allem logisch zusammenhängend will ich versuchen, Ihnen das Thema Geld verständlich zu machen. Auf geht’s!

Teil I – Die Grundlagen verstehen

Im ersten Teil dieses Buches werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was Geld überhaupt ist und wie es funktioniert. Unser Ziel wird es sein, ein solides Fundament an Grundwissen aufzubauen. Schnell werden wir unseren Blick weiten, denn Geld steht ja nicht alleine da, sondern wird von vielen benutzt. Die Menschen verdienen es und geben es aus. Die Banken lagern es und sie verleihen es. Die Unternehmen brauchen es und Anleger spekulieren damit an der Börse. Wir werden hinterfragen, warum das Sparen den Menschen so schwerfällt und warum die Wirtschaft immer nur wachsen will. Schnell werden wir erkennen, dass wir immer das große Ganze im Blick behalten müssen. Alles hängt nämlich miteinander zusammen, weil das Bindeglied Geld ist, und das macht die ganze Sache so spannend.

 

1: Es gibt kein Schulfach Geld

Zunächst werfen wir einen Blick auf den Istzustand. In der Schule wird das Thema Geld nicht gelehrt und damit werden auch die Zusammenhänge nicht aufgezeigt. Das ist sehr verwunderlich, da jeder Mensch an der Benutzung von Geld nicht vorbeikommt. Man sollte daher annehmen, dass es eigentlich umgekehrt sein müsste. Ein Schulfach Geld müsste genauso gelehrt werden wie Rechnen und Schreiben. Stattdessen geht es in der Schule um übergeordnete Themen wie Soziale Marktwirtschaft, Globalisierung und Ökonomie. Das Grundwissen, das man zum Verständnis dieser größeren Zusammenhänge aber braucht, besteht aus den Themen Geld und Wirtschaft.

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie die Nachrichten verfolgen, dass dort über wirtschaftliche Dinge gesprochen wird, über Konjunktur, Konsum und über Geldpolitik berichtet wird und Sie verstehen nur Bahnhof? Als wäre die Unwissenheit nicht groß genug, gibt es kurz vor der Tagesschau auch noch den Blick auf die Börse. Dort geht es um den Aktienindex DAX, der manchmal steigt und manchmal fällt und Sie fragen sich, was der Börsenreporter da eigentlich erzählt. Wundern Sie sich nicht, Sie sind nicht alleine.

Den meisten Menschen auf der Welt fehlt ein Grundfinanzwissen. Es ist anzunehmen, dass Schüler wie Erwachsene bewusst nicht an dieses Thema herangeführt werden. Beim Thema Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf, sagt eine Redewendung. An dieser Stelle ist der Staat nicht unser Freund, denn je weniger der Bürger wichtige Fragen stellt oder gar eine Abkehr vom bisherigen System fordert, desto besser für das bestehende System. Stellen Sie sich vor, Sie würden die Regeln machen. Es ist naheliegend, dass Sie diese so auslegen würden, wie es für Sie am vorteilhaftesten wäre. Jedoch macht der Staat die Regeln – und er hat auch die Hoheit über die Schulfächer. Über das Kulturministerium hat der Staat die Kontrolle darüber, was in der Schule gelehrt wird. Das wichtige Thema Geld kommt in der Schule nicht vor. Nicht in der Vergangenheit und auch nicht heute. Es gibt zwar im Rahmen anderer Schulfächer wie Sozialkunde oder Wirtschaftswissenschaften eine gewisse, eher dünne Herangehensweise, die nur an der Oberfläche kratzt. Eine wirkliche, nämlich ganzheitliche und verständliche Erklärung bleibt aber aus. Niemand erklärt uns, wie der Staat an frisches Geld kommt, obwohl er chronisch pleite ist. Wäre der Staat ein normaler Mensch, er würde niemals einen Kredit bei einer Bank bekommen.

Nein, die Schüler, die später mehr oder weniger funktionierende Bürger sein werden, sollen nicht zu viel wissen. Besser ist, wenn der Mensch brav arbeiten geht und mit seiner Karriere beschäftigt ist. Und wenn er dennoch Zeit übrig hat, dann soll er sein Geld ausgeben, denn dann profitiert wiederum der Staat davon. Wir werden die Praxis des Geldausgebens und deren Auswirkungen später noch genauer aufgreifen. Alles, was man Ihnen über Finanzen erklärt hat oder aus der Erziehung mitgegeben hat, z. B. „Kind, gib nur aus, was du hast“, findet beim Staat keine Anwendung. Ihre Oma hat Ihnen vielleicht erzählt, dass Sie für schlechte Zeiten sparen sollen. Ihre Eltern haben Sie gelehrt, dass Sie mit Ihrem Geld haushalten sollen. Das ist auch alles richtig und wichtig. Beim Staat findet diese Denkweise jedoch keine Anwendung. Der Staat legt kein Geld zur Seite. Das kann er auch gar nicht, denn er ist ja chronisch pleite. Zudem kann der Staat nicht haushalten. Dadurch, dass die Politik alle möglichen Leistungen verspricht, wird die Ausgabenseite immer größer und die Einnahmenseite (Steuern und Abgaben) hat ihre Grenzen. Man kann sich die Einnahmenseite so vorstellen:

Aus einer Zitrone lässt sich eine gewisse Menge Saft herausdrücken. Man kann zwar mit etwas mehr Kraft und besserer Technik ein wenig mehr herausholen, aber niemals die doppelte Menge Saft.

Damit soll ausgedrückt werden, dass die Steuerlast für Menschen und Unternehmen ihre Grenzen hat. Der Staat tendiert demnach dazu, sich zu verschulden, denn es fehlt Geld in der Kasse. Obwohl jeder von uns weiß, dass Geld im Portemonnaie endlich ist und niemand dauerhaft über seine Verhältnisse leben kann, ist das beim Staat anders. Der kann überraschenderweise über seine Verhältnisse leben und schämt sich nicht einmal dafür. Schulden werden dem Bürger als notwendig verkauft und Ausgaben als unvermeidbar hingestellt. Nachfragen aus der Bevölkerung sind nicht erwünscht. Wenn die Bürger über das Thema Geld nicht unterrichtet werden, dann bleiben Nachfragen aus. Sie merken schon, beim Thema Geld will sich der Staat nicht in die Karten gucken lassen. Aber keine Sorge, wir sind der Sache auf der Spur.

Es ist kein Zufall, dass die Menschen so wenig über Geld, über Finanzen und wirtschaftliche Zusammenhänge wissen. Dieser Mangel ist weltweit gleich. Wer nicht weiß, wie Dinge funktionieren, der kann sie auch nicht verstehen und schon gar nicht hinterfragen. Der Staat würde nie auf die Idee kommen und seinen Bürgern mitteilen, dass Geld nur ein Stück Papier ist und dass er selbst ein Schneeballsystem betreibt, um den Staatsapparat am Laufen zu halten.

2: Geld und Wirtschaft gehören zusammen

Wenn das Thema Geld erklärt werden soll, dann kommt man nicht an der Erklärung wirtschaftlicher Zusammenhänge vorbei. Keine Sorge, auch Wirtschaft kann ansprechend und verständlich erklärt werden. Vor allem jedoch ist mit Wirtschaft unser alltägliches Leben gemeint. Sehr oft wird Wirtschaft mit Theorien und trockener Materie gleichgesetzt. Das gehört jedoch nur zum Universitätswissen. Um zu verstehen, wie sich die Dinge um uns herum entwickeln und welche Auswirkungen sie auf uns haben, braucht es keine trockene Materie. Eine einfache Grundannahme lautet wie folgt:

Ein Unternehmen baut eine Fabrik, kauft Maschinen, stellt etwas her und verkauft dann seine Waren. Für die Fabrik braucht es Hilfe von Bauunternehmen, welche das Produktionsgebäude und die Unternehmenszentrale aufbauen. Für die Maschinen braucht es weitere Firmen, die diese herstellen und an unser neues Unternehmen verkaufen. Für all diese Schritte braucht es Geld, entweder eigenes oder geliehenes von der Bank. Die Unternehmen, die die Fabrik bauen, bekommen ihr Geld, ebenso die Lieferanten der Maschinen für die Herstellung. Für die Produktion braucht es Arbeiter. Für den Verkauf braucht es Angestellte, die den Vertrieb erledigen. Die Arbeiter und Angestellten des Unternehmens bekommen Geld in Form von Gehalt.

Sie merken schon, Geld ist ein elementares Thema. Der eben angesprochene Kreislauf geht noch weiter. Die Mitarbeiter haben nun am Monatsanfang ihr Gehalt auf dem Bankkonto und können das Geld für ihren Einkauf benutzen. Das nennt man dann Konsum. Dabei geht es nicht nur um das einzelne Produkt, sondern um die Gesamtheit aller Dinge, die der Mensch einkauft. Ein Beispiel:

Sie wollen in die Stadt fahren, um eine Jeans zu kaufen. Zu allererst werden Sie sich einen Fahrschein für den Bus kaufen müssen, dazu brauchen Sie Geld. Sofern Sie mit dem Auto fahren, werden Sie tanken, an der Tankstelle werden Sie das Benzin bezahlen müssen. Sind Sie in der Stadt angekommen und haben sich eine passende Jeans ausgesucht, dann bezahlen Sie diese an der Kasse. Erneut greifen Sie in Ihr Portemonnaie. Dieses Geld benötigt der Ladeninhaber, um damit seine Angestellten und die Miete für den Verkaufsraum zu bezahlen. Der Staat freut sich ebenfalls, da er an der Mehrwertsteuer mitverdient (ist im Verkaufspreis der Jeans enthalten). Der Ladeninhaber bezahlt von den Einnahmen seinen Lieferanten, der ihm die Jeans verkauft hat. Vielleicht hat er einen Kredit für seinen Laden aufgenommen und muss einen Teil an seine Bank zurückzahlen oder er braucht das Geld für kommende Werbemaßnahmen. Die Verkäufer im Jeansladen freuen sich über den Lohn, den sie vom Ladenbesitzer erhalten (u. a. ist das Ihr Geld, das Sie für den Kauf der Jeans bezahlt haben). Die Angestellten brauchen das Geld, um die Miete für ihr Zuhause zu bezahlen. Besitzt der Mitarbeiter eine Eigentumswohnung oder ein Haus, dann wird das Geld (das Gehalt) für die Darlehenstilgung benötigt. Zudem haben die Angestellten womöglich Versicherungen, deren Beiträge gezahlt werden müssen.

Sie könnten sich auf dem Rückweg aus der Stadt noch einen Cappuccino im Café gönnen. Sie würden erneut Geld brauchen, um das heiße Getränk zu bezahlen. Sofort verdient auch der Staat wieder mit, da im Preis des leckeren Getränks ebenfalls eine Mehrwertsteuer enthalten ist. Wir legen noch eine Schippe drauf: Zu Hause angekommen, wird es schon spät und dunkel sein. Sie werden das Licht in Ihrer Wohnung anmachen und vielleicht den Computer oder den Fernseher einschalten. Sogleich wird der Stromzähler zu laufen beginnen und zusammenrechnen, wie viel Strom Sie verbrauchen, den müssen Sie dann beim Stromanbieter bezahlen. Und wenn Sie sich etwas zum Abendessen machen, dann haben Sie die Zutaten wahrscheinlich zuvor im Supermarkt gekauft, mit Geld, das Sie wahrscheinlich dank Ihrer Arbeit verdient haben.

So, nun aber Schluss.

Wir haben jetzt erkannt, wie sehr Geld unser Leben beeinflusst. Andauernd brauchen wir Geld, wir arbeiten für Geld und wir geben Geld aus. Sie werden bereits verstanden haben, dass der Bürger in diesem Gesamtkonstrukt von Alltag und Wirtschaft nur ein kleiner Teil ist. Alleine ist er unbedeutend, in seiner Masse jedoch braucht es ihn. Er ist eine Arbeitsressource für den Produktionsprozess, er ist gleichzeitig Humankapital für das Unternehmen, in dem er angestellt ist, er ist Anleger, wenn er zum Beispiel sein Geld investiert und er ist Konsument, wenn er sein Geld ausgibt. Der Mensch wird gebraucht, um den wirtschaftlichen Kreislauf (Herstellung, Vertrieb, Konsum) in Gang zu halten. Dies ist der Grund, warum Wirtschaft und Geld thematisch zusammengehören.

Bei der Betrachtung des Themas Geld kommen wir am Thema Wirtschaft nicht vorbei. Die wirtschaftlichen Kreisläufe sichern unsere gesellschaftliche Existenz. Nur wenn Unternehmen investieren, entsteht etwas Neues. Damit wird die zuvor beschriebene Kette in Gang gesetzt. Es braucht Geld, damit ein Unternehmen investieren kann, der Mitarbeiter Lohn erhalten kann und es braucht Geld, damit es die Menschen auch wieder ausgegeben können. Nähern wir uns also diesem Objekt der Begierde ein wenig an.

3: Was ist Geld und welche Funktion hat es?

Beginnen wir ganz von vorne und stellen die Frage: Was ist Geld? Den meisten Menschen fallen sofort die bunten Papierscheine und die Geldmünzen im Portemonnaie ein. Das ist auch richtig. Geld ist zunächst einmal alles, womit man bezahlen kann. Wenn Sie ins Kino gehen und dem Anweiser Ihr Kinoticket zeigen und er Sie ins Kino lässt, dann erfüllt die Kinokarte in diesem Moment auch die Funktion des Geldes. Das gilt ebenso für andere Dinge. Wenn Sie beim Einkaufen Punkte sammeln und diese später gegen Waren eintauschen, dann sind die Punkte in diesem Moment Geld. Wenn Sie Gutscheine sammeln und später damit an der Kasse bezahlen, dann übernehmen die Gutscheine die Funktion des Geldes.

Es wäre auch möglich, mit M&M’s zu bezahlen. Sie kennen bestimmt diese kleinen bunten Schokolinsen. Das mag zunächst überraschend klingen, dennoch ist es problemlos möglich. Sofern eine Gruppe von Menschen sich einig ist, die Schokolinsen als Tauschobjekt zu akzeptieren, dann wären für diese Gruppe auch M&M’s Geld. Sie könnte sogar eine Aufteilung vornehmen und den einzelnen Farben einen Wert zuordnen. Blau wäre zum Beispiel besonders wertvoll, weil es so selten zu finden ist. Oder braun wäre ebenfalls eine wertvollere Farbe als zum Beispiel rot oder gelb. Die Gruppe hätte damit eine Maßeinheit geschaffen und wüsste, wie viel Sie von einer Farbe für bestimmte Waren aufbringen müssten. Ein Brot könnte zum Beispiel gegen fünf rote Schokolinsen getauscht werden. Für ein Busticket müssten Sie vielleicht sieben der roten Schokokugeln hinlegen. Mit einer braunen Linse könnten Sie ein Kinoticket kaufen. Sie wären also in der Lage, mit dem Geld zu rechnen. Eigentlich sind die bunten Linsen den bunten Papiergeldscheinen in Ihrer Brieftasche sehr ähnlich. Geldscheine haben verschiedene Farben und manche Scheine in bestimmten Farben haben einen höheren Wert.

Wir bleiben bei den Schokolinsen und fragen uns, ob diese wirklich die Geldfunktion übernehmen können. Das Bezahlen mit Geld muss ja nicht nur zwischen zwei (oder einigen) Menschen funktionieren, sondern zwischen Millionen von Menschen. Also gibt es bestimmte Anforderungen, die wir an das Geld stellen müssen. Es muss allgemein zum Tausch akzeptiert sein, das wäre bei den süßen Linsen wohl kein Problem. Allerdings muss Geld auch beständig sein. Die Schokolinsen müssten aufbewahrt werden können, damit man mit ihnen zu einem späteren Zeitpunkt bezahlen kann. Vielleicht wollen Sie ja für eine größere Anschaffung sparen. Hier stoßen die M&M’s bereits an ihre Grenzen als Zahlungsmittel. Schokolinsen würden bei Hitze dahinschmelzen und damit Ihr Erspartes. Sie sind nicht beständig. Eine weitere Anforderung lautet, dass das neue Geld nicht beliebig vermehrbar ist. Auch hier sieht es für unsere bunten Linsen schlecht aus. Viele schlaue Leute würden sich blaue und braune Linsen selbst herstellen und damit bezahlen wollen. Es wäre nicht besonders kompliziert, sich in der Küche an eigenen Schokolinsen zu versuchen. Eine Vielzahl an Linsen würde den Wert aller bestehenden Schokolinsen entwerten. Wenn es von einer Sache zu viel gibt, dann ist es automatisch weniger wert, als wenn eine Sache nur sehr selten vorkommt. Diese Aussage ist besonders wichtig und wird uns im weiteren Verlauf dieses Buches begleiten. Wenn Sie in der Wüste stehen und Wasser suchen, dann ist Wasser besonders viel wert. Sie würden ein Vermögen geben, um einen Schluck davon zu erhalten. Zu Hause jedoch, wo Unmengen Wasser aus dem aufgedrehten Wasserhahn fließen, ist der Stellenwert dagegen gering. Geld wird heutzutage ebenfalls in Unmengen hergestellt und tendiert dazu, stetig an Wert zu verlieren.

Ganz früher, als es noch bäuerlich zuging, haben die Menschen Hühnereier gegen Milch oder Käse gegen Fleisch getauscht. Bei größeren Anschaffungen mussten dann mehrere Kühe gegen beispielsweise Baumaterial getauscht werden. Das war sehr mühselig. Zum Beispiel mussten die Kühe zum Marktplatz gebracht werden, damit der Verkäufer der Baumaterialien die Tiere zunächst begutachten konnte. Kam das Geschäft nicht zustande, dann hatte man sich die Mühe umsonst gemacht. Sicher könnte der Verkäufer der Baumaterialien auch zum Käufer kommen, aber der hatte selbst genug um die Ohren. Es war eben üblich, sich auf dem Marktplatz zu treffen.

Das Bezahlen mit Tieren oder Naturalien hatte seine eigene Problematik, die sich kaum lösen ließ. Wer will schon all seine Tiere jedes Mal auf den Markt mitschleppen, um zu sehen, gegen was er sie tauschen kann. Als dauerhaftes Tauschmittel waren Naturalien und Tiere nicht geeignet. Die Kühe, Hühner oder Schafe konnten jederzeit krank werden, sie taugten also nicht als Wertaufbewahrungsmittel. Dies ist eine weitere wichtige Funktion, die Geld erfüllen muss, nämlich wertbeständig zu sein. Aber zunächst weiter mit unserer Schilderung: Der Besitzer der Tiere trug also das Risiko, dass seine Tiere durch eine Krankheit (oder etwas anderes) dahingerafft wurden. Dann konnte er sich den erhofften Kauf der Baumaterialien abschminken. Hinzu kommt, dass nicht jeder Verkäufer gerade Kühe benötigt. Vielleicht hat der Verkäufer schon Kühe, könnte jedoch Schafe oder Schweine gebrauchen. Wenn Sie also nicht das haben, was der Verkäufer der Baumaterialien braucht, dann haben Sie ein Problem. Sie könnten zuerst herausfinden, was dieser gerne im Tausch haben möchte, z. B. Schafe, dann könnten Sie zunächst Ihre Kühe gegen Schafe tauschen und dann die Schafe gegen die Baumaterialien. Immer vorausgesetzt, Sie finden gleich die passenden Verkäufer, die sich mit Ihnen einig werden. Sie merken schon, der Tauschhandel mit Naturprodukten und Tieren hatte seine Probleme und war sehr mühselig. Es musste etwas Besseres gefunden werden.

Die Anforderungen an ein neues Geld waren klar: Es wurde ein Tauschmittel gebraucht, das unkompliziert in der Nutzung und wertbeständig ist, das von der Gemeinschaft akzeptiert wird und sich gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen lässt. Man unternahm verschiedene Versuche, z. B. erkor man seltene Steine oder Muscheln zum Zahlungsmittel und erkannte schnell, dass jeder, der diese Dinge einfach auf der Straße (Stein) oder Strand (Muscheln) gefunden hatte, plötzlich damit zahlen konnte. Damit untergruben diese Materialien die Werterhaltungsfunktion. Wenn jeder plötzlich Muscheln sammeln geht und viele davon besitzt, dann wird die einzelne Muschel weniger wert. Das ist logisch. Sand gibt es zum Beispiel zu Hauf – daher ist Sand weniger wertvoll. Anders hingegen verhält es sich mit Diamanten, die besonders selten sind und daher wertvoll. Also – wie schon in unserem M&M-Beispiel festgestellt: Das gesuchte Zahlungsmittel darf nicht beliebig vermehrbar sein.

Es brauchte demnach ein neues Geld, um den Handel zwischen Menschen zu vereinfachen. Eben ein Tauschmittel, das die eben aufgezählten Bedingungen erfüllte. Daher begann man schon ca. 500 v. Christus mit der Nutzung von Silber- und Goldmünzen. Die Münzen waren als Tauschmittel sehr gut geeignet, da man sie bequem am Körper in Münzbeuteln tragen konnte. Sie konnten einfach gegen Dinge getauscht werden, die man z. B. auf dem Markt erstehen konnte. Der Verkäufer konnte ebenfalls Münzen gegen Ware tauschen und akzeptierte diese Form der Bezahlung. Zudem waren die Münzen wertbeständig. Man konnte sie aufbewahren und erst in der Zukunft damit einkaufen. Den Münzen konnte Hitze oder Kälte nichts anhaben und sie konnten nicht krank werden, wie das bei Tieren der Fall war. Man konnte heute etwas verkaufen und erst zu einem späteren Zeitpunkt Dinge von ähnlichem Wert erwerben. Die Vermehrbarkeit von Münzen war eingeschränkt. Dieser Punkt ist wichtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand Gold auf der Straße findet, ist sehr gering. Auch dann nicht, wenn jemand danach schürfen würde. Wenn sich jemand in einen Fluss stellt und den ganzen Tag Sand aussiebt und hofft, dass irgendwo etwas Gold dabei ist, dann ist die Hoffnung meist vergebens. Und auch wenn jemand einen Berg finden würde, in dem er dieses goldene Metall vermuten würde, der Abbau wäre sehr aufwendig.

Um an unser voriges Beispiel anzuknüpfen, würde das Szenario mit dem Kauf der Baumaterialien jetzt so aussehen:

Ein Bauer verkauft auf dem Markt seine Kühe, es würde also ein Tausch Tier gegen Goldmünzen stattfinden. Derselbe Bauer würde die gewünschten Baumaterialien vielleicht nicht sofort kaufen wollen oder gerne auf eine bessere Gelegenheit warten. Das wäre mit Goldmünzen kein Problem, denn er könnte seine Münzen unter der Matratze verstecken. Den Goldmünzen passiert ja nichts. Sie verderben nicht und müssen nicht täglich gefüttert werden. Im Frühjahr könnte er diese gegen Baumaterialien tauschen. Das Leben wurde also durch das Bezahlen mit Gold und Silber deutlich einfacher.

Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt das Ideal gefunden. Mit Silber- und Goldmünzen ließ sich jeder Einkauf bezahlen. Warum also zahlen wir heute nicht mit Goldmünzen, sondern mit Papierscheinen?

Hier müssen wir den Blick auf das große Ganze werfen. Die Städte waren auch damals finanziell klamm, es mangelte an Geld, die Kassen waren chronisch leer. Zu dieser Zeit mussten vor allem Kriege finanziert und Soldaten bezahlt werden. Gold- und Silbermünzen ließen sich nicht beliebig vermehren. Was für den einzelnen Bürger etwas Gutes war, war für die Staatskassen schlecht. Also begann der Staat damals schon zu schummeln. Nehmen wir an, die Münzen von damals sahen aus wie unsere heutigen 50-Cent-Münzen und sie würden aus 100 % Gold bestehen. Das wäre das Ideal. Um aus dieser Situation einen Vorteil zu erhaschen, begannen die Schatzmeister (Finanzabteilung der Stadtführung) weniger Gold pro Münze zu nutzen. In dem Fall wurden nur 50 % echtes Gold in einer Münze verarbeitet, der Rest bestand aus irgendeinem billigen Metall. Von außen war die manipulierte Münze kaum zu unterscheiden. Bekanntlich steckt ja der Teufel im Detail. Mit diesem billigen Trick konnten die Städte ihre eigenen Kassen auffüllen und dabei die Bürger hinters Licht führen.

Aber auch die Menschen im Volk waren damals nicht einfallslos. Sie versuchten zum Beispiel, mit einer Feile Gold und Silber an den Seiten einer Münze abzuschmirgeln. Der dadurch gewonnene Metallstaub ließ sich verkaufen. Selbstverständlich funktionierte dieser Trick nur, solange die Händler und Verkäufer die Manipulation an den durch das Feilen verbogenen und etwas kleineren Münzen nicht bemerkten. Doch der Staat, der die Münzen in Umlauf brachte, erkannte die Schummelei und schob dieser einen Riegel vor. In die Ränder der Münzen wurden nun Riffel eingeschliffen. Einige Münzen von heute haben den Riffelrand noch immer. Daran kann man erkennen, ob die Münze unversehrt ist. Sehen Sie mal nach. Allerdings ist heute kaum noch werthaltiges Metall in den Münzen, sodass das Abschleifen auch gar keinen Sinn mehr macht.

Fassen wir also zusammen: Die Städte und damit auch der Staat brauchten Geld (damals Gold und Silber), das es schlichtweg nur in geringen Mengen gab. Es waren ja auch nicht die modernen Maschinen von heute vorhanden, um Edelmetalle aus der Erde abzubauen. Der Trick mit der Münzentwertung (weniger Metall in einer Münze) funktionierte auch nur beschränkt, da die Menschen und die Händler mit etwas Verzögerung das betrügerische Spiel der Fürsten und Städteverwalter erkannten. Letztendlich hatte die Stadtführung ja nicht nur den einfachen Bürger als Käufer hinters Licht geführt, sondern auch die Händler, die ja ihre Waren für die entwerteten Münzen hergaben. Diese wurden also benachteiligt. Im Gegensatz zum einfachen Volk wehrten und beklagten die Händler sich.

Der Handel hatte noch weitere Sorgen mit dem Geld aus Gold und Silber. Für größere Investitionen und Anschaffungen ließ es sich nicht so schnell zusammentragen. Zudem waren die Kaufleute vor Überfällen nicht sicher. Größere Mengen an Silber- und Goldmünzen waren unhandlich. Sie ließen sich schlecht transportieren und waren schwer in Kleidung und Tasche zu verstecken. Vor allem das Aufkommen des Handels entfernter Städte untereinander und zwischen verschiedenen Ländern erforderte eine einfachere Form der Zahlungsmöglichkeit. Also drängten Staat und Handel auf eine bessere Lösung. Es wurde folgende Idee entwickelt: Eine Bank mit einem großen Tresorraum sollte die wertvollen Münzen lagern und im Gegenzug einen Berechtigungsschein ausstellen. Damit war die Urform des heutigen Papiergeldes erfunden. Die Menschen hatten nun ihr Gold nicht mehr zu Hause gelagert, sondern im sicheren Tresor der Bank hinterlegt. Mit dem Papierschein in der Hand konnten sie jederzeit in die Bank marschieren und sich ihr Gold oder Silber herausgeben lassen. Wenn sie jetzt zum Markt gingen, trugen sie ihr Geld nicht mehr in Münzen in ihrem Beutel mit sich herum, sondern nur den (Papier-)Schein von der Bank. Dieses Recht auf eine bestimmte Menge ihres Goldes konnten sie beim Einkauf weitergeben. Der Käufer bekam die Ware und der Verkäufer den Geldschein. Der Verkäufer ging dann später zur Bank und ließ sich das Gold gegen Vorlage des Papierscheins auszahlen. Die ersten Papiergeldscheine, in ähnlicher Form, wie wir sie heute kennen, wurden ca. im Jahre 1700 ausgegeben. So kam der Mensch zu seinem Papiergeld.

Auf den ersten Geldscheinen wurde noch der Anspruch auf eine bestimmte Menge von Gold (z. B. beim amerikanischen Dollar) oder eine bestimmte Menge Silber (z. B. beim englischen Pfund) festgehalten. Es stand also auf dem Geldschein drauf, worauf Sie als Besitzer ein Anrecht hatten. Vielleicht bekommen Sie mal einen alten Geldschein zu Gesicht, dann sehen Sie genau nach. Leider kam es auch im Fall von Papiergeld schon bald zur Schummelei. Zunächst machten sich Fälscher daran, ebenfalls Papiergeld (die Berechtigungsscheine) zu erstellen und sich dann bei der Bank Gold und Silber auszahlen zu lassen. Vor mehreren Hundert Jahren war man mit der Technik noch nicht so weit und konnte Fälschungen kaum erkennen bzw. von vornherein unterbinden. Aber auch hier kamen nicht nur die Fälscher vom rechten Pfad ab, sondern auch wieder einmal der Staat. Für Kriege und andere Ausgaben reichte das Geld in der Haushaltskasse immer wieder nicht. Also machte man einen Deal. Der Staat erlaubte den Banken, ausgiebig selbst Geldgeschäften nachzugehen. Dafür mussten die Banken dem Staat im Gegenzug Papierscheine – allerdings ohne Gold- und Silberdeckung – zur Verfügung stellen. Die moderne Form des Kredits (kommen wir später noch dazu) und der Staatenfinanzierung (kommt ebenfalls später) war geboren. Nun konnte der Staat mit den neu erstellten Papierscheinen Ausgaben finanzieren, ohne dass er dafür Gold und Silber hinterlegt hatte. Das war ein eklatanter Bruch einer sinnvollen Abmachung. In der Folge kam es zu Inflation (kommt später), weil es ja nun zu viele ungedeckte Geldscheine gab. Wir hatten ja bereits gesagt: Wenn es von etwas zu viel gibt, wird das Einzelne weniger wert.

In der Geschichte kam es dann immer wieder zu einem Neuanfang, bei dem man wirklich nur mit Gold und Silber besicherte Scheine im Umlauf haben wollte, doch das hielt nie lange. Immer wieder kam es zum Bruch. Den letzten Bruch gab es 1971 durch die amerikanische Regierung. Die hatte Frankreich Papierscheine gegeben und versprochen, diese bei Bedarf jederzeit gegen Gold einzutauschen. Als die Franzosen aber ihr Gold haben wollten, hoben die Amerikaner einseitig die Goldbindung auf. Frankreich ging leer aus. In der Folge stellten die Amerikaner ungehemmt neues Papiergeld her – ohne Bindung an das wertvolle Metall – und hatten damit einen riesigen Wettbewerbsvorteil anderen Ländern gegenüber. Also hoben auch alle anderen Staaten die Bindung ihrer Währung an Gold und Silber auf. Seit dieser Zeit benutzen wir alle Papiergeld, das vom Staat legitimiert wurde und nichts weiter wert ist als das Papier, auf dem es gedruckt wurde.

Geld ist ein Zahlungsmittel. Es fungiert als Tauschmittel. Ware oder Dienstleistung bekommt man gegen Geld oder verkauft diese gegen Geld. Dabei dient Geld unter anderem als Maß- und Recheneinheit. Etwas, was 50 Euro kostet, ist mehr wert als etwas, das 20 Euro kostet. Gleichzeitig muss das Geld werterhaltend sein. Sie sollten also auch in der Zukunft damit eine ähnliche Menge an Waren und Dienstleistungen kaufen können. Außerdem haben wir erfahren, wie der Mensch zu seinem Papiergeld kam, so wie man es heute kennt.

4: Das Bezahlen mit Papiergeld basiert auf Vertrauen

Am Ende des vorigen Kapitels haben wir verstanden, dass Papiergeld nur Papier mit Bemalung ist, weil die ursprüngliche Pflicht der Banken, Papiergeld mit echtem Geld (damals Gold und Silber) zu sichern und zu hinterlegen, heute keine Anwendung mehr findet.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten morgen früh Ihre Bäckerei und der Bäcker eröffnet Ihnen, dass er für wertlose Papierschnipsel keine Backwaren mehr verkaufen wird. Er erklärt Ihnen, dass der ursprüngliche Gedanke, nämlich dass man Geld gegen Ware tauschen kann, nicht mehr in einem fairen Einklang sei. Er sagt, er sei morgens früh aufgestanden, habe echtes, greifbares und wohlschmeckendes Brot erschaffen. Er habe dafür den Teig geknetet, den Ofen angemacht und das Brot gebacken. Er erklärt, er habe für das Brot gearbeitet.

Abgesehen davon, dass Sie bestimmt sehr irritiert wären, hätte der Bäcker theoretisch natürlich völlig Recht. Es steht eine Leistung hinter dem fertigen Brot. Diese Arbeit muss sich der Bäcker selbstverständlich bezahlen lassen und weist einen entsprechenden Verkaufspreis aus. Aber was bekommt er dafür? Eben ein Stück Papier, was keinen echten Gegenwert hat. Das klingt nicht nach einem fairen Tausch. Da Sie sehr wahrscheinlich nichts dabei haben, das Sie ihm im Tausch für das Brot anbieten können, müssen Sie entweder ohne Brot die Bäckerei wieder verlassen oder der Bäcker überwindet seinen eigentlich berechtigten Wutanfall und nimmt am Ende doch noch Ihr Papiergeld oder Ihre wertlosen Münzen entgegen.

In Zeiten der Silber- und Goldmünzen war das Bezahlen anders. Die Leistung des Bäckers stand der Leistung der Metallförderung gegenüber. Jemand hatte eine Goldader aufgespürt, hatte sich in den Berg gekämpft und hatte den wertvollen Rohstoff gefördert. Aus den Edelmetallen wurden Münzen hergestellt. Wurde mit solch einem Münzgeld bezahlt, dann wurde Leistung gegen Leistung getauscht. Beide Seiten waren zufrieden. Die wesentliche Information lautet wie folgt:

In der Geldbörse befindet sich zwar Geld in Form einer beliebigen Währung. Sie ist nur nichts wert (bis auf das Papier).

Der Tauschhandel mit Papiergeld funktioniert nur deshalb, weil sich die Menschen daran gewöhnt haben und sich einig sind, dass sie damit zahlen können. Der Staat sichert die Akzeptanz der eigentlich wertlosen Geldscheine mit einer sogenannten Annahmepflicht. Die Bürger werden darin per Gesetz verpflichtet, Euros und Dollars und andere Währungen anzunehmen. Im Beispiel unseres Bäckers sieht es nun so aus, dass der Bäcker wohl auch weiterhin sein Brot gegen Papiergeld hergibt, weil er laut Gesetz dazu verpflichtet ist. Außerdem weiß er, dass er selbst damit ebenfalls einkaufen kann, weil auch der Großhändler, der Mehl und Zucker verkauft, das Papiergeld akzeptieren wird. Alle in der Gesellschaft sind sich also einig und vertrauen auf die Nutzbarkeit der bunten Scheine.

Da das Papiergeld keinen tatsächlichen Wert hat, können wir alle nur hoffen, dass auch am nächsten Morgen noch damit bezahlt werden kann. Die Akzeptanz von Papiergeld wird zwar vom Staat sichergestellt, sie hat aber auch ihre Grenzen, wie das folgende Beispiel zeigt:

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen 500-Euro-Schein in der Tasche. Das ist ohne Zweifel viel Geld und Sie könnten berechtigterweise annehmen, dass Sie sich dafür viele Sachen kaufen können. Doch spätestens, wenn Sie mit Ihrem Fahrzeug an einer Tankstelle stehen und kein Benzin mehr haben, werden Sie mit diesem Schein nicht weit kommen. An fast allen Tankstellen wird die Annahme von 500-Euro-Scheinen mit dem Hinweis auf die mangelnde Sicherheit bei der Annahme dieses Scheins verweigert.

Das Geldsystem steht also auf ziemlich wackeligen Füßen. Solange der Warentausch nicht fair, also Leistung gegen Leistung, stattfindet, bleibt eine gewisse Unsicherheit immer erhalten. Sie brauchen deshalb natürlich nicht sofort in Unruhe zu verfallen, es reicht, wenn Sie sich mehr und mehr darüber im Klaren sind, was es mit dem Papiergeld auf sich hat.

Stellen Sie sich vor, jemand findet alte Geldscheine. Damit kann man heute nichts anfangen. Niemand benutzt noch alte Geldscheine. Oftmals gibt es die Währung gar nicht mehr. Vielleicht finden Sie eine Kiste mit Reichsmark. Das Geld wäre heute, außer für Sammler, nichts mehr wert. Anders hingegen, wenn jemand eine Schatzkiste mit Goldmünzen finden würde. Gold besitzt auch nach Tausenden von Jahren noch Wert. Das Edelmetall wird schon immer von allen Kulturen als Zahlungsmittel akzeptiert. Die unterschiedlichsten Geldscheine kamen und gingen. Sie sind aber niemals ganz auszurotten, weil Staaten mit dem Geld, das sie einnehmen, nicht auskommen. Deshalb sind sie gezwungen, sich über kurz oder lang in den Geld„Schein“ zu flüchten.

Ein heutiger Staat würde bei einer mit Gold unterlegten Währung (früher war Silber auch ein Thema, durch die deutlich höhere Wertbemessung wird heute nur noch Gold als Besicherung angesehen) sofort in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Die Staaten müssten sehr viel kleinere Brötchen backen, weil es gar nicht so viel Gold gibt, wie Papiergeld im Umlauf ist. Vor allem könnten die Staaten mit ihrer Verschuldung nicht so weitermachen wie bisher. Alle Staaten sind klamm und brauchen immer mehr Geld. Woher nehmen und nicht stehlen, heißt es im Volksmund treffend. Der Staat hat sich folgende Idee ausgedacht. Er gibt den Banken die Möglichkeit, neues Geld (aus dem Nichts) zu erschaffen und im Gegenzug geben die Banken dem Staat Kredite. Die unzertrennliche Beziehung zwischen Banken und Staaten hat seinen Grund. Manch ein Leser wird sich sofort an die teuren Bankenrettungen im Rahmen der Finanzkrise (ab dem Jahr 2008) erinnern. Wir gehen auf diesen Punkt im zweiten Teil des Buches genauer ein.

Wenn die Gesellschaft Papiergeld nutzt, dann hat das einen großen Vorteil für den Staat. Dieser, als alleiniger Herausgeber der Geldscheine, entscheidet über dessen Wertigkeit, Beständigkeit und Nutzbarkeit. Es ist auffallend, wie dominant der Staat in wichtigen Bereichen des Lebens ist. In der Schule entscheidet er ganz allein, was die Bürger lernen sollen. Bei der Erschaffung von Geld ist er ebenfalls alleiniger Entscheidungsträger und lässt sich nicht reinreden. Manche Leser dieses Buches haben in ihrem Leben schon die eine und andere Währungsumstellung erlebt, ohne dass sie das eigentlich wollten. Als der Euro eingeführt und damit die Deutsche Mark abgelöst wurde, wurden die Menschen in Deutschland nicht gefragt. Als die Ostmark abgelöst wurde, wurden die Menschen ebenfalls nicht gefragt. Plötzlich war das Geld vieler Menschen, die es sich mühsam erspart hatten, nur noch die Hälfte wert, oder nur ein Drittel. Fragen Sie ruhig mal bei Freunden und Verwandten nach, die ihre Währung gegen eine andere tauschen „mussten“.

Sie merken schon die Gefahr, die von der Nutzung von ungedecktem Papiergeld, also jenem ohne Goldsicherung, ausgeht. Der Besitzer hat nicht mehr die Kontrolle über sein Geld. Wenn jemand Papiergeld nutzen muss, dann macht er sich abhängig vom Staat und dessen Politik. Jemand anderes kann über Ihr Erspartes bestimmen und das ist ganz und gar nicht angenehm. Dabei greift der Staat nicht unter Ihre Matratze oder direkt in Ihren Sparstrumpf. Er verändert den Wert der Geldscheine und schränkt deren Nutzung ein.

Sie können diese Vorgehensweise bei Ihrer zukünftigen Rente gut verfolgen. Der Staat verspricht Ihnen keine tatsächliche Rente in Form eines Betrages. Auch wenn Sie die jährlichen Schreiben mit kalkulatorischen Zahlen („Wenn Sie weiterhin einzahlen und die Zinsen sich so entwickeln, dann…“) erhalten, der Staat verspricht Ihnen nur Rentenpunkte. Das ist ein wichtiger Punkt. Das ist nämlich das Einzige, was zählt. Denn Sie wissen natürlich nicht, was ein Rentenpunkt in zwanzig bis dreißig Jahren wert sein wird. Der Staat behält auf diesem Weg die Kontrolle über die Höhe Ihrer Rente. Das ist beim Geld nicht anders.

Auch im Falle des Papiergeldes kann der Staat den Wert des Geldes beeinflussen. Zum Beispiel kann der Staat mehr Geld(scheine) drucken, um seine Rechnungen zu bezahlen. Wir haben zuvor gelernt: Wenn es etwas im Überfluss gibt, dann ist das Einzelne weniger wert. Wenn es zu viele Geldscheine gibt, ohne dass dabei die Produktion zugenommen hat, dann steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen. Sie können mit Ihrem Ersparten weniger einkaufen. Der Staat hat somit eine Entwertung Ihres Sparvermögens herbeigeführt. Solange die Menschen Papiergeld nutzen, behält der Staat die Strippen in der Hand. Jetzt erklärt sich natürlich auch, warum der Staat möchte, dass seine Bürger wenig über das Geldsystem verstehen. Die Menschen sollen keine Fragen stellen.

Solange die Menschen das Papiergeld nicht hinterfragen, kann der Staat machen, was er will. Er kann z. B. ein Bargeldverbot aussprechen und bei Nichteinhaltung unter Strafe stellen. Kommt öfter vor, als man sich vorstellen mag. Dann sind die Menschen gezwungen, Transaktionen, welche einen bestimmten Betrag übersteigen, nur noch elektronisch zu tätigen, per Überweisung oder Abbuchung von ihrer EC- oder Kreditkarte. Zeitgleich ist dann der Staat über jeden Ihrer Einkäufe informiert, weil eine elektronische Spur nicht verhindert werden kann. In einigen Staaten in Europa wird das Bezahlen mit Bargeld bereits beschnitten. In der Regel wird eine Grenze bei ca. 1.000 Euro gesetzt. Jede Transaktion darüber darf dann nicht mehr bar bezahlt werden. „Bargeldverbot“ lautet der Fachbegriff dafür – suchen Sie im Internet nach Bargeldverbot in Europa und Sie werden fündig. Im zweiten Teil des Buches werden wir im Rahmen der Finanzkrise besser verstehen, welche Absichten hier verfolgt werden.

Sie mögen jetzt denken, die anderen Nationen machen das so, das betrifft mich nicht, dann sollten Sie nicht zu vorschnell urteilen. Auch das deutsche Finanzministerium hat sich bereits mit dem Bargeldverbot beschäftigt. Hier will man die Grenze zunächst bei 5.000 Euro ziehen, spätere Einschränkung nicht ausgeschlossen. Sie wissen ja, wie das mit politischen Aussagen ist. Die Halbwertszeit ist gering.

Viele Dinge rund um das Papiergeld werden nicht so richtig wahrgenommen. Es ist so wie beim Autofahren – ein Automatismus. Sie fahren eben, weil Sie es so gewohnt sind. Ihr Körper und Ihr Geist handeln unbewusst. Sie hinterfragen das Lenken, Schalten und Bremsen nicht jedes Mal aufs Neue. Man hat sich daran gewöhnt.

Ähnlich beim Geld. Niemand interessiert sich für die Motive auf den Scheinen, niemand für die Sicherheitsvorkehrungen. Dabei geht der Blick für das Wesentliche verloren. Papiergeld ist ein Stück Papier, welches mit Baumwolle vermischt und dann bedruckt wurde. Die Mischung für das Papier gibt dem Geldschein seine Griffigkeit. Fassen Sie mal einen Geldschein an und streichen mit dem Finger darüber. Zum Vergleich können Sie ein Zeitungspapier oder Druckerpapier anfassen. Die fühlen sich glatt an. Wie Sie merken, reden wir in unterschiedlichsten Facetten sehr oft von Papier. An diesen bunten Geldscheinen hängt das Wohl und Leid vieler Menschen. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es kaum vorstellbar, dass die Menschen schon seit Jahrzehnten an die Nutzung wertloser Geldscheine gewöhnt sind. Käme das Vertrauen aus irgendeinem Grund abhanden, wäre das eine Katastrophe. Aus diesem Grund wird auch immer versucht, keine Diskussion über das Geldwesen aufkommen zu lassen.